Vorlesung 1

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Vor. 1
PTE ÁOK Pszichiátriai Klinika
Bezugssysteme von Gesundheit und Krankheit
Der Gesundheitsbegriff
Viele Definitionen von Gesundheit kommen ohne den Krankheitsbegriff
nicht aus. Gesundheit wird also durch die Abwesenheit von Krankheit
definiert.
Die WHO („World Health Organisation") hingegen definiert Gesundheit
nicht als die Abwesenheit von Missbefinden, sondern wählt eine positive
Formulierung: Sie beschreibt Gesundheit als „den Zustand völligen
körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Wohlbefindens".
Die Gesundheit und Krankheit
Dichotomie versus Kontinuum
dichotomen Klassifikation- Entweder-Oder-Zustand
Kontinuum- zwischen den Polen Gesundheit und Krankheit
Wichtige Begriffe rund um die Krankheit:
Die Diagnose, Átiologie,Pathogenese und Krankengeschichte
Die Chronifizierung, das Rezidiv und die Rehabilitation
Die protektiven Faktoren
Optimismus: Selbstwirksamkeit
Resilienz
Die betroffene Person I.
Im Mittelpunkt steht die betroffene Person mit ihrer subjektiven
Interpretation ihres Befindens, die durch Emotionen und
Kognitionen Einfluss auf die Krankheit nimmt und deren
lebensqualität durch Gesundheit und Krankheit bestimmt wird.
Die subjektive Seite von Gesundheit und Krankheit
Mit der WHO-Definition von Gesundheit wird die Subjektivität,
also das individuelle Befinden und Erleben in den Vordergrund
gestellt
Die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Vorgängen innerhalb des
eigenen Körpers - die Interozeption - ist interindividuell sehr
verschieden
die Viszerozeption (Wahrnehmung des inneren Organbereichs)
die Propriozeption (Wahrnehmung der Körperlage im Raum,
Muskel- und Sehnenspannung)
die Nozizeption (Wahrnehmung von Schmerzen).
Die betroffene Person II.
Divergenz von subjektivem Befinden und medizinischem
Befund
die Konversionsstörung (psychische Konflikte werden
in körperliche Symptome - z. B. Lähmungen umgewandelt) und die Somatisierungsstörung (s.u.).
Die emotionalen und kognitiven Einflüsse
Die impliziten Krankheitstheorien
Die gesundheitsbezogene Lebensqualität
Die Lebensqualität :
das physische Befinden
das psychische Befinden (z. B. Stimmungen)
das soziale Befinden (z.B. Qualität sozialer
Beziehungen)
die Funktionstüchtigkeit (Berufsfähigkeit,
Belastbarkeit)
Die Medizin als Wissensund Handlungssystem
Die Medizin ist ein über viele Jahrhunderte entwickeltes
Wissenssystem über Krankheiten, deren Ursachen
und deren Behandlung, das sich durch immer neues
Forschungs- und Erfahrungswissen in einem
ständigen Wandel befindet. Die Medizin ist aber auch
ein Handlungssystem, da sie dieses Wissen in der
medizinischen Praxis anwendet und überprüft.
Die medizinische Befunderhebung und die Diagnose
Exploration
Anamnese
körperliche Untersuchung
medizinisch diagnostische Verfahren (z.B bildgebende
Verfahren wie MRT, CT, PET oder Labor untersuchungen )
Die Grundzüge von Klassifikationssystemen
Sie haben zum Ziel, die Vielzahl von Symptomen,
klinischen Befunden und Verhaltens- und
Erlebensmustern zu ordnen und so die
Kommunizierbarkeit über Krankheiten zu erleichtern
und eine Vergleichbarkeit zu ermöglichen.
Das ICD-10 ist das aktuelle internationale
Klassifikations- und Diagnosesystem der WHO.
Das DSM (Diagnostisches und Statistisches Manual
psychischer Störungen; aktuell DSM-IV) ist das
System der APA.
Der Aufbau des ICD-10
Das ICD-10 umfasst zwanzig Kapitel zu physischen
und ein Kapitel zu psychischen Störungen,die jeweils
wiederum eine Reihe unterschiedlicher Kategorien
enthalten.
Der Aufbau des DSM-IV
Das DSM-IV wurde von der American Psychiatric
Association (APA) entwickelt und umfasst mehr als
200 psychische Störungen. Es wird als
multiaxiales System bezeichnet, da der Zustand
des Klienten anhand von fünf getrennten Achsen
beurteilt wird.
Achse I umfasst aktuelle klinische Syndrome
Achse II betrifft langanhaltende Probleme
(Persönlichkeitsstörungen,geistige Behinderung).
Achse III allgemeinmedizinische Beschwerden
Achse IV der Schweregrad psychosozialer
Schwierigkeiten
Achse V eine globale Beurteilung des
psychischen, beruflichen und sozialen
Zurechtkommens des Klienten.
Die Gesellschaft
Der Umgang mit Gesundheit und Krankheit wird durch die vorherrschenden
sozialen und gesellschaftlichen Systeme bestimmt. Diese Systeme bringen
Normen und Rollen hervor.
Das westliche Wissenschaftsdenken führte lange Zeit zu einer rein biologischmedizinischen Vorstellung von Gesundheit und Krankheit.Das
biopsychosoziale Modell erkennt das Zusammenwirken körperlicher (bio),
psychischer und sozialer Faktoren bei der Bestimmung von Gesundheit und
Krankheit an.
Die Erfüllung und Abweichung von sozialen Normen und Rollen
Normen -statistischen Normen
-Idealnormen
-Funktionsnormen
Krankheiten zählen zu den Devianzen
Die Diskriminierung psychisch Kranker-Die Geschichte der Psychopathologie
besteht aus einem ständigen Wechsel von gesellschaftlicher Diskriminierung
und Akzeptanz psychisch Kranker
Deinstitutionalisierung
Stigma -Diskriminierung
Der Etikettierungsansatz (Labeling-Theorie)
Laut Labeling-Theorie definieren sich Abweichler nicht durch ihr Verhalten,
sondern durch die gesellschaftlichen Reaktionen: Eine Abweichung ist das,
was von der Gesellschaft als solche definiert wird
Die rechtlichen Regelungen des Gesundheits- und
Sozialsystems
Die Arbeitsunfähigkeit
Im sozialversicherungsrechtlichen Sinne gewährleistet Gesundheit die Arbeitsund Erwerbsfähigkeit, während Krankheit Arbeits- und Erwerbsunfähigkeit
bedeutet.
Arbeitsunfähigkeit -Krankschreibung
Lohnfortzahlungsgesetz
Die Krankenversicherung
Die Krankenversicherung verhindert, dass dem Kranken wirtschaftliche
Nachteile durch Behandlungskosten und Verdienstausfall entstehen
Die Rentenversicherung
Die Rentenversicherung leistet die regelmäßige Zahlung der Rente ab dem
Beginn des Rentenalters bis zum Tode des Rentenversicherten
Erwerbsunfähig
Sind laut Sozialgesetzbuch diejenigen Patienten, die wegen einer Krankheit
oder Behinderung die Erwerbstätigkeit nicht mehr regelmäßig ausüben
können.
Medizinische oder berufsfördernde Rehabilitationsmaßnahmen
Berühmte Personen mit psychischen Störungen:( Arthur Schopenhauer und
Marilyn Monroe, Abraham Lincoln und Ernest Hemingway, Jean-Jacques
Rousseau, Georg III, Ludwig II, Elvis Presley und Edgar Allan Poe, Elisabeth
I , Victoria, etc)
Gesundheits- und Krankheitsmodelle
Die Verhaltensmodelle
Die Grundidee der klassischen Verhaltenstheorie (Behaviorismus) ist, dass
man das Verhalten einer Person allein durch ihre Erfahrungen mit der Umwelt
erklären kann
Das lerntheoretische Modell
Psychische Krankheiten durch Lernprozesse entstehen und aufrechterhalten
werden
Lernformen:klassisches-, operantes Konditionieren und das Modelllernen
Nach dem lerntheoretischen Modell ist eine psychische Störung ein
ungünstiges, nicht zielführendes (dysfunktionales) Verhalten
Das kognitive Modell
Im kognitiven Modell wird der Einfluss von Bewertungen und Interpretationen
auf das Gesundheits- und Krankheitsverhalten betont
internale und externale Attribution,
Der kognitiv-behaviorale Ansatz
Sowohl Lernprozesse als auch Kognitionen (Bewertungen, Interpretationen)
eine wichtige Rolle bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen
Störungen spielen
Die Verhaltensmedizin
Dabei geht es darum, die Verbindungen zwischen psychischen
Verhaltensweisen und physischen Krankheiten zu verstehen
Die Verhaltensgenetik
Inwiefern Unterschiede im menschlichen Verhalten auf
genetische Faktoren zurückzuführen sind Bei psychischen
Störungen variirt sich der genetische Anteil stark
Lediglich eine Disposition (Anlage), nicht jedoch die Störung
selbst, wird vererbt (Stress-Diathese-Modell)
Klinische Bezüge
Lernerfahrungen beeinflussen auch den Umgang mit
Krankheiten
Das lerntheoretische Modell geht davon aus, dass man jedes
erlernte Verhalten auch wieder verlernen kann
Die biopsychologischen Modelle
Die Biopsychologie interessiert sowohl die Auswirkungen psychischer
Prozesse (z.B. Stress) auf biologische Prozesse, als auch die Folgen
körperlicher Veränderungen (z.B. Hirnschädigungen) auf das Verhalten und
Erleben.
Die Biopsychologie
Die Biopsychologie ist ein Oberbegriff für einige Teilgebiete,
Die Psychophysiologie sucht nach physiologischen Indikatoren für psychische
Prozesse. Es werden zentralnervöse und vegetative Veränderungen zu
identifizieren versucht,
Die physiologische Psychologie ist eine Disziplin der Grundlagenforschung. Sie
untersucht direkte Zusammenhänge zwischen zentral nervösen Prozessen
und Verhalten beim Menschen und beim Tier.
Neuropsychologie beschäftigt sich ebenfalls mit der Frage, welche
Himstrukturen für Verhalten oder emotionale Prozesse verantwortlich sind,
wobei sie sich auf Untersuchungen von Patienten mit Hirnschädigungen und
den Einsatz bildgebender Verfahren stützt.
Die Psychoendokrinologie untersucht die Wechselwirkung von endokrinen
Vorgängen und menschlichem Erleben und Verhalten.
Psychoneuroimmunologie beschäftigt sich mit dem komplexen
Zusammenwirken des psychischen, des zentralnervösen und des
Immunsystems.
Der Stress und die Krankheit
Der Stress und die Stressoren
Stress ist eine Anpassungsreaktion des Organismus auf Reize, die dazu
dienen soll, ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und den
momentanen Fähigkeiten auszugleichen. Das Ziel besteht darin, eine
Homöostase wiederherzustellen (im biologschen Sinne die Konstanthaltung
des inneren Milieus).
Mit Stress wird die Reaktion und nicht der Reiz bezeichnet
Die zur Stressreaktion führenden Reize heißen Stressoren. Sie können aus
der Umwelt stammen (z.B. hohe Leistungsanforderungen von außen) oder
innerhalb der Person liegen (z.B. überhöhtes Anspruchsniveau) und in
physische und psychische Stressoren unterschieden werden
Psychische Stressoren: beispielsweise kritische Lebensereignisse (critical
life events) wie der Tod eines nahen Angehörigen, Zeitdruck,
Reizüberflutung, Isolation und ständige kleine Ärgernisse.
Physische Stressoren:z.B. Krankheiten, Lärm, Kälte oder Schlafmangel. Die
Wirkung von Stressoren hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab,
zum Beispiel von der Intensität, Dauer und Häufigkeit des Stressors, von
den Vorerfahrungen im Umgang mit Stress, von Persönlichkeitsmerkmalen
und Bewältigungskompetenzen und von der erfahrenen sozialen
Unterstützung.
Die physiologischen Stressreaktionen:Die
Reaktionen auf akuten Stress
Das physiologische Reaktionsmuster dient einer Mobilisierung des
Organismus, die ihn zum Kampf oder zur Flucht befähigt („Fight-or-flight"Syndrom nach Cannon). Die Gehirnregion, die maßgeblich an
Stressreaktionen beteiligt ist, ist der Hypothalamus („Stresszentrum").
Man unterscheidet zwei Systeme der Stressreaktion: das
Nebennierenmark-System und das HypophysenvorderlappenNebennierenrinden-System.
Das sympathische Nebennierenmark-System:
Auf eine akute Bedrohung reagiert der Organismus mit
der Dominanz des sympathischen Anteils des vegetativen
Nervensystems.
Nebennierenmark: Ausschütten von Adrenalin (Epinephrin)
und Noradrenalin (Norepinephrin)
Das Hypophysenvorderlappen-Nebennierenrinden-System: thyreotrope
Hormon (TSH), adrenocorticotrope Hormon (ACTH)
Die Reaktionen auf chronischen Stress
Selye (1956):Allgemeine Adaptationssyndrom (AAS).
Es handelt sich um eine Anpassung des Organismus,
die durch ein typisches Muster physiologischer Reaktionen
gekennzeichnet ist. Die physiologischen Reaktionen sind
nicht spezifisch für bestimmte Reize, sondern treten ganz
allgemein (unspezifisch) bei jeder Art von Stressor auf.
Die Alarmphase ist die unmittelbare Reaktion zur Wiederherstellung des
inneren Gleichgewichts. Sie ist in erster Linie durch die Ausschüttung von
Kortisol aus der Nebennierenrinde gekennzeichnet.
In der Widerstandsphase (Resistenzphase) kommt es durch den Anstieg des
adrenocorticotropen Hormons (ACTH) und Kortisol zu einer
Energiemobilisierung und Stoffwechselsteigerung,
Die Erschöpfungsphase ist erreicht, wenn nach einiger Zeit die erhöhte
Hormonausschüttung nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Der
Widerstand bricht zusammen. Bleibt der Stressor länger bestehen, werden
Organe geschädigt, es kommt zu psychosomatischen Erkrankungen, zur
Störung der Immunabwehr und im Extremfall zum Tod.
Die Erkenntnisse Selyes zum Allgemeinen Adaptationssyndrom wurden an
Versuchstieren gewonnen. Eine Übertragbarkeit auf den Menschen ist also
nur eingeschränkt möglich.
Das psychoendokrine Stressmodell nach
Henry (1986)
bezieht emotionale Stressreaktionen mit ein: ein
Stressor kann Ärger, Angst oder Depression
hervorrufen.
Ärger - Kampfverhalten (Fight) - vermehrten
Ausschüttung von Noradrenalin und Testosteron.
Angst - Fluchtverhalten (Flight)- Ausschüttung von
Adrenalin.
Depression - passive Unterordnung,- Rückgang an
Testosteron und Fehlregulation des noradrenergen
Systems
Die negativen Auswirkungen von Stress
Die geschilderten physiologischen Stressreaktionen sind bei
körperlicher Bedrohung sinnvoll und notwendig, nicht jedoch
bei psychischen Stressoren
Die stressbedingte Sympathikusaktivierung ehöht das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine kompensierende
erhöhte parasympathische Aktivität Magen- und DarmErkrankungen.
Der Stress und das Immunsystem
Die Psychoneuroimmunologie
Beim Menschen wirkten Stressoren wie Prüfungen,
Schlafentzug oder Trennungen vom Lebenspartner
immunsuppressiv.
Mechanismus:T-Zellen (T-Lymphozyten), B-Zellen (BLymphozyten) Rezeptoren werden besetzt durch
Glucocorticoide und das Noradrenalin
Die psychologischen Stressreaktionen
Lazarus geht davon aus, dass die Bewertung der Situation die eigentliche
Stressreaktion bedingt. Er unterscheidet in seinem Coping-Modell zwei
Phasen der kognitiven Bewertung:
Die primäre Bewertung („primary appraisal") ist eine erste schnelle
Einschätzung der Situation. Hier wird ein Ereignis danach bewertet, ob es
relevant, irrelevant, positiv oder negativ und bedrohlich für den Organismus
ist.
Die sekundäre Bewertung („secondary appraisal") folgt als zweiter Schritt.
Hier wird bewertet, mit welchen eigenen Mitteln die Situation zu bewältigen
ist. Optimistischeren oder pessimistischeren Neubewertung der Situation.
Die interindividuellen Unterschiede der Stressreaktion
Die individualspezifische Hypothese besagt, dass ein Individuum auf
unterschiedliche Reize mit einem bestimmten, für sie typischen
Reaktionsmuster reagiert.
Die Widerstandsfähigkeit („Hardiness", Kobasa, 1984).
Drei Faktoren unterscheiden widerstandsfähige von weniger
widerstandsfähigen Menschen:
Sie erleben schwierige Situationen als Herausforderung und nicht als
Bedrohung,
sie zeigen Engagement, statt sich passiv zu verhalten,
und erleben ein Gefühl der Kontrolle über das, was sie tun.
Die pathologischen Reaktionen auf Stress
Sind die Stressoren sehr intensiv, kann eine Bewältigung jedoch auch
fehlschlagen: viele Menschen leiden auch Monate oder Jahre nach dem
Stress unter starken emotionalen Beeinträchtigungen. Dies bezeichnet man
als posttraumatische Belastungsstörung
Symptomen: ständigen Wiederholungen des belastenden Ereignisses in
Form von Erinnerungen oder Träumen („Flash Backs"), die Vermeidung von
Aktivitäten, die an das Trauma erinnern, eine reduzierte Reaktionsfähigkeit
auf Umweltreize, ein hohes Erregungsniveau
Das Stress-Diathese-Modell
Menschen unterscheiden sich von anderen auch hinsichtlich der
genetischen Disposition, die sie zur Ausbildung bestimmter Erkrankungen
(z.B. Schizophrenie) mitbringen.
Nach dem Stress-Diathese-Modell müssen neben den genetischen Faktoren
(Diathese) immer auch Belastungen (Stress) hinzukommen, damit sich eine
Krankheit manifestiert.
Einige Methoden der Stressbewältigung
Um Stress zu bewältigen („Coping"), können das Verhalten, die Emotionen
oder das Denken verändert werden.
Problemzentrierten-,emotionszentrierten Copingstrategien
wahrgenommene Kontrolle: (Informations-, Entscheidungs-,
Verhaltenskontrolle)
Die psychodynamischen Modelle
Sigmund Freuds psychodynamische Theorie der menschlichen
Persönlichkeit ist eine umfassende Theorie, die sowohl die normale
Entwicklung als auch die Entstehung psychischer Störungen umfasst.
Die Grundannahmen desPsychodynamischen Modells
psychische Energie - aus angeborenen Trieben
Selbsterhaltungstrieb (Ego)
Sexualtrieb (Eros) –Libido
Todestrieb (Thanatos)
Psychosexuelle Entwicklung (Libido -Entwicklung)
orale Fase (0-2 J)
anale „
(2-3 J)
oedipale (urethrale)„ (3-6 J)
latenz „ (6-12-14J)
genitale „ (14- J)
Aus der individuellen Erfahrung der verschiedenen psychosexuellen
Entwicklungsstufen formt sich der Charakter des Menschen.
Das topographische Modell
Die menschliche Psyche wird
unterteilt in
das Bewusste, in dem sich alle
uns im Moment zugänglichen
Informationen befinden,
das Vorbewusste, das alle aus
dem Gedächtnis abrufbaren
Informationen enthält, und
das Unbewusste. Die Inhalte
des Unbewussten sind uns im
Normalfall verborgen. Sie
äußern sich jedoch indirekt: Sie
bestimmen den Inhalt der
Träume und beeinflussen unser
Verhalten.
Das Strukturmodell
Nach Freud setzt sich die Persönlichkeit aus Es, Ich und
Über-Ich zusammen. Diese drei Instanzen befinden sich in
einem dynamischen Gleichgewicht.
Das Es repräsentiert die Triebe; von ihm aus wird jedes
Verhalten energetisiert.
Das Über-Ich steht für die moralischen Vorstellungen.
Das Ich dagegen bildet den Zugang zur Realität und
gleicht die Bedürfnisse von Es und Über-Ich mit den
Anforderungen der Umwelt ab.
Konflikten -In solchen Fällen versucht das Ich eine Lösung zu
finden. Sind die Bedürfnisse des Es mit den Bedingungen
der Umwelt nicht in Einklang zu bringen, kann das Ich
Abwehrmechanismen einsetzen, um die Wünsche des Es
abzublocken und ihnen den Zugang zum Bewusstsein zu
verwehren.
Ein übermäßiger Einsatz von Abwehrmechanismen ist
ungünstig und kann zur Ausbildung von psychischen
Störungen führen.
Die Abwehrmechanismen I. :
Verdrängung-ist ein Grundprinzip vieler
Abwehrmechanismen. Nicht akzeptablen Es-Impulsen wird
der Zugang zum Bewusstsein verwehrt.
Verleugnung-der nicht akzeptablen Realität wird der
Zugang zum Bewusstsein blockiert
Verschiebung-Emotionen, die sich gegen eine bestimmte
Person richten, werden auf eine andere Person oder ein
Objekt „verschoben".
Die Abwehrmechanismen II.:
Isolierung-die Person trennt den sachlichen Gehalt eines
Themas oder einer Situation von der belastenden
emotionalen Bewertung.
Reaktionsbildung-jemand tut das Gegenteil von dem, was
er eigentlich fühlt. Er verhält sich sozusagen
entgegengesetzt zu einem Impuls aus dem Es, den er
nicht akzeptieren kann.
Projektion-man überträgt eigene Emotionen, die man bei
sich selber nicht akzeptieren kann, auf eine andere
Person.
Konversion-ein psychischer Konflikt wird in eine
körperliche Symptomatik umgelenkt.
Sublimierung-unerwünschte Trieb-impulse werden in
gesellschaftlich akzeptables Verhalten umgelenkt. Freud
sah jegliches intellektuelles und künstlerisches Schaffen
als Sublimierung sexueller Impulse.
Die Entwicklung psychischer Störungen
Nach Annahme der Psychoanalyse liegt einer psychischen Störung ein
unbewusster Konflikt zu Grunde. Dieser Konflikt wird auf eine Erfahrung
zurückgeführt, die meistens bereits in der frühen Kindheit gemacht wurde.
Die Symptomatik der psychischen Störung ist lediglich ein Hinweis auf einen
verdrängten Konflikt. Das eigentliche Problem liegt jedoch im Unbewussten
und muss zunächst bewusst gemacht werden.
Der im Unbewussten schwelender Konflikt bindet Energie: Das Ich muss
ständig Abwehrmechanismen einsetzen, sodass weniger psychische
Energie für eine positive Lebensgestaltung bleibt.
Der primäre und der sekundäre Krankheitsgewinn
primärer Krankheitsgewinn -Verringerung der innerpsychischen Spannung.
sekundärer Krankheitsgewinn -der Nutzen, den der Patient aus seiner
Krankenrolle zieht
Klinische Bezüge
Abwehrmechanismen stellen eine Art psychische Schutzreaktion dar, die
dem Patienten helfen, die psychische Belastung zu bewältigen.
Problematisch werden solche Bewältigungsstrategien dann, wenn sie
längerfristig aufrecht gehalten werden und der Patient sich nicht der Realität
stellt.
Die sozialpsychologischen Modelle I.
Sowohl die Anfälligkeit für bestimmte Erkrankungen als
auch der Ausprägungsgrad beziehungsweise der
Krankheitsverlauf wird von sozialen Faktoren
mitbestimmt
Die sozialen Rollen
Die soziale Rolle bezeichnet die Summe der
Verhaltenserwartungen, die an den Inhaber einer sozialen
Position gestellt werden
Rollenidentifikation, -konflikt, -verlust
Die Normen
Normabweichendes Verhalten (Devianz)
Idealnorm
Die Einstellungen
Einstellungen beinhalten eine affektive (gefühlsmäßige)
und eine kognitive (bewertende) Komponente
kognitive Dissonanz
psychischen Risiko- und Schutzfaktoren
Die sozialpsychologischen Modelle II.
Neben anlagebedingten Vulnerabilitäten
(Verletzlichkeiten/Anfälligkeiten) für bestimmte
Krankheiten gibt es auch individuelle psychologische
Faktoren, die sich auf das Risiko einer psychischen
und physischen Krankheit auswirken.
Selbstwirksamkeitserwartung („Self-Efficacy",
Bandura, 1982) ist das Ausmaß der Überzeugung, dass
man selber zu einem bestimmten Verhalten in der Lage
sei
Der Optimismus- eine grundsätzlich positive
Lebenseinstellung wirkt sich günstig auf die
Gesundheit aus.
Die sozialen Risiko- und Schutzfaktoren
sozialen Unterstützung („social support")
Die soziologischen Modelle
Sie betonen den Zusammenhang zwischen dem Aufbau einer
Gesellschaft,der Wirtschaftsform, der Art der gesellschaftlichen
Gesundheitssicherung und -erhaltung und der Auftretenshäufigkeit
und Art von Erkrankungen.
globaler-, innergesellschaftlicher Ebene
Die soziostrukturellen Faktoren
Die soziale Schicht
Compliance -aktive Kooperation -sozialer Schichtgradient
Verursachungshypothese (soziogene Hypothese)
soziale Drifthypothese (Selektionshypothese)
Die ökologischen Faktoren
Die kulturelle Umwelt -Die natürliche Umwelt- Die technische Umwelt
Die Auswirkung ökonomischer und ökologischer Umweltfaktoren
ökonomische Gegebenheiten -durchschnittliche Lebenserwartung
Klinische Bezüge
Essstörungen und Gesellschaftsschicht
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