Motivation, Emotion, Volition. SS 2009. Klaus Rothermund. 1. Gegenstand der Motivationspsychologie: Was soll wodurch erklärt werden? untersucht ergebnisorientiertes, zielgerichtetes & überlegtes (statt gewohnheitsmäßiges, reflexhaftes, unüberlegtes) Verhalten & Handeln fragt immer nach dem WOZU jedes Verhaltens 2 Ziele Verhalten verstehen: Aus welchen Gründen und Überzeugungen tut Jemand etwas ganz bewusst & willkürlich? Verhalten erklären : Ursachen, Anreize und bewusste sowie unbewusste Motive willkürlichen & unwillkürlichen Verhaltens finden (Spontanhandlungen und – tendenzen, Fehlhandlungen, Träume, Rationalisierung) 2. Welche 3 Aspekte des Verhaltens lassen sich motivationspsychologisch erklären oder vorhersagen? 1. Richtung (Wahl) des Verhaltens Studiere ich Psy oder Med? 2. Intensität (Anstrengung) des Verhaltens Wie sehr strenge ich mich an, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen? 3. Beginn, Dauer, Ende des Verhaltens wann verhalte ich mich so, wie lange halte ich dieses Verhalten aufrecht: bin ich hartnäckig oder resigniere ich frühzeitig 3. Welche Arten von Verhalten werden typischerweise ohne Rückgriff auf Motive und Motivation erklärt? • Unwillkürliches, automatisches, unbeabsichtigtes & extern verursachtes Verhalten Reflexe (Zwinkern, Muskelzuckungen) Träume (im Verborgenen von Motiven und Bedürfnissen beeinflusst) Fehlhandlungen Gewohnheiten (eigentlich automatisch, aber ursprünglich müssen sie motiviert gewesen sein) 4. Unterscheiden Sie zwischen “verstehenden” und “erklärenden” Antworten auf die motivationspsychologische Wozu-Frage. Geben Sie jeweils ein Beispiel. Verstehende Antworten beziehen sich auf die Frage nach Gründen, Absichten & Überzeugungen eines absichtlichen, willkürlichen und rationalen Verhaltens Bsp. Wozu/Warum hat seine Frau ihn (bewusst und absichtlich) geohrfeigt? Welche (guten) Gründe hatte sie dafür? Welche Absicht verfolgt sie damit? Erklärende Antworten beziehen sich auf die Frage nach Ursachen & (evt. latenten) Motiven eines willkürlichen bzw. oft auch unwillkürlichen Verhaltens, das sich spontan und absichtslos zeigt Bsp. Weshalb hat der Mann an der Theke mir auf Wiedersehen gesagt, als ich eingetreten bin? Welche unterbewussten, latenten Motive könnte er haben? 5. Abgrenzung der Begriffe Motivation und Motiv Motivation meist kurzfristiger Zustand eines Organismus, der aktiv auf ein bestimmtes Ergebnis/ bestimmte Folgen orientiert ist (z.B. um Ziel zu erreichen, um max. Nutzen aus Situation zu ziehen, um Bedürfnis zu befriedigen) erreicht über interne Prozesse, die besondere Aufmerksamkeit auf zielrelevante Dinge richten & dann durch best. Prozesse (z.B. Überlegen, Planung d. Verhaltens, Anstrengung) in ein best. Verhalten umgesetzt werden Motive kennzeichnen eine Person meist über längeren Zeitraum, sind latent vorhanden & können in Stärke variieren werden durch passende Situationen immer wieder aktiviert z.B. Bedürfnisse, bestimmte Präferenzen, Ziele, Werte & Deutungsmuster einer Person Abgrenzung Motiv allein führt noch nicht zur Motivation: erst in Kombination mit einer bestimmten Situation wird ein Motiv wirksam 6. Warum drängt sich die Frage nach Motiven vor allem bei unüblichem, normabweichendem Verhalten auf? • bei normabweichendem, auffälligem Verhalten besteht der größte Erklärungsbedarf, da es häufig negative (teilweise gefährliche, belastende, irritierende oder zu Mißerfolg führende) Folgen hat ist das Verhalten durch Faktoren innerhalb der Person bedingt oder liegen die Faktoren außerhallb? Gibt es eine spezifische Motivationslage in Jemanden, etwas normabweichend zu tun? Lässt sich diese voraussagen bzw. sogar verhindern, wenn sie vorher erkannt werden könnte? 7. Diskutieren Sie die Aussage, man könne “die Motive einer Person an ihrem Verhalten ablesen. Beschreiben Sie dazu je eine Lesart bzw. Verwendung der Aussage, die wissenschaftlich gehaltvoll und eine, die bedeutungsleer ist. • Motive KÖNNEN manchmal an Verhalten abgelesen werden, jedoch nicht zwingend und immer • Ein Sportler trainiert viel, um bei der Olympiade zu gewinnen und so Ruhm und Geld zu bekommen. an seinem Verhalten ist tatsächlich ablesbar, dass er motiviert ist, zu gewinnen,es gibt keine Überschussbedeutung • Eltern lieben ihre Kinder, weil sie so süß sind stimmt nicht zwingend, Eltern lieben ihre Kindern auch, wenn sie mal nicht süß sind (hier sind Motive nicht sichtbar, wir würden das Verhalten kurzsichtig „deuten“ und vergessen andere Möglichkeiten, z.B. evolutionspsychologisch bedingte Bindung • abgelesene Motive sind nicht ZWINGEND die „wahren“ Motive, manchmal sind Motive auch der Person unbewusst (Bsp. Trennung aus Bindungsangst, nach außen aber: Unzufriedenheit mit Partner) 8. Warum ist es unbefriedigend, wenn ein häufiger Besuch von Parties darauf zurückgeführt wird, daß die betreffende Person ein “Party-Motiv” hat? Nennen Sie eine motivationspsychologisch ernstzunehmende Erklärung für ein solches Verhalten & skizzieren Sie eine Möglichkeit, Ihre Aussage empirisch zu überprüfen. • Weil Motive unabhängig vom gemessenen Verhalten erklärt werden sollten (nur weil jemand 6 Äpfel am Tag ist, hat er kein Abnehmmotiv, er kann auch Apfelist sein ..) stattdessen sollten sie genauer hinterfragt werden • Mögliche motivationspsychologisch ernstzunehmende Erklärung: Häufiger Besuch von Partys geht auf das Grundbedürfnis nach Gesellschaft /Zusammensein mit anderen Menschen zurück Messung kognitiver und affektiver Begleitprozesse: Was fühlt und denkt Person, wenn sie beschließt, zu einer Party zu gehen? Direkte Manipulation der Vermittlungsprozesse: Bsp: Der Wunsch, auf Partys zu gehen, wird vermittelt durch das Bedürfnis nach Gesellschaft -> geht jemand auch noch oft auf Partys, wenn der Rest wie Party ist (Musik, Alkohol, etc), es aber entweder kaum jemand kommt oder die Person die anderen nicht kennt und nicht mag? 9. 8 Grundfragen der Motivationspsychologie & kurze Erläuterung dazu 1. Was kann man als Motiv bezeichnen? 2. Wie entstehen Motive? 3. Wie kann man Motive messen? 4. Wann und wodurch werden Motive angeregt? 5. Wie kann eine Motivation gewechselt werden & welche Nachwirkung hat eine frühere Motivation? 6. Sind Motive zielgerichtet und wie können verschiedene Motive in Konflikt miteinander stehen? 7. Wie kann man Motivation mithilfe von selbstregulatorischen Zwischenprozessen rekonstruieren? 8. Welche Wirkungen hat Motivation auf das Verhalten? - 10. Definition “Trieb”. - allgemeine, unspezifische Quelle der Verhaltensenergetisierung Triebe energetisieren ein Verhalten - Druck-Variable (push), die das Verhalten von innen anschiebt äußere Anreize ziehen an oder stoßen ab: Gegensätzlichkeit - Triebzustände sind unvermeidbar und unausweichlich - Zustand der Anspannung, dessen Reduktion als befriedigend & lustvoll erlebt wird 11. Wie motivieren Triebe Verhalten? Welche allgemeinen Grundsätze liegen einer triebhaften Verhaltenssteuerung zugrunde? - Triebe versetzen unseren Körper in einen Zustand der Anspannung & Energetisierung , dem wir nicht einfach ausweichen können, sondern nur durch entsprechendes Handeln mit dem Ziel der Triebbefriedigung eine Reduktion dieser Anspannung erreichen können Allg. Grundsätze, die einer triebhaften Verhaltenssteuerung zugrunde liegen - Lernmechanismen, z.B. Konditionierung (weiß man, dass best. Verhalten zur Triebbefriedigung führt, wird man es in Zukunft wieder zeigen) 12. Warum ist man unter Umständen Triebeinflüssen auf das Verhalten in stärkerem Maße “ausgeliefert” als Einflüssen, die von Anreizen ausgehen? • weil Triebe aus Reizquellen im Körperinneren stammen und wir uns ihnen nicht einfach durch äußerlich gezeigtes Fluchtverhalten entziehen können • unseren Trieben sind wir „ausgeliefert & müssen uns ihnen stellen, ob wir wollen oder nicht 13. Erläutern Sie Auswirkungen von Triebzuständen auf das Denken und Handeln mithilfe der Begriffe Primär- und Sekundärprozess Begriffe aus Freuds Motivationstheorie & Instanzenmodell - ES: Sitz der Triebe & Lust, - ICH: vermittelt zw. ES und ÜBER ICH nach Realitätsprinzip - ÜBER-ICH: internalisierte o. introjizierte Normen & Werte Primärprozesse: (Status: S-R-Modell) Handlung als automat. Reflexbogen: ES (Triebe) wirken direkt auf unser Denken & Verhalten & steuern so unser Handeln, um Triebbefriedigung zu erreichen (Gedanken spielen keine vermittelnde Rolle) Denken als Phantasietätigkeit: ES führt bei abwesendem Objekt zur Halluzination des Objekts und so zu Befriedigung Sekundärprozesse (Status eines S-C-R-Modells) bei der Handlung verhindert das ICH die unmittelbare Triebbefriedigung, indem es zwischen Trieben & Werten vermittelt Triebe werden geplant, aufgeschoben o. durch Ersatzhandlungen befriedigt hier können sich auch diverse Abwehrmechanismen manifestieren, wenn sich unsere Bedürfnisse im Kontext gesellschaftlicher Normen nicht realisieren lassen : durch Prozesse wie z.B. Leugnung, Verdrängung, Verschiebung, Projektion o. Verkehrung ins Gegenteil können wir ersatzweise unsere Triebspannung reduzieren 14. Schildern Sie Aufbau & Ergebnisse der Studie von McGinnies (1949) zur Verdrängung in der Wahrnehmung. Welches methodische Problem gibt es bei dieser Studie, das eine Interpretation der Ergebnisse im Sinne einer automatischen Wahrnehmungsabwehr fraglich erscheinen lässt? • Wahrnehmungsabwehr – • Studie von McGinnies – – • Abwehr der Wahrnehmung von unangenehmen oder uninteressanten Reizen. Zurückgeführt darauf, dass Wahrnehmung nicht frei von Einstellungen, Erwartungen & Motiven erfolgen kann neutrale & Tabuwörter wurden so kurz auf einer Leinwand präsentiert, dass man sie nicht erkennen konnte; dann wurde Darbietungszeit schrittweise erhöht Aufgabe der VPn war es, das Wort zu erkennen und zu benennen AV war zum einen die Päsentationszeit bis zum Erkennen des Wortes, zum anderen die physiologische Reaktion (Hautleitfähigkeit), die mit der Präsention der Worte einherging Ergebnis: neutrale Worte („Apfel“) wurden schneller erkannt (80ms) als Tabuworte („Penis“, 125 ms)) spricht für „Wahrnehmungsabwehr“ solcher Worte & es zeigte sich bereits physiol. Reaktion, wenn Präsentationsdauer so kurz war, dass noch keine Benennung möglich war Kritik: – – – Tabuworte werden grundsätzlich im Alltag seltener gehört & deshalb später erkannt (Gegenkontrolle mit seltenen neutralen Worten wäre angebracht gewesen) VPn haben evtl Tabuwörter zwar schon eher gesehen, haben sich aber nicht getraut, diese in Anwesenheit des Versuchsleiters auch zu nennen („Reaktionswiderstand“) Unterschiede in Darbietungszeit und physiol. Reaktion könnten darauf zurückgehen, dass es bei Benennung der Wörter nur eine dichotome Reaktionsmöglichkeit JA/NEIN ohne Zwischenmöglichkeiten gibt, während die Hautleitfähigkeit eine Reaktion mit kontinuierl. Ausprägungen darstellt (sensiblerer Indikator?) 15. Erläutern Sie die Katharsis-Hypothese. Warum spricht der Befund, dass häufiger Konsum von Filmen mit Gewalt-Inhalten mit erhöhter Aggressivität einhergeht, nicht unbedingt gegen die KatharsisHypothese? • Katharsis-Hypothese (griech. „Reinigung“) – Hypothese, dass das Ausleben von inneren aggressiven, feindseligen Konflikten & Wiedererleben von verdrängten Emotionen durch stellvertretende Gewalt zu einer Reduktion dieser Konflikte & Gefühle führt (z.B. Schlagen auf Sandsack) und somit eine Befreiung von der neurotischen Störung bzw. die Bewältigung des Konflikts bewirkt • häufiger Konsum von Gewaltfilmen geht mit erhöhter Aggressivität einher, • weil das eigene Verhalten nur auf eine Figur projiziert wird, d.h. es kommt nicht zur körperlichen Freisetzung der aggressiven Tendenzen und demnach kann auch kein Konflikt abgebaut oder bereinigt werden Studien haben außerdem gezeigt, dass Menschen mit ohnehin großer Aggressionsneigung ihre Aggressionen mit dem Konsum gewalttätiger Filme tatsächlich signifikant senken konnten – dies galt nicht für VPn mit geringer Aggressionsneigung 16. Welche Beobachtungen der klassischen Lerntheorie haben dazu geführt, dass das Triebkonzept in die Lerntheorie eingeführt wurde? • Beobachtung, dass ein sattes Tier im Gegensatz zu einem hungrigen schlecht lernt bzw. das gelernte Verhalten nicht zeigt lerntheoretische Verhaltenserklärungen haben Grenzen • Verbindung von Lerntheorie & Motivation durch Hull führt Trieb als unspezifische Antriebsquelle des Verhaltens ein (wie auch bei Freud liegt Schwerpunkt auf Defizitmotivation) • Triebreduktion wirkt als Verstärker für ein Verhalten & eine bestimmte Verhaltenswichtung wird durch verstärkte Verhaltensweisen („habits“ Gewohnheiten) festgelegt • ein habit spiegelt Verstärkungsgeschichte eines Verhaltens in einer Situation wieder 17. Wie werden primäre Triebzustände in der Lerntheorie aufgefasst und wie werden sie operationalisiert? • Primäre Triebzustände – Angeborene Antriebsquellen des Verhaltens, die sich im Labor an Versuchstieren untersuchen lassen (Hunger, Durst) sind eindeutig an physiologische Bedürfnisse geknüpft • Operationalisiert – Deprivation (Entzug von Nahrung vs. Wasser) 18. Welche Implikationen ergeben sich aus der multiplikativen Verknüpfung von Trieb und Habit in der Theorie von Hull? • Hull : Triebstärke & Habitstärke multiplikativ miteinander verknüpft – wenn Triebstärke gegen 0 geht, sollte Organismus kein Verhalten zeigen (siehe satte Versuchsratten) – wenn „richtige“ Reaktion in der Habithierarchie des Organismus nicht vorhanden, kann Verhalten nicht gezeigt werden – Vorhersage d. Wahrscheinlichkeit einer Reaktion: Verhalten = Trieb x Habit – Verhalten mit hoher Triebstärke und vielen Verstärkungen sollte länger aufrecht erhalten werden als Verhalten mit niedriger Triebstärke und niedriger Habithierachie (höchste Löschungsresistenz im 1. Fall) – Triebstärke ist direkt proportional zum Bedürfniszustand des Organismus (operational z.B. an Dauer der Deprivation definiert) , während Habit erlernt ist &direkt proportional (und operational definiert) durch die vorhergehende Anzahl verstärkter Lerndurchgänge ist 19. Durch welche experimentelle Evidenz konnte das Postulat der multiplikativen Verknüpfung von Trieb & Habit belegt werden? Schildern Sie Aufbau & Ergebnisse der Studie. Bsp. Exp. von Perin 1942 - Ratten wurden trainiert, Hebel zu drücken, um Futter zu erhalten - 1. UV = Habitstärke (Anzahl der Verstärkung für das Hebeldrücken) - 2. UV = Manipulation der Triebstärke (Grad der Nahrungsdeprivation) - AV = Löschungsresistenz des gelernten Verhaltens – höchste Löschungsresistenz zeigt sich tatsächlich bei glz. hoher Nahrungsdeprivation (hohe Triebstärke) & vielen Verstärkungen (hohes Habit) – Interaktionseffekt: je höher die Triebstärke (d.h. je länger die Nahrungsdeprivation), desto höher der Einfluss der Habitstärke (Verstärkung vorherigen Hebeldrückens) auf die Verhaltensstärke 20. Schildern Sie die Untersuchung von Webb (1949) zum Nachweis, dass Triebe unspezifisch Verhalten energetisieren • Tiere wurden trainiert, Taste zu drücken, um Nahrung zu bekommen • 2 UV wurden unabhängig voneinander variiert: 1. Ausmaß des Hungers 2. Ausmaß des des Durstes • AV = Löschungsresistenz des gelernten Tastedrucks ( d.h. ob die Tiere auch dann noch die Taste drücken, wenn sie kein Futter mehr dafür bekommen) • Annahme: wenn Hunger & Durst separate Energiequellen des Verhaltens sind, sollte sich kein Einfluss der Wasserdeprivation auf die Löschungsresistenz zeigen, weil diese ja nur Wert hat in Bezug auf Reduktion des Hungers • Ergebnis: Löschungsresistenz des Tastendrucks nimmt mit zunehmender Wasserdeprivation zu, obwohl durch Futter der Durst ohnehin nicht hätte gestillt werden können (Nahrungsdeprivation führte zu noch deutlich höherer Löschungsresistenz) d.h. ein Bedürfnis- und Triebzustand, der mit dem vorher gelernten instrumentellen Verhalten nichts zu tun hat, wirkt sich trotzdem auf die Auftretenshäufigkeit des Verhaltens aus beweist Unspezifität von Triebenergien • • Kritik: Hunger & Durst sind nicht komplett unabhängig voneinander: je durstiger Ratten, desto weniger hungrig sind sie 21. Nennen Sie ein Untersuchungsbeispiel für einen Anreizeffekt. Warum lassen sich diese Anreizeffekte mit der ursprünglichen Theorie von Hull nicht erklären? Untersuchungsbeispiel latentes Lernen (Tolman & Honzik, 1930) - 3 Gruppen Ratten laufen durch Labyrinth - 1. Gruppe: ab 1. Durchgang ab best. Punkt des Labyrinths kontinuierlich verstärkt - 2. Gruppe: erst ab 11. Durchgang verstärkt - 3. Gruppe: keine Verstärkung Fehlerzahl in der 1.Gruppe nimmt kontinuierlich ab, da durch Verstärkung der Rang des Verhaltens in der Gewohnheitshierarchie steigt In der 3. Gruppe zeigten sich ebenfalls leichte Verbesserungen, obwohl nicht verstärkt interessant : 2. Gruppe man hätte angenommen, dass Fehleranzahl ab dem 11. Durchgang kontinuierlich abnimmt; sie sinkt jedoch abrupt nach Einsetzen der Verstärkung (d.h. Ratten hatten bereits die mentale Repräsentationen des Labyrinths, aber zuvor keinen Anreiz, diese anzuwenden Anreizeffekte lassen sich mit der ursprüngl. Theorie von Hull nicht erklären, da er postuliert hatte, nur Trieb- u. Habitstärke bestimmen das Verhalten Hull hatte zunächst nicht beachtet, dass es kein Verhalten gibt, wenn kein Anreiz da ist, merkte aber seinen Fehler bei der Beobachtung, dass Tiere nach Einführung eines neuen Reizobjekts plötzlich so große Fortschritte machten, dass sie andere Tiere einholen konnten, die schon länger in Anwesenheit dieses neuen Reizobjekts gelernt hatten 22. Wie lautet die Formel zur Berechnung der Verhaltensstärke im erweiterten Motivationsmodell von Hull? Erläutern Sie jede Komponente der Formel. • V= D x sHr x K • Verhalten = Triebstärke x Habitstärke x Anreizstärke • D = Triebstärke • sHr = Habitstärke • K= Stärke des Anreizes – je größer ein Anreiz, desto wahrscheinlicher & stärker eine Reaktion (einerseits biologisch verankert (Gras hat hohen Anreiz für Kühe, aber nicht für Ratten), andererseits erlernbar 23. Erklären Sie die Wirkung von Anreizen auf Verhalten mithilfe des Mechanismus der fragmentarischen antizipatorischen Zielreaktion. fragmentarische antizipatorische Zielreaktion – höhere Erwartung durch einen höheren Anreiz und das daraus resultierende Verhalten (s.n.Seite), z. B. gibt man einem Tier erst 1 Futterpellet für ein bestimmtes Verhalten, z.B. Laufen im Labyrinth, später jedoch 20 Futterpellets, wird das Tier beim nächsten Mal viel schneller laufen, da es eine höhere Erwartung in Bezug auf die Belohnung hat Versuchsaufbau nach Crespi, 1942 - Ratten liefen durch langen Gang, an dessen Ende ihnen Futterpellets gegeben wurden - AV: für Zurücklegen der Strecke benötigte Zeit - Ablauf: 24 futterdeprivierte Ratten - Kontrollgruppe: 16 Futterpellets; - EG 1 : 64 Futterp. / EG 2: 256 Futterp. pro Tag 1 Durchlauf alle Ratten nahmen pro Tag dieselbe Futtermenge zu sich - am 20. Tag wurden die Futterpellets für die EGs auf 16 Einheiten reduziert Ergebnis: - je höher die Verstärkungsmenge, desto höher die Laufgeschwindigkeit - bei Reduktion d. Verstärkungsmenge drastische Einbußen Laufgeschwindigkeit sinkt sogar unter die der KG (Depressionseffekt). Spence´s Theorie über die Entstehung fragmentarischer, antizipatorischer Zielreaktionen • die jeweils gewünschten Verhaltensweisen (ins Ziel gehen) erwerben infolge ihrer zeitlichen Kontiguität mit der Präsentation des Verstärkers Futter nach und nach die Fähigkeit, die konsumatorische Zielreaktion auszulösen (= bleibt in 1 Umweltbereich, „hin-zu“-Bewegung): umfasst hier z.B. Kaubewegungen u. Speichelabsonderungen) • Zielreaktionen erzeugen ihre eigenen sensor. Feedbackstimuli, welche zusammen mit den Zielreaktionen später auch von Situationen ausgelöst werden können, die der anfänglich erwünschten ähnlich sind • Z.B. wird Tier wiederholt in der Zielbox eines Laufgangs gefüttert, werden die durch die Zielbox-Reize ausgelösten konsumator. Reaktionen und die dazugehörigen Feedbackstimuli mit der Zeit bereits in der Startbox ausgelöst • fragmentarische antizipatorische Zielreaktionen, weil a.) nur Teile d. Zielreaktion auftreten und b.) antizipatorisch, weil Tiere sich so verhalten, als ob sie eine Belohnung erwarten würden 24. Erläutern Sie das Konzept der Triebreize. Schildern Sie die Untersuchung von Hull (1933) zum Nachweis der steuernden Funktion dieser Triebreize auf das Verhalten. Konzept der Triebreize - man findet die stärksten Effekte von Trieben auf das Verhalten, wenn die aktivierten Triebe auf das Verhalten passen Nachweis: Experiment von Hull (1933) - dabei wurden Ratten in einen Käfig gesetzt, von dem aus es 2 Wege in die Zielkammer gab - nahm Ratte Weg 1, gab es in der Zielkammer Wasser, bei Weg 2 gab es am Ziel Futter - UV1 = Nahrungsdeprivation vs. UV2 Flüssigkeitsdeprivation - AV : Diskriminationslernen, d.h. lernt die Ratte zu unterscheiden, wann es sinnvoll ist, welchen Weg zu gehen (nämlich 1. bei Durst, 2. bei Hunger) Ergebnis - Tiere bilden tatsächlich deprivationsabhängige Verhaltenspräferenzen aus, wenn auch nur schwache lernen also, abhängig von Durst und Hunger, den Weg zu nehmen, der zur Bedürfnisbefriedigung führt Nachweis für steuernde Triebreize 25. Erläutern Sie das Yerkes- Dodson- Gesetz der Motivation. Inwiefern sind die hier beschriebenen Zusammenhänge wichtig für Verhaltensvorhersagen auf der Basis trieb- oder aktivationstheoretischer Ansätze? Yerkes-Dodson-Gesetz (nach Yerkes & Dodson, 1908) - bei Ratten gefundene, später auf Menschen generalisierte umgekehrt U-förmige Beziehung zw. Erregung (z.B. Angst) & Leistung bei verschiedenen Lernaufgaben - Leistung ist bei sehr niedrigem & sehr hohem Erregungsgrad schlechter als bei mittlerer Erregung optimale Motivation nimmt mit zunehmender Schwierigkeit der Aufgabe ab Experiment: - Mäuse bei Diskriminierungsaufgaben bekommen so lange in der Stärke zunehmende Elektroschocks, bis sie die richtige Lösung gefunden haben - bei mittelschweren & schweren Aufgaben zunächst Leistungsanstieg mit zunehmender Schockstärke, der aber ab gewisser Schockintensität stark abfällt - bei einfachen Aufgaben war die Lösung um so besser, je stärker der Schock wichtig für Verhaltensvorhersagen auf Basis trieb- o. aktivationstheoretischer Ansätze - 1.indirekte exp. Beobachtung, die zeigt, dass Annahme der Triebtheorie (lineare Beziehung zw ischen Trieb & Verhalten) nicht grundsätzlich gilt, sondern dass es ebenso eine „optimale Beziehung“ zw. den beiden Komponenten zu geben scheint impliziert Forschungsvertiefung 26. Worin besteht die Kernannahme von Berlynes Aktivationstheorie? • Berlynes Aktivationstheorie – „Triebreduktionstheorie“ – bringt kognitive Ansätze ein, nichtbehavioristisch – Ausgangspunkt :Befunde wie z.B. spontaner Reaktionswechsel & Explorationstrieb von Tieren im Exp.(Tiere nehmen bei gleichem Versuchsaufbau und Wdh. alternative Wege) + Entdeckung von Yerkes & Dodson-Gesetz – Berlyne postuliert Zusammenhänge zwischen • 1. Aktivation (durch Formatio Reticularis) • 2. Stimuluskomplexität und • 3. Attraktivität des Aktivationszustands – wobei inverse Beziehung zw. 1. & 3: niedriges Aktivationsniveau angenehmer als hohes – niedrige Aktivation bei mittlerer Stimuluskomplexität, hohe Aktivation bei Reizüberflutung oder Reizdeprivation • Veranschaulichung – Exp. zur sensor. Deprivation zeigen, dass sie nur schwer ertragbar ist (spätestens nach 8 h von VPn beendet, auch wenn hohe Finanzierung in Aussicht) – Reizüberflutung durch Straßenlärm führt zu hohem Blutdruck & anderen Stresssymptomen 27. Definieren Sie die Begriffe der spezifischen & der diversiven Neugier. Was sind jeweils Auslösebedingungen dieser beiden Formen des Neugierverhaltens? Was ist ihre gemeinsame Funktion? spezifisches Neugierverhalten - von komplexen , d.h. neuen, zweideutigen & mit objektiver Unsicherheit verbundenen Umweltanreizen ausgelöst , um deren Komplexität zu reduzieren - in Exp. bot man Vpn jeweils 2 Tierbilder nebeneinander, eins kehrte immer wieder, das andere wechselte VPn sahen schließlich nur noch auf das neue Bild Offensichtlich findet Sättigung statt ( erst durch Veränderung o. Konfrontation nach Pause erlangt Objekt der Neugierde wieder seine Neuheit zurück) Diversives Neugierverhalten - in monotonen Situationen: beweist, dass Mensch & Tier Verlangen nach Abwechslung, Stimulation & Information hat, wenn Umwelt zu wenig Reize bietet - untersucht mit deprivierten VPn wurde als zunehmend aversiv erlebt Wunsch nach Stimulation wird größer ( z.B. konnten sich VPn in 7-Tage-Versuch in der 6., 78. & 50. Stunde Börsenbericht abspielen lassen & machten davon zunehmend Gebrauch, je länger sie depriviert waren) - ZNS funktioniert offensichtlich nur optimal bei mittlerem Aktivationsniveau, d.h. diversives Neugierverhalten kann auch als zentralnervöse Aktivierungssteigerung dienen Auslösebedingung beider Formen - ein zu hohes Aktivierungsniveau gemeinsame Funktion -Senken des Aktivierungsniveaus 28. Warum heißt Lewins Motivationstheorie “Feld”-Theorie? • Lewin (1819 -1947) – Gestaltpsychologe; verbindet Ideen Freuds und Hulls Wegbereiter späterer humanistischer & kogn. Motivationstheorien • Feldtheorie – Feld = psycholog. Gleichnis zu physikal. Kraftfeldern = Gesamtheit der Person- & Situationsvariablen, die zu einem geg. Zeitpunkt eine Rolle spielen (meint nicht objektiv vorhandene, sondern subjektiv von jd. wahrgenommene psycholog. Realität) – dynamische Theorie: Verhalten = Funktion von Merkmalen der Person & Merkmalen der Situation diese beiden Größen determinieren menschl. Verhalten V = f(P,U) – Erklärung menschl. Verhaltens nur möglich, wenn man die gerade in dem Moment auf die Person einwirkenden Kräfte in Betracht zieht (ahistorisch im Gegensatz zu Freud) 29. Wie ist das Personenmodell in Lewins Feldtheorie aufgebaut? Personenmodell besteht einerseits aus strukturellen (gleichbleibenden) Personenkonstrukten = unterschiedl. Bereiche, die für best. (auch biologische) Bedürfnisse, Ziele & Vorhaben stehen, wobei benachbarte Bereiche für ähnliche Ziele o. Bedürfnisse stehen - große Distanz zw. 2 Bereichen bedeutet, dass diese Bereiche sehr unähnliche Bedürfnisse o. Ziele repräsentieren z.B. wenn ich Ziel habe Brief zu schreiben & glz. hungrig bin, ist das ein ganz anderer Bereich meiner Person; wenn ich aber die Person anrufe, der ich schreiben wollte, ist das benachbarter Bereich…) - unterschiedl. Bereiche sind durch Grenzwände getrennt, die in unterschiedl. Maße durchlässig bzw. fest sind andererseits besteht es auch aus dynamischen Personenkonstrukten - umfassen Begriffe der Spannung, des Bedürfnisses & des Quasibedürfnisses - können fortlaufend Änderungen unterlegen sein Spannung in einem best. Bereich einer Person entsteht, wenn ein best. (Quasi-) Bedürfnis vorhanden ist (möchte ich z.B. Kaffeetrinken oder einen Brief schreiben, wird er entsprechende Bereich gespannt) und wird reduziert, wenn das oder ein ähnliches Bedürfnis befriedigt wird ( z.B. wenn ich Person anrufe statt zu schreiben) Je durchlässiger Grenzen zwischen 2 Bereichen, desto eher kann Spannung durch ähnliche Bedürfnisbefriedigung gemindert werden 30. Beschreiben Sie die Auswirkungen gespannter Bereiche in der Person auf Handeln und Kognition anhand eines Beispiels. • Wenn eine Person das Quasibedürfnis hat, einen Brief an Person A. zu schreiben, entsteht in einem Bereich Spannung • um diese zu reduzieren, wird die Person vorzugsweise versuchen, den Brief zu schreiben (dabei richtet sie ihre Gedanken auf Person A. und die Kontaktaufnahme) • nun schreibt sie entweder den Brief, um die Spannung zu reduzieren; oder aber überlegt sich, dass es zu lange dauern würde, bis die Nachricht bei Person A eintrifft • da die Grenzen zwischen den Bereichen Brief schreiben und z.B. telefonieren benachbart und sehr durchlässig sein sollten, da sie ähnliche Bedürfnisse befriedigen, kann sie die Spannung auch durch ein Telefonat abbauen 31. Wie kann ein in der Person herrschender Spannungszustand abgebaut werden? Nennen Sie unterschiedliche Möglichkeiten auf der Basis der Feldtheorie. • Befriedigung des ursprünglichen (Quasi-) Bedürfnisses, dass die Spannung ausgelöst hat • Befriedigung eines dem Ursprungsbedürfnis sehr ähnlichen & im benachbarten Bereich gelegenen Bedürfnisses, dessen Grenzwände sehr durchlässig sind 32. Was ist nach Lewin eine Ersatzhandlung? Geben Sie ein Beispiel. Wie erklärt man Ersatzhandlungen? • Handlung, die man zur Befriedigung eines Bedürfnisses ersatzweise ausübt, wenn man die eigentlich gewünschte Handlung nicht ausführen kann o. will (z.B. Email schreiben statt Postkarte) • Ersatzhandlungen können Bedürfnisse stellvertretend stillen, wenn sie aus benachbarten Bereiche meines Persönlichkeitskonstrukts stammen und durchlässige Grenzen haben • Durchlässigkeit der Grenzen macht es möglich, dass ein einmal “gespanntes“, benachbart gelegenes Bedürfnis sich auch durch Entspannung des benachbart gelegenen Bedürfnisses „löst“, d.h. sich die Spannungsreduktion über die Grenzwand übertragen kann 33. Beschreiben Sie Ablauf & Ergebnisse der Untersuchungen von Zeigarnik (1927). Wie erklärt man das Ergebnis auf Basis der Feldtheorie? Experiment von Zeigarnik (1927) - Vpn bearbeiten Reihe unterschiedl. Aufgaben, bei der Hälfte der Aufgaben stoppte der Versuchsleiter jedoch die Tätigkeit, bevor sie erfolgreich abgeschlossen werden konnte - nach dem Exp. fragte man Vpn, an welche Aufgaben sie sich noch erinnern konnten Ergebnis - unterbrochene Aufgaben wurden deutlich häufiger (2:1 Zeigarnik-Quotient) )erinnert als erfolgreich abgeschlossene „Zeigarnik-Effekt“ Erklärung: - Handlungsabsicht führt zu Spannung s des auf dieses Ziel Z bezogenen Bereichs der Person: besteht Handlungsabsicht, so gilt: s(Z)>0 - Spannung s erlischt, sobald Ziel erreicht ist, ff. gilt nach Zielerreichung: s(Z)=0 - mit Entstehen der Spannung s bekommt geeignetes Zielobjekt positive Valenz & bewirkt die Entstehung einer positiven Kraft k, die zum Ziel hin führt - eine pos. Kraft hin zu einem Ziel führt sowohl zu realer Annäherung ans Ziel als auch zu gedanklicher Beschäftigung damit bessere Erinnerungsleistungen an dieses Ziel 34. Wie kann man mit der Feldtheorie erklären, dass in der Untersuchung von Marrow (1938) mehr abgeschlossene als unterbrochene Aufgaben erinnert wurden? Untersuchung von Marrow, 1938 - Zeigarniks Methode problematisch, weil die Unterbrechung auch die Aufmerksamkeit der VPn in besonderem Maße auf diese Aufgaben gelenkt haben könnte könnte genauso zu besseren Erinnerungsleistungen führen - VPn bearbeiten Aufgaben, bei denen sie entweder unterbrochen werden oder nicht, aber zusätzlich wurde den VPn mitgeteilt, dass eine vollständige Bearbeitung der Aufgabe ein Indikator für schlechte Leistung sei (so sollten sie den Eindruck haben, die nicht unterbrochenen Aufgaben seien NICHT zufriedenstellend bearbeitet worden, während eine Unterbrechung andeutete, dass Leistung gut war) - Aufmerksamkeitseffekte für unterbrochene Aufgaben wären damit ausgeschlossen, weil VPn glaubten, dass Unterbrechung psychologisch gut sei Ergebnis - die nicht unterbrochenen Aufgaben werden besser erinnert, weil VPn glauben, dass sie dort fehlerhaft gehandelt hätten bzw. eben wussten, dass eine Unterbrechung bedeutet, dass sie die Aufgabe richtig gelöst hätten Restspannung bleibt eher bei Aufgaben, die nicht weggenommen wurden, weil man diese offenbar nicht gut gemacht hat Zweifel - nicht unterbrochene Aufgaben werden zeitlich länger bearbeitet (Gedächtnispsychologie besagt, dass je länger eine Lernphase, desto besser die Erinnerung) 35. Was versteht man unter Wiederaufnahmetendenzen? Schildern Sie hierzu Ablauf und Ergebnis der Untersuchung von Ovsiankina und erklären Sie das Ergebnis auf der Basis der Feldtheorie. Wiederaufnahmetendenzen - Vorm Versuchsleiter verborgene Wiederaufnahme einer unterbrochenen Tätigkeit in einer erzwungenen Pause Untersuchung von Ovsiankina (1928) - VPn bearbeiten Reihe von Aufgaben und bei einem Teil wird Bearbeitung unterbrochen, jedoch mit unterschiedlichem Anlass - a.) Zufallsunterbrechung (Leiter wird weggerufen, in Wartephase stehen alle Aufgaben zur Verfügung) - b.) Störungsunterbrechung (den VPn wurde kommentarlos eine Aufgabe weggenommen und eine andere gegeben, Wartephase danach) - UV 1= Unterbrechung der Aufgaben, UV2= Art der Unterbrechung, AV = welchen Aufgaben wenden sich VP in Wartepause zu Ergebnisse - Wahrscheinlichkeit der Wiederaufnahme der unterbrochenen Handlung beträgt 100% bei Zufallsunterbrechung und 79% bei Störung Erklärung - Befunde lassen sich nach Lewin mit der Annahme erklären, dass für die unvollendete Aufgaben nach wie vor eine Spannung des relevanten Personenbereichs vorliegt, so dass die entsprechenden Aufgaben immer noch über positive Valenz verfügen und eine Kraft zur Wiederaufnahme drängt 36. In den Untersuchungen von Lissner & Mahler konnte gezeigt werden, dass die Wiederaufnahmetendenz durch zwischenzeitlich ausgeführte Aktivitäten reduziert werden kann. Wie erklärt man dieses Ergebnis? Welche Aktivitäten besitzen einen hohen Substitutwert, welche nicht? Von Schülern Lewins untersucht: Lissner & Mahler (1933) - Kinder bei Aufgabenbearbeitung unterbrochen, erhalten als Ersatzaufgabe ähnliche/unähnliche sowie leichtere/schwerere Aufgaben - UV1 = Ähnlichkeit zw. Aufgaben, UV2: Schwierigkeit der Ersatzaufgaben, AV = Wiederaufnahme der zuvor unterbrochenen Handlung während Wartephase - wird sie wieder aufgenommen, hatte eingeschobene Aufgabe geringen Ersatzwert Ergebnis - je ähnlicher Ersatzaufgabe der unterbrochenen Aufgabe, desto unwahrscheinlicher deren Wiederaufnahme (z.B. einmal Boot, einmal Flieger falten) beide Aufgaben spannen benachbarte Personenbereiche, so dass die Spannung, ausgelöst durch die eine Aufgabe, auch durch Lösen der anderen Aufgabe reduziert werden kann - schwierige Aufgaben ersetzen unter sonst gleichen Umständen besser als leichtere - mit abnehmendem Realitätgrad steigt Wiederaufnahmetendenz (bloße Phantasietätigkeit ersetzt schlechter als tatsächl. Ausführung), - spätere Forschung zeigt: größere Wiederaufnahmetendenz, je positiver Valenz der Ursprungsaufgabe & je negativer Valenz der Ersatzaufgabe Ersatzwert von Aufgaben nach Lewin - Vollendung alternativer Handlung kann Ersatzwert für zuvor unvollendet gebliebene Handlung haben - Hoher Ersatzwert, wenn Handlung den gespannten Personbereich entspannen kann 37. Erläutern Sie, was mit Bereichen und Grenzen im Umweltmodell von Lewins Feldtheorie gemeint ist. Strukturelle & Dynamische Umweltkonstrukte • auch im Umweltmodell gibt es verschiedene, unterschiedlich nahe Bereiche, die an verschiedene Aktivitäten geknüpft sind • Z.B. Schreiben eines Kapitels: Aufgliederung in unterschiedliche Teilhandlungen: Sammeln von Infos, Sichtung von Sekundärliteratur, Gliederungserstellung etc. Teilhandlungen sind verschiedene Bereiche, die vom Ausgangspunkt zum Ziel führen • ebenfalls Grenzwände zwischen den Bereichen, haben Hindernischarakter (anvisiertes Ziel kann meist erst dann erreicht werden, wenn bestimmter Teilaspekt des Ziels erfüllt ist,z.B. Kinobesuch erst dann, wenn Karte bezahlt • Grenzen markieren den Raum, der für Person frei zugänglich ist (aufgrund eigener Fähigkeiten oder geg. Einschränkungen) 38. Warum wird die Umwelt in Lewins Modell als “hodologischer” Raum bezeichnet? Hodologischer Raum (hodos = griechisch für „Pfad“) = Gesamtheit aller einer Person verfügbaren Bereiche, die Auskunft über deren Lebensraum gibt - „Pfad“ suggeriert, dass Verhalten mit Richtung assoziiert ist (auch physikalisch nötig, wenn man Ziel erreichen will), entweder vorwärts (Verhalten führt von einem Bereich zum anderen hin) oder rückwärts (Verhalten führt von einem Bereich weg, z.B. Absage der Prüfung wg. Prüfungsangst) - ein Verhalten kann einen oder mehrere Umweltbereiche betreffen Bewegungen, die Wechsel von Umweltbereichen erfordern, bei „hin zu- Verhalten“ von A nach B (instrumentelles Verhalten), bei „weg-von-Verhalten“ verlässt Individuum A, um einem neg. Stimulus zu entfliehen Fluchtverhalten) Bewegungen in nur einem Umweltbereich bei „hin- zu Verhalten“ bleibt Person in einem Bereich, weil dort etwas erwartet wird bzw. der erreichte Zustand so bleiben soll (konsumatorisches Verhalten) , bei „weg von- Verhalten“ ist Individuum in B und vermeidet A ( Vermeidungsverhalten) - Hodologie macht Annahmen über alle Umweltbereiche einer Person & deren Abfolge, wenn es z.B. ein Ziel zu erreichen gilt, aber macht keine Annahmen über genaue Distanz zwischen Bereichen 39. Definieren Sie den Begriff der Valenz in Lewins Feldtheorie. Valenz = pos. / negative Wertigkeit von Zielbereichen /Objekten in der Umwelt - positive Valenz nimmt ein Zielbereich an, wenn er mit dem (Quasi-) Bedürfnis einer Person übereinstimmt, d.h. wenn er zur Zielerreichung geeignet ist (z.B. Bedürfnis, Brief zu schreiben: Briefpapier, Stift, Briefmarke und Briefkasten nehmen pos. Valenz an) - ist Bedürfnis befriedigt (Brief abgeschickt), ist zugehöriger Personbereich nicht länger „gespannt“ & vorher positive Valenz erlischt - Merkmale des jeweiligen Objekts beeinflussen dessen Valenz (kaputter Briefkasten: negative Valenz ) - Stärke der Valenz ist direkt proportional - A.) zur Intensität eines Bedürfnisses - B.) zum Ausmaß der Spannung in einem best. Personbereich (S) - (Briefkasten ist umso attraktiver, je wichtiger uns die angeschriebene Person ist und je gespannter der zugehörige Personbereich ) 40. Wie lautet die Formel zur Berechnung der Kraft, die von einem Umweltobjekt auf eine Person wirkt, nach Lewin’s Feldtheorie? Kraft - motivationale Größe, die eine Person zu einem Objekt hinführt - in dem Moment, in dem ein best. Objekt valent für mich wird, entsteht ein physikalisches Kräftefeld zwischen mir & dem Objekt welches die Kraft beeinflusst z.B. Person ist in der Stadt, Briefkasten an der Ecke) - Stärke der Kraft hängt ab von Stärke der Valenz & von Entfernung des Zielobjekts: je näher, desto größer wird hinführende Kraft - k = f ( Va (Z) / e ) - k = f (s (Z)/e) - k= Kraft, e= Entfernung ,Va(Z)= Valenz des Ziels, s (Z) = durch das Ziel verursachte Spannung 41. Wovon wird das Verhalten einer Person beeinflusst: Von der positiven oder negativen Valenz, die ein Objekt oder eine Situation für eine Person besitzt, oder von der Kraft, die von diesem Objekt bzw. dieser Situation ausgeht? - k = f ( Va (Z) / e ) bzw. k = f (s (Z) /e) - Verhalten wird zwar prinzipiell von pos./neg. Valenz eines Ziels beeinflusst (da in dem Moment, in dem ein best. Objekt valent für jd. wird, ein physikalisches Kräftefeld zwischen Person & dem Objekt entsteht ) - aber es wird stärker von der Kraft beeinflusst, da die Stärke der Kraft ja von der Stärke der Valenz & von der Entfernung des Zielobjekts abhängt, d.h. der Einfluss der Valenz ist bereits in der Kraftformel inbegriffen und berücksichtigt daneben noch den der Entfernung Wirkung der Valenz kann durch die Entfernung gepuffert werden, weil auch eine hohe Valenz durch eine hohe Entfernung verringert wird 42. Was bedeutet Distanz in Lewins Theorie (mindestens 2 verschiedene Beispiele) & welche Rolle spielt die psychologische Distanz für das Umweltmodell in Lewins Feldtheorie • Distanz ist in der Feldtheorie – einerseits geograph. Distanz (ich will baden, aber See ist 23 km entfernt) bzw. objektive Anzahl d. Handlungsschritte & Hindernisse, die zum Erreichen des geeigneten Zielobjekts (See) notwendig sind – andererseits psychologische Distanz bzw. subjektive Betrachtung der Handlungsschritte und Hindernisse (z.B. ich will mit einem Freund in die Oper; Freund A ist aber bekannt für seine absolute Antikulturhaltung und peinliche Auftritte größere psychologische Distanz als zu Freund B, den ich zwar weniger gut kenne, der aber definitv ein Kulturfan ist) • Rolle der psychologischen Distanz im Umweltmodell – wenn Valenzen 2er Handlungsalternativen unterschiedlich groß sind, entscheidet man sich bei gleichgroßer psychologischer Entfernung für die valentere Alternative ( 2 gleich gute Freunde, beide wollen in die Oper, hab aber nur eine Karte: ich nehme valenteren, d.h. den Kulturfan) – sind Valenzen gleich groß, wird Handlung gewählt, die geringere psycholog. Entfernung aufweist ( 2 kulturbegeisterte Freunde, beide wollen in die Oper, hab nur eine Karte: ich nehme den, der mir näher steht) 43. Was ist ein Konflikt und wie zeigt er sich im Verhalten? Wie erklärt man Konflikte in Termini der Feldtheorie Lewins? Konflikte • Situationen, in denen zu 1 Zeitpunkt mehrere widerstreitende Kräfte auf eine Person einwirken (Kraft Hunger führt zum Dönerhaus hin, während Kraft Musikleidenschaft in die Kulturarena treibt) • mindestens 2 Objekte haben glz. positive Valenz, weshalb 2 verschiedene Personbereiche gespannt werden (Hunger, Musikleidenschaft), für die jeweils 1 Objekt existiert (Döner,Konzert) • ODER 1 gespannter Personenbereich bei Vorhandensein zweier oder mehr alternativer Objekte, die das (Quasi-)Bedürfnis befriedigen könnten (Lesen: 3 Bücher zur Auswahl) • Konflikte führen zur Immobilität des Organismus bzw. zu schnell wechselndem, widersprüchlichem Verhalten 44. Definieren Sie die unterschiedlichen von Lewin postulierten Konflikttypen. Welche Konflikte lassen sich vergleichsweise leicht auflösen, welche sind dagegen schwieriger aufzulösen? Warum? Annäherungs-Annäherungs-Konflikt - Wahl zwischen mind. 2 Handlungsalternativen positiver Valenz & gleicher Distanz - 2 Personbereiche glz. in Spannung (Hunger, Musikleidenschaft) für die es jeweils ein unterschiedl. Objekt zur Bedürfnisbefriedigung gibt (Döner, Musik) - ODER es sind 2 alternative Objekte für einen gespannten Personbereich verfügbar (Bedürfnis Lesen: 3 Bücher zur Auswahl) - leicht auflösbar, da schon durch kleine Annäherung an eines der Objekte die Distanzen und damit das Kraftfeld zugunsten der näheren Alternative verschoben wird Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt - Wahl zwischen 2 negativen Handlungsalternativen mit gleich großer Valenz & Distanz bei Vorhandensein stabiler Barrieren, die die Person daran hindern, sich gänzlich anderen Handlungsalternativen zuzuwenden (z.B. am Wochenende Lernen ODER Arbeiten) - schwer aufzulösen, denn eine Bewegung in eine Richtung erhöht die abstoßenden Kräfte der näheren Alternative Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt - 1 Zielbereich/Objekt i. d. Umwelt nimmt sowohl positive als auch negative Valenzen an, d.h. eine Handlungsalternative hat sowohl positive als auch negative Konsequenzen (Bsp. Ich will am Abend vor der Prüfung ein Glas Wein zur Entspannung trinken, werde aber am nächsten tag definitiv Kopfschmerzen haben und evtl. damit die Prüfung beeinflussen) - Stärke der Annäherungs- & Vermeidungstendenz entwickeln sich mit zunehmender Annäherung an den Zielbereich (Wein am Abend) unterschiedlich: Vermeidungsgradient verläuft steiler als Annäherungsgradient, d. h. mit größerer Nähe zum Ziel steigt Vermeidungstendenz stärker als Annäherungstendenz (morgens sage ich noch, ich werde am Abend vor der Prüfung Wein zur Entspannung trinken, aber wenn der Abend naht, tendiere ich doch zum Verzicht) 45. Beschreiben Sie das Verhalten bei einem AnnäherungsVermeidungs-Konflikt (Beispiel) und erklären Sie das beobachtete Verhalten mit Millers Gradientenmodell. Wie erklärt sich die unterschiedliche Steigung der Gradienten? Verhalten bei Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt ist schnell wechselnd & widersprüchlich, da man sich zum einen hingezogen fühlt, zum anderen aber auch abgestoßen Millers Gradientenmodell 1. Tendenz zur Annäherung an ein (positives) Ziel (Entspannung durch Wein) ist umso größer, je näher ich mich an ihm befinde 1. Aber Tendenz zur Vermeidung eines negativen Ziels (verhauene Prüfung durch Kopfschmerzen) ist auch umso größer, je näher ich mich an der Prüfung befinde 3. Vermeidungstendenz steigt mit größerer Nähe zum Ziel Prüfung stärker an als Annäherungstendenz ans Ziel Entspannung , d.h. am Morgen sage ich noch, ich werde abends Wein zur Entspannung trinken, aber je näher der Abend rückt, desto mehr rücke ich davon ab, weil ich eher die negativen Konsequenzen von morgen im Blick habe) 3. Stärke dieser beiden Tendenzen hängt von zugrunde liegendem Trieb ab 3. mit steigender Anzahl d. Verstärkungen (d.h. je öfter es klappt, dass ich die Prüfung trotz Weinkonsums am Abend vorher nicht verhaue) wächst Stärke der Tendenz Wein trinken , d.h. die Reaktion gewinnt höhere Position in Habithierachie 3. wenn beide unvereinbar, wird sich stärkere durchsetzen Begründung Millers: Vermeidungstendenz wird als gelernte Komponente durch immer deutlicher werdende Hinweise umso stärker, je näher man dem Ziel kommt 46. Erläutern Sie den Begriff des “Time discounting”. Time discounting • mit zunehmender zeitlicher Distanz zu einem Anreiz lässt dessen Wirkung auf uns nach • d.h. man favorisiert geringe, aber kurzfristige Anreize gegenüber größeren, aber dafür weit entfernten • Z.B. 100 EUR jetzt vs. 1000 EUR in einem Jahr nehmen eher die 100 EUR jetzt, da 1000 EUR riesige zeitliche Distanz 47. Worin besteht eine Versuchungssituation? Wie kann man erklären, dass man einer Versuchung nachgibt? Welcher Zeitraum ist besonders kritisch? Versuchungssituation - Situation, in der man die Wahl zwischen einem geringen, aber sofort realisierbaren Anreiz und einem hohen, erst später realisierbaren Anreiz hat, wobei die Versuchung, den sofort realisierbaren Anreiz zu nehmen, hoch ist (hat man die Möglichkeit, 100 EUR in 3 Stunden zu gewinnen oder 500 EUR, wenn man 1 Jahr warten würde, hat der 100 EUR Gewinn höhere Versuchung) man gibt einer Versuchung nach, weil - der Wert des LL – Reizes (larger-later) mit großem Abstand höher ist als der des SS – Reizes (smaller-sooner) und damit fast unerreichbar wirkt, d.h. 1000 EUR kommen mir soviel vor, verglichen mit den 100 EUR, dass sie gar keine Vergleichsdimension haben - mit zunehmender Annährung an den Zeitpunkt SS (100 EUR in 3 Stunden) steigt jedoch der Wert des SS – Reizes extremer an, als der des LL – Reizes, bis irgendwann der SS – Wert höher als der LL – Wert ist - kritisch ist es ab dem Zeitpunkt: Schnittpunkt der Gradienten: man will der Versuchung nachgeben & die 100 EUR nehmen - wartet man jedoch über den Schnittpunkt hinaus und rückt der 1000 EUR-Gewinn dann näher, ist er auch plötzlich wieder attraktiver 48. Erklären Sie, was mit preference reversal gemeint ist, und geben Sie ein Alltagsbeispiel. preference reversal - man bevorzugt larger- later- Anreize, solange beide Anreize noch relativ weit weg sind, aber sobald der smaller- sooner- Anreiz in kritische Nähe gerückt ist, wird plötzlich er bevorzugt - Bsp: wenn ich Wahl habe, meinen Therapeuten in 2 Wochen zu sehen (wg. Urlaub) oder seine Vertretung morgen, dann bevorzuge ich erstmal, zu meinem zu gehen und zu warten (beide Möglichkeiten sind relativ weit weg) je später es wird, desto mehr kippt meine Wahl,, desto heftiger will ich nun doch zum allseits unbeliebten Ersatztherapeuten gehen…um endlich mal alles loszuwerden 49. Warum kann man das Phänomen des preference reversal nicht mit einem einfachen linearen Diskontierungsmodell erklären? Wie muss der Diskontierungsprozess gefasst werden, damit man damit auch preference reversals erklären kann? Nennen Sie die entsprechende Formel und erläutern Sie deren Komponenten. Einfaches lineares Diskontierungsmodell - Nimmt an, dass Nutzen einer Konsequenz mit zunehmender zeitlicher Entfernung (Aufschub oder Verzögerung) exponentiell abnimmt - homo oeconomicus = "ungeduldiges Wesen“ , das bei gleich großen Alternativen i.d.R. diejenige bevorzugt, die er zu einem früheren Zeitpunkt erhalten kann „preference reversal“ ist nicht mit dem einfachen linearen Diskontierungsmodell zu erklären, da ab einem bestimmten Punkt, nämlich nachdem der Wert des SS größer als der des LL ist, der LL wieder an Wert gewinnt & kurz vorm Erreichen des LL diese den SS wiederum übersteigt Abwertungskurve nicht linear wie im Diskontierungsmodell, sondern Hyperbel - Deshalb: Formel für das hyperbolic discounting aufgestellt : v = V / (1 + kd) - der aktuelle diskontierte Wert des Anreizes (v) = dem absoluten undiskontierten Wert (V) geteilt durch 1 plus die Distanz mal die Konstante k (besagt wie stark die Abwertung ist, damit Anreiz nicht unendlich groß werden kann) 50. Beschreiben Sie den Aufbau und die Ergebnisse der Studie von Rachlin & Green (1972) zum preference reversal. Rachlin & Green, 1972 - Tauben konnten zwischen 2 Feldern wählen: A. pickten Sie auf das blaue Feld, hatten sie danach die Optionen - auf grünes Feld zu picken & nach 2 s 2 Futterpillen zu bekommen (SS) - auf anderes Feld zu picken & nach 4 s 4 Futterpillen zu bekommen (LL) B. pickten sie auf gelbes Feld - erhielten sie nach 4 s 4 Futterpillen (es gab keine Entscheidungsmöglichkeit zwischen SS und LL) Ergebnis - Tauben wählten bevorzugt B, da sie vermutlich nicht in Versuchung geraten wollten, schnell 2 Futterpillen zu bekommen, da die 4 Futterpillen zumindest aus der Distanz gesehen attraktiver sind, während nur aus kurzer Distanz die 2 Pillen besser erscheinen. 51. Wofür stehen die Begriffe SS und LL in Versuchungssituationen? Skizzieren Sie entsprechend dem Modell der hyperbolischen Diskontierung graphisch den Verlauf von Präferenzen in Abhängigkeit von der zeitlichen Entfernung in einer Situation, in der ein SS und ein LL Anreiz miteinander konkurrieren. SS (smaller-sooner) - steht für einen geringen, aber sofort realisierbaren Anreiz LL (larger-later) - Steht für einen hohen, aber erst später realisierbaren Anreiz 52. Inwiefern haben wiederholte Wahlsituationen die Struktur eines Gefangenendilemmas? Wie lässt sich das Dilemma auflösen? Ergänzen Sie Ihre Ausführungen mit einen Beispiel Gefangendilemma Paradoxon der Spieltheorie: Situation, in der individuell rationale Entscheidungen zu kollektiv betrachtet suboptimalen Ergebnissen führen Ausgangspunkt : 2 Gefangene sitzen in Gefängnis, Höchststrafe für das ihnen vorgeworfene Verbrechen beträgt 5 Jahre beide verdächtigt das Verbrechen gemeinschaftlich begangen zu haben, aber es konnte ihnen nichts bewiesen werden deshalb wird ihnen vom Staatsanwalt Handel vorgeschlagen, der beiden gleichermaßen bekannt gemacht wird belastet A B, kommt A ohne Strafe davon, B hingegen muss volle Strafe v. 5 Jahren absitzen. Gestehen jedoch beide, müssen beide für immerhin 4 Jahre ins Gefängnis. Entscheiden sich beide zu schweigen, reichen Indizien der Staatsanwaltschaft immerhin für eine Strafe von 2 Jahren. nun werden beide Häftlinge unabhängig voneinander befragt, ohne dass sie sich abstimmen können Paradox, weil individuell vernünftigste Entscheidung (Gestehen) und kollektiv beste (Schweigen) auseinanderfallen Beide denken, gesteht der jeweils andere, wird sich die Strafe von 5 auf 4 Jahre reduzieren. Falls der andere aber schweigt, wird die Aussage die Strafe aber von 2 auf 0 reduzieren. Ergo gestehen beide, anstatt den Mund zu halten; obwohl das Gesamtoptimum erreicht würde, sofern beide schweigen würden B schweigt B gesteht A schweigt -2 / -2 -5 / 0 A gesteht 0 / -5 -4 / -4 Gesteht A & B schweigt, bekommt A 0 Jahre Gesteht A & B auch, bekommt A 4 Jahre. Egal, was B tut, gestehen ist immer besser, da beides besser als 2 oder 5 Jahre eigenen Nutzen maximieren Anwendung des Gefangenendilemmas auf Wiederholte Wahlsituationen - jeder Mensch hat sowohl ein Interesse an der Gegenwart als auch an der Zukunft stellt man sich vor, dass die Wahl in der Gegenwart & die Wahl in der Zukunft von 2 verschiedenen Menschen entschieden wird, so werden die Parallelen klar Arbeiten in Gegenwart Faulenzen in Gegenwart - Arbeiten in zukunft faulenzen in Zukunft + ++ -- egal wie man sich in Zukunft entscheidet, es ist immer besser jetzt zu faulenzen Auflösung: - man muss sich bewusst machen, dass das, was man jetzt entscheidet, die zukünftigen Entscheidungen beeinflussen wird, d.h. dass meine jetzige Entscheidung immer diagnostische Funktion hat 53. Welchen Einfluss nimmt die zeitliche Entfernung auf die mentale Repräsentation von Ereignissen (entsprechend der Temporal Construal Theory)? Temporal Construal Theory (Trope,Liberman,2003) - zeitl. Distanz zu Ereignissen verändert die Reaktionen (z.B. Präferenzen, Urteile, Vorhersagen) auf sie (aufgrund unterschiedl. mentaler Repräsentation dieser Ereignisse = unterschiedl. subjektivem Wert, den Menschen einem Ereignis zuschreiben) - zeitlich weit entfernte Ereignisse werden in wenigen abstrakten & allg. Begriffen repräsentiert, die die wesentlichen Aspekte dieses Ereignisses umfassen (high-level Kodierung) deren Wert sollte in der ferneren Zukunft ausgeprägter sein - zeitlich nahe Ereignisse werden in konkreten & vielen spezifischen Details repräsentiert (low-level Kodierung) ihr Wert sollte v.a. in der näheren Zukunft ausgeprägter sein - Vorhersagen über die nahe Zukunft sind durch konkrete Überlegungen der Durchführbarkeit bestimmt - Ereignisse der fernen Zukunft sind durch abstrakte Überlegungen der Erwünschtheit bestimmt - Z.B. sind Personen bei Vorhersagen über ihre Zukunft unzulässig optimistisch & unterschätzen bei der Planung und Vorhersage eigener Aktivitäten hinderliche & begrenzende Faktoren in ihrem Einfluss 54. Wie wirkt sich nach der Temporal Construal Theory geringe bzw. große zeitliche Entfernung auf Präferenzen und Wahlverhalten aus? Geben Sie je ein Beispiel für die Auf- bzw. Abwertung eines Ereignisses durch zunehmende zeitliche Distanz zeitlich weit entfernte Ereignisse: high-level-Kodierung - Werden in abstrakten & allg. Begriffen repräsentiert, die die wesentlichen Aspekte dieses Ereignisses umfassen; d.h. werden durch abstraktere Überlegungen der Erwünschtheit dominiert - Z.B. fragt ein Verlag an, ob ich bis zum 1.1.2010 ein Kinderbuch schreiben kann: da das Datum noch weit weg ist, frage ich: Warum sollte ich das machen? Vielleicht stelle ich mir vor, wieviele Kinder ich damit glücklich machen könnte & dass es mein Selbstwertgefühl heben wird ich sage zu. zeitlich nahe Ereignisse: low-level-Kodierung - Werden in konkreten & spezif. Details repräsentiert; d.h. dass Vorhersagen über die nahe Zukunft durch konkrete Überlegungen der Durchführbarkeit bestimmt werden - Z.B. ist das Datum der Veröffentlichung bereits nächste Woche, werde ich mich eher fragen: wie könnte ich das (noch) schaffen, was brauche ich, um es zu schaffen… Detailwissen tendenziell entscheide ich dagegen 55. Schildern Sie das Experiment von Trope und Liberman (1998) zu Einflüssen von zeitlicher Distanz auf Wahlverhalten. Exp. Trope & Liberman (1998) - Studenten konnten zwischen 2 Hausarbeitsthemen wählen - UV1 = Schwierigkeit der Hausarbeit (schwer vs. leicht) UV2 = Valenz (interessant vs. uninteressant) UV3 = zeitliche Distanz (jetzt vs. in 9 Wochen zu schreiben) AV = Präferenz für verschied. Themen Ergebnisse - leichte Hausarbeiten werden generell lieber als schwere und interessante Themen lieber als uninteressante bearbeitet - bei geringer zeitlicher Distanz wird eher Wert auf die Machbarkeit, d.h. leichte Aufgaben wurden bevorzugt - bei großer zeitlicher Distanz zählt hingegen eher die Valenz des Themas, d.h. interessante Themen werden deutlich bevorzugt 56. Welcher Aspekt des Verhaltens soll durch Nutzenmaximierungs- und Erwartung x Wert-Ansätze vor allem erklärt werden? Nutzenmaximierungs- u. Erwartung x Wert-Ansätze - wollen menschliches Entscheidungsverhalten beleuchten, erklären & vorhersagen - ursprünglich, um Entscheidungen in Glücksspielen & Wetten zu optimieren - Neuer Ansatz: Erkundung der Nutzenmaximierung & Risikoabschätzung: wie können wir Option mit maximalem Nutzen wählen? 57. Was ist eine Nutzenfunktion? Nutzenfunktion μ = Zuordnung von Nutzenwerten zu Ergebnissen nach dem Prinzip x pref y u(x) > μ(y) - repräsentiert immer eine vorhandene Präferenzordnung wenn ich einem best. Ereignis einen hohen Nutzen zuordne, sagt das etwas über seine Präferenz aus - dient der Abbildung dieser Präferenzen in einer numerischen Dimension, die dazu dient, eigentlich subjektiven Nutzen vergleichbar zu machen 58. Was ist ein Ergebnis (outcome)? Ergebnis = Vektor verschiedener Aspekte einer Situation - d.h. jede Situation & jedes Ergebnis kann unter verschiedenen Aspekten bewertet werden - Bsp.: Mensaessen A kostet zwar 2,00 EUR und B 1,75 EUR und wenn ich mich für A entscheide, ist das Ergebnis, dass ich an der Kasse 2 EUR zahle und A essen kann– aber zum Ergebnis gehören noch andere Aspekte: z.B. wie lang die Schlange ist, an der ich warten muss, um A zu kriegen, wieviele Kalorien A hat, ob es Zusatzstoffe enthält etc. 59. Wie lässt sich nach von Neumann & Morgenstern der erwartete Nutzen einer Handlung ermitteln, wenn das Ergebnis dieser Handlung unsicher ist? Erwarteter Nutzen unter Unsicherheit (z.B. in Lotterien) wird ff.berechnet u(x, p; y, q; …) = p·u(x) + q·u(y) +….u = Nutzen dabei sind x und y die verschiedenen mögl. Ergebnisse einer Option & p und q die Wahrscheinlichkeiten dieser Ergebnisse mit p + q +…= 1 - man muss gewichten, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Ergebnis auftritt: - dann berechnet man Indifferenzpunkt (= Punkt, an dem beide Handlungsalternativen mit gleicher Wahrscheinlichkeit auftreten) - Gewichtung: u (langsam fahren) = 2p + (1-p) = p+1 u (rasen) = 4p -5x (1-p) = 9p -5 Indifferenzpunkt: p+1 = 9p-5 1= 8p-5 6= 8p p= 6/8 = ¾ bis zu einer Wahrscheinlichkeit von 0,75 wird die Person langsam fahren, darüber wird sie schneller fahren - Straße nicht glatt p Straße glatt 1-p Langsam fahren Spät ankommen +2 Ankommen +1 Schnell fahren Früh ankommen +4 Ins Krankenhaus kommen -5 60. Was ist die Grundidee der Nutzenmaximierung? Grundidee der Nutzenmaximierung - der Mensch strebt immer danach, die Option mit dem höchsten subjektiven Nutzen zu wählen - Konsistenzpostulat: Forderung nach Widerspruchsfreiheit innerhalb der verschiedenen Aussagen einer Theorie 61. Erklären Sie, was mit Risikoaversion gemeint ist. Risikoaversion - wenn ein Entscheidender die Wahl zwischen mehreren Alternativen mit gleichem Erwartungswert hat, bevorzugt er die Alternative mit dem geringsten Risiko bezüglich des Ergebnisses (d.h. er meidet Risiken) 62. Bei welchen Entscheidungssituationen beobachtet man typischerweise Risikoaversion, und bei welchen Situationen findet man Risikosuche? Schildern Sie hierzu ein Entscheidungsszenario. Wie erklärt man dieses Ergebnis? Risikoaversion zeigt sich in Gewinnsituationen Risikosuche zeigt sich in Verlustsituationen z.B. kann man sich entscheiden zwischen a.) sicherem Gewinn von 80 Euro oder b) Gewinn von 100 Euro mit 85%iger Wahrscheinlichkeit man nimmt A, weil man Risiko vermeiden möchte, da der subjektive Unterschied des Nutzens zwischen 80 &100 Euro gering ist, so dass sichere Variante bevorzugt wird (Risikoaversion in gewinnversprechender Situation) hat man aber die Wahl zwischen a) Sicherem Verlust von 80 Euro und b) Verlust von 100 Euro mit 85%iger Wahrscheinlichkeit so würde man lieber b nehmen, da so die Chance besteht, nichts zu verlieren und ob man nun 80 oder 100 Euro verliert, macht subjektiv keinen großen Unterschied (Risikosuche in Verlustsituationen) 63. Was ist mit der Aussage “losses loom larger than gains” in der prospect-Theorie von Kahneman & Tversky gemeint? Nennen Sie einen Beleg für diese These. Kahnemann & Tversky, 1984: prospect theory Frage: wie entstehen subjektive Werte (Nutzen) aus objektiven Tatsachen: psychophysikal. Gesetz? Annahmen objektiver Nutzen verläuft asymptotisch: je größer objektiver Gewinn, desto weniger subjektiver Wert ist zu erwarten Z.B. subjektiver Nutzen von 10 EUR > als von 5 EUR, aber trotzdem nicht doppelt so groß wie der von 5 EUR d.h. weiterer Zugewinn bringt immer weniger an subj. Nutzen (weshalb wir uns für Risikovermeidung entscheiden) Aber: wenn ich die Wahl habe, sicher 80 EUR zu verlieren oder 100 EUR mit P=85%, werde ich das Risiko suchen, weil mir der Verlust von 80 EUR subjektiv viel negativer erscheint als der zu 85% mögliche Verlust von 100EUR, d.h. Verlust von 10 EUR ist nicht doppelt so schlimm wie Verlust von 5 EUR Wahrscheinlichkeiten haben demnach einen nichtlinearen Einfluss auf Entscheidungen und das daraus resultierende inkonsistente Verhalten verletzt Rationalitätsaxiome Losses loom larger than gains Verluste werden subjektiv als negativer wahrgenommen als Gewinne positiv, da Menschen bestrebt sind, ihren Besitzzustand zu wahren, z.b. macht 10 EUR zu gewinnen nicht so viel Spaß wie 10 EUR zu verlieren schmerzt Exp. VPn: Situation: bei Eintreffen in einem Theater bemerken sie, dass sie die schon bezahlte Eintrittskarte im Wert von 10 Geldeinheiten (GE) verloren haben > 54% der VPn war nicht bereit, nochmals 10 GE für eine neu ausgestellte Karte zu zahlen Gruppe 2: bei Ankunft in Theater stellen VPn fest, Geldschein im Wert von 10 GE verloren zu haben 84% der VPn bereit, 10 GE für eine Eintrittskarte zu zahlen Differenz der Ergebnisse lässt sich aufgrund der Bildung von mentalen Konten erklären: ein entstandener Verlust durch den Kauf einer 2.Theaterkarte übertrifft den Verlust eines Geldscheins in gleichem Wert: Erklärung: Vermögensaufteilung in nicht-substituierbare "Konten„, z.B. Beispiel: Konten für Nahrung, Wohnung, Unterhaltung , etc. Also: Verhalten der Nichtkäufer in Gruppe 1 lässt sich dadurch erklären, dass ihr gedachtes Unterhaltungsbudget durch den Kartenverlust belastet wird 64. Was versteht man unter framing-Effekten? Nennen Sie ein Beispiel für einen solchen framing-Effekt. Inwieweit widersprechen framing-Effekte klassischen Axiomen einer rationalen Nutzentheorie? Framingeffekte (Einbettungseffekte) - je nach Kontext der Situation geht man bei an sich gleichem Sachverhalt ein anderes Risiko ein: Geringes bei positiver Darstellung (Risikoaversion) , hohes bei negativer Darstellung der Situation (Risikosuche) Menschen treffen unterschiedl. Entscheidungen bei verschied. Formulierungsmöglichkeiten für dasselbe Problem - es wird z.B. erwartet, dass eine Krankheit 600 Menschen das Leben kosten wird. 2 alternative Programme zur Bekämpfung der Krankheit werden diskutiert: 1. Programm A : 200 Personen werden gerettet 2. Programm B : mit P= 1/3 werden 600 Personen gerettet & mit P = 2/3 wird niemand gerettet Programm im Gainframe (Gewinnmodus): Wahl von Programm A Aber wenn 1. Programm C : 400 Leute sterben 2. Programm D : Chance von 1/3, das niemand sterben wird & mit P=2/3 werden 600 sterben Programm im Lossframe (Verlustmodus): Wahl von D, obwohl inhaltlich in der 2.Version alles genauso ist wie in 1. und man sich da für die andere Alternative entschieden hat widerspricht den klassischen Axiomen der rationalen Nutzentheorie, die besagen, dass man bestimmte konsistente Präferenzen entwickelt 65. Welche Anomalien postulieren Kahneman & Tversky bei der Übersetzung objektiver Wahrscheinlichkeiten in subjektive Entscheidungsgewichte? Nennen Sie ein Beispiel, das die Auswirkungen dieser Sprünge und Ungleichmäßigkeiten dieses Zusammenhangs auf das Entscheidungsverhalten belegt. - Es gibt qualitative Sprünge zwischen Unmöglichkeit & Möglichkeit und zwischen hoher Wahrscheinlichkeit & Sicherheit - Z.B. beim Abschluss einer Versicherung gegen Erdbeben erhalte ich das Angebot, für die Hälfte der Prämie an allen ungeraden Daten gegen Erdbeben versichert zu sein würde ich nicht annehmen, weil der Unterschied in der Risikowahrscheinlichkeit zwischen p (komplett versichert) und p/2 (an mehr als der Hälfte der tage versichert) subjektiv als wesentlich kleiner erlebt wird als der Unterschied zwischen p/2 und 0 (komplette Absicherung an 365 Tagen) subjektiv gesehen besteht also großer Unterschied zwischen einer hohen Wahrscheinlichkeit und Sicherheit bei einer objektiv kleinen Wahrscheinlichkeit tendiert man subjektiv dazu, diese zu überschätzen (Bsp. Lotto: große Gewinne mit niedrigen Wahrscheinlichkeiten sind noch lange nicht unmöglich), bei einer hohen objektiven Wahrscheinlichkeit tendiert man subjektiv dazu, diese zu unterschätzen, da diese im Vergleich mit Sicherheit viel schlechter erscheint 66. Was ist das Ziel der Spieltheorie? Spieltheorie = Nutzen-Maximierungs-Theorie in „Aktion“ normative Theorie rationaler Entscheidungen (erklärt uns, was vernünftig handeln in der Realität bedeutet) - Anspruch: auch komplexeste Entscheidungssituationen sollen rational durchdrungen werden & in jeder Situation sollen Entscheidungen optimiert werden - befasst sich nicht mit dem Auffinden möglicher Strategien, sondern nur mit der Wahl zwischen bekannten Strategien - Ziel : Finden optimaler Strategien für ein Spiel („Lösung“ des Spiels) 67. Was ist ein soziales Interaktionsspiel? Nennen Sie ein typisches spieltheoretisches Beispiel. soziales Interaktionsspiel - Spiel mit mehreren Spielern, bei dem das Ergebnis durch die Kombination der Entscheidungen aller Spieler bestimmt wird - Optimiert wird im Spiel nur der eigene Nutzen, Interesse am Ergebnis der anderen hat man nur, um mit dieser Info den eigenen Nutzen zu verbessern - Bsp: Werbeverhalten von Firmen: wer wieviel Nutzen aus der Werbeanzeigen ziehen kann, ist immer abhängig von der Entscheidung der anderen Firma, wenig, mittel oder viel in die Werbung zu investieren. Werben beide Firmen gleichermaßen, haben sie auch den gleichen Gewinn; wirbt eine Firma aber mehr als die andere, so hat die, die mehr wirbt, auch einen höheren Gewinn. 68. Von welchen Faktoren hängt das Ergebnis für einen Spieler in einem Interaktionsspiel ab? • Vom eigenen Verhalten & vom Verhalten der anderen Spieler 69. Für die Maximierungsentscheidung eines Spielers sind einzig und allein die persönlichen Nutzenwerte entscheidend; die Nutzenwerte der Mitspieler sind völlig irrelevant - sie spielen nur für die Erwartung bzgl. der zu erwartenden Handlungen der Mitspieler eine Rolle. Auf welchem Weg nehmen im Rahmen der Spieltheorie dennoch Ziele, die sich direkt auf den Nutzen anderer Spieler beziehen (z.B. der Wunsch mehr zu haben als der andere, der Wert der Fairness etc.), Einfluss auf die Entscheidung? • Interesse am Ergebnis des Mitspielers sowie Gefühle diesem ggü. werden bereits in die eigenen Nutzenwerte eingespeist • z.B. entscheide ich mich für einen geringeren Geldbetrag, wenn der Gegner im selben Zug weniger oder gar nichts bekommt (ich nehme aus persönlichen Motiven dafür geringeren Nutzen in Kauf) • Genauso kann ich beschließen, fair zu spielen (subjektives Ziel beeinflusst Spielergebnis) 70. Nennen Sie 2 spieltheoretische Methoden, um optimale Verhaltensentscheidungen zu identifizieren und suboptimale Optionen zu eliminieren. Illustrieren Sie jede Technik jeweils mit einem spieltheoretischen Beispiel. 1. Elimination dominierter Strategien man geht Matrix durch und schaut, ob bestimmte Handlungsmöglichkeiten immer besser sind Strategien, die in jeder Situation schlechter sind als andere, werden eliminiert Bsp: Wenn zwei Firmen im Werbewettstreit miteinander stehen und zwischen gering, mittel und viel Werbung entscheiden können, so entfällt für beide Firmen, gering zu werben, da das das Risiko birgt, immer weniger zu bekommen, wenn der andere mehr als gering wirbt. Mittel zu werben dominiert über gering werben, Hoch werben dominiert über mittel werben 2. Identifikation von Gleichgewichtspunkten Identifikation von Punkten, an denen sich kein Spieler dadurch verbessert, dass er allein von seiner Wahl abweicht Z.B im Werbebeispiel wäre der Gleichgewichtspunkt dort, wo beide Firmen mittel werben Weicht eine Firma davon ab und wirbt mehr oder weniger, macht sie geringeren Profit Baumarkt B Engag ement Bau mar kt A gering mittel hoch gering 18,18 15,19 9,21 mittel 19,15 16,16 11,15 hoch 21,9 15,11 9,9 71. Was ist ein einfaches Spiel und was ist ein Superspiel? Geben Sie jeweils ein Alltagsbeispiel. Einfaches Spiel - Ist ein Einmalspiel mit einmaligem Nutzen, das nur einmal und in Anonymität stattfindet - Z.B. heute klau ich dir dein Rad Superspiel - Ist ein sich in seiner Struktur wiederholendes Spiel ohne Anonymität - Z.B. Putzen in der WG: man hält sich an Regeln, weil man für Verstoß belangt werden kann 72. Welche der folgenden Alltagsspiele sind Nullsummenspiele: Küssen, Boxkampf, versuchter Diebstahl, Spenden? Bitte kurze Begründung. Nullsummenspiele • Spiele, bei denen die Summe der Gewinne/Verluste aller Spieler zusammen 0 ergibt • = Spiele mit konstanter Summe das, was auf den tisch gelegt wird, wird am ende auch wieder ausgeschüttet die gemeinsame Auszahlungssumme ist nicht gleich 0, sondern gleich einer Konstanten; betrachtet man jedoch die Auszahlung als im Voraus an die Spieler verteilt, so spielen diese um eine Umverteilung mit Summe 0 - - Küssen: kein Nullsummenspiel, weil beide etwas gewinnen Boxkampf Nullsummenspiel: nur einer gewinnt, Auszahlungssumme konstant (SIEG) Diebstahl (wenn gelungen) der eine hat dann, was dem anderen gehörte und der andere geht leer aus (nullsummenspiel) Spende: Nullsummenspiel ?? Ich gebe Geld und der Andere gewinnt auf meine Kosten Geld Umverteilung findet statt aber ist es Summe 0? Ich gebe ja nicht alles Geld, das ich habe.. 73. Was ist ein Gleichgewichtspunkt? Beispiel. Gleichgewichtspunkt - Punkt, an dem jeder verlieren würde, wenn er eine andere Verhaltensoption wählt, als diesen Punkt - Punkt der optimalen Entscheidung für beide Spieler - Z.B. Baumarktbeispiel: wenn Baumarkt A mittel investiert und Baumarkt B ebenfalls mittel investiert, können beide nicht verlieren (ebenso wenn beide hoch investieren) 74. Was ist eine dominierte Strategie? Beispiel. dominierte Strategie - Strategie, die in jedem Fall schlechter ist als eine andere - eine Alternative A dominiert Alternative B, wenn in jedem Fall das Verhalten des Gegenspielers A besser ist als das von B - Bsp. Im Werbewettstreit zweier Firmen ist die Strategie, wenig zu werben, dominiert, weil es besser ist, mittel zu werben 75. Definieren Sie den Begriff des nicht-kooperativen Spiels. Wie kann in solchen Spielen dennoch Kooperation entstehen? nicht-kooperatives Spiel - Spieler sind voneinander getrennt, können nicht sprachlich kommunizieren , keine bindenden Verträge abschließen und werden auch von keiner Instanz kontrolliert - Kooperation kann dennoch entstehen, indem man sich z.B. den Gleichgewichtspunkt des Spiels sucht, so dass auch ohne kontrollierende Instanz eine stillschweigende Vereinbarung entsteht 76. Skizzieren Sie die payoff-Matrix des “chicken”-Spiels. Wie kann man den Mitspieler bei diesem Spiel dazu bringen, die vorsichtige Handlungsoption zu wählen, so das man selbst gute Chancen hat, durch Wahl der gefährlichen Option den maximalen Nutzen zu erzielen? Game of chicken • 2 Fahrer sitzen jeweils allein im Auto und fahren aufeinander zu derjenige Fahrer, der zuerst das Steuer herumreißt, ist der Angsthase (chicken) & derjenige, der nicht einlenkt, ist der Held, der sich damit Wertschätzung verdient Fahrer B = chicken Fahrer B = Held Fahrer A = chicken 1,1 (keiner gewinnt) -10,10 (B gewinnt) Fahrer A = Held 10, -10 (A gewinnt) -100, -100 (tot) • Payoff-Matrix Wie kann man den Mitspieler bei diesem Spiel dazu bringen, die vorsichtige Handlungsoption zu wählen, so das man selbst gute Chancen hat, durch Wahl der gefährlichen Option den maximalen Nutzen zu erzielen? - dem anderen das Gefühl geben, dass man auf jeden Fall weiter fährt (Lenkrad aus dem Fenster schmeißen ) 77. Inwiefern benutzen Nutzen- und Spieltheorie einen verkürzten Begriff von Rationalität? - es wird nicht geprüft, ob Ziele & Präferenzen wirklich rational sind, sondern als rational wird uneingeschränkt das bezeichnet, was insgesamt den eig. Zielen am besten dient so würde z.B. auch Mord als rational bezeichnet, solange es den eigenen Zielen dient - es kann z.B. gar nicht vernünftig sein, das Schlechte zu wollen - Menschen haben häufig nicht den Überblick über die Konsequenzen ihres momentanen Verhaltens (z.B. Jugendlicher, der Abschluss hinschmeißt) - wenn man Spieltheorie permanent anwenden will, setzt man voraus, dass JEDER egoistisch denkt & grundsätzlich die für ihn günstigste Option präferiert aber nicht jeder verhält sich auch so (siehe „Diktatorspiele“, bei denen VPn einer anderen VPn Geld zuteilen dürfen: nach Spieltheorie behielten sie alles, in Realität teilen sie eher 5:5 oder 7:3) 78. Nennen Sie Befunde zum Entscheidungs- und Wahlverhalten, die gegen eine rein egoistische Form der Nutzenmaximierung sprechen. - „Diktatorspiele“, bei denen VPn einer anderen VPn Geld zuteilen dürfen: nach Spieltheorie behielten sie alles, in Realität teilen sie eher 5:5 oder 7:3) - Überschätzung des Einflusses von Eigeninteresse (Miller, 1999) keine Literatur gefunden, haben ziemlich viele Studien gemacht ,in denen durch arschkomplizierte Analysen nachweisbar war, dass Egoismus nicht allzu hoch mit Entscheidungen korreliert… 79. Kontrastieren Sie die Begriffe des Maximizing und des Satisficing. Maximizing - Tendenz, immer weiter optimieren zu wollen, obwohl man eigentlich schon zufrieden sein könnte („Optimierungswahn“) Satisficing - man ist bereits zufrieden, sobald ein Ergebnis/ Nutzen gut genug ist („Angst, zu kurz zu kommen“) 80. Worin unterscheidet sich die von Herrnstein postulierte “meliorization” von der in der Nutzenmaximierung geforderten “optimization”? Meliorization: - Mensch wählt zwar für sich optimales Verhalten, aber es entspricht nicht seiner grundsätzlichen Strategie, denn er ist dabei immer an Situationen gebunden und kalkuliert oft irrational (menschlich) - Mensch trifft wiederholt nur lokal rationale Entscheidungen (was ist jetzt gerade gut), und jede, die er bezogen auf eine Situation wiederholt trifft, beeinflusst damit alle ff. Entscheidungen, indem er Alternativentscheidungen für diesen Moment ausschliesst & daher dann auch in der Zukunft seltener treffen wird (selbst wenn sie dann in einer ähnlichen Situation mehr Sinn machen würden) - Verstoß gegen “Optimization“ mit dem Ziel der globalen Rationalität: optimale Verteilung beider Alternativen, um so max. Nutzen zu erhalten) - Bsp.: 10 Wochen vorher für Prüfung lernen vs. 2 Wochen vorher: ich treffe die Wahl jetzt nach lokaler Rationalität und entscheide mich für 2 Wochen vorher lernen, dies entspricht zwar momentan meiner optimalen Wahl, beeinflusst aber glz. Alle zukünftigen Entscheidungen in diesem Bereich, so dass ich beim nächsten Mal mich wahrscheinlich wieder für 14 tage vorher lernen entscheiden werde, obwohl es dort vielleicht angebrachter ist, aufgrund der großen Stoffmenge 10 Wochen vorher zu lernen nach global rationalen Überlegungen wäre es optimalfür mich, beide Alternativen zu verteilen 81. Inwiefern kann sich die Proportion, mit der die verschiedenen Handlungsalternativen in einer wiederholten Wahlsituation ausgeführt werden, auf die erreichbaren Nutzenwerte auswirken? Illustrieren Sie Ihre Ausführungen mit einem Alltagsbeispiel. • wählt man in wiederholten Wahlsituationen immer die lokal sinnvolle Alternative, kann dies auf Dauer den Nutzen dieser Alternative senken und den Nutzen der anderen Alternative erhöhen • Bsp. Wahl zwischen 14 Tage vorher lernen vs. 10 Wochen vorher lernen Lokale Rationalität: ich wähle, was jetzt angenehm für mich ist: 14 Tage aber: je öfter ich mich für 14 Tage vorher lernen entscheide, desto optimaler wird die Alternativhandlung 10 Wochen vorher lernen, denn laut Nutzentheorie erreicht man max. Nutzen, wenn man alle Handlungsalternativen verteilt einsetzt (denn es kann ja durchaus in einer anderen Situation sinnvoller sein, 10 Wochen zum Lernen zu planen) • Erhöhter Nutzen: mein Wahlverhalten ist keine Konstante, sondern eine Funktion von Entscheidungen, die meinzukünftiges Wahlverhalten beeinflusst 82. Erklären Sie, warum die optimale Strategie der Verteilung von Handlungsmöglichkeiten nach dem meliorization-Ansatz nicht stabil ist. • Person bleibt beim lokalen Optimierungspunkt (Meliorization), nicht beim globalen Maximum, da sie nur von Situation zu Situation denkt • optimale Strategie der Verteilung ist nicht stabil, da weitergewandert wird bis zum Melorizationpunkt (Punkt, an dem beide Alternativen den gleichen Payoff haben) 83. Erklären Sie das Phänomen der psychischen Abhängigkeit auf der Basis der meliorization- Theorie von Herrnstein. • wählt man in wdh. Wahlsituationen zwischen Wasser & Wein stets die lokal und kurzfristig sinnvolle, weil entspannende Alternative Wein, kann dies auf Dauer den Nutzen dieser Alternative senken und den Nutzen der Alternative Wasser erhöhen • wenn ich diese Entscheidung ständig treffe, kommt es zwar zu hoher Optimierung (d.h. ich kann mich oft entspannen), aber genau diese Verteilung meiner Entscheidungen beeinflusst Payoff & Nutzen der Alternative Wasser und damit mein weiteres Handeln • eigentlich sollte ich global rational handeln: würde ich ständig abwechselnd Wasser und Wein trinken, hätte ich beide Alternativen optimal verteilt und könnte so dann den max. Nutzen von beiden erhalten: d.h. der Wein wirkt auch viel entspannender, wenn ich ihn nicht ständig trinke • da ich jedoch zu oft Wein trinke (aus meiner kurzsichtigen Perspektive), begebe ich mich bereits in den Beginn einer Abhängigkeit: der Nutzen von Wein wird ab dem Meliorisationspunkt (an dem Wein & Wasser den gleichen Nutzen haben) kontiniuierlich absinken, d.h. ich werde immer weniger entspannt sein durch Alkohol – da ich mich aber dennoch kurzfristig besser fühle, wenn ich ihn trinke, unterbreche ich den Kreislauf nicht (Konsum besser als Nichtkonsum) kann, wenn ich nicht frühzeitig negative Konsequenzen an mir wahrnehme, in die psychische Abhängigkeit führen 84. Welche Arten von Erwartungen unterscheidet das kognitive Erwartung x Wert-Modell von Heckhausen? Erklären Sie anhand von Beispielen, was mit den unterschiedlichen Erwartungen gemeint ist. 1. Situation-Ergebnis-Erwartung P(E/S) - Situation legt den Bereich möglicher Ergebnisse fest, unabhängig davon, wie man handelt - Z.B. wenn man erwartet,durch die Prüfung zu fallen, egal wie gut man sich vorbereitet hat, weil man grundsätzlich in Prüfungssituationen in Panik gerät und ein Black-out bekommt 2.Handlungs-Ergebnis-Erwartung P(E/H,S) - gibt an, wie ich durch eigenes Handeln Einfluss auf die möglichen Ergebnisse nehme und mit welcher Wahrscheinlichkeit das eigene Handeln zu einem bestimmten Ergebnis führt - Z.B. wenn ich erwarte, dass ich besser in der Prüfung abschneiden werden, wenn ich vorher mehr Fachtexte lese, wird auch mein Prüfungsergebnis besser ausfallen 3. Ergebnis-Folge-Erwartung P (F/E) - Erwartung darüber, inwiefern das Ergebnis geeignet ist, meine Ziele zu erfüllen und zu bedienen , „Instrumentalität“ - Z.B.: wenn ich erwarte, dass eine gute Note nicht nur temporäre Freude bewirkt, sondern später guten Job zur Folge hat 85. Definieren Sie den Begriff der Instrumentalität. Instrumentalität - Art der Erwartung, die ausdrückt, inwieweit ein mögliches Ereignis X als taugliches Instrument zur Herbeiführung anreizbesetzter anderer Dinge Y erscheint - erwartete Enge der Beziehung, die zwischen einem bestimmten Ereignis X und anderen Ereignissen Y besteht - Dabei gilt: je enger der Zusammenhang zwischen X und Y, desto stärker die motivationalen Auswirkungen 86. Welche Arten von Erwartungen stärken die Motivation, welche untergraben sie? Nennen Sie jeweils Beispiele. - - – - eine hohe Situations-Ergebnis-Erwartung untergräbt die Motivation, da man annimmt, dass egal was man tut, sowieso die Situation das Ergebnis bestimmt Bsp.:Schwer kranker Mensch ist der Meinung, dass egal was er jetzt noch tut, er sowieso bald stirbt hohe Handlungs-Ergebnis-Erwartung stärkt die Motivation, da man davon ausgeht, dass das Ergebnis von der eigenen Handlung abhängt Bsp: Wenn man denkt, Lernen für die Prüfung führt mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem sehr guten Ergebnis, ist man motiviert, viel zu lernen hohe Ergebnis-Folge-Erwartung stärkt die Motivation, wenn die Folge hohen Anreizwert besitzt und man glaubt, dass das Ergebnis von eigener Handlung abhängt Bsp: nur wenn ich glaube, Lernen führt zu einem guten Abschluss (Ergebnis), was mir, wie ich glaube, wiederum gute Jobchancen beschert und ein guter Job hohen Anreiz für mich hat, bin ich auch motiviert, mich für das Ergebnis anzustrengen 87. Nutzen Sie das kognitive Erwartungs-Wert-Modell der Handlungserklärung , um nach Erklärungen dafür zu suchen, warum eine Person ein sinnvolles o. wünschenswertes Verhalten nicht zeigt (z.B. nicht regelmäßig zum Zahnarzt geht,soziale Kontakte vermeidet, etc.). - Gründe dafür, dass eine Person ein sinnvolles Verhalten nicht zeigt, können zum einen darin liegen, dass die Person meint, das Ergebnis sei bereits durch die Situation festgelegt, z.B. starker Raucher mit Lungenkrebs bemüht sich nicht mehr aufzuhören, weil er meint, es ist jetzt eh zu spät und man kann nichts mehr machen - wenn jdn. denkt, das Ergebnis durch Handeln nicht hinreichend beeinflussen zu können, z.B. ob man regelmäßig zum Zahnarzt geht oder nicht ,hat keinen oder kaum Einfluss darauf, ob die Zähne nun bald durch ein Gebiss ersetzt werden müssen oder nicht - wenn jdm. die möglichen Folgen des Ergebnisses nicht wichtig genug sind, z.B. ob die Zähne rausfallen und man ein Gebiss braucht, ist egal - Wenn jemand leugnet/nicht glaubt, dass ein Ergebnis bestimmte Folgen nach sich zieht, z.B. wenn es jdm.egal ist, ob er beim Sex mit Kondom verhütet oder nicht, da er überzeugt ist, er werde sich sowieso nicht mit einer Krankheit anstecken 88. Worin unterscheidet sich das von Bandura eingeführte Konzept der Selbstwirksamkeit (“self-efficacy”) von den Handlungs-Ergebnis-Erwartungen der klassischen kognitiven Erwartung x Wert-Ansätze? Banduras „self-effiacy“ = Erwartung, zum Ziel führende Handlungen erfolgreich ausführen zu können - unterscheidet sich von der Handlungs-Ergebnis-Erwartung dadurch, dass sich die Selbstwirksamkeitserwartung bei Bandura auch auf die eigene Person & deren Fähigkeiten zur Erreichung eines Ziels bezieht, während das die Handlungs-Ergebnis-Erwartungen nicht tun - d.h. dass in der Folge die Selbstwirksamkeit niedrig sein kann, obwohl die Handlungs-Ergebnis-Erwartung hoch ist, z.B wenn nötiges Wissen & Fertigkeiten noch fehlen oder wenn Angst, Selbstzweifel und Aversionen die Handlungsfähigkeit einschränken 89. Beschreiben Sie einen Fall, in dem Handlungs-ErgebnisErwartung und Selbstwirksamkeitserwartung dissoziieren, so dass die Motivation trotz starker positiver Handlungs-ErgebnisErwartungen niedrig ist. - wenn ein Student weiß, dass wenn er das Skript durcharbeitet, er die Prüfung bestehen wird, so hat er eine hohe Handlungs-Ergebnis-Erwartung - trotzdem kann seine Motivation niedrig sein, weil er eine niedrige Selbstwirksamkeitserwartung hat: er könnte Lernen z.B. so schrecklich finden, dass er sich nicht dazu imstande fühlt oder aber er weiß nicht, wie er eigentlich lernen muss, um etwas zu behalten 90. Was sind spezifische und was sind generalisierte Erwartungen? Unter welchen Bedingungen wird das Verhalten von welchem Typus von Erwartungen stärker beeinflußt? Geben Sie jeweils ein Beispiel. Spezifische Erwartungen - sind Erwartungen, die auf Erfahrungen mit derselben oder sehr ähnlichen Situationen basieren - die früheren Erfahrungen beeinflussen dann die Erwartungsbildung, wenn man in der vertrauten Situation ist - Bsp: Wenn ich kurz vorm Zahnarzttermin bin und schon letztes Jahr einen hatte, bei dem mir unter grausamen Schmerzen 3 Zähne gezogen wurden, habe ich Angst, weil ich aufgrund meiner Erfahrung die Erwartung habe, dass es wieder ein Alptraum für mich wird Generalisierte Erwartungen - sind Erwartungen, die auf Erfahrungen mit anderen Situationen basieren. - beeinflussen die Erwartungen v.a. in neuen, unbekannten Situationen - Bsp: Ich gehe zum 1. Mal Bergsteigen; da ich eigentlich gern wandere und klettere, erwarte ich, dass es schön wird, aber wahrscheinlich noch anstrengender . 91. Was ist mit internalem und externalem locus of control nach Rotter gemeint? internaler Locus of control - Überzeugung, dass es allein von mir selbst abhängt und nicht von der Situation, ob bei einer Handlung das Ergebnis rauskommt, dass ich möchte externaler Locus of control - Überzeugung, dass es entweder vom Schicksal, vom Zufall oder von anderen Personen abhängt, ob mein Handeln zu einem gewünschten Ergebnis führt oder nicht 92. Definieren Sie, was mit dem Begriff Motiv gemeint ist. Motive - Steuerungssysteme menschlichen Verhaltens - zeitlich stabile und bereichsübergreifende Wahrnehmungs- und Bewertungsdispositionen, d.h. Eigenschaften, die nicht von allein aktiv werden, sondern nur, wenn sie angeregt werden (Motiv allein ist nicht hinreichend, um unser Verhalten zu lenken) 93. Was ist der Unterschied und worin besteht der Zusammenhang zwischen Motiv und Motivation? Motivation vs. Motiv - während das Motiv nur eine Wahrnehmungs- und Bewertungsdisposition ist & von der Situation abhängig ist, ist Motivation bereits das Zusammenwirken von Motiv und Situation - beinhaltet Prozesse, die zielgerichtetes Verhalten auslösen und aufrechterhalten, d.h. wir brauchen sie, um Pläne in die Tat umzusetzen - Zustand, in dem ein Motiv angeregt ist 94. Nach welchen Inhaltsklassen werden Motive in der modernen Motivationspsychologie organisiert? Geben Sie zu jedem Basismotiv eine kurze inhaltliche Definition und grenzen Sie die verschiedenen Motive voneinander ab. Leistungsmotiv - Bestreben, eigene Tüchtigkeit in allen Tätigkeiten zu steigern oder hoch zu halten, in denen man einen Gütemaßstab für verbindlich hält und deren Ausführung deshalb ge- oder misslingen kann (nach Heckhausen) - Entscheidend ist dabei die Tüchtigkeit selbst, nicht die damit verbundenen Folgen - z.B. „Wie gut kann ich das, wie gut können die anderen das?“ Machtmotiv - Bestreben, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstand durchzusetzen & Prestige und Reputation aufrecht zu erhalten - Ziel: Zugang zu Status und Ressourcen, Sicherung der Selbsterhaltung , Verbesserung des Fortpflanzungserfolgs - „Muss ich mich dann den anderen unterordnen?“. Bindungsmotiv - Bestreben, Kontakte zu fremden Personen zu knüpfen und bereits bestehende Beziehungen aufrecht zu erhalten und zu vertiefen - Bestreben, Meinungsverschiedenheiten, Streit und Konflikten aus dem Weg zu gehen, z.B. „Finden mich die anderen wohl nett und sympathisch?„ 95. Welche Funktion haben Motive für Individuen und die Spezies? Funktion von Motiven - Steuerung unseres Verhaltens - Garantie evolutionärer Fitness (bestimmte Motive haben sich im Laufe der Evolution herausgebildet & bewährt) - hedonistisches Modell: Motive bringen uns Gefühle wir streben alle danach, pos. Gefühle zu haben und neg. zu vermeiden - befriedigen unsere Bedürfnisse physiologisch basierte Bedürfnisse werden über kognitiv-affektive Module zu Motiven (z.B. Hunger als physiologischer Prozess, der, wenn er eintritt, das Motiv für die Nahrungsaufnahme schafft, indem er Denk- und Fühlprozesse beeinflusst) 96. Unterscheiden Sie zwischen ultimaten und proximaten Zielen von Motiven. Ultimate Ziele von Motiven - auf evolutionsbiologische Tatsachen zurückgehende, also grundlegende Ziele, z.B Weitergabe des Erbguts Proximate Ziele von Motiven - unmittelbare Ziele, die auf alle physiolog., chemischen & psych. Bedingungen, die unser Verhalten beeinflussen, zurückgehen, zugleich aber auch auf äußere nah gelegene Auslöser & sozialen Bedingungen ( die Anreiz für motivationales Verhalten sind, weil sie unsere Affekte beeinflussen) 97. Welche Rolle spielen Emotionen/Affekte für das Motivationsgeschehen? • Affekte und Emotionen sind Verstärker und Anreize für motiviertes Verhalten • Z.B. ist die Hoffnung, hinterher stolz sein zu können, ein Anreiz für die Motivation, gute Leistung zu zeigen • Z.B. verstärkt Angst vor negativer Bewertung und Kritik die Tendenz, Angst vor Vorträgen zu haben 98. Was versteht Murray (1938) unter “need” und “press”? Was versteht man unter “alpha press” und “beta press”? Wie entsteht aus need und press Motivation? außer Motiven brauchen wir situative Anreize, um letztlich ein Motiv über Motivation in Verhalten umzusetzen „needs“ - grundlegende Bedürfnisse & Ziele „press“ - situativer Druck, der auf Verhalten ausgeübt wird „alpha press“ - objektive Eigenschaften einer Situation, die unser Motiv stimulieren „beta press“ - subjektiv interpretierte Eigenschaften einer Situation, die unser Motiv stimulieren je nachdem, wie hoch ein need ist und wie die Situation dieses need triggert und seine Befriedigung begünstigt, entsteht Motivation 99. Wie ist die Bedürfnispyramide nach Maslow (1943) aufgebaut? Unterscheiden Sie auf der Basis dieses Modells zwischen Defizitmotiven und unstillbaren Bedürfnissen. Wichtigkeit nimmt von unten nach oben ab Unstillbare Bedürfnisse: sind auf Verbesserung ausgerichtet und nie völlig befriedigt Defizitmotive: haben defizitären Charakter und sind durch lange Deprivation entstanden, können befriedigt werden - je höher ein Bedürfnis in der Pyramide, desto unstillbarer ist es - wenn es auf tiefer Stufe zu Einschnitten kommt (z.B durch Krieg oder Traumata) ,dann dominiert diese Stufe vorerst das Verhalten, bis wieder ein akzeptabler Zustand hergestellt ist – wenn mehrere Stufen betroffen, dominiert Verhalten der jeweils tiefsten Stufe - jedes Bedürfnis wird immer neu angeregt 100. Was versteht man unter direkter und indirekter Messung von Motiven? Nennen Sie jeweils 1 Beispiel für ein direktes und ein indirektes Verhalten. Direkte Messung - Person gibt selbst (z.B. per Fragebogen) explizite Auskünfte über persönliche Vorlieben, Einstellungen, Handlungstendenzen - Kritisch: setzt absolute Ehrlichkeit voraus, geht davon aus, dass Menschen die Situation nicht aus bestimmten Wirkungsgründen beeinflussen, kann variabel interpretiert werden - Z.B Motiv-Items der Personality Research Form (PRF, Jackson 1974) Indirekte Messung - Personen bearbeiten Aufgabe, mit deren Hilfe Motiv gemessen werden soll, was aber aus der Instruktion für die Personen nicht erkennbar ist - Man erhält Auskünfte, die der reflektierenden Selbstbeobachtung nicht unmittelbar zugänglich sind und damit kann „Selbstverstellung“ ausgeschlossen werden - Grundlage des Verfahrens ist die Annahme, dass Motive basale Module sind, die auf automatischer Ebene wirken und sich in Situationen zeigen, die Freiraum für spontane, selbstinitiierte Handlungen lassen - Z.B. werden Situationen hergestellt, die das Verhalten möglichst wenig festlegen, in denen eine VPn ein Motiv zeigen muss - v.a. in der Motivationsforschung projektive Testverfahren: Zeigen mehrdeutiger interpretationsoffener Reizvorlagen (z.B. Rohrschachtest) Interpretation sollte je nach dominierendem Motiv verschieden sein 101. Diskutieren Sie die Vor- und Nachteile direkter und indirekter Verfahren der Motivmessung. Direkte Verfahren – Vorteile - objektiv auswertbar, schnell und einfach durchzuführen Nachteile: - Wenig Validität, da Personen sich selbst unzuverlässig gut einschätzen - eignet sich nicht zur langfristigen Verhaltensvorhersage (nur zur kurzfristigen); - wenig Spielraum für spontane Darstellung von Motiven - Antworten möglicherweise durch sozial Erwünschtheit oder Wirkungswunsch verfälscht Indirekte Verfahren - Vorteile - Valide für langfristige Verhaltensvorhersagen - stimmige Form der Erfassung (da es Motiv als automatische, affektive geladene, unreflektierte Reaktionstendenz erfasst) Nachteil: - sehr subjektive Auswertung - hoher Durchführungsaufwand - niedrige Reliabilität 102. Was ist ein projektiver Test? projektiver Test - Form der indirekten Messung, in dessen Ergebnisse man etwas hineindeuten muss - Test mit offenem Antwortformat & mehrdeutigen, interpretationsoffenen Reizvorlagen - z.B. der TAT (Thematischer Apperzeptionstest nach Murray, 1938), bei dem man VPn Bilder zeigt, zu denen eine Geschichte erzählt werden soll kodiert wird nach einem thematischen Auswertungsschlüssel (Bsp TAT, IAT, Priming), bewertet von „geschulten Beobachtern“ 103. Welche Funktionen erfüllen Leistungs-, Macht- und Anschlussmotivation für das menschliche Leben und Überleben (für den einzelnen, für die Gemeinschaft)? Ordnen Sie jeder Motivklasse spezifische Funktionen zu. Leistungsmotivation - Stolz - Kompetenzerwerb - Streben nach Neuem & Wissen (Neugier) - Ántrieb der Gesellschaft/Wirtschaft (zentral für moderne Leistungsgesellschaften) Machtmotivation - Zugang zu Status und Ressourcen - Sicherung der Selbsterhaltung - Verbesserung des Fortpflanzungserfolgs - Verhinderung von Machtkämpfen - Stabilität von Hierarchien Bindungsmotivation - Selbst- und Arterhaltung, Fortpflanzung (Eltern-Kind, Eltern) - Aufrechterhaltung des Familienverbandes (Eltern) - Schutz vor Gefahr (soz. Bindung) - Kooperations- und Kommunikationsmöglichkeiten (soz. Bindung) 104. Nennen Sie jeweils die zentralen Kriterien, die nach dem Auswertungsschlüssel von Winter für den TAT als Indikatoren der Leistungs-, Macht- und Anschlussmotivation kodiert werden. Indikatoren für Leistungsmotiv nach TAT - Nennung von Adjektiven, die eine Leistung oder Handlung positiv bewerten - wenn Gewinn oder erfolgreiches Messen an anderen erwähnt wird und dabei Leistung im Vordergrund steht Indikatoren für Machtmotiv nach TAT - starke oder machtvolle Aktionen, die auf Personen, Gruppen oder Nationen wirken - Infos über andere sammeln oder andere überprüfen - Versuche, andere zu beeinflussen, zu überzeugen, zu überreden - Bestreben, andere zu beeindrucken Indikatoren für Bindungsmotiv nach TAT - Hinweise auf das Schließen, Beibehalten o. Wiederherstellen von Freundschaften o. freundschaftlichen Beziehungen zw. Personen oder Gruppen - Ausdruck von freundlichen oder intimen Gefühlen zu anderen Personen oder Gruppen - Traurigkeit/negative Gefühle über Trennung oder Zerstörung einer Beziehung bzw. Wunsch, diese wiederherzustellen - gemeinsame Aktivitäten, wenn Wärme und Freundlichkeit darin erkennbar 105. Welche Sozialisationsfaktoren sind günstig für die Entstehung von Leistungsmotivation? - Erziehung zur Selbstständigkeit : „dosierte Diskrepanzen“ - Ausgleich zwischen Erlauben & Verboten Grenzen vs. Freiheit Forderung ohne Überforderung Kind erlebt sich als Urheber von Erfolg und Mißerfolg) - wenn auf nationaler Ebene gesunde Wertevorstellungen vermittelt werden (z.B. in Literatur, Filmen, Politikeransprachen etc.) 106. Welche Evidenz läßt sich für den Zusammenhang zwischen Leistungsmotivation und dem ökonomischen Erfolg einer Gesellschaft anführen? Studie von McCelland (1955) - zeigt Zusammenhang von Leistung & wirtschaftl. Wachstum - Länder, in denen ein höheres Leistungsmotiv festgestellt wurde, wiesen auch höheren Energieverbrauch auf Indikator für Wirtschaftentwicklung (Leistungsmotiv als Antrieb der Ökonomie) - Erfasst durch z.b. Lektüre von landestypischen Märchen Suche nach hohem/ niedrigem Leistungsmotiv 107. Nennen Sie die beiden Komponenten, aus denen sich nach dem Risikowahlmodell die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation ergibt. Risikowahlmodell der Leistungsmotivation (Atkinson, 1957) - Leistungsmotivation = Summe von aufsuchenden (Hoffnung auf Erfolg) und meidenden Tendenzen (Furcht vor Misserfolg) - Formel nach Erwartung x Wert- Modell - RT = Te + Tm - RT= abhängige Variable, resultierende Motivationstendenz, Stärke des Leistungsverhaltens - Te = Tendenz, Erfolg aufzusuchen (muss immer positives Vorzeichen haben) - Tm = Tendenz, Misserfolg zu vermeiden (muss immer negatives Vorzeichen haben) 108. Welche 3 Variablenwerte muss man kennen oder messen, um die resultierende Motivationstendenz in einer Leistungssituation nach dem Risikowahlmodell berechnen zu können? Welche drei anderen Variablen lassen sich aus der Erfolgswahrscheinlichkeit ableiten? um RT (resultierende Tendenz ) zu berechnen, muss man kennen: - Te (Tendenz, Erfolg aufzusuchen) & - Tm (Tendenz, Misserfolg zu vermeiden) aufgrund der Zusammensetzung von Te und Tm muss man also folgendes kennen: 1. Erfolgsmotiv (mit dem TAT messen) 2. Misserfolgsmotiv kennen ( Ängstlichkeitsskala) 3. Erfolgswahrscheinlichkeit (Manipulierbar durch Aufgabenschwierigkeit) die restlichen 3 Variablen lassen sich aus der Erfolgswahrscheinlichkeit ableiten: 1. Erfolgsanreiz 2. Misserfolgsanreiz 3. Misserfolgswahrscheinlichkeit Te (Tendenz, Erfolg aufzuchen) = Me (Erfolgsmotiv) x Ae (Erfolgsanreiz) x We (Erfolgswahrscheinlichkeit) Tm (Tendenz, Mißerfolg zu meiden) = Mm (Misserfolgsmotiv) x Am (Misserfolgsanreiz, neg. Vorzeichen) x Wm (Misserfolgswahrscheinlichkeit) 109. Wie lassen sich nach dem Risikowahlmodell der Erfolgs- und der Misserfolgsanreiz aus der Erfolgswahrscheinlichkeit berechnen? - Erfolgs- und Misserfolgsanreiz sind lineare Funktionen der Erfolgswahrscheinlichkeit, d.h. wenn man in einer schwierigen Situation erfolgreich ist, ist das ein höherer Anreiz als in einer leichten Situation erfolgreich zu sein geringe Erfolgschance = hoher Erfolgsanreiz: - Ae (Erfolgsanreiz) = 1 – We (Erfolgswahrscheinlichkeit) hohe Erfolgschance = geringer Erfolgsanreiz bzw. hoher Mißerfolgsanreiz (muss neg. sein) - Am (Misserfolgsanreiz) = - We (Erfolgswahrsch.) 110. Warum ist die resultierende Motivationstendenz eine parabelförmige Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit? Begründen Sie Ihre Argumentation mit einer kurzen Ableitungsskizze der entsprechenden Formeldarstellung des Risikowahlmodells. RT = Te + Tm RT = (Me x Ae x We) + (Mm x Am x Wm) Ae = 1 – We & Am = - We Eingesetzt heißt das: RT = (Me x (1 – We) x We) + (Mm x (–We) x (1 – We)) RT = (Me x (We-We²)) + (Mm x (-We + We²) RT = (Me x (We – We²)) – (Mm x (We – We²)) RT = (Me – Mm) x (We – We²) Aufgrund dieser Funktion & ihrer quadratischen Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit ist die resultierende Motivationstendenz eine parabelförmige Funktion der Erfolgswahrscheinlichkeit d.h. je schwieriger eine Aufgabe ist, desto höher ist zwar der Anreiz des Erfolges, aber umso niedriger ist die Wahrscheinlichkeit, den Erfolg auch zu erreichen. 111. Welche Vorhersagen ergeben sich für das Verhalten in Leistungssituationen aus der Tatsache, dass nach dem Risikowahlmodell der Zusammenhang von resultierender Motivationstendenz und Erfolgswahrscheinlichkeit für Erfolgsmotivierte umgekehrt uförmig, für Mißerfolgsmotivierte u-förmig verläuft? Misserfolgsmotivierte Personen - vermeiden Leistungssituationen v.a. bei mittelschweren Aufgaben, weil da ihre subj. Erfolgswahrscheinlichkeit am niedrigsten ist, d.h. sie strengen sich hier auch am wenigsten an und zeigen geringste Ausdauer - bevorzugen leichte oder schwere Aufgabe an die sie dann mit größerer Ausdauer herangehen (fatal!!) Erfolgsmotivierte Personen - suchen im Gegensatz dazu Leistungssituationen vor allem bei mittelschweren Aufgaben auf und zeigen dann hohe Ausdauer und Anstrengung, weil sie dann ihre Erfolgswahrscheinlichkeit für am höchsten halten 112. Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung zur Anspruchniveausetzung von Atkinson & Litwin (1960). Welcher Aspekt der Ergebnisse entsprach nicht exakt den Vorhersagen des Risikowahlmodells? Anspruchsniveausetzung (Atkinson & Litwin, 1960) - Holzstäbe aufgestellt, auf die Kinder Ringe werfen sollten: dabei konnten sie selbst entscheiden, von wo aus sie werfen - große Distanz zum Stab = geringe Erfolgserwartung - kleine Distanz = große Erfolgserwartung - AV= Wurfentfernung - UV = Motivausprägung (Erfolgsmotiv vs. Misserfolgsmotiv,im TAT erhoben) Ergebnis - Erfolgsmotivierte wählten meistens Entfernung in mittleren Aufgabenschwierigkeitsbereich - Misserfolgsmotivierte wählten aber überraschenderweise alle Varianten ungefähr gleich oft 113. Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung zur Ausdauer in unlösbaren Aufgaben von Feather (1961). Ausdauer in unlösbaren Aufgaben (Feather, 1961) - Feather legte seinen VPn lösbare und unlösbare Aufgaben in zufälliger Reihenfolge vor, bei denen eine geometrische Figur in einem Stich nachgezeichnet werden sollte & jede Aufgabe konnte beliebig oft wiederholt werden - VPn vorher in 2 Gruppen eingeteilt: erfolgsmotivierte und misserfolgsmotivierte , indem Gruppe A vorher gesagt wurde, die Aufgaben seien leicht (hohe Erfolgswahrscheinlichkeit), Gruppe B, sie seien schwierig (niedrige Erfolgswahrscheinlichkeit) Ergebnis - hohe Ausdauer der Erfolgsmotivierten bei leichten Aufgaben, niedrige Ausdauer bei schweren - Hohe Ausdauer der Misserfolgsmotivierten bei schweren Aufgaben, niedrige bei leichten 114. Was versteht man unter der “kognitiven Wende” in der Leistungsmotivationsforschung? Was sind die zentralen Charakteristika der neuen Forschungsrichtung? Grenzen Sie die neue Richtung von der bis dahin vorherrschenden Forschungsauffassung ab. Was sind die zentralen Unterschiede zwischen den beiden Auffassungen? kognitive Wende i.d. Leistungsmotivationsforschung (Trope & Brickman) - Leistungshandeln ist nicht, wie nach Atkinson, hedonistisch motiviert( d.h. dass Erfolgsmotivierte danach streben, pos. Affekte zu maximieren während Misserfolgsmotivierte danach streben, neg. Affekte zu minimieren) - Leistungshandeln lässt sich besser erklären durch durch den jeweiligen Informationsgewinn, der sich aus der Bearbeitung von unterschiedlich schwierigen Aufgaben für die Fähigkeiten der eigenen Person ergibt - Leichte und schwere Aufgaben ergeben wenig Information - mittelschwere Aufgaben sind informativ • Vorhersage Trope: Misserfolgsmotivierte bevorzugen sehr leichte & sehr schwere Aufgaben, weil das mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwartende Handlungsergebnis nichts über die Fähigkeiten der Person aussagt • Erfolgsmotiverte bevorzugen mittelschwere Aufgaben, gerade weil sie etwas über sich erfahren wollen 115. Schildern Sie die Untersuchung und die zentralen Ergebnisse der Studie von Trope (1975) zur Dissoziation der Effekte von Aufgabenschwierigkeit und Diagnostizität auf die Aufgabenwahl. Welche theoretische Schlussfolgerung wird durch dieses Ergebnis nahegelegt? Dissoziation der Effekte von Aufgabenschwierigkeit & Diagnostizität auf die Aufgabenwahl ( Trope, 1975) - VPn sahen 6 verschied. Aufgabentypen mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden (leicht, mittel, schwer, UV1), also mit hoher vs. niedriger Diagnostizität - VPn vorher eingeteilt in Gruppen mit hohen vs. niedrigen intellektuellen Fähigkeiten und nach Leistungsmotiv (TAT) - AV: wieviele Aufgaben jeden Typs will jemand lösen Ergebnis - es werden grundsätzlich von beiden Gruppen hoch diagnostische ggü. weniger diagnostischen Aufgaben bevorzugt, jedoch von hoch leistungsmotivierten Personen noch stärker Informationsgewinn ist eine wichtigere Determinante als Erfolgserwartung 116. Nennen Sie die beiden zentralen Dimensionen der Ursachenerklärung von Leistungsergebnissen und erläutern Sie, was mit den beiden gegensätzlichen Ausprägungen dieser Dimensionen jeweils gemeint ist. Zentrale Dimensionen der Ursachenerklärung v.Leistungsergebnissen 1. Lokationsdimension - sagt aus, ob eine Ursache internal oder external ist, also ob sie in der Person (Fähigkeit) oder der Situation liegt (Aufgabenschwierigekeit) 2. Stabilitätsdimension - sagt aus, ob eine Ursache stabil (Fähigkeit, Aufgabenschwierigkeit: immer, wenn der Ursache das Ergebnis folgt) oder instabil ist (Anstrengung, Zufall) 117. Beschreiben & skizzieren Sie die Selbststabilisierungszyklen in der Leistungsmotivation für erfolgs- und mißerfolgsmotivierte Personen nach dem Selbstbewertungsmodell von Heckhausen. Erfolgsmotivierte Personen - setzen sich realistische Ziele und schreiben die Ursachen für Erreichen/Nichterreichen der Ziele hinterher selbstwertdienlich zu. d.h., wenn sie Erfolg haben, sind sie stolz und schreiben die Leistung sich selbst zu (internale Attribution), woraus sich positive Affekte ergeben - Bewertung führt dazu, dass man schwierige Aufgaben künftig nicht meiden wird, sondern weiter auf Erfolg hofft Affektbilanz positiv Misserfolgsorientierte Personen - setzten sich bereits unrealistische Ziele, die sie dann meistens nicht erreichen können, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass negative Affekte in Leistungssituationen dominieren, so dass sie generell versuchen, Leistungssituationen zu meiden - kann man sie aber nicht meiden, wählen sie lieber Aufgaben mit geringer Diagnostizität, also sehr leichte oder schwere - attribuieren Erfolg external („die Aufgabe war ja auch leicht“ )und Mißerfolg internal („hätte ich mich besser konzentriert, wäre ich nicht durchgefallen“) - Beeinflusst Selbstkonzept negativ : nach Misserfolgen gehen sie davon aus, dass die Aufgabe zu schwer war, aber auch in Zukunft zu schwer für sie bleiben wird; oder aber Aufgabe war leicht, dann ist es noch negativer, sie nicht bewältigt zu haben - Negative Affektbilanz , Selbstbewertung der Leistung wird immer schlechter, Furcht vor Misserfolg steigt Teufelskreis: es werden immer weiter unrealistische Ziele gesetzt, der Zyklus damit verstärkt 118. Was sind günstige und ungünstige Attributionsassymmetrien von Leistungsergebnissen nach dem Selbstbewertungsmodell von Heckhausen? Geben Sie eine detaillierte Beschreibung. Günstige Attributionsassymmetrien - Erfolge internal (Fähigkeit, Anstrengung) und stabil erklären (Fähigkeit, Aufg.schwierigkeit) - Misserfolge external (Pech, situative Faktoren) bzw. variabel attribuieren Ungünstige Attributionsassymmetrien - Erfolge external (Aufgabenschwierigkeit, Zufall) und variabel (Anstrengung, Zufall) attribuieren - Misserfolge internal und stabil zu attribuieren 119. Wie wirkt sich die Wahl von Aufgaben mittlerer im Gegensatz zu extrem niedriger oder hoher Schwierigkeit auf Selbstwirksamkeitserfahrungen aus? bei mittlerer Aufgabenschwierigkeit - macht man die Erfahrung, dass Erfolg/Misserfolg davon abhängt, wie sehr man sich anstrengt und seine Fähigkeiten einsetzt pos. Selbstwirksamkeitserfahrung & Wissen bei Misserfolg, dass man es das nächste Mal schaffen kann, wenn man sich mehr anstrengt bei niedriger oder hoher Aufgabenschwierigkeit - macht man nie positive Selbstwirksamkeitserfahrungen, da diese Aufgaben nicht diagnostisch sind: sind sie zu leicht, weiß man, das hätte jeder gekonnt, sind sie aber zu schwer, schafft man sie entweder selbst nicht oder ist der Meinung, wenn man sie bewältigt, man hätte nur Glück gehabt ( Aus Angst vor negativen Selbstbewertungen bevorzugen Misserfolgsmotivierte jedoch solche Aufgaben) 120. Was sind die physiologischen Korrelate eines angeregten Machtmotivs? Physiologische Korrelate des Machtmotivs - erhöhte Ausschüttung von Adrenalin/ Noradrenalin (vermehrte Sympathikusaktivität) in machtthematischen Stresssituationen - Steigender Blutdruck, Herzfrequenz auf lange Zeit gesundheitsschädigend und immundestabilisierend, d.h. zu starkes Machtmotiv macht krank - Gehemmtes Machtmotiv auf Dauer geht jedoch auch mit erhöhtem Adrenalinspiegel & niedriger Konzentration von Immunglobulin im Speichel einher begünstigt Erkrankungen - Ideal: erfolgreich bewältigtes situationales Machtmotiv: ich erlebe die körperlichen Korrelate als beglückenden, verstärkenden Mechanismus, wenn ich sie teilweise auslebe und teilweise unterlassen kann 121. Mit welchen gesundheitlichen Konsequenzen ist ein hohes Machtmotiv verbunden? Warum? Hohes, unbewältigtes Machtmotiv - führt zu hohem Cortisolspiegel, hohem Blutdruck, niedrigem Immunglobulin und damit zu schwachem Immunsystem und diversen Erkrankungen 122. Schildern Sie die Studie von Schultheiss & Brunstein (2002) zum Zusammenhang von Machtmotiv und Persuasionsverhalten. Wie ist der Effekt von Machtmotiv und Persuasionserfolg vermittelt? Zusammenhang von Machtmotiv & Persuasionsverhalten (Schultheiss & Brunstein, 2002) - untersuchten in ihrer Studie VPn mit hohem Machtmotiv und hoher Aktivitätshemmung vs. VPn mit niedrigem Machtmotiv - alle sollten sich zunächst eine Machtsituation vorstellen und anschließend eine Meinung überzeugend darstellen - VPn mit hohem Machtmotiv & hoher Aktivitätshemmung zeigten die größte Überzeugung ihrer Meinung & setzten auch Gestik und Mimik ein, um Macht stärker auszudrücken - VPn mit niedrigem Machtmotiv hingegen zeigten keine Verstärkung des Machtmotivs durch Vorstellen einer Machtsituation und zeigten auch generell eine geringere Präsentationsneigung Ergebnis - Persuasionserfolg wird also von der Vorstellungskraft einer Machtsituation und der Aktivitätshemmung vermittelt (d.h. je mehr ich eigentlich Macht haben will, aber nicht selbst handeln will, sondern jemanden dazu animiere) 123. Wie wirkt sich die Übernahme einer mächtigen/abhängigen sozialen Rolle auf das Verhalten von Personen aus? bei Übernahme einer mächtigen Rolle - zeigt man eine offene Körperhaltung - geringe interpersonale Distanz - hohe Lautstärke - Tendenz, andere zu unterbrechen (Hall et al., 2005) - Man lacht über (selbst unwitzige) Witze, wenn man sich in einer abängigen soz. Rolle befindet (submissives Verhalten nach Stillmann et al, 2007) 124. Schildern Sie den Aufbau und die zentralen Ergebnisse der Untersuchung von Stillman et al. (2007) zum Zusammenhang zwischen hierarchischen sozialen Rollen und der Reaktion auf Witze. Hierarchische soziale Rollen & Witze (Stillman et al., 2007) - die VPn einer Experimentalgruppe erfahren, dass eine Person, die an der Studie teilnimmt, einen Geldpreis bekommen wird und dass der Versuchsleiter entscheiden wird, wer das sein wird - In der Kontrollgruppe wurde nichts von einem Geldpreis gesagt - Versuchsleiter erzählte anschließend gute und schlechte Witze, gemessen wurde, ob die VPn darüber lachten Ergebnis - VPn der Experimentalgruppe lachten allgemein mehr, auch über nicht lustige Witze (unterwürfiges Verhalten in der Hoffnung, das Geld zu bekommen) 125. Wie wirken sich machtbezogene soziale Rollen auf das Denken aus? Personen in machtbezogenen sozialen Rollen - denken in breiteren Kategoriegrenzen können abstraktere Handlungen identifizieren verarbeiten Informationen sinnbezogener können besser abstraktere Gestalt erkennen (nach Smith & Trope,2006) 126. Differenzieren Sie zwischen dem Anschlussund dem Intimitätsmotiv Anschlussmotiv (affiliation) - bezieht sich v.a. auf Kontakte zu noch fremden Personen, die man sich vertraut machen will Intimtitätsmotiv (intimacy) - bezieht sich auf Vertiefung und Sicherung von bereits bestehenden Beziehungen - Beide dienen der Vermeidung von Meinungsverschiedenheiten, Streit & Konflikten 127. Durch welche Situationen werden Bindungsmotive typischerweise angeregt? Bindungsmotive werden typischerweise angeregt durch - Trennung und Isolation Zurückweisung Hinweise auf Spannungen in Beziehungen Aufbau neuer Kontakte zu bislang fremden Personen oder Gruppen 128. Welche physiologischen Folgen hat die Anregung von Bindungsmotiven? Physiologische Folgen des Bindungsmotiv - erhöhte Dopaminkonzentration & vermehrte parasympathische Aktivität - Erhöhte Ausschüttung des Hormons Progesteron wirkt beruhigend & angstlösend - Bessere Immunfunktion 129. Wie beeinflussen Bindungsmotive die Wahrnehmung? Bindungsmotivierte & ihre Wahrnehmung - können Gesichter besser wahrnehmen (Atkinson & Walker, 1956) - richten ihre Aufmerksamkeit automatisch auf freundliche & weg von ärgerlichen Gesichtern (Schultheiss & Hale, 2007) 130. Wie wirkt sich ein hohes Bindungsmotiv auf die Bereitschaft zur Teilnahme an sozialen Interaktionen und auf die Bewertung von potentiellen Interaktionspartnern aus? - erhöhte Bereitschaft zur Teilnahme an sozialen Interaktionen mit ähnlichen anderen (während Bereitschaft, mit unähnlichen Anderen zu interagieren, gering bleibt) - erhöhte Zustimmungstendenz gegenüber ihren Interaktionspartnern - Höhere Effektivität bei kooperativen Aufgaben 131. Definieren Sie den Begriff “Ziel”. Auf welche Weise regulieren Ziele menschliches Handeln? Ziele = Vorwegnahmen von Handlungsfolgen, die mehr oder weniger bewusst zustande kommen - beziehen sich auf zukünftige angestrebte Handlungsergebnisse und beinhalten zugleich auch eine kognitive Repräsentation dieser Handlungsergebnisse - proximale Determinanten des Handelns, das sie regulieren, indem sie erwünschte Handlungsergebnisse bestimmen, die Basis für Handlungspläne und Strategien bilden sowie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Bewertungen und Denken steuern - sind spezifisch, bewusst und handlungsleitend 132. Vergleichen Sie den Einfluss von Zielen und basalen Motiven auf menschliches Handeln und Verhalten. Ziele vs. Motive - während Ziele spezifisch, bewusst repräsentiert und handlungsleitend sind, bleiben uns unsere Motive abstrakt, unbewusst und leiten damit auch nicht unser (offensichtliches) Handeln - beide nehmen jedoch Einfluß auf basale kognitive und affektive Prozesse (Wahrnehmung, Fühlen, Denken) 133. Skizzieren Sie ein einfaches kybernetisches Regelkreismodell der Handlungssteuerung durch Ziele. Erläutern Sie die verschiedenen Komponenten dieses Modells. Kybernetisches Regelkreismodell - beinhaltet zunächst die Regelstrecke; d.h. eine aktuelle Situation, die von einem Messfühler wahrgenommen werden kann - nun gibt es aber einen bestimmten Sollwert, ein bestimmtes Ziel, das man erreichen möchte - deshalb wird im Anschluss der momentane Zustand, der Ist-Zustand, mit dem SollZustand, d.h. dem eigentlichen Ziel, verglichen - Fällt dieser Vergleich negativ aus, d.h. entspricht der Soll-Zustand nicht dem IstZustand, so ist Handeln in Form einer korrektiven Einwirkung notwendig - Daraus ergibt sich nun wieder eine neue Situation, der Regelkreis beginnt von vorn - War korrektive Einwirkung ausreichend, entspricht nun Ist-Zustand dem Soll-Zustand. Zusatz: psychologisches Regelkreismodell der Handlungsregulation durch Ziele: Carver & Scheier, 1986) Moderatoren der Handlungsregulation: - Selbstaufmerksamkeit (wenn einem in best. Situationen die eigenen Ziele bewusster sind als in anderen; je höher Selbstaufmerksamkeit, desto stärkerer Ist/SollVergleich und desto schneller werden auch diskrepanzreduzierende Verhhaltensweisen gezeigt) - Kontrollüberzeugung, Optimismus (Hartnäckigkeit: wie lange versuche ich, Diskrepanzen zu reduzieren? Dafür wurde „Life-Orientation-Test“ entwickelt) 134. Erläutern Sie, was die Begriffe “Selbstaufmerksamkeit” und “Optimismus” bedeuten. An welchen Stellen beeinflussen diese Variablen Prozesse der Handlungsregulation im Modell von Carver und Scheier? Schildern Sie die Ergebnisse der Untersuchung von Carver, Blaney & Scheier (1979), mit denen der Einfluß von Selbstaufmerksamkeit und Optimismus auf die Hartnäckigkeit der Zielverfolgung untersucht wurde. Selbstaufmerksamkeit bedeutet, dass in einer Situation die persönlichen Ziele besonders salient sind, die eigene Person sich selbst besonders bewusst wahrnimmt & ihr Ideal-Self mit dem Aktual-Self vergleicht sowie eventuelle Diskrepanzen auf die eigene Person bezieht Variable beeinflusst den Prozess der Handlungsregulation in dem Moment, in dem eine Person einen Ist-Soll-Vergleich vornimmt Ohne Selbstaufmerksamkeit könnte dieser Prozess nicht stattifnden. Optimismus Man schätzt seine eigenen Zielerreichungsmöglichkeiten positiv ein, auch wenn man mal Rückschläge erleidet Variable beeinflusst auch den Prozess an der Stelle, an der man seine Zielerreichungsmöglichkeiten einschätzen muss Untersuchung des Einflusses v. Selbstaufmerksamkeit & Optimismus (Carver, Scheier und Blaney) VPn: Anagramme lösen AV : wie lange bleiben VPn auch bei Misserfolg/ Unlösbarkeit bei der Aufg. UV1: Selbstaufmerksamkeit( mithilfe eines Spiegels manipuliert: VPn, die sich selbst im Spiegel sahen, hatten hohe Selbstaufmerksamkeit, die ohne Spiegel niedrige) UV2: Kontrollüberzeugungen (manipuliert: Gruppe1erhielt leichte Anagramme gemischt mit einigen unlösbaren hohe Kontrollüberzeugung; während Gruppe 2 nur schwierige Aufgaben bekam, ebenfalls gemischt mit einigen unlösbaren niedrige Kontrollüberzeugung Ergebnis kaum Unterschiede in der Gruppe mit niedriger Selbstaufmerksamkeit in der Hartnäckigkeit der Aufgabenlösung, egal ob hohe oder niedrige Kontrollüberzeugung bei hoher Selbstaufmerksamkeit hingegen zeigten VPn mit hoher Kontrollüberzeugung eine deutlich höhere Persistenz (das Ziel wird also hartnäckig verfolgt) als die Gruppe mit niedriger Kontrollüberzeugung. 135. Erläutern Sie den Begriff des “disengagement”. Welche beiden Formen des “disengagement” werden im Modell von Carver & Scheier unterschieden? Unter welchen Umständen ist ein “disengagement” wahrscheinlich? Disengagement - Ablösung von einem Ziel, wenn man die Zielerreichungsmöglichkeiten für gering hält, weil einem das eigene Handlungspotenzial zu gering erscheint - kann entweder behavioral (offen) sein, oder aber, wenn das aufgrund äußerer Umstände nicht möglich ist, mental (verdeckt z.B. durch Unaufmerksamkeit, Gedanken auf etwas anderes richten, Phantasie) - wahrscheinlich, wenn Bemühungen scheitern 136. Wann entsteht nach dem Ansatz von Carver & Scheier positiver bzw. negativer Affekt bei der Zielverfolgung? Positiver Affekt - entsteht, wenn die Diskrepanz zwischen angestrebtem Ziel und erreichtem Ergebnis möglichst gering oder nicht vorhanden ist, d.h. wenn man sein Ziel erreicht hat und wenn man das auch in der gewünschten Zeit geschafft hat Negativer Affekt - entsteht bei großer Diskrepanz zwischen tatsächlichem Ergebnis und angestrebtem Ziel, oder wenn man sich der Zielerreichung zu langsam annähert 137. Ziele unterscheiden sich in ihrer Schwierigkeit und im Grad ihrer Konkretheit. Was ist damit genau gemeint und wie wirken sich diese Variablen auf die Effizienz der Zielverfolgung aus? Zielschwierigkeit - Anspruchsniveau: je anspruchsvoller ein Ziel, desto höhere Leistung (solange man nicht an die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit stößt) Zielspezifität, Zielkonkretheit - Hohe Spezifität des Ziels = Voraussetzung für Feedback (wichtig für Handlungsregulation) - Zielverfolgung wird umso effizienter, desto konkreter ein Ziel formuliert wird (weil man so genau weiß, was man erreichen möchte und das tatsächlich erreichte dann auch mit dem Ziel vergleichen und somit ein Feedback über die eigene Leistung bekommen kann) 138. Was versteht man unter “commitment” bei der Zielverfolgung? Von welchen Variablen hängt das “commitment” zu einem Ziel ab? Erläutern Sie die Aussage, daß “commitment” eine Moderatorvariable für Prozesse der Zielverfolgung darstellt. Zielcommitment = Zielbindung je verbundener man sich seinen Zielen fühlt und je stärker man sich mit ihnen identifizieren kann, desto stärker und langfristiger verfolgt man diese auch, wenn Hindernisse auftreten - ff. Faktoren beeinflussen die Motivation bei der Zielverfolgung und damit die Zielbindung (und damit wiederum die Leistung) - Erwartungen - Erfolgswahrscheinlichkeiten Vertrauen in eigene Tüchtigkeit... Instrumentalität (Ziel in weitere höhere Ziele eingebunden?) - Attraktivität des Ziels Schwierigkeit des Ziels Konkretheit des Ziels - Situative Einflussgrößen - z.B. Ist Ziel anschluss- oder leistungsthematisch paaen Ziele zu meiner Motivstruktur?) Arbeits- und Lernumgebung soziale Einflüsse Zielcommitment = Moderator für Prozesse der Zielverfolgung, weil es nicht direkt die Leistung bestimmt (selten Haupteffekte), sondern komplexe Interaktionen erzeugt, z.B: nur wenn Zielcommitment da ist, kann auch die Zielschwierigkeit Einfluss auf die Leistung nehmen 139. Erläutern Sie, was mit Selbstdefinitionen und Identitätszielen gemeint ist. Selbstdefinition - Wie ich mich selbst zu einem bestimmten Zeitpunkt sehe, einschätze, definiere Identitätsziele - wer und wie wir sein und werden wollen dass (Persönlichkeit,Lebenslauf, Erfolgssymbole) 140. Was versteht man unter “possible selves”? Welche unterschiedlichen Typen von “possible selves” gibt es? Wie wirken sich “possible selves” auf das Handeln einer Person aus? Illustrieren Sie Ihre Antworten anhand eines Alltagsbeispiels. Possible Selves (als unmittelbare Motivationsquelle) - Neben Real-Selbst und Ideal-Selbst dritte Komponente des Selbst+, die zwischen Real- und Ideal-Selbst vermittelt - erwünschte Selbstzustände, wie z.B. der Wunsch, ein toller Klavierspieler zu werden würde sich so auf den Alltag auswirken, dass man jeden Tag viel Klavier übt, sich einen guten Lehrer sucht usw. - Es gibt sowohl positive als auch negative „possible selves“ man braucht sowohl Vorstellung davon, wie man nicht sein will als auch Vorstellung, wie man sein könnte Kombination aus beiden beeinflusst Motivation , z.B in Mann, der einen Job sucht, kann also einerseits davon motiviert sein, nach Arbeit zu suchen, um das positive possible self „arbeitend“ zu erreichen, aber auch davon, das negative possible self „arbeitslos“ zu meiden 141. In der “self-discrepancy”-Theorie von Higgins werden zwei unterschiedliche Arten von Selbstdiskrepanzen unterschieden. Welche Arten der Selbstdiskrepanz sind das? Welche Auswirkungen hat das Erleben solcher unterschiedlichen Diskrepanzen auf die Handlungsregulation und auf das emotionale Erleben? Self-discrepancy-Theory (Higgins) 2 Arten von Selbstdiskrepanz - Diskrepanz zwischen Ideal-Self (so würde ich gern sein) und Actual-Self (so bin ich wirklich) - - Wenn Diskrepanz positiv, d.h. das Verhalten so ist wie gewünscht oder sogar besser als ideal Wohlbefinden wenn Diskrepanz negativ fühlt man sich schlecht, versucht Diskrepanz zu reduzieren führt entweder zu Vermeidung von Situationen mit Self-awareness o. zum Versuch, durch Verhaltensänderung dem Ideal-Self näher zu komme führen auch zu Mutlosigkeit, Depression und Unzufriedenheit motivationales Defizit weniger Bemühungen Diskrepanz zwischen Actual-Self & Ought-Self (so muss ich sein, dagegen darf ich nicht verstoßen, Forderungen von innen oder außen) - führt zu Beunruhigung, Angst, Schuld und Beklemmung Insgesamt hat das einen höheren Aktivitätslevel zur Folge; man gibt sich künftig mehr Mühe und zeigt mehr Motivation, um die anderen nicht zu enttäuschen 142. Erläutern Sie unterschiedliche Arten von Selbstaufwertungsprozessen, mit denen das Selbstkonzept einer Person stabilisiert und gegen selbstwertbedrohliche Information geschützt werden kann. Self-handicapping man schafft sich VOR kritischen Situationen zusätzliche Gründe für mögliches folgendes Versagen, um eine Entschuldigung vor sich und anderen zu haben, die die Identität nicht angreift, wenn es schief geht (Bsp: Alkohol und wenig Schlaf vor Prüfung; kann man bei Durchfallen darauf schieben) Attributional bias man attribuiert Erfolge internal (durch eigene Fähigkeiten & Anstrengung), Misserfolge external (schwierige Situation, Pech) Excuse making wenn man selbstdiskrepantes Verhalten an sich beobachtet, versucht man das vor sich und anderen DANACH vertretbar zu entschuldigen; automatisch ablaufender Prozess 143. Schildern Sie die Ergebnisse der Studie von Rosenfield & Stephan (1978) zum selbstwertdienlichen Attributionsbias. Welcher Aspekt der Ergebnisse belegt, daß es sich bei diesem Bias nicht um einen generellen Mechanismus der Selbstaufwertung, sondern um einen spezifischen Mechanismus der Selbstbildstabilisierung handelt? Exp. über Selbstwertdienliche Attributionsbias (Rosenfield & Stephan, 1978) - VPn bekommen Aufgaben, von denen man Gruppe 1 sagte, nur Frauen seien in deren Lösung besonders gut & in Gruppe 2 sagte, darin seien nur Männer besonders gut - VPn geben danach an, wie sehr Erfolg/Misserfolg abhängig war von - AV1: Fähigkeit bzw. AV2: Anstengung (= internale Faktoren) - AV3: Schwierigkeit der Aufgabe bzw. AV4 : von Glück (= externale Faktoren) Ergebnis - Männer nehmen mehr selbstwertdienliche Attributionen als Frauen vor (internal bei Erfolg, external bei Misserfolg) bei Aufgaben, von denen man gesagt hat, dass Männer darin besonders gut seien - Frauen nehmen mehr selbstwertdienliche Attributionen als Männer vor bei Aufgaben, von denen man gesagt hatte, darin seien Frauen besonders gut Bestreben, die eigene Identität & das eigene Selbstbild positiv aufrecht zu erhalten - Mechanismus der Selbstbildstabilisierung ist spezifisch, da Frauen besonders bei Aufgaben, die sie glauben, gut können und Männer bei Aufgaben, die angeblich Männer gut können, besonders gut abschneiden 144. Was versteht Swann unter “self-verification”? In welchen Fällen decken sich die Vorhersagen der Theorie der Selbstverifikation mit der Theorie der Selbstaufwertung, in welchen Fällen macht die Theorie der Selbstaufwertung eine gegensätzliche Vorhersage? Schildern Sie die Studie und die Ergebnisse von Swann & Pelham (2002), mit deren Untersuchung die Theorie der Selbstverifikation gestützt wurde. self-verification - Aufsuchen von selbstbestätigenden Umgebungen: bei positiven Selbstbild sucht man nach positivem Feedback (deckt sich mit Theorie der Selbstaufwertung) - bei negativem Selbstbild aber möchte man sein negatives Bild von sich bestätigt bekommen, man möchte quasi nie eine Bewertung, die der eigenen Selbstdefinition widerspicht und sucht sich deshalb dann Umgebungen, wo man negatives Feedback bekommt (widerspricht Theorie der Selbstaufwertung) Studie von Swann & Pelham (2002) - Studenten und deren Mitbewohner im Wohnheim auf dem Campus wurden befragt - AV: Interesse des Mitbew. weiter mit Zimmerkollege zusammenzuwohnen - UV1: negatives oder positives Selbstbild des Befragten - UV2: negative oder positive Bewertung durch den Mitbewohner Ergebnis - Studenten mit positivem Selbstbild wohnten lieber weiterhin mit ihrem Mitbewohner zusammen, wenn dieser sie positiv bewertet hatte, während die mit negativem Selbstbild lieber mit Zimmerkollegen wohnen blieben, wenn dieser sie negativ bewertete 145. Welche Rolle spielen Symbole für die Selbstdefinition und Identitätsziele einer Person? Was bedeutet es, dass die Sicherung von Selbstdefinitionen “soziale Realität” erfordert? Symbolische Selbstkomplettierung - Ausgleich von Incompleteness – Erfahrungen durch stellvertrende Einsetzung von Symbolen (z.B. Häuser, Autos) - Symbole können die Selbstdefinition einer Person, die ihre Identität in Frage gestellt sieht, positiv aufwerten bzw. sogar ein ersetzendes Identitätsziel darstellen Kompensation - Sicherung von Selbstdefinitionen erfordern jedoch soziale Realität, d.h. nur wenn solche Symbole auch in der Gesellschaft als Symbole einer positiven Identität gelten, erfüllen sie auch ihren Zweck - Problematisch: auch Instrumentalisierung anderer 146. Erläutern Sie die Begriffe der “incompleteness”-Erfahrung und der Kompensation auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung. In welchem funktionalen Zusammenhang stehen “incompleteness”-Erfahrungen und Prozesse der Kompensation? Incompleteness-Erfahrungen - können entstehen, wenn man Misserfolg bei relevanten Aufgaben erleidet oder nicht genug Statussymbole aufweisen kann - Man versucht solche Incompleteness-Erfahrungen durch Kompensation auszugleichen, z.B. durch Symbole, um die eigene, beschädigte bzw. bedrohte Identität wiederherzustellen oder durch Instrumentalisierung Anderer zu seinen eigenen Zwecken 147. Wie läßt sich aufdringliches & angeberisches Verhalten auf der Grundlage der Theorie der symbolischen Selbstkomplettierung erklären? Schildern Sie hierzu Studie& Ergebnisse v. Gollwitzer & Wicklund (1985). Symbolische Selbstkomplettierung ( Gollwitzer & Wicklund, 1985) - männl. VPn der Gruppe 1 wurde gesagt, ihre Persönlichkeit sei ideal, während männl. VPn der Gruppe 2erfuhren, dass ihre nicht ideal für Erfolg in ihnen wichtigen Aktitiväten sei - danach solllten sie sich einer Frau beschreiben, die entweder sagte, sie möge bescheidene oder aber selbstbewusste Männer Ergebnis - Männer, denen man gesagt hatte, ihre Persönlichkeit sei ideal, verhielten sich so, wie die Frau das jeweils gern hatte - Männer, denen man gesagt hatte, sie seien nicht ideal, beschrieben ihre Qualitäten stärker und tendierten zur Selbstdarstellung, sogar wenn sie wussten, dass die Frau lieber bescheidene Männer mag - Mann musste sich symbolisch selbstkomplettieren, um die Aussage verkraften zu können, seine Persönlichkeit sei nicht ideal 148. Erläutern Sie, inwieweit durch Anpassungen in der Struktur von Fähigkeitsbegriffen (intelligent, gutes Gedächtnis) das Fähigkeits-Selbstkonzept gegen problematische Evidenz verteidigt (“immunisiert”) werden kann. Schildern Sie hierzu das Vorgehen und die Ergebnisse der Studie von Greve & Wentura (2003 Selbstkonzeptimmunisierung (Greve & Wentura, 2003) - um ein positives Bild von mir als intelligent zu bewahren, werde ich vor allem die Bereiche wichtig für Intelligenz ansehen, in denen ich gut bin Experiment (Wentura & Greve, 1996) - Vpn wurde vermittelt, dass Intelligenz aus einer Reihe von Komponenten besteht bearbeiteten dann Aufgaben aus Intelligenztests, die mit prägnanten Alltagsbegriffen benannt waren: z.B. „Logik, Vorstellung, Sprache, Gedächtnis“ - fingierte Rückmeldung: 2 Tests lagen unter der persönlichen Erwartung, 2 Tests lagen über der persönlichen Erwartung - Hypothese der Selbstkonzeptimmunisierung: „Erfolgreiche“ Tests sollten stärker mit „Intelligenz“ in Verbindung gebracht werden als „erfolglose“ Tests. - Reaktionszeitaufgabe: Zielwörter als Wörter o. Nichtwörter klassifizieren, zum Teil waren auch die Bezeichnungen der Tests vertreten, zum Teil wurde vor manchen Zielwörtern „Intelligenz“ eingeblendet Ergebnis - Prime „Intelligenz“ beschleunigte die Wort-Nicht-Wort-Klassifikation bei den Testbezeichnungen, in denen die Vpn gut abgeschnitten haben - Also: die Testbezeichnungen, in denen die Personen angeblich gut abgeschnitten haben, wurden besonders stark mit „Intelligenz“ verbunden - das ist selbstwertdienlich 149. Welcher auf den ersten Blick rätselhafte Befund gab den Anlass zur Unterscheidung impliziter und expliziter Motivsysteme? - Befund, dass implizit und explizit erfasste Motive nicht korrelieren, sondern vielmehr orthogonal zueinander stehen, d.h. absolut unabhängig voneinander sind 150. Wie werden implizite und explizite Motive in der Theorie der dualen Motive von McClelland, Koestner & Weinberger (1989) definiert? Nennen Sie die zentralen Charakteristiken und Unterschiede der beiden Motivsysteme. Theorie der dualen Motive (McClelland, Koestner & Weinberger (1989) Implizite Motive = basale Motive, die sprachlich nicht bewusst sind & durch situative Anreize automatisch angeregt werden (so dass Verhaltenskontrolle nicht notwendig ist) - erworben durch frühkindliche Erfahrungen und Erbanlagen - Sind vor allem zu langfristigen Verhaltensvorhersage gut geeignet (wenn es darum geht, Ausdauer und Anstrengung vorherzusagen oder um zu sagen, was für jemanden Tätigkeitsanreize und individuelle Normen sind) Explizite Motive = Selbstbilder, Werte und Einstellungen, die sehr komplex und individuell verschieden ein Teil des Selbstkonzepts und auch sprachlich repräsentiert sind, weshalb sie auch im Zuge des Selbstkonzepterwerbs vermittelt werden - lenken die Richtung des Verhaltens und sagen vorher, welche Erwartungen man hat ( also kontrolliert man mit ihnen mit ihnen sein Verhalten, um gesetzte Ziele zu erreichen) - besser für kurzfristige Verhaltensvorhersagen geeignet 151. Durch welche Arten von Erziehungseinflüssen wird die Entstehung impliziter und expliziter Motive beeinflusst? implizites Leistungsmotiv - gefördert durch feste Essenszeiten & frühe, sowie konsequente Sauberkeitserziehung explizites Leistungsmotiv - Gefördert durch frühe und hohe Leistungsanforderungen implizites Machtmotiv - gefördert durch permissive Erziehung bzgl. Sexualität & Aggression (permissive Eltern halten sich in der Erziehung eher zurück, Kinder müssen selbst Initiative ergreifen, wenn es um persönliche Entscheidungen geht) explizites Machtmotiv - gefördert durch Bestrafung von Aggression ggü. den Eltern sowie durch körperliche Strafen durch die Mutter 152. Ein zentrales Postulat der Theorie der dualen Motive von McClelland et al. (1989) liegt darin, dass implizite und explizite Motive unterschiedliche prädiktive Validität besitzen. Welche Arten von Verhalten sollen sich nach der Theorie durch implizite und explizite Motive jeweils vorhersagen lassen? Implizite Motive - sagen besser langfristiges Verhalten vorher (Ausdauer & Anstrengung, mit der auf ein Ziel hingearbeitet wird, sowie welche Tätigkeitsanreize notwendig sind, um jemanden zum Handeln zu bringen) Explizite Motive - sagen eher kurzfristiges Verhalten vorher und lenken das Verhalten in Richtung der expliziten Motive - sagen außerdem vorher, welche Erwartungen jemand hat, und welche sozialen Vergleiche er anstellt 153. Erläutern Sie den Ablauf und die Ergebnisse der Studie von Brunstein & Hoyer (2002), mit der die unterschiedlichen Anregungsbedingungen und die unterschiedliche prädiktive Validität impliziter und expliziter Motive belegt wird. Unterschiedliche Anregungsbedingungen & prädiktive Validität impliziter & expliziter Motive (Brunstein & Hoyer, 2002) - VPn bearbeiten Konzentrationstest am PC & erhielten dabei fortlaufend Rückmeldung zu ihrer Leistung im individ. Verlauf (individ.Bewertung) sowie zu ihrer Leistung im soz. Vergleich (normative Bewertung) - AV1: Reaktion: Steigern/Senken der Bearbeitungsgeschwindigkeit? - Rückmeldungen so arrangiert, dass sie entweder Anstieg o. Rückgang d.Leistung signalisierten - nach mehreren Durchgängen konnten VPn selbst entscheiden, ob sie weitere Aufgaben bearbeiten wollten AV2 Weiterbearbeitung von Aufgaben bei normativem Feedback Ergebnisse - Nachlassen der zurückgemeldeten individ. Leistung veranlasst VPn mit hohem implizitem Motiv, die Bearbeitungsgeschwindigkeit zu steigern, um eine befriedigende Situation zu erreichen - ist Feedback jedoch positiv, werden VPn langsamer (sehen keinen Grund, sich noch mehr Mühe zu geben) - Fortsetzung der Testaufgabe (Form von Entscheidungsverhalten) lässt sich hingegen durch die expliziten Motive erklären: War das Normative Feedback schlecht (d.h. man war im Vergleich zu anderen schlechter), so erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Probanden weiter die Aufgabe bearbeiten wollten (Grund: Schlechter als die anderen zu sein widerspricht dem Selbstkonzept leistungsorientierter Personen-> sie wollen diese Diskrepanz auflösen, indem sie zeigen, dass sie das besser können) 154. Welche Konstellationen von impliziten und expliziten Motiven haben sich als günstig für die Lebenszufriedenheit herausgestellt? Schildern Sie hierzu die Ergebnisse der Untersuchung von Brunstein et al. (1995). Konstellationen von impliziten & expliziten Motiven & Lebens zufriedenheit (Brunstein et al., 1995) - Annahme: explizite & implizite Motive sollten für hohe Lebenszufriedenheit übereinstimmen - VPn berichteten ihre aktuellen Wirkungs- (Leistung und Macht) und bindungsthematischen Ziele (Affiliation und Intimität) , deren Stärke erfasst wurde VPn machten zusätzlich über Wochen & Monate hinweg wiederholt Angaben zu ihrem emotionalen Wohlbefinden Ergebnis - je eher VPn nach (expliziten) Zielen strebten, die zu ihren eignen impliziten Motiven passten, desto höher war ihr Wohlbefinden - Vpn, die zahlreiche Ziele verfolgten, die für die Befriedigung ihrer impliziten Motive ungeeignet waren oder ihnen sogar entgegenliefen, verbuchten eher negative Effekte 155. Hohe bzw. niedrige Zieldiskrepanzen in spezifischen Zielen einer Person wirken sich ungünstig bzw. günstig auf ihre Lebenszufriedenheit aus. Allerdings gilt dieser Zusammenhang nicht für alle Ziele einer Person in gleicher Weise. Unter welchen Bedingungen besteht dieser Zusammenhang nicht oder nur in abgeschwächter Form? Schildern Sie hierzu die Ergebnisse einer Untersuchung von Brunstein et al. (1998) Siehe Studie letzte Seite - VPn, die zahlreiche Ziele verfolgten, die für die Befriedigung ihrer impliziten Motive ungeeignet waren oder ihnen sogar entgegenliefen verzeichneten deutliche Zunahme negativer Affekte im Lebensalltag Selbst wenn es VP gelang, Ziele zu verwirklichen, die nicht mit ihren impliziten Motiven übereinstimmten, zog dies keine Steigerung ihres emotionalen Wohlbefindens nach sich je mehr sich VPn darauf konzentrierten bedürfnisinkongruente Ziele zu realisieren, desto mehr vernachlässigten sie andere Ziele, die für die Befriedigung ihrer Motive besser geeignet wären Implizite Motive haben eine Art Moderatorfunktion auf den Zusammenhang von Zielfortschritt und Lebenszufriedenheit, denn der Zusammenhang zwischen Zielzufriedenheit und Lebenszufriedenheit gilt nur, wenn sich die Zielzufriedenheit auf Ziele bezieht, die ein hohes implizites Motiv haben Ergänzung: - Erfassung impliziter Maße für Macht/Leistung vs. soziale Motive - Außerdem Erfassung von Zielen & Eindruck der Personen, ob sie dem Ziel nah sind oder nicht Ergebnis: - die Unzufriedenen sind dem explizitem Ziel subjektiv fern 156. Erläutern Sie die Begriffe Volition und Motivation. Worin bestehen die zentralen Unterschiede? Motivation - Wahl von Zielen – Übergang vom Wünschen zum Wählen - bezieht sich auf Prozesse und Phänomene, die mit dem Setzen von Zielen aufgrund deren Wünschbarkeit und Realisierbarkeit zu tun haben Volition - Realisierung von Zielen – Übergang vom Wählen zum Wollen - bezieht sich auf Prozesse und Phänomene, die mit konkreter Realisierung von Zielen in Handlungen zu tun haben 157. Wozu braucht man Volition für die erfolgreiche Zielverfolgung? - um Ziele wirklich in Verhalten umzusetzen, denn das bloße Haben von Zielen ist noch kein Garant für deren Erreichung - um Hindernisse bei der Zielverfolgung zu bewältigen - um aversive, aber notwendige Tätigkeiten auszuführen 158. Beschreiben Sie detailliert die 4 Phasen des Rubikonmodells der Handlungssteuerung. Welche dieser Phasen haben eine motivationale, welche eine volitionale Charakteristik? 4 Phasen des Rubikonmodells (Heckhausen, 1989, Gollwitzer, 1996) Prädezisionale Phase des Abwägens verschiedener Wünsche & Handlungsoptionen (motivational) Wünschen, Abwägen & Wählen von Handlungsalternative Entspr. der Motivkonstellation (z.B. hohe Ausprägung des Leistungsmotivs) Wünsche da sich allerdings nicht alle & schon gar nicht alle auf einmal erfüllen lassen (z.B. weil sie sich widersprechen o. irreal sind) muss Auswahl getroffen werde Kriterien: klass. Erwartungs x -Wert Ansätze zurück, eignen sich hervorragend zur Vorhersage und Festlegung von Entscheidunge damit dieser Abwägeprozess allerdings nicht unendlich ist, ist eine Abbruchbedingung zu formulieren Fazit Tendenz ist umso stärker, je mehr die Person davon überzeugt ist, alle relevanten Fragen der Entscheidungsfindung zufriedenstellend beantwortet zu haben - übersteigt sie einen bestimmten Schwellenwert (d.h. die Abbruchbedingung ist erfüllt), wird der metaphorische Rubikon überschritten und es kann in die nächste Phase eingetreten am Ende dieser Phase wird Ziel gesetzt (motivational) 2. - - Präaktionale Phase des Planens konkreter Strategien (volitional) Initiierung & Planung des zuvor spezifizierten Handlungsziels stehen im Mittelpunkt in Abgrenzung zu Motivation wird hier das Ende des Abwägeprozesses & Entschlossenheit der Person zum Ausdruck gebracht Realisierung von Absichten erfordert allerdings verschiedene & umfassende Vorbereitungen & Planungen oder es müssen besonders günstige Gelegenheiten abgewartet werden dafür postuliert das Rubikonmodell das Fassen von Vorsätzen (z.B. Gelegenheitsvorsatz, Durchführungsvorsatz oder Desaktivierungsvorsatz) als unterstützende Maßnahme. (bei einem Durchführungsvorsatz ist z.B. festzulegen, wann, wo, wie bzw. wie lange gehandelt werden soll, um dem Ziel näher zu kommen. daneben exisitieren eventuelle Regulierungsvorgänge erweist sich eine Absicht als zu eng (d.h. es findet sich keine entsprechende Situation zur Umsetzung) oder zu weit formuliert (d.h. keine Situation kann ausgeschlossen werden), muss nachreguliert werden Kann nach diesen vorbereitenden Vorgängen mit der Ausführung der Handlung begonnen werden, wechselt die Person in die nächste Phase. Fortsetzung Rubikonmodell 3. Aktionale Phase der Durchführung dieser Strategien (volitional) Handlung soll ausgeführt werden damit es bei günstiger Gelegenheit auch wirklich zur Initiierung kommt, wird das Prinzip der Fiat Tendenz eingeführt (bestimmt sich aus Zusammenwirken von Volitionsstärke (Stärke, mit der man sich an die Erreichung eines Ziels bindet) & dem Grad der „Günstigkeit“ der vorliegenden Gelegenheit zur Realisierung des Ziels (! Es ist aber nicht davon auszugehen, dass in jedem Fall diejenige Intention ausgeführt wird, welche die höchste Fiat-Tendenz hat Vielmehr kann eine Gelegenheit zur Realisierung mehrer Ziele führen (Querkonkurrenz), ebenso kann sich eine noch günstigere Gelegenheit im Vergleich zur vorliegenden ergeben (Längskonkurrenz) Gefahr der Überschätzung Es gewinnt die Intention mit der vergleichsweise höchsten Fiat-Tendenz Zugang zur Exekutive dann stehen der Volition Regulierungsmechanismen unterstützend zur Seite Treten z.B. unerwartet Schwierigkeiten auf, wird zusätzl. Volition in Form von mobilisierter reaktiver Anstrengungsbereitschaft zur Verfügung gestellt ebenfalls unterstützend wirken die in der präaktionalen Phase gebildeten Vorsätze Muss z.B. die Handlung kurzeitig unterbrochen werden, so drängen diese weiter nach Wiederaufnahme Weiterhin wird Handlungsausführung geleitet durch mentale Repräsentationen des in der Zielintention spezifizierten Ziels Repräsentation kann auf 2 Arten erfolgen : nahe der Ausführung oder eher weiter gespannt im 1. Modus wird Aufmerksamkeit auf momentan ablaufende Tätigkeit konzentriert und ist besonders für beanspruchende oder folgenschwere Handlungen angebracht. Im Gegensatz dazu wird in der 2.Repräsentationsform von einem klar überschaubaren Handlungspfad ausgegangen, der weitgehend automatisiert verläuft und daher keiner bewussten Kontrolle bedarf 4. Postaktionale Phase der Bewertung d. Handlungsergebnisses (motivational) nach erfolgreicher Handlungsausführung geht es hier um eine umfassende Bewertung der Handlung, der Ergebnisse und ihrer Folgen (es wiird allerdings nicht nur nach „hinten“ geblickt, sondern auch vorausschauend auf neue, zukünftige Handlungsoptionen) da in dieser Phase nun wieder motivationale Prinzipien bestimmend wirken, lassen sich, wie in der 1.Phase, motivationale Theorien des Erwartung-mal-Wert-Paradigmas heranziehen so wird geprüft, ob durch das erreichte Ergebnis die in der prädezisionalen Phase die spezifizierten Ziele erreicht wurden oder nicht bei positiver Antwort (die Ziele wurden erreicht), kann die Zielintention deaktiviert werden allerdings können selbst bei Zielerreichung Defizite offenbart werden, so z.B., wenn die Ergebnis-Folge-Erwartung zu hoch angesetzt oder gar nicht berücksichtigt wurde wenn das angestrebte Ziel nicht erreicht wurde, kann Minderung des Anspruchsniveaus vorgenommen werden Soll allerdings das ursprüngliche Ziel beibehalten werden, müssen neue Gelegenheits- oder Durchführungsvorsätze gefasst werden Falls dagegen keine neuen Vorsätze gebildet werden und auch keine Verringerung des Anspruchsniveaus vorgenommen wird, kommt es zu einer degenerierten Zielintention mit geringer Realisierungschance und Behinderung der Realisierung konkurrierender Intentionen 159. Beschreiben Sie die Bewußtseinslagen des Abwägens und des Planens auf der Basis des Rubikonmodells. Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Gollwitzer, Heckhausen & Steller (1989), mit der die unterschiedlichen Bewußtseinslagen nachgewiesen wurden. Bewusstseinslage des Abwägens Offenheit für objektive, unvoreingenommene Informationsverarbeitung hinsichtlich der potenziellen Konsequenzen eines Handlungsergebnisses sowie der Realisierbarkeit der Wünsche Bewusstseinslage des Planens Informationsverarbeitung erfolgt nur noch parteiisch und fokussiert, d.h. nur für die Zielerreichung relevante Informationen werden noch verarbeitet Untersuchung zum Nachweis der unterschiedl. Bewusstseinslagen (Gollwitzer, Heckhausen & Steller, 1989 Gruppe von VPn wurde in 1. Phase gebeten, sich ein aktuelles Ziel präsent zu machen, für das sie sich schon entschieden haben sollten sich überlegen, wie dieses Ziel am besten zu realisieren ist. (Planungsphase) Gruppe 2 sollte sich Situation überlegen, in der sie sich für ein Ziel entscheiden müssen Abwägephase in der 2. Phase des Experiments sollten die VPn dann ein Märchen lesen, das sie anschließend fortsetzten sollten danach wurde gezählt, wieviele deliberative vs. implentative Aspekte das Märchenende enthielt (weiß jemand, was das zur hölle nochmal ist??) Ergebnis VPn, die vorher in die Planungsphase versetzt wurden, hatten mehr implementative (konkrete) Aspekte in ihrem Märchen, die in der Abwägephase mehr deliberative Aspekte (lat. deliberare, „erwägen, überlegen; sich entscheiden, beschließen“ vs. (implere, „anfüllen“, „erfüllen“) 160. Was versteht man genau unter “implementation intentions”? Worin unterscheiden sie sich von der Absicht, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen? Warum sind “implementation intentions” so wichtig für eine effiziente Zielverfolgung? Implementation intentions - konkrete Handlungsvorsätze, die entscheidend für eine effiziente Umsetzung zielbezogenen Verhaltens sind - im Gegensatz dazu sind Zielintentionen eher abstrakt und orientieren sich an deren Wünschbarkeit - Konkrete Handlungsvorsätze sind deshalb so wichtig für die Verfolgung von Zielen, weil sie unser Verhalten in einer bestimmten Situation spezifizieren, d.h. wir realisieren unsere Ziele im Voraus gedanklich 161. Schildern Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Gollwitzer & Brandstätter (1997) zum Nachweis der Wichtigkeit von “implementation intentions” bei der Zielverfolgung. Nachweis der Wichtigkeit von implementation intentions (Gollwitzer & Brandstätter (1997) - - untersuchten Realisierung einer Zielintention VPn hatten Aufgabe, während der Weihnachtsferien eine Hausarbeit zu schreiben 1. Gruppe sollte konkret sagen, wann genau sie die Arbeit schreiben will, 2. Gruppe wurde nur gesagt, dass die Arbeit zu schreiben ist AV: Wer gibt die Arbeit pünktlich ab? Ergebnis - Studierende der 1. Gruppe, die entsprechenden konkreten Handlungsvorsatz gefasst hatten, gaben Arbeit signifikant häufiger und schneller als diejenigen ab, die sich diesbezüglich nur eine Zielintention gesetzt hatten. 162. Erklären Sie die Begriffe Emotion und Stimmung und grenzen Sie die beiden Phänomene voneinander ab. Emotion - objekt- oder ereignisbezogene Gefühle, wie z.B. Angst, Abscheu, Hass, Trauer, Freude…, die uns bewusst sind und im Fokus unserer Aufmerksamkeit stehen - In ihrem Verlauf haben sie Anfang und Ende, d.h. ihre Dauer ist bestimmbar Stimmung - Nicht notwendigerweise durch ein bestimmtes Ereignis oder Objekt veranlasste, langanhaltende und zeitlich nicht klar abgrenzbare Perioden diffuser und im Hintergrund erlebter Gefühle, wie z.B. gute Laune 163. Was bedeutet es, dass Emotionen einen Objektbezug haben? Erläutern Sie dies an einem Beispiel. • Emotionen können objektbezogen auftreten, wenn sie als Reaktion auf das Auftreten oder die Anwesenheit eines bestimmten Objekt folgen • Z.B. sieht jemand eine verlassene Kinderschaukel und erinnert sich an seine Kindheit, dabei wird er von dem Gefühl der Liebe durchflutet (taaa-taaaa: theatralik allererster Sahne) • auch möglich bei objektbezogenen Ängsten, z.B. Bei Spinnenphobie: Angst 164. Wie kann man versuchen, die Vielzahl von Emotionsbegriffen, die in der Sprache vorkommen, auf grundlegende Emotionskategorien bzw. -dimensionen zu reduzieren? - 2 konkurrierende Ansätze kategorialer Ansatz Existenz evolutionär entwickelter universeller Basisemotionen, die in allen Kulturen der Erde zu finden sind Zahl der identifizierten Basisemotionen reicht von 2 bis 18 , wobei weitgehend Einigung über die folgenden 6 besteht: Ärger, Ekel, Angst, Freude, Trauer , Überraschung stützt sich größtenteils auf Studien Ekmans (1992) zu emot. Gesichtsausdrücken, die auf Fotografien von Menschen verschiedenster Kulturen wieder erkannt wurden dimensionaler Ansatz geht von verschiedenen Dimensionen aus, mit denen es möglich ist, Emotionen voneinander zu differenzieren Russell ( Circumplexmodell, 1980) ) konnte zeigen, dass Valenz - mit den Polen positiv und negativ – und Arousal - mit den Polen erregt und schläfrig – die meiste Varianz emotionalen Befindens aufklären & somit als Hauptdimensionen zu betrachten sind Zusätzlich wies er nach, dass Emotionen sich in einem durch die beiden Dimensionen aufgespannten Koordinatensystem kreisförmig anordnen lassen 165. Nennen Sie die beiden zentralen Dimensionen im Circumplex-Modell der Emotionen von Russell (1980) und verorten Sie die ff. Gefühls- oder Befindlichkeitszustände in diesem Modell: Angst, Freude, Trauer, freudige Überraschung, Entspannung, Müdigkeit/Schläfrigkeit. 2 zentrale Dimensionen des Circumplex-Modells Lust-Unlust (Valenz): Pleasure bei =0°, displeasure bei 180° = Pole der horizontalen Dimension Erregung-Ruhe (Arousal): arousal bei 90°, sleepiness bei 270° = Pole der vertikalen Dimension die anderen Zustände befinden sind zwischen den beiden Achsen um den Neutralpunkt herum so kann jedem emotionalen Zustand ein bestimmter Ort im zweidimensionalen Modell zugewiesen werden mittlerer Bereich: weder unangenehme noch angenehme Emotionen mittlerer Aktivierung 1 Emotion kann höchstens auf einer Dimension im Mittelbereich liegen - Circumplex = Modell mit kreisförmiger Struktur auf Kreisumfang werden Attribute eines Fachgebietes abgebildet Begriffe, die auf dem Umkreis nahe beieinander liegen, stehen in engerer Beziehung zueinander als die Begriffe, die sich weiter entfernt befinden. affektive Zustände = Resultat kognitive Prozesse, die sich bereits vollzogen haben, wenn das Gefühl seine Bedeutung bekommt 166. Skizzieren Sie das 2-Faktoren-Modell der Emotion von Watson, Clark & Tellegen (1988). Worin liegen die zentralen Unterschiede zum Circumplexmodell von Russell? Wie hängen die beiden Modelle zusammen? Verorten Sie auch hier die in Frage 165 genannten Gefühlszustände. 2-Faktoren-Modell der Emotion (Watson, Clark &Tellegen (1988) - - - 2idimensionales Stimmungsmodell mit den beiden Dimensionen Positiver Affekt und Negativer Affekt (jüngst in Positive Aktivierung (PA) und Negative Aktivierung (NA) umbenannt Veröffentlichung des PANAS (Positiver Affekt Negativer Affekt Schedule) zur Erfassung von PA und NA misst momentane/unmittelbar zurückliegende Befindlichkeit unter verschiedenen Bedingungen sowie auch dispositionelle Befindlichkeiten (im allgemeinen) PANAS besteht aus je 10 positiven (PA) und 10 negativen (NA) Items Die beiden Dimensionen PA & NA ergeben sich bei einer Hauptkomponentenanalyse & sind voneinander unabhängig PA= positiver Affekt. Items: aktiv, interessiert, freudig, erregt, stark, stolz, begeistert, wach, entschlossen, aufmerksam NA= negativer Affekt. Items: bekümmert, verärgert, schuldig, erschrocken, feindselig, gereizt, beschämt, nervös, durcheinander, ängstlich Andere Stimmungen werden im PA NA Modell als Mischungen dieser beiden Dimensionen beschrieben (z.B. Freude ist eine Mischung aus hoher PA und niedriger NA) und daher nicht direkt erfaßt Ähnlich dem Circumplexmodell beide Modelle beschreiben denselben 2dimensionalen Raum Nach dieser Vorstellung lassen sich die Dimensionen PA und NA durch eine 45° Rotation in die Dimensionen Stimmungsmessung ,Evaluation und Aktivierung des Circumplexmodells überführen (HÄ?) 167. Nennen Sie Probleme und Grenzen der dimensionalen oder kategorialen Strukturtheorien der Emotion. Unzulänglichkeiten beider Strukturtheorien - Beliebigkeit der Dimensions/- Kategoriebildung - 2 Dimensionen reichen nicht aus,um zu differenzieren Strukturmodelle können Spezifität der diskreten Emotionsbegriffe weder erfassen noch erklären - Ergebnisse immer abhängig vom verwendeten Itempool - Kreisförmige Anordnung wird nicht immer bestätigt (evtl. Artefakt der Itemauswahl?) - Empirische Zusammenhänge oder Sprachverständnis? 168. Was ist die Kernannahme der Appraisal-Theorien der Emotion? Erläutern Sie Ihre Ausführung mithilfe eines Beispiels. Appraisal-Theorien der Emotion - Emotionen sind abhängig von der Einschätzung („appraisal“) einer Situation, eines Ereignisses oder eines Objekts - z.B. wenn ich einen Ballon auf eine Wiese zuschweben sehe und einschätze, dass es eine Notlandung sein muss, weil sie viel zu schnell sind, mein Freund aber findet, es sei eine ganz normale Landung 169. Nennen Sie mindestens vier verschiedene Einschätzungsdimensionen, die für die Differenzierung emotionaler Zustände relevant sein können. Geben Sie für jede Dimension anhand eines Beispiels an, wie unterschiedliche Einschätzungen auf der jeweiligen Dimension (bei sonst gleicher Einschätzung auf den anderen Dimensionen) unterschiedliche emotionale Zustände bedingen können. Spezifische Emotionen ergeben sich immer als Kombination verschiedener Einschätzungen Wichtige Einschätzungsdimensionen - - Zieldienlichkeit/Valenz (pos./neg.): wenn ich sowieso schon aufgeregt und ängstlich bin, bewerte ich das Schweben des Ballons als Absturz; weil mein Freund ruhig und sicher ist, tut er das nicht Verantwortung/Absichtlichkeit (Ereignis, ich, andere): wenn ich weiß, dass im Ballon ein entflohener Häftling sitzt, gehe ich davon aus, dass er den Absturz manipuliert hat Bewältigungspotential/ Handlungsressourcen (geringe/hohe Kontrolle): weil ich überhaupt nichts unternehmen kann, um den Absturz zu verhindern bzw. rauszufinden, ob es wirklich ein Absturz ist, fühle ich mich noch geneigter, an die Katastrophe zu glauben Zeitbezug (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft): wenn mir jemand die Geschichte vom abstürzenden Ballon erzählt, habe ich eher keine Ambitionen, an die Absturzgeschichte zu glauben, als wenn es unmittelbar vor mir geschieht Erwartung/Wahrscheinlichkeit (hoch/niedrig): wenn ich letzte Woche im Fernsehen eine Doku über Ballonabstürze gesehen habe, glaube ich trotz der Seltenheit solcher Ereignisse, dass es dennoch ein Absturz Moralische Standards (Involviert: ja/nein, wenn ja: verletzt/erfüllt): wenn ich weiß, dass der entflohene Häftling im Ballon sitzt, macht mich das zum Mitwisser und ich fühle mich schuldig ich glaube noch stärker daran, dass Ballon abstürzt 170. Erläutern und kontrastieren Sie die beiden Auffassungen, kognitive Einschätzungen seien Ursache vs. Konstituente von Emotionen. Nennen Sie Argumente für bzw. gegen die jeweiligen Auffassungen. Kognitive Einschätzungen = Ursachen von Emotionen (Gedanken, Einstellungen,Bewertungen begründen eine Emotion) Kognitive Einschätzungen = Konstituenten von Emotionen (logische Folge?) = Emotion ist die logische Folge, die Summation aller kognitiver Prozesse einer Person in einem Moment 171. Schildern Sie die Kritik von Zajonc (1980) an den AppraisalTheorien der Emotion. Wie entgegnen Vertreter kognitiver Appraisal-Theorien dieser Kritik? Zur Erinnerungh: Vertreter kognitiver Appraisal-Theorien - postulieren, dass ein Gefühl durch einen Reiz (=Situation, Objekt, Ereignis) ausgelöst wird - Mensch bewertet Situation anhand verschied. Einschätzungsdimensionen - Emotionen erfüllen praktische Funktion: informieren die fühlende Person auf relativ einfache Weise darüber, ob eine Situation problematisch oder unproblematisch für sie ist - Gefühle helfen also ,sich in einer reizüberfluteten Umwelt zurecht zu finden und eine kognitive Überlastung zu verhindern (z.B. ist es leichter, die Empfindungen ggü. einer anderen Person im Gedächtnis zu speichern als sich an alle Eigenschaften dieses Menschen zu erinnern) Kritik von Zajonc (1980) - Appraisal-Theorien können nur schwer erklären, wieso manche Emotionen unmittelbar & sehr schnell auftreten s. Experimente zur unterschwelligen Wahrnehmung (Murphy & Zajonc, 1993) Vpn beurteilen bekannte Schriftzeichen positiver, wenn zuvor Fotos zur Induktion pos. Stimmung gezeigt wurden (unterhalb der Wahrnehmungsschwelle) - oder siehe Experimente zum Mere Exposure Effekt (Zajonc, 2000; Bornstein, 1998) bloße, subliminale Darbietung v. Reizen führt zur Präferenz dieses Reizes (wiederholte Darbietung führt zu mehr mögen, unbewusster Vorgang, keine Kognition ) Gegenargument der Vertreter kogn. Appraisaltheorien - Menschen schätzen Sachverhalt manchmal unbewusst ein u. ihre Gefühle treten reflexartig auf 172. Beschreiben Sie die Ergebnisse der Studie von Frijda et al. (1989) zum Zusammenhang zw. Emotionen & Handlungsimpulsen. Grundannahmen Frijdas Emotion = System, innerhalb dessen Bedürfnisse v. Menschen realisiert werden, kommt ohne Bedürfnis nicht zustande Gefühle gehen mit der Bereitschaft zu best. Handlungen einher (können psych. o. körperl. Natur sein und sind immer emotionsspezifisch) Z.B. neigen wir dazu, wenn wir uns über jdn. ärgern, den Verursacher zu attackieren, auf Angst reagieren wir mit Flucht oder Vermeidung und wer Mitleid empfindet, möchte helfen Ereignisse werden in mehrstufigen Bewertungsprozess hinsichtl. Ihrer Bedeutung für das Bedürfnis & für Handlungsmöglichkeiten bewertet (Ereignis muss aber real erscheinen, um Bedürfnis zu aktivieren) einmal ausgelöst, kann einer Emotion bzw. der entstehenden Handlungsbereitschaft nicht einfach gestoppt werden emotionale Antwort = Änderung der Handlungsbereitschaft Studie: Zusammenhang zwischen Emotionen & Handlungsimpulsen (Frijda (1989) VPn sollten sich für vorgegebene Emotionen (z.B. Furcht, Freude,.Ekel) jeweils 1 Beispiel in Erinnerung rufen und es dann kurz beschreiben, dann sollten sie auf 7PunkteSkala für 29 mögl. Handlungsoptionen angeben, wie sie reagiert hatten (z.B für Vermeidung: I wanted to stay away“) Autoren konnten 30 Datensätze für 32 Emotionen auswerten prüften, wie gut sich die 32 Gefühlszustände mithilfe der 29 verschied. Handlungstendenzen vorhersagen lassen (Prognosegüte: 4& % korrekt klassifizierte Emotionen) Es zeigte sich z.B., dass Menschen gerne unsichtbar sein möchten, wenn sie sich schämen, auf Freude mit Überschwang und Annäherung reagieren und auf traurige Ereignisse mit Hilflosigkeit 173. Skizzieren Sie die Instinkt-Definition von Emotionen von McDougall und nennen Sie für die folgenden Emotionen die zugehörigen Verhaltenstendenzen: Furcht, Ekel, Ärger, Zärtlichkeit. Evolutionstheoretische Ansätze - Unterschied zu anderen Ansätzen: hauptsächlich Einbezug einer weiteren Erklärungsebene neben der Beschreibung physiolog.& psycholog. Vorgänge (proximate Erklärung) und deren ontogenetischer Entstehung (distale Erklärung) - Hier fragt man v.a. nach den Ursachen & dem Zweck der Entstehung eines Phänomens, sowie dem damit verbundenen Reproduktionsvorteil (ultimate Erklärung) - wichtige Beiträge stammen z.B. von Darwin, Ekman, Fridlund, McDougall, Plutschik und Meyer Instinkt-Definition (McDougall, 1928) - Emotionen = instinktähnliche Reaktionsmuster auf typische, für das Überleben und die Reproduktion wichtige Situationen - ..Instinkte befähigen, bestimmte Gegenstände wahrzunehmen & ihnen Aufmerksamkeit zu schenken (Perzeption, Kognition) - .. , dadurch eine emotionale Erregung von ganz bestimmter Qualität zu erleben (Affekt) - …und daraufhin in ganz bestimmter Weise zu handeln o. wenigstens den Impuls zu einer solchen Handlung zu erleben (Motivation) - Z.B. Furcht Flucht , Ekel Abstoßung , Ärger Kampf, Zärtlichkeit Fürsorge, Staunen Neugier, Hochgefühl Dominanz, Demut Unterordnung 174. Welche Forschungsergebnisse sprechen dafür, Emotionen als zentrale Motivsysteme (appetitives vs. defensives Motivsystem) aufzufassen? Pos./neg. Emotionen entsprechen appetitiven bzw. aversiv/defensiven Motivsystemen (Dickinson & Dearing, 1979) - im Gehirn existieren 2 Motivationssysteme, die durch unterschiedl. Reize aktiviert werden : Aktivierungssystem (appetitiv) & Vermeidungssystem (defensiv) determinieren generelle Verhaltensstrategien - Aktivierung von Annäherungs- bzw. Vermeidungstendenzen - Konditionierte Furcht (Vorfreude) interferiert mit instrumentellem appetitivem Verhalten 175. Schildern Sie Untersuchungsergebnisse von Lang et al. (1997) zur Modulation des Blinzel-Reflexes und geben Sie eine theoretische Interpretation dieser Ergebnisse. Betrachtung pos. (neg.) Bilder schwächt (verstärkt) startle-reflex (Blinzelreflex, Lang et al., 1997) - Experiment Blinzelreaktion als Teil des startle-Reflex gemessen – Vpn hörten Probes (laute Töne), dabei IAPS – Bilder (International Affective Picture System großes Set standardisierter Bilder, international verfügbar, zur exp. Untersuchung wird eine feste Anzahl von Bildern gesehen - AV: Stärke der startle-Reaktion Ergebnis: - Positive & negative Bilder führen zu weniger starker Reaktion als neutrale binden Aufmerksamkeit in früher Verarbeitungsphase, alle anderen Reize werden ausgeblendet - wenn Probe nach längerer Zeit dargeboten wird: Reflex stärker, Bild schon verarbeitet Graphen gehen auseinander= Kopplung eines emotionalen Zustandes und Defensivreaktion 176. Beschreiben Sie die Untersuchung von Chen & Bargh (1999) zur Aktivierung instrumenteller Annäherungs- vs. Vermeidungstendenzen durch valente Reize. Welche Ergebnisse wurden in dieser Untersuchung erzielt und wie wurden diese Ergebnisse ursprünglich interpretiert? Welche Kritik läßt sich an dieser Interpretation üben? Beschreiben Sie hierzu die weitergehende Untersuchung von Markman & Brendl (2005). Aktivierung instrumenteller Annäherungs- vs. Vermeidungstendenzen durch valente Reize. (Chen & Bargh, 1999 präsentierten ihren VPn verschiedene Wörter, wobei Gruppe 1 bei positiven Worten Hebel zu sich ranziehen sollte, bei negativen Worten von sich wegdrücken (kongruent) Gruppe 2 sollte hingegen bei positiven Wörtern den Hebel von sich wegdrücken, bei negativen heranziehen (inkongruent) Ergebnis: Gruppe 1 signifikant schneller best. motorische Programme werden als Reaktion auf Annäherungsverhalten gelernt (z.B. jemanden umarmen man beugt die Arme; zieht den anderen zu sich ran), und entgegengesetzte Programme für Defensivverhalten erlernt werden (z.B. Stecken der Arme, z.B. um jemanden wegzuschubsen) Kritik / Studie von Markmann und Brendl allein motorische Programme können nicht der Grund sein: Vpn sahen auf Bildschirm ihren Namen + danach entweder über o. unter dem eigenen Namen positive und negative Worte Kongruenzbedingung: Vpn mussten Hebel zu sich ranziehen, wenn das positive Wort über dem Namen stand bzw. wegdrücken, wenn das positve Wort unter dem Namen stand (= das Wort hin zum Namen ziehen); & den Hebel wegdrücken, wenn ein neg. Wort über Namen stand bzw. ihn ranziehen, wenn neg. Wort unter dem Namen InkongruenzbBedingung: alles entsprechend umgekehrt; d.h. Bewegung hin zum Namen bei negativen Worten; Bewegung weg zum Namen bei positiven Worten Ergebnis es geht schneller, positive Reize zu sich zu bewegen & negative Reize von sich weg, egal ob dafür eine push oder pull Reaktion notwendig ist es sind also keine bestimmten motorischen Programme, die je nach Valenz eines Reizes aufsgeführt werden, sondern die motorischen Programme sind abhängig von der Verhaltensbedeutung. 177. Nennen Sie verschiedene Beispiele für verhaltenshemmende Effekte von Emotionen. Welche dieser Effekte verweisen möglicherweise dennoch auf eine funktionale emotionale Handlungsregulation? Beispiele für verhaltenshemmende Effekte von Emotionen 1. Verhaltenshemmung, wenn Emotion mit laufender Tätigkeit interferiert vorher ausgeführte Routineaufgabe wird z.B. unterbrochen, wenn Emotion auftritt damit wird Verhalten neu ausgerichtet & der Situation angepasst, z.B. lese ich gerade einen wissenschaftlichen Aufsatz, in dem es um die Behandlung von Krebs geht: weil mich das an eine nahe Person erinnert, werde ich traurig undnunterbreche die Lektüre, um mich zu „sammeln“ 2. Verhaltensblockaden durch intensive Emotion, z.B. Unfähigkeit zu antworten bei Prüfungsangst 3. Antriebslosigkeit bei Depressivität/Trauer Unterbrechung leerlaufender Handlungsroutinen das gesamte Motivationssystem wird heruntergefahren, um ein nicht erreichbares Ziel, aufgrund dessen man traurig ist (z.B. das Wiedersehen einer gestorbenen Person), zu deaktivieren und um Ressourcen für neue Aufgaben zu schonen 178. Was ist die Kernaussage der James-LangeTheorie der Emotion? James-Lange-Theorie der Emotion - Emotionen entstehen durch Wahrnehmung peripher-physiologischer Veränderungen, insbesondere der Gesichtsmuskulatur - körperliche Veränderungen sind Ursache, nicht Folge von Emotionen (da ich weine, bin ich traurig; da ich weglaufe, habe ich Angst ) - gegen Alltagspsychologie / kontraintuitiv, Fokus auf subjektivem Aspekt, weniger auf Verhalten - soll vor allem für „gröbere“ Emotionen gelten (Zorn,Furcht, Liebe, Hass, Freude, Scham, Stolz), weniger für „feinere“ Emotionen (Genugtuung, Dankbarkeit, Wissbegierde, Bewunderung...) 179. Was besagt die “facial-feedback”-Hypothese? Schildern Sie als Beleg dieser Auffassung Ablauf und Ergebnisse der sog. “penstudies” von Strack, Martin & Stepper (1988). Facial-feedback-Hypothese - man kann Emotionen durch Mimik und Haltung induzieren Beleg: „pen-studies“ (Strack, Martin & Stepper, 1988) - Vpn sollten Stift in den Mund nehmen - Gruppe 1 sollte ihn mit den Zähnen halten, so dass ein grinsendes Gesicht entsteht, Gruppe 2 mit den Lippen, was zu einem Schmollmund führ - Kontrollgruppe bewertete die Bilder, in dem sie den Stift in die Hand nahm - Anschließend sollten beide Gruppen Bilderwitze bewerten Ergebnis - tatsächlich bewerteten die Vpn mit Schmollmund die Witze schlechter als die mit dem grinsenden Gesicht 180. Worin besteht die Hauptfunktion des emotionalen Ausdrucksverhaltens (Mimik, Haltung)? Funktion emotionalen Ausdruckverhaltens - kommunikative Funktion Übermittlung persönlicher Motivzustände und Verhaltenstendenzen an den Interaktionspartner - Steuerung des Verhaltens anderer (durch Drohgebärden, Lachen…) manchmal auch unabhängig von den wirklich gefühlten Emotionen 181. Schildern Sie die klassische Studie von Schachter & Singer (1962) zur Rolle von arousal bei der Emotionsentstehung. Welches Ergebnis wurde beobachtet und wie wird dieser Befund interpretiert? Rolle von arousal bei der Emotionsentstehung (Schachter und Singer, 1962) Idee: Test des Sonderfalles der Emotionsentstehung unspezif. Physiolog. Erregung induzieren Versuch die Kognitionen / Attributionen so zu manipulieren, dass komplett verschiedene Emotionen entstehen (Ärger vs.Euphorie), aber wichtig: VPn darf nicht wissen, warum sie Erregung verspürt, sonst entstehen nicht die emotionsrelevanten Kognitionen!! manipulieren 3 Faktoren - 1. physiologische Erregung Gruppe 1 erhielt Adrenalin, Gruppe 2 nur ein Placebo 2. Erklärungsbedürfnis Gruppe 1 erfährt, wie Adrenalin wirkt (euphorisierend) , Gruppe 2 erfuhr nur falsche Wirkung (verursacht Kopfschmerz), Gruppe 3 erhielt keine Info 3.Kognition manipuliert dadurch, dass ein Eingeweihter entweder ärgerlich oder euphorisch war Ergebnisse: wenn VPn nicht bzw. falsch informiert waren, orientierten sie sich (wenn sie arousalauslösendes Adrenalin bekommen hatten) bei ihren Reaktionen an dem Verbündeten, d.h. sie wussten kognitiv nicht, dass sie Adrenalin bekommen hatten bzw. dass dieses positiv wirken würde, waren erregt, aber die Art der Erregung war dann abhängig vom gezeigten Verhalten des Verbündeten) aber auch in der Placebo-Gruppe, d.h. bei den VPn, die gar kein Adrenalin bekamen, liessen sich die VPn aufs „Glatteis“ führen und zeigten (wenn auch geringere) Tendenzen, sich an der Emotion des Verbündeten zu orientieren D.h. Emotion kann auch ohne arousal auftreten !! Sowie: Erregung aufgrund Adrenalin, Ursachenzuschreibung aber auf „Freude“ oder „Ärger“ (Fehlattributionen) Interpretation: Zusammenhang zwischen Emotion und Physiologie da, aber nicht so eng ist meist über Kognitionen vermittelt 182. Nennen Sie Argumente, warum physiologische Erregung (arousal) weder notwendig noch hinreichend für Emotion ist. - Arousal ist valenzunspezifisch tritt auch ohne Emotion auf - Emotionen treten auch ohne Arousal auf - Attribution von unspezifischem Arousal determiniert Emotion 183. Wozu kann Emotionsregulation eingesetzt werden? Unterscheiden Sie zwischen hedonistischer und funktionaler Emotionsregulation. Hedonistische Emotionsregulation - Erreichen möglichst angenehmer Emotionen - Neutralisierung negative Affekte - verstärkt positive Affekte und hält sie aufrecht Funktionale Emotionsregulation - Erreichen der „richtigen Emotionen“ - Emotionen werden entsprechend den situationsbedingten Normen gezeigt (z.B. nicht lachen auf Beerdigung) - Emotionen versuchen, den aufgabenbedingten Anforderungen gerecht zu werden z.B. wenn Konzentration erfordert, wird pos. Affekt gedämpft, die Impulsivität gedrosselt) 184. Wie lassen sich Emotionen regulieren? Möglichkeiten der Emotionsregulation - Situationskontrolle man meidet Situationen, in denen unangenehme Emotionen auftreten und sucht eher Situationen auf, die angenehme Emotionen mit sich bringen - kognitive Umdeutung (Verdrängung, Ablenkung, Distanzierung, benefit finding) 185. Beschreiben Sie Ablauf und Ergebnisse der Untersuchung von Lazarus et al. (1965) zur kognitiven Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflößender Filme. Kognitive Emotionsregulation bei der Betrachtung furchteinflössender Filme (Lazarus et al., 1965) Vpn mussten Film über Unfälle in Sägewerk gucken (z. B. sah man, wie einem Arbeiter zwei Glieder eines Finger in einer Fräsmaschine abgetrennt wurden) Zeigte man Gruppe 1 den Film unkommentiert, kam es zu massiven emotionale Reaktionen, gemessen über Hautleitfähigkeit Bat man VPn aber, sich klar zu machen, dass der Film nur gestellt ist, kam es zu Verleugnung, Intellektualisierung, so dass Emotionen dann viel geringer gezeigt wurden (Gruppe2) Später: in 2 EGs wurde schon vor dem Film ein leugnender bzw. intellektualisierender Kommentar dargeboten; eine KG erhielt einen neutralen Kommentar. Beide EGs zeigten während der Betrachtung der Unfallszenen eine schwächere Stressreaktion als die KG, wobei der intellektualisierende Kommentar die Stressreaktion d. VPn wiederum stärker reduzierte als der leugnende Kommentar Interpretation: weitgehende Bestätigung ihrer zentralen Hypothese, wonach das Ausmaß der Stressreaktion davon abhängt, ob bzw. zu welchem Grad ein Reiz bzw. eine Situation als für das eigene Wohlergehen bedrohlich bewertet wird in den Exp. von Speisman et al. (1964) und Lazarus et al. (1965) rief der stresserzeugende Film insbes. dann eine vglw. schwache Stressreaktion hervor, wenn dessen Bewertung als „bedrohlich“ durch einen intellektualisierenden Kommentar herabgesetzt worden war derselbe Film bewirkte dagegen überwiegend stärkere Stressreaktion, wenn entweder kein o.ein neutraler Kommentar gegeben wurde o. die Bedrohlichkeit des Filmes durch einen traumatisierenden Kommentar sogar noch gesteigert wurde spätere Ergebnisse (Speisman et al. (1964) bestätigen Lazarus’ Annahme, dass die Bewertung eines Ereignisses und damit die Stressreaktion auch von Eigenschaften der Person beeinflusst wird. 186. Inwiefern ist die Vorstellung irreführend, man könne sich für oder gegen Gefühle entscheiden? Warum kann dennoch eine kognitive Emotionsregulation erfolgreich sein? Was sind geeignete Hilfestellungen für eine kognitive Emotionsregulation - Emotionen treten auf, ohne dass man sie haben möchte – sie widerfahren mir i.d. einfach („Trauer überkam mich“) aber! Bewertung von Ereignissen ist nicht beliebig, sondern tritt mit dem Anspruch der Gültigkeit/Richtigkeit (nicht Beliebigkeit) auf d.h. wir beschreiben die Welt, wie sie ist; nicht, wie sie sein könnte Und bewerten nicht beliebig, was uns passiert, d-h- Emotionen sind immer unseren Zielen und Ansprüchen angemessen Hilfestellungen für kognitive Emotionsregulation - man kann klären was die kognitiven Grundlagen von Gefühlen sind - man kann in der Therapie Personen in der Wahrnehmung von Unterschieden, alternativen Sichtweisen, ungeprüften Voraussetzungen, Einstellungen und Attributionsvoreingenommenheiten sensibilisieren The End: Freier Fall der Motivation. Eine Hommage an Klaus Rothermund. Freier Fall (Nach Robert Gernhardt) Wenn´s denn nach unten gehen soll, Herr, lass mich wirklich fallen. Lass mich in ungebremstem Flug Voll auf das Pflaster knallen. Wer weiß, dass es nicht weitergeht, der kann nicht tiefer sinken. Gib mir den Rest, Herr, und lass den In Frieden weiterhinken.