Global Governance und Weltrisikogesellschaft VO Internationale Politik (Prof. Brand), 09.06.2011 • Ankündigung • anfangs ganz knapp: Globalisierung • Politik in Zeiten der Globalisierung – Global Governance; politische Regulierung der Globalisierung zwei Perspektiven – eher am Rand der Disziplin, aber wichtige „Brille“: Weltrisiko • Textgrundlage: Brand 2005 und Beck 2008; zusätzlich: BT-Enquete • Café-Haus Vortrag kommenden Donnerstag um 13 Uhr (bitte dann um 14:10 Uhr in die VO gehen) Prof. Dr. Thomas Sablowski Finanzmarktkapitalismus reloaded. Folgen der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise Seminarraum 1, A 221 (NIG, 2. Stock) Globalisierung • neue Epoche: neue Entwicklungsweise + Neue Weltordnung + sich verändernde internationale Arbeitsteilung – das kennen Sie • Aus Krise Fordismus, Pax Americana, 1989 • Zunahme Welthandel (Güter, Dienstleistungen); bereits nach WK II • Direktinvestitionen im Ausland (FDI), TNKs • Expansion Finanzmärkte und –transaktionen • stärkere Konkurrenz durch Abbau wirtschaftspolit Regulierungen (Zölle, Kapitalverkehrskontrollen) • teilweise: kulturelle G (McDonald´s, CNN, Englisch) • Globalisierung von Problemen: soziale Polarisierung, Umweltprobleme • mehr Instabilität und Krisen • Frage GloGov: Rolle des Staates • Frage: Risikosoziologie: ist es nicht ganz anders? Politik im Zeitalter der Globalisierung • veränderte Rolle der Ökonomie • damit auch veränderte Rolle des nationales Staates • Was ist das Problem? Differenzen, was das genau bedeutet (durch verschiedene theoretische „Brillen“) ausgeführt an zwei unterschiedlichen Sichtweisen auf Globalisierung und Rolle von Staat/Politik (Global Governance) liberales Globalisierungsverständnis • Globalisierung vor allem ökonomisch, bietet Chancen, größere Arbeitsteilung, mehr Spezialisierung, Produktivität, Wachstum, Wohlstand • man kann/will nicht viel dagegen machen („Sachzwang“) • Staaten eher als Opfer • Problem: Inkongruenz Ökonomie - Politik • Fokus auf Gefahren, Auswirkungen • Krisen und negative Auswirkungen unerwünscht, müssen kooperativ bearbeitet werden Politik / (Global) Governance aus liberaler Sicht • Ökonomische Globalisierung wird vorausgesetzt • Re-Regulierung der ökonomischen Globalisierung: Kongruenz • Nat-staaten veränderte Rolle; Wiederherstellung staatlicher Handlungsfähigkeit • Kooperation verschiedener Akteure • Bearbeitung von Problemen, Vermeidung negativer Konsequenzen • Staat ist (a) ein Akteur neben anderen oder (b) neutrale Instanz zur Gemeinwohl-Verfolgung, ähnlich int. Institut. • Allgemeininteresse an der Lösung von Weltproblemen allgemeiner Anspruch: grenzüberschreitende Probleme benötigen grenzüberschreitende Lösungen Gestaltung der Globalisierung, um positive Seiten zu stärken und Krisen/Gefahren zu bekämpfen bzw. Probleme zu lösen Kritische Globalisierungsperspektive • ökonomische Entwicklungen kein Sachzwang • ökonomische Freiheiten werden im Zweifelsfall über andere Interessen gestellt • es geht um Macht und Interessen: Stärkung der Interessen von Weltmarkt-Unternehmen und Geldvermögensbesitzer • Stärkung der reichen Länder, v.a. USA • Fokus neben Auswirkungen auch Triebkräfte • Krisen und negative Auswirkungen Teil der Globalisierung • Fokus auf Problemlösung und Kooperation zu eng: Gewalt und Macht bleiben wichtig Kritisches GloGov-Verständnis • Staat: weniger Problemlösung und Allgemeininteresse, sondern für bestimmte Interessen (Klassenstaat, Männerbund) und „Wettbewerbsstaat“ • Sicherung kapitalistischer Produktions- und Klassenverhältnisse, Kompromisse zwischen ökonomisch und politisch Mächtigen und Schwächeren (v.a. Lohnabhängige) • GloGov als Teil machtförmiger Globalisierung (WTO) • es gibt heute viele neue Regeln: nicht das Ob, sondern das Wie von Regulierung (konkrete Inhalte und Akteure) • Zurückdrängung bestimmter Staatsfunktionen (sozialpolitischer, ökologischer, demokratischer); Stärkung anderer: Wettbewerbs- und Innovationspolitik Fragen? Weltrisikogesellschaft • Ulrich Beck, Uni München – 1986 „Risikogesellschaft“ • sehr gutes Beispiel für eine theoretische Brille; einiges kommt in den Blick, einiges nicht • zentrale Annahme: Erste Moderne Zweite Moderne • weniger Ungleichheit, sondern Individualisierung und Risiko, das alle betrifft: „Smog ist demokratisch“; „Fahrstuhlgesellschaft“ • Basisinstitutionen (Staat, Wirtschaft, Militär, Wissensch): Sieg der Ersten Moderne; sind erfolgreich und produzieren Nebenfolgen, Risiken; Wissenschaft denkt linear; geht nicht mehr • reflexive Modernisierung: Basisinstitutionen umbauen bzw. sie werden gezwungen, sich zu ändern WELT-Risikogesellschaft • Klimawandel: globales Risiko, nicht mehr mit alten Institutionen / Instrumenten bearbeitbar; Leute vertrauen diesen nicht mehr … neue Individualisierung • globale Risiken sind (a) in Ursachen und Wirkungen prinzipiell allgegenwärtig; (b) mit unkalkulierbaren Folgen; (b) Folgen nicht kompensierbar • List der Geschichte: (a) es gibt einen Zwang zur Inklusion des kulturell anderen; (b) „wir sitzen alle in einem globalen Gefahrenraum“ – Erfahrung erzwungener Gemeinsamkeit wegen Risiken es ist offen: lähmender Schrecken oder neue Handlungsräume • globale Aufklärung, „vulkanische“ Risikoöffentlichkeit • Zwangskommunikation • Zusammenrücken • unbemerkte Kosmopolitisierung • Staat wird wieder wichtig kooperatives Handeln wird aufgenötigt Fragen zur heutigen VO? vor dem Café-Haus Fragen zur Klausur „Café-Haus“ • GloGov: verstehen Sie die zentralen Differenzen? wo sind Unklarheiten? – diskutieren Sie diese untereinander • sind das liberale und kritische Verständnis (un-)vereinbar? • wie plausibel finden sie den Begriff des Weltrisikos? Was wird bei Beck ausgeblendet? • was halten Sie von der These von Beck? „Globale Risiken werden zur Legitimationsquelle und Handlungsoption für Staat und zivilgesellschaftliche Gruppen und entmächtigen globales Kapitel“ Nächste Woche – letzte VO am 23.6. Feiertag, am 30.6. erster Klausurstermin Dr. Jan Pospisil Sicherheits- und Entwicklungspolitik im Lichte neuer Theorien – Konstruktivismus Textgrundlage: Helle Malvig Schönes Wochenende und von meiner Seite bereits alles Gute für die Klausur !