Erläuterungen zum Forschungsstand in Frank, A.G.: ReOrient (1998)

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Andre
Gunder FRANKs
Eurozentrismusvorwurf
Die Klassiker
Die Eurozentrismus These
geht davon aus, dass sich die europäische
Weltherrschaft (auch das Weltsystem genannt) im
langen 16. Jh. von Europa über die Invasion in
Amerika zyklisch weltweit ausdehnt (
Marx, Sombart, Durkheim, Simmel, Weber, Toynbee
„serve the European Miracle“ (p 8) =
1. Soziale Entwicklungen gründen in internen Faktoren
von Gesellschaften
2. In deren historischer Entwicklung, sei es durch einen
Evolutionsprozess (anthropologischer Optimismus)
oder eine graduelle Verschlechterung
(anthropologischer Pessimismus)
(Frank 1998, 9)
Beweisführung versus
Eurozentrismus
Frank 1998,7:


19. Jh.: leadership
not hegemony
shifted to the west
21. Jh.: leadership
not hegemony
shifted again to the
east
Metaphysiker




Èmile Durkheim (1858-1917)
•
Das Individuum wird von einer tradierten moralischen Realität
beherrscht versus Anomie als gesellschaftlicher Zustand
Georg Simmel (1858-1918)
•
Pragmatik der Reproduktion erzwingt gesell. Ordnung. Interne
transzendentale Konstitutionslogik relativiert durch regionale
Aprioritäten
Max Weber (1864-1920)
•
Menschenbild ist transzendental (Sinnstiftungswillen des
Kulturmenschen); Sozial- und Kulturwissenschaften formen die
Wirklichkeit (marxistisch)
Arnold Joseph Toynbee (1889-1975)
•
Universalgeschichte = Religionsgeschichte
Wie ist der Eurozentrismus
dieser Autoren zu bewerten?
Metaphysiker
Materialisten
Kulturwissenschafter
Èmile Durkheim (1858-1917)

D. erhofft sich von der neuen
Wissenschaft der Soziologie, die dem
EUROPÄISCHEN Rationalismus
verpflichtet ist eine moralische
Erneuerung bzw. die Überwindung der
kollektiven gesellschaftlichen Krise
(=Anomie)
Georg Simmel (1858-1918)


Theorie der sozialen Ausdifferenzierung
und Wechselwirkung, welche die
transzendentale Grundfrage auf die
Gesellschaft ausdehnt, fußt in einem
europäisch-bürgerlichen Begriff vom
atomistische gedachten Indiviuum.
Beeinflusst von W. Diltheys Hermeneutik
und Hussels Phänomenologie
Max Weber (1864-1920)


Der Sinn in der Geschichte wird an der
Entzauberung der Welt durch die modernen
Wissenschaften – Sozial- und
Kulturwissenschaften – erkannt
Methode = abendländischer Rationalismus
(Protestantische Ethik und Kapitalismus):
prägende Bedeutung von religiösen Werten
und Traditionen ist ein Postulat, das ex
negativo (Nachweis des Gegenteils ist nicht
möglich) aufgestellt wird.
Arnold Joseph Toynbee (1889-1975)



In der Spannung zwischen Natur und
Übernatur steht die Welt der Freiheit =
Geschichte
Freiheit als religiöse (Er-)lösung zeigt ein
christliches Menschenbild, in dem der Mensch
als Geforderter auftritt, der sich bewähren
muss oder versagt.
Toynbees Vergleich der Kulturkreise ist ein
Vergleich der „Hochkulturen“ unter den
Prämissen der christlichen Anthropologie.
Materialisten und
Kulturwissenschaftler

Karl Marx (1818-1883)
• Die Wirklichkeit folgt einer gesetzmäßigen
Dynamik (drängt zur Tat Revolution). Die
Menschen machen jedoch ihre Geschichte
selbst, aber nicht unter Bedingungen, die sie
selbst gewählt haben.

Oswald Spengler (1880-1936)
• These von der Vollendung des Abendlandes
im organischen Reifestadium (Zivilisation)
Karl Marx (1818-1883)
1



„Die Philosophen haben die Welt nur
verschieden interpretiert, es kommt darauf an,
sie zu verändern.“ (11 These gegen
Feuerbach)
1848 Kommunistisches Manifest 
Internationalismus („Proletarier aller Welt
vereinigt Euch!“) wird zur zentralen politischen
Aufgabe
Geschichte = die Gesamtheit (auch weltweit)
des menschlichen Handelns
Karl Marx (1818-1883)
2


Lehre von der Einheit von Theorie und Praxis
(revolutionäres Denken)
S :: BW = PK :: PV
Beziehung von Subjet (=S) und Bewusstsein (=BW)
Beziehung von Produktivkräften (=PK) und
Produktionsverhältnissen (=PV)
Reale Verhältnisse (S und PK) können ebenso
veränderungswürdig sein, wie die realen Verhältnisse (BW und
PV)

Geschichte ist die Klärung der Verhältnisse zu
den PK sowie die Klärung der Verhältnisse von
PV
Oswald Spengler (1880-1936)



Geschichte ist keine tote Form, die Gesetzen
folgt, also kann Geschichte nicht wie die
Naturwissenschaften erklärt werden.
Analogie von einer organischen
(=biologischen) Verlaufsfigur von Geschichte
(Kindheit-Jugend-Männlichkeit-Greisentum)
Entfaltung von Kultur bedeutet ihre
Machtentfaltung = Vollendung
Frage an Frank:


Welches Geschichtsbild hat er?
•
•
Primat der Wirtschaftsgeschichte
Produktionsverhälntnisse werden an der Einbindung
der Regionen in den Weltmarkt gemessen
Versus
Vertreter der historisch-komparativen
Soziologie:
•
•
•
Karl Gustav WITTFOGEL
Barrington MOORE
Karl POLANYI
Karl G. Wittfogel (1896-1988)

Die orientalische Despotie. Berlin 1977
(engl. 1956)
• Bürokratisch-despotische Herrschaft fürht zu
•
•
Klassenherschaft
Keine emanzipatorischen Perspektiven
Beispiel Russland und China  Stalinismus
und Maoismus sind systemimmanent und
nicht pathologisch
Barrington Moore (1913 
Soziale Ursprünge von Diktatur und
Demokratie. Frankfurt a.M. 1974 (engl.
1966)
• Die Agrarstrukturen in einer Gesellschaft
bedingen und bestimmen das jeweilige
politische System
Karl Polanyi (1886-1964)

The Great Transformation. Politische und
ökonomische Ursprünge von Gesellschaften
und Wirtschaftssystemen. Frankfurt a.M. 1977
(engl. 1944)
•
Gesellschaften deren Wirtschaftsweise sich in Bezug
auf den Weltmarkt vergleichen lassen entstehen erst
im 19. Jahrhundert als Folge der Transformation in
Richtung Marktwirtschaft
Weitere wichtige Referenzen in
Frank 2003
Klassiker
 Fernand Braudel
 Karl Polanyi
 Werner Sombart
Zeitgenossen
 Edward Said
 Samir Amin
 Sidney Mintz
 Eric Wolf
 Janet Abu-Lughod
 John K. Fairbank
 Martin Bernal
Frage an Frank:

Vorausgesetzt der Osten
kopierte den Westen
nicht, lässt sich das
Verhältnis Osten zu
Westen bzw. Westen zu
Osten denn unter der
Kategorie von „economic
leadership“ (1998, 7)
erklären?
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