Seminar: Kategorisierung und Etikettierung Stephan Wolff Institut für Sozial- und Organisationspädagogik Universität Hildesheim Sommersemester 2007 Seminar: Kategorisierung und Etikettierung Zeit: Mo 12-14 Teilnehmer: BA SOP/OP, Modul 11, andere nach Rücksprache Raum: D 017 Spl Inhalt: Alle Formen organisierter sozialer Dienstleistung beinhalten Prozesse der Kategorisierung bzw. Selbstkategorisierung zur Kennzeichnung von Personen, Problemen, Sachverhalten und Beziehungen. Die Wahl einer ‚passenden‘ Kategorie ist für die institutionelle Bearbeitung von Fällen wie für die Identität aller beteiligten Personen von großer Bedeutung. Kategorisierungen können eine Eigendynamik entwickeln; man spricht dann von Etikettierung und Stigmatisierung. Die Veranstaltung führt in einschlägige Konzepte und Untersuchungsmethoden (Kategorisierungsanalyse) ein und versucht diese durch Arbeit mit empirischem Material (Akten, Zeitungsartikel, Werbematerial, Aufzeichnungen von Gesprächen) exemplarisch zu vertiefen. Literatur (Grundlagen): Lepper, Georgia (2000): Categories in Text and Talk. A Practical Introduction to Categorization Analysis. London: Sage Wolff, S. (2006): Textanalyse. S. 245-273 in R. Ayaß und J.R. Bergmann (Hg.), Qualitative Methoden der Medienforschung. Reinbek: Rowohlt Teilnahme- und Scheinvoraussetzungen Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer führen ein E-mail-Tagebuch und senden nach jeder Sitzung 3 Rückmeldungen Diese drei Einsichten habe ich mitgenommen Das möchte ich noch klären oder vertiefen Damit bin ich nicht einverstanden bzw., das sehe ich kritisch an den Veranstalter, der in der nächsten Stunde zu den Rückmeldungen Stellung nimmt. Erwartet werden Tagebucheinträge von mindestens 7 (von 12) Sitzungen und eine resümierende Abschlussstellungnahme zu den drei Kategorien. Alternative 1: Je zwei Teilnehmerinnen gestalten eine Seminarstunde. In der Regel läuft dies auf die Präsentation von 1-2 Texten hinaus. Das Referat wird durch ein kurzes Thesenpapier ergänzt. Die Dauer des Referats sollte 30 Minuten nicht überschreiten. Die anschließende Diskussion wird von den Referenten moderiert. Alternative 2: In Einzelarbeit eine schriftliche Analyse einer Zeitungsmeldung nach dem Muster von Wolff (2006) Email-Tagebuch und Referat/Analyse zählen jeweils 50% der Note. Seminarplan 16. April: Einführung und Übung „Kategorisieren im Alltag“ 23. April: Übung „Rollenübernahme und Beobachtung: Wie Profis ihr Arbeitsfeld sehen“ (Sacks 1972) 30. April: Referat „Kategorisierungsarbeit bei ‚Geisteskrankheit‘ (Smith 1976; v. Gudden u.a. 1886); Referat „Etikettierungsansatz. Struktur und Kritik“ (Scheff 1973, Kap. 3,4; Böhnisch 2000; Münch 2003: 347-360; Esser 2001: 194-199) 07. Mai: Referat „Kategorisierung als organisatorische Routinetätigkeit in Schulen und sozialen Einrichtungen“ (Ashford/Humphrey 1995; Holstein 1992; Kalthoff 2000) 14. Mai: Referat „Selbstkategorisierung und Gruppe“ (Turner et al 1987, Turner 1999, Hogg/Terry 2000, Mummendey, Otten 2002 ) (Fechner, Wogan) 21. Mai: Referat: Kategoriale Legitimationsversuche von Gewalt gegen Frauen (Eglin/ Hester 1999a und b; Scully/Marolla 1982) (Diewald) Seminarplan 04. Juni: Referat „Normale Eigenartigkeiten; Methoden der Etikettierungsvermeidung im Alltag (Lynch 1983; Widdicombe 1998) (Musialowska) 11. Juni: Übung „Methode zur Rekonstruktion der Systematik von Kategorisierungsprozessen: MCD-Analyse“ (Silverman 1997, Lepper 2000) 18. Juni: Übung „Implizite Kategorisierungen in Zeitungsüberschriften“ (Wolff 2006) 25. Juni: Referat „Gefangen in Kategorien? Profiling in der Kriminalistik und beim Arbeitsamt“ (Brenner/Grüner 2001; Hoffmann 1999; Meyer 2002; Musoff/ Hoffmann 2001) (Scheidegger) 02. Juli: Referat „Kategorien- und situationsgerechte Gefühle: Emotionalität von Zeugen vor Gericht“ (Wolff/Müller 1997:199-221) (Eilers, Paulo) 09. Juli: Referat: Kommunikative Verfahren der Konstruktion des Fremden (Bergmann 2001) (Dopke) Weitere mögliche Referatthemen Kategoriale Legitimationsversuche von Gewalt gegen Frauen (Eglin/ Hester 1999a und b; Scully/Marolla 1982) (Diewald) Identitätskonstruktion in Interviews : Sozialwissenschaftliche Interviews (Widdicombe/ Woofitt 1995; Silverman 2001, S. 101110.) Selbstkategorisierungen beim Telefonieren im Alltag und in Notfallsituationen (Bergmann 1993) Kommunikative Verfahren der Konstruktion des Fremden (Bergmann 2001) (Dopke) Umgangsweisen mit eigenem Stigma (Goffman 1967) „Prekariat“ als neue soziale Schicht? Analyse der Karriere einer Kategorie (Bude/ Willisch 2006) Literaturliste Antaki, Charles, Sue Widdicombe, ed. (1998) Identities in Talk. London: Sage Baker, Carolyn (2004): Membership Categorization and Interview Accounts. S. 162-176 in. D. Silverman (ed.), Qualitative Research. Second Edition. London. Brusten, Manfred/ Hohmeier (Hg.) (1975): Stigmatisierung 2. Zur Produktion gesellschaftlicher Randgruppen. Neuwied und Darmstadt. Bude, Heinz/ Willisch, Andreas (Hg.): „Das Problem der Exklusion. Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige“. Hamburger Edition, Hamburg: HISVerlagsgesellschaft 2006 Esser, Hartmut (2001): Exkurs über den Labeling Approach. S. 194-199 in: ders., Soziologie. Spezielle Grundlagen. Band 6. Frankfurt/New York. Hester, Stephan/ Eglin, Peter (1992): A Sociology of Crime. London: Routledge. (Kap. 6) Holstein, James A. (1992): Producing People. Descriptive Practice in Human Service Work. Current Research on Occupations and Professions 7: 23-39. Hogg, A. and Terry, D. J. (eds.) (2001), Social Identity Processes in Organizational Contexts. Sussex: Psychology Press. Kalthoff, Herbert (2000): “Wunderbar, richtig”. Zur Praxis mündlichen Bewertens. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 3: 429-446. Lepper, Georgia (2000): Categories in Text and Talk. A Practical Introduction to Categorization Analysis. London Lynch, Michael (1983): Accommodation Practices: Vernacular Treatments of Madness. Social Problems 31: 152-163. Maeder, Christoph (1997): “Schwachi und schwierigi Lüüt”. Inoffozielle Insassenkategorien im offenen Strafvollzug. S. 218-239, in: S. Hirschauer/ K. Amann (Hg.), Die Befremdung der eigenen Kultur. Frankfurt. Literaturliste Münch, Richard (2003): Abweichendes Handeln als Karriere. S. 347-360 in: ders., Soziologische Theorie. Band 2. Frankfurt/ New York. Mummendey, A. & Otten, S. (2002): Theorien intergruppalen Verhaltens. In D. Frey & M. Irle (Eds.), Theorien der Sozialpsychologie, Band II (S. 95-199). Bern: Hans Huber. Sacks, Harvey (1972): Notes on Police assessment of Moral Character. S. 280-293 in: D. Sudnow (ed.), Studies in Social Interaction. New York. Sacks, Harvey (1974): On the Analyzability of Stories by Children. In: R. Turner (ed.), Ethnomethodology. Harmondsworth. Sacks, Harvey (1984b): On Doing ‘Being Ordinary”. In: M.J. Atkinson/ J. Heritage (eds.), Structures of Social Action: Studies in Conversation Analysis. Cambridge: Cambridge University Press. Scheff, Thomas J. (1973): Das Etikett “Geisteskrankheit”. Soziale Interaktion und psychische Störung. Frankfurt. Silverman, David (1998): Harvey Sacks and Conversation Analysis. Cambridge. Smith, Dorothy (1976): K ist geisteskrank. In: E. Weingarten u.a. (Hg.), Ethnomethodologie. Frankfurt. Turner, J. C. (1999). Some Current Issues in Research on Social Identity and Selfcategorization Theories. In Ellermers, N., Spears, R. & Doosje, B. (eds.), Social Identity. Oxford: Blackwell. Wolff, S. (2006): Textanalyse. S. 245-273 in R. Ayaß und J.R. Bergmann (Hg.), Qualitative Methoden der Medienforschung. Reinbek: Rowohlt Wolff, Stephan/ Müller, Hermann (1997): Kompetente Skepsis. Konversationsanalytische Studien zur Glaubwürdigkeit vor Gericht. Opladen. Übung 1: Kategorisieren im Alltag Gruppe 1: Besucher einer Disco (Türsteher) Gruppe 2: Schüler in der Klasse (Lehrer) Gruppe 3: Zugänge in der JVA (Wachpersonal) Gruppe 4: Jugendliche Bewerber für Lehrstellen (Personaleinsteller) Arbeitsaufgabe Welche Personenkategorien sind in diesem Kontext relevant? Was passt zu den jeweiligen Kategorien an Attributen und Handlungsweisen? Was würden Sie typischerweise erwarten? Zeit: 30 Minuten Harvey Sacks: The police assessment of moral character (1972) Wer sich im öffentlichen Raum kompetent bewegt, macht sich als jemand erkennbar, der „normal“ und „ordentlich“ seinen Geschäften nachgeht („normale Erscheinung“) Die Beteiligten sozialer Szenen wissen um diese Erkennbarkeit (Adam‘s Problem) und versuchen unwillkürlich oder gezielt, dieser zu entsprechen. Sacks untersucht, wie die Polizei mit Hilfe einer Analyse der Erscheinungsweise von Personen auf die Wahrscheinlichkeit von kriminellem Verhalten zu schließen versucht. Sacks‘ Frage lautet: Wie kommen Polizisten dazu (nicht) Verdacht zu schöpfen? Welche Methoden setzen sie dazu ein? Er identifiziert zwei korrespondierende Vorgehensweisen: Polizisten organisieren ihr Arbeitsfeld bzw. ihren Bezirk als ein „Territorium normaler Erscheinungen“. Sie wenden eine Unvereinbarkeitsprüfung („incongruity procedure“) an. Diese „Unvereinbarkeit“ wandelt sich je nach den Umständen und der Zeit der Beobachtung. Harvey Sacks: The police assessment of moral character (1972) Ähnliche Techniken entwickeln andere AbweichungsSpezialisten wie Sozialarbeiter, Kontaktbeamte, Sozialgeographen, Archäologen, Taxifahrer oder Psychiater. Über diese Prozeduren reflexiv verfügen zu können, d.h. in der Lage zu sein, zwischen Fassaden und Realität Übereinstimmungen oder Differenzen herzustellen, unterscheidet den Novizen vom erfahrenen Profi. Meist ist dieses Wissen nicht explizit verfügbar und in Lehrbüchern kodifiziert, sondern steckt den Betreffenden als implizites Wissen in den Knochen (Gefühl, „da stimmt etwas nicht“). Umgekehrt verfügen auch ihre Zielgruppen über dieses Wissen und setzen es ein, um nicht aufzufallen bzw. guten Eindruck zu machen. Forschungsstrategien zur Ermittlung von diesbezüglichen Kompetenzen Untersuchung bzw. Herbeiführung kritischer Situationen (Garfinkel‘s Erschütterungsexperimente, Transsexuelle) Persönliches Sichaussetzen (Behinderung simulieren, eine Fähigkeit lernen (wie Umgang mit Reisegruppen), in einen Kultur eingeführt werden (Polizei) , seine Krankheitserfahrungen reflektieren (Robillard, Good) Ethnographie ggf. mit Interviews zu kritischen Ereignissen (Sozialarbeiter bei Fallabwicklung beobachten, Lautes Lesen von Akten durch Richter) Konversationsanalyse von Interaktionen und Texten (Untersuchung von Gutachten) Kombinationen dieser Strategien Hausaufgabe: Wie Profis ihr Arbeitsfeld sehen Gruppe Gruppe Gruppe Gruppe Gruppe Arbeitsaufgabe 1: Polizisten 2: Städteplaner 3: Sozialarbeiter 4: Industrie- und Handelskammer 5: Senioren- und Behindertenbeauftragte Welche Kategorien/Unterscheidungen von Personen, Orten und Abläufen sind in diesem Kontext aus der eigenen Perspektive relevant? Was erwarten Sie an Problemen, Entwicklungen und Arbeitsaufgaben in diesem Revier? Berücksichtigen Sie auch den zeitlichen Aspekt (Tageszeit, kurzund langfristige Entwicklungen) Fertigen Sie ein kurzes Protokoll Beobachtungsgebiet Route Vogelweide Altes Dorf Bahnhof Hezilostrasse Pepperworth Bahnhofstrasse Bahnhofsvorplat z Rückmeldungen zu Rückmeldungen Unterschied zwischen Kategorie, Etikett, Vorurteil Zusammenhang Kategorie und Erwartung (Beispiel Jens Förster) Selbstkategorisierung Frage: sollte man Akten vorher lesen? Zusammenhang Kategorisierung und Sozialisation Labeling Approach (Howard Becker) 1. Keine Verhaltensweise besitzt an sich die Qualität „abweichend“. Abweichendes Verhalten wird durch die Norm setzenden Instanzen definiert. 2. Definitionen abweichenden Verhaltens werden nur verhaltenswirksam, wenn die Normen angewandt werden. Normen werden in Interaktionen realisiert. 3. Normanwendung erfolgt selektiv, d.h. gleiche Verhaltensweisen werden situations- und personenspezifisch unterschiedlich definiert. 4. Selektionskriterien können unter den Faktor Macht subsumiert werden. 5. Eine Etikettierung als „abweichend“ setzt Mechanismen der sich selbst erfüllenden Prophezeiung in Bewegung, die weitere Verhaltensweisen erwarten lassen, die als abweichend definiert werden. Gleichzeitig erfolgt eine Reduktion der konformen Handlungsmöglichkeiten durch nonkonforme Verhaltenserwartungen. Beides macht eine kriminelle Karriere wahrscheinlicher. 6. Aufgrund der Zuschreibung des Abweichens bilden sich abweichende Selbstdefinitionen heraus. Die Identität der Person verändert sich. Die Variationen des Labeling-Approachs Selektions-Labeling sagt aus: In die offiziell registrierten Kriminalitätsraten geht nur ein Teil der realen Kriminalität ein, weil die Umwelt auf abweichende Verhaltensweisen selektiv reagiert. Definitions-Labeling sagt aus: In Interaktionen werden auf der Basis von Situationsdefinitionen Normen gesetzt und angewandt. Zuschreibungs-Labeling sagt aus: Einer Person wird die Rolle des Abweichlers zugeschrieben. Verursachungs-Labeling sagt aus: Bestimmte Umweltreaktionen auf Etikettierungsprozesse rufen erst abweichende Verhaltensweisen hervor. Forcierungs-Labeling sagt aus: Umweltreaktionen wirken (z.B. durch Reduzierung der konformen Handlungsmöglichkeiten) als Verstärker für abweichendes Verhalten. Howard S. Becker Primäre und sekundäre Abweichung (Lemert) Eine sich-selbst-erfüllende Prophezeiung Modell der Stigmatisierung (nach Lüdemann) Szenario einer kriminellen Karriere Ein Jugendlicher begeht zur Lösung eines Problems eine abweichende Verhaltensweise ohne dass das Delikt öffentlich bekannt wird, das Kind entgeht einer Zuschreibung. Ob sein Problem gelöst ist oder nicht, es sieht in dem unentdeckten Normenverstoß einen Erfolg, der ihn zur Wiederholung der abweichenden Verhaltensweise ermuntert. Damit steigt die Möglichkeit der Entdeckung der abweichenden Verhaltensweise an. Eine der weiteren Abweichungen wird bekannt, aber nicht geahndet, stattdessen wird dem Kind geholfen, sein Problem zu lösen. Es wird keine Zuschreibung vorgenommen, aber die Wahrscheinlichkeit abweichender Verhaltensweisen steigt (intermittierende Verstärkung) Oder die Tat wird geahndet, das Problem aber nicht gelöst. Aufgrund der Bekanntheit des Normenverstoßes lehnt die bisherige Umwelt des Kindes das Kind als Normabweichler ab. Szenario einer kriminellen Karriere (Fortsetzung) Stattdessen findet es Bestätigung in einem neuen Bekanntenkreis, der die Bestrafung als Auszeichnung uminterpretiert. Bei weiteren Normverletzungen erfährt es durch seine Freunde weitere Anerkennung. Weitere ermittelte Abweichungen werden von den Sanktionsinstanzen härter bestraft als die zuvor begangenen. Der Jugendliche wird offiziell als Abweichler (‚Intensivtäter‘) etikettiert. Durch die Fremddefinition wird seine Selbstdefinition beeinflusst: er setzt sich mit der Etikettierung auseinander und akzeptiert sie; sein Zugang zu Mitteln seiner normkonformen Persönlichkeitsentwicklung wird beschränkt. Der Jugendliche wird aufgrund seiner verringerten sozialen Entwicklungsmöglichkeiten zum Außenseiter. Er erlernt Techniken der delinquenten Problemlösung und vollzieht diese. Szenario einer kriminellen Karriere (Fortsetzung) Der Jugendliche wird strafrechtlich auffällig. Die bisherigen nicht-strafrechtlichen Ahnungen werden bei der strafrechtlichen Ahndung strafverschärfend berücksichtigt. Der Jugendliche begeht weitere abweichende Verhaltensweisen. Bei der nicht strafrechtlichen Ahndung (soziale Ächtung) wird die strafrechtliche Sanktionierung strafverschärfend berücksichtigt, die Stigmatisierung erweitert und/oder verfestigt. Der Jugendliche übt die ihm zugeschriebene Rolle aus. In die strafrechtliche Sanktionierung von Normenverstößen werden die bisherigen nichtstrafrechtlichen und die strafrechtliche Ahndung strafverschärfend einbezogen, die Etikettierung nochmals erweitert u./o. verfestigt. Szenario einer kriminellen Karriere (Fortsetzung) Der Jugendliche wird in seiner Außenseiterrolle bestätigt, sein Zugang zu Mitteln normkonformer Persönlichkeitsentwicklung wird weiter beschränkt. Aufgrund der nochmals erweiterten Etikettierung lehnt die bisherige Umwelt des Jugendlichen den Jugendlichen als Stigmatisierten ab; stattdessen findet er weitere Bestätigung in seinem neuen Bekanntenkreis. Der Jugendliche übt die ihm zugeschriebene erweiterte Rolle aus. In die strafrechtliche Sanktionierung werden die bisherigen nichtstrafrechtlichen und strafrechtlichen Ahndungen strafverschärfend einbezogen. Der Jugendliche kommt in die Jugendjustizvollzugsanstalt, hier erweitert und vervollständigt er seine Techniken der delinquenten Problemlösung. Der Jugendliche wird nach seiner Entlassung aus der Kritik am Etikettierungs- und Stigmatisierungsansatz Wirkung der Stigmatisierung empirisch kaum belegbar keine in sich geschlossene Theorie (nur ‚halber‘ Konstruktivismus) Verhalten besteht auch ohne Definition (Dunkelzifferproblematik) Sozialpädagogische / kriminologische Forderung Wenig stigmatisieren (Normalisierungsprinzip) Möglichst entkriminalisieren (Resozialisierung) Nichtintervention (Vertrauen auf Selbstheilung) Rückmeldung zu Rückmeldungen Schließen sich Labeling- und andere Theorien abweichenden Verhaltens gegenseitig aus? Nicht-Intervention als positive Verstärkung? Rosenhan-Studien (Schule und Psychiatrie) Wie gehen klassifizierende Organisationen mit ihrer Verantwortung um? Inwieweit wirkt sich die Umgebung auf Labeling aus? Stigmatisierung und Macht Wie entstehen Labels bzw. Stigmata? Gibt es interkulturelle Aspekte? Labels als Ehrenzeichen in bestimmten Subkulturen!? Wie könnten Ent-Etikettierungs- bzw. EntStigmatisierungsprogramme aussehen? Analogie: Primäre, sekundäre und tertiäre Viktimisierung Behandelt werden noch: Selbststigmatisierung, Identifikation mit Gruppen Wertung des Etikettierungsansatzes Unbestritten: Feststellung von Abweichung durch Instanzen sozialer Kontrolle keine Wahrheits-, sondern eine Frage der Zuschreibung Entscheidungen über Zuschreibungen erfolgen immer selektiv Zuschreibungen beruhen auf Typisierungen bzw. nutzen Kategorisierungen, um Feststellungen und Maßnahmen zu treffen und zu begründen Menschen aus bestimmten sozialen Verhältnissen müssen eher mit solchen Definitionsprozessen rechnen als andere Gegenposition: Ätiologischer (täterorientierter) Ansatz Erforscht Gründe, die Personen haben, abweichende Verhaltensweisen zu zeigen (die dann Reaktionen hervorrufen können oder auch nicht!) Erklärungen: rationale Kalkulation, fehlende Mittel zur Erreichung kultureller Ziele, Anpassung an subkulturelle Erwartungen usw.) Problematisch: Etikettierungsprozess ist durch die Interessen ‚herrschender Gruppen‘ dominiert Soziale Abweichung gibt es ohne Etikettierung nicht Soziale Reformen, Kriminalitätsbekämpfung kann nicht durch Etikettierungsvermeidung bzw. durch Abschaffung der betreffenden Instanzen (Gefängnisse, Strafrecht) geschehen (Abolitionismus) Das ethnomethodologische Forschungsprogramm Unterschied zum üblichen soziologischen Vorgehen Dieses subsumiert soziale Phänomene unter vorgängige soziologische Kategorien. Beispiele: eine Geschworenengruppe unter die Kategorie „Kleingruppe“ eine Handlungsweise unter die Kategorie „anomisches Verhalten“ den Zustand einer Wohnung unter die Kategorie „Verwahrlosung“ Stattdessen wird in der Ethnomethodologie rekonstruiert, wie, d.h. die Mitglieder „etwas“ zu „etwas“ machen. Was sind die sozialen Bedingungen der Möglichkeit von Kategorisierungsprozessen? (Garfinkel 1956) Wie gehen individuelle und organisatorische Akteure dabei vor? (Cicourel 1968, Zimmerman 1969) Welche praktische Methoden der Interpretation kommen bei Degradierungsthese (Garfinkel 1956) Jede Gesellschaft verfügt über Prozeduren, mit denen abweichenden Mitgliedern ihr Unwert gezeigt werden kann. Die öffentliche Anklage entspricht dem Paradigma moralischer Entrüstung und muss daher eine Anzahl besonderer, alltäglich bekannter Zeremonien pflegen. Bedingungen bzw. Stufen des Degradierungsprozesses, Vorfall und Täter werden als "außergewöhnlich" hervorgehoben, in ein Wertschema überpersönlicher Art gebracht werden, als Typ geschildert und ihrer Persönlichkeit entkleidet Tat wird als Beispiel einer Klasse von für die Allgemeinheit gefährlichen Regelverstößen dargestellt Die negative Typisierung wird mit positiven Gegenversionen kontrastiert Die Kluft zwischen normalem, anständigen und dem vorliegenden Handeln ist nicht überbrückbar Die Anklage wird von anerkannten Institutionen erhoben, denen sich der Angeklagte nicht entziehen kann Siegt die Anklage, dann sieht er sich um seinen Status als Selbstmord als Phänomen Durkheim: Selbstmord als soziale Tatsache. Beweis: soziologisch erklärbare statistische Regelmäßigkeiten Sacks (1963: 8) „die Kategorie ‚Suizid’ kann so lange nicht einmal potenziell Teil des soziologischen Apparats sein, solange wir diese Kategorie nicht beschreiben, das heißt, solange wir keine Beschreibung der Verfahren, mittels derer Fälle dieser Klasse zusammengestellt werden, vorgenommen haben.“ Ressource der Erklärung wird zum Gegenstand (Topos) Forschungshypothese: Soziale Tatsachen sind kunstvolle interaktive Herstellungen („accomplishments“) Garfinkel (1967) untersucht, mittels welcher situativer, praktischer Interpretationsverfahren ein Amtsarzt („Coroner“) einen Suizid feststellt und dazu für einen aufgefundenen Leichnam anhand der vorfindbaren Spuren eine „plausible suizidale Vorgeschichte“ konstruiert. Methodisches Vorgehen: Sacks‘ Empfehlung Bei der Analyse Nutzung des intuitiven Verständnisses Kunstgriff: Man sieht z.B. eine Person und nimmt sie intuitiv als „wütend“ wahr. Was an dem Verhalten dieser Person hat die Intuition „wütend“ hervorgerufen? Sacks (1984) setzt vor das intuitiv wahrgenommene Personenmerkmal ein „doing being“. Aus „angry“ wird ein „(doing being) angry“. Aus der Intuition: Das ist ein Polizisten, ein „(doing being) a policeman“. Nun besteht die Möglichkeit, die eigene Intuition in beobachtbare Herstellungspraktiken aufzulösen. Der methodische Dreh besteht darin, die zugrunde liegenden generativen Prinzipien dieser Intuition zu analysieren. Frage: aufgrund welcher Mechanismen verstehen wir alle eine Fallgeschichte über einen Selbstmörder und ihren Inhalt ohne das geringste über die Szene zu wissen? Einsatz bestimmter institutionalisierter Kategorisierungs- und Schlussfolgerungsregeln (”membership categorization device”) Dorothy Smith: K ist geisteskrank – Die Anatomie eines Tatsachenberichtes Frage: wie muss ein Berichterstatter Informationen zusammenstellen, bearbeiten, überprüfen und schildern, so dass sein Bericht von jedem kompetenten Leser als Bericht über Tatsachen verstanden werden kann? Bericht einer Freundin über K, die geisteskrank ist bzw. von ihrer Umgebung für geisteskrank gehalten wird. Solche Prozesse der Interpretation sind natürlich auch Voraussetzung für Einlieferung in einschlägige Organisationen. These: Kein Unterschied von Laien- und Spezialisten Relevante Punkte Einleitende Instruktionen (21ff., 44f.,113 f., 135 f., 146f.) Legitimation der Version (16 f., 29 ff.) Konstruktion des Berichts als Tatsachenbericht (additiv) Aussonderungsoperation: Kontraststrukturen (I-II) Beobachtungen werden geschildert: K wird zum Objekt Objektivität: Realität drängt sich auf, andere Leute additiv heranziehen, guter Willen, Kontrast, Bestätigung. Wir versus K, eindeutig, nicht in Ordnung Bericht entwickelt sich Wesentliche Merkmale der Kategorisierungsanalyse Sie beschäftigt sich mit sozialen Aktivitäten und nicht mit kognitiven oder sonstigen Idealisierungen (wie z.B. die Schematheorie in der kognitiven Psychologie). Der Kategoriengebrauch hat nichts auf verborgenen psychologischen Prozessen zu tun, sondern verweist auf kulturellen Ressourcen, die öffentlich, sozial geteilt und transparent sind. Kategorien kommt nur Bedeutung in einem spezifischen Kontext zu. Diese Kontextsensitivität ist es, die im Mittelpunkt der Analyse steht. Es ist (zunächst) nicht der Inhalt der Kategorien, der interessiert, sondern die methodischen Prozeduren durch welche sie eingesetzt und verstanden werden. Allgegenwart von Kategorisierungen Gedankenexperiment: Gesprächseröffnung mit derselben Person (auf dem Flur, im Theater, im Urlaubshotel, im Prüfungsamt) Was antworten Sie auf Fragen wie: „Mit was beschäftigst Du Dich gerade?“ (im Theater, in der WG, in der Beratungsstelle) Als Antwort auf derartige Fragen sind (Selbst-) Kategorisierungen gefragt, die sich auf Beruf, Wohnort, Studienfach, Gefühlslage oder Status beziehen. Solche Fragen sind nicht abstrakt und ein für alle mal beantworten. Die Bedeutung von Frage und Antwort variiert nach Gesprächspartner, Situation (auf einem Kongress, in der Disco, nach einer Krankheit) oder dem Gesprächskontext (am Anfang oder eher am Ende des Gesprächs) Praxis der Kategorisierung Die gewählte Kategorie legt bestimmte Schlussfolgerungen nahe Kategorien haben Implikationen Kategorien werden auf den Zusammenhang hin „relevant gemacht“ Situationen „kippen“, wenn Kategorisierungen verwendet werden, die nicht zur Form des Gesprächs bzw. der Beziehung passen (aus einem Interview wird ein Streitgespräch, aus einem Problemgespräch eine Beratung). Umgekehrt gibt es Tätigkeiten, Attribute und Zustände, die auf dazu passende Personenkategorien verweisen Kategorisierungen sind keine Vorurteile, sondern kulturell institutionalisierte Instrumente der Sinnproduktion Arbeiten mit Kategorisierungen bei der Erstellung von Beschreibungen und Erklärungen. Grundfrage: welche Maschinerie setzten kompetente Mitglieder in Gang um verständliche und sinnvolle Beschreibungen zu Übung 1 The X cried. The Y picked it up. Aufgabe: Ergänzen Sie diesen Satz! Praxis der Kategorisierungsanalyse Für kompetente Sprecher keine Schwierigkeit, diesen Satz zu vervollständigen. Interpretationsprozeduren, die sagen, was zusammen passt und welche Bedeutung des Satzes von daher naheliegt. Sacks‘ These: Gebrauchsregeln weisen eine Systematik auf, die sich empirisch rekonstruieren lässt. Die Kategorisierungsanalyse beschäftigt sich damit, wie Kategorien in natürlichen Gesprächen und Texten eingesetzt und verstanden werden. Der Satz „The baby cried. The mommy picked it up“ stammte von einem Kind mit 2 ¾ Jahren. Was macht die Kompetenz dieses Kindes aus? Wenn wir die Aktivitäten von X und Y hören, dann verweisen diese – ohne jede empirische Bestätigung – auf bestimmte dazu passende Teilnehmerkategorien („Membership Categories“). Teilnehmerkategorien sind soziale Typen oder Klassifikationen, die Praxis der Kategorisierungsanalyse (2) Ein typisches Merkmal solcher Kategorien: manche von ihnen gehören zur „natürlichen Kollektionen“ („membership categorization devices“). Ein solcher Device („Vorrichtung“) ist in unserem Fall „Familie“. Zu ihm gehören die Kategorien Mutter, Vater, Sohn, Tochter usw.. Andere Kategorien wie Angler, Taxifahrer, Nacherbe, Patient oder Faschist sind hingegen ausgeschlossen, obwohl dies Kategorien darstellen, die sich grundsätzlich auf eine oder gar alle bezeichneten Personen ebenso anwenden ließen. Eine Kategorie kann mehreren Kollektionen angehören: Das Kind gehört nicht nur zur Kollektion „Familie“, sondern ebenso zur Kollektion „Jugend“, die Kategorien wie Junge, Mädchen, und ihre jeweiligen Qualifikationen (guter Junge, altkluges Mädchen) einschließt. Darüber hinaus Oberkategorien wie „Lebensalter“ „Deutsche“ oder „Weltbürger“ denkbar. Praxis der Kategorisierungsanalyse (3) Besonders interessant sind Kategorien, die natürlicherweise aufeinander bezogen sind: Solche standardisierten Beziehungspaare („standardized relational pairs; SRP) sind etwa: Ehemann-Ehefrau, Mutter-Kind. „R-Kollektionen“: beide Partner können Rechte und Verpflichtungen gegeneinander geltend machen können. „K-Kollektionen: Paare, deren Beziehung durch eine bestimmte Wissensdifferenz gekennzeichnet ist und von denen vor diesem Hintergrund bestimmte Handlungen zu erwarten sind, wie Arzt-Patient oder Professor-Student. Übung 2 1 S1: Sind Sie jemals verheiratet gewesen, Frau A ...? 2 C1: Nein. 3 S2: Und sie sind ganz auf sich gestellt in der jetzigen schweren Situation? 4 C2: Genau so ist es. 5 S3: Da ist wirklich niemand? 6 C3: Gut, ich hab da ein Paar Kusinen, aber eben nur Kusinen 3 und 4. Grades ... Aufgabe Identifizieren Sie die Standardisierten Beziehungspaare, die im Text angesprochen werden. Welche Rechte und Pflichten werden dabei angesprochen? Welche Schlussfolgerungen kann man hinsichtlich des gerade relevanten MCD ziehen? Praxis der Kategorisierungsanalyse (3) Zunächst Frage nach primärem (R-(SRP (EhemannFrau).Unterstellung: Hilfeerwartung. Stufenweise sich entwickelnde Fragestruktur Frage: Wie schließen wir alternative Lesarten aus? Zwei Anwendungsregeln für den MCD Konsistenzregel (wenn eine Population von Personen kategorisiert ist, und eine Kategorie dieses MCD benutzt wurde um die erste Person zu charakterisieren (Baby->Familie), dann sollte man die folgenden Kategorisierungen als aus diesem MCD stammend hören. Ein kompetentes Gesellschaftsmitglied wird zunächst einmal dieser „Hörermaxime“ folgen und beide Personen, wenn dies möglich ist, einer Kollektion zuordnen. Dies schließt den Fall aus, dass die Mutter zu einer ganz anderen Familie gehört. Praxis der Kategorisierungsanalyse (4) Der Fall, dass das Baby eine Bezeichnung für einen Erwachsenen sein könnte, wird durch die sog. Ökonomieregel ausgeschaltet. Sie besagt, dass grundsätzlich eine Kategorie zur Kennzeichnung einer Person ausreicht. Die Konsistenzregel enthält noch eine Verfeinerung, die Sacks als Vervielfältigungs-Organisation („duplicative organization“) bezeichnet. Mitglieder einer Kollektion bilden eine Einheit, die sich gegen anderen Einheiten abgrenzen lässt. Die Mitglieder sind insoweit als eine Einheit behandelbar, nicht als eine Summe von Einzelindividuen. Wenn man nun eine Kategorie dieser Einheit nennt oder beschreibt, dann kann man daraus bestimmte (analoge) Schlussfolgerungen für den Rest der Kollektion ziehen. Die Kollektion wird als „Team“ behandelt. Man muss nur einen nennen, um auch über die nicht ausdrücklich erwähnten Teammitglieder Annahmen machen und Unterstellungen aktivieren zu können. Man denke wieder an den MCD Familie, der übrigens für die Blick auf Übung 2 Der Fragesteller (ein Berater eines Krisentelefons für Selbstmordgefährdete) sucht nach einem standardisierten Beziehungspaar, innerhalb dessen man Hilfe für die Anruferin erwarten könnte. Wäre die Anruferin verheiratet, dann ließe sich unmittelbar auf den Ehemann und dessen mögliche oder möglicherweise unterlassene Hilfeleistung schließen. Da aber in diesem Fall kein Ehemann vorhanden ist, geht die Suche innerhalb der Familie weiter. Kann man kein passendes Gegenüber in einen SRP finden, so ist dies „programmatisch relevant“, d.h. notizwürdig. Diese Suchprozedur wird erst in dem Augenblick abgebrochen, als C als „letztes Aufgebot“ ihre Kusinen 3. und 4. Grades nennt, diese aber als im Grunde eigentlich außerhalb des MCD „Familie“ stehend bezeichnet. Blick auf Übung 2 Umgekehrt: Wenn wir von einer Person hören, dass sie eine kategorienbezogene Aktivität ausübt, können wir auf eine bestimmte Kollektion schließen, der diese Person angehört. Weitere „category predictions“, die gemacht werden können, wenn man die relevante Beschreibungskategorie einer Person kennt: Rechte, Verpflichtungen, Attribute, Kompetenzen, Verhaltensweisen etc. Wann ist eine Person „suizidal“? Ergebnis einer Nachfrageprozedur, nicht ein psychologischer Zustand Selbstmordverhinderung durch Irritation von Selbstkategorisierungsprozessen Membership Categorization Analysis: Schritte Identifiziere eine Beschreibung (in einem Gespräch oder einem Text) Halte Dein Commonsense-Verständnis dieser Beschreibung fest und markiere, wie Du sie beim ersten Lesen verstehst Untersuche Deine Interpretation der Beschreibung indem Du nach den Methoden der Mitgliederkategorisierung suchst, die du dabei eingesetzt hast Theorie des realistischen Gruppenkonflikts (Sherif, 1948) Wenn zwei Gruppen um ein Ziel wetteifern, das nur eine Gruppe (auf Kosten der anderen) erreichen kann, kommt es zu kategorialen Abgrenzungen und zu Feindseligkeiten zwischen den Gruppen. Kontextabhängigkeit von (Inter-)Gruppenhandeln Kategorisierung als ‚natürwüchsige‘ Tendenz: Sherif: Ferienlageruntersuchungen Differenzierung zwischen Gruppen Die Akzentuierungstheorie beschreibt, warum Menschen, wenn sie feststellen, dass sie unterschiedlichen Kategorien zuzurechnen sind, Unterschiede zwischen diesen Kategorien besonders hervorheben. Wenn Menschen unterschiedlichen Gruppen zugehören, dann hat das zur Folge, dass die Unterschiede zwischen diesen Gruppen betont werden, und dass die Gruppenmitglieder die Mitglieder der jeweils anderen Gruppe tendenziell abwerten. Eine zur Erklärung dieses Problems bieten die sog. Minimal-GroupUntersuchungen. Vpn wurden nach Zufall in zwei Gruppen eingeteilt bzw ihnen wir Zugehörigkeit suggeriert. Im zweiten Teil der Untersuchung wurden sie dann unter einem Vorwand aufgefordert, an zwei andere Versuchspersonen nach vorgegebenen Verteilungsmatrizen Geldbeträge zu verteilen. Wer diese beiden anderen Personen waren, wurde nicht gesagt. Mitgeteilt wurde lediglich, dass die eine dieser Personen derselben Gruppe angehörte wie die jeweilige Versuchsperson und die andere der alternativen Gruppe. Die Ergebnisse zeigen, dass unter den geschilderten Bedingungen das Mitglied der eigenen »Gruppe« systematisch gegenüber dem Mitglied der anderen Gruppe bevorzugt wird. Vor die Alternative gestellt, entweder dem Mitglied der eigenen Gruppe einen maximalen Gewinn und gleichzeitig dem Mitglied der fremden Gruppe einen nur unwesentlich kleiner Gewinn zuzuweisen oder den Gewinn für das Mitglied der eigenen Gruppe zu reduzieren und gleichzeitig dem Mitglied der fremden Gruppe einen deutlich niedrigeren Gewinn zukommen Differenzierung zwischen Gruppen Befunde der Minimal-Group Untersuchungen: Schon (auch für die Beteiligten erkennbar) sehr künstliche Klassifikationen von Menschen reichen aus, um ein Bewusstsein von Gruppen und Gruppenmitgliedschaften zu schaffen. Gruppen entstehen aus der Abgrenzung von anderen Gruppen. Intergruppensituationen sind konfliktträchtig. Die bloße Aufteilung in zwei Gruppen ist hinreichend, um eine Abwertung der fremden und eine Aufwertung der eigenen Gruppe zu evozieren. Erklärt werden die Ergebnisse der Minimal-Group-Untersuchungen mit der Theorie der sozialen Identität (Tajfel & Turner, 1979). Die sozial-psychologischen Grundannahmen dieser Theorie: Menschen definieren ihre soziale Identität, über die Mitgliedschaft in Gruppen Menschen streben nach einer positiven Identität. Eine positive soziale Identität ergibt sich aus einem positiven Vergleich zwischen einer relevanten Ingroup mit einer oder mehreren Vergleichsgruppen. Gruppenzugehörigkeiten haben identitätsstiftende Funktionen. Um eine positive Identität aus ihrer Gruppenzugehörigkeit ableiten zu können, sind die Gruppenmitglieder bemüht, die eigene Gruppe positiv von wichtigen fremden Gruppen abzugrenzen. Zwei Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein: Zum einen müssen die Gruppenmitglieder sich mit ihrer Gruppe identifizieren. Erst wenn einer Person ihre nationale Gruppenzugehörigkeit relevant ist, wird sie auf Mitglieder fremder nationaler Gruppen mit Intergruppendiskriminierung reagieren. Zum zweiten muss eine Gruppe in einem Interaktionskontext für die Gruppenmitglieder relevant, salient sein: In einer Diskussion um ethnische Konflikte werden ethnische Gruppenmitgliedschaften salient und weniger die Zugehörigkeit zu einer Entstehung von (Inter-)Gruppenverhalten nach dem Social Identity Approach Salienz = Hervorstechen Kausalmodell für Vorurteilsbildung (Hamberger/Hewstone 1997) Theorie der Selbstkategorisierung 1. Personen können sich auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen selbst kategorisieren: Interpersonale Ebene (Selbst als Individuum) Intergruppale Ebene (Selbst als soziale Kategorie) Ebene der Spezies (Selbst als Mensch) 2. Innerhalb der Ebenen besteht horizontale wie vertrikale Differenzierung (z. B. verschiedene soziale Kategorien). 3. Der soziale Kontext bestimmt die spezifische Kategorisierung, die man anwendet. Dabei kommt das Prinzip des „Meta-Kontrasts“ zur Geltung: Minimierung der Intragruppen-, Maximierung der Intergruppenunterschiede 4. Salienz einer gemeinsamen sozialen Identität bewirkt eine Depolarisierung der Selbstwahrnehmung (Austauschbarkeit statt Einzigartigkeit). Die Salienz einer bestimmten Selbstkategorisierung in einer bestimmten Situation ergibt sich (nach Oakes, 1987, 1994) in Interaktion von a) relativer Verfügbarkeit der Selbstkategorie in der Situation und b) Passung zwischen Kategorie und Stimulussituation Theorie der Selbstkategorisierung Diese Depolarisierung der Selbstwahrnehmung führt zu intergruppalem statt interpersonalem Verhalten. Also: Die Theorie der Selbstkategorisierung (SCT) erklärt den Prozess der Selbstkategorisierung als Mitglied sozialer Gruppen und seine Konsequenzen, Die Theorie der sozialen Identität (SIT) thematisiert Intergruppenverhalten als eine spezielle Konsequenz Selbstkategorisierung Re-Categorization Intergroup-Categorization Inklusive level of Self-Categorization „We“ „We“ „They“ Ingroup Outgroup Interpersonal Level De-Categorization Other Individual Intergroup Level Other Individual „Me“ Other Individual Other Individual Situatives Switchen von einem zum anderen Kategorisierungsschema Wahl der Selbstkategorisierung Depersonalisierung in Abhängigkeit von Gruppengröße und Bedeutsamkeit der Kategorisierung (Simon, Hastedt & Aufderheide 1997, Exp. 1) 0,29 Depersonalisierungs -Index 0,3 0,2 Majorität 0,1 Minorität 0 -0,1 -0,2 -0,04 *Depersonalisierung: Übergang zu stereotyper Wahrnehmung -0,06 -0,18 Bedeutsamkeit der Kategorisierung Wahl der Selbstkategorisierung Ingroup-Bias in Abhängigkeit vom Intergruppenabstand und der Gruppenvariabilität (Jetten, Spears & Manstead, 1998, Exp. 2) Ingroup-Bias 0,5 0,42 0,45 0,4 0,3 0,2 0,13 0,1 0,01 0 niedrig hoch Intergruppenabstand heterogene Gruppen homogene Gruppen Intergruppentheorien Bewertung sozialer Kategorien Übergeordnete umschließende Gruppe Gruppe A Gruppe B Bewertung sozialer Kategorien Wie werden soziale Gruppen bewertet? Annahme der Selbstkategorisierungstheorie: Eine Gruppe kann nur relativ zu einer anderen Gruppe bewertet werden. Durch soziale Vergleiche werden sie bewertet. Selbstkategorisierung bedeutet, sich selbst nicht mehr als Individuum, unterschieden von anderen Individuen wahrzunehmen, sondern als Repräsentant einer sozialen Kategorie unterschieden von anderen Kategorien wahrzunehmen Aber: Welche Dimensionen sind relevant für die Bewertung einer Gruppe relativ zu einer anderen? Lösung: Zwei Gruppen werden mit Referenz auf eine übergeordnete beide Gruppen umschließende Kategorie bewertet. Je näher eine Gruppe am Prototypen der übergeordneten Gruppe liegt, desto besser wird sie bewertet (Prototypikalität). Je näher eine Gruppe im Vergleich zu der anderen am Prototypen der übergeordneten Gruppe liegt, desto besser wird sie im Vergleich zu der anderen Gruppe bewertet (relative Prototypikalität). Beispiel: Spatzen vs. Pinguine als Vögel Bewertung sozialer Kategorien Übergeordnete umschließende Gruppe Projektion Prototyp a Eigengruppe b Fremdgruppe Wenn Abstand a < b, dann Eigengruppe positiver als Fremdgruppe Selbstkategorisierung Projektion Die Inklusion zweier sozialer Kategorien in einer gemeinsamen inklusiven Kategorie macht sie vergleichbar. Die Vergleichsdimensionen liefert die gemeinsame inklusive Kategorie. ABER: Wer bestimmt genau deren Beschreibung? Projektion der Eigengruppenmerkmale auf die gemeinsame inklusive Kategorie Da beide Gruppen ihre Merkmale auf die gemeinsame inklusive Kategorie projizieren, kommt es zur Perspektivendivergenz in der Bewertung beider Gruppen. Die Eigengruppe wird jeweils im Vergleich zur Fremdgruppe als prototypischer gesehen (relative Prototypikalität). Je größer die relative Eigengruppen-Prototypikalität, desto schlechter die Bewertung der Fremdgruppe Projektion Messung der relativen Prototypikalität 1. Schritt: Aufschreiben der typischen und distinkten Merkmale der Eigengruppe und der Fremdgruppe z.B. “Mitglieder der Eigengruppe sind – verglichen mit Mitgliedern der Fremdgruppe -eher..." a) b) c) d) Projektion Messung der relativen Prototypikalität 2. Schritt: Bewertung der gemeinsamen inklusiven Kategorie auf den Merkmalen der Eigengruppe und Fremdgruppe 3. Schritt: Berechnung des Differenzwerts aus Relative Prototypikalität = Mittelwert (Eigengruppenattribute) – Mittelwert (Fremdgruppenattribute) Projektion 3.8 Perspektivendivergenz 3.6 3.4 Prototypikalität der Mittelwert 3.2 3.0 Chopperfahrer 2.8 Sportfahrer Sportfahrer Chopperfahrer Subgruppen Gemeinsame inklusive Kategorie: “Motorradfahrer” Interaktion: F (1,52) = 8.61, p = .005 Projektion Perspektivendivergenz 1.2 1.1 1.0 Prototypikalität Mittelwert .9 Grundschule .8 Gymnasium .7 Grundschule Gymnasium Subgruppen von Lehrern Gemeinsame übergeordnete Kategorie: “Lehrer” Interaktion: F (1,56) = 17.60, p < .001 Beispiel: “Mother charged in death of child” (Hester/Eglin 1992) Konsistenzregel: Mutter und Kind gehören zur Kollektion Familie und zwar nach der Hörermaxime zu einer Familie. Es handelt sich also um das Kind dieser Mutter. Kategorienbezogene Aktivitäten: Nirgends ist von Polizei die Rede, aber wir lesen den Satz automatisch in dieser Richtung und verstehen auch das Verb „charged“ entsprechend, weil es eben zu den Aufgaben der Polizei gehört, Leute festzunehmen. Dies zusammen genommen lässt uns folgern, dass die Mutter festgenommen wurde, weil man ihr der Tod des Kindes zu Last legt, und nicht aus irgend einem anderen Grunde. Hier tritt ein weiteres Prinzip in Aktion, jenes der Co-Selektion, d.h. das wir die verschiedenen Teile einer Äußerung im Zusammenhang hören und zunächst einmal immer davon ausgehen, dass dieser Zusammenhang auch vom Sprecher beabsichtigt ist. Zudem kann man aus dem standardisierten Beziehungspaar Polizei – Beschuldigter entnehmen, dass die Mutter die oder zumindest eine Beschuldigte ist, obwohl nirgends ausdrücklich von einer Beschuldigung der Mutter die Rede ist. Funktionen der Mitgliederkategorisierung für die Lösung praktischer sozialer Handlungsprobleme Beispiel Party, bei welcher der Gastgeber eine Reihe von Gästen vorstellen soll. Wie macht er das? Lösung gibt: Benütze die Konsistenzregel! Wenn man die früheren Gäste mit Vornahmen oder über ihre Titel und/oder Berufe vorgestellt hat, so übernimmt man diese Prozedur für die n-te Person. Es bedarf schon einer besonderen Begründung, wollte man mittendrin von dieser Prozedur abweichen. Man kann diesen Effekt andererseits dazu nutzen, um die betreffenden Person in irgendeiner Weise besonders herauszuheben oder aber um die anderen Gäste zu irritieren. Was aber tun, wenn man es nur mit einer Person zu tun hat, wo die Konsistenzregel nicht anzuwenden ist? Wenn aber die Person irgendetwas tut, dann kann man die Kategorie, zu der diese Aktivität passt, als Bezugspunkt heranziehen (man ist in der Uni und jemand neues tritt hinzu; Frage: was studierst Du?) Funktionen der Mitgliederkategorisierung für die Lösung praktischer sozialer Handlungsprobleme Typischerweise reicht der bloße Name zur adäquaten (Selbst)Identifizierung nicht aus. Man muss sich noch anderweitig einordnen können („wohin gehörtst Du denn“; „was machst Du?“, „was tust Du gerade – auf Kongressen kann z.B. man nur mit Forschungsprojekten antworten). Der MCD ist somit eine systematische Lösung für das Identifizierungsproblem, freilich eine, die am besten in gemeinsam geteilten kulturellen Welten funktioniert. Fremde durch den momentanen gemeinsamen Ort oder gemeinsame Aktivitäten (etwa im Wartezimmer) eine gegenseitige Identifizierungsmöglichkeit. Strategische Selbst-Kategorisierung Beispiel New York Times-Artikel über ein Interview mit einem Bomberpiloten in der Zeit des Vietnamkriegs: How does he feel about knowing that even with all the care he took in aiming only military target someone was probably being killed by his bombs? “I certainly don’t like the idea that I might be killing anybody, “ he replied. ”But I don’t lose sleep over it. You have to be impersonal in this business. Over North Vietnam I condition myself to think that I’m a military man being shot at by another military man like myself.” (Sacks LC1: 205). Selbstbeschreibung als „military man“, der es mit anderen „military men“ zu tun hat. Er konstruiert damit eine SRP, bezüglich dessen sich keiner beschweren kann, wenn er Schaden durch den anderen erleidet. Zudem verwendet er das Wort „business“, das eine abstrakte Austauschbeziehung impliziert und zu welchem abstrakte, unpersönliche Aktivitäten passen, ja dort sogar angemessen sind. Natürlich werden die Nordvietnamesen die Konstellation ihrerseits in ganz anderer Weise beschreiben. Vermutlich so, dass dies eine Kategorisierung des Piloten als Kriminellen und damit eine Selbstkategorisierung als Opfer Beispiel Interviewsendung (mit einem konservativen Unterhausabgeordneten und einem nicht sprechenden Vertreter einer Bürgerinitiative, gegen deren Demonstration ein Gericht eine einstweilige Verfügung erlassen hat). Moderator: Mr. First, begrüßen Sie die einstweilige Verfügung? MP First: Ja, sehr gut. Lassen Sie uns nicht vergessen, dass das keine friedliche Demonstration war, gehen die diese Verordnung erlassen wurde. Es waren diese Leute, die Streit angezettelt haben, die immer wieder gefährliche Situationen heraufbeschworen haben. Und ich kann nur hoffen, dass diese Art von Demonstranten in Zukunft zuhause bleiben wird. Moderator: Würden Sie so weit gehen zu sagen, dass alle diese fünfzig Demonstranten notorische Unruhestifter sind? MP First: Ich sage nur, dass das Gericht die Sache ganz offenbar so gesehen hat als es seine Entscheidung traf. Und ich unterstütze das in jeder Hinsicht. Moderator: Herr G. (ein Vertreter der Protestierer), sind sie ein Unruhestifter? Aufgabe: Zeigen Sie, wie die kategoriale Zuschreibung hier gemanged wird, um das disjunktive Paar Beschuldiger/ Beschuldigter zu erzeugen. Wie wird dies Wie funktioniert eine Schlagzeile? Überschriften von Zeitungsartikeln (und andere Parolenartige Äußerungen auf Wahlplakaten oder in Werbeanzeigen) sind ein beliebtes Thema der konversationsanalytischen Textanalyse. Sie bieten sich nicht nur wegen ihrer leichten Zugänglichkeit, sondern auch deshalb als Untersuchungsgegenstand an, weil sie im Zusammenhang der Mediennutzung eine bedeutsame Rolle spielen. Überschriften ermöglichen es die Aufmerksamkeit des Lesers auf eine bestimmte Geschichte zu lenken; sie überreden ihn dazu, den annoncierte Bericht tatsächlich zu lesen, und bereiten ihn schließlich auf eine bestimmte Lesart des Geschriebenen vor und instruieren ihn, wie er die folgende Geschichte verstehen soll. Diese Punkte wollen wir an folgender (zufällig über Google News ausgewählten) Schlagzeile nachvollziehen: Ehemann begeht Selbstmord, Frau erwacht aus Koma Diese ursprünglich aus Italien stammende Meldung erschien im Januar 2005 in den meisten deutschsprachigen Tageszeitungen. Gut ein Viertel aller Überschriften war so wie wiedergegeben formuliert. Eine weiteres Viertel ersetzt „Mann“ durch „Ehemann“. Manchmal wird noch ein „dann“ eingefügt. Bei der anderen Hälfte der Überschriften werden dem Satz die Worte „Erschütterndes Ehedrama:“ vorangestellt, oder es ist von „Romeo und Julia“ die Rede, verbunden meist mit einer Ortsangabe („in Italien“ oder „aus Padua“). Die analysierte Schlagzeile stellt somit die knappste, d.h. die am meisten auf die rekonstruktive Mitarbeit des Lesers angewiesene Variante dar. Die Wirkungsweise des von Sacks angesprochenen ”Teilnehmer-KategorisierungsApparats” (MCD) wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass mit der Auswahl einer bestimmten Beschreibungskategorie zugleich auf andere dazu passende ‚natürliche’ Kategorien verwiesen wird, mit denen zusammen sie eine ”Kollektion’ bildet In unserem Beispiel verweisen die Bezeichnungen „Mann“ und „Frau“ auf die Kategorie „Ehepartner“ und beide zusammen auf die Kollektion „Ehepaar“. Dieser Kollektionsbildung helfen manche Zeitungsredakteure noch dadurch nach, dass sie ausdrücklich von „Ehemann“ sprechen. Wir haben somit eine Geschichte vor uns, die mit der Beziehung beiden Personen als Ehepaar zu tun hat, nicht etwa mit einer Familienangelegenheit. In einem standardisiertes Beziehungspaar gehen beide Partner typischerweise bestimmte gegenseitige Verpflichtungen ein. Sacks spricht deshalb von einer R(esponsibility)Kollektion, in Abgrenzung zu K(nowledge)-Kollektionen, bei denen eine Wissensdifferenz im Vordergrund der Beziehung steht (wie bei Arzt-Patient oder Professor-Student). Von den beiden in der Überschrift genannten Personen kann man konventioneller Weise erwarten, dass sie sich zu gegenseitigen Fürsorglichkeit, Unterstützung und dauernder Gemeinsamkeit verpflichtet fühlen. Sacks formuliert noch zwei Anwendungsregeln für die Handhabung des MCD: die Konsistenzregel besagt, dass, wenn eine Population von Personen kategorisiert ist, und eine Kategorie dieses MCD benutzt wurde um die erste Person zu charakterisieren („Mann“), dann sollte man die folgenden Kategorisierungen als aus diesem MCD stammend hören. Dies macht verständlich, warum in keiner der Überschriften von „Ehefrau“ die Rede ist bzw. sein musste. Ein kompetentes Gesellschaftsmitglied wird nämlich zunächst einmal dieser „Hörermaxime“ folgen, d.h. beide Personen einer einzigen Kollektion zuordnen. Dies schließt den Fall aus, dass die Frau zu einer ganz anderen Paarbeziehung gehört. Die Ökonomieregel besagt, dass grundsätzlich eine Kategorie zur Kennzeichnung einer Person ausreicht. Der Ehemann mag noch Jäger, Parteimitglied oder Autofahrer sein, diese Eigenschaften sind aber für die folgende Geschichte nicht relevant, die sich also primär um den Aspekt ihrer Paarbeziehung dreht. Die Kategorisierung geht über eine bloße Etikettierung insoweit hinaus, als mit einer Kategorie bestimmte sozial erwartbare Handlungsweisen und Attribute verbunden sind. Dies gilt ebenso umgekehrt: Wenn wir von einer Person hören, dass sie eine bestimmte kategorienbezogene Aktivität ausübt, können wir auf eine bestimmte Kategorie bzw. Kollektion schließen, der diese Person angehört. Von einem Ehemann beispielsweise kann man erwarten, dass sich um seine kranke Partnerin kümmert. Diese Frau ist aber nicht bloß krank, sondern lag über längere Zeit im Koma. Für einen offenbar kinderlosen Ehemann ist ein Selbstmord in dieser Situation eine durchaus nachvollziehbare Tat. Er ist Ausdruck einer besonderen, aber zu dieser Kategorisierung durchaus passenden Emotionalität, nämlich des Wunsches dem geliebten Partner in den scheinbar sicheren Tod zu folgen. Der Selbstmord ist eindeutig der Selbstmord eines Ehemanns, nicht etwa der einer psychisch gestörten oder einer in möglicherweise verwerflicher Weise selbstbezogenen Person. Man stelle sich die Veränderung der impliziten Moral der Aussage vor, wenn in der Schlagzeile von einem „Vater“ die Rede gewesen wäre, insoweit als „Väter“ kategorisierte Personen der institutionellen Erwartung unterliegen primär für ihre Kinder zu sorgen. Wir können allein aufgrund der vorgenommenen Kategorisierungen und der weiten geschilderten Aktivitäten darauf schließen, dass die Situation für den Ehemann hoffnungslos erschien und es niemand gab, an den er sich noch um Trost wenden konnte. Der Autor der Überschrift macht sich die implizite Leseregel zu Nutze, dass zuerst genannte Begebenheiten auch vor den danach genannten abgelaufen sind (nur eine von etwa 50 Überschriften verwendete ein „dann“). Jeder kompetente Leser weiß nach diesen sechs knappen Worten, dass ihn eine tragische Geschichte eines Liebespaars erwartet, denen es – wie Romeo und Julia - nur im Tod vergönnt sein wird, wieder zusammen zu kommen. Analyse der Überschrift: „Vater und Tochter im Schneechaos“ Erklärung Überschrift Kategorie Jede Person kann in vielen Formen korrekt bezeichnet werden Personen werden später als „Manager eines Supermarkts“ und als „Studentin“ beschrieben Membership Categorization Device Kategorien lassen sich zu Kollektionen gruppieren MCD = „Familie“ Ökonomieregel Eine einzige Kategorie reicht um eine Person zu beschreiben Es wird jeweils nur eine Kategorie verwendet Konsistenzregel Wenn eine Person als Mitglied einer Kollektion identifiziert ist, dann rechne die nächste Person auch dieser Kollektion zu! „Tochter“ gehört zum selben MCD wie „Vater“ Duplikative Organisation Wenn Kategorien als Team hörbar sind, dann höre es so! Diese „Tochter“ ist die Tochter dieses „Vaters“ Kategorien bezogene Aktivitäten Handlungen werden als mit bestimmten Kategorien verbunden empfunden Schneechaos hat nichts mit den Kategorien „Tochter/Vater“ zu tun. Das macht den Neuigkeitswert der Geschichte aus Standardisierte Beziehungspaare (SRP) Kategorienpaare sind miteinander in einer Standardisierten routinemäßigen Weise verbunden „Vater“ und „Tochter“ sind verbunden durch „Fürsorglichkeit“ und „Unterstützung“; wie konnten sie gleichwohl in ein Schneechaos geraten? Konzept "Host Du des jetzt grad ghört, wia i nix gsagt hab?" Karl Valentin Membership-Categorization Analysis The other half of CA is the study of how people use categories in their talk. That is, how their choice of ways of describing themselves and others, and what they and others do, carries with it significant implications. The basic idea is that the words we use to describe things bring with them a very heavy set of implications - implications that go a long way beyond the dictionary, and a long way beyond 'ordinary' pragmatics. I'm going to talk about in this lecture is a special kind of implication: namely, an implication about about the units out of which society is structured. That is a very abstract way of putting it, so let us turn to an example. The baby cried... Sacks' simple example illustrates the theme well. He found these two sentences as the opening of a story written by a child: There is nothing in logic or pragmatics to tell us that the mommy is the baby's mommy; still less that she picked up her baby because it cried. Yet these are two judgements that we make automatically. This simple observation revealed a very powerful engine that people used in their talk. The childish author of those two sentences had (correctly) assumed that her or his readers would unconsciously make the inferential leap between the words and the social arrangements they represented. And any other speaker or writer can do the same. It is obviously economical; you don't have to spell things out. But it is also subtle, and can go Membership-Categorization Device Words can work as 'devices' that force a set of otherwise random objects into a 'category' with 'members'. In the child's story, above, the effect was achieved by the word 'mommy'. That forced the implication that the two people in the story were joined in a set. Another example. Suppose I read out a list of two people: Anna, 34, and Ivan, 50. The very fact that I have put them into a list strongly (but hardly logically) implies that they have some relationship. But what relationship? As soon as I say 'Anna, the doctor, is telling Ivan...' you have fixed them into a framework of doctor and patient. Like family-member names, job descriptions are among society's most powerful devices for organising how we see people. In fact it is so powerful that we need to remember that these descriptions are always a matter of choice. If I say 'Anna, the doctor, is telling Ivan...' then the doctor-patient relationship seems the natural and perhaps even exhaustive one. For all current purposes, speaker and hearers are seeing Anna interacting with Ivan as doctor to patient. All other descriptions are off. Indeed it would be an effort to suddenly talk about (say) Ivan as a Christian. If you did, the strong assumption would be that this was somehow relevant to his now-established membership of a doctor-patient category (perhaps they are talking about euthanasia, or contraception, or something else where religion and medicine overlap). Membership-Categorization Device This is Sacks' point. What you call them affects hugely influences the implications your listeners can draw about what sort of scene they are acting in, and therefore what the rules are of the other actors, and what sort of plot they are in. Try some other alternatives. If you identified Anna as 'the Canadian" then you would be using the Membership Categorisation Device (MCD) of 'nationality', and implying that Ivan was not Canadian, and that their nationalities mattered at this point, and you're ready for a story along those lines. If you identified Anna as 'white', you would be invoking the MCD of 'race', and suggesting that Ivan was non-white, and you would be ready for race to be significant. They are always the same people, and all of those descriptions might be equally true. But their consequences would be quite different. So the message is: speakers can cast the people they're talking about (or themselves, of course) as members of a category with implications for how to see the other participants in the scene. Category-bound activities We've made the point that each category (be it 'family', 'medical consultation') has its set of members (mother-child, doctor-patient and so on). But there is more to it than that. Each member has a set of behaviour, feelings, rights and obligations that go along with the role. Mothers are nurturing, babies are helpless, doctors are expert, patients are in need of attention. So when you say the words 'Anna, the doctor, is telling Ivan....' then the listener is going to assume that she is telling him the sort of things that doctors tell patients, and that he is going to receive it as a patient as patients receive what doctors say as doctors. This is a normative assumption. That is, if the speaker has said Anna is a doctor, that's how people will understand what she is reported to say. They would think it very odd if the speaker then protested that they never meant her to be understood that way, and 'just mentioned' that she was a doctor. Real examples of using category membership devices 1 Mar:one three five? 2 (.) 3 Les:Oh hello it's um Leslie Field he:re: 4 Mar:Oh hello. 5 Les:Hello, .tch I hope you don't mind me getting in touch 6→but uh- we metchor husband little while ago7→at a Liberal meeting. Category-bound activities When introducing oneself to a person one doesn't know well, one has to choose some description that makes sense of calling, and makes sense of what the call will be about. Leslie's choice of 'we met your husband at a Liberal meeting' (the Liberals are a political party in Britain) set up two categories. The "we" sets her up as a member of some team, presumably husband and wife (suggested by calling the person they met 'your husband'). The other device is the one of 'political affiliation', set up through the explicit nomination of a Liberal meeting. Leslie need have said neither of these things. The fact that she did, means that Mary is to understand Leslie as calling on those two bases, and gives Mary a sense of what basis she herself is now expected to speak - a member of her own husband-and-wife team, and someone with Liberal sentiments. How these are relevant to the call, we don't know yet, but they set up a footing for it. Using categorical descriptions can be crucial in getting yourself a proper footing in the interaction when you have very little time - as in the case of calling the emergency services, for example. If you can establish a 'legitimate' identity then do so quickly, as this caller does: From Zimmerman (1998) (CT= call-taker, C: = caller) 1CT: Mid-City emergency 2 (.) 3→ C:tch .hh u::h This is u::h Knights of Columbus 4→ Hall at uh: twenty twenty ni:ne West Broadway Category-bound activities Saying you are "Knights of Columbus Hall" gives you an institutional identity, and institutions talking to institutions are 'serious' and 'professional'. You are not 'just anybody' or 'some idiot' etcetera. Moreover, giving your address without prompting shows that you know the routine, that you are a co-operative partner in the Calltaker's business. Both those things together help cement a proper footing for the call to proceed smoothly (next lecture we'll see an example where it doesn't). Examples of "trouble" Claiming a category for yourself is usually trouble-free, but not always. Hutchby and Wooffitt give some useful examples from Wooffitt & Widdicombe's work on "goth" and "punk" identities. They went to rock festivals and wandered around the crowd, asking people if they would care to be interviewed. here are some interesting exchanges: From Hutchby and Wooffitt, 1998 p 179 1 I: how would you descri:be (.) yourself 2 and your appearance and so on 3→ (.) 4→ R:describe my appearance. 5I yeah6 (1)7 R:su- su- slightly longer than average hair ((goes on to describe appearance)) Category-bound activities Notice the pause at line 3, and R's choice of a 'clarificatory' question, rather than an answer, at line 4. This is, as we know, a 'dispreferred' response to a question (which usually expects an answer). Notice also that the R in repeating the question, edits it; the bit about 'describe yourself' is dropped and what remains is 'describe your appearance". The way that Wooffitt and Widdicombe analysed this was to see that the R was orienting to the implications of answering the question as put by the interviewer. The R could have self-categorised themselves as "a Punk" or "a Goth", but this would mean that they would then be responsible for a whole load of category-implications which they might not be comfortable with. So a neat move is not to answer the question in a legitimate way, by asking for a clarification; and to exercise control over that clarification and steer it into safer territory - the R's appearance, rather than their category-membership. Some general principles "...a person's identity is their display of, or ascription to, membership of some social category, with consequences for the interaction in which the display or ascription takes place. Which category, or combination of categories, and which of the characteristics it affords are matters of changeable arrangements made locally. Membership of a category is ascribed (and rejected), avowed (and disavowed) and displayed (and ignored) in local places and at certain times, and it does these things as part of the interactional work that constitutes people's lives. In other words...[it is] not that people passively or silently have this or that identity, but that they work up and work to this or that identity, for themselves and others, there and then, either as an end in itself or towards some other end. If this workingup and working-to of identity happens in interaction, the argument continues, then the best tools to examine it will be those appropriate to the medium of interactional business, namely, talk." Here are five more specific principles: For a person to 'have an identity' - whether he or she is the person speaking, being spoken to, or being spoken about - is to be cast into a category with associated characteristics or features (the sort of thing you'd expect from any member of that category; their actions, beliefs, feelings, obligations, etcetera) Such casting is indexical and occasioned. That is, it only makes sense in its local setting. The casting makes relevant the identity to the interactional business going on. The force of 'having an identity' is its consequentiality in the interaction - what On 'indexical and occasioned', on 'relevance', and on 'consequentiality'. Indexical and occasioned This is just to point out that a category-label - like 'cyclist' or 'aunt' or 'midwife' takes a good part of its colour from the local surroundings. Obviously words like 'her', 'that' and so on are completely indexical because what they point to changes on each occasion, but even 'cyclist' means somewhat different things according to the environment it appears in. It can mean a professional sporting cyclist, if we are talking about the Tour de France; or a vulnerable kind of road-user, if we are talking about road safety; and so on. That's related to the notion of the category-word's being occasioned: it is called up by some expectation or demand of the local environment. To stay with the word 'cyclist', you would only use it if it was in keeping with the current range of categories appropriate to the topic, and called up by it (Tour-de-France-talk, or road-safety-talk). Otherwise you would need to do some work to initiate some topic shift and make sure that people understood what sort of 'cyclist' you wanted to talk about. Relevance and orientation The idea is that analysts should simply ignore all those (possible) identities participants might have, unless the participants make them relevant. That is, unless the participants actually do seem to be treating each other as (say) 'business partners' and not some other equally true, but not currently relevant identities (one may be a woman and the other a man; one may be gay and the other straight; both may be Christians; both may be in poor health; and so on ad infinitum). So 'relevance' is relevance to the people involved. 'Orientation' simply reminds us that, when an identity-category has been made relevant, then we shall see people visibly reacting to it, or to its implications. This On 'indexical and occasioned', on 'relevance', and on 'consequentiality'. Consequentiality This is a still tougher analytical recommendation. The idea is that categories are essentially for use, so that we can only really be confident that a category is 'live' in the interaction (relevant for the participants, and oriented to by them) if something happens. Someone has brought the category into being just so that something happens, so we should see the effects. It's worth remarking how radical an argument this is. If we take it seriously, we must not talk about any identity unless it can be shown that it does some business for the participants in the interaction. It means CA has an uncomfortable time with analysis in more abstract political terms, where the analyst may want to claim that two people are acting as they do because one is a man and the other a woman, and so on - even though there is no evidence in the interaction (or even no interaction) that the category of 'gender' is relevant to them. Read through the following excert a few times to get a sense of what is going on. We can characterise it as something to do with Alan selling Pete insurance. How do Pete and Alan achieve their ends by using categories? Actions (from Schenkein (1978, p 65) 50 Alan: 51 52 53 54Pete: 55Alan: 56 57 58 59 60 61 62 63 64 Pete: 65 66 Alan: 67 Pete: 68 69 Alan: 70 71 72 73 Mm hmm. It just tells you some of the basic concepts. And, I give a memobook, out. And also let me put my magic card innit. Your magic card? My magic card, this sort of makes the whole thing a s- sort of a kaleida-scopic experience - not really it's just, y'know, uh two dimensional a(hh)ctually hehh hehh hehh hehh hehh he ih- it all depends on y'know, what you've been doing right before you, look at the card I guess if it's two dimensional Righ(h)t (2.0) Uhh, I gather you also wanna try t'sell me some insurance (2.0) Now- that doesn't sound like a bad idea- no, ih- it would be nice. But what I'd like to do, (3.0) Alan:Uhh, do you have any insurance. Alan: We join the extract at the point where Alan is giving Pete some printed information. This could be an exchange between friends, but note that what Alan is handing over is something that 'just tells you the basic concepts' (lines 50-51) . Presumably he can only say that if he is in a position to recognise what is basic and what is advanced, so he is claiming some sort of authority in the matter. That is perhaps the first hint in the extract that Alan is doing more than just talking to Pete as an ordinary friend or acquaintance (of course, the material before may have been even more explicit). Then Alan says 'I give my memobook out'. This is an habitual action, something he routinely does - he gives it to lots of people. A memobook is some sort of relatively cheap but ostensibly useful thing to have, but for the office rather than the home. Another hint that this is business. Moreover, he gives it out - and 'giving out' is somehow more official than just giving. You'd give a friend a present, but you would give out advertising flyers in the street. Another hint. These hints are what Sacks would have called category-bound activities. They are the kind of actions that are done by a certain category of person. We don't know exactly what that category is yet, but it seems to be something to do with the sort of business where Alan is in command of information (both the 'basic concepts' and whatever else he seems to know) which he is 'giving out' to Pete, who does not know it. Something technical or business-like, not really social. Alan's category is a business one, and if 'business' is what binds him and Pete together, then Pete must be some complementary category, maybe 'customer'. Now look at line 52-3 for a clever move. 50 Alan: 51 52→ 53→ 54 Pete: Mm hmm. It just tells you some of the basic concepts. And, I give a memobook, out. And also let me put my magic card innit. Your magic card? Something 'odd' at the end of one's turn, which more or less guarantees that the next speaker (unless they want to imply it's not odd, or they know what's being talked about, or want to be rude) will ask about it. Schenkien called it the 'puzzlepass-resolution' sequence. You see a lot of this sort of identifiable structure in talk, if you look for them. It allows Alan to come back and explain this reference to his 'magic card', as if reacting to a spontaneous question from Pete. 55 Alan: 56 57 58 59 60 61 62 63 64 Pete: My magic card, this sort of makes the whole thing a s- sort of a kaleida-scopic experience - not really it's just, y'know, uh two dimensional a(hh)ctually hehh hehh hehh hehh hehh he ih- it all depends on y'know, what you've been doing right before you, look at the card I guess if it's two dimensional Righ(h)t What do you make of Alan's explanation of why the card is 'magic'? Why does it give the whole thing a 'kaleida-scopic experience'? It comes across as a very strong 'hint' that the card looks different if the viewer's vision is somehow altered. Not just randomly or accidentally altered, or altered by something like myopia or some disease of the eye, but something the viewer has done to themselves ("it all depends on what you've been doing right before"). What would that be? Well, add in the chuckling, and the 'oblique' references, and indeed the description of the effect as being a 'kaleida-scopic experience' and you get something like an alcoholic, or more probably a drug experience. The card is 'magic' is you have been drinking, or have taken drugs, immediately beforehand. Obviously this is a rather joking fancy, and Alan himself delivers it with laughter (line 59). Pete puts a tiny breath of laughter in his response; he gets the joke. It's not hard to see this as Alan trying to change the current categories in which he has put himself and Pete (remember they were something to do with office-type business). If Alan hints at activities only a drug user would recognise, and he gets Pete to join in, they can both share a new category: fellow recreational drug users. The kind of guys who enjoy making the world look different (more kaleidoscopic). If he gets that in play, Alan can make what he says sound less 'business-like' and more social, friendly, and more persuasive. That is to say, whatever he says will not risk being dismissed by Pete as coming from someone offering a business proposition, but from a fellow who shares his tastes in recreation, even rather naughty ones. (In fact, look again at what happens and you see that Pete actually is alive to this and his Categories fitted to the business in hand The category in which you're cast (or cast yourself) is crucial for getting your business done. The Alan and Pete example was good because there we see someone actively (and rather crudely) trying to change his category, to wrench his footing onto that of a quite different persona. That made the identitywork very obvious. Of course, most category-identity work is done more quietly, as it is usually a matter of maintaining the categories you are currently in. That kind of work is still necessary, as it allows the speakers to keep the interaction going on the footing they find appropriate. For example, during a physical check-up, doctor and patient will stick to medicalconsultation talk so as to keep at bay any Category conflicting with the business-athand We can look at a case from Zimmerman's collection of emergency calls to see what happens when one party fails to choose the 'right' category on which the other party wants to talk. From Zimmerman (1998) pp 88-89 1CT: Mid-City police an fire 2 ((background noise and music )) 3C: (YA::H) This is thuh ( ) ((voice is 4 very slurred)) 5 (1.5) ((loud background noise)) 6CT: Hello? 7 (0.4) 8C: YEA::H? 9CT: Wadidja want'? 10 (0.5) 11 C: Yea::h we- we wan' forn'cay (h) heh 12 (0.6) ((background noises, noise)) 13 CT: 'Bout wha::t? 14 (5.3) 15 ((noise, voice: 'hey gimme dat ..')) 16 C 17 18CT: 19 CI 20 21 CT wanna 22 23 C: 24(0.4) 25 26 27CT: 28C: 29 30CT: 31C: 32 Hay=I've=uh ri:ddle for ya:: (0.3) HU:H? have uh ri:ddle for ya (0.3) I don't have time f'r riddles=do-ya squa:d'rno:t= =NO jes' uh simple que::stion, ((loud music)) Wha' fucks an leaks like a ti:ger, (0.2) HU:H? What fucks an leaks like uh ti:ger, Huh? ((background noise)) Good bye Why::? ((disconnected))