What is Life? – Was ist Leben? Die lebende Zelle mit den Augen

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What is Life? - Was ist Leben ?
Erwin Schrödinger (1887-1961):
• Professor für Physik in Zürich, Berlin, Oxford, Graz, Dublin und Wien
• Hauptarbeitsgebiete: Wellenmechanik, relativistische Quantentheorie,
Gravitationstheorie und einheitliche Feldtheorie
• Nobelpreis 1933 mit Paul Dirac für ihren Beitrag zur Quantentheorie
• 1944 Veröffentlichung einer Vorlesungsreihe von 1943 als Buch: „What is Life?“
What is Life? – Was ist Leben?
Warum interessiert einen Physiker
das Phänomen des Lebens?
• 1900 Entdeckung des Wirkungsquantums durch Max Planck und
Wiederentdeckung der Mendelschen Gesetze der Vererbung
=> Untersuchungen zur Stabilität der Atome
• 1925/26 Heisenberg und Schrödinger formulieren Quantenmechanik,
Bohr interpretiert daraus die Komplementarität des Atoms als Welle
und Teilchen und vermutet weitere Anwendungen z.B. im Bereich der
lebenden Systeme
• Mitte der 30er Jahre untersucht Max Delbrück
die Größe und Stabilität der (Mendelschen)
Erbfaktoren (=Gene):
Unter welchen Bedingungen können Gene
Moleküle sein ?
=> Vorschlag: Gene sind Moleküle.
What is Life? – Was ist Leben?
Die Größe von Atomen und die Gesetze der Physik
• Atome sind (relativ zu Lebewesen) sehr klein
• Wechselwirkungen mit einzelnen Atomen (z.B. Wärmebewegung) haben
auf Physiologie der Lebewesen (im Allgemeinen) keine direkten
Wirkungen
• Physiologie erfordert hohen Ordnungsgrad der Materie in Lebewesen
• Gesetze der Physik sind statistischer Natur
• Verhalten einzelner Atome ist nur mit Wahrscheinlichkeiten bestimmbar
• Erst bei große Anzahlen von Atomen folgen daraus die (makroskopischen)
Gesetze der Thermodynamik
Hängt daher Leben (und dessen Stabilität) von
der (makroskopischen) Größe der Lebewesen ab?
What is Life? – Was ist Leben?
Lebewesen bestehen nicht in jeder Phase ihrer Existenz aus riesigen
Mengen von Atomen. (Erbfaktoren sind klein)
Dann können einzelne Atomgruppen eine wesentliche Rolle spielen!
Der Vererbungsmechanismus I
• Chromosomen stellen in einem Code das Muster des vollständigen
Individuums, seiner Entwicklung und Physiologie bereit. Jeder
Chromosomensatz enthält den vollständigen Code
• In der Ontogenese erfolgt eine identische Vervielfachung der
Chromosomensätze für jede neue Zelle (etwa 50 bis 60 aufeinanderfolgende
Teilungen in der gesamten Lebenszeit) => Mitose
• Reservierte Zellen aus früher Teilungsphase dienen später der Erzeugung
von Keimzellen => Meiose mit haploidem Chromosomensatz
• Erbanlagen der Eizelle (nach Befruchtung) stammen von beiden Elternteilen
What is Life? – Was ist Leben?
Der Vererbungsmechanismus II
• Kombination der Chromosomen erfolgt in den Keimzellen unabhängig
• Möglichkeit des „Crossing-over“ (homologe Chromosomen tauschen
Abschnitte aus) erhöht die Anzahl möglicher Kombinationen
 Möglichkeit zur Untersuchung der Lage (Locus) von Erbanlangen (Genen)
auf den Chromosomen!
 Größe eines Gens lässt sich auf etwa 300 ÅE (100-150 Atomdistanzen)
abschätzen
 Damit gelangt man in den Anwendungsbereich mikroskopischer Theorien
der Physik (Statistische Mechanik, Quantenmechanik)
1. Was folgt aus diesen (damals neuen Theorien) zur Frage
der Stabilität von Erbfaktoren?
2. Unter welchen Bedingungen können Moleküle als Erbfaktoren wirken?
What is Life? – Was ist Leben?
Quantenmechanik I
• Stabilität von (Molekül getragenen) Erbfaktoren und die Eigenschaften von
Mutationen lassen sich mit klassischer Physik nicht erklären
• Atome (und andere subatomare Teilchen) besitzen diskrete Zustände, die
sie unter Energieaustausch wechseln können
• Zwischen den Zuständen existieren keine kontinuierlichen Übergänge in den
Energie, sondern
 Quantensprünge
What is Life? – Was ist Leben?
Der aperiodische Kristall
• Molekül = Fester Körper = Kristall  Gas = Flüssigkeit = amorph
• „Wir betrachten ein Gen – oder vielleicht das ganze Chromosom – als einen
aperiodischen festen Körper“
• Isomerie erlaubt die Verschlüsselung großer Informationsmengen auf
engstem Raum
• Stabilität aufgrund des erforderlichen Energiebedarfs in praktikablen
Zeiträumen gewährleistet
• Instabile Gene entfallen durch Selektion
What is Life? – Was ist Leben?
Die Folgen des Buches
• Schrödinger erkennt die Rolle der Quantenmechanik für die Erklärung der
Stabilitäts Eigenschaften mikroskopischer Erbfaktoren
• Der Begriff des „aperiodischen Kristalls“ antizipiert viele Eigenschaften der
DNS vor deren Entdeckung durch Watson and Crick (1953).
• Die von Delbrück aufgeworfenen Frage: „Kann es sich bei Erbfaktoren um
Moleküle handeln?“ wird in diesem Sinne gelöst
• Die umgekehrte Frage: „Unter welchen Bedingungen können Moleküle als
Erbfaktoren wirken?“ weist nach Schrödinger aus dem damaligen Bereich
der physikalischen Modelle hinaus.
• Er vermutet zur Beantwortung ist „neue Physik“ nötig.
• Robert Rosen (1998): Daran hat sich bis heute nichts geändert und das
macht die Aktualität des Schrödinger Buches aus.
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