Alzheimer Demenz Angehörige - Alzheimer Gesellschaft

Werbung
Alzheimer Demenz
Erkennung - Behandlung - Umgang mit Betroffenen
Alzheimer Demenz
Definition
Viele bekannte Namen –
eine gemeinsame Erkrankung
Helmut Schön
Ronald Reagan
Rita Hayworth
-3-
Herbert Wehner
Carolus Horn
Umgang mit dem Thema Demenz
-4-
Definition der DEMENZ
• Entscheidende Abnahme der intellektuellen
Leistungsfähigkeit (Gedächtnisstörungen)
• Beeinträchtigung in den persönlichen Aktivitäten des
täglichen Lebens
• Symptome bestehen länger als 6 Monate
Quelle: ICD 10
-5-
Definition der ALZHEIMER-Demenz
• Schleichender Beginn der Symptomatik mit langsamer
Verschlechterung
• Fehlen von Hinweisen auf andere Ursachen eines
Demenz-Syndroms
• Fehlen eines apoplektischen Beginns und Abwesenheit
neurologischer Herdzeichen
Quelle: ICD 10
-6-
Alzheimer Demenz
Häufigkeit & Risikofaktoren
Demenzhäufigkeiten
• Derzeit bundesweit ca. 1 Mio. an Alzheimer-Demenz Erkrankte
• In 10 Jahren schätzungsweise Verdoppelung der Anzahl Betroffener
-8-
Die Risikofaktoren für Demenzen sind
vielfältig
Nicht beeinflussbar
• höheres Lebensalter
• positive Familienanamnese
• weibliches Geschlecht
• genetische Faktoren
(z.B. Apolipoprotein E)
• Trisomie
-9-
Beeinflussbar  Prävention möglich
• Alkohol, Nikotin
• Medikamente
• Hyperhomocysteinämie
• Hypercholesterinämie
• Diabetes mellitus
• Arterielle Hypertonie
• KHK, Herzinsuffizienz
• Adipositas
• Schädelhirntrauma
Bildung und geistige Aktivität als
Schutzfaktoren
Personen mit guter Bildung kompensieren die bei Demenz
auftretenden Defekte besser (ungeachtet gleichermaßen
vorhandener hirnorganischer Veränderungen)
bei Personen, die schon als Kinder intellektuell wenig
stimuliert wurden, ist das Risiko einer Alzheimer-Demenz
bis zu fünfmal höher
offensichtlich werden bereits in der Kindheit die Strukturen
angelegt, die für eine höhere Reservekapazität des Gehirns
verantwortlich sind
Laut einer schwedischen Zwillingsstudie wurde die
Demenzentwicklung umso mehr verzögert, je komplexer die
Anforderungen im Berufsleben waren (vgl. Nonnenstudie)
- 10 -
Vorbeugende Maßnahmen gegen
Alzheimer-Demenz
•
•
•
•
•
•
•
- 11 -
Gedächtnistraining/ Intellektuelle Stimulation
Psychomotorisches Training & Gedächtnistraining
Musizieren
Mediterrane Kost/ Obstgenuss
Kommunikation
Sport, Bewegung, regelmäßiges Spazierengehen
Bluthochdruck behandeln
Alzheimer Demenz
Grundlagen und Ursachen der
Erkrankung
1907: Erstbeschreibung der Krankheit
durch Alois Alzheimer
Alois Alzheimer
- 13 -
Auguste D.
(Patientin)
Grundlagen der Alzheimer-Demenz
Bei einer Alzheimererkrankung kommt es zu
einem übermäßigen Absterben von Nervenzellen
im Gehirn durch Ablagerung von krankhaften
Eiweißen (sog. Plaques).
Die Ursache hierfür ist nach wie nicht ausreichend
aufgeklärt.
- 14 -
Ursachen Alzheimer-Demenz
- 15 -
Ursachen Alzheimer-Demenz
- 16 -
Ursachen Alzheimer-Demenz
- 17 -
Grundlagen der Alzheimer-Demenz
Nicht nur das Absterben von Nervenzellen
beeinträchtigt aber die Gehirnfunktionen, sondern
auch ein Mangel an sog. Botenstoffen,
insbesondere Acetylcholin.
Acetylcholinesterase
Nervenzelle
Nervenendigung
Acetylcholin
- 18 -
Schrumpfung des Gehirns bei
Alzheimer-Demenz
Normal
Alzheimer
Erkrankung
Courtesy of Albert Enz, PhD, Novartis Pharmaceuticals Corporation.
- 19 -
Alzheimer Demenz
Symptome und Verlauf der Erkrankung
Symptome und Verlauf der Erkrankung
- 21 -
Die Symptome der Erkrankung lassen
sich in drei Bereiche gliedern
Gedächtnis
Orientierung
Aufmerksamkeit
Denken, Logik
Sprache
Kognition
Alltagskompetenz
Verhalten
Veränderung der Persönlichkeit
Angst, Halluzinationen, Wahn, Apathie
- 22 -
Toilette
Ankleiden
Haushalt
Telefonieren
Umgang mit Geld
Reisen
Der Verlauf der Alzheimer-Erkrankung
wird in drei Stadien eingeteilt
Stadium
Symptome
Leicht
• Kurzzeitgedächtnis ↓
• Verhaltensänderungen,
Persönlichkeitsveränderung
• Ausdrucksprobleme
• Unfähigkeit, Neues zu lernen
• Stimmungsschwankungen
• Vermindertes
Urteilsvermögen
- 23 -
Mittel
• Beeinträchtigung des
Langzeitgedächtnisses
• Unruhe, Aggression,
Verwirrtheit
• Unterstützung bei den
alltäglichen Aktivitäten nötig
Schwer
• Inkontinenz,
motorische
Störungen
• Bettlägrigkeit
• Vollständige
Pflegebedürftigkeit
Alzheimer-Demenz
Weniger verändert sind bei Demenzkranken oft auch
längerfristig:
- Grundbedürfnis nach Kontakt, Zuwendung, Nähe
- Soziale Umgangsformen/ Gemeinschaftsgefühl
- Ästhetisches und musikalisches Erleben
- Erinnerung an wichtige Details aus der eigenen Biographie
- Erkennen nonverbaler Kommunikationsignale
- 24 -
Frühstadium
• Vergesslich und geistesabwesend
• Müdigkeit
• Schwierigkeiten beim Erinnern bekannter Wörter
• Unvermögen, Neues zu erlernen
• Verschlechterung des Urteilsvermögens und des
Sozialverhaltens
- 25 -
Anfänglich ist besonders das
Kurzzeitgedächtnis betroffen
Zu Beginn einer
dementiellen Entwicklung
im Alter findet sich eine
Abnahme der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, die einer Kurzzeitgedächtnisstörung vorausgehen kann.
Diese Abnahme kognitiver
Fahigkeiten trägt zur
Beeinträchtigung der
Alltagssicherheit im
Haushalt, am Arbeitsplatz
und im Straßenverkehr bei.
- 26 -
Langzeitgedächtnis
Kurzzeitspeicher
(zunächst wenig
betroffen)
„Verschwundene“ Gegenstände stehen
häufig am Anfang der Erkrankung
- 27 -
Mittleres Stadium
• Verlust von Logik, Gedächtnis und motorischen Fähigkeiten
• Ruhelosigkeit
• eingeschränkte Alltagsfähigkeiten (essen, Hygiene, etc.)
• Körperliche oder verbale Aggressionen als Reaktionen
auf Frustration
• Sprache, verbale Fertigkeiten sowie Rechenleistung
nehmen ab
• Paranoide Symptome
- 28 -
Schweres Stadium
• Blasen- und Darmkontrolle nimmt ab
• Fähigkeit zu sprechen oder einfache Befehle auszuführen
nimmt ab
• Halluzinationen
• Emotionale Störungen: Beschimpfung oder
Teilnahmslosigkeit möglich
• Abnehmende Betroffenheit oder Ängste, da das Bewusstsein
dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist, verloren geht
• Schlurfender Gang, langsame und unbeholfene
Bewegungen
- 29 -
Verlauf der Erkrankung am Beispiel
Carolus Horn
Carolus Horn (1921-1992) war Illustrator so
bekannter Slogans wie:
“Nur Fliegen ist schöner” (Opel),
“Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an” (Esso)
“Alle reden vom Wetter. Wir nicht” (Deutsche
Bundesbahn)
Im Jahre 1985 treten bei ihm erste klinische
Anzeichen eines Morbus Alzheimer auf.
- 30 -
Schon 1980, lange bevor die Krankheit klinisch manifest wurde, zeigen sich
perspektivische Änderungen und eine undifferenzierte Personendarstellung
als Frühsymptom.
- 31 -
Das letzte Rialto-Motiv entstand 1988. Personen erkannte Carolus Horn
damals nicht mehr sicher. Die Farben wurden heller, gelb wurde bevorzugt.
Die Wolken wurden zu Spiegeleiern.
- 32 -
Aquarell aus dem Jahre 1991 mit
Reduzierung und Monotonisierung der
Bildelemente. Die Malerei gewinnt
“kindliche Züge”. Im wesentlichen wird
nur noch mit einer Farbe gemalt; die
Figuren werden mit Bleistift
vorgezeichnet
- 33 -
Alzheimer Demenz
Diagnostik
Diagnostik
- 35 -
Diagnose der Alzheimer-Demenz
Erfolgt i. d. R. durch den Arzt (Haus- u./o. Facharzt)
 Körperliche Untersuchung
 Blutabnahme/ Laborwerte
 CT oder MRT (Kernspinuntersuchung) des Gehirns
 Psychometrische Tests
 ggf. Nervenwasserentnahme
Alternativ:
Ausführliche testpsychologische Untersuchung im Rahmen von
Gedächtnissprechstunde oder stationärer Behandlung
- 36 -
Demenz-Screeningtests
Psychometrische Testverfahren,
z.B. MMST (0-30 Punkte)
Punkte:
26-30 unauffällig
20-25 V.a. leichte Demenz
10-20 V.a. mittelgradige Demenz
0-10 V.a. schwere Demenz
- 37 -
Demenz-Screeningtests
- 38 -
Alzheimer Demenz
Therapie
Grundsätze der Lebensgestaltung
Tagesablauf überschaubar und gleichmäßig gestalten
(Aufstehen, Essen, Aktivitäten)
Lebensraum möglichst nicht oder nur wenig verändern
(Möbel, Wohnung)
Gewohnheiten beibehalten (Hobbies, Haushalt, soziale
Aktivitäten)
Anpassung der Lebensbedingungen (Gefahrenquellen
beseitigen, z.B. Herdsicherung, Stolperfallen)
Körperliche Aktivität beibehalten
- 40 -
Grundsätze der Lebensgestaltung
Kranke nicht über- und unterfordern
Einbeziehung ins Alltagsleben
Übertragung von Aufgaben (z.B. Gartenarbeit, Abtrocknen,
Staubwischen)
Erkrankung in die Normalität holen, nicht verschweigen
Information von Familienangehörigen, Bekannten, Freunden,
Nachbarn
- 41 -
Rolle der pflegenden Angehörigen
Zeit nehmen (auch für sich selbst)
Deutlich, langsam und laut sprechen
Klare und einfache Anweisungen geben
Sinnlose Diskussionen vermeiden
Wahlmöglichkeiten einschränken
nicht:
besser:
dann:
- 42 -
Möchtest Du Kaffee oder Tee?
Möchtest du Kaffee?
Möchtest du Tee?
Medikamentöse Therapie der
Alzheimer-Demenz
Durch die Beeinträchtigung und das Absterben von Nervenzellen fehlt es am
Botenstoff Acetylcholin, der die Erregung von einer Nervenzelle zur nächsten
Nervenzelle überträgt
Durch eine Hemmung des Enzyms Acetylcholinesterase, das Acetycholin
abbaut, kann ein Vermehrung diese Botenstoffes erreicht werden
Mit diesen sog. Cholinesterasehemmstoffen (z.B. Exelon) kann die
Gehirnfunktion verbessert oder stabilisiert werden
Acetylcholinesterase
(baut ab)
Nervenendigung
- 43 -
Acetylcholinesterase-Hemmer
Acetylcholin (Botenstoff)
Nervenzelle
Sonstige Medikamente im Rahmen
einer Alzheimer-Demenz
Bei deutlich ausgeprägten Verhaltensstörungen (z.B.
Agitiertheit, depressive Symptome) kann die Verordnung
anderer Medikamente wie Neuroleptika und Antidepressiva
vorübergehend sinnvoll und notwendig sein.
Darüber hinaus sollte aber jeder Alzheimererkrankte mit
einer leichten oder mittelschweren Demenz einen
Cholinesterase-Hemmer erhalten.
- 44 -
Erforschung neuer Behandlungsansätze
- 45 -
Erforschung neuer Behandlungsansätze
- 46 -
Alzheimer Demenz
Umgang mit Betroffenen
Wichtige Betreuungskonzepte
• Validationsansansatz (N. Feil)
• Selbsterhaltungstherapie (B. Romero)
• Biographiearbeit
• Milieutherapie
Generell:
Die Selbständigkeit Betroffener
möglichst lange aufrecht erhalten!
- 48 -
Validation
Validation im Sinne von Naomi Feil, läßt
sich mit „etwas für gültig erklären“ oder auch als
„Wertschätzung“ übersetzen.
Validation ist eine Kommunikationsform und Therapie mit
der man mit mangelhaft orientierten und desorientierten
alten Menschen in Verbindung treten und vor allem in
Verbindung bleiben kann.
- 49 -
Validation
Validation bedeutet, dem Demenzkranken in
dessen innere Welt
folgen, sie zu
benennen und zu
bestätigen
- 50 -
Validation: Beispiel
- 51 -
„folgen“:
„benennen“
„bestätigen“
- 52 -
?
Selbsterhaltungstherapie (B. Romero)
Bewahren der Kontinuität im personalen Erleben und Selbstverständnis unter anderem durch:
Anpassen der räumlichen Umwelt an den Erinnerungsrahmen des Patienten
D.h. z.B. möglichst geringe Veränderungen des Wohnumfeldes, auch bei Umzug in eine stationäre Einrichtung,
etwa durch Mitbringen eigener, alter Möbel.
Konstante Bezugspersonen
Durch den Verlust des Gedächtnisses und durch krankheitsbedingte Wahrnehmungsstörungen kann der Erkrankte
Personen nur noch schlecht zuordnen. Möglichst geringer Wechsel bei versorgenden Personen stabilisiert den
Patienten.
Anpassen der sozialen Umgangsformen, Kultur- und Beschäftigungs-angebote an die Möglichkeiten,
Gewohnheiten und Präferenzen der Kranken
Durch besondere Kommunikations- und Verhaltensformen wird versucht, dem Kranken seine Defizite nicht vor
Augen zu führen, sondern ihm Brücken zu bauen. Im Sinne der Biographiearbeit wird darauf geachtet, dass die
Vorlieben des Kranken möglichst berücksichtigt werden.
Hilfe beim Verstehen
Die kreative Aufgabe der versorgenden Personen liegt darin, sich in die subjektive Realität des Kranken zu
versetzen, um ihn und seine Bedürfnisse zu verstehen.
Bewahren der Zuversicht
Der Umgang mit dem Patienten soll sich an den erhaltenen Fähigkeiten orientieren, nicht an den verlorenen.
Bewahren des selbstnahen Wissens
Durch sorgfältig abgewogene und gezielte Übungen wird das biographische Wissen erhalten und reaktiviert.
Einbindung der Angehörigen
Die Auswirkungen der Demenzerkrankung betreffen immer den Kranken und sein persönliches Umfeld besonders.
Die Einbindung der Angehörigen aus therapeutischen Gründen zum einen und zu deren eigenen Entlastung zum
anderen ist ein zentraler Punkt des Konzeptes.
*nach Romero, Barbara, Rehabilitative Ansätze bei Alzheimer-Krankheit: die Selbsterhaltungstherapie in: Frommelt, P. und Grötzbach, H.
(Hrsg.) NeuroRehabilitation, Blackwell, 1999, S. 531-540.
- 53 -
Biographiearbeit
Persönlichkeit, Lebensziele, Rückbesinnung
Prägende Lebensereignisse (emotionale Gedächtnisinhalte)
Zugriff auf Langzeitgedächtnisinhalte
Kommunikationsförderung
Identität
Vertrauensaufbau
- 54 -
Milieutherapie (Anwendbarkeit)
- 55 -
Alzheimer Demenz
Verhaltensstörungen
Häufige Verhaltensstörungen (aus: Altern in Würde)
Aggression und Wut
Demenz-Kranke verhalten sich manchmal aggressiv, entweder mit Worten
oder - wenn auch seltener - mit Taten. Manchmal genügt als Anlass schon
eine Nichtigkeit, auf die der Patient überreagiert. Dieses Verhalten wird
durch die Krankheit verursacht, nicht durch den Kranken selbst. Meist ist
Angst der Auslöser, und der Betroffene will damit eine vermeintliche
Gefahr abwehren.
Möglicherweise wird er aber auch wütend, weil er um etwas bitten muss,
was er früher selbstständig erledigen konnte. So schnell und überraschend
wie der Wutanfall kam, kann er auch wieder abklingen. Derartige rasche
Stimmungsschwankungen sind typisch für die Demenz-Erkrankung.
Was Sie tun können:
Bewahren Sie Ruhe und nehmen Sie den Vorfall nicht persönlich.
Dem erregten und feindselig gestimmten Kranken sollten Sie sich stets
ruhig und von vorne nähern. Vermeiden Sie Drohgebärden, die der
Demenzkranke als einen Angriff auslegen könnte. Wenn er liegt, sollten
Sie sich hinknien, um in Augenhöhe zu sein.
Beruhigen Sie den Betroffenen. Versuchen Sie ihn abzulenken, indem
Sie ihm einen Vorschlag machen, jetzt etwas anderes zu tun, was er
normalerweise gerne tut.
Achten Sie auf ihre eigene Sicherheit; Demenz-Kranke können kräftiger
sein, als man annimmt.
Versuchen Sie herauszufinden, was das aggressive Verhalten ausgelöst
hat, damit Sie es zukünftig vermeiden können. Auch hier können
Medikamente weiterhelfen.
- 57 -
Häufige Verhaltensstörungen
Unruhe, Ruhelosigkeit und Wandern
Der Drang umherzuwandern, ist für Demenz-Kranke sehr typisch. Meistens gibt es
einen Grund für das rastlose Treiben wie beispielsweise Langeweile,
Unbequemlichkeit oder das Gefühl, an einem falschen Ort zu sein.
Doch der Kranke hat in der Regel vergessen, warum er eigentlich losgegangen ist
und wohin er wollte. Auch die Hände können ständig in Bewegung sein, werden
geknetet und knöpfen Jacken permanent auf und zu.
Für die pflegenden Angehörigen ist es sehr anstrengend, den Patienten ständig im
Auge zu behalten und darauf zu achten, dass ihm nichts zustößt, ohne ihn aber
gleichzeitig zu sehr in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken.
- 58 -
Was Sie tun können:
Treffen Sie Vorsorge an Türschlössern oder Gartentüren, damit der Betroffene
nicht in die weite Ferne wandern kann.
Wenn Sie einen Garten haben, gestalten Sie ihn so, dass der Kranke darin
gefahrlos umherwandern kann.
Schaffen Sie im Haus eine gleichbleibende, vertraute Umgebung.
Machen Sie regelmäßig Spaziergänge mit dem Kranken. Beschäftigen Sie ihn,
damit möglichst keine Langeweile aufkommt.
Beobachten Sie den Wanderdrang, vielleicht können Sie herausfinden, ob es
dafür bestimmte Anlässe oder Regelmäßigkeiten gibt. Dann können Sie rechtzeitig
versuchen, den Kranken abzulenken.
Informieren Sie die Nachbarn über die Wanderneigung des Demenz- Kranken und
stellen Sie sicher, dass man ihn erkennen und nach Hause bringen kann, indem Sie
ihm zum Beispiel ein Armband mit Namen, Adresse und Telefonnummer umbinden,
das er immer bei sich trägt.
Nicht selten sind auch Unwohlsein oder Schmerzen der Auslöser für das
Wandern. Dies sollte durch einen Arzt abgeklärt werden.
Häufige Verhaltensstörungen
Schlafstörungen und nächtliches Herumlaufen
Viele Demenz-Kranke leiden unter Schlafstörungen. Manchmal kehrt sich
der Schlaf- Wach-Rhythmus sogar ganz um, die Betroffenen können dann
nicht mehr zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Nächtliches
Umherirren im Dunkeln kann zu Unfällen und Verletzungen führen. Für die
Angehörigen können die Schlafstörungen des Patienten zu einer großen
gesundheitlichen Belastung werden, denn nur die wenigsten Pflegenden
können den entgangenen Schlaf tagsüber wieder nachholen.
Was Sie tun können:
Halten Sie den Betroffenen tagsüber möglichst aktiv, beispielsweise
durch Spaziergänge an der frischen Luft oder durch andere
Beschäftigungen, so dass er tagsüber nicht zu viel schläft und sich viel
bewegt.
Achten Sie darauf, dass der Kranke abends weniger Flüssigkeit zu sich
nimmt, damit er nachts nicht häufiger zur Toilette muss. Kaffee und
schwarzer Tee sollten vermieden werden.
Auch ein warmes Bad kann helfen.
Sorgen Sie dafür, dass sich der Kranke zur Schlafenszeit in seinem Bett
wohl fühlt.
Wenn sich das nächtliche Herumlaufen nicht ganz verhindern lässt,
machen Sie zumindest die Wege sicher. Bauen Sie an gefährlichen Stellen
wie Treppen Sicherheitsgitter ein. Schließen Sie die Türen ab.
Klären Sie mit Ihrem Arzt, ob der Betroffene eventuell Medikamente
erhält, die ihn tagsüber müde machen und er deshalb nachts nicht
schlafen kann.
- 59 -
Häufige Verhaltensstörungen
Depression und Niedergeschlagenheit
"Ich bin am Ende" oder "Mir ist alles egal": Wenn der
Demenz-Kranke solche Aussagen macht oder gar
wiederholt Selbstmordgedanken äußert, könnte das ein
Hinweis auf eine Depression sein. Weitere Anzeichen für
eine depressive Erkrankung sind Appetit- und
Schlaflosigkeit sowie fehlender Antrieb.
Was Sie tun können:
Der erste Weg sollte zum Arzt führen. Zur Behandlung
von Depressionen gibt es gut wirksame Arzneimittel, die
nicht abhängig machen und gut verträglich sind. Es kann
allerdings einige Wochen dauern, bis eine Besserung zu
erkennen ist.
Versuchen Sie mit dem Betroffenen über seine Problem
zu reden, soweit das seine möglichen Sprachstörungen
noch zulassen.
Beschäftigen Sie ihn mit Tätigkeiten, die er früher gerne
getan hat. Ermuntern oder helfen Sie ihm, angenehme
Erinnerungen zu aktivieren. Eventuell kann auch eine
Musik- oder Kunsttherapie sinnvoll
- 60 -
Häufige Verhaltensstörungen
Anklammern und Nachlaufen
Die Grenzen der Geduld eines Pflegenden werden schnell
erreicht, wenn der Kranke seiner Bezugsperson den ganzen Tag
lang hinterher läuft und keine Sekunde aus den Augen lässt.
Ohne es zu wollen, beraubt er den Pflegenden jedweder
Rückzugsmöglichkeit. Auch wenn dieses Verhalten schwer zu
ertragen ist und Unmut auslöst, ist es jedoch auch
nachvollziehbar: Für den kranken Menschen, dessen Welt
zunehmend fremder und beunruhigender wird, sind Sie der
ruhende Pol und der Orientierungspunkt.
Was Sie tun können:
Versichern Sie dem Kranken, wenn Sie ihn allein lassen, dass
Sie bald zurückkommen.
Achten Sie bei längerer Abwesenheit darauf, dass jemand
anderes sich um den Kranken kümmert.
Beschäftigen Sie ihn mit einer Tätigkeit, die er gerne tut.
Was Sie nicht tun sollten:
Vermeiden Sie Streit und unbeherrschtes Reagieren.
Beharren Sie nicht lautstark auf Ihrer Privatsphäre
- 61 -
Häufige Verhaltensstörungen
Misstrauen
Misstrauisches Verhalten ist eng verbunden mit falschen
Anschuldigungen. Verliert oder verlegt ein Demenz-Kranker
beispielsweise seine Schlüssel, kann das bei ihm Ärger oder auch
Verzweiflung hervorrufen. Ein "Erklärungsmoment" bedeutet für ihn
unweigerlich, dass andere ihm Böses wollen und sie die Schlüssel
versteckt haben. Es ist auch möglich, dass der vermeintlich vermisste
Gegenstand gar nicht existiert. Besonders heikel sind Anschuldigungen
in Bezug auf "verschwundenes Geld". Sie können besonders verletzend
wirken.
Was Sie tun können:
Wenn der Kranke Gegenstände vermisst, helfen Sie ihm suchen.
Nehmen Sie ihn in seinem Gefühl ernst.
Merken Sie sich "Lieblingsverstecke", lassen Sie Nachschlüssel
anfertigen und machen Sie von wichtigen Dokumenten Kopien.
Versuchen Sie, mit den falschen Anschuldigen und ihren eigenen
Emotionen zurecht zu kommen.
Was Sie nicht tun sollten:
Versuchen Sie nicht krampfhaft, Ihren Angehörigen davon zu
überzeugen, dass er sich irrt.
Regen Sie sich nicht auf, wenn Sie oder andere Familienmitglieder
fälschlich bezichtigt werden
- 62 -
Häufige Verhaltensstörungen
Überreaktion und Stimmungsschwankungen
Das heftige Reagieren auf Dinge, die dem Gesunden
banal erscheinen, ist schwer zu erklären. Oft lässt sich
nicht einmal der Auslöser der Überreaktion ausmachen.
Eingreifen kann man in ein solches Reaktionsmuster in
der Regel nicht, aber Sie können versuchen, eine
Zuspitzung zu verhindern.
Was Sie tun können:
Versuchen Sie, den Kranken zu beruhigen. Sprechen
Sie mit sanfter Stimme.
Schützen Sie sich gegebenenfalls und verlassen Sie den
Raum; so kann der Kranke sich beruhigen.
Was Sie nicht tun sollten:
Überfordern Sie den Kranken nicht mit Aufgaben, die er
nicht (mehr) lösen kann.
Setzen Sie ihn nicht lauten, unüberschaubaren
Situationen aus, in denen zu viele Menschen zur gleichen
Zeit sprechen oder nach etwas fragen.
- 63 -
Häufige Verhaltensstörungen
Wahn und Halluzination
Demenz-Kranke unterliegen oft Sinnestäuschungen (Halluzinationen), das
heißt, sie sehen, hören oder riechen etwas, was aber in Wirklichkeit gar
nicht da ist. Wenn der Patient glaubt, dass ihn jemand bestohlen hat oder
dass der Postbote ständig wichtige Briefe unterschlägt, spricht man
dagegen von Wahnvorstellungen. Am häufigsten leiden Demenz-Kranke
unter wahnhaften Verkennungen. So sind sie beispielsweise überzeugt,
dass Verwandte und Bekannte eigentlich verkleidete Fremde sind oder sie
erkennen sich selbst nicht mehr im Spiegelbild und erschrecken deshalb.
Manchmal werden auch Personen oder Situationen aus dem Fernsehen
für real gehalten. Sinnestäuschungen und Wahnvorstellungen können
Furcht und darüber wieder aggressives Verhalten auslösen.
Was Sie tun können:
Bleiben Sie ruhig und erklären Sie dem Betroffenen, dass alles in
Ordnung ist. Vermitteln Sie ihm Geborgenheit, indem Sie beruhigend mit
ihm sprechen und ihn sanft berühren. Zeigen Sie ihm, dass Sie seine
Sorgen verstehen.
Versuchen Sie, den Kranken abzulenken.
Versuchen Sie zu klären, was die Halluzinationen oder den Wahn
ausgelöst haben könnte. Manchmal hilft es schon, Spiegel einfach
abzudecken, Tierfiguren oder Bilder zu entfernen und den Wohnraum
besser auszuleuchten, so dass keine dunklen Ecken und Schatten mehr
vorhanden sind.
Suchen Sie einen Arzt auf und sprechen Sie mit ihm über diese
Probleme. Auch hier können die richtigen Medikamente die Lage
verbessern.
- 64 -
Häufige Verhaltensstörungen
Ängste:
Rasche Überforderung aufgrund von Aufmerksamkeits- und
Orientierungsstörungen
Sinnestäuschungen (Wahrnehmungsstörungen/
Halluzinationen)
Wahrnehmung vorhandener Defizite/ Hilflosigkeitsgefühl
(Frühstadium)
Verunsicherung durch Gedächtnisstörungen/ ADL-Probleme
Anklammern, ständiges Rufen, Einsamkeitsgefühl
Fremdheitsgefühle
- 65 -
Übersicht über Pflegeeinrichtungen
Selbsthilfeinitiativen
Arzt
Demenzambulanz
ambulant
mobile Hilfsdienste
ambulante Pflege
teilstationär
Tagesklinik
Tagesbetreuung
Kurzzeitpflege
Klinikbehandlung
stationär
Heimpflege
leicht
- 66 -
mittel
schwer
Informationsquellen/ Anlaufstellen
Internet:
www.alzheimer-bayern.de
www.alzheimer-niederbayern.de
www.alzheimerforum.de
www.demenz-ratgeber.de
Telephonisch:
Alzheimer Gesellschaften:
Bundesweit (01803/17 10 17)
- 67 -
Gedächtnis-
Asklepios Klinik Schaufling (09904/77 55 71)
Sprechstunden
Geriatrische Rehaklinik Aidenbach (08543/981-0)
Fachstellen für
Kath. Sozialzentrum Straubing (09421/ 99 12-0)
pflegende Angehörige
Caritas Deggendorf (0991/ 38 97 14)
Stationäre Behandlung
BZK Mainkofen – Gerontopsychiatrische Stat. C6/7
- 68 -
Herunterladen