Familie zwischen Privatheit und Öffentlichkeit & „Elternpädagogik“ 1 Familie wie wir sie heute kennen Junge Geschichte Umstrittenes Modell Ausdifferenzierung 2 • Unter Familie wird meistens die vorherrschende Kernfamilie mit Eltern und Kindern in einer Haushaltsgemeinschaft verstanden. Jedoch verbreiten sich zunehmend alternative Lebensformen neben der traditionellen Kernfamilie. Noch nie zuvor gab es so viele unterschiedliche familiäre Lebensformen in unserer Gesellschaft wie heute. 3 • Allgemeine Definition von Familie • Familie = dort, wo Kinder leben • neue Definition im 7. Familienbericht der Bundesregierung 2006: Familie = dort, wo mehrere Generationen leben 4 Familie als „privater“ Bewältigungsort: • Das Konzept der familialen Solidarität zur Beschreibung der familialen Generationenbeziehungen (vgl. Szydlik 2000) unterscheidet: - die affektive Solidarität (als das subjektive Zusammengehörigkeits- und Verbundenheitsgefühl), • - die assoziative Solidarität (als gemeinsame Aktivitäten und Art und Häufigkeit der Kontakte) • - die funktionale Solidarität (als Unterstützungsleistungen in Bezug auf Geld (monetäre Hilfen), Zeit (instrumentelle Hilfeleistungen) und Raum 5 Die Familie kompensiert gesellschaftliche Unsicherheiten und Zukunftsangst • als „Heimathafen“ von Kindern und Jugendlichen, von dem aus andere Lebenswelten erschlossen werden (emotionale Unterstützung und sozialer Rückhalt) • der sozioökonomische Status (finanzielle Ressourcen, Bildungsgrad, soziale Anerkennung) der Eltern entscheidet über die Spielräume der persönlichen Entfaltung (vgl. 7. Familienbericht 2006) 6 Generationenbeziehungen Austausch Geben und Nehmen Ressourcen etc. 7 Familie = Kernstruktur der Gesellschaft Einer der wichtigsten Sozialisationsorte 8 Private Funktion versus öffentliche Kontrolle • Geschichte im Umgang mit Familien • Kernstruktur der Gesellschaft wird scharf beobachtet • Eingriffsrechte • Kinderrechte: • „Jedes Kind hat ein Recht auf Erziehung…“ 9 2. Probleme von Kindern heute: Grundlegende internationale Kinderrechte auf Schutz, Erziehung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit (UN-KRK) • • • • • • Recht auf gewaltfreie Erziehung Schutz vor Ausbeutung Recht auf Bildung Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit Rechte der Familie auf Schutz Staatliche Unterstützung bei Erziehungsproblemen • Recht auf Beteiligung bei Entscheidungen, die sie betreffen 10 Lebensbedingungen • Anforderungen • Bewältigungsprobleme • Entgrenzung der Lebenswelten • Überforderung, Überlastung der Familien als Auffangbecken für Bewältigungsprobleme ihrer Mitglieder 11 Privatheit und Öffentlicheit Autonomie und Kontrolle Politik oder Pädagogik Normalität und Bedenklichkeit 12 Interventionsgründe • Erziehungsprobleme • Versorgungsprobleme der Kinder, Desorganisation • Sucht- und Drogenprobleme • Überlastungsphänomene, Überforderung • Verhaltensauffälligkeiten der Kinder • Kommunikationsprobleme, Beziehungsprobleme • Krisen aller Art 13 Kernfiguren der Familie als Grundlage für pädagogisches Eingreifen • Sozialisationsleistungsfamilie oder Erziehungsfamilie • ungenügende Leistungen in der sozialisationswirksamen Unterstützung von K u J (Zurechtkommen in der Gesellschaft herstellen) • (außen) • Familie als personenintegrierender Lebensort: • Ungenügende Fähigkeiten von Hilfe und Sorge gegenüber dem einzelnen Kind und Jugendliche • (innen) 14 Klassische Familienbezogenen Interventionsmodelle • Familienfürsorge • Elternarbeit • Erziehungshilfen spezielle Wohnformen der Privatfamilie • Elternbildung • Familienhilfe • Familientherapie 15 Elternpädagogik Grundfragen • Wie Bedeutung haben Eltern für die Familie? Eltern als „Architekten“ der Familie • Unter welchen Bedingungen arbeiten die elterlichen „Architekten“? 16 • Was kennzeichnet Erziehung? • Was heißt Elternverantwortung, was heißt „elterliche Gewalt“? • Was heißt professionelle Begleitung von Erziehungsfragen? 17 „Elternbildung“ • § 16 SGB VIII • Familien- und Elternbildung soll “…auf Bedürfnisse und Interessen sowie auf Erfahrungen von Familien in unterschiedlichen Lebenslagen und Erziehungssituationen eingehen, die Familie zur Mitarbeit in Erziehungseinrichtungen und in Formen der Selbst- und Nachbarschaftshilfe besser befähigen sowie junge Menschen auf Ehe, Partnerschaft und das Zusammenleben mit Kindern vorbereiten.“ 18 Gefahr der Elternkurse • Mythos der einen „richtigen“ Erziehung • Illusion, es gebe Strategien, Rezepte und Maßnahmen, die Erziehung „erfolgreich“ werden lassen • Richtungsstreit 19 Starke Eltern – starke Kinder® • Entwickelt im Kinderschutzbund Aachen • Bundesweiter Elternkurs • Orientierung an der UNKinderrechtskonvention: Rechte und Entwicklungsbedürfnisse von Kindern 20 Starke Eltern – starke Kinder® • Fokus auf: Stärkung kindlicher Mitbestimmungs- und Gestaltungsmöglichkeiten • Eltern lernen • Den Fähigkeiten ihres Kindes zu vertrauen und es anzuleiten, eigene Lösungen zu finden 21 Starke Eltern – starke Kinder® • Eigene Gefühle im Umgang mit dem Kind reflektieren • Eigene Werte reflektieren und Handeln an diesen W. messen • Eltern sollen positiven Blick auf das Kind entwickeln, positive Rückmeldungen geben lernen • Sie lernen Vorbild zu sein 22 Starke Eltern – starke Kinder® • Module (8 bis 10 Termine) • Beziehungsrelevante Leitorientierungen: • Fürsorglichkeit, Annahme, Ermutigung, Vertrauen, gemeinsames Tun • Effekte: Stressfreierer und gewaltfreierer Umgang in der Familie 23 Triple P Positive Parenting Programm • Module: 4 mal 2 Stunden • Wegen stark strukturierten Verhaltensanweisungen umstritten • Orientierung an Lernprinzipien / Lerntheorien • Methoden der Belohnung, des geplanten Ignorierens und der gezielten Verhaltensanweisungen 24 Triple P Positive Parenting Programm • Geeignet für Eltern, die über kaum noch Handlungsorientierungen verfügen • Kritik: keine Selbsterfahrungsanteile für Eltern, kein Fokus auf das Potential von Eltern 25 STEP • Basiert auf individualpsychologischen Grundlagen nach Alfred Adler und Rudolf Dreikurs • Grundannahme das Zugehörigkeitsgefühl / -bedürfnis ist Antrieb für das Verhalten von Kindern • Eltern lernen, ihre Kinder konsequent einzubeziehen: 26 STEP • Eltern lernen, ihre Kinder • konsequent in Entscheidungen einzubeziehen • in den Familienalltag einzubinden • Kinder sollen lernen, Einfluss zu nehmen und die Konsequenzen für ihr Handeln zu tragen 27 Aufsuchende Elternbildung: opstapje – Schritt für Schritt • Präventives, niedrigschwelliges Spiel- und Lernprogramm (Home instruction) • Frühförderung in sozial benachteiligten Familien • Speziell entwickelte Spielmaterialien • Vorbild der BesucherInnen • Eltern-Kind-Interaktion und Entwicklungsförderung 28 Elternpädagogik jenseits von Pädagogisierung (anerkennungstheoretische Perspektive) • Achtung vor den Erziehungsbemühungen der Eltern • Recht auf Anderssein (Wertvorstellungen) • Intervention im pädagogischen Elternbezug: Auseinandersetzung mit Fähigkeiten, Eigenschaften und Verhaltensweisen 29 • Reflexive Auseinandersetzungen mit eigenen Erziehungsvorstellungen und Familienbilder • Keine bevormundende, missachtende Pädagogisierung 30 Hinweise • „Arbeitskreis für Neue Erziehung e.V.“ (ANE) • www.familienhandbuch.de 31 32 Konflikt- und Erfahrungsdimensionen von Familien = für sozialpädagogische Familiendiagnosen 33 • 1. Biografische Leidensmuster / Familiengeschichte • 2. Sozioökonomische Rahmenbedingungen / Finanzen • 3. Erfahrungen mit professionellen Helfersystemen 34 • 4. Einbindung in informelle Unterstützungs- und Helfersysteme • 5. Aktuelle relevante familiäre Belastungen • 6. Familiäre Arbeitsteilung 35 • 7. Problematische Zeitstrukturen • 8. Erziehungsprobleme • 9. Selbstbilder und Zufriedenheit in Bezug auf familiäre Aufgaben und Beruf 36 • 10. Bewältigung familiärer Konflikte / Konfliktkultur • 11. Partnerschaftskonzepte /-konflikte • 12. Subjektiver Hilfeplan 37 Pädagogische Aufgabenstellungen für die familienbezogene Jugendhilfe • Unkonventionelle Lebensformen und Haushaltsgemeinschaften Familienkonzepte finden • Ungünstige Balancen von Selbstsorge und Fürsorge Balancen finden 38 • Eltern haben nicht nur „Reparaturerwartung“ ihrer schwierigen Kinder, sondern einen subjektiven Hilfeplan • Viele Familien sind biografisch stark belastet, haben wenig Ressourcen, Netzwerke Selbsthilfe reicht nicht, auch fürsorgerische Konzepte 39 • Familie als Hauptlebensort und Betätigungsort schafft Rollenunsicherheiten und Frustrationen Lebensperspektiven entwickeln • Familien haben Probleme in vielen Subsystemen (Eltern-Kind, Paar-, ElternGroßelternsystem) • Subsysteme in ihrer Wechselwirkung beachten 40