Vortrag Kantonsarztamt

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Kantonsarzt
FFE aus haus- & klinikärztlicher Sicht
Kantonsarzt
Gesetzliche Grundlagen: ZGB 397 a
Einweisung möglich bei:
•Geisteskrankheit / Geistesschwäche
•Trunksucht / andere Suchtkrankheiten
•Schwere Verwahrlosung
Falls die nötige persönliche Fürsorge nicht anderes erwiesen werden kann.
Die Belastung für die Umgebung ist zu berücksichtigen
Entlassung, sobald es der Zustand zulässt
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Kantonsarzt
Gesetzliche Grundlagen: ZGB 397 b
Zuständigkeit:
• VB am Wohnort
• Bei Gefahr VB am Aufenthaltsort
• Bei Gefahr oder psychischer Krankheit: Kantone bestimmen andere
geeignete Stellen
• Entlassung: falls die VB den FFE angeordnet hat, ist die VB
zuständig, in den anderen Fällen die Anstalt.
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Kantonsarzt
Einführungsgesetz zum ZGB
§58 1
Vor der Freiheitsentziehung wegen…. Ordnet die VB eine
ärztliche Untersuchung an.
§58 3
Liegt Gefahr im Verzug. Ist ausserdem jeder zur
Berufsausübung zugelassen Arzt zuständig.
§59
Die Anstalt prüft z. Hd. der einweisenden Behörde jährlich, ob
eine Entlassung angezeigt sei
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Kantonsarzt
Gesundheitsgesetz
§33c 2: Die Zwangstherapie muss durch den Grund der
Einweisung gerechtfertigt und notwendig sein. Sie setzt
voraus, dass das Behandlungsziel nicht durch eine
andere….. Massnahme erreicht werden kann.
§33e:
Physischer Zwang ist nur zulässig zur Durchführung einer
Behandlung nach §33c oder wenn dessen Anwendung
unerlässlich ist, um eine unmittelbare und schwere Gefährdung
des Lebens oder der Gesundheit des Patienten oder Dritter
abzuwenden.
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Kantonsarzt
Stationäre psychiatrische Aufnahmen in der PKM
• Ca. 1200 Einweisungen pro Jahr
• Ca. 80% freiwillig
• Ca. 19% ärztlicher FFE
• Ca. 1% behördlicher FFE
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Kantonsarzt
Risikofaktoren für Zwangseinweisungen (Obsan 2005)
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Männliches Geschlecht
Niedriger Sozialstatus
Soziale Desintegration
Schlechtere Schulbildung
Erwerbslosigkeit
Ledigenstatus bei Männern
Geschiedenenstatus bei Frauen
Diagnosen wie Demenz, organische Psychosen, Manien, resp.
bipolare Störungen
• Bei Frauen: Alkoholismus
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Kantonsarzt
FFE aus Sicht der Niedergelassen Ärzte
•
Nervenaufreibend, anstrengend, zeitraubend, ungern, frustrierend
•
Auftraggeber: Angehörige, Nachbarn, Freunde, Passanten, Polizei...
•
In der Regel „muss“ der Notfallarzt, dieser kennt Verhältnisse schlecht –
Sorgfaltspflicht – Fehlentscheidungen ??
•
Von Seiten VB wird diese unangenehme Aufgabe auf den „blauen“ Weg geschoben….
•
Für den behandelnden Hausarzt oder behandelnden Psychiater sehr schwierig, weil
die therapeutische Beziehung nachhaltig und andauernd gestört wird
•
FFE soll aus Hausarztsicht den niedergelassenen, notfalldienstleistenden Psychiatern
delegiert werden…
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Kantonsarzt
FFE aus Sicht der Niedergelassen Ärzte
•
Nervenaufreibend, anstrengend, zeitraubend, ungern, frustrierend
•
Auftraggeber: Angehörige, Nachbarn, Freunde, Passanten, Polizei...
•
In der Regel „muss“ der Notfallarzt, dieser kennt Verhältnisse schlecht –
Sorgfaltspflicht – Fehlentscheidungen ??
•
Von Seiten VB wird diese unangenehme Aufgabe auf den „blauen“ Weg geschoben….
•
Für den behandelnden Hausarzt oder behandelnden Psychiater sehr schwierig, weil
die therapeutische Beziehung nachhaltig und andauernd gestört wird
•
FFE soll aus Hausarztsicht den niedergelassenen, notfalldienstleistenden Psychiatern
delegiert werden…
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Kantonsarzt
FFE aus Sicht der Klinikärzte - Psychiatrie
• Unsicherheiten über die Thurgau spezifischen
Ausführungsbestimmungen zum FFE.
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Kompetenzen und Pflichten bei Beurlaubungen
Bedingte Entlassung
Weitere Auflagen
Einsatz der Fachkommission Psychiatrie, wann und in welchen
Fragen
• Für die Klinikärzte ist klar, dass ein Einweisungsgrund ist, wenn der
Patient aus seiner Krankheit heraus für Dritte gefährlich ist.
– Muss zuerst Blut fliessen?
– Rechtsanwälte plädieren in diesen Situationen auf psychiatrische
Behandlung Ihrer Klienten
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Kantonsarzt
FFE aus Sicht der Klinikärzte - Psychiatrie
• Zeitlicher Ablauf
– Anhörungen und der Schriftverkehr der VB und der Fachkommission
Psychiatrie dauern lange – unangenehm, weil Psychex sehr rasch
handelt.
• Verantwortlichkeit in der Probezeit – nicht klar geregelt….
– Wer kommuniziert bei Schwierigkeiten mit der VB, wer macht nach
spätestens 6 Monaten den Verlaufsbericht inkl. Antrag
• Falls Betreuung im EPD: der behandelnde Arzt
• Bei niedergelassenen Psychiatern ist es häufig unklar!
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Kantonsarzt
FFE aus Sicht der Klinikärzte - Psychiatrie
•
Klinikärzte erhalten keine Kopien der Stellungsnahmen der Fachkommission
Psychiatrie, da diese gemäss Gesetz für die VB tätig ist – es würe für den
Umgang mit Patienten, Angehörigen und Behörden vorteilhaft, wenn die
Klinikärzte Kenntnis der Argumentation hätten
•
Rekurse: Patienten wissen oft nicht, dass die Kosten in der Regel an ihnen
hängen bleiben. Unentgeltliche Prozessführung kann nicht zum Vorneherein
zugesichert werden.
•
In welchen zeitlichen Abständen kann ein FFE immer wieder beim Gericht
angefochten werden?
•
„unabhängige Gutachten“: Bei Rekursen werden diese oft angefordert. Diese
treffen zögerlich ein, bis dahin sind die Patienten meist völlig unkooperativ,
um nicht den Anschein von Freiwilligkeit zu erwecken.
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Kantonsarzt
FFE aus Sicht der Klinikärzte - Kinderpsychiatrie
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Jugendliche stimmen häufig einer stationären psychiatrischen Behandlung nicht zu –
Eltern befürworten diese aber
Der Jugendliche kommt gegen seinen Willen, aber ohne FFE in die Klinik
Es geht nicht nur um Platzierung, sondern auch um Diagnostik und Behandlung
Die Zustimmung zur Behandlung ist ein höchstpersönliches Recht und kann bei
bestehender Urteilsfähigkeit nicht an einen Elternteil delegiert werden.
Urteilsunfähigkeit bei Jugendlichen ist sehr selten, sie können die Tragweite einer
psychiatrischen Hospitalisation häufig sehr gut abschätzen
Damit verletzt das Erziehungsrecht Persönlichkeitsrechte des Jugendlichen.
Zwangshospitalisation ist für alle Patienten – auch für Jugendliche – sehr
einschneidend.
Die Kinderpsychiater empfehlen den Jugendlichen häufig ihre Persönlichkeitsrechte
wahrzunehmen und Rekurs einzulegen. Dieser Prozess ist hilfreich, um in einen
intensiven Auseinandersetzungsprozess mit der eigenen Problematik einzusteigen. Im
Verlaufe dieses Prozesses kommt dann meistens das Angebot, freiwillig zu bleiben.
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Kantonsarzt
DANKE
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