Präsentation Prof. Pelikan, Mag. Dietscher

Werbung
WHOKooperationszentrum für
Gesundheitsförderung in
Krankenhaus und
Gesundheitswesen
“Mental Health Promotion“ als
Chance und Herausforderung –
europäische und österreichische
Perspektiven
Health
Promoting
Hospitals
Österreichisches
Netzwerk
Gesundheitsfördernder
Krankenhäuser
Ludwig Boltzmann
Institute für
Medizin- und
Gesundheitssoziologie
Institut für
Soziologie
Universität Wien
Gefördert vom
Bundesministerium
für Gesundheit und
Frauen
Jürgen M. Pelikan, Christina Dietscher
ExpertInnenworkshop Seelische Gesundheit:
Mental Health Promotion and Prevention Strategies in Austria“;
7.11.2005, Wien
World Health
Organization,
European Office for
Integrated Health Care
Services, Barcelona
Inhaltsübersicht
1. Konzeptuelle Klärungen von „mentale
Gesundheit“ & „mentale
Gesundheitsförderung“
2. Mentale Gesundheitsförderung auf der
europäischen politischen Agenda
3. Umsetzung von „Mental Health Promotion“
und „Mental Disorder Prevention“ in Europa
und Österreich
4. Schritte zur weiteren Umsetzung mentaler
Gesundheitsförderung in Österreich
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
2
1. Konzeptuelle Klärungen von
„mentale Gesundheit“
& „mentale Gesundheitsförderung“
„There is no health without
mental health“
Aber was bedeutet mentale
Gesundheit?
Definitionen mentaler Gesundheit und
mentaler Störungen
Mentale Gesundheit:
„ein Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine
Fähigkeiten ausschöpfen,
die normalen Lebensbelastungen bewältigen,
produktiv und fruchtbar arbeiten kann und
imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“
(WHO 2001)
> Mentales Wohlbefinden & Funktionsfähigkeit
Mentale / psychische Erkrankungen:
„umfassen psychische Gesundheitsprobleme und -belastungen,
Verhaltensstörungen in Verbindung mit Verzweiflung,
konkreten psychischen Symptomen
und diagnostizierbaren psychischen Störungen wie Schizophrenie
und Depression.“
(EU-Greenpaper 2005)
> Mentale Probleme, Störungen, Krankheiten
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
5
„Functional Model of Mental Health“
(Lethinen 2004)
society & culture
s•
PREDISPOSING
FACTORS
- genetic factors
- factors related to
pregnancy and birth
- early childhood
experiences
- family environment
- social circumstances
- physical environment
- education
- employment
- work conditions
- housing
•
PRECIPITATING
e.g. life events
MENTAL HEALTH
Individual resources
PRESENT SOCIAL
CONTEXT
OUTCOMES
- level of wellbeing
- physical health
- symptoms
- knowledge &
skills
- quality of
relationships
- sexual satisfaction
- use of services
- productivity
- public safety
e.g. social support
society & culture
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
6
Promotion
Prävention
Wie unterscheidet sich mentale Gesundheit
von körperlicher und sozialer Gesundheit?
Mentale
Gesundheit
Verhalten/
Handeln
Körperliche
Gesundheit
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
Soziale
Gesundheit
7
Welche Einflussfaktoren wirken auf
mentale Gesundheit / Krankheit?
Faktoren Risiken
Persönliche
Situative
Ressourcen
• Negative Erfahrungen
• Armut
• Einsamkeit
• Niedriges Bildungsniveau
• Geringer sense of
coherence
• Genetische Prädisposition,
körperliche Erkrankungen
• Geringe Self Efficacy
• Gute körperliche Gesundheit
• Schlechter Arbeitsmarkt /
Bedrohung der sozialen
Sicherheit
• Geringe psycho-soziale
Unterstützungsangebote
• Restriktive kulturelle Werte
• Ausreichende psycho-soziale
Unterstützungsangebote
• Gute Konjunktur, soziale
Sicherheit
• Positive Erfahrungen
• Reichtum
• Soziale Integriertheit
• Hohes Bildungsniveau
• Hoher Sense of coherence
• Hohe Self Efficacy
• Solidarische kulturelle Werte
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
8
Welche Interventionen zur Förderung der
mentalen Gesundheit lassen sich ableiten?
Ziel aller Interventionen ist: Risiken reduzieren – (Coping-)Ressourcen steigern
• Personenbezogen
– Reduktion von persönlichen Risiken – z.B. Änderung von Überzeugungen / Werten
– Stärkung von Ressourcen – z.B. Stressmanagement, Kommunikation (mit sich
selbst und anderen), Krisenintervention, Mediation, Konfliktmanagement
•
Situationsbezogen
– Reduktion von belastenden Umfeldfaktoren
– Stärkung von Ressourcen / unterstützenden Umfeldfaktoren
•
Interventionsbereiche umfassen :
– Settings (Familie, Schule, Arbeitsplatz, Gesundheitseinrichtungen, ...)
– Alle Lebensphasen (vom Kleinkind bis zum Greis)
– Spezifische Themen (z.B. Sucht, Gewaltprävention, Maßnahmen für
Risikogruppen)
– Kapazitätsaufbau für mentale Gesundheitsförderung über Forschung, Aus- und
Weiterbildung
•
Interventionen können sich beziehen auf:
– die Psyche direkt (über Kommunikation)
– den Körper /
– den sozialen Status (indirekte Interventionen)
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
9
Definition mentaler Gesundheitsförderung
• Mentale Gesundheitsförderung zielt darauf ab,
emotionales und soziales Wohlbefinden zu schützen, unterstützen
und erhalten und
individuelle, soziale und Umweltbedingungen zu erzeugen,
die unter Berücksichtigung von Kultur, Gleichheit, sozialer
Gerechtigkeit und persönlicher Würde
optimale psychologische und psycho-physiologische Entwicklungen
ermöglichen und mentale Gesundheit fördern.
• Aktivitäten beziehen Individuen
(die ein Mental Health-Risiko haben, an Störungen der mentalen
Gesundheit leiden oder sich in Rehabilitation befinden),
in die Entwicklung positiver mentaler Gesundheit, Verbesserung der
Lebensqualität und Verringerung ungleicher
Gesundheitserwartungen zwischen Bevölkerungsgruppen und
Ländern mit ein.
(Jané-Llopis / Anderson 2005)
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
10
Warum ist mentale
Gesundheitsförderung derzeit aktuell?
Problemdiagnose
Mentale Störungen und mentale Erkrankungen stellen eine sehr große Belastung für
die Gesellschaft dar:
• Bis zu 25% der erwachsenen EU-Bürger sind betroffen
–
–
–
–
–
•
•
Ängste und Depressionen (30 Mio.)
Alkoholerkrankungen (21 Mio.)
Alzheimer und andere Demenzerkrankungen (7 Mio.)
Schizophrenie, manisch-depressive Störungen, Panikerkrankungen (je 4 Mio.)
Stigmatisierung ist für Betroffene ein zusätzliches Problem
Durch Selbstmorde sterben jährlich mehr EU-Bürger als durch Verkehrsunfälle
(58 000 Menschen)
Die Kosten belaufen sich auf 3-4% der Bruttonationalprodukte (insbesondere
Folgen von Produktivitätsverlust, aber auch Behandlungskosten)
Lösungsmöglichkeiten
Der Behandlungssektor allein kann diese Probleme nicht lösen.
• Es gibt effektive sektorenübergreifende Interventionen und Programme zur
Förderung der mentalen Gesundheit und Prävention mentaler Erkrankungen.
• Positive mentale Gesundheit trägt zum sozialen, humanen und ökonomischen
Kapital von Gesellschaften bei.
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
11
2. Mentale Gesundheitsförderung
auf der europäischen politischen
Agenda
Agenda Setting für Mentale
Gesundheitsförderung in Europa
1985: Gründung von Mental Health Europe
als europäischer Teil der World Federation for Mental Health (seit 1948)
Slogan: „There is no health without mental health“
1993: Vertrag von Amsterdam – Artikel 152: Mandat der EU für Public Health
1997: auf Initiative Finnlands erste Diskussion der EU-Gesundheitsminister zum
Thema
Seither zahlreiche EU-Projekte zum Thema (bis 2004: 13 Projekte), darunter
–
–
–
IMPHA (2003-2005)
EMIP (2004-2006)
European Alliance against depression (erste Phase: 2004-2005)
2003-2008: Mental Health als Thema des Public Health-Programms der EC
–
2003 Etablierung der EC Working Party on Mental Health
2005 (Jänner): WHO-Konferenz der Gesundheitsminister – Launch:
Mental Health Declaration for Europe
WHO Mental Health Action Plan
2005 (Oktober): Launch EU-Green Paper on Mental Health & Start eines EUweiten Konsultationsprozesses zur Förderung der Implementierung
Österreich:
–
–
FGÖ-Schwerpunkt seit 2003
verstärktes Agenda Setting durch das BMG seit 2004
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
13
WHO Mental Health Action Plan
1.
2.
Bewusstsein für die Bedeutung mentalen Wohlbefindens schaffen
Bekämpfung von Stigma, Diskriminierung, Ungleichheit &
Stärkung von Empowerment und Unterstützung
3.
Aktive Einbeziehung von Menschen mit mentalen Problemen und
ihren Familien in diesen Prozess
4.
Entwickeln und implementieren von umfassenden, integrativen
und effizienten Systemen für mentale Gesundheit (einschließlich
Gesundheitsförderung, Prävention, Behandlung und Pflege,
Rehabilitation)
5.
Ausbildung kompetenter Arbeitskräfte für diese Bereiche
6.
Anerkennen der Erfahrung und des Wissens von Betroffenen als
eine wesentliche Grundlage für die Planung und Entwicklung von
Angeboten und Maßnahmen
http://www.who.dk/document/mnh/edoc07.pdf
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
14
EU-Green Paper on Mental Health
Ziele:
• Rahmenbedingungen für Austausch und
Zusammenarbeit zwischen Mitgliedsstaaten
• Kohärenz von Maßnahmen über die Sektoren
hinweg
• Einbeziehung möglichst vieler Stakeholder in
die Entwicklung und Umsetzung von Lösungen
http://europa.eu.int/comm/health/ph_determinants/life_style/mental_health_en.htm
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
15
Einladung der EU zur Teilnahme an einem
europäischen Konsultationsprozess
3 Fragen:
1. Wie wichtig ist die psychische Gesundheit der
Bevölkerung für die Realisierung der strategischen
Ziele der EU?
2. Bringt eine umfassende EU-Strategie einen Mehrwert?
3. Sind die von der EU im Green Paper vorgeschlagenen
Initiativen und Programme geeignet, eine umfassende
Verbesserung der mentalen Gesundheitsförderung auf
EU-Ebene zu bewirken?
Beiträge an: Europäische Kommission, Generaldirektion
Gesundheit und Verbraucherschutz, Referat C/2
„Gesundheitsinformation“, L-2920 Luxemburg
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
16
Der Rahmen dieses Workshops:
Das „EMIP“ Projekt
TITEL
“Implementation of mental health promotion and prevention policies
and strategies in EU member states and applicant countries”
ZIELE:
1.
Unterstützung des Aufbaus nationaler Netzwerke durch nationale
Workshops;
2.
Dissemination effektiver und angemessener Best Practice, soweit
aus früheren EU-Projekten verfügbar;
3.
Entwicklung europäischer Empfehlungen zur mentalen
Gesundheitsförderung und Prävention von Ängsten, Depression,
Selbstmord, stressbedingten Problemen auf Grundlage der
Erfahrungen in den nationalen Workshops;
4.
Verbreitung der Ergebnisse und Anregung europäischer und
nationaler Politik-Entwicklung
http://www.mentalhealth.epha.org/
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
17
EMIP – 13 beteiligte Länder






 
 



•Deutschland
•Estland
•Finnland
•Irland
•Niederlande
•Österreich
•Polen
•Portugal
•Rumänien
•Slowenien
•Slowakei
•Tschechien
•Ungarn
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
18
Das „IMHPA“-Projekt –
Entwicklung von 10 Aktionsbereichen
1.
2.
3.
Unterstützung von Eltern und Familien in den ersten Lebensjahren
Mentale Gesundheitsförderung in der Schule
Mentale Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz und Prävention von
arbeitsbedingtem Stress
4. Mental gesundes Altern
5. Spezifische Berücksichtigung der Bedürfnisse von Risikogruppen für
mentale Störungen und Erkrankungen
6. Prävention von Depression und Selbstmord
7. Prävention von Gewalt und negativen Folgen von
Substanzenmissbrauch
8. Zusammenarbeit mit dem primären und sekundären Gesundheitssektor
9. Abbau von (sozialer) Benachteiligung und Prävention von
Stigmatisierung
10. Zusammenarbeit mit anderen Sektoren zur Schaffung unterstützender
Rahmenbedingungen
IMHPA = „Implementing Mental Health Promotion Action“
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
19
3. Umsetzung von
„Mental Health Promotion“ &
„Mental Disorder Prevention“
in Europa und Österreich
Dokumentierte primärpräventive
Maßnahmen für Kinder und Jugendliche
Maßnahmen für Familien und Kleinkinder:
• Allgemeine Beratungsprogramme für Eltern
• Spezifische Beratungs- und Interventionsprogramme für Kinder von Eltern mit
mentalen Störungen
• Prävention von verlangsamter Entwicklung (z.B. Sure Start-Programm,
England)
Österreich: z.B. Elternberatung und -schulung, Prävention von postpartaler
Depression (Wien), ...
Schulbezogene Maßnahmen:
• Lehrer/innen-Training zur Förderung des Wohlbefindens der Schüler/innen
(z.B. Bulgarien)
• Bullying-Prävention (z.B. Irland, Niederlande, Norwegen, Zypern)
• Persönlichkeitsentwicklung als Unterrichtsfach (z.B. Malta)
• Thema Gesundheitsfördernder Schulen (z.B. Österreich)
• Programme zur Früherkennung mentaler Störungen
Österreich: Gesundheitsfördernde Schulen, Schulpsychologie,
Betreuungslehrer/innen, Projekte wie „Eigenständig werden“, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
21
Dokumentierte primärpräventive
Maßnahmen im Bereich Arbeitswelt
Datenlage: Studien führen 50-60% der krankheitsbedingt
verlorenen Arbeitstage auf arbeitsbedingten Stress
zurück!
Maßnahmen:
• Reduktion und Prävention von Stress
• Früherkennung und Prävention von Depressionen und
Suchterkrankungen (z.B. Malta)
• Psychosoziale Unterstützung für Arbeitslose (z.B. Polen)
• Partizipative Arbeits- und Managementkultur (wie z.B.
vom Europäischen Netzwerk für Betriebliche
Gesundheitsförderung empfohlen)
Österreich: z.B. Projekte im Rahmen des österr.
Netzwerks Betriebliche Gesundheitsförderung, des ÖGB
(z.B. Mobbing), der Arbeiterkammer, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
22
Dokumentierte Maßnahmen im Bereich
Depression, Ängste, Selbstmord
• Früherkennung und Behandlung bereits in der primären
Gesundheitsversorgung (z.B. Österreich)
• Telefon-Hotlines
• Erschwerter Zugang zu Medikamenten, Waffen etc. (z.B.
Norwegen)
• Unterstützende Maßnahmen in anderen Settings und für
vulnerable Gruppen, um sozio-ökonomischen Ursachen
von Depressionen und Ängsten vorzubeugen bzw. diese
abzufedern
Österreich: Verschreibung von Antidepressiva durch
niedergelassene Ärzte, Psychotherapie auf
Krankenschein, reduzierte öffentliche Berichterstattung
über Selbstmord (Wien), Telefon-Helplines, InternetPlattform, Selbsthilfegruppen, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
23
Selbstmordraten in Europa
Quelle: http://www.eaad.net/./media/suicide_rates_eaad_part_count.gif
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
24
Dokumentierte Maßnahmen für vulnerable
Gruppen, Armut, soziale Desintegriertheit
Armut / soziale Desintegriertheit erhöhen das Risiko
mentaler Störungen / Erkrankungen!
Maßnahmen:
• Beratung für spezifische Risikogruppen
(z.B. unterprivilegierte Gruppen, Personen mit
Risiko von Suchterkrankungen)
• Unterstützung der Rückführung in den Arbeitsmarkt
• Förderung der Beschäftigung psychisch kranker
und geistig behinderter Menschen
Österreich: Aidshilfe, Drogenberatungseinrichtungen,
soziale Einrichtungen wie Caritas, Volkshilfe etc.
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
25
Dokumentierte Maßnahmen gegen
Substanzenmissbrauch & Gewalt
Substanzenmissbrauch:
Datenlage:
• Alkoholismus: Jahresprokopf-Konsum der über 15jährigen: Zwischen
6,5 Liter (Norwegen) und 17,5 Liter (Luxemburg): Österreich: ca. 14
Liter
• Rauchen: Jahreszigarettenverbrauch pro Kopf zwischen ca. 600 Stück
(Norwegen) und 2800 Stück (Griechenland): Österreich: ca. 1350
Stück
Maßnahmen in Österreich: z.B. Schulprogramme (Smoke sucks; be
smart-don‘t start, ...), Maßnahmen in Betrieben (API),
Drogenberatungseinrichtungen, ...
Gewalt:
Maßnahmen in Österreich: z.B. Maßnahmen bei Gewalt gegen Frauen:
Beratung und Unterstützung, Wegweiserecht für Gewalttäter,
Frauenhäuser; Bewährungshilfe zur sozialen Re-Integartion von
Straftätern, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
26
Dokumentierte Maßnahmen für Ältere
• Aufbau sozialer Unterstützungsnetzwerke gegen
Isolation
• Förderung der körperlichen Betätigung
• Förderung der Gemeinschaftsteilhabe
• Unterstützung von Freiwilligenarbeit
• Maßnahmen im Bereich von Demenz-Erkrankungen für
Betroffene und Angehörige
Österreich: Informationsmaterialien und Initiativen des
BMSG (z.B. „Nestor“-Preis), FGÖ-Schwerpunkt, Thema
von Wien-Gesunde Stadt, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
27
Dokumentierte Maßnahmen im
Bereich des Gesundheitswesens
• Betriebliche Gesundheitsförderung für Mitarbeiter/innen
(z.B. HPH-Netzwerk)
• Psychologische Betreuung von Patient/innen mit
körperlichen Erkrankungen – diese steigern das Risiko,
mentale Probleme zu entwickeln
• Flächendeckende integrierte, kontinuierliche,
gemeindenahe Versorgung
Österreich: z.B. Abbau von stationärer Versorgung und
Etablierung von gemeindenahen Versorgungsstrukturen,
Verschreibung von Antidepressiva in der primären
Gesundheitsversorgung, psychologische Betreuung von
Patient/innen mit schweren chronischen oder
lebensbedrohlichen Erkrankungen in der stationären
Gesundheitsversorgung, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
28
Dokumentierte Maßnahmen für Menschen mit
mentalen Erkrankungen – Abbau von
Benachteiligung und Stigmatisierung
• Maßnahmen gegen Stigmatisierung (Medienkampagnen
mit Prominenten, ...)
• Maßnahmen zur Förderung der sozialen Integration:
Wohnen, Arbeiten, ...
Österreich: Aktivitäten von Pro Mente, Sachwalterschaft,
Patientenanwaltschaft, ...
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
29
Zusammenfassend: Was tut sich in
Europa und Österreich?
1.
2.
3.
4.
Vielzahl unterschiedlicher Programme für
unterschiedliche Zielgruppen, Settings, Themen
ABER: Kaum systematische Politiken &
Vergleichsweise wenig sektorenübergreifende
Kooperation
Trotz der Bedeutung des Themas kaum klar
gewidmete Budgets (dies ist auch aufgrund der Breite
des Themas schwierig)
Wenig spezifisch ausgebildetes Personal – außer in
den Niederlanden
Wenig systematisches Monitoring und Evaluation
(insbesondere auch cost-efficiency)
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
30
4. Schritte zur weiteren Umsetzung
mentaler Gesundheitsförderung in
Österreich
Herausforderungen und
Entwicklungschancen in Österreich
Herausforderungen
• Behandlungsorientiertes Gesundheitssystem
• Im Verhältnis dazu vergleichsweise geringer Stellenwert von
Gesundheitsförderung insgesamt und für mentale
Gesundheitsförderung im besonderen
• Sektorenübergreifendes Thema – im föderalistisch
strukturierten Österreich sehr schwierig zu koordinieren
• Geringer Entwicklungsstand von Forschung, (ökonomischer)
Evaluation, Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich
Entwicklungschancen
• Agenda-Setting durch BMGF und FGÖ
– Österreichischer Expert/innen-Arbeitskreis (BMGF)
– 1. Österreichische Konferenz Seelische Gesundheit (Dezember
2004) (FGÖ)
• Projektförderungen (18% der FGÖ-Projekte)
• Teilnahme an internationalen Projekten zum Thema
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
32
Was könnten nächste Schritte in
Österreich sein?
1.
2.
3.
Etablierung eines nationalen Expert/innen-Netzwerks
Beteiligung am europäischen Konsultationsprozess
Weiterentwicklung der österreichischen Country Story als
Überblick über den Ist-Stand unter Einbeziehung möglichst aller
österreichischer Expert/innen
Entwicklung eines nationalen Aktionsplans –
sektorenübergreifende Ziele / Politiken / Programme
(zielorientiert, nicht nur Projektförderung)
4.
–
5.
6.
7.
8.
Entwicklung von spezifischen Tools / Guidelines
Ausbildung von Expert/innen (Beispiel Niederlande)
Etablierung von Medien, z.B. eine Jahreskonferenz
Regelmäßige Berichterstattung über Programme und deren
Wirkungen
Mitarbeit an internationalen Analysen zu Evidenz und KostenEffektivität
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
33
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
STREICHKANDIDAT? Wie kann man
mentale Gesundheit / Krankheit
beschreiben?
Krankheitssymptome
Gesundheitssymptome
• Belastetes mentales Erleben
(z.B. Ängste)
• Eingeschränkte mentale
Funktionsfähigkeit
• Psychische Erkrankungen (z.B.
Depression)
• Mentales Wohlbefinden
• Mentale Funktionsfähigkeit (z.B.
Bewältigungsfähigkeit)
Pelikan/ Dietscher: Mental Health Promotion, FGÖ-EWS, Wien 7. November 2005
35
Herunterladen