Beziehungsstörungen Thematische Zusammenfassung Max (13 Jahre) Dramatische Trennungsszene auf Station Schwere Integration in den Gruppenprozess Wutanfälle Sporadische Mitarbeit & Provokation des Teams Schulvermeidung durch Kopf- & Bauschmerzen, Einschlafschwierigkeiten Trennungsschwierigkeiten bereits im Kindergarten Mutter: impulsiv und fordernd Trennung der Eltern, wenig Kontakt zum Vater Sozial-emotionale Grundbedürfnisse Übungsaufgabe: Vergleichen Sie Max Erleben mit den genannten sozial-emotionalen Bedürfnissen. Interventionsmethode: Sozialtraining mit Kindern- & Jugendlichen Ziele: •soziale Fertigkeiten verbessern •Interaktionsfähigkeit verbessern Bedingungen: • Motivation des Klienten • Zugang zum sozialen Bezugsfeld des Klienten • Kooperationsbereitschaft der unmittelbaren Interaktionspartner Methoden: • Beobachtung des Verhaltens in sozialen Situationen (Diskriminationslernen) • Rollenspiele • Problemlösesituationen durchspielen Elterntrainings Eltern erhalten unmittelbares Feedback über Ihr Erziehungsverhalten & üben neues Verhalten im Umgang mit ihrem Kind ein. Ziel Psychische Störungen und Auffälligkeiten bei Kindern verhindern oder abbauen Interventionsmethode Elterntraining Elterntraining: Methode 1. Problemanalyse/ Verhaltensanalyse: Herausarbeitung der ursächlichen & aufrechterhaltenden Bedingungen, Klärung der Mitarbeiterbereitschaft der Eltern 2. Zielfestlegung 3. Einübung: – systematische Verhaltensbeobachtung durch die Eltern – Entwicklung von Problemlösestrategien (Erklärung von Lernprinzipien) – Verstärkerpläne (Regeln, positive Verstärker) Übungsfrage: Welche Bedingungen sind für den Fall Max problematisch? F93.0 emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters Unrealistische Besorgnis über mögliches Unheil, das der Hauptbezugsperson zustoßen könnte oder Furcht das sie weggehen und nicht wiederkommen könnte Unrealistische Besorgnis vor drohender Trennung Furcht vor Trennung führt zur Schulverweigerung Verweigerung ohne Bezugsperson zu Bett zu gehen Furcht allein zu Hause zu sein Wiederholte Albträume über Trennung Somatische Symptome Wiederkehrendes Unglücklichsein bei erwarteter Trennung Übungsaufgabe: Vergleichen Sie Max Symptomatik mit den hier genannten Symptomen. Nancy • • • • • (44 Jahre) Verlust von Schwester & Vater Wenig Energie, weint oft Scheidung (Mann Alkoholiker) Verringerung des Kontaktes zu Freunden Konzentrationsschwierigkeiten, gereiztes Verhalten, Apathie • Perfektionistin • Keine Suizidgedanken, Gewichtsverlust Diagnose (schwere) Depression F32.2 Alle drei Symptome: Depressive Stimmung in einem für die Betroffenen deutlich ungewöhnlichem Ausmaß über die meiste Zeit des Tages Interessenverlust oder Verlust der Freude an normalerweise angenehmen Aktivitäten Verminderter Antrieb oder erhöhte Ermüdbarkeit Diagnose (schwere) Depression F32.2 Zusätzlich mindestens vier Symptome: Verlust des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls Unbegründete Selbstvorwürfe oder ausgeprägte, unangemessene Schuldgefühle Wiederkehrende Gedanken an Tod oder an Suizid Denk- & Konzentrationsschwierigkeiten Psychomotorische Hemmung oder Agitiertheit Schlafstörungen Gewichtsveränderungen (vgl. Davison/ Neale 2002: 305) Übungsaufgabe: Vergleichen Sie Nancys Symptome mit der ICD-10 Klassifikation Ätilogiemodelle von Depressionen Kognitive Theorie von Beck Menschen werden depressiv, weil ihre Gedankengänge und Schlussfolgerungen negativ verzerrt sind. Schemata: Wahrnehmungshaltungen zur Ordnung der Welt (in der Kindheit erworben) Negative Schemata: Negative Wahrnehmungs& Denkweisen werden bei bedeutungsähnlichen Situationen aktiviert. Kognitive Theorie von Beck Negatives Selbstbild kognitive Triade Negatives Bild der Umwelt (Selbsteinschätzung zur Bewältigung) Negative Sicht auf die Zukunft Denkfehler Übergeneralisierung: ein einziges Ereignis wird fälschlisch verallgemeinert Willkürliche Schlüsse: Schlüsse, ohne hinreichende Beweise Selektive Abstraktion: einzelne Ereignisse werden in ihrer Bedeutung für die eigene Person überschätzt Ätilogiemodelle von Depressionen Interpersonale Theorie der Depression Durch ihr Verhalten treiben Depressive andere Menschen von sich weg und sorgen so für einen Verstärkerverlust Depressive verfügen nur über ein weitläufiges Netz sozialer Beziehungen Ihr Verhalten löst Ablehnung aus (Tonfall, Wortwahl, u.a.) Depressive weisen geringe soziale Fertigkeiten auf Depressive suchen beständig Bestätigung von Außen (positiv und negativ) Übungsaufgabe: Diskutieren Sie mögliche Ursachen der Depression von Nancy. Wo treffen die Annahmen bei ihr nicht zu? Wiederholung: Vorteile des ICD-10 alle (auch somatische) Störungen sind klassifiziert, Verwendung in der Praxis Operationalisierung: Differenzierte Kriterien für einzelne diagnostische Klassen. weltweit verbindliches Klassifikationssystem Deskriptive Orientierung bei der Definition der Störungsklassen. Strittige und theoretisch vorbelastete Konzepte wie psychische Krankheit, Neurose und Psychose werden vermieden. Außerdem Verzicht auf strittige Annahmen wie endogen, exogen oder psychosomatisch System lässt viel Raum für Revisionen und Erweiterungen, da eine Vielzahl der fünfstelligen Codierung unbesetzt sind. An mehreren Stellen ist eine unspezifische Restkategorie vorgesehen, um unklare Fälle als nicht näher bezeichnete Störung einordnen zu können. Expertenwissen und empirische Orientierung (Konsens, Feldstudien) Multiple Diagnosen. Es wird nicht von streng kategorialen Störungsklassen ausgegangen. Stattdessen Komorbidität, es sollen so viele Diagnosen aufgestellt werden wie nötig. Wiederholung: Nachteile des ICD-10 Teilweise Fortführung ätiologisch orientierter Begründungen: So z.B. bei der Zusammenfassung von Angststörungen und Zwängen (früher Neurosen) ICD-10 erlaubt keine multiaxiale Beurteilungen Fördern Kriteriendenken (Stigmatisierungen) Mit starker Operationalisierung wird Anschein erweckt, dass weiteres Hintergrundwissen nicht notwendig sei. Man muss sich über Möglichkeiten und Grenzen der Standardisierung im Klaren sein. Z.B. Wechselwirkung zwischen Selbstwahrnehmung des Klienten und Außenwahrnehmung des Diagnostikers. Zweifelhaft, ob fixe Regeln zur Diagnose eine ideale Lösung sind: Diagnostiker halten sich nicht so präzise an Kriterien Zahlreiche Kriterien enthalten immer noch hohes Maß an Subjektivität kulturelle Vorurteile und für persönliche Vorstellungen des Therapeuten darüber, was ein ‚Durchschnittsmenschen‘ in einem bestimmten Lebensabschnitt oder in einer bestimmten Situation tun sollte Zu viele Kindheitsprobleme werden zu psychischen Störungen gemacht Vorbereitungstipps Lesen Sie sich die Diagnosekriterien mehrmals durch und sagen Sie diese anschließend auf. Machen Sie die hier vorgeschlagenen Übungsaufgaben. (Am besten mit einem Partner!) Versuchen Sie Ihren Mitbewohnern, PartnerIn oder Freunden die Ursachenmodelle so zu erklären, dass sie diese verstehen. Diskutieren Sie mit Ihnen mögliche Grenzen. Lesen Sie sich die Vor- & Nachteile der Klassifikationssysteme intensiv durch & lassen sich von jemandem Abfragen. Für die ganz Fleißigen Schreiben Sie zu den Übungsaufgaben eine Textgliederung. Beantworten Sie eine oder mehrere Fragen schriftlich. Übernehmen Sie dabei Phrasen aus den von Ihnen gesammelten Unterrichtstexten! Noch Fragen?