Einführung in die Wirtschaftsanthropologie Prof. Dr. Johannes Moser SS 2008 Definitionen • “Die Wirtschaft ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Maßnahmen menschlicher Daseinsgestaltung, die sich auf Produktion und Konsum sog. knapper Güter beziehen”. (Meyers Taschenlexikon) • Wirtschaft ist die Gesamtheit der Einrichtungen und Prozesse, aus denen sich laufend eine Bedürfnisbefriedigung durch Produktion und Verteilung von Gütern und durch das Angebot von Dienstleistungen für eine Bevölkerung ergibt. (Soziologisches Wörterbuch) • Als Wirtschaft oder Ökonomie wird die Gesamtheit aller Einrichtungen, wie Unternehmen, private und öffentliche Haushalte, und Handlungen verstanden, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen. Hierzu zählen insbesondere die Herstellung, der Verbrauch, der Umlauf und die Verteilung von Gütern. (Wikipedia) Definitionen • Die technischen Methoden und sozialen Organisationsformen der Auseinandersetzung des Menschen mit der Natur (…) sowie die Aneignung, Verteilung und Konsumtion der dadurch gewonnenen Produkte. (ethnologisches Wörterbuch) • „Die Wirtschaftsethnologie ist jener Bereich der Ethnologie, der sich mit den sozialen Prozessen der Versorgung von Menschen mit Gütern und Leistungen dies ist eben Wirtschaft - befaßt.” (Ethnologie-Einführung) • Wirtschaft im engeren Sinne bedeutet die Aufteilung knapper Mittel auf konkurrierende Ziele. (Marvin Harris) • “Wirtschaft umfaßt diejenigen kulturell determinierten Aktivitäten, durch welche Menschen mit ihrer physischen und sozialen Umgebung interagieren und die sich auf die Allokation knapper Ressourcen auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse beziehen.” (Martin Rössler) Produktion • “Die Produktion ist derjenige Aspekt menschlicher Aktivitäten, in dem die wirtschaftlichen Werte durch Arbeit hervorgebracht werden.“ (Jürgen Jensen) • Produktionsfaktoren – natürliche Ressourcen – Arbeitskraft und Kenntnisse von Menschen – Produktionsmittel (technische Hilfsmittel) Tausch • Um die Versorgung der Menschen zu gewährleisten, müssen die Güter und Leistungen von den Produzenten zu den Konsumenten gelangen. Dieser Prozess wird mit dem Begriff Distribution zusammengefasst, wobei die Distribution von Gütern und Leistungen größtenteils durch soziale Mechanismen des Austauschs geschieht. • Neben den Formen des Tauschs gibt es noch die Selbstversorgung oder Subsistenzwirtschaft, wo die produzierten Güter von den Produzenten selbst verwendet werden. • Behauptung: Das gesamte soziale Leben besteht aus verschiedenen Formen des Austausches. Tausch • Es gibt drei grundlegende Tauschregelungen: – Reziprozität – Redistribution – Marktaustausch Bei der Reziprozität gibt es ausgeglichene, generalisierte und negative Reziprozität. Ausgeglichene Reziprozität getauschte Güter und Leistungen müssen im weitesten Sinn äquivalent sein Student A zahlt Student B ein Bier Student B zahlt Student A bei anderer Gelegenheit ein Bier Generalisierte Reziprozität Student A zahlt Student B ein Bier Student B informiert Student A über Termin - oder zahlt einen Kaffe - oder verhält sich insgesamt freundschaftlich Negative Reziprozität Student A klaut ein Buch aus der Bibliothek Student A stellt das Buch in die eigene Bibliothek Redistribution Bauern oder Untertanen Die Redistributionszentrale liefern Getreide vergibt Landrechte und und Dienstleistungen Verwaltungsleistungen an die Redistributionszentrale Die Mitarbeiter der Verwaltung werden aus den redistribuierten Gütern bezahlt Marktaustausch • Beim Marktaustausch tauschen zwei rechtlich gleichberechtigte Partner (Personen oder Institutionen) genau abgemessene, als Äquivalente angesehene Güter und/oder Dienstleistungen. Über die Tauschakte hinaus muß keinerlei soziale Beziehung zwischen den Partnern bestehen. Der Tausch kann rein naturalwirtschaftlich durchgeführt werden oder aber geldwirtschaftlich. Voraussetzung ist, daß die Partner überhaupt das Veräußerungsrecht an ihren Gütern und Leistungen haben. Tausch-Literatur • Marcel Mauss: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. Frankfurt am Main 1984 (11950). • Helmuth Berking: Schenken. Zur Anthropologie des Gebens. Frankfurt/Main 1995. Marcel Mauss: Die Gabe. Form und Funktion des Austauschs in archaischen Gesellschaften. Frankfurt am Main 1984 (11950). • Marcel Mauss (1872-1950) – französischer Soziologe und Ethnologe; Neffe von Emile Durkheim • Sein „Essai sur le don“ (Originaltitel) stammt eigentlich aus dem Jahr 1925 und gilt als sein Hauptwerk • Dieser Essay ist nach Evans-Pritchard die erste systematische und vergleichende Studie über das System des Geschenkaustauschs • Entwarf den Begriff des „fait social total“ – die totale gesellschaftliche Tatsache • Den Gabentausch versteht er nun als eine totale gesellschaftliche Tatsache • Obwohl Mauss der Form und Funktion des Gabentauschs in archaischen Gesellschaften nachgeht, meint er, damit auch die eigene Gesellschaft tiefer erfassen und verbessern zu können. Mauss: Die Gabe • In vielen Kulturen „finden Austausch und Verträge in Form von Geschenken statt, die theoretisch frei willig sind, in Wirklichkeit jedoch immer gegeben und erwidert werden müssen“. Mauss interessieren zwei Fragen: • „Welches ist der Grundsatz des Rechts und Interesses, der bewirkt, daß in den rückständigen oder archaischen Gesellschaften das empfangene Geschenk zwangsläufig erwidert wird? • Was liegt in der gegebenen Sache für eine Kraft, die bewirkt, daß der Empfänger sie erwidert?“ 4 Kapitel I. Die Gaben und die Verpflichtung, sie zu erwidern II. Verbreitung dieses Systems. Freigiebigkeit, Ehre, Geld III. Weiterleben dieser Prinzipien in den alten Rechts- und Wirtschaftsordnungen IV. Schlußfolgerungen Mauss – Kapitel 1 • Potlatsch ist eine Form des demonstrativen Konsums, der vor allem von den Indianern im Nordwesten Nordamerikas bekannt ist. Ruth Benedict hat den Potlatsch bei den Kwakiutl beschrieben. • Mauss entdeckte den Potlatsch auch bei den Polynesiern und findet zwei Elemente: – Die Ehre, das Prestige, das mana – Die absolute Verpflichtung, die Gabe zu erwidern, weil sonst das mana verloren geht • Ausgehend von den Maori zeigte Mauss, dass gegebene Sachen einen Geist (hau) haben. • Dieser Geist hängt an der Person, die gegeben hat, wodurch eine Gabe eine rechtliche Bindung ergibt. • Jemand etwas geben, heißt demnach immer, jemand etwas von sich selbst geben. Daraus ergeben sich drei Momente des Tausches: 1. die Verpflichtung, Geschenke zu machen 2. die Verpflichtung, Geschenke anzunehmen und 3. die Verpflichtung, Geschenke zu erwidern Theorie des Almosens Im Almosen verbindet sich ein moralischer Begriff von Gabe und Reichtum mit einem Begriff des Opfers. Die Freigiebigkeit ist hier obligatorisch – wer an Glück und Reichtum gesegnet ist, muss an Arme und Kinder abgeben, was auch als ein Opfer an Götter wie Geister gelten kann. Kapitel II • Hier verfolgt Mauss seine Idee weiter, dass der Gabentausch ein totales soziales Phänomen ist. • Auf den Andamanen dient die Vergabe von Geschenken dazu, Freundschaft zu stiften und es gibt ein Art Wettstreit, wer die wertvollsten Geschenke macht, was wiederum zu nicht intendierten Streitereien führen kann. • Er zeigt, dass auch Formen des Kredits bereits bekannt waren und kein höheres Stadium der Zivilisation markieren. • Erwähnt abermals die Aspekte Ehre und Prestige • Beschreibt den Potlatsch als totales Phänomen mit den bereits genannten Dimensionen des Gebens, Nehmens und Erwiderns. Kapitel III • Geht hier auf verschiedene noch nicht behandelte Gesellschaften ein. • Im Römischen Recht stellt das nexum (die älteste Form eines Vertrags im Römischen Recht) ein rechtliches Band dar, das über den juridischen Akt hinausreicht – z.B. waren auch religiöse Vorstellungen inkludiert. • Auch die Übergabe einer res (Sache) schuf ein Rechtsband, das die Tauschenden miteinander verband. • Im Germanischen Recht war neben der Gabe das Pfand ein wichtiges Instrument • Das chinesische Recht anerkennt ebenfalls das unlösbare Band einer jeden Sache mit ihrem ursprünglichen Besitzer. Kapitel IV Schlußfolgerungen • Auch in den modernen Gesellschaften wirken die alten Prinzipien nach. Eine nicht erwiderte Gabe erniedrigt denjenigen, der die Gabe angenommen hat. • Für Mauss sind die Sozialgesetze eine Rückkehr zur Gruppenmoral. • Das Spendensystem vor allem der angelsächsischen Länder weist für ihn auch in diese Richtung. • Mauss hätte gerne, dass die modernen Gesellschaften insgesamt auf der Basis der Moral des Geschenkaustauschs aufbauten. Mauss: Totale gesellschaftliche Tatsache • Die totale gesellschaftliche Tatsache ist ein zentrales Element in Mauss Theorie • Sie meint erstens, dass alle Aspekte der gesellschaftlichen Praxis und alle Institutionen und Gruppen darin verwoben sind • Und zweitens, dass sich in einer totalen gesellschaftlichen Tatsache eine Gesellschaft in ihrer „Ganzheit“ repräsentiert und reproduziert. • Bei der Gabe etwa verbinden sich ökonomische, soziale, religiöse, juristische und symbolische Aspekte, die in Summe etwas über die jeweilige Gesellschaft aussagen. Konsum • Unter Konsum wird ganz allgemein der Verzehr oder Verbrauch von Gütern verstanden. • Konsum geht zurück auf die Bedürfnisse von Menschen, die unterschieden werden können in • physische Bedürfnisse: Essen, Trinken, Wärme und Schutz durch Wohnung und Kleidung • psychische Bedürfnissen (Gewährleistung einer gewissen sozialen Sicherheit oder Hilfe bei der geistigen Weltorientierung) • Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, diese Bedürfnisse zu befriedigen Beispiel Nahrung • Nicht alle genießbaren Sachen werden von Menschen tatsächlich konsumiert. Manche Speisen sind in manchen Gesellschaften oder bei Religionen verboten, manche werden einfach weniger bevorzugt oder gemieden. – – – – – – – Moslems und Juden essen kein Schweinefleisch In manchen Teilen Afrikas dürfen Frauen keine Eier essen Hindus essen kein Rinderfleisch Europäer üblicherweise weder Katzen noch Hunde Pferdefleisch ist etwa in Großbritannien und den USA tabu Europäer vermeiden den Verzehr von Insekten In Ostasien wird keine Milch getrunken Pflanzentabus sind selten und gelten manchmal nur geschlechtsspezifisch. Weitere Konsumnormen • Konsumnormen gibt es nicht nur nach verschiedenen Gesellschaften und/oder ethnischen und/oder religiösen Gruppen, sondern etwa auch nach sozialem Status. – Etwa geschlechtsspezifische Kleidung, Schmuck und Kosmetik – Berufsbezogene Kleidung • Der Ornat bei Geistlichen • Der Talar etwa als Kleidung akademischer Würdenträger aber ebenso bei evangelischen Pfarrern • Die Soutane bei katholischen Priestern • Die Uniform • Der Wert von Konsumgütern bemisst sich meist nach zwei Aspekten: – Brauchbarkeit – Prestige Geschichte & Theorie der WA • Wichtige Impulse für die Wirtschaftsanthropologie kamen aus England und den USA, später auch Frankreich. Aus Deutschland nur Richard Thurnwald • Wichtigste Werke, die für die frühe Wirtschaftsanthropologie eine Rolle spielen: – Henry Lewis Morgan: Ancient Society, 1877 (dt.: Urgesellschaft). Morgan beschäftigte sich u.a. mit einer Analyse des Eigentumstransfers in tribalen, nicht marktlichen Ökonomien, wobei in das Verhltnis zwischen Verwandtschaftssystemen und Vererbungsregeln interessierte. – Bronislaw Malinowski: Argonauten des westlichen Pazifik, 1922. Malinowski untersuchte darin vor allem den Kula-Tausch. – Marcel Mauss: Essai sur le don, 1925 (dt. Die Gabe) Geschichte & Theorie der WA • Unterschied zwischen Wirtschaft und Wirtschaftswissenschaft ist zu beachten – Die Wirtschaft ist ein Modus des Lebens und Überlebens (siehe Definitionen zu Beginn) – Die Wirtschaftswissenschaft ist ein Modus der Analyse, in den allerdings auch Vorstellungen über Wirtschaft einfließen – Daher besteht auch ein Unterschied zwischen dem Vorgehen der Wirtschaftsanthropologie und dem der Wirtschaftswissenschaft – Die kulturwissenschaftlichen Disziplinen folgen in der Regel einem induktiven Paradigma, die Wirtschaftswissenschaften einem deduktiven Paradigma. – Induktion bedeutet die Herleitung des Allgemeinen aus dem Speziellen. Ein induktives Vorgehen besteht zum Beispiel darin, verschiedene empirische Daten zusammenzutragen, um daraus Erklärungsmodelle zu entwickeln. – Deduktion hingegen versucht das Spezielle aus allgemein gültigen Gesetzen abzuleiten. Geschichte & Theorie der WA • Adam Smith (1723-1790), Moralphilosoph und Begründer der klassischen Volkswirtschaftslehre • Hauptwerk: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776) • Ausgangspunkt waren die sog. Physiokraten, die davon ausgingen, dass einzig die Landwirtschaft zur Wertschöpfung in einer Volkswirtschaft beitrage. • Hauptvertreter: Francois Quesnay (1694-1774) und Anne Robert Jacques Turgot (1727-81) • Physiokratismus war eine Gegenbewegung zum Merkantilismus (Jean-Baptiste Colbert, 1619-1683), der in den wirtschaftlichen Außenbeziehungen die Quelle der Wertschöpfung sah. • Merkantilismus war das erste « Wirtschaftsmodell der absolutistischen Staaten der Frühen Neuzeit. • • • • Geschichte & Theorie der WA Adam Smith sieht im Gegensatz zu den Physiokraten die Landwirtschaft und die Industrie als produktiv. Die Arbeit wird das Maß des austauschbaren Wertes aller Waren. Prinzip des „laissez faire“, wodurch die Barrieren für die Entwicklung des Fabrikwesens beseitigt werden sollten. Menschenbild des homo oeconomicus – der Mensch handelt allein nach dem Maßstab seines Eigeninteresses – er handelt rational in dem Sinn, dass er seine Position materiell und sozial verbessern will – er strebt nach Maximierung seines Anteils am freien Markt – Eigeninteresse der Akteure ist entscheidend für das Funktionieren der Ökonomie – „Prinzip der unsichtbaren Hand“ scheint die Menschen zu leiten. Geschichte & Theorie der WA • Ideengeschichtliche Vorläufer für die Ausführungen von Adam Smith, wie Albert O. Hirschmann in seinem Buch „Leidenschaften und Interessen“ trefflich gezeigt hat. • Hirschmann zeigt den Übergang von mittelalterlichen Denken zur Moderne. • Bei Augustinus und in seiner Nachfolge durch das gesamte Mittelalter gab es noch 3 Hauptsünden: – Begierde nach Geld und Besitz; – Die Machtgier; – Die sexuelle Begierde • Im Laufe der Frühen Neuzeit entstand dann der Vorschlag, die Leidenschaften, statt sie zu unterdrücken, für andere Zwecke einzuspannen und nutzbar zu machen. • Bei Blaise Pascal (1623-1664) und Giambattista Vico (1668-1744) soll etwa aus den Lastern Grausamkeit, Habsucht und Ehrgeiz durch die Gesellschaft nationale Verteidigung, Handel und Politik werden, die dem Stadt nützen. Geschichte & Theorie der WA • Bei Adam Smith z.B. wird die Leidenschaft Habsucht durch die Termini „Vorteil“ und „Interesse“ ersetzt. • Den Interessen entsprangen die positiven Folgen menschlichen Handelns, den Leidenschaften die verhängnisvollen. • Interesse wurde im 18. Jh. Zu einem zentralen Begriff. Dabei wurde er als frei von der Destruktivität der Leidenschaften gesehen, aber auch frei von der Wirkungslosigkeit der Vernunft. • Während die Leidenschaften also wild und gefährlich waren, war die Sorge um die eigenen materiellen Interessen unschuldig und unschädlich. Dem Handel wurden dann auch Eigenschaften wie Höflichkeit und feine Manieren zugeschrieben und er galt insgesamt als nützliches Verhalten. • • • • • Geschichte & Theorie der WA Durch die industrielle Revolution werden die kapitalistischen Profite zur wichtigsten Komponente des Mehrwertproduktes. Die Verteilung dieses Mehrwertes verlangte ein spezifisches Wissen über die Festlegung von Löhnen, Preisen, Pacht und Profitraten David Ricardo (1772-1823) schuf mit seiner Werttheorie und seiner Arbeitswertlehre eine Grundlage dafür. Bei Karl Marx, der den Klassenkonflikt zwischen Lohnarbeit und Kapital betonte, spielte die Arbeitswerttheorie eine wichtige Rolle. Ricardos Ansätze wurden dann vom Utilitarismus abgelöst, der den Zweck menschlichen Handelns im Nutzen für den Einzelnen und die Gemeinschaft sieht. Streben nach Glück ist das handlungsleitende Prinzip. Neoklassische Ökonomie • Für die Wirtschaftsanthropologie ist die Neoklassische (entstand ab 1870) Ökonomie von zentraler Bedeutung. • Wichtigste Vertreter: W. Stanley Jevons (GB), Leon Walras (CH) und Carl Menger (A) • Grundzüge neoklassischer Theorie nach Jevons: – jeder Mensch wählt offensichtlich das größere Gut – menschliche Bedürfnisse werden mehr oder weniger schlecht befriedigt – fortgesetzte Arbeit verursacht nach und nach Leid – von diesen Axiomen könnten alle weiteren Fragen abgeleitet und bei Vorliegen entsprechender Daten beantwortet werden. • Dahinter steckt folgendes Grundaxiom, das die Neoklassische Ökonomie interessiert: nämlich die Allokation knapper Ressourcen auf unbegrenzte menschliche Bedürfnisse. • • • • Neoklassische Ökonomie Von der Klassischen Ökonomie wurde der Kerngedanke des rationalen, nach Maximierung strebenden homo oeconomicus übernommen. Während sich die Klassiker für die Produktion und Distribution der Waren interessierte, liegt der Fokus der Neoklassiker beim Verbrauch (Konsum) von Gütern. Ein zentraler Begriff ist der Grenznutzen In der ökonomischen Theorie werden Ware und Gut unterschieden: – Ein Gut ist allgemeiner und ist der zentrale analytische Begriff – Eine Ware wird hauptsächlich für den Tausch oder Verkauf hergestellt. Waren sind eine Unterkategorie von Gütern. – Güter werden in Sachgüter und Dienstleistungen unterschieden. • • • • • • Güter Ein Gut ist der zentrale analytische Begriff Eine Ware wird hauptsächlich für den Tausch oder Verkauf hergestellt. Waren sind eine Unterkategorie von Gütern. Güter werden in Sachgüter und Dienstleistungen unterschieden Ein Sachgut ist ein materieller, körperlicher Gegenstand, der für die Produktion, für den Verbrauch oder auch für den Tausch eingesetzt werden kann. Dienstleistung ist ein Vorgang, der an bestimmte Produktionsziele gekoppelt ist und Bedürfnisse befriedigt. Die Begriffe Ware und Gut sind hauptsächlich an den ökonomischen Kontext des Kapitalismus gebunden – darüber hinaus ist der Begriff der Gabe wichtig. • • • • • • Theorie der Wirtschaftsanthropologie Neoklassische Theorie hat sich weiter entwickelt und ist hochgradig mathematisiert Sie ist die Grundlage der so genannten Mikroökonomie, die das Verhalten und die Entscheidungen einzelner Wirtschaftssubjekte untersucht Die neoklassische Theorie ist auch die Grundlage der formalistisch ausgerichteten Wirtschaftsanthropologie Neoklassische Ökonomen verzichten bewusst auf die empirische Haltbarkeit ihrer Modelle Grundlegendes Problem zwischen Theorie und Realität in den Debatten der Wirtschaftsanthropologie Zusätzliches Problem, dass die Modelle (z.B. neoklassische, aber auch marxistische Theorie) an die Verhältnisse des mitteleuropäischen Kapitalismus gekoppelt sind Theorie der Wirtschaftsanthropologie • Die deduktive mikroökonomische Theorie kennt keine Regeln, die ihr Verhältnis zur Realität klärt • Daher können die aus mathematischen Formeln gewonnenen Schlussfolgerungen zwar als präzise, letztlich aber als irrelevant bezeichnet werden • Die Gegner der neoklassischen Theorie in der WA werden Substantivisten genannt. Sie kritisieren – dass Theorie und Empirie kaum überein stimmen – und wenn sie übereinstimmen, dann gelte es nur für die kapitalistischen Marktwirtschaften • Es bleibt demnach die Frage, ob die neoklassische Theorie auf verschiedene kulturelle oder gesellschaftliche Systeme angewandt werden kann und ob und inwieweit sie die beobachteten Phänomene erklären kann. Theorie der Wirtschaftsanthropologie • Befürworter argumentieren, die mikroökonomische Theorie könne in ihrer Logik und Terminologie als Grammatik allen Wirtschaftens betrachtet werden. • Als deduktive und normative Theorie fragt die Mikroökonomik nicht danach, wie sich Menschen wirklich verhalten, sondern wie sie sich verhalten sollten, wenn ihre Entscheidungen effizient sein sollen. • Wichtig ist dabei die Frage der Rationalität, weil Rationalität als Voraussetzung für effektives Handeln gesehen wird. • Rationalität ist das logische und vernunftgemäße Berechnen anhand bestehender Gesetzmäßigkeiten. • Problematik: was ist rational? • • • • Theorie der Wirtschaftsanthropologie Die neoklassischen Theorie fragt, wie Wirtschaftseinheiten – das können einzelne Individuen, Haushalte oder Unternehmen sein – bei gegebenen knappen Ressourcen ihre Bedürfnisse optimal befriedigen, also maximalen Nutzen erzielen. Vorausgesetzt wird, daß Menschen unterschiedliche Alternativen rational vergleichen und dann jene Entscheidung treffen, die maximalen Nutzen erwarten lässt. Worin der maximale Nutzen besteht, ist nicht explizit festgelegt. Zwei Konzepte von Rationalität – formale Rationalität: das höchste erreichbare Ziel ist anzustreben – Substantielle Rationalität: bezieht sich auf den Inhalt des Ziels Theorie der Wirtschaftsanthropologie Mikroökonomische Theorie hat zwei Aspekte zur Basis • – – • die Haushalts- und Nachfragetheorie die Produktionstheorie Frage: Auf welche Weise werden Einzelentscheidungen von Wirtschaftseinheiten koordiniert, wobei drei Problemen zentrale Bedeutung zukommt. 1. 2. 3. welche Güter werden in welchen Mengen produziert welche Ressourcen werden für die Produktion verwendet und welche Produktionsmethoden werden angewandt (welches Land, welcher Umfang von Arbeitskraft, welcher Kapitaleinsatz) wie werden die produzierten Güter an die Wirtschaftseinheiten verteilt (Verkauf, Tausch, Konsum) Wirtschaftstypen 1. Wildbeuter sowie spezialisierte Sammler, Jäger oder Fischer 2. Feldbauern oder niederer Bodenbau 3. Hirten 4. Höherer Bodenbau 5. Industrielle Produktion Die vorherrschenden Techniken der Nahrungsmittelproduktion beeinflussen sowohl die Wirtschaft als auch die gesamte Kultur. Wildbeuter • Sie sind Jäger und Sammler – jagen also Tiere und sammeln Pflanzen • Lebensunterhalt gründet nicht auf domestizierte Pflanzen oder Tiere • Leben von der Umwelt, wie sie diese vorfinden • Leben in kleinen Gruppen (Horden), welche selten mehr als 50 Personen ausmachen • Diese Gruppen sind locker strukturiert, Mitgliedschaft ändert sich ständig • Können daher flexibel auf Änderungen der Umwelt reagieren (Klimawechsel, Wassermangel, Wildmangel o.ä.) • Sie sind mobil und leben nomadisch, weil sie den Ressourcen folgen Wildbeuter II • Es gibt keine formal definierten Führungspositionen, sondern nur eine Art informeller Führung • Bei der Arbeitsteilung herrscht Selbstverantwortlichkeit, niemand kann Arbeit anschaffen • niemand hat Anspruch auf Anteile an den Produkten der Arbeit anderer • Vor allem Erträge aus der Jagd werden dennoch geteilt • Keine Arbeitsspezialisierung durch Vollzeitspezialisten • Arbeitsteilung nach Geschlecht, wonach die Männer vor allem jagen und die Frauen sammeln • Es existiert zudem eine Arbeitsteilung nach dem Lebensalter Wildbeuter III • Jeder Haushalt sorgt im Wesentlichen für sich selbst • Religiöse Funktionen werden in den Haushalten erfüllt • Wildbeuter-Gesellschaften gelten als egalitär, es gibt keine soziale Schichtung und keine sozialen Klassen • Zumindest theoretisch hat jedes Mitglied der Gesellschaft den gleichen Zugang zu den Ressourcen • Die sozialen Beziehungen werden über das Merkmal der Verwandtschaft geregelt • Jäger und Sammler haben kein "Eigentum" an Land oder Ressourcen in unserem Sinne • Sie sind Polytheisten und es gibt kein formales Priestertum, aber Schamanen, die konsultiert werden • • • • • Wildbeuter IV Marshall Sahlins: Stone Age Economics (1974) Wichtiges Werk der Wirtschaftsanthropologie, weil er eine kulturalistische und eine materialistische Perspektive zu verbinden sucht Das Buch ist eine Aufsatzsammlung, die drei Schwerpunkte hat: 1. The Original Affluent Society; 2. The Domestic Mode of Production; 3. Tauschtheorie Aufmerksamkeit erzielte das Buch zunächst, weil Sahlins die Jäger und Sammler als originale Wohlstandsgesellschaft bezeichnet hat Geschah in Anlehnung an das Buch „The Affluent Society“ (1958) von John Galbraith, der die kapitalistischen Industriegesellschaften als Überflußgesellschaften bezeichnete und daher soziale Verantwortung einklagte Wildbeuter V • Vor Sahlins war die gängige Auffassung, Wildbeuter zeichneten sich aus durch: – – – – – – reine Subsistenzökonomie begrenzten Freizeitgewinn und außergewöhnliche Bedingungen ständige Suche nach Nahrung kärgliche und unzuverlässige Ressourcen Fehlen eines wirtschaftlichen Überflusses Seien näher dem tierischen als dem menschlichen Leben • Daher wurde auch die neolithische Revolution als großer Sprung in der Entwicklung der Menschheit gesehen • Leslie White meinte etwa, vor der neolithischen Kultur wäre die menschliche Anstrengung die einzige Energiequelle gewesen, dann hätte man auch über domestizierte Pflanzen und Tier verfügt. Wildbeuter VI • Sahlins meint dagegen: – Energieverbrauch pro Kopf und Jahr sei bis zur industriellen Revolution nahezu konstant gewesen – Perspektive auf Jäger und Sammler sei eine der westlichen Gesellschaften, die gewisse Nahrungsmittel als ungenießbar sieht – Wildbeuter hätten wenig Besitz, um mobil sein zu können – Zeitaufwand für Nahrungsbeschaffung sei gering (bei manchen Gesellschaften nur 2-4 Stunden pro Tag) – Hätten immer alles, was sie benötigten – Arbeitszeit pro Kopf steigt mit kultureller Evolution, der Anteil der Freizeit sinkt – Was der Jäger offensichtlich brauchte, war die gesicherte Freizeit eines aristokratischen Philosophen – Meinte auch, dass der Anteil von Hunger in der Welt nie so groß gewesen sei wie in der industriellen Welt Niederer Bodenbau • Vor ca. 10.000 Jahren beginnen die Menschen mit der Produktion von Nahrung durch Bodenbau • Einfache Werkzeuge, aber kein Pflug und keine Zugtiere • Dies wird als neolithische Revolution und neben der industriellen Revolution als die bislang bedeutendste in der Menschheitsgeschichte bezeichnet • Brandrodungsbau war die meist verbreitete Form • Jedes Stück Land wird eine Zeitlang genützt und danach zwecks Boden-Regenerierung sich selbst überlassen • man benötigt viel Land und wenig Bevölkerung (extensiver Anbau) • Bei wenig Land üben die Pflanzer auch intensiven Anbau, durch Fruchtwechsel, Düngung, Terrassenbau oder begrenzte Bewässerung Niederer Bodenbau II • Die Sozialorganisation dieser Gesellschaften ist uneinheitlich bei einigen Gemeinsamkeiten: – Zumindest temporäre Seßhaftigkeit – Größere Populationen durch größere Sicherheit der Nahrungsmittelversorgung – Bei extensivem Anbau kleinere Dörfer in weiterer Entfernung, zwischen denen die Menschen wechseln – Bei intensivem Anbau größere Siedlungen und meist keine Verlagerung der Wohnstätten mehr – Innerhalb des Typus des niederen Bodenbaus gibt es verschiedene Stadien, die vom geringfügigen Bodenbau, in dem ein Großteil der Nahrungsmittelgewinnung noch durch Jagen und Sammeln erzielt wird, bis zum intensiveren Bodenbau, bei dem Jagen und Sammeln bereits unbedeutend geworden sind – Zugehörigkeit zu größeren sozialen Gebilden als der Familie gewinnt an Bedeutung Niederer Bodenbau III – Menschen (bzw. Gruppen von Menschen) beanspruchen ein Eigentumsrecht an den Produkten ihrer Arbeit, für die sie Zeit und Energie verbraucht haben – Die Gesellschaft wird durch Verwandtschaftsbeziehungen - wie z.B. bei Lineages und Klans - strukturiert, anders als bei den Wildbeutern sind das aber relativ stabile Deszendenz- oder Verwandtschaftsgruppen – Die politische Organisation wird komplexer wegen der Notwendigkeit eines Systems von Rechten und Pflichten, die sich auf die Arbeit und auf die Produkte der Arbeit beziehen – entstehen Führungspositionen, die stabiler sind als bei den Wildbeutern – Es entwickeln sich auch Konzepte von Territorialität (die Beanspruchung von Besitzrechten am Land) – Arbeitsteilung primär nach Geschlecht und Lebensalter Niederer Bodenbau IV – Erste Formen von Arbeitsspezialisierung und sozialer Schichtung – Die Religion ist noch vorwiegend polytheistisch, allerdings können die Gottheiten - entsprechend der Realität in der Gesellschaft - bereits in eine Hierarchie gebracht werden – Es gibt nun auch religiöse Handlungen auf kollektiver Ebene – Darüber hinaus gibt es als eine Sonderform der Religion den so genannten Ahnenkult – Bronislaw Malinowski (1884-1942) – Argonauten des westlichen Pazifik (1922) – Korallengärten und ihre Magie. Bodenbestellung und bäuerliche Riten auf den Trobriand-Inseln (1935) Höherer Bodenbau • Der höhere Bodenbau ist ein Anbausystem, das den Gebrauch des Pfluges und von Zugtieren kennt • Es gibt großräumige künstliche Bewässerung • Es wird auch auf andere elaboriertere Formen der Agrartechnik zurückgegriffen • Häufig existieren Metallbearbeitung, das Rad und stabilere Bauwerke • Mit all diesen Techniken kann bereits ein kalkulierbarer Ernteüberschuß eingefahren werden • Folgen sind eine größere Bevölkerung • Es gibt eine umfassendere Arbeitsteilung • Die Gesellschaften/Gruppen sind stabiler und seßhaft Höherer Bodenbau II • Es etablieren sich auch staatliche Systeme • Darunter versteht man, daß ein politisches System von einer Zentralgewalt gesteuert wird - oft auch von einer einzigen Person mit dazugehöriger Bürokratie • Diese Gesellschaften sind bereits Nationalstaaten oder Vorformen davon • Sie verfügen über ein hochentwickeltes System der politischen Organisation mit genau bestimmten Autoritätspositionen • Sie unterteilen sich bereits in unterschiedliche Schichten, d.h. verschiedene soziale Klassen haben unterschiedliche Zugangschancen zu Ressourcen und Besitz Höherer Bodenbau III • An der Spitze stehen gewöhnlich Adel und Aristokratie, dann gibt es das gewöhnliche Volk (Handwerker, Arbeiter, Bauern), manchmal auch Sklaven • Es sind somit nichtegalitäre Gesellschaften • Der Begriff des Eigentums wird noch bedeutender: Gruppen, aber teilweise auch Einzelpersonen, beanspruchen das Eigentum an Landstücken und Zugtieren • Die Kontrolle der Techniken - z.B. die Bewässerung oder des Handels obliegt dem Staat • Verwandtschaftsbeziehungen sind weiterhin wichtig, aber ihre Bedeutung für die Sozialorganisation nimmt ab • Der Staat hat immer mehr Einfluß auf den Alltag der Individuen. Höherer Bodenbau IV • Für die Aufrechterhaltung der Ordnung kassiert der Staat Abgaben • Der Staat beansprucht das Gewaltmonopol, daher weniger Fehden • In diesen Gesellschaften treten nun auch hauptberufliche religiöse Funktionäre - die Priester – auf • In der Regel gehören die Priester zur Staatsbürokratie, es gibt keine Trennung zwischen Kirche und Staat • Die Religion kann zwar noch polytheistisch sein, aber fast immer existiert ein Hauptgott, der den anderen überlegen ist • Die Ackerbau treibenden Nationalstaaten tendieren zum Monotheismus Höherer Bodenbau V • Bei den ackerbautreibenden Nationalstaaten kommt es auch zu einer Urbanisierung, Städte werden gegründet • Beispiele für Gesellschaften des Typus höherer Bodenbau – das historische China – das alte Ägypten – das mittelalterliche Europa • Dies erkennt man etwa in der groben Strukturierung der Gesellschaft, die bedeutende Mittelalterhistoriker wie Georges Duby oder Jacques LeGoff vorgenommen haben. Sie unterteilen Krieger und Bauern (Duby) oder Adel, Klerus und arbeitende Bevölkerung (LeGoff) • Bedeutung von Landwirtschaft und Baugewerbe für den take off der Wirtschaft wird betont Hirtentum • Hirten sind Menschen, die Viehherden aufziehen und halten, welche die Basis ihres Nahrungserwerbs bilden • Sie können entweder seßhaft oder nomadisch sein • Nomaden verlagern - meist in gewissen Zyklen innerhalb von bestimmten Gebieten ihre Wohnstätten, um Wasser oder Weiden für ihre Tiere zu finden • Nomaden sind aber auf Kontakte mit seßhafter Bevölkerung angewiesen • Die soziale und wirtschaftliche Einheit der Hirtennomaden ist die Hirtengruppe (oder das Lager), die aus mehreren Haushalten besteht. • Ähnlich wie bei den Wildbeutern sind die Gruppen instabil und flexibel Hirtentum II • Arbeitsteilung geschieht nach dem Geschlecht und auch nach dem Alter. Männer sind für die Tierhaltung zuständig, Frauen für den Haushalt • Es handelt sich großteils um egalitäre Gesellschaften, Autoritätsrollen sind schwach ausgeprägt • Hirtennomaden besitzen das Land, das sie nutzen, zwar nicht, üben aber Zugangs- und Nutzungsrechte aus • Obwohl sie das Land eigentlich nicht besitzen, üben sie eine Art Besitzrecht aus, über das sich auch Territorialität herstellt • Hirtennomaden expandieren in diesem Sinne auch und führen Kriege, wenn sie neue Ländereien benötigen Hirtentum III • Die Struktur der Hirtennomaden-Gesellschaft beruht auf einer Verwandtschaftsideologie, wobei ein Stammahne für die Gesamtgesellschaft angenommen wird • Die charakteristische Religion ist der Ahnenkult, es kann aber auch und zusätzlich einen Hochgott geben • Mongolen und Araber waren klassische Hirtennomaden Industrielle Gesellschaft • Die industrielle Revolution markiert den zweiten großen Einschnitt in der Geschichte der Menschheit • Es gibt verschiedene Ansätze dafür, ab wann von industrieller Gesellschaft gesprochen wird, ein Punkt der dabei allerdings immer angesprochen wird ist der Gebrauch von anderen Energiequellen als vorher, vor allem der Einsatz von Dampfmaschinen • Kennzeichnend für Industriegesellschaften sind große Populationen, da die gesteigerte Produktionskapazität in allen Bereichen mehr Menschen Unterhalt gewährt • Die grundlegende Arbeitseinheit wird aus dem Haushalt, wo gemeinsam gearbeitet wurde (der Begriff des ganzen Hauses!), auf das Individuum verlagert. Industrielle Gesellschaft II • Die effizienteren Techniken in der Nahrungsmittelproduktion führen dazu, dass in der Landwirtschaft immer weniger Menschen benötigt werden, die sich ihr Auskommen anderswo suchen (umgekehrt könnten auch die vielen Menschen, die in der Landwirtschaft nicht benötigt wurden erst zum take off in der protoindustriellen Revolution beigetragen haben) • Arbeitskraft wird in viel höherem Ausmaß als bisher verkauft • Verwandtschaft spielt nicht mehr jene Rolle wie bisher • Immer mehr Menschen leben nun in Städten, die Zentren der Produktion und der Distribution sind Industrielle Gesellschaft III • Bei der neuen Form der Arbeit entwickeln sich auch andere Formen des Zusammenlebens, die Familien werden kleiner • Wichtig ist aber daraus hervorgehend, daß sich das Geschlechterverhältnis dadurch maßgeblich verändert hat • Die Industrialisierung bringt auch eine immer größere Arbeitsspezialisierung, formale Ausbildung gewinnt immer mehr an Bedeutung und spielt eine entscheidende Rolle beim Zugang zu den Ressourcen • Soziale Mobilität ist ebenfalls ein Kennzeichen von Industriegesellschaften Industrielle Gesellschaft IV • Die politische Organisation wird immer komplexer • Territorialität spielt bei diesen Gesellschaften eine bedeutende Rolle • der Wunsch nach Energiereserven oder nach neuem Lebensraum kann zu Kriegen führen • Bezüglich der Religion ist der Monotheismus für Industriegesellschaften typisch • religiöse Spezialisten sind hauptberuflich tätig • Allerdings darf auch nicht der Hang zur Säkularisierung übersehen werden Nachfragetheorie I • Nachfragetheorie geht von unterschiedlich definierten Bedürfnissen der Menschen aus, die durch Konsum von materiellen und immateriellen Gütern befriedigt werden • Verbrauch von Gütern bringt den Menschen Nutzen • Nutzen ist dabei definiert als ein “Maß individueller, subjektiv empfundener Bedürfnisbefriedigung“ • Der zentrale Begriff Nutzen entzieht sich allerdings jeder objektiven Betrachtung • WA versucht, den Nutzen in seinen jeweiligen kulturspezifischen Bedeutungen zu analysieren • Die Nachfragetheorie geht davon aus, dass ein Haushalt oder eine Person unter dem Zwang der vorhandenen, knappen Mittel Nutzenmaximierung anstrebt Nachfragetheorie II • Formel für die möglichen Ausgaben des Haushalts des Lehrers Hallhuber: p1x1 + p2x2 + p3x3 ≤ c • Diese Formel besagt, dass die Summe der Ausgaben für Kartoffeln und Fleisch (mit den daran gebundenen Preisen) die zur Verfügung stehende Konsumsumme c in Hallhubers Haushalt nicht überschreiten darf (nur ‚kleiner oder gleich' sein kann) • Bilanzgerade • Der erzielte Nutzen kann in Gestalt einer Nutzenfunktion dargestellt werden: U=f(x1,x2) • Kardinaler Nutzen: Der Vorzug eines Gutes vor einem anderen kann in genauen Zahlen angegeben werden • Ordinaler Nutzen: Hier kann nur angegeben werden, ob der Nutzen größer, kleiner oder gleich ist Bilanzgerade Nachfragetheorie III • Der Grenznutzen (oder Nutzenzuwachs) ist definiert als der jeweils zusätzliche Nutzen einer zusätzlichen Mengeneinheit eines Gutes – Grafik • Gesetz abnehmenden Grenznutzens (1. Gossensches Gesetz genannt) – Grafik • Es besitzt jedoch keine uneingeschränkte Gültigkeit. In der Regel wird impliziert, dass der Grenznutzen oder Nutzenzuwachs stets abnimmt, dabei aber positiv bleibt • Es gibt Beispiele, wo zusätzlicher Verbrauch einen zusätzlichen Nutzen bringt (z.B. Einkommen, Erwerb von Kunst oder für Musikliebhaber CD‘s), wo der Grenznutzen Null beträgt (etwa bei Sättigung) oder wo er negativ wird, weil die sechste Portion Kartoffeln Übelkeit oder Schlimmeres hervorruft Grenznutzenkurve (http://www.bernhard-kuelp.de/gerechtigkeit.htm) Grenznutzenkurve (http://www.bernhard-kuelp.de/gerechtigkeit.htm) Nachfragetheorie IV • In der Realität bleiben Verbrauchsmengen niemals konstant, es muss das Verhältnis zwischen und die Kombination von Verbrauchsmengen berücksichtigt werden • Für die Betrachtung beliebiger Kombinationen wurde der Begriff der Indifferenz eingeführt • Der Nutzen eines Gutes kann nicht unabhängig von anderen Gütern betrachtet werden. Daraus folgt: • 1. Der Nutzenverlust, der mit dem Minderverbrauch des einen Gutes einhergeht, kann durch den Mehrverbrauch des anderen Gutes kompensiert werden; 2. Jede Mengeneinheit des Minderverbrauches von Gut 1 (Kartoffeln) bedeutet einen zunehmenden Mehrverbrauch von Gut 2 (Fleisch). Nachfragetheorie V • Anders ausgedrückt: Das eine Gut wird durch zunehmende Mengen des anderen Gutes substituiert • Dies lässt sich auf einer so genannten Indifferenzkurve darstellen, auf der sich die verschiedenen Kombinationen an Gütermengen finden • optimaler Verbrauchsplan oder auch das KonsumentenEquilibrium (Grafik) • Die vorgestellten Ideen gelten allerdings nur, wenn die einzelnen Güter von den betroffenen Menschen überhaupt als substituierbar betrachtet werden • Außerdem muss auch bei prinzipieller Substituierbarkeit eines Gutes oft eine Mindestmenge eines anderen gutes vorhanden sein Indifferenzkurven und Konsumentenequlibrium Information, Risiko, Unsicherheit • Information: ist im Zusammenhang mit rationaler Nutzenmaximierung wichtig • Nur wenn ein Haushalt vollständig über den Nutzen informiert ist, den ihm einzelne Güter, Gütermengen und Güterkombinationen verschaffen, kann ein eindeutiges Urteilsvermögen vorausgesetzt werden • Entscheidungen, die unter Bedingungen der vollständigen Information fallen, nennt man Entscheidungen vollständiger Sicherheit genannt – diese sind selten • Andere Entscheidungen finden unter unvollständiger Information statt und werden unter Risiko oder unter Unsicherheit getroffen Information, Risiko, Unsicherheit II • Bei Entscheidungen unter Risiko verfügt ein Individuum bereits über Erfahrungen aus früheren Zusammenhängen und es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidung richtig ist • Bei Entscheidungen unter Unsicherheit verfügt man über zu wenig Information und hat keine Erfahrungswerte • Informationskosten: Um Risiko und Unsicherheit zu minimieren, müssen Informationen beschafft werden, die Kosten verursachen • Manchmal sind die Informationskosten zu hoch, um Risiko und Unsicherheit zu minimieren • Das relativiert das Konzept des vollständig informierten und unbegrenzt rechenfähigen homo oeconomicus Information, Risiko, Unsicherheit III • Im Zusammenhang mit diesen Überlegungen ersetzte der Ökonom und Kognitionswissenschaftler Herbert Simon die Prämisse vollständing rationalen und nutzenmaximierenden Verhaltens durch das Konzept des satisficing, das in etwa Anspruchserfüllung bedeutet • Auf ökonomisches Handeln im weitesten Sinn übertragen, besagt die Theorie der Anspruchserfüllung, dass ökonomische Ziele nicht in der Gewinnmaximierung liegen, sondern im Erreichen eines bestimmten GewinnNiveaus Kula • Kula ist ein weitläufiges hochkompliziertes Handelssystem, bei dem Tauschhandel zwischen Gemeinschaften betrieben wird, die einen weiten Inselring bewohnen • Getauscht werden Ketten und Armreifen – Halsketten aus roten und Armreifen aus weißen Muscheln • Für Malinowski handelt es sich um ein ökonomisches Phänomen von beträchtlicher theoretischer Bedeutung • Es werden in einem beständigen Kreislauf Gegenstände getauscht, die nie fix im Besitz von irgendjemand bleiben • Malinowski hat die Grundprinzipien zusammengefasst: 1. Das Kula wurzelt im Mythos 2. Es wird durch traditionelle Gesetze abgesichert und von magischen Riten umgeben Kula II 3. 4. 5. 6. Die wesentlichen Transaktionen sind öffentlich, werden von Zeremonien begleitet und folgen festen Regeln. Das Kula wird regelmäßig, zu bestimmten Zeitpunkten betrieben. Es folgt fest gelegten Handelswegen, die zu bestimmten Treffpunkten führen. Obwohl es zwischen Stämmen unterschiedlicher Sprache, Kultur und möglicherweise sogar unterschiedlicher Rasse betrieben wird, gründet es soziologisch gesehen auf einem feststehenden und dauerhaften Status, auf einer Partnerschaft, die einige tausend Einzelwesen zu Paaren verbindet. Diese Partnerschaft ist eine lebenslang währende Verbindung. Kula III 7. 8. 9. Sie umfasst verschiedene gegenseitige Verpflichtungen und Anrechte und stellt einen sehr hochentwickelten Typus der Beziehung zwischen Stämmen dar. Der ökonomische Mechanismus der Transaktionen gründet auf einer besonderen Form des Kredits, die ein großes Maß gegenseitigen Vertrauens und Kaufmannsehre voraussetzt. Dies gilt auch für den weniger bedeutsamen Nebenhandel, der das eigentliche Kula begleitet. Das Kula vollzieht sich nicht unter dem Zwang irgendeiner Not, denn sein Hauptzweck ist der Tausch von Gegenständen, die nicht zum praktischen Gebrauch bestimmt sind. Kula IV • • • • Die Ketten und Armreifen werden selten genutzt Die Kula-Ketten und -Armreifen wandern immer in entgegengesetzter Richtung, die Ketten im Uhrzeigersinn, die Armreifen in die andere Richtung Zwei Prinzipien oder Grundregeln 1. Die Grundregel des eigentlichen Tausches besteht darin, dass das Kula aus dem Überreichen einer zeremoniellen Gabe besteht, die nach einer gewissen Zeit (von einigen Minuten bis zu 2 Jahre) mit einer äquivalenten Gegengabe zu vergelten ist. Niemals wird von Hand zu Hand getauscht, niemals wird die Äquivalenz der beiden Gegenstände diskutiert, es wird nicht um sie gefeilscht, und sie wird nicht errechnet. Der Anstand wird bei der Kula-Transaktion streng gewahrt und hoch bewertet Kula V 2. • • Das zweite, sehr wichtige Prinzip besagt, dass die Gleichwertigkeit der Gegengabe vom Gebenden abhängt und in keiner Weise erzwungen werden kann. Dennoch wird die Gleichwertigkeit gewährleistet, weil Besitz zwar Ansehen bedeutet, aber Besitzen bedeutet auch Geben, erst dadurch wird wirkliches Ansehen gewonnen. Knauserigkeit ist die am meisten verabscheute Untugend, während Großzügigkeit das Wesen der Rechtschaffenheit ausmacht Es gibt eine Menge das Kula begleitende Aktivitäten wie den Kanubau und den Handel Es handelt sich um einen halb kommerziellen und halb zeremoniellen Tausch Vorratshäuser der Trobriander Muschelarmreif Muschelarmreifen Trobriander mit Muschelarmreifen Halsketten • • • • • Formalismus Der Formalismus ist jene Ausrichtung der Wirtschaftsanthropologie, die von denselben Grundüberlegungen wie die neoklassische ökonomische Theorie ausgeht Vertreter: Raymond Firth, Robbins Burling, Melville J. Herskovits Ihnen zufolge beschäftigen sich Ökonomie wie WA mit dem menschlichen Verhalten, das stets vor alternativen Entscheidungsmöglichkeiten steht, um die unbegrenzten menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen Daraus ergebe sich der Zwang zum „economizing“, demgemäß mit einem Minimum an Aufwand ein Maximum an Nutzen gesucht werde Da dies Universalien seien, wäre das Wirtschaftsverhalten daher im weltweiten und interkulturellen Vergleich nur graduell, nicht jedoch grundsätzlich verschieden Formalismus II • Formalisten betonen die grundsätzliche Ähnlichkeit zwischen den Wirtschaftsmechanismen der westlichen Industrie- und denen traditionaler Gesellschaften • Sie bemühen sich, in traditionalen Gesellschaften die Existenz von Investitionen, Geld, Kapital und Märkten nachzuweisen • Kritiker sehen darin eine ethnozentrische Ideologie, die die globalisierten wirtschaftlichen Besonderheiten des Westens als menschliche Grundeigenschaften darzustellen versuche • Raymond Firth trifft eine wichtige Unterscheidung in substantial und formal propositions (=institutionelle Gegebenheiten und generelle Gesetzmäßigkeiten Formalismus III • Die generellen Gesetzmäßigkeiten der neoklassischen Theorie könnten bzw. müssten uneingeschränkt übernommen werden, bei der Betrachtung empirischer Wirklichkeit wären allerdings die kulturspezifischen institutionellen Gegebenheiten zu berücksichtigen • Er versuchte damit, die formalen Gesetzmäßigkeiten für nicht-kapitalistische Gesellschaften zu adaptieren • Er zeigte, dass beispielsweise Kauf- und Verkaufsentscheidungen nach anderen Regeln wie in kapitalistischen Märkten ablaufen • Die ökonomische Realität richtet sich insofern nach den sozialen Werten und ökonomische Faktoren werden um nicht-ökonomische Faktoren sozio-kultureller Art ergänzt Substantivismus • Der Substantivismus lehnt die Prämissen des Formalismus ab und vertritt die Auffassung, andere Gesellschaftsformationen und Ökonomien funktionierten nach anderen Prinzipien als die moderne Marktwirtschaft • Die Substantivisten widmen sich vor allem der Untersuchung von Produktion, Zirkulation und Distribution materieller Güter in ihrem sozialen Kontext • Für die Substantivisten sind Wirtschaft und Gesellschaft nicht zu trennen, die Ökonomie sei ein „institutionalisierter“ Prozess • Der Hauptvertreter Karl Polanyi betont die unterschiedlichen Bedeutungen von formal und substantivistisch. Substantivismus II • Die substantivistische Bedeutung leite sich von der Abhängigkeit der Menschen von der Natur und seinen Mitmenschen ab. Polanyi verweist auf den Austausch und die Wechselwirkung mit seiner natürlichen und sozialen Umwelt, um seine Bedürfnisse zu befriedigen • Die formale Bedeutung leite sich vom logischen Charakter des Verhältnisses zwischen Mittel und Ziel her. Es bezieht sich auf eine bestimmte Wahlsituation, nämlich der zwischen unterschiedlichem Einsatz von Mitteln hervorgerufen durch die Mangelhaftigkeit dieser Mittel • Während die formale Bedeutung ein Set von Regeln beinhaltet, die sich darauf beziehen, zwischen der alternativen Nutzung ungeeigneter Mittel zu wählen, impliziert die substantivistische Bedeutung weder eine Wahl noch eine Mangelhaftigkeit der Mittel Substantivismus III • Es kann die Notwendigkeit einer Wahl geben oder nicht, und wenn es sie gibt, muss es sie nicht aufgrund eines Mangels von Mitteln geben • Die beiden Bedeutungen hätten nichts miteinander zu tun, weil die formale aus der Logik stammt und die substantivistische sich aus der Funktion herleitet • Die Substantivisten betonen die Verschiedenheit von kapitalistischen marktorientierten Wirtschaftssystemen von den nicht-industriellen Systemen • Letztere seien durch die zwei Integrationsformen (=die grundlegenden Organisationsmuster von Wirtschaft und Gesellschaft) Reziprozität und Redistribution gekennzeichnet, welche die Ökonomie in die Gesamtgesellschaft „einbetteten“ Substantivismus IV • Erst die Integrationsform des Markttausches – also die Herausbildung der Marktwirtschaft – löse die Ökonomie aus dieser Einbettung. Daher seien einzelne ökonomische Kategorien der Marktwirtschaft nicht direkt auf Gesellschaften übertragbar, in denen Reziprozität und Redistribution dominieren • Der Handel etwa sei dort kein notwendiges Korrelat des Marktes, sondern trete auch unabhängig von jenem auf • Geld spiele in der Marktwirtschaft die Rolle eines „abstrakten“ und universellen Tauschmittels („all purpose money“), während es in traditionalen Gesellschaften meist nur „stoffliches“ Geld (z.B. bestimmte Muscheln) für spezielle Zwecke („special purpose money“) gibt. Weitere Entwicklung • Ab Mitte der 1960er Jahre wird versucht, die verschiedenen Positionen zu überwinden, die zum Teil eben auf der methodischen Unvereinbarkeit von Deduktion und Induktion beruhen • Ein Beispiel dafür ist der bereits vorgestellte Marshall Sahlins, der zwar substantivistisch argumentiert, aber auch formalistische Positionen integriert • Für Sahlins ist Ökonomie ein Prozess zur Versorgung der Gesellschaft • Als hypothetische Gegenposition zur neoklassischen Theorie, nach der die Bedürfnisse unbegrenzt und die Mittel begrenzt sind, formuliert Sahlins, dass menschliche Bedürfnisse begrenzt, während die Mittel zu ihrer Befriedigung im großen und ganzen ausreichend sind Weitere Entwicklung II • Ausgehend von ökonomischen Systemen der Nahrungssuche (Jäger und Sammler) ergibt sich ein interessantes theoretisches Paradoxon. Nahrungssuchende verfügen über minimalen Besitz an Gütern, leben aber in Entsprechung ihrer Bedürfnisse im Überfluss, während die (nach materieller Versorgung) reichsten Menschen der Welt mit der ‚fixen Idee‘ der Knappheit durchs Leben gehen • Im System der Nahrungssuche ist weniger Arbeit notwendig, um die Nahrungsversorgung zu sichern als etwa im Bodenbau. Dies bedeutet wiederum, dass im Verlaufe der Evolution die Arbeitszeit im Verhältnis zur Mußezeit immer mehr zunimmt Weitere Entwicklung III • Die Evolution von wirtschaftlichen Systemen resultierte also in einer absoluten Steigerung der materiellen Versorgung, aber in einer Verarmung im Sinne der relativen ökonomischen Situation zwischen Teilen der Bevölkerung. Armut bedeutet folglich nicht eine geringe Menge von Gütern, sondern sie bezieht sich auf eine Beziehung zwischen Menschen. Armut ist ein sozialer Status, und als solcher ist sie ein Produkt der kulturellen Evolution • Wir finden hier also Anwendungen des Substantivismus (Evolutionsgedanke, kulturelle Einbettung, ökologische Faktoren) und des Formalismus (neoklassische Gesetzmäßigkeiten), die Sahlins zu einer Synthese vereint • Abschließend kann zur Diskussion um Formalismus und Substantivismus gesagt werden, dass beide Richtungen essentielle Überlegungen in die WA eingebracht haben. • • • • Neomarxistische Ansätze Vertreter der neomarxistischen Position behaupten eine nahezu eigenständige Rolle, die nur ansatzweise mit der oben skizzierten Debatte in Berührung kam Neomarxistisch wird diese Ausrichtung genannt, da ihre theoretische Basis sehr häufig modifiziert und durch neuere, nicht-originär marxistische Theorien ergänzt wurde Maurice Godelier (1934-), Emmanuel Terray (1935-), Claude Meillassoux (1925-2005) Die französischen Ethnologen waren der Meinung, dass die Wirtschaftsanthropologie der konventionellen angloamerikanischen Wissenschaftstradition überholt werden müsste. Es handle sich um eine unbedeutende Gedankenspielerei, die durch ein holistisches Denkmodell ersetzt werden sollte, das den Anspruch interkultureller Gültigkeit erfüllen kann. • • • • Neomarxistische Ansätze II Diese neue Ausrichtung bald auch im englischsprachigen Raum rezipiert und erhielt wegen zwei Faktoren Einfluss Erstens ist der seit langem etablierte theoretische Hintergrund in Gestalt des gesamten Komplexes der marxistischen Philosophie zu nennen Zweitens spielt eine Rolle, dass sich dieser Hintergrund bekanntermaßen zum größten Teil unmittelbar auf den Bereich der Ökonomie bezieht Die neomarxistische WA richten ihr Augenmerk im Unterschied zu den anderen Richtungen 1) auf den Aspekt der Produktion (anstelle des Tausches als Fokus des Substantivismus), 2) auf die Einbeziehung einer analytischen Ebene, die häufig über den lokalen Kontext weit hinaus geht, und 3) auf die Betonung der Entstehungsmomente sozialer, politischer und ökonomischer Ungleichheit • • • • • Neomarxistische Ansätze III Die neomarxistische WA geht nicht von der Empirie aus Sie betont eine Logik der Evolution menschlicher Gesellschaften Ausgehend von Marx wird argumentiert, dass Wissenschaft den wirklichen Zusammenhang und das innere Verhältnis der Dinge nicht enthüllen kann, wenn es von den sichtbaren Verhältnissen ausgeht Statt also vom empirisch Beobachtbaren zu den daraus abgeleiteten theoretischen Schlußfolgerungen zu kommen, will der neomarxistische Ansatz die interne Verknüpfung der Dinge erkennen, um dann zum Beobachtbaren zurückzukehren und dieses zu erklären Neomarxistische WA wollen historische Zusammenhänge theoretisch erklären, wofür ihnen Modelle auf empirischer Grundlage ungeeignet scheinen • • • • Neomarxistische Ansätze IV Die neomarxistische WA stellt gar nicht die Wirtschaft ins Zentrum des Interesses, sondern das bei Marx zentrale Konzept der Produktionsweise, die durch Produktivkräfte (Arbeitskraft, Produktionsmittel und Rohstoffe) und Produktionsverhältnisse bestimmt werden Dabei werden Zusammenhänge zwischen dem Unterbau Produktionsweise und dem Überbau (rechtliche und politische Institutionen, je nach Sichtweise auch religiöse und philosophische Vorstellungen) postuliert Ausgehend von diesen theoretischen Ansätzen können soziale und ökonomische Ungleichheit in allen Gesellschaften identifiziert werden Elman Service beschrieb 1962 einen Prozess der politischen Evolution: band → tribe → chiefdom → state • • • • Neomarxistische Ansätze V Dieser Verlauf ist für den Historischen Materialismus nicht zufällig, sondern durch die ökonom. Verhältnisse determiniert Marx unterschied zahlreiche Produktionsweisen, die Eric Wolf in Haupt- und Unterkategorien gefasst hat: Kapitalistische Produktionsweise Tributgebundene Produktionsweise – Zentralisiert (asiatische Produktionsweise) – Dezentralisiert (feudale Produktionsweise) • Verwandtschaftlich strukturiert – Komplex (hierarchische Gesellschaft) – Einfach (akephale Gesellschaft – ohne Zentralgewalt) • Diese Kategorien müssen als ineinander übergehend betrachtet werden. • • • • Neomarxistische Ansätze VI Entscheidend für die Unterscheidung der verschiedenen Systeme ist folgende Frage: Welche Individuen haben innerhalb einer bestimmten Produktionsweise Zugang zu den Produktionsmitteln? Der zentrale Stellenwert der Rechte an den Produktionsmitteln – der Kontrolle der zur Produktion eingesetzten Ressourcen – ist ein ganz entscheidendes Merkmal des marxistischen Ansatzes In der kapital. Produktionsweise ist der Zugang zu den Produktionsmitteln durch den Besitz des zur Produktion notwendigen Kapitals definiert. Die Kapitalisten verfügen also über ein Besitzmonopol auf die Produktionsmittel In den beiden anderen Kategorien ist er hingegen durch den politischen Status respektive durch verwandtschaftliche Bindungen determiniert • • • • Neomarxistische Ansätze VII Daraus resultiert eine weitere entscheidende Frage: Inwieweit bestehen im Hinblick auf diesen Zugang zu den Produktionsmitteln innerhalb einer Gesellschaft bzw. Produktionsweise signifikante Ungleichheiten, die sich in Form konkreter gesellschaftlicher Gruppen, der Klassen, definieren lassen? Für neomarxistische WA beziehen sich die Begriffe Ungleichheit und Ausbeutung nicht nur auf den Klassenbegriff im Sinne von Marx, sondern auch auf andere Faktoren wie Geschlecht, Alter etc. Auch dem neomarxistischen Ansatz wurde Eurozentrismus und die Nichtübertragbarkeit auf nicht-kapitalistische Gesellschaften vorgeworfen Es existiert ebenfalls ein Widerspruch zwischen Theorie und empirischer Wirklichkeit Neomarxistische Ansätze VIII • Auf die neomarxistischen Analysen bauen auch die Dependenztheorie und die Weltsystemtheorie (Immanuel Wallerstein) auf. • Beide weiten das Basiskonzept der Ungleichheit auf Staaten beziehungsweise auf die Opposition zwischen dem Reichtum des westlichen Kapitalismus und der Armut der unterentwickelten Peripherie aus • Das Verdienst des holistisch ausgerichteten neomarxistischen Ansatzes ist das Einbinden ethnologischer Untersuchungen auf der Mikroebene in umfassendere historische, politische und ökonomische Zusammenhänge Ungleichheit • Weitere Konzeptionen für den Ursprung der Ungleichheit • Auch Ralf Dahrendorf stellte 1961 fest, es sei eine ebenso beharrliche wie merkwürdige Tatsache, dass Menschen auch in einer Gesellschaft im Überfluss ungleich gestellt sind • Will allerdings kein Plädoyer für Gleichheit verfassen, denn er stimmt Immanuel Kant zu, der die "Ungleichheit unter Menschen" als "reiche Quelle so vieles Bösen, aber auch alles Guten" bezeichnet • Warum gibt es Ungleichheit unter den Menschen? Wo liegen die Ursachen dieses Verhältnisses? Lässt sich Ungleichheit beschränken oder gar ganz abschaffen? Haben wir sie als notwendigen Bestandteil der Struktur menschlicher Gesellschaften hinzunehmen? Ungleichheit II 1. Ungleichheit ist natürlich gegeben: Dies ist eine Auffassung, die sich von Aristoteles bis ins 18. Jh. zieht. Dahrendorf unterscheidet vier Formen der Ungleichheit 1. die natürliche Verschiedenartigkeit des Aussehens, des Charakters, der Interessen 2. die natürliche Verschiedenwertigkeit der Intelligenz, der Talente und Kräfte (wenn es eine solche überhaupt gibt) 3. die soziale Differenzierung prinzipiell gleichwertiger Positionen – wobei darunter in der Regel Arbeitsteilung gemeint ist 4. die soziale Schichtung nach Ansehen und Reichtum als Rangordnung des sozialen Status 2. Eigentum bzw. Privateigentum:Jean-Jacques Rousseau geht dann von einer naturrechtlichen Gleichheit aller Menschen aus, was weitreichende Konsequenzen hatte Ungleichheit III Für Rousseau verlässt der Mensch mit der Entstehung des Privateigentums den Naturzustand Die Erklärung der Ungleichheit aus dem Privateigentum hatte einen großen Reiz. Für Adam Ferguson war dies ein Schritt zur Zivilisation und Friedrich Schiller begrüßt die Aufhebung der Standesgleichheit als Ausgang des Menschen aus der "trägen Ruhe seines Paradieses„ Dahrendorf widerspricht jedoch dieser These, weil in den Systemen, in denen das Privateigentum bis zur Bedeutungslosigkeit zurückfällt - z.B. in der kommunistischen Sowjetunion oder in den israelischen Kibbutzim -, dennoch soziale Schichtung bestehen bleibt Ungleichheit IV 3. Ungleichheit resultiert aus der Erwirtschaftung eines Überschusses, der verteilt werden muss 4. Arbeitsteilung: Lorenz von Stein und Karl Marx betonen ebenfalls die Bedeutung des Privateigentums, erwähnen aber einen zweiten Faktor, der ab der Mitte des 19. Jahrhunderts die wissenschaftliche Diskussion um die Klassenbildung beherrschte: die Arbeitsteilung. Nach Gustav Schmoller geht die Ungleichheit des Ranges auf die Differenzierung von Berufen zurück Daran kann kritisiert werden, dass die berufliche Differenzierung noch keinerlei wertende Unterscheidung der differenzierten Elemente beinhaltet Ungleichheit V 5. Ungleichheit ist für Gesellschaften funktional notwendig Erweiterung des Konzepts der Arbeitsteilung Dieses Konzept geht von Talcott Parsons und argumentiert: Es gibt in jeder Gesellschaft verschiedene Positionen, die unterschiedlich angenehm, wichtig und schwierig sind. Um nun die reibungslose und vollständige Besetzung aller Positionen zu garantieren, müssen mit ihnen gewisse Entschädigungen verbunden werden - diese Entschädigungen machen die Kriterien der sozialen Schichtung aus. Dabei gibt es: 1. eine Konsensperspektive, wonach die funktionale Bedeutung von Positionen allgemein anerkannt wird 2. eine Zwangsperspektive, bei der Herrschaft und unterschiedliche Machtverteilung dominieren Ungleichheit VI An dieser Erklärung gibt es zwei Kritikpunkte: Erstens ist der Begriff der funktionalen Bedeutung von Positionen unklar und impliziert versteckt jene wertende Differenzierung, die er erklären möchte. Zweitens liegen in den Annahmen einer Harmonie von Schichtung und Talentverteilung (d.h. jeder übt jene Funktion aus, für die er talentiert ist) sowie einer Motivation durch ungleiche Anreize theoretisch problematische und empirisch ungesicherte Vermutungen 6. Ungleichheit ist eine Folge von Normen, die durch Sanktionen durchgesetzt werden. Dahinter steckt ein Gedanke, den bereits Emile Durkheim formuliert hat. Menschliche Gesellschaften sind moralische Gemeinwesen, die durch Normen und Sanktionen reguliert werden Ungleichheit VII Daher braucht es zumindest jene Ungleichheit des Ranges, die Sanktionen vollziehen kann Der Ursprung der Ungleichheit unter den Menschen liegt also in der Existenz von mit Sanktionen versehenen Normen des Verhaltens in allen menschlichen Gesellschaften. Wenn wir das Recht in seiner weitesten Bedeutung nehmen und als Inbegriff sämtlicher, auch der nicht kodifizierten Normen und Sanktionen fassen, dann könnte man sagen, dass das Recht die notwendige und die zureichende Bedingung der Ungleichheit in der Gesellschaft ist. Weil es Recht gibt, gibt es Ungleichheit, wenn es Recht gibt, muss es auch Ungleichheit unter den Menschen geben. Perspektiven • • • • Theoretische Positionierung der WA in Zukunft: Überwinden der klassischen Dichotomien wie Formalismus-Substantivismus, Neomarxismus-Formalismus, Produktion-Distribution und statt dessen das Bemühen um theoretische Synthesen, um die Schwächen in sich geschlossener Modelle zu überwinden Einbeziehen einer Makro-Ebene, also des Kontextes komplexer Gesellschaften oder nationalstaatlicher Aspekte der Ökonomie, und zwar nicht nur pseudo-empirisch, sondern anhand konkreter empirischer Fakten Verzicht auf die Abgrenzung der WA als isolierter und selbstgenügsamer Forschungsrichtung; statt dessen das Eintreten in einen intensiven Gedankenaustausch mit den benachbarten Teilbereichen der Ethnologie und mit verwandten Wissenschaften Kredit • • • • Ein Kredit ist die zeitlich begrenzte Überlassung von Geld und Sachgütern gegen Entgelt (Zins) zwischen einem Kreditgeber (Gläubiger) und einem Kreditnehmer (Schuldner), wobei der Gläubiger auf die künftige Zahlungsfähigkeit und -willigkeit des Schuldners vertraut Kreditbeziehungen sind ein kulturspezifisches System, das wirtschaftliche und soziale Funktionen erfüllt Kreditbeziehungen sind nicht nur reziproke und hierarchische ökonomische Beziehungen, sondern produzieren und reproduzieren auch bestimmte Formen der symbolischen Ordnung einer Gesellschaft (C. Lipp) Es gibt eine modernisierungstheoretische Annahme, dass sich die Kreditbeziehungen vom persönlichen Kredit hin zu anonymen Bankkrediten entwickelt hätten Kredit II • • • • • • Es gibt aber bis heute Kredite in Form von mündlichen Absprachen – häufig bei kleinen Summen, bei gewissen Gruppen aber auch bei höheren Beträgen Besiegelt wurden und werden solche Kredite oft durch Handschlag oder gemeinsames Trinken Kleinere Summen wurden früher in ein Kerbholz geritzt oder mit Kreide (oder Kohle) angeschrieben Für größere Summen gab es schriftliche Vereinbarungen bei Darlehen; im Handel wurde mit Schuldzetteln, beglaubigten Schuldverschreibungen und Wechselbriefen operiert Zeit ist ein elementarer Faktor in Kreditbeziehungen Kredite überbrücken Finanzlücken oder phasenweise Einbrüche im Einkommen Kredit III • • • • • Kredite sind einerseits Ausdruck einer Zwangslage, andererseits ein Zeichen des Vertrauens in die eigene Leistungsfähigkeit, den Kredit zurückzuzahlen Der Gläubiger wiederum glaubt – daher ja auch das Wort Gläubiger – an den Schuldner. Zugleich ist die Kreditvergabe eine Investition in die Zukunft, die auf Erfahrungen aus der Vergangenheit beruht Bis ins 20. Jahrhundert war der Kleinkredit für den täglichen Bedarf die häufigste Kreditform Kleinkredite verlangen persönliche Bekanntschaft und Kreditwürdigkeit; sie können Stammkundschaft erhalten und neue Kundenkreise erschließen Es gab auch spezifische Rückzahltermine: Dreikönig (6.1.), Mariä Lichtmess (2.2.) oder Matthäi (24.2.) Kredit IV • • • • • Ein klassischer Kredit armer Leute war die Pfandleihe, zielte auf die mobile städtische Bevölkerung, die nicht über die familialen und nachbarlichen Netzwerke am Land verfügte Es gibt eine Milieuspezifik, wie Kredite vergeben und genutzt werden Kredite schaffen Loyalität, woraus sich ein Klientelsystem ergeben kann Vertrauen und Reputation waren und sind nicht nur für den Schuldner notwendig, auch die Person des Gläubigers wurde moralisch bewertet Bei privaten Krediten stand meist nicht das Zinsinteresse im Vordergrund, bei notariell vermittelten Krediten häufig schon Moralische Ökonomie • • • • Konzept von Edward P. Thompson (1924-1993), britischer Historiker und Mitbegründer der Cultural Studies The Making of the English Working Class (1963); Das Elend der Theorie (1978); Plebejische Kultur und moralische Ökonomie (1980) Thompson war zwar ein marxistischer Historiker, wandte sich aber gegen eine deterministische materialistische Auffassung der Geschichte, die die Menschen nur als Opfer der Umstände sieht. Er zeigte stets, wie Menschen auf diese Umstände reagieren, wie sie auch kreativ mit den Problemlagen umgehen Thompson sprach sich gegen die gängige Betrachtung von Lebensmittelunruhen im 18. Jh., weil dabei das soziale Wesen Mensch auf etwas reduziert würde, das nur mehr auf elementare ökonomische Stimuli reagiert Moralische Ökonomie II • • • • • Er meinte hingegen, dass hinter diesen Aktionen der Menschen Legitimationsvorstellungen stecken Die Menschen handelten in dem Bewusstsein, traditionelle Rechte und Gebräuche zu verteidigen Sie konnten sich hierbei im allgemeinen auf die breite Zustimmung des Gemeinwesens stützen Gelegentlich gewährte sogar die Obrigkeit einen gewissen Freiraum, häufig setzte man sich darüber hinweg Diese Proteste bewegten sich im Rahmen eines volkstümlichen Konsens darüber, was legitim und was illegitim sei. Dieser Konsens wiederum beruhte auf einer in sich geschlossenen, traditionsbestimmten Auffassung von sozialen Normen und Verpflichtungen und von den angemessenen wirtschaftlichen Funktionen mehrerer Glieder innerhalb des Gemeinwesens Moralische Ökonomie III • • • • Zusammengenommen bildeten sie das, was man die ‚moralische Ökonomie‘ der Armen, die ‚moral economy of the poor‘, nennen könnte Die moralische Ökonomie ist zwar nicht in höherem Sinne als politisch zu bezeichnen, sie ist aber auch nicht unpolitisch, da sie von klaren und leidenschaftlich vertretenen Vorstellungen vom Gemeinwohl ausging Diese Vorstellungen konfligierten mit der „neuen Ökonomie“, die eine „Entmoralisierung“ der Theorie des Handels und Konsums mit sich brachte „Praktisch sollte das neue Modell so funktionieren: Das natürliche Spiel von Angebot und Nachfrage auf dem freien Markt würde bei allen Parteien maximale Zufriedenheit erzeugen und das Gemeinwohl gewährleisten.“ Moralische Ökonomie IV • • • • Beim Getreide war es aber so, dass dadurch wichtige Grundnahrungsmittel aus einer Region abgezogen wurden, wenn die überregionalen Preise hoch waren und es folgten überteuerte Preise und Hungerkrisen vor Ort „Die Ökonomie der Armen war noch immer lokal und regional, abgeleitet von einer Subsistenzökonomie. Das Korn sollte in der Gegend konsumiert werden, in der es angebaut wurde, besonders in Zeiten der Knappheit. Mehrere Jahrhunderte hindurch rief der Export in Mangeljahren den Zorn der Armen wach.“ Daraus folgte spezifische Protestaktionen, die häufig von Frauen initiiert wurden, die in der Regel mit den Getreidehändlern oder am Markt zu tun hatten Thompson sieht darin einen Aspekt der Emanzipation Moralische Ökonomie V • • • Bei all diesen Unruhen und Widerständen hielten die Menschen immer gewisse Regeln ein. Das Korn oder das Brot wurden nicht gestohlen. Oft wurden die Preise von den Unterschichten festgelegt, wenn sie eine Kornlieferung überfielen – der Handel wurde so erzwungen. Das heißt, der Händler musste seine Lieferung an die Aufständischen verkaufen, wenn er sie nicht ganz verlieren wollte Diese Form der moralischen Ökonomie blieb bis zum Ende des 18. Jhs. Erfolgreich, dann setzte ein härteres Vorgehen gegen Aufständische ein Bis dahin hatten Friedensrichter und Honoratioren noch Rücksicht auf die Bedürfnisse der Unterschichten genommen, wird jetzt das Eigentum stärker geschützt Moralische Ökonomie VI • • • Thompson argumentiert, das Verhalten der Menschen baue auf moralischen Grundannahmen einer (zurück liegenden) sozialen Konfiguration auf. Es sei unvorstellbar gewesen, dass irgend jemand aus der Not der anderen Profit zog Thompson beschreibt die Bedeutung des Marktes als öffentlicher Ort. Der Markt war der Schauplatz zahlloser gesellschaftlicher und individueller Transaktionen, eine Drehscheibe für Nachrichten, Gerüchte und Klatsch Das Konzept der moralischen Ökonomie hat über die Geschichtswissenschaft hinaus großen Einfluss ausgeübt und ist auch aus dem historischen Kontext Thompsons herausgelöst und in anderen Zusammenhängen verwendet worden. Dies hat damit zu tun, dass die Dialektik von Ökonomie und moralischen Werten, für die er sich so interessierte, nicht auf das 18. Jh. und den englischen Kontext beschränkt ist Kultur des neuen Kapitalismus • • • • • Richard Sennett: Der flexible Mensch. Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin 1998 Eine frühe Definition des Kapitalismus besagt, dass die Kapitalisten über Arbeiter verfügten und Maschinen befehligten. „Den postindustriellen Kapitalismus könnte man so definieren, dass die Kapitalisten nicht nur die Maschinen beherrschen, sondern auch das technische Wissen und die Kommunikation.“ Die Betonung liege nunmehr auf Flexibilität Starre Formen der Bürokratie stehen unter Beschuss, ebenso die Übel blinder Routine Von den Arbeitnehmern wird verlangt, sich flexibler zu verhalten, offen für kurzfristige Veränderungen zu sein, ständig Risiken einzugehen und weniger abhängig von Regeln und förmlichen Prozeduren zu werden. Kultur des neuen Kapitalismus II • • • Der flexible Kapitalismus behauptet, den Menschen mehr Freiheit zu geben, weil er das Risiko betont und den Menschen den Wert kurzfristiger Veränderungen statt langfristiger Bindungen vermittelt „Vielleicht der verwirrendste Aspekt der Flexibilität ist ihre Auswirkung auf den Charakter“, wobei unter Charakter der ethische Wert verstanden wird, „den wir unseren eigenen Entscheidungen und unseren Beziehungen zu anderen zumessen“ Der Charakter konzentriert sich auf den langfristigen Aspekt unserer emotionalen Erfahrung. „Charakter drückt sich durch Treue und gegenseitige Verpflichtung aus oder durch die Verfolgung langfristiger Ziele und den Aufschub von Befriedigung um zukünftiger Zwecke willen“ Kultur des neuen Kapitalismus III • • • • • Der Charakter besteht aus Empfindungen, die uns und unserer sozialen Umwelt besonders wichtig sind, weshalb wir versuchen sie aufrechtzuerhalten. Sennett wirft einige Fragen auf, die mit den längerfristigen Aspekten unseres Charakters und den kurzfristigen Zieles des flexiblen Charakters zusammen hängen Wie können in einer auf das Kurzfristige ausgerichteten Ökonomie langfristige Ziele verfolgt werden? Wie können Loyalitäten und Verpflichtungen in Institutionen aufrechterhalten werden, die ständig zerbrechen oder immer wieder umstrukturiert werden? Wie bestimmen wir, was in uns von bleibendem Wert ist, wenn wir in einer ungeduldigen Gesellschaft leben, die nur auf den unmittelbaren Moment konzentriert ist? Kultur des neuen Kapitalismus IV • • • • Sennett geht es in seinem Buch darum, zu hinterfragen, wie sich die veränderten Verhältnisse der spätmodernen Ökonomie mit einigen für die meisten Gesellschaften gültigen Bedeutungssystemen vertragen Sennett wählt griffige Überschriften für seine Kapitel. Das erste Kapitel heißt „Drift“ und schildert ausgehend von dem Arbeiter Enrico das Leben seines Sohnes Rico, der zwar den sozialen Aufstieg geschafft hat, aber mit den neuen Bedingungen dennoch Probleme hat Häufiges Umziehen gehört zu einer modernen Arbeitsbiografie, aber es herrscht Furcht vor Kontrollverlust Rico befürchtete, durch seinen Lebensstil jede innere Sicherheit zu verlieren, in einen Zustand des Dahintreibens – daher drift – zu geraten Kultur des neuen Kapitalismus V • • • Er fürchtet, der Inhalt seiner Arbeit könne für seine Kinder kein Beispiel moralischen Verhaltens abgeben Loyalität zu einer Institution oder Firma sei heute eine Falle, Distanz und oberflächliche Kooperationsbereitschaft seien heute das bessere Verhalten Die Werte einer flexiblen Gemeinschaft lauten: bleib‘ in Bewegung, geh‘ keine Bindungen ein und bring‘ keine Opfer. Daran wird der Zwiespalt erkennbar, in dem sich Rico befindet: „Du kannst Dir nicht vorstellen, wie dumm ich mir vorkomme, wenn ich meinen Kindern etwas über Verpflichtungen erzähle. Es ist für sie eine abstrakte Tugend... Sie können sie im Leben ihrer Eltern oder deren Generation nicht wahrnehmen. Kultur des neuen Kapitalismus VI • • Die Bedingungen der neuen Wirtschaftsordnung befördern eine Erfahrung, die in der Zeit, von Ort zu Ort und von Tätigkeit zu Tätigkeit driftet. Wie kann ein Mensch dabei dauerhafte soziale Beziehungen aufrechterhalten? Wie kann er in einer Gesellschaft, „die aus Episoden und Fragmenten besteht, seine Identität und Lebensgeschichte zu einer Erzählung bündeln“? Der kurzfristig agierende Kapitalismus bedroht so besonders „jene Charaktereigenschaften, die Menschen aneinander binden und dem einzelnen ein stabiles Selbstgefühl vermitteln“. Ein weiteres Kapitel widmet Sennett der Routine und zeigt auch die damit verbundenen positiven und negativen Einschätzungen Kultur des neuen Kapitalismus VII • • • • Ausgehend von einer Gegenüberstellung von Diderot,, der der Routine als Lehrmeister des Menschen einiges abgewinnen konnte, und Adam Smith, der meinte, Routine stumpfe den Geist ab, bemüht sich Sennett um eine Rehabilitierung der Routine Anthony Giddens verwies auf den hohen Wert der Gewohnheit sowohl in der menschlichen Praxis als auch im Selbstverständnis des Menschen Wir erproben Alternativen nur in Bezug auf Gewohnheiten, die wir bereits übernommen haben Sich ein Leben vorzustellen, das ganz aus momentanen Impulsen besteht, ohne stützende Routine, ohne Gewohnheiten, heißt tatsächlich, sich ein geistloses Leben vorzustellen Kultur des neuen Kapitalismus VIII • • • • Danach geht es Sennett um Flexibilität. Flexibilität gilt heute als Gegenbegriff zu Starre und Leblosigkeit „Im modernen Gebrauch des Wortes ‚Flexibilität‘ verbirgt sich ein Machtsystem. Es besteht aus drei Elementen: dem diskontinuierlichen Umbau von Institutionen, der flexiblen Spezialisierung der Produktion und der Konzentration der Macht ohne Zentralisierung.“ Re-engineering ist der Begriff für die modernen Management-Praktiken, deren hervorstechendstes Merkmal Personaleinsparungen sind Flexible Arbeitszeit kann ein Privileg, aber auch eine neue Form der Macht des Arbeitgebers sein Kultur des neuen Kapitalismus IX • • • • Im Kapitel „Unlesbarkeit“ beschreibt er die Ambivalenz, dass sich die Arbeiter zwar mit ihrer Arbeit identifizieren, sie unter gewissen Umständen allerdings nicht verstehen oder nicht ausüben können (durch neue Software). Die Arbeit ist gleichzeitig klar und unverständlich Risiko: Die Risikobereitschaft, die früher nur besonderen Personen zugeschrieben wurde, wird heute zu einer täglichen Notwendigkeit, die die Menschen auf sich nehmen müssen. „Die Instabilität flexibler Unternehmen selbst zwingt die Arbeitskräfte ... zum Eingehen immer neuer Risiken“. In Managementhandbüchern wird aus dieser Not eine Tugend gemacht. „Die Theorie, die dahinter steht, besagt, dass der Mensch durch Risiken seine Energien erneuert, sich selbst sozusagen ständig auflädt.“ Kultur des neuen Kapitalismus X • • • Im flexiblen Kapitalismus erfahren Menschen, die sich verändern, drei Arten von Unsicherheit, nämlich durch ‚mehrdeutige Seitwärtsbewegungen‘, ‚retrospektive Verluste‘ und unvorhersehbare Einkommensentwicklung Mehrdeutige Seitwärtsbewegungen: Wenn pyramidenförmige Hierarchien durch losere Netze ersetzt werden, so vollziehen Menschen beim Stellenwechsel häufig keinen Aufstieg, sondern bewegen sich seitwärts, auch wenn sie aufzusteigen glauben Retrospektive Verluste: Diese entstehen dadurch, daß Menschen in flexiblen Organisationen oft keine genauen Angaben über jene Positionen haben, auf die sie wechseln. Dadurch erkennen sie erst nachträglich, dass sie sich falsch entschieden haben Kultur des neuen Kapitalismus XI • • • Unvorhersehbare Einkommensentwicklung: Ein Wechsel des Arbeitsplatzes wirkt sich heute für mehr Menschen negativ als positiv aus. Nach einer von Sennett angeführten Statistik verlieren 34% nennenswert, während nur 28% nennenswert dazu gewinnen (müsste durch neuere Daten ergänzt werden) „Der Imperativ, Risiken auf sich zu nehmen, hat sich in der modernen Gesellschaft ungeheuer erweitert. Riskantes zu tun, ist eine Charakterprobe geworden: das Entscheidende ist, die Anstrengung auf sich zu nehmen, den Sprung zu wagen, selbst wenn man weiß, dass die Erfolgschancen sehr gering sind Institutionen können den Beschäftigten oft nicht die Anerkennung geben, die jene erwarten Kultur des neuen Kapitalismus XII • • • • Alter: „Die jetzigen Bedingungen im Geschäftsleben stecken voller Vorurteile gegen das Alter, negieren den Wert der Erfahrung. Die moderne Unternehmenskultur geht davon aus, dass Menschen mittleren Alters risikoscheu sind, nicht gerne etwas Neues auf sich nehmen. Und diese Vorurteile sind schwer zu bekämpfen.“ Einige abschließende Gedanken von Sennett: Sennett will zeigen, dass die Orte doch noch Macht haben. Der neue Kapitalismus und seine Firmen müssen nach dem Grundprinzip betrachtet werden, welchen Wert sie für eine Gemeinde haben und welchen gemeinschaftlichen Interessen sie dienen – außer jenen von Gewinn und Verlust Er betont, Vertrauen und Anerkennung seien wichtige Dimensionen des Zusammenlebens Literaturliste VL „Wirtschaftsanthropologie“ Altvater, Elmar u.a.: Turbo-Kapitalismus. Gesellschaft im Übergang ins 21. Jahrhundert Hamburg 1997. Appadurai, Arjun (ed.): The social life of things. Commodities in cultural perspective. Cambridge etc.: 1986. Barth, Fredrik: Economy, agency and ordinary lives. In: Social Anthropology 5(1997)3, 233-242. Berking, Helmuth: Schenken. Zur Anthropologie des Gebens. 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