Berlin auf Augenhöhe mit London, Paris, New York

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Pressemitteilung
Kulturmetropolen-Studie: Berlin auf Augenhöhe mit London, Paris, New York
Berlins Kulturpolitik muss Zweiklassen-Förderung überwinden / Digitaler Wandel und
Diversität der Bevölkerung zu wenig beachtet
Berlin, 23. September 2015 – Berlin als Kulturmetropole ist heute mit London, Paris, New York
und Toronto durchaus vergleichbar. Aber nicht nur, was die Vielfalt und die Bedeutung des
Kultursektors angeht, auch mit Blick auf Herausforderungen und kulturpolitischen Reformbedarf
können sich die Städte auf Augenhöhe vergleichen – und voneinander lernen. Die Studie
„Berliner Kulturpolitik in international vergleichender Perspektive“ des Centre for Cultural Policy
der Hertie School of Governance stellt die genannten Städte und ihre Kulturpolitik erstmals
systematisch einander gegenüber. Aus den Ergebnissen leitet Prof. Dr. Helmut K. Anheier,
akademischer Direktor des Centres, unter anderem folgende Thesen ab:
In keiner Stadt ist die Ungleichbehandlung zwischen etablierten Einrichtungen der Hochkultur, in
die 95 Prozent der Kulturausgaben fließen, und so genannter Freier Szene so ausgeprägt wie in
Berlin. Um die kontraproduktive Abschottung der Sphären voneinander zu überwinden, sollte die
Kulturpolitik auf eine permanente Schnittstelle setzen. Neben die klassische öffentliche
Förderung sollten zivilgesellschaftlich organisierte Förderformen treten, wie es beispielsweise
Toronto mit einem Arts Council und einer Arts Foundation vormacht.
Der Mangel von finanzierbarem Arbeits- und Wohnraum für Kulturschaffende ist in den
Vergleichsstädten weit größer als in Berlin, doch auch hier ist er deutlich spürbar. Diesen Trend
insgesamt aufzuhalten ist eine Illusion. Stattdessen sollte die Politik die innerstädtische Mobilität
von Künstlern und das Entstehen neuer kultureller Hotspots fördern.
Auch die kulturelle Verarmung der Randbezirke und der Rückgang kultureller Bildungsangebote
an Schulen sind Entwicklungen, mit denen alle Metropolen zu kämpfen haben. Berlin sollte
diesem Trend jetzt entschieden entgegentreten, statt später verlorene Strukturen und
niedrigschwellige Angebote mit weit höherem Aufwand wieder aufbauen zu müssen.
Der digitale Wandel und die wachsende Diversität der Stadtbevölkerung (23-50% mit
Migrationshintergrund, Berlin: 27%) sind Phänomene mit unmittelbarer Bedeutung für Kunst und
Kultur. Sie werden jedoch in den analysierten Städten allenfalls ansatzweise von der Kulturpolitik
aufgegriffen. Berlin hat gute Voraussetzungen, um diese Themen auf seiner kulturpolitischen
Agenda nach oben zu setzen.
Die Verteilung kulturpolitischer Aufgaben innerhalb der Verwaltung muss überdacht werden.
Insbesondere die Trennung zwischen kulturpolitischer Zuständigkeit in der Senatskanzlei für
kulturelle Angelegenheiten und einer Zuständigkeit für Kultur- und Kreativwirtschaftspolitik beim
Wirtschaftssenat erschwert ein Zusammendenken der Bereiche. Stattdessen sollte eine enge
Verzahnung zwischen Kultur, Kreativwirtschaft und Wissenschaft gefördert werden.
London, New York und Toronto sammeln kulturpolitisch relevante Daten auf breiter Basis und
unter Einbindung zahlreicher Akteure. Die öffentlich zugänglichen Daten erhöhen die
Transparenz der Kulturpolitik und sind Vorstufe langfristiger strategischer Planung – ein Ansatz,
der auch für Berlin empfehlenswert ist.
Diskussion im rbb inforadio „Zwischen dynamischem Chaos und Planbarkeit: Was bringt
die Berliner Kulturpolitik voran?“
Am 24. September um 18.00 Uhr diskutiert Harald Asel (rbb inforadio) über die Ergebnisse der
Studie mit Helmut K. Anheier (Hertie School), Martin Roth (Victoria & Albert Museum, London),
Hermann Parzinger (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Christophe Knoch (Koalition Freie Szene)
und Jochen Sandig (Radialsystem V). Ort: Hertie School of Governance, Friedrichstraße 180,
10117 Berlin. Die Veranstaltung ist öffentlich, die Teilnahme kostenlos. Um vorherige Anmeldung
an [email protected] wird gebeten.
Die Studie „Berliner Kulturpolitik in international vergleichender Perspektive“ von Janet Merkel,
Postdoctoral Fellow, sowie begleitende Thesen von Helmut K. Anheier, Direktor des Centre for
Cultural Policy, Hertie School of Governance, finden sich unter www.hertieschool.org/kulturstudie
Die Hertie School of Governance ist eine staatlich anerkannte, private Hochschule mit Sitz in Berlin.
Ihr Ziel ist es, herausragend qualifizierte junge Menschen auf Führungsaufgaben im öffentlichen
Bereich, in der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft vorzubereiten. Mit interdisziplinärer Forschung
will die Hertie School zudem die Diskussion über moderne Staatlichkeit voranbringen und den
Austausch zwischen den Sektoren anregen. Die Hochschule wurde Ende 2003 von der
Gemeinnützigen Hertie-Stiftung gegründet und wird seither maßgeblich von ihr getragen.
Pressekontakt: Regine Kreitz, Head of Communications, Tel.: 030 / 259 219 113,
Fax: 030 / 259 219 444, E-Mail: [email protected]
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