Sommer in Azur (Leseprobe) 1. Edward und Philippe Philippe und Edward, zwei Studenten der Geologie lernten sich in den Ferien in der Schlucht des Verdon in Südfrankreich kennen. Philippe stammte aus Castellane, einer Stadt ganz in der Nähe der Schlucht. Er studierte in Nizza. Edward war ein amerikanischer Tourist aus Cheyenne in Wyoming. Er studierte in Laramie an der Universität Wyoming. Dort gibt es eine bekannte Fakultät für Geologie. Beide arbeiteten an einer Studie für die nächste Semesterarbeit und trafen sich innerhalb weniger Tage einige Male. Sie beobachteten sich gegenseitig, redeten aber nicht miteinander. Philippe merkte schnell, dass Edward nicht ortskundig war. Edward war aus unerfindlichen Gründen an dem jungen Franzosen interessiert, der genau wie er selbst mit Hammer und Notizbuch in der felsigen Schlucht unterwegs war. Philippe sah sehr gut aus. Er war schlank und braun gebrannt. Edward ertappte sich dabei, wie er mit offenem Mund dem jungen Mann beim Klettern in den Felsen zuschaute. Er selbst war viel größer und schwerer als Philippe und kletterte bei weitem nicht so elegant. Aber der hellhäutige, kurzhaarige Amerikaner hatte auch Interesse geweckt. Philippe schlug an diesem Abend sein Zelt nicht zufällig oberhalb der Stelle auf, an der auch Edward campierte. Er befürchtete ein im Wetterbericht angekündigtes Gewitter könnte dem Amerikaner gefährlich werden, der viel zu tief unten in der Schlucht des Verdon sein Zelt aufgeschlagen hatte. Sicher wusste er nichts von der Unwetterwarnung und sicher wusste er auch nicht, wie gefährlich schnell der Fluss die Schlucht mit Wasserfluten füllt, wenn es genug regnet. Sie aßen. Philippe beobachtete Edward aus der Entfernung, ohne seinen Namen zu kennen und Edward beobachtete Philippe. Jeder schaute scheinbar desinteressiert weg, wenn ihre Blicke sich kreuzten. Schwarze Gewitterwolken türmten sich am Himmel und die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, als das Gewitter schließlich mit aller Macht und ohne Vorwarnung losbrach. Philippe zog sich schnell die Bergschuhe wieder an und Edward staunte nicht wenig, als er den Franzosen im Regen auf sich zukommen sah: „Los, komm schon! Pack zusammen! Beeil dich, gleich säufst du hier ab!“ Er verstand nur jedes zweite Wort, aber das heranrauschende Wasser des Flusses, der Donner und der prasselnde Regen machten ihm schnell begreiflich es hier um mehr ging als nur um nasse Füße. Philippe packte beherzt zu und gemeinsam schafften sie es Edwards Ausrüstung schnell genug den Berg hinauf zu Philippes Zelt zu tragen. Der Regen prasselte in dicken Tropfen vom Himmel und es war inzwischen stockdunkel geworden. Sie krochen gemeinsam, nass bis auf die Haut, in das winzige Zelt, das fast zu kurz für Edwards lange Beine war: „Wow! Das war knapp! Danke Mann! Ich hätte alleine meine ganzen Sachen nicht so schnell wegtragen können!“ Die Worte sprudelten aus Edward heraus und Philippe bemühte sich ihn zu verstehen. Er antwortete langsam und mit einem deutlichen Akzent: „Schon okay. Ich hab mit schon heute Nachmittag gedacht, dass du keinen Wetterbericht gehört hast.“ Sie lagen nebeneinander und versuchten in der Dunkelheit ein Gespräch zu führen. Nach kurzer Zeit wurde es so kalt, dass Edward nur mit Mühe unterdrücken konnte vor Kälte zu zittern. Philippe war genauso nass und kalt. Er tastete nach seinem Handtuch und begann sich auszuziehen: „Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du mein Handtuch haben, ich habe leider nur das eine.“ Edward spürte in der dunklen Enge des Zeltes den nackten Körper neben sich. Er konnte sich nicht erinnern, dass ihn jemals etwas so sehr erregt hatte wie es dieser nackte, fremd riechende Männerkörper. Er war sehr konservativ erzogen worden und hatte sich noch niemals so nah neben einem Fremden nackt ausgezogen. Aber es war kalt in den nassen Sachen und es war stockfinster, also zog er sich auch aus und nahm dankbar das noch einigermaßen trockene Handtuch von Philippe. Sie schoben die nassen Sachen nach draußen und krochen gemeinsam unter Philippes Schlafsack. Der Regen prasselte auf das Zeltdach. Edward war unglaublich erregt. Er hatte nicht viele Erfahrungen mit Frauen und die er hatte, waren nicht halb so spannend gewesen wie diese Situation in einem dunklen Zelt. Philippe fragte ihn aus. Er wollte wissen, woher er käme und was er hier täte. Edward gab bereitwillig Auskunft. Es war nicht viel Platz unter dem Schlafsack, aber es war warm und auch wenn die Situation irgendwie absurd war, fühlten sich doch beide an der Haut des Anderen ziemlich wohl. Nach einigen Minuten der Stille, Philippe dachte schon, dass Edward eingeschlafen wäre, flüsterte Edward: „Du siehst ziemlich gut aus, wenn du kletterst.“ „Du hast mich beobachtet, warum?“ Edward suchte nach Worten. Er wusste es ja selber nicht. Oder besser, er wollte es sich nicht eingestehen. Philippe drehte sich zu Edward. Edward spürte den Körper des Franzosen von oben bis unten an seiner Seite. Philippe stützte seinen Kopf auf seine Hand und legte die freie Hand auf Edwards Bauch: „Du siehst auch ziemlich gut aus. Und du fühlst dich auch gut an.“ Philippe sprach leise und langsam. Er wollte richtig verstanden werden. Natürlich hatten beide in den letzten Tagen gemerkt, dass der Andere Interesse hatte. Philippe war sich seiner Homosexualität sicher, aber er ahnte, dass es bei Edward nicht so war. Allerdings spürte er ganz deutlich wie erregt der Körper neben ihm war. Seine Hand auf Edwards Bauch spürte den flachen Atem, das Zittern. Jetzt! Jetzt muss ich sagen, dass er aufhören soll! Dass ich das nicht will! Der Gedanke kam Edward nur kurz. Das Gefühl von Philippes Hand auf seinem Körper war zu schön. Was soll‘s, es ist Nacht. Wir werden uns vielleicht nie wieder sehen. Niemand kennt mich hier und es fühlt sich so gut an! Es war zu spät für Gegenwehr. Sein Körper gehorchte ihm nicht. Er schaffte es nicht, die streichelnde Hand weg zu schieben oder auch nur etwas zu sagen. Philippes Hand streifte kurz, wie zufällig die sensible Spitze seines steifen Schwanzes und Edward sog hörbar die Luft ein. Plötzlich spürte er feuchte Lippen und eine weiche flinke Zunge auf seinem Gesicht. Sie küssten sich, lange, nass und unendlich erregend. Edward hatte noch niemals einen Mann geküsst. Philippe wollte mehr. Seine Hände und Lippen wanderten über Edwards Haut. Es war absolut dunkel und weil die Augen ihnen nicht helfen konnten, waren die anderen Sinne bis zum Zerreißen gespannt. Philippe wusste, was er wollte, aber er wollte Edward nicht überrumpeln, weil er spürte, dass es sein erstes Mal war. Edward erwiderte die Zärtlichkeiten. Seine Hände erkundeten Philippes schlanken Körper und es bereitete ihm Lust zu spüren, wie sehr seine Berührungen auf Philippe wirkten. Er berührte vorsichtig sein erregtes Glied. Philippe legte seine eigene Hand über Edwards und zeigte ihm, wie es schön für ihn war. Edward spürte die steigende Erregung und er spürte den Orgasmus kommen. Philippe stöhnte laut auf und als er Edward nur kurz berührte kam er auch, in Philippes Hand. Edward zitterte, diesmal aber nicht vor Kälte und obwohl er viel größer und kräftiger war als Philippe, ließ er sich doch bereitwillig in den Arm nehmen und schlief an der warmen Brust des Franzosen ein. 2. Schön geträumt?! Am nächsten Morgen schien die Sonne vom wolkenlosen Himmel, als habe es den Sturm in der Nacht gar nicht gegeben. Philippe beschloss es ihr gleich zu tun, als er früh am Morgen aufstand. Edward schlief noch tief und fest. Philippe zog sich an und begann damit die nassen Sachen in die Sonne zu hängen. Nur der Wasserstand des Verdon verriet noch etwas vom Sturm. Die Erlebnisse der Nacht erschienen Philippe, jetzt in der hellen Sonne, unwirklich, fast so, als habe er nur davon geträumt. Er wusste nicht wie Edward darüber denken würde, wenn sie sich bei Licht in die Augen sahen. Vermutlich war es das Beste einfach so zu tun, als wäre es ein Traum gewesen, ein besonders schöner, erregender Traum, aber ein Traum. Philippe hörte Edward aufstehen. Er ging weg, tat so, als müsste er pinkeln gehen, um Edward die Gelegenheit zu geben sich unbeobachtet anziehen zu können. Als Edward aus dem Zelt kroch und in die helle Sonne blinzelte, sah er Philippe nur von hinten, in einem Gebüsch verschwinden. Er zog sich schnell an. In seinem Inneren tobten widersprüchliche Gefühle. Er hatte den Drang einfach weg zu laufen, aber wohin und vor was eigentlich. Vor seinen eigenen Gefühlen kann man nicht weglaufen. Und es waren schöne, starke und neue Gefühle. Philippe kam zurück und schaute Edward vorsichtig an: „Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“ „Ja danke, bist du schon lange auf?“ „Halbe Stunde. Komm wir stellen dein Zelt zum Trocknen auf und dann gehen wir frühstücken.“ Edward nickte. Er war froh, dass Philippe nichts von der letzten Nacht gesagt hatte. Es war ein Unterschied, ob man in absoluter Dunkelheit oder in hellem Sonnenschein zusammen war. Obwohl, eigentlich auch nicht. Er mochte Philippe bei Licht eigentlich genauso gern. Sie bauten gemeinsam Edwards Zelt auf ohne viel zu reden. Philippe versuchte in Edwards Gesicht zu lesen. Als sie fertig waren, suchte Edward in seinem Rucksack nach Keksen und Cola, seinem üblichen Frühstück. Er hätte es mit Philippe geteilt, aber der lachte ihn aus und sagte: „Non, non! Das ist kein Frühstück! Nimm deine Wertsachen mit und komm. Wir fahren nach Aiguines. Dort gibt es ein schönes Café am Brunnen. Die haben frischen Café au Lait und warme Croissants. Das ist ein Frühstück! Allez!“ Er ging voraus zu seinem alten klapprigen Renault. Edward dachte, was die hier Auto nennen, ist bei uns daheim ein Einkaufskorb. Er sagte aber nichts und setzte sich neben Philippe. Das Frühstück war köstlich. Der Kaffee extrem gut und die Aprikosenmarmelade zu den Croissants hausgemacht. Philippe plauderte gut gelaunt über alles Mögliche, sein Studium, seine Kindheit, Reisen die er gemacht hatte, Berge, die er bestiegen hatte, seine Pläne für den Rest der Ferien und, und, und… Edward kannte solche entspannten Mahlzeiten nicht. Bei seinen Eltern wurde beim Essen nicht geredet, außer um das Salz zu bitten. Im Studentenwohnheim aß er meistens nur Sandwiches, während er weiter las. Essen um des Essens willen! Undenkbar. Aber extrem schön, wie er bei diesem ersten gemeinsamen Frühstück feststellte. Philippe wollte nicht, dass Edward auch nur daran dachte, sich von ihm zu verabschieden. Er schlug vor, auf dem Markt etwas für ein Picknick und das Abendessen einzukaufen und sich dann mit dem Auto die Schlucht von oben anzusehen. Es gab einige sehenswerte Aussichtspunkte und eine spektakuläre freischwingende Brücke. Edward war begeistert von dem Vorschlag. Der Tag verging schnell und am Abend saßen sie gemeinsam beim Essen, tranken eine Flasche Rotwein zusammen und gingen dann jeder in sein eigenes Zelt zum Schlafen. Edward hatte schon lange keinen so schönen Tag mit einem anderen Menschen verbracht. Für gewöhnlich fand er die Tage, die er mit sich allein verbrachte am schönsten. Heute Nacht fühlte sich Alleinsein aber nicht gut an. Er sehnte sich nach Philippes warmer Haut. Philippe ging es nicht anders, aber er ahnte, dass Edward noch nicht wusste, wer er war und er wollte nichts falsch machen. Er mochte Edward, sehr sogar. Wahrscheinlich mehr als gut war, angesichts der Tatsache, dass sie sich wohl nie wiedersehen würden. Philippe hörte, dass Edward nicht schlief und Edward hörte, dass Philippe nicht schlief. Als Edward aufstand, um pinkeln zu gehen, wartete Philippe bis er zurückkam, dann öffnete er gut hörbar den Reißverschluss des Zeltes. Edward bemerkte es, natürlich. Er erwartete, dass Philippe herauskäme. Der hatte sich aber wieder hingelegt und gedacht: Die Tür ist auf, jetzt ist es seine Entscheidung. Edward traute sich nicht. Er legte sich wieder in seinen eigenen Schlafsack und sagte leise: „ Du, Philippe?“ „Oui.“ „Danke für den schönen Tag. Schlaf gut.“ „Du auch, Edouard.“ Es war das erste Mal, dass Philippe seinen Namen gesagt hatte. Edward bekam eine Gänsehaut auf dem Rücken. Noch niemand hatte seinen Namen so liebevoll ausgesprochen. So weich und zärtlich. Mit diesem Gedanken schlief er ein. In den folgenden Tagen gab es keinen Gedanke an und kein Wort von Abschied. Beide genossen die gemeinsame Zeit, als würden sie sich seit Jahren kennen. Sie brachten ihre Studien in der Schlucht gemeinsam zu Ende und führten während der heißen Mittagstunden lange Gespräche im Schatten. Über Geologie, Politik, Familie, Hobbys, Träume und Pläne. Es war schnell beschlossene Sache, dass sie den Rest der Ferien gemeinsam verbringen würden. Edward wollte sich die Städte der Cote d‘ Azur anschauen und Philippe versprach, ihm alles von seiner Heimat zu, zeigen was Edward sehen wollte. In den blauen Stunden am Abend, zwischen Essen, Wein und schlafen gehen, wenn das Licht etwas gnädiger war, redeten sie über die ganz persönlichen Dinge. Philippe über seine feministische Mutter und seine Kindheit unter Tanten, Freundinnen und Großmüttern und Edward über seinen strengen, patriarchischen Vater und dessen Vorstellungen von Edwards Zukunft. Es würde nicht leicht werden sich frei zu schwimmen. Edward haderte mit dem Zustand der finanziellen Abhängigkeit von seinen Eltern. Nur um ein einziges Thema machten sie einen großen Bogen, Sex. Seit der stürmischen Nacht im Zelt hatte keiner von ihnen mehr den Versuch einer körperlichen Annäherung gemacht, obwohl sie sich sehr anzogen und Philippe so scharf auf Edward war, dass er es sich jede Nacht selbst machte, um nicht über Edward herzufallen wie ein Hungriger über ein kaltes Buffet. Am Freitagabend gingen sie in einem kleinen Restaurant in der Nähe des Zeltplatzes zum Essen. Edward fand immer mehr Gefallen daran, wie Philippe die Mahlzeiten zelebrierte. Er würde sicher nie wieder, nur um der Nahrungsaufnahme willen, essen. Diese Erkenntnis würde er aus Frankreich mit nach Hause nehmen. Sie waren satt, zufrieden und gut aufgelegt nach der ausgedehnten Mahlzeit. Philippe amüsierte sich über Edwards Versuche dem Ober auf Französisch seine Wünsche begreiflich zu machen und Edward äffte Philippes ausladende Gestik nach. Sie lachten fast den ganzen Weg über. Plötzlich wurde Edward ganz ruhig und Philippe dachte, dass er etwas Falsches gesagt hätte und fragte vorsichtig: „Hey, ist alles okay? Habe ich was falsch gemacht?“ „Alles ist gut. Philippe, ich möchte dich schon lange etwas fragen, aber ich hatte bis jetzt nicht den Mut dazu.“ „Was? Was willst du wissen?“ „Mach es mir nicht so schwer, du weißt es doch….“ „Sei nicht kindisch, Edouard, frag und ich werde dir antworten.“ Philippe war stehen geblieben. Edward drehte sich zu ihm. Er konnte seine schwarzen Augen im Mondlicht gerade noch erkennen: „Hast du einen Freund, Philippe?“ „Non. Ich hätte gern einen, aber ich weiß nicht, ob der, den ich will, in meiner Mannschaft spielt.“ „Philippe, was meinst du damit?“ Philippe legte seine Arme um Edward und zog ihn ganz nah an sich heran, dann flüsterte er in sein Ohr: „Schläfst du heute Nacht bei mir?“ Edward entzog sich der Umarmung nicht. Für ihn klang die Frage wie: Schläfst du heute Nacht MIT mir? Er flüsterte zurück: „Ich habe das noch nie gemacht, aber ich bin so scharf auf dich. Ich war noch nie so verrückt nach einem anderen Menschen. Keine Frau, die ich kenne, hat mich jemals so angemacht wie du….“ Der Rest des Satzes wurde von Philippes Kuss verschluckt. Dämme brachen. Sie knutschten leidenschaftlich und hätten es beinahe gar nicht mehr bis zu ihrem Zeltplatz geschafft. Erst als sie beide nackt nebeneinander lagen, kamen Edwards Ängste zurück. „Philippe…….. warte, nicht so schnell, ich habe keine Ahnung. Was soll ich machen…?“ „Hab keine Angst.“ Philippe hielt ihn im Arm und streichelte Edward zärtlich: „Ich habe schon gemerkt, dass du eine Jungfrau bist und dass du noch nicht so richtig weißt, wohin du gehörst, oder du weißt es, willst es dir aber nicht erlauben, mhm?“ Edward drückte sein Gesicht an Philippes Brust: „Du verstehst mich ziemlich gut.“ „Es ist wie beim Essen. Du weißt erst, ob dir etwas Neues schmeckt, wenn du es in den Mund genommen hast. Entspann dich, ich werde dir heute Nacht etwas Schönes zeigen und du sagst mir einfach, wenn dir irgendetwas nicht gefällt, okay für dich?“ Diesmal küsste Edward Philippe, lang und leidenschaftlich. Das war neu und Philippe schmolz wie Butter in der Sonne. Für Philippe war es kein Unterschied, ob er ein köstliches Mahl verzehrte oder im Bett mit einem geliebten Menschen lag. Er zelebrierte das eine genauso lustvoll und ausgiebig wie das andere. Edward hatte viel Zeit, sich an die zärtlichen Berührungen des Franzosen zu gewöhnen und je mehr Philippe ihn küsste und streichelte, umso mehr wollte Edward davon. Philippe schaffte es seine eigene und auch Edwards Erregung lange zu steigern, aber als er Edwards Penis auch nur einmal ein wenig mit den Lippen berührte, spritzte ihm alles ins Gesicht. Edward stöhnte vor Lust. Noch niemals hatte jemand seinen Schwanz in den Mund genommen. Es war so überwältigend schön für ihn, dass er den Orgasmus nicht aufhalten konnte. Philippe nahm ihn in den Arm und hielt ihn einen langen Augenblick. Er flüsterte auf Französisch in Eds Ohr, bis Edward sagte: „Ich verstehe kein Wort. Was hast du gesagt? Hab ich was falsch gemacht?“ „Non, non, alles ist gut. Du bist wunderbar. Ich…ich….“ „Ja, was ist mit dir, Philippe?“ „Ich bin so scharf auf dich. Du machst mich total verrückt mit deinem amerikanischen King-Size-Schwanz.“ Edward nahm Philippe zärtlich in den Arm und sagte: „Sag mir, wie du es willst.“ „Ich will mit dir schlafen, aber heute noch nicht. Meinst du, du könntest ihn ein bisschen küssen?“ Es war ziemlich dunkel, obwohl der Mond hoch am Himmel stand. Edward war froh über die Dunkelheit. Er errötete heftig und flüsterte mit zitternder Stimme: „Bitte…ich hab das noch nie gemacht, ich….weiß nicht….“ Philippe flüsterte zurück: „Wie hat es sich angefühlt, vorhin?“ „Ohh!“ Edward bekam erneut eine Erektion allein von dem Gedanken an den Orgasmus. Philippe hatte Recht. Er versuchte es ganz vorsichtig, nahm Philippes erregten Schwanz in die Hand und probierte vorsichtig wie bei einer verbotenen Frucht seine Spitze. Es schmeckte ein bisschen salzig und ein wenig fremd, aber es fühlte sich schön an, glatt und weich, gleichzeitig fest und heiß. Philippe stöhnte. Edward leckte mit seiner Zunge rund herum und immer, wenn er sich der Spitze näherte spürte er, wie mehr Blut in ihn floss. Nach wenigen Minuten stöhnte Philippe: „Edouard! Bitte……! Du quälst mich….! Nimm ihn in den Mund! Bitte! Ganz! Soweit es geht!“ Edward nahm Philippes Schwanz ganz in den Mund und instinktiv saugte er daran…. Philippe spritzte in seinen Mund. Edward wurde von dem warmen Schwall überrascht. Es schmeckte fremd. Er schluckte jede einzelne Welle runter. Philippe stöhnte laut: „Oh, wie gut das ist, Edouard! Es ist gut, es ist gut, hör auf….Ohh!“ Sie lagen nebeneinander und Philippe rang nach Luft. Die ganze aufgestaute Lust der vergangenen Tage hatte sich in diesem Orgasmus entladen. Er war völlig aus der Bahn geworfen. Auch wenn er Erfahrungen mit Männern hatte, so war es doch immer nur um Sex gegangen. Das mit Edward war anders. Die Gefühle gingen tiefer und die Lust war so intensiv wie er es noch nie gespürt hatte. „Philippe? Alles okay? Hab ich was falsch gemacht?“ Eine leise und etwas bange Frage. „Nein, nein! Du bist wunderbar…ich...“ Philippe machte eine Pause. Er hatte einen Gedanken im Kopf, von dem er glaubte, dass es möglicherweise eine verheerende Wirkung auf ihre Beziehung haben könnte. Seit Tagen kämpfte er schon mit sich. Er hatte sich in Edward verliebt und er spürte auch, dass Edward ihn sehr mochte, aber er war sich nicht sicher, ob der Amerikaner diese Wochen nicht als ein Ferienabenteuer in einem fremden Land und vielleicht auch in einer fremden Sexualität betrachtete. Ob er, Philippe, nicht nur ein Urlaubsflirt für Edward war. Edward zog den Schlafsack über sie beide und kuschelte sich nah an Philippe. Seine Lippen schmeckten nach Sex. Edward war glücklich, so glücklich wie noch niemals zuvor. Er legte seine Hand auf Philippes Brust und spielte zärtlich mit den weichen Haaren: „Du, Philippe?“ „Mhm?“ „Das war der Wahnsinn. Ich glaube ich werde nie mehr so geil sein.“ Philippe lachte leise und sagte: „Oh, doch und sogar noch viel mehr….“ 3. Madame Dumont Edward erwachte am nächsten Morgen ganz nah an Philippe gekuschelt. Es fühlte sich so gut an, so richtig. In den Minuten zwischen Traum und Tag fühlte Edward das pure Glück. Erst als er vollständig wach war, schlichen sich Zweifel in sein Herz. Zum ersten Mal stellte er sich selbst die Frage, wie die Zukunft aussehen würde. In Wyoming, schwul, unmöglich. Ohne Philippe, undenkbar. Er schob die Gedanken beiseite und tröstete sich mit den verbleibenden zwei Urlaubswochen. Er hatte sich in Philippe verliebt, aber er hatte Angst es dem Franzosen zu gestehen und möglicherweise ausgelacht zu werden. Zwei Wochen schienen ihm eine lange Zeit. Es würde sich schon der richtige Moment ergeben, um festzustellen, was Philippe fühlte. Philippe spürte, dass Edward schon wach war, aber er wollte den innigen Moment noch ein wenig verlängern und räkelte sich noch einmal ganz nah an Edward heran. Der legte seinen Arm sanft um Philippe und flüsterte leise, unverständliche Worte in Philippes schwarze Haare. Philippe verstand nicht, was Edward flüsterte, aber es klang so liebevoll und zärtlich wie er es von seiner Mutter kannte. Mutter! Es schoss Philippe siedend heiß durch den Kopf. Es war Samstag und er hatte seiner Mutter versprochen heute zum Essen nach Hause zu kommen. Er brauchte sowieso frische Wäsche und für seine Mama war es sicher kein Problem, wenn er Edward mitbringen würde. Nur ob Edward einverstanden wäre, das war unklar. Er knurrte leise: „Du, Edouard.“ „Mhm?“ „Ich habe meiner Mama versprochen heute nach Hause zu kommen. Kommst Du mit? Sie kocht super und mein Bett ist groß genug für uns beide.“ Edward war sofort hell wach. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf: „Was soll deine Mutter von uns denken, wenn wir in einem Bett schlafen?“ „Sie weiß es.“ „Was?“ „Dass ich Männer liebe und nicht Frauen.“ „Gibt es keine Probleme? Ich meine, bei mir daheim wäre das unmöglich…“ „Was?“ Edward schluckte. Er spürte, wie schwer es ihm fiel das Wort laut auszusprechen. Philippe drehte sich zu ihm, nahm ihn in den Arm und flüsterte: „Bist du dir unsicher?“ Edward schluckte erneut und schaute Philippe gerade ins Gesicht. „Nein. Ich weiß es schon eine Weile, aber ich war zu feige es mir einzugestehen. Wohl auch, weil meine Eltern mich hochkant rausschmeißen würden, wenn sie es wüssten.“ Philippe drückte Edward an sich und sagte leise: „Wir haben 1990! Es ist dein Leben, oder? Du musst deinen Weg selbst finden. Heute führt er dich in das Haus meiner Mutter, Michelle Dumont und du wirst unter Freunden sein.“ Edward nickte und drückte Philippe einen Kuss auf den Hals. „Danke, du…“ Die Sonne stand schon hoch, als sie endlich aus dem Zelt krochen. Nach dem Frühstück packten sie alle ihre Sachen zusammen und Philippe bewunderte, wie Edward es schaffte alles, was er dabei hatte, in einem riesigen Rucksack zu verstauen. „Wow! Wie viel wiegt der?!“ „Auf dem Hinflug waren es 35kg aber ich habe auch noch ein paar Steine aus der Schlucht eingepackt, deshalb ist er jetzt sicher schwerer.“ „Da wirst du für Souvenirs von der Cote d’Azur ja nicht mehr viel Platz haben?“ Edward drehte sich zu Philippe und sagte mit einem schelmischen Grinsen: „Ich lass einfach meine dreckige Wäsche bei Dir…! Was denkst du? Dann ist Platz genug für Souvenirs.“ Philippe ging auf den Spaß ein und antwortete todernst: „Wenn du sie dir in ein paar Wochen abholen kommst, ist es kein Problem.“ Der Blick, den er Edward dabei zuwarf, verriet mehr über seine Gefühle als er eigentlich wollte. Edward schaute ihm in die Augen und schwieg einen Moment lang. „Würdest du das denn wollen?“ „Was?“ „Dass ich nochmal hierher komme?“ Philippe schenkte ihm ein wunderschönes, offenes Lächeln und sagte leise: „Lieber wäre mir, du müsstest gar nicht erst weg fliegen.“ Das war dünnes Eis und Philippe wusste es, aber er wollte, dass Edward spürte, wie gern er ihn hatte. Edward wechselte das Thema, aber auch nicht so ganz. Er fragte Philippe, ob er nicht einmal den Yellowstone Nationalpark besuchen wolle oder die Grand Tetons. Philippe wollte es jetzt wissen und fragte Edward ganz direkt: „Möchtest du denn, dass ich zu dir nach Wyoming komme?“ Edward senkte den Kopf und suchte nach Worten aber das einzige richtige Wort war: „Ja.“ Dieses fast geflüsterte ‚ja’ machte Philippe unendlich glücklich. Es war mehr als nur ein Urlaubsflirt, viel mehr! Er küsste Edward auf den Mund. Das hatten sie bei Tageslicht noch nie gemacht und Edward war nicht wohl dabei. Er schob Philippe sanft weg und wendete sich wieder seinem Rucksack zu. Philippe packte seine Sachen in seinen klapprigen R4. Edwards Rucksack kam auf den Rücksitz. Der Weg nach Castellane nahm zwei Stunden in Anspruch und während der Fahrt erzählte Philippe Edward einiges über seine ungewöhnliche Mutter. Michelle Dumont war eine emanzipierte Frau. Sie war Lehrerin für Französisch und Geschichte in der Schule in Castellane. Ihr Ehemann war bei einem Unfall mit dem Auto gestorben, als Philippe vier Jahre alt war. Er war unter Tanten, Großmüttern und Freundinnen in einem toleranten und liberalen Umfeld aufgewachsen. Die Gegensätze zu Edwards konservativem Elternhaus mit einem strengen Vater als Familienoberhaupt hätten nicht größer sein können. Edward war sehr gespannt auf Philippes Zuhause. Der wohnte zwar nur noch in den Ferien bei seiner Mutter und auch nur dann, wenn er nicht irgendwo in den Bergen unterwegs war, aber es war der Platz, wo er aufgewachsen war und das machte Edward neugierig. Die Begrüßung im Hause Dumont war warmherzig und zärtlich, mit Umarmungen und vielen Küsschen. Auch Edward bekam einen Teil davon ab. Es war ihm fremd und er wusste nicht, was Madame Dumont von ihm erwartete, aber sie war sehr nett. Als sie merkte, dass sein Französisch nicht soweit reichte, dass er dem Gespräch folgen konnte, bemühte sie sich langsamer zu sprechen. Philippe erklärte und übersetzte und nach dem Kaffee, im Garten und einer wunderbaren Tarte mit Aprikosen, schickte sie die beiden jungen Männer zum Wäsche auspacken und Betten beziehen. Natürlich durfte Edward seine Wäsche auch bei ihr waschen und es war keine Frage, wo er schlafen würde. Michelle hatte ein gutes Gespür für Menschen. Sie hatte das Strahlen in den Augen ihres Sohnes sofort gesehen. Edwards Gefühle für Philippe waren ihr noch nicht ganz klar, aber das würde sie noch klären. Spätestens bis morgen. Philippe zeigte Edward sein Elternhaus bis hinunter in die Waschküche. Es war ein kleines Haus mit einem wunderschönen Garten. Philippe hatte sein Zimmer unter dem Dach. Im ersten Stock war das Bad und Michelles Schlafzimmer und ein Arbeitszimmer in dem kreatives Chaos herrschte. Edward verglich in Gedanken Philippes Mutter mit seiner eigenen. Welten lagen dazwischen. Sie schafften ihre Wäsche in den Keller und sortierten sie gemeinsam. Philippe bediente die Waschmaschine und sagte leise zu Edward: „Ich wünschte, ich könnte dir so nah sein wie meine T-Shirts jetzt bei deinen sind.“ Edward lächelte ihn an und antwortete ihm: „ So nah wie du war mir noch nie jemand.“ tbc