Agriculture and Agri-Food Canada Agriculture et Agroalimentaire Canada UFOP Statusseminar “Glukosinolate in Raps und Rapsprodukten 27. Mai 2003, Berlin, Germany “Die Bedeutung des Glukosinolatgehaltes für die Qualität von Rapsschrot und weitere Qualitätsmerkmale” - eine kanadische Perspektive Gerhard Rakow and John P. Raney Agriculture and Agri-Food Canada, Saskatoon Research Centre 107 Science Place, SASKATOON, SK, S7N 0X2, Canada Die Qualität kanadischer Rapssaat Jahr 1992 1994 1996 1998 2000 2002 Mittel 1992-01 ÖL Prozent1 Prot. (Sa) Prot. (Sch) Chloroph. Prozent von Gesamt mg/kg Erucas. Linolens. Sat. FS2 FFS3 Ges. GSL µmol/g Saat1 42.3 42.9 43.4 43.0 43.2 42.5 20.5 19.9 20.1 21.3 21.0 23.2 38.1 37.5 38.2 40.2 39.8 43.3 14 11 15 13 14 14 0.5 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 11.1 10.6 10.4 8.5 9.9 10.6 6.54 6.57 6.78 7.37 7.09 7.02 0.2 0.3 0.2 0.2 0.2 0.4 15 13 14 11 10 12 42.9 20.6 38.8 14 0.3 10.2 6.89 0.3 12 1=8.5% Feuchtigkeit, 2=Gesamt Σ C12:0 + C14:0 + C16:0 + C18:0 + C20:0 + C22:0 + C24:0, 3=FFS, freie Fettsäuren. Quelle: Grain Research Laboratory, Dr. Douglas R. DeClerq, Winnipeg Man. Canada No. 1 canola, harvest survey Nährstoffgehalt von Rapsschrot • Rapsschrot besteht aus: Öl - extrahiertem Embryogewebe (70%) and Samenschalen (30%) • Samenschalen enthalten weniger Protein und mehr Rohfaser (vornehmlich Cellulose, Pentosane und Lignin). • Verdaulichkeit des Proteins und der Rohfaser in Samenschalen ist sehr niedrig. • Samenschalen enthalten über 10% des Gesamtproteins und 25% der verfügbaren Energie im Rapsschrot. • Samenschalenbestandteil im Rapsschrot reduziert den Energiegehalt, und die Verfügbarkeit von Protein, Aminosäuren und Mineralien. • Entfernung der Samenschalen oder Reduzierung ihres Anteils im Rapsschrot erhöht den Futterwert. Verbesserung des Futterwertes von Rapsschrot • Züchtung von doppel-null Sorten mit niedrigem Glukosinolatgehalt (<12µmoles/1g Saat) brachte signifikante Verbesserung des Futterwertes. • Weitere Reduzierung oder vollständige Entfernung von Glukosinolaten in Rapsschrot würde Futterwert weiter verbessern, besonders für Legehennen, junge Schweine und Fische. • Reduzierung des Rohfasergehaltes (Samenschalenanteil) verbessert: – Verdauliche und metabolisierbare Energiewerte. – Verdaulichkeit und Verfügbarkeit von Protein and Aminosäuren. • Gelbsamige Formen enthalten weniger Samenschale, die Schalen sind höher verdaulich. • Erhöhung des Proteingehaltes führt zur Reduzierung des Gehaltes an Kohlehydraten und damit zu einer Verbesserung des Futterwertes. Kohlehydrate sind von geringem Futterwert, zumindest für Geflügel und Schweine. • Mindestanforderungen für Glukosinolatgehalt (<12 µmoles/1g Saat) und Proteingehalt für Sortenzulassung, keine Überprüfung des Glukosinolatgehaltes in Züchter-, Basis- und zertifiziertem Saatgut. Bedeutung des Proteingehaltes für den Futterwert • Rapsschrot ist ein Proteinträger in Futterrationen und ein direkter Konkurrent zu Sojaschrot. • Rapsschrot enthält 38 bis 40% Rohprotein (Nx6.25), 2 bis 4% Restöl, 12 bis 13% Rohfaser und 7 bis 8% Asche. • Rapsschrotprotein hat hohen Gehalt an essentiellen Aminosäuren und hat deshalb einen hohen Nährwert. • Rapsproteinkonzentrate haben höhere Proteineffizienzraten als Sojaproteinkonzentrate im Rattenversuch. Verfügbarkeit von Aminosäuren ist aber ein wichtigeres Merkmal als die Proteineffizienzrate in der Formulierung von Futterrationen. • Rapsprotein enthält weniger Lysin (5.7% i. R.P.) als Sojaprotein (6.2% i. R.P.), aber mehr Methionin (2.0% versus 1.4%) und Cystein (2.7% versus 1.4%). Getreideschrote haben niedrige Lysin-und Schwefelaminosäuregehalte. • Umrechnungsfaktor 6.25 unterstellt, daß alle Proteine 16% N enthalten, Ölsaatenproteine enthalten aber mehr als 16% N. Bessere Umrechnungsfaktoren für N in Proteingehalte wären, 5.53 für Rapsschrot und 5.69 Sojaschrot, berechnet auf Basis der Aminosäurenzusammensetzung und des Gehaltes an N in anderen (non-protein N) Verbindungen. Rohfasergehalte (% Schrot, trocken) und prozentuale Reduzierung in Schrot gelbsamiger Formen im Vergleich zu Schrot von schwarzsamigen Sorten von Brassica napus, B. rapa und B. juncea (Dr. John P. Raney, unpublished). ADF1 Art und Sorte Farbe B. napus AC Excel schwarz YN90-1016 gelb B. rapa Echo braun yell. sarson gelb B. juncea Com. brown braun Domo gelb ADL2 NDF3 CEL4 HCE5 % akt. % red. % akt. % red. % akt. % red. % akt. % red. % akt. % red. 20.2 11.2 21.3 12.8 16.0 11.2 45 7.9 1.9 40 8.9 1.1 30 4.7 0.9 76 26.2 19.2 88 27.3 21.1 81 25.5 21.5 26 12.3 9.3 23 12.4 11.7 16 11.2 10.2 24 5.7 8.0 — 6 6.1 7.6 — 9 9.2 9.8 — 1=acid detergent fibre, 2=acid detergent lignin, 3=neutral detergent fibre, 4=cellulose, ADF-ADL, 5=hemicellulose, NDF-ADL. Futterwert von Rapsschrot schwarz - und gelbsamiger Rapssorten in einem 2-wöchigen Fütterungsversuch mit 4 Tage alten Hähnchen (Slominski et al., 1999. Animal Feed Science and Technology 78: 249-262) Sorte und Linie AC Excel (schw) YN90-1016 (gelb) Tot. GSL (µmol/g Saat) 11.4 11.4 g/kg Schrot (trocken) Roh. pr. Diet. Fib. NSP1 Other2 458 466 330a 271b 179 169 151a 102b TMEn3 Gew. Zun. Futterverw.4 (MJ/kg) (g) Relation 9.18a 9.71b 297 293 1.61a 1.51b 1=Non-starch polysaccharides, 2=includes lignin, polyphenols, cell wall protein, and minerals present in the neutral detergent fibre residue, 3=True Metabolizable Energy (in vivo), 4=Futtermenge (kg) für 1kg Gewichtszunahme. Grundlagen für die Züchtung gelbsamiger Rapssorten Near-isogene Vergleiche von Linien aus spaltender F2 generation (Durchschnitt von 18 near isogenen Paaren, Saskatoon, 1992 und 1993) Ph.D. thesis: Isogenes Paar Dr. Abdul Rashid: An evaluation of seed quality characteristics of near-isogenic yellow and black seeded Brassica napus L., University of Saskatchewan, Saskatoon, Canada, 1995. Samengew. (mg) Schwarz Gelb Schwarz Gelb Embryogew. (mg) 4.0 4.0 Ölgehalt (%) Sa. 46.9a 48.0b Em. 48.3 48.4 3.4 3.5 Sch. 3.7a 7.0b Samenschale (% Sa. gew.) 15.2a 11.7b Proteingehalt (%) Sa. 22.3a 21.7b Em. 25.4a 23.8b Ges. dietary fibre1 Samen Embryo Sa. schale 19.2a 16.7b Sch. 15.9a 19.3b 11.0 61.5a 10.1 57.2b Öl. und Prot. gehalt (%) Sa. 69.2 69.6 Em. 73.7 72.2 Sch. 19.5a 26.3b 1=Prosky et al., 1984. Determination of total dietary fibre in foods, food products and total diets: Interlaboratory study. J. Assoc. Off. Anal. Chem. 67: 1044-1052. Züchtungsfortschritte bei der Züchtung gelbsamiger Rapssorten Durchschnitt 3 Orte: Saskatoon, Melfort, Scott, Saskatchewan, 2001 (Dr. Gerhard Rakow, unpublished) Sort und Zuchtstamm Vergleichssorten 46A65 Q2 Gelbsamige St. YN90-1016 YN97-262 YN00-16040 YN00-16098 Ertrag1 Phomaresistenz2 Ölgehalt3 Proteingehalt4 Samenfarbe5 (rel. 46A65) (0-5) (% trocken) (% Sa. tr.) (WI313) 98.5 101.5 0.33 0.48 45.3 44.6 29.2 27.9 1.1 -1.4 62.8 77.3 79.4 103.0 2.51 2.48 0.36 1.53 42.0 46.7 45.3 46.7 29.2 27.9 28.4 26.5 -29.8 -23.5 -24.7 -23.6 1 Saskatoon=2290kg/ha, CV(%)=7.7; Melfort=2034kg/ha, CV(%)=14.8; Scott=947kg/ha, CV(%)=12.6 symptome; 5=vollständig zerstört 3 Ölgehalt, NMR 4 Proteingehalt, nitrogen combustion, N x 6.25 5 Methode 313, White Index, American Society for Testing and Materials 2 0=keine Glukosinolatgehalt von Rapssorten und Zuchtmaterial (Dr. John P. Raney, unpublished) Sorte und Zuchtstamm AC Excel1 TO97-32331 TO01-17612 But 2.4 0.2 0.0 Pent 0.6 0.0 0.0 µmoles/g Saat (trocken) Ho Bu Ho Pe Tot A 5.5 0.1 8.7 0.3 0.0 0.5 0.1 0.0 0.1 1=Saskatoon 1999, Leistungsprüfung, 4 Wiederholungen 2=Saskatoon 2001, Leistungsprüfung, 4 Wiederholungen Tot I 5.3 3.6 1.1 Tot G 14.1 4.1 1.2 Semi-systematische und allgemeine Namen von Rapsglukosinolaten Semi-systematischer Name Aliphatic 3-Butenyl 4-Pentenyl 2-Hydroxy-3-butenyl 2-Hydroxy-4-pentenyl Heterocyclic (indole) 3-Indolylmethyl 4-Hydroxy-3-indolylmethyl Allgemeiner Name Gluconapin Glucobrassicanapin Progoitrin Napoleiferin Glucobrassicin 4-Hydroxyglucobrassicin Quelle: Brassica Oilseeds Production and Utilization, CAB International 1995. Chapter 10: Seed Chemistry by B. Uppström, Svalöf, pages 217-242. Zusammenfassung und Schlußfolgerungen • Raps produziert ein hochwertiges pflanzliches Speiseöl mit hohen Gehalten an vielfach ungesättigten essentiellen Fettsäuren und hohem Ölsäuregehalt. • Rapsschrotqualität wurde erheblich verbessert durch die Entwicklung und kommerzielle Nutzung von doppel-null Sorten; Glukosinolatgehalte sollten niedrig gehalten werden (<12µmoles/g Saat) und weiter reduziert oder vollständing von den Samen entfernt werden, dies ist durch Züchtung möglich. • Rapsschrot hat niedrigen Futterwert im Vergleich zu Sojaschrot, was am hohen Rohfasergehalt liegt. Reduzierung des Rohfasergehaltes möglich durch Züchtung gelbsamiger Rapssorten mit niedrigerem Samenschalenanteil. • Schrot gelbsamiger Formen hat höheren Futterwert, bedingt durch höhere Verdaulichkeit und Verfügbarkeit der Energie and des Proteins. • Isogene Studien von schwarz und gelbsamigen Rapslinien zeigten, daß die Gelbsamigkeit im Raps unabhängig von anderen Qualitätsmerkmalen vererbt wird, und es besteht auch keine Kopplung von Genen für Gelbsamigkeit mit anderen Leistungseigenschaften wie Ertrag und Krankheitsresistenz (Phoma lingam). • In den letzten 10 Jahren wurden erhebliche Zuchtfortschritte in der Züchtung gelbsamiger Rapssorten erzielt (AAFC Saskatoon Research Centre).