Stress kompakt Stress ist eine ganz normale körperliche Reaktion auf eine Herausforderung und hat ihren Ursprung in den Stresshormonen. Die Hypophyse, als zentrales hormonelles Steuerorgan, signalisiert in gefährlichen Situationen den Nebennieren, Adrenalin auszusondern. Dieses Hormon beschleunigt den Blutkreislauf, fördert die Hirndurchblutung und reaktiviert körperliche und geistige Kräfte. Die Aussenanforderung führt zu einer seelisch-körperlichen Reaktion, die das Ziel hat, die Herausforderung und Bedrohung zu meistern und zu bewältigen. Diese körperliche Reaktion auf Stress ist also sinnvoll. Wenn aber der Mensch in ständiger Alarmbereitschaft steht und eine Entspannung oder Regeneration seiner psychischen Kräfte nicht möglich ist, wird der Stress zum Distress und hat negative, krankheitsauslösende Wirkungen. Evolutionär gesehen sollte der Stresszustand nur für wenige Stunden als eine Art „Lebensversicherung“ gelten und nicht für chronische langdauernde Belastungen. Ist das aber der Fall, kann es zu körperlichen Stressreaktionen kommen, welche die Gesundheit gefährden und zu Gesundheitsproblemen führen, wie z.B. Anfälligkeit für Infektionen, chronischer Erschöpfung und chronische Schmerzen, Schlafstörungen etc. Nach vollbrachter Hochleistung wünscht sich der Organismus wieder zurück in die Normalität und versucht, mit Hilfe von Hormonen und weiteren Botenstoffen, seinen Stoffwechsel dem Auf und Ab einer sich ständig ändernden Umwelt anzupassen. Der Preis ist ein verzögerter Abbau der Stressreaktion, weil die damit verbundenen chronisch erhöhten Cortisolwerte verhindern, dass die Stressreaktion sich abbauen kann. Das Immunsystem, im Kampf gegen vorhandene Krankheiten und in der Abwehr gegen neue Infektionen, wird geschwächt. Diabetes und Übergewicht werden begünstigt, das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt erhöht. So geraten heute viele Menschen leicht in einen Zustand ständiger Alarmiertheit, der die Anpassungsfähigkeit des Organismus auf Dauer überfordert. Dazu kommen noch die modernen, (oft als Bewältigungsstrategien) zum Teil risikobelastenden Lebensweisen, wie falsche Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel, Rauchen und Übergewicht, welche eine zusätzliche Belastung darstellen. Physiologisch gesehen ist Stress eine biochemische Reaktion Ihres Körpers auf außergewöhnliche Situationen. Immer dann, wenn etwas Unerwartetes, Aufregendes oder gar Bedrohliches - allgemein als "Stressor" bezeichnet - auf Sie zukommt, reagiert Ihr ältester Gehirnteil, indem er bestimmte Botenstoffe aussendet, die es Ihnen möglich machen sollen, mit diesen Situationen besser umzugehen. Stressoren, also Auslöser von Stress, können z. B. physikalischer Natur sein (Kälte, Hitze, Lärm, starke Sonneneinstrahlung etc.) oder toxische Substanzen (Zigarettenrauch, Medikamente, Drogen). Auch psychische Faktoren, etwa bestimmte Einstellungen, Erwartungshaltungen und Befürchtungen können auf emotionaler Ebene Stressoren sein. Sozialer Stress entsteht überall dort, wo wertvolle Handlungen oder Güter von Personen durch Handlungen anderer Personen bedroht oder beschädigt werden. Untaugliche Mittel zur Stressbewältigung wie Alkohol, Nikotin, Koffein, Rauschmittel, Medikamente oder Genussmittel verstärken als biophysiologische Stressoren in der Regel die Folgewirkungen, denn sie wirken physiologisch auf den Körper und erzeugen zusätzlichen Stress. Je nachdem, ob bei der Bewältigung einer Stresssituation schließlich Erfolg oder Misserfolg erzielt wurde, kann das Belastungserleben unangenehm (DisStress) oder angenehm (Eu-Stress) verlaufen. In beiden Fällen wird jedoch zuviel Energie freigesetzt, die nach der Aufgabenbewältigung vom Körper in irgendeiner Form abgebaut werden muss. Ein gewisses Ausmaß an Stresserleben scheint sogar lebensnotwendig zu sein. Die Stressreaktion des Körpers ist daher an sich nicht gesundheitsschädigend und der phasenhafte Verlauf wird sogar manchmal eher als angenehm und leistungssteigernd erlebt. Die neueste Stressmedizin sagt jedoch, dass es nur schlechten Stress gibt, denn den Organen ist es völlig gleichgültig, aus welchem Grund das Adrenalin freigesetzt wird, sondern es schädigt den Körper stets. Viele Menschen leiden unter chronischem Stress, sie sind ständig in Alarmbereitschaft und finden kaum Zeit, sich zu entspannen oder sich auszuruhen. Bereits die kleinsten Irritationen können dann das Fass zum Überlaufen bringen. Dadurch, dass sie sich gestresst fühlen haben sie den Eindruck, ihr Leben nicht mehr unter Kontrolle zu haben, was wiederum erneuten Stress bereitet, sodass eine Spirale entsteht, die nicht selten zum bekannten "Burnout-Syndrom" führt. Sorgen und Druck am Arbeitsplatz, in der Schule und Familie rauben den Schlaf - die innere Unruhe wird nicht mehr abgebaut, die Muskeln verspannen sich immer mehr, der Blutdruck bleibt hoch, die Abwehrkräfte werden schwächer. Chronischer Stress kann heute vor allem durch unbefriedigende soziale Beziehungen entstehen, wobei neben dem beruflichen Umfeld auch die Partnerschaft, die Eltern-Kind-Beziehung und private Beziehungen betroffen sein können. Was kann man gegen Stress unternehmen? Stress ist subjektiv, denn jeder Mensch empfindet andere Dinge als stressbelastend. Was bei Einem Angst auslösen kann ist für den Anderen eine Herausforderung. Da jeder Mensch sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen hat, können allgemeine Tipps gegen den Stress nur bedingt gelten. Voraussetzung ist, dass jeder selbst auf seinen Körper hört, die Signale des Körpers erkennt und dementsprechend reagiert. Stress wird also wesentlich von kognitiven Bewertungsprozessen mitbestimmt, er stellt also eine Interaktion zwischen der individuellen Person und seiner Umwelt dar. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass Stress durch persönliche Einstellungen und Erfahrungen teilweise beeinflussbar ist. Die effizienteste Form des Stressmanagements ist, die Ursache von Stress abzustellen oder zumindest den Berührungspunkt mit dem Stressor. Das Entwickeln von Problemlösungsstrategien oder Zeitmanagement sind z.B. hilfreiche Interventionen. Denn mit sinkender Ausgeglichenheit des Menschen steigt das Risiko, exzessiven oder traumatischen Stress zu entwickeln. Persönliches Stressmanagement heißt also, den Stress in den Griff zu bekommen und so zu handhaben, dass er nicht dauerhaft krank macht. Stress wird sich zwar nicht immer verhindern lassen, entscheidend ist jedoch, dass man immer wieder einen guten Ausgleich findet. Trotz Stress sollte man daher immer auch Zeit dafür haben, sich selbst näher zu kommen, um sich mit wichtigen Fragen zu beschäftigen. Zunächst muss man herausfinden, was man wirklich will (Zieldefinition) und versuchen, sein Leben so auszurichten, dass man immer mehr Überflüssiges weglassen kann. Es ist Ihr Leben und deshalb ist es wichtig, dass Sie immer wieder überlegen, was Sie eigentlich vom Leben erwarten, was Ihnen wichtig ist und was Sie erreichen wollen. Wenn Sie im Stress sind, kann es schnell passieren, dass Sie die für Sie wesentlichen Dinge aus den Augen verlieren. Dann strengt man sich für etwas an, das gar nicht so wichtig ist. Um zwischendurch ganz bei sich sein zu können, braucht man kleine Oasen der Ruhe, wo man allein ist und nachdenken Kann. Hilfreich ist dabei auch ein effektives Zeit- bzw. Selbstmanagement zu entwickeln, nach welchem man alle Aufgaben und Aktivitäten plant. Dazu gehört, Möglichkeiten zum Auftanken und Erholen zu schaffen. Wesentlich ist auch zu lernen, „Nein“ zu sagen, denn nur so man sich gegen zu viele Anforderungen und Ansprüche aus der Umgebung wehren. Geben Sie Aufgaben ab. Sie sind nicht der einzige Mensch der sie bewältigen kann. Unterdrücken Sie nicht länger ihre eigenen Bedürfnisse, um anderen zu gefallen. Kleine Auszeiten wie Tagträumen, Meditieren, ein Mittagsschlaf oder einfach mit anderen zu reden, geben dem Körper und auch den Emotionen Zeit, sich wieder auf ein erträgliches Ausmaß einzupegeln. Suchen Sie Ruhe und Ausgleich zwischendurch, versuchen Sie, ihren Geist frei zu machen, wobei oft schon einige Minuten reichen, etwa die Flammen einer Kerze zu beobachten, um sich von den belastenden Gedanken lösen zu können. Ein kurzes Nickerchen (heute nennt man das Power-Napping) führt oft zu einer erheblichen Verbesserung der Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Obwohl wir gerade in Stresszeiten glauben, dass wir keine Zeit und Energie für Sport oder Bewegung erübrigen können, brauchen wir viel Bewegung, denn der Körper will sich bewegen, auch wenn der Geist vielleicht müde ist. Sport kann helfen, Verspannungen zu lösen und angestaute negative Energien abzubauen. Suchen Sie sich eine Sportart, die Ihnen Spaß macht, z.B. Walken, Laufen, Schwimmen oder Radfahren. Erlernen Sie vielleicht Tai Chi oder Qi Gong. Es ist jedoch wichtig, dass dabei der Sport selbst nicht auch noch zum Stress wird. Eine gesunde Ernährung – vor allem viel Obst und Gemüse - tun dem Körper nicht nur in Stresszeiten etwas Gutes. Sorgen Sie für ausreichend Vitamine und Mineralstoffe, wobei besonders die Vitamine B1 und B6 in Stresszeiten stark verbraucht werden. Die Vitamine B1 sind z.B. in Haferflocken und B6 in Bananen enthalten. Versuchen Sie, auch in Stresszeiten genug Magnesium zu sich zu nehmen. Magnesium ist z.B. in Kürbis- oder Sonnenblumenkernen vorhanden. Schränken Sie auch Genussmittel ein, denn Nikotin, Alkohol und Koffein schaffen nur eine kurzfristige Erleichterung, die sich später umso mehr rächt, denn letztlich wird der Körper dadurch nur zusätzlich belastet. So gut pflanzliche und homöopathische Medikamente auch den Umgang mit Stress teilweise durch die Placebowirkung unterstützen können, kommt man bei hoher Stressbelastung um eine Neuorientierung des Lebens kaum herum. Programme zum Stressabbau gibt es heute in sehr vielfältiger Form und zugeschnitten auf die verschiedensten Lebenssituationen. Die meisten setzen sowohl auf das Erkennen und Abbauen von Stressoren wie auch auf schützende und gesundheitsfördernde Lebensweisen, wo Stress ein unvermeidlicher Teil des Lebens ist. Es gibt zahlreiche Entspannungstechniken, die auf der Wechselwirkung zwischen Geist und Körper aufbauen. Das Autogene Training ist eine solche Methode, mit der es gelingen kann, Körper, Seele und Geist in ein harmonisches Gleichgewicht zu bringen. Man versucht dabei über die Konzentration körperliche Reaktionen, die einen angenehmen Zustand der Entspannung begleiten, wahrzunehmen und anzuregen. Man lernt z. B. die abnehmende Muskelspannung, die mit jeder Form der Entspannung automatisch einhergeht, wahrzunehmen und über die Konzentration darauf, einen vertieften Entspannungseffekt zu erreichen. Bei der Progressiven Muskelentspannung nach E. Jacobson werden die wichtigsten Muskelpartien von Kopf bis Fuß systematisch angespannt und entspannt. Die Muskelspannung wird in den zahlreichen Übungen als subjektiver Indikator für individuelles Entspannungsempfinden eingesetzt.