KPZ- Konzeption Muzoka 02.06.14-1

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Naturschutzbund Deutschland Regionalverband Spremberg e. V.
Muzoka auf dem Weg zu mehr Vielfalt
Entwicklungskonzeption
Stand: Juni 2014
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Naturschutzbund Deutschland Regionalverband Spremberg e. V.
1. Bedeutung und historische Betrachtung
Der Muzoka ist ein Teichgebiet und befindet sich im Spremberger Ortsteil Weskow.
Der Teich liegt in einer Senke und wird im Wesentlichen aus den Zuläufen des
Oberflächenwassers der umliegenden Felder und Flure gespeist.
Der Name entstammt dem sorbischen Wortschatz und soll aus dem Wort „mucenka“
(getrübtes Wasser) abgeleitet sein. Eine urkundliche Ersterwähnung ist nicht bekannt. Erste
Karten liegen aus dem Jahr 1843 vor.
Der Teich war umgeben von kleingliedrigen Wiesen und Feldern der Bauern, die hier am
Muzoka ihr Vieh weideten. Überliefert ist, dass in Jahren großer Dürre der Muzoka-Teich
auch trocken fiel.
Das Grundstück ist eine kommunale Liegenschaft und gehört der Stadt Spremberg.
Die älteren Weskower Bürger erinnern sich, dort auch als Kinder gebadet zu haben und
berichten vom Fischbesatz des Teiches.
In den 80-er Jahren wurde er im Rahmen von großflächigen Meliorationsmaßnahmen
komplett ausgebaggert und die Bäume und Sträucher beseitigt. Er wurde damit tiefer und
die Uferzonen wesentlich steiler gestaltet. Seine Umrisse wurden zu einer Beckenform
verändert.
Gleichzeitig wurde der Ablaufgraben um ca. 10 m östlich verlegt. Am Nordufer ist die
Einmündung einer Meliorationsleitung zu sehen, die noch heute Wasser zuführt.
Planungs- oder Ausführungsunterlagen der durchgeführten Meliorationsmaßnahmen
konnten bisher nicht ermittelt werden.
Mit der Ausbaggerung wurden aber auch die natürlichen wasserundurchlässigen Schichten
des Muzoka-Teiches durchstochen. Um den Wasserstand des Teiches zu gewährleisten,
wurde der Grabenablauf mit einem Wehr versehen. Der neue Ablaufgraben wurde so tief
ausgehoben, dass ein Grundbruch entstand, durch den das Wasser unkontrolliert entwich.
Das Wehr hat seine Funktion nie erfüllt.
Es wurde Schilf angepflanzt, welches derzeitig fast die Hälfte des Teichflächenbewuchses
bildet.
Während der Baumaßnahmen wurden im nordöstlichen Teil des Grundstückes Fundstellen,
die auf Rasenerzverhüttung hinweisen könnten, freigelegt. Eine weitere Erkundung fand
damals nicht statt.
Schrittweise haben neben dem entstehenden Wildwuchs bereits in den 80-er Jahren
engagierte Naturschützer Bäume und Sträucher gepflanzt. Der derzeitige Bewuchs von
Weiden, Linden, Kiefer, Ahorn, Erlen, Birken, Wildpflaumen und sogar einem Walnussbaum
begann.
In den 90-er Jahren wurden schrittweise Feldsteinhügel, Sträucher, Brombeer- und
Benjeshecken angelegt, die den Kriechtieren Unterschlupf und Schutz bieten.
Das Wehr wurde dauerhaft geschlossen und im Ablaufgraben Stauschwellen errichtet, die
das ständige Lehrlaufen des Muzoka verhinderten und den Wasserhaushalt stabilisierten.
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Das Wildgehege, welches zu Beginn der 90-er Jahre im benachbarten Grundstück entstand,
grenzt im Westen an den Muzoka. Der unbefestigte Besucherrundweg führt damit
unmittelbar am Teich entlang. Eine Bank lädt die Besucher zum Verweilen ein. Das
großflächige Wildgatter (Damwild, Mufflon, Ziegen, Wollschweine, Emu) wird von Besuchern
– besonders Familien mit Kindern – gut angenommen.
In nordöstlicher Lage grenzt der Kleeweg an das Teichgrundstück. Der Kleeweg wurde Ende
der 90-er Jahre grundsaniert und hat eine Alleebepflanzung erhalten. Die sich in nord – und
südöstlicher Lage des Teichgebietes befindlichen Ackerflächen werden landwirtschaftlich
intensiv genutzt.
Die durchgeführte Beschotterung des Kleeweges sollte den Abschluss der Gestaltung dieses
Feldweges darstellen. Der Kleeweg war ein typischer Hohlweg und sollte als dieser erhalten
bleiben. Er stellt in gewissem Sinne eine Vorflut des Muzoka-Teiches dar, indem das
Oberflächenwasser bei starkem Regen den Weg entlang floss und den Muzoka-Teich
bespannte.
Die großen Niederschlagsmengen der Jahre 2008 - 2011 haben zu lang anhaltenden
Hochwasserständen und Überschwemmungen des Muzoka geführt. Das Teichgebiet war
kaum noch zugänglich und der Besucherrundweg dauerhaft überflutet.
Weiterhin erfolgte vermutlich durch das Ausschwemmen des nahen Ackerbodens ein
überaus hoher Eintrag von Gewässerschadstoffen in den Muzoka. Dieses
Nährstoffüberangebot förderte ein erhebliches Algenwachstum, das in den warmen
Sommermonaten zum sogenannten Umkippen des Teichwassers führte.
Die erheblich schwankenden Wasserstände führten ebenfalls zu Schädigungen der am
Teichrand stehenden Bäume und Pflanzen. Birken, Pappeln und die im Wasser stehende
Weiden sind abgestorben. Einige Erlen weisen Anzeichen von Schädigungen auf. Die Bäume
und Sträucher werden von vielen Vögeln als Lebensraum genutzt. Auch Raubvögel nutzen
diese Bäume und die der Allee am Kleeweg.
Die Pflege der Uferzonen und des Schilfes erfolgen durch die Stadt Spremberg auf
Anforderung des Ortsbeirates Weskow. Die Arbeiten wurden meist dreimal jährlich
durchgeführt. Der Ablaufgraben wird vom Wasserverband in Abstimmung mit der Stadt
Spremberg gepflegt.
Die Jäger haben einen Freisitz zur Wildbeobachtung am Teich errichtet.
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2. Konzeptionelle Zielstellung für Landschaft,
Wasserhaushalt und Artenschutz
Der Teich diente von alters her als Wasserquelle der Nutz- und Waldtiere und beheimatet
viele Wasser- und Kriechtiere sowie Teich- und Sumpfpflanzen. Weiterhin war und ist er
Lebensraum für viele Vögel.
Die Meliorationsmaßnahmen der 80-er Jahre haben das ehemalige Biotop und die
umliegende Wiesenlandschaft beseitigt. Der Teich ist verschilft und typische Flachwasseroder Uferzonen für Reptilien gibt es nicht mehr. Die Artenvielfalt der Teichpflanzen ist damit
auch zurückgegangen. Was ebenfalls auf die Brutplätze der Vögel und die Insektenvielfalt
negative Auswirkungen hatte. Noch in den 70-er Jahren hat im Schilf eine Rohrweihe
gebrütet. Am Graben brüten verschiedene Wasservögel.
Bis an die Grundstücksgrenzen des Muzoka wird intensive Landwirtschaft betrieben.
Schrittweise und behutsam ist es besonders seit den 90-er Jahren gelungen wieder einen
„natur-naheren“ Lebensraum aufzubauen, der weiter stabilisiert werden sollte.
Auf Initiative des NABU Regionalverbandes Spremberg e.V. (NABU-RV) wurde gemeinsam
mit der Stadt Spremberg, dem Ortsberat Weskow und den Natur- und Wasserbehörden des
Landkreises ein Konzept diskutiert, den Muzoka als Biotop weiterzuentwickeln, zu
stabilisieren und dies in Trägerschaft des NABU-RV umzusetzen.
Dabei wurden folgende Zielstellungen in das Entwicklungskonzept aufgenommen:
1. Der Muzoka-Teich speist sich im Wesentlichen durch das Oberflächenwasser (Tauoder Regenwasser), welches hier zusammenfließt. Deshalb sollte die Wasserhaltung
und Erzielung einer stabilen Wasserqualität im Muzoka und dem folgenden Graben
die dringlichste Aufgabe sein.
2. Mit dem Landwirtschaftsbetrieb sollte über die Fruchtfolge und die Düngergabe der
angrenzenden Ackerflächen und die Unterstützung für das Muzoka-Projekt beraten
werden.
3. Zur Vermeidung von Überflutungen des Teiches ist ein funktionstüchtiger
Überlaufgraben von max. 30 cm Tiefe / 40 cm Breite in östlicher Lage vom Wehr
erforderlich. Damit stabilisiert sich die Fauna und Flora und auch der Besucherweg
wird zugänglich gehalten.
4. Ein Grundablass des Muzoka-Teiches über die bestehende Wehranlage ist nicht
erforderlich, kann aber jederzeit erfolgen. Das Wehr ist in der jetzigen Form nicht
funktionstüchtig. Eine bereits diskutierte bauliche Sanierung oder Rückbau ist nicht
erforderlich.
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5. Die Wasserhaltung sollte zukünftig über die Staustufen des Grabens hinaus durch
Lurch- und Froschteiche, die sich Wildgehege befinden könnten, ergänzt werden.
6. Der Muzoka-Teich sollte in seiner Funktion und Form belassen und in südöstlicher
Lage durch eine Sumpfzone ergänzt werden. Damit soll den Kriechtieren und
Kleinlebewesen ein Lebensraum geschaffen werden, der durch Fische nicht
beeinträchtigt wird und auch trocken fallen kann. In der zu schaffenden Sumpfzone
ist die Wasserhaltung durch das Einbringen von Lehmböden sinnvoll. Die Gestaltung
mit Totholz ist ebenfalls zu empfehlen. Ein Lehmhügel für die Schwalben wäre
ebenfalls gut, da diese Lehm für ihren Nestbau benötigen und dieser kaum noch in
der freien Natur in dieser Gegend als offener Boden vorhanden ist. Schwalben sind
oft am Teich und decken aus dem Teich ihren Wasserbedarf.
7. Der Baumbestand am Mutzoka-Teich sollte in der jetzigen Form und Anzahl erhalten
bleiben. Die absterbenden Bäume im nördlichen Bereich prägen und unterstreichen
den Biotop-Charakter des Grundstückes und werden als Totholzbereich erhalten. Die
Zugänglichkeit des Gebietes wird durch Benjeshecken verhindert.
8. Die Abgrenzung des Grundstückes zu den Ackerflächen wird durch Benjeshecken
geschaffen. Die südöstliche Spitze des Grundstückes soll als Feldflur (Rand- und
Blühstreifenbepflanzung) mit Brachlandcharakter gestaltet werden.
9. Der naturbelassene Besucherweg wird in östliche Lage am Teich mit Sumpfzone
vorbei am Graben in westlicher Lage – direkt am Wildgatter entlang geführt.
10. Die Sitzgelegenheiten am Wehr sollten durch weitere Bänke nahe der Sumpfzone und
Anschauungstafeln zum Projekt ergänzt werden.
11. Die Uferflächen des Muzoka und das Westufer des Grabens müssen in die
Jahrespflege eingebunden bleiben. Der Freischnitt der Sträucher am Grabenweg ist
ebenfalls erforderlich. Die Ostseite des Grabens (Ackerseite) sollte im Rahmen der
jährlichen Grabenschau durch den Wasserverband beurteilt und geplant werden.
Bei der Pflege der Uferbereiche sollte nie der gesamte Bereich des Muzoka-Teiches
abgemäht und die Abfälle entsorgt werden. Insbesondere im nördlichen Bereich
müssen Areale entstehen, die höchstens aller zwei bis drei Jahre im Wechsel gemäht
werden. Damit wird die üppige Population an Insekten erhalten und kann sich weiter
festigen. Die Pflege der Randstreifen am Kleeweges erfolgt in Abstimmung mit dem
NABU-RV, um hier Rückzugsgebiete und Nahrung für Kriechtiere und Vögel zu
erhalten.
12. Die Anzahl der Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten für Vögel und Insekten wird
erweitert und ist insbesondere auf die Lebensbedingungen von Feldvögeln
auszurichten.
13. Eine Information über das Konzept, die Flora und Fauna des Muzoka wird durch
Anschauungstafeln in der Nähe der Bänke (Wehr) erreicht.
Auf Grund des Bekanntheitsgrades und des Rundweges wird eine weiträumige
Ausschilderung nicht angestrebt.
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14. Eine Kartierung und ein Monitoring der Artenvielfalt wird vom NABU-RV schrittweise
durchführt.
3. Umsetzung
Die Nutzungsvereinbarung der Stadt Spremberg mit dem NABU-RV wurde Anfang 2012
geschlossen und die konzeptionelle Umsetzung vom NABU-RV vorbereitet. Hierbei wurden
neben der Behörden, auch der zuständige Jäger und der Förster einbezogen.
Die Analyse der Wasserqualität des Muzoka ergab, dass die Inhaltsstoffe stark schwanken
und bedingt durch den Oberflächen- und Meliorationszulauf stark abhängig sind von den
Nährstoffeinträgen der Landwirtschaft, deren Flächen unmittelbar an den Muzoka grenzen.
Die Sedimentanalyse des Teichschlammes ergab, dass zwar geringe Belastungen im Muzoka
vorliegen und diese einen Auftrag auf lehmige-schluffige Ackerflächen zulassen würden.
Jedoch eine Entschlammung ohne Eindämmung der fortlaufenden landwirtschaftlichen
Einträge kaum sinnvoll ist.
Die Vorbereitungen der Maßnahmen wurden im Sommer 2012 abgeschlossen.
Im Herbst 2012 begannen die Arbeiten vor Ort mit dem Freischnitt der Gehölze und Bäume,
sowie dem Rückschnitt der Uferpflanzen. Mit dem Rückschnitt der Korbweiden und der
Grabenbepflanzung erfolgte im Oktober 2012 der Abschluss. Das Material wurde für die
Benjeshecken verwendet.
Im Winter 2012-2013 wurden neue Nistkästen angebracht und gemeinsam mit dem Förster
zwei neue Entenhäuser für den Muzoka geschaffen.
Nach der Schneeschmelze 2013 begannen die Schachtarbeiten des Überleitungsgrabens und
wurden im April fertiggestellt. Im gleichen Monat wurde das „Südeck“ mit einer Hecke
(Randsteifen) bepflanzt und durch den Jäger auf der Ackerflläche ein „Blühstreifen“
ausgesät.
Das Anbringen der Info-Tafeln erfolgte im Sommer 2013.
Der Bau der Sumpfzone konnte im schneefeien Februar 2014 erfolgen. Damit wurde die
konzeptionelle Umsetzung abgeschlossen und nun erfolgen nur noch die jährliche
Pflegemaßnahmen.
Die Pflege der Rand- und Uferflächen durch die Stadtbrigade Spremberg ist Bestandteil des
Nutzungsvertrages und erfolgte auf Abruf und unter Anleitung des NABU-RV in sehr guter
Qualität.
4. Ergebnisbewertung
Trotzdem die Maßnahmen erst wenige Monate wirksam sind und die Neupflanzungen erst
noch Entfaltung brauchen, kann eine positive Entwicklung festgestellt werden.
Am Nachhaltigsten wirkt sich die Stabilität des Wasserhaushaltes aus. Mit dem
Überleitungsgraben wurde zu einem stabilen Wasserspiegel beigetragen.
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Mindestens 3 Stockentenpaare haben gebrütet und mehrere Gelege gehabt. Ein
Teichhuhnpaar hat sich ebenfalls angesiedelt und im Schilf gebrütet. Die Nistkästen waren
alle belegt und es konnten mehrere Fledermausarten beobachtet werden.
Sogar der Eisvogel wurde am Muzoka beobachtet.
Bei aller Bewertung muss berücksichtigt werden, dass es vor den Maßnahmen bereits eine
gute Population gegeben hat. Aber Besucher und Beobachter teilen mit, dass die Anzahl und
Vielzahl sich erhöht hat. Das ist erfreulich und wird sich hoffentlich fortsetzen.
Auf Grund der Fische ist die Population an Lurchen, Kriechtieren und Fröschen noch nicht
erfreulich. Hier ruht die Erwartungshaltung auf die Besiedelung der neuen Sumpfzone. Mit
der beginnenden Artenkartierung und dem Monitoring wird es dazu weitere Aufschlüsse
geben.
5. Zwischenfazit
Das Gebiet des Muzoka ist ein flächenmäßig nicht sehr großes Gebiet und doch bietet es
außerordentlich gute und besondere Bedingungen Naturschutz zu leisten und zu
verdeutlichen.
Es ist ein Gebiet, dass von Menschen regelmäßig frequentiert wird und trotzdem genügend
Rückzugsraum, als auch Heimat, für viele Arten der Flora und Fauna bietet.
In den vergangenen 1 ½ Jahren wurden Maßnahmen am Muzoka durchgeführt, die das
Biotop wieder als ein solches erkennen lassen und gute Voraussetzungen für die
Weiterentwicklung geschaffen haben.
Inwieweit die Natur das auch so empfindet, wird sich zeigen. Die Aufgabe des NABU-RV ist es
der Natur am Muzoka Ruhe zu geben und den Erfolg einzig pflegerisch und unterstützend zu
begleiten.
Soweit dies die Menschen akzeptieren und sich daran freuen, wird es auch so bleiben.
Anlagen
Anlage 1 : Luftbild Konzept-Skizze
Anlage 2 : Veränderung der Teichfläche und Umrisse
Anlage 3 : Augenblicke am Muzoka
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