Eine Welt voller Düfte und Aromen H. Steinecke 5 Historisches und die Verwendung von Parfüm (nur in online-Ausgabe) In der Renaissance war der Gebrauch von Wasser zur Körperreinigung verpöhnt, und es herrschten selbst an den wohlhabenden Höfen sehr schlechte hygienische Verhältnisse. Unangenehme Körpergerüche mussten dementsprechend übertüncht werden. Gesichter wurden gepudert, der Mundgeruch durch Ambra und Gewürznelken verbessert, Perücken, Stoffe, Handschuhe und auch Briefpapier wurden parfümiert. Ludwig IX. soll in vier Jahren nur einmal gebadet haben. Unter seiner Herrschaft stieg das Interesse an Düften ziemlich an. Ab dem 18. Jahrhundert mauserte sich die südfranzösische Stadt Grasse zur Hochburg der Parfümindustrie. Ursprünglich waren hier Gerber ansässig. Nachdem Katharina de Medici parfümierte Lederhandschuhe am französischen Hof eingeführt hatte, spezialisierten sich die Gerber und Handschuhmacher auf Duftleder. Die Parfümeure lernten von ihnen, ätherische Öle aus Jasmin oder Orangenblüten zu destillieren. Die benötigten duftenden Pflanzen wurden in großen Feldern rund um Grasse angebaut. Heute beziehen die Parfümeure ihre Rohstoffe aus aller Welt. Ein gutes Parfüm zu kreieren, ist eine große Kunst. Das Luxusprodukt Parfüm wird heute in vielen verschiedenen Duftnoten angeboten. Mit Chanel No 5 wurde 1921 die Parfümherstellung revolutioniert. Denn es war das erste Parfüm, das zusätzlich zu den natürlichen Duftstoffen auch synthetische enthielt. Der in Parfüms beliebte Maiglöckchenduft wäre in seiner Gewinnung viel zu teuer und aufwendig, ist deshalb durchweg künstlich. Liebhaber von klassischen Parfüms wundern sich manchmal, dass ihr Lieblingsparfüm heutzutage ganz anders duftet als vor vielleicht 20 Jahren, auch wenn die Rezeptur auf den ersten Blick so gut wie nicht verändert wurde. Grund dafür ist, dass seit einigen Jahren manche natürlichen Duftstoffe nicht mehr verwendet werden dürfen, sei es aus Artenschutzgründen (vor allem die tierischen Duftstoffe) oder dass manchen ein Allergiepotenzial nachgesagt wird (z. B. Eichenmoos). Durch synthetischen Ersatz oder Weglassen einzelner Duftkomponenten kann sich der Duft des Parfüms insgesamt wahrnehmbar verändern. Düfte tragen noch heute zum Wohlbefinden, zur Entspannung sowie zur Gesundheit bei, man denke nur an die vielen duftenden Wellnessprodukte, Massageöle sowie die Aromatherapie. Düfte und Aromen sind allgegenwärtig und bieten uns eine Menge an Lebensqualität. Kaum vorstellbar, wie es ist, wenn man diese nicht wahrnehmen bzw. nicht ertragen kann. Es gibt aber (und gar nicht mal so wenige) Menschen, die unter einer extremen Empfindlichkeit gegenüber synthetischen Duftstoffen leiden. Sie haben eine Chemikalien-Sensitivität entwickelt. Symptome der Unverträglichkeit sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Fieber oder auch Depressionen. Derartige Patienten (einschließlich der mit ihnen zusammen in einem Haushalt lebenden Menschen) müssen extrem darauf achten, keinerlei Körperpflegeprodukte, Kosmetika, Waschmittel etc. mit Zusätzen von Duftstoffen zu verwenden. Oft ist es aber kaum möglich, selbst in den eigenen vier Wänden, geschweige denn bei der Arbeit im Büro oder beim Einkaufen in Geschäften sich von solchen Duftstoffen fernzuhalten: Möbel, Teppiche oder Wandfarbe dünsten Gerüche aus, Passanten tragen den Geruch von Shampoo, Parfüm oder Duschgel an sich. Das kann bei manchen Patienten zu völliger Isolation und Verlust diverser sozialer Kontakte führen.