Chancen der räumlichen Entwicklung Basels gerechnet im SNL Simulations- und Analysesystem Orientierung von Martin Geiger und Raoul Rosenmund 16. Juli 2013 Büro für Planungstechnik, General Guisan-Quai 30, 8002 Zürich. Tel. 044 281 24 34, E-Mail [email protected], Homepage www.snl-geiger.ch Der Mechanismus der Besiedelung Die Nutzungskonkurrenz Die Besiedelung des Raumes folgt keinen politischen Visionen, Beschlüssen oder Befehlen. Die Akteure der Gesellschaft (Firmen und Haushalte) nutzen diejenigen Standorte, deren Eigenschaften ihnen Zufriedenheit und Gewinn versprechen. Niemand wählt freiwillig einen schlechten Standort, und niemand kann daran gehindert werden, einen ungeeigneten Standort zu verlassen. Beispiel: Die Nutzung A sucht und findet einen Standort mit den ihr passenden Eigenschaften a. Nutzung K findet den gewünschten Standort mit der Eigenschaft k. Zwei gleiche Nutzungen F entdecken gleichzeitig den einzigen passenden Standort f und konkurrieren gegeneinander. Nutzung C findet keinen Standort mit den ihr passenden Eigenschaften c und zieht aus der Region weg. Die Standorteigenschaften g und y passen niemandem. Drei Standorte bleiben leer. Was kann die Raumplanung machen? Schimpfen und herumbefehlen? – Nein. Die Aufgabe der Raumplaner ist es, die Standorte zu verbessern und nutzbar zu machen. SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Die mächtigste Standorteigenschaft: Das Beziehungspotential Beziehungspotential P = (M / eT) Massen M (Arbeitsplätze, Wohnbevölkerung), die vom Standort aus erreichbar sind. Transportaufwand T, der dazu nötig ist. Das Diagramm zeigt das verschiedenartige Zusammenspiel von Masse und Transportaufwand: Die Massen M (Wirtschaft, Wohnbevölkerung) siedeln sich dort an, wo das Beziehungspotential P gross ist oder steigt. Ansiedlung in der Stadt. Ansiedlung entlang der Ausfallachsen, möglichst nahe der Stadt. Ansiedlung auf offenem Feld im Kreuzpunkt der Strassen, möglichst nahe aller Städte. Vereinfachte Demo-Version zu Diskussionszwecken SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Erstes Stadium der Stadtentwicklung Bis Ende Mittelalter: Die geschlossene Stadt Stadt und Land sind getrennt. Die Stadt findet innerhalb der Stadtmauern statt. In der geschlossenen Stadt ist der Transportaufwand fast vernachlässigbar klein. Das heisst: Das Beziehungspotential ist praktisch gleich der Masse von Arbeitsplätzen und Wohnbevölkerung. Viele Raumplaner halten dieses Bild noch heute für die anzustrebende Form der Stadt. Beispiel: Nördlingen SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Zweites Stadium der Stadtentwicklung Seit dem 19. Jahrhundert: Die sternförmige Stadt -> Beginn der Zersiedelung Das aktuelle offizielle Siedlungskonzept der Region Basel. In der Stadt hat es keinen Platz mehr für zusätzliche Arbeits- und Wohnplätze. Jetzt entstehen neue Standorte entlang der sternförmigen Ausfallstrassen. Die begehrtesten Standorte liegen nahe der Stadt, dort wo der Transportaufwand T zur Stadt möglichst klein ist. Es ist die Geburtsstunde des sogenannten Beziehungspotentials P = M/T und des variablen Landpreises. Wer nicht viel zahlen kann, siedelt sich etwas weiter aussen an. Bei immer grösser werdendem Transportaufwand T fliesst aber von den entfernten neuen Massen M immer weniger Beziehungspotential rückwärts in die zentrale Stadt. Die weitere Förderung der Sternstruktur in der Region Basel wird zum Verlustgeschäft. PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Die Schwäche der heutigen ‚Stern'-Struktur Beziehungspotential-Abnahme von Basel-Zentrum aus ins Leymenthal Die 'Baum'-, 'Stern'- oder 'Finger'-Struktur des übergeordneten Verkehrsnetzes ist für die Entwicklung der Metropolitanregion Basel besonders ungünstig. So mächtig die Masse der zentralen Stadt Basel auch ist: Die ins Umland strömenden Beziehungspotentiale versanden im Schwarzwald, im Jura oder in der désert français. Sie erzeugen praktisch keine Siedlungsimpulse für die Gesamtregion. Gerechnet im: SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Drittes Stadium der Stadtentwicklung Heute und in Zukunft: Das Städte-Netz Der erstaunliche Weg Zürichs zur Metropolitanregion In der Metropolitanregion Zürich sind in naher Zukunft alle Standorte mit allen verbunden. Die Beziehungspotentiale breiten sich von den bestehenden Massen her in alle Richtungen aus. Auf den zahlreichen Schnittpunkten kumulieren die Beziehungspotentiale und initiieren die Ansiedlung neuer Massen, nicht aufgrund der Nähe zum einzigen Zentrum, sondern aufgrund der Nähe zu allen Zentren des Raumes. Alle Standorte beliefern alle und erhalten ihrerseits von allen Standorten Beziehungspotential. Das ist das Perpetuum mobile – die Garantie gegen den Wegzug von Wirtschaft und Wohnbevölkerung. SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Auswirkungen von STOT-Varianten auf die Besiedelung im Raum Basel Das Beziehungspotentialbild Basel, absolut, heute Die einzige Autobahnbrücke, die Schwarzwaldbrücke (blau), staut den ganzen internationalen Nord-Süd-Verkehr und behindert das Beziehungspotentialwachstum der Stadt. Blau Rot Grün Gelb P ≥ 41 P ≥ 39 P ≥ 35 P ≥ 32 SNL-Simulationen im Auftrag des Tiefbauamtes Basel-Stadt Vereinfachte Demo-Version zu Diskussionszwecken SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Auswirkungen von STOT-Varianten auf die Besiedelung im Raum Basel Vorschlag ASTRA: Sanierung der Schwarzwaldbrücke (Staubeseitigung) Die zu erwartenden Beziehungspotential-Zunahmen ersetzen den durch den heutigen Stau hervorgerufenen Verlust. Mehr aber nicht. Beziehungspotential Zunahme in % in der Stadt: +6.1 in der Region: +6.4 Blau Rot Grün Gelb Grau ΔP = 5 ΔP = 4 ΔP = 3 ΔP = 2 ΔP = 1 SNL-Simulationen im Auftrag des Tiefbauamtes Basel-Stadt Vereinfachte Demo-Version zu Diskussionszwecken SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Auswirkungen von STOT-Varianten auf die Besiedelung im Raum Basel Unser Vorschlag: Stadtautobahn-Ring Unser Vorschlag eines Autobahn-Ringes löst den Engpass und öffnet ausserdem die Stadt für eine Entwicklung jenseits ihrer politischen Grenzen. Beziehungspotential Zunahme in % in der Stadt: +9.0 in der Region: +11.3 Blau Rot Grün Gelb Grau ΔP = 5 ΔP = 4 ΔP = 3 ΔP = 2 ΔP = 1 SNL-Simulationen im Auftrag des Tiefbauamtes Basel-Stadt Vereinfachte Demo-Version zu Diskussionszwecken SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich. Auswirkungen von STOT-Varianten auf die Besiedelung im Raum Basel Unser Vorschlag für die Gesamtregion: Bildung eines Siedlungsnetzes Die Siedlungen der Regionen werden zu Partnern. Die Beziehungspotential-Zunahmen ermöglichen ihnen eigene Beiträge zur Entwicklung der Gesamtregion zu leisten. Beziehungspotential Zunahme in % in der Stadt: +10.5 in der Region: +19.1 Blau Rot Grün Gelb Grau ΔP = 5 ΔP = 4 ΔP = 3 ΔP = 2 ΔP = 1 Vereinfachte Demo-Version zu Diskussionszwecken SNL Simulations- und Analysesystem 2013. © PD Dr. Martin Geiger. Büro für Planungstechnik, Zürich.