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Projekt Tschechen und Deutsche
Eine Arbeit der Klasse 9b G
der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim
unter der Leitung von F.J. Schäfer
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-I- EINLEITUNG
-II- GESCHICHTE DER TSCHECHOSLOWAKEI VON 1938 - 1948
-III- ARNAU UND DER KREIS HOHENELBE
-IV- DIE VERTREIBUNG DER DEUTSCHEN AUS ARNAU
-V- GESCHICHTE DER PARTNERSCHAFT BENSHEIM-ARNAU
-VI- SCHLUSSBETRACHTUNG
-VII- ANHANG
-VIII-MITWIRKENDE
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
Die Klasse 9 G b der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim beteiligt sich am Wettbewerb „Osteuropa“. Wir fanden ein lohnenswertes
Thema. Bensheim hat seit dem Jahre 1956 eine Patenschaft mit Arnau übernommen. In unserer Stadt Bensheim gibt es auch ein
Riesengebirgs-Heimatmuseum, das eine Unterabteilung des Museums der Stadt Bensheim ist. Unser Geschichtslehrer, Herr Schäfer,
stellte den Kontakt zu der Gruppe her, die das Museum betreut. Am 27. Februar 2002 besuchten wir das Museum und sahen uns in
den ersten drei Unterrichtsstunden dort um. Es gibt vier Räume, durch die wir in drei Gruppen geführt wurden. Die Arnauer gaben
sich viel Mühe und haben uns die Ausstellungsstücke erklärt, die vielen Fotos, Poesiealben, Haushaltsgegenstände, Trachten,
Modelle usw.
Aus dem Archiv des Museums hat uns Herr Johann Müller einige Berichte von Arnauern gegeben, die nach dem Zweiten Weltkrieg
aus ihrer Heimat vertrieben wurden.
Besonders gefreut hat uns, dass uns ein Professor besucht hat in unserer Klasse, Herr Dr. Otto Weiss aus Berlin, der an einem
Heimatbuch über Arnau schreibt und am 13. März sich in Bensheim aufhielt, um im Archiv des Riesengebirgsmuseums zu arbeiten.
Er berichtete über die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus dem Sudetengebiet, insbesondere aus Arnau. Im
Geschichtsunterricht zeigte uns Herr Schäfer einen Film von Guido Knopp: „Die große Flucht“, so dass wir schon eine Vorstellung
darüber hatten, was mit den Deutschen im Sudetengebiet geschehen war.
Wir haben in unserer Klasse Gruppen gebildet. Eine Gruppe hat sich mit der Geschichte der Stadt Arnau befasst, eine andere mit
dem Ablauf der Vertreibung beschäftigt und die dritte mit der Geschichte der Patenschaft Bensheim-Arnau. Wichtig ist, dass am 27.
April 2002 eine Partnerschaft der Stadt Bensheim mit Hostinné, wie der tschechische Name von Arnau heute lautet, beschlossen
wurde. In der Faktorei wurde vom 26. April 2002 bis 12. Mai 2002 eine Ausstellung gezeigt mit Fotos aus dem heutigen Hostinné,
die von Tomas Andĕl zusammengestellt wurde. Auch bei der Besiegelung der Partnerschaft Bensheim-Hostinné im Wappensaal des
Dalberger Hofes waren wir Gäste. Wir empfinden es als eine besondere Ehre, dass Herr Bürgermeister Georg Stolle uns als Gäste
besonders begrüßt hat.
In unserem Beitrag stellen wir zum einen die Geschichte der jüngsten Partnerstadt [1]Bensheims, Arnau / Hostinné, dar, dann
befassen wir uns mit dem traurigen Kapitel Flucht und Vertreibung und zuletzt mit der Geschichte der Patenschaft BensheimArnau. Im Anhang bilden wir Fotos aus dem alten Arnau ab. Außerdem geben wir die Berichte der Vertreibung wieder, die bisher
noch nicht veröffentlicht worden sind. Herr Schäfer hat uns den Bericht einer Vertreibung aus dem Sudetengebiet zur Verfügung
gestellt, der von dem Urgroßvater einer ehemaligen Schülerin von ihm stammt.
Wir möchten uns ganz herzlich bedanken für die große Unterstützung bei Herrn Helmut Hollmann, Herrn Johann Müller, Herrn
Gerhard Fritsche, Herrn Ernst Grof, Herrn Anton Wrabetz, bei Herrn Bürgermeister Georg Stolle und dem
Stadtverordnetenvorsitzenden der Stadt Bensheim, Herrn Franz Treffert, für die Einladung zur Feier der Besiegelung der
Partnerschaft Bensheim - Hostinné und vor allem bei Herrn Prof. Dr. Otto Weiss, die uns sehr geholfen haben.
[1] Zu folgenden Städten unterhält die Stadt Bensheim Partnerschaften: Beaune / Frankreich (1960), Amersham / Großbritannien (1977), Mohács / Ungarn
(1987), Riva del Garda / Italien (1988), Kłodzko / Polen (1988), Hostinné / Tschechien (2002). Zudem bestehen Partnerschaften des Stadtteiles Bensheim – Zell
mit Manlay / Frankreich (1968) und Bensheim – Gronau mit Pfaffenheim / Frankreich (1994).
Inhaltsverzeichnis
II. Geschichte der Tschechoslowakei von 1938 - 1948
Die Gründung der Tschechoslowakischen Republik
Die Staatsgründung der Tschechoslowakei am 28. Oktober 1918 geht auf die beiden
Politiker Tomaš G. Masaryk und Edvard Beneš zurück. An diesem Tag wurde gleichzeitig
in Washington und Prag die Tschechoslowakische Republik ausgerufen.
Basis für die Zerschlagung der K. und K. Doppelmonarchie bildeten die Vierzehn Punkte
des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson, die auch das
Selbstbestimmungsrecht der Völker enthielten. Trotz der Proteste der mehrheitlich von
Deutschen bewohnten Sudetengebiete wurde im Friede von St. Germain am 10.
September 1919 von den Entente-Mächten die Zuordnung dieser Gebiete zum neu
gegründeten Staat verfügt. In dem Staat der Tschechen und Slowaken waren 22,5 %
Deutsche und 4,9 % Ungarn. Im ersten tschechischen Parlament waren 72 von 300
Abgeordneten Deutsche. Die deutschen Parteien verharrten zunächst in Opposition,
wohingegen die von Ludwig Czech geführten Sozialdemokraten sich zu konstruktiver
Mitarbeit entschlossen, ohne dadurch aber eine spürbare Entkrampfung der
unterschiedlich gehandhabten Rechte der Nationalitäten zu erreichen. Nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich gründete sich die
Sudetendeutsche Heimatfront unter Konrad Henlein, die von der NSDAP finanziell
unterstützt wurde.
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Münchener Abkommen
Die verbrecherische Politik der Nationalsozialisten war von Anfang an auf
Eroberungspolitik ausgerichtet. Nach der heimlichen massiven Aufrüstungspolitik gab
Hitler im November 1937 in einer Wehrmachtsbesprechung an, dass in absehbarer Zeit
die Tschechoslowakei niederzuwerfen sei (Hoßbach-Protokoll). Nach dem Anschluss
Österreichs heizte die Sudetendeutsche Partei die Stimmung an. Hitler wollte mittels der
nun ausbrechenden Sudetenkrise den Krieg entfachen. Die Außenpolitik Frankreichs und
Großbritanniens war vom Appeasement-Gedanken erfüllt. Vor der geplanten deutschen
Generalmobilmachung gelang es dem italienischen Diktator Benito Mussolini Hitler die
Zustimmung zur Abhaltung einer Konferenz der Regierungschefs von Deutschland,
Frankreich, Großbritannien und Italien am Folgetag in München abzuringen. In diesen
Verhandlungen war die Regierung in Prag nicht beteiligt worden. Die Staatschefs Hitler,
Daladier, Chamberlain und Mussolini verständigten sich darauf, die Sudetengebiete dem
Deutschen Reich anzuschließen. Darüber hinaus musste die Prager Regierung auch den
ungarischen und polnischen Gebietsforderungen entgegenkommen. Knapp 3 Millionen
Sudetendeutsche, 500000 Ungarn, 100000 Polen, aber auch 875000 Tschechen und
290000 Slowaken waren von der neuen Grenzziehung betroffen.
Ein halbes Jahr später, am 14. März 1939, erklärte sich die Slowakei für unabhängig. Am
14. März 1939 reiste Staatschef Emil Hácha nach Berlin. Am nächsten Tag wurde er von
Hitler und Göring unter Druck gesetzt, so dass er „das Schicksal des tschechischen
Volkes und Landes vertrauensvoll in die Hände des Führers des Deutschen Reiches“
legte.
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Es wurde das „Protektorat Böhmen und Mähren“ errichtet. Nach dem Angriff NSDeutschlands auf die Sowjetunion knüpfte die „Protektoratsregierung“ unter General
Alois Eliáš Kontakte zur Londoner Exilregierung unter Edvard Beneš. Die Zahl von
Widerstandsaktionen nahm zu. Hitler ersetzte darauf hin den Reichsprotektor für
Böhmen und Mähren, Konstantin von Neurath, am 27. September 1941 durch den Chef
des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich als „Stellvertretender
Reichsprotektor“. Er ließ Eliáš in einem Schauprozess zum Tode verurteilen, verhängte
das Standgericht und ließ innerhalb von zwei Monaten 404 Personen erschießen und
4000 bis 5000 in Konzentrationslager einweisen. Heydrich wurde am 27. Mai 1942 Opfer
eines Attentats. Folge davon war eine Terrorwelle, mit denen die Nationalsozialisten das
Land überzogen. In der Zeit vom 28. Mai bis zum 1. September 1942 wurden 3188
Tschechen verhaftet und 1357 von Standgerichten zum Tode verurteilt. In Lidice wurde
die gesamte männliche Bevölkerung ermordet, die Frauen in ein KZ verbracht und die
Kinder bis auf 16 „Eindeutschungsfähige“ vergast.
Vertreibung und Aussiedlung der Deutschen
Bereits im September 1938 entwickelte Beneš einen Plan durch Teilaussiedlung die Zahl
der Sudetendeutschen so weit zu reduzieren, dass die Restminderheit ungefährlich bzw.
assimilierbar würde.
Die Alliierten berieten erstmals im Dezember 1941 die Frage der Zwangsaussiedlung der
Deutschen. Stalin sicherte Beneš im Dezember 1943 seine Zusicherung bei der
Vertreibung zu. Im Potsdamer Abkommen einigten sich die Siegermächte auf die
Vertreibung der Deutschen aus den deutschen Ostgebieten und den Sudetengebieten.
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Tschechische Politiker begründeten die Vertreibung mit der Beteiligung der
Sudetendeutschen an der Unterdrückung im Protektorat. Die Dekrete des Präsidenten
handelten von „Deutschen, Magyaren, Verrätern und Kollaborateuren und anderen
Staatsfeinden“. Bereits vor Abschluss der Potsdamer Konferenz wurden zahlreiche
Sudetendeutsche vertrieben. In dieser Phase waren auch viele Todesopfer zu beklagen.
Die angegebene Zahl schwankt zwischen 20000 und 40000.
Der Niedergang des Ostblocks – Die Wende in der Tschechoslowakei
Im Jahre 1948 erfolgte eine kommunistische Machtübernahme in Prag. Die
Tschechoslowakei wurde fester Bestandteil der sozialistischen Staatenwelt (COMECON,
Warschauer Pakt). Infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten suchten die tschechischen
und slowakischen Sozialisten einen eigenen Weg zum Sozialismus („Prager FrühlingSozialismus mit menschlichem Antlitz“ unter Alexander Dubček). Dieses Experiment
wurde am 21. August durch Panzer des Warschauer Paktes niedergewalzt.
1977 konstituierte sich die „Charta 77“, eine Gruppe von Intellektuellen, die den
Führungsanspruch der kommunistischen Partei in Frage stellte. Mitglied dieser Gruppe
war auch Václav Havel, der tschechoslowakische Staatschef nach dem Zusammenbruch
des Sozialismus infolge der „sanften Revolution“ 1989. Auslöser hierzu war die neue
Lage im Ostblock („Glasnost“ und „Perestrojka“) des sowjetischen Regierungschefs
Gorbatschow. Seit 17. November 1989 waren in Prag an jedem Tag der folgenden
Woche Hunderttausende auf dem Wenzelsplatz und forderten Freiheit, Demokratie,
Beendigung des kommunistischen Machtmonopols, den Rücktritt der Regierung und
Herstellung eines freien und demokratischen politischen Systems. Am 27. November
kam es zu einem Generalstreik.
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Zwei Tage später wurde der Artikel über die führende Rolle der KPČ durch die
Nationalversammlung entfernt. Am 29. Dezember 1989 wurde Václac Havel zum
Staatspräsidenten gewählt.
Die Slowaken wünschten einen souveränen Staat. Die Tschechische und Slowakische
Föderative Republik (ČSFR) wurde mit Wirkung vom 1. Januar 1993 geteilt in eine
Tschechische Republik und eine Slowakische Republik.
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III Arnau und der Kreis Hohenelbe
Arnau liegt am Zusammenfluss der Elbe und des Seifenbaches, der sämtliche südlichen
Abflusswässer des Schwarzenberges in sich aufnimmt und zur Zeit der Schneeschmelze
im Gebirge zum reißenden Fluss werden kann. Es ist ringsum von abwechslungsreichen
Waldbergen umgeben. Die Ortschaften der Umgebung sind nicht geschlossen, sondern
der Eigenheit der Gebirgdsgegend entsprechend gehötsweise im tal und an den
Berghängen zerstreut. So konnte man nach allen richtungen in einer Gartenlandschaft
bis an den Fuß des Riesengebirges fahren. Jedes Haus hatte einen anderen Charakter,
keine Schablone, keine Monotonie.
Arnau 360 m hoch gelegen, ist eine der ältesten Städte Ostböhmens, reich an Industrie
und ein vielfrequentierter Luftkurort, dank der waldigen Umgebung mit ausgedehnten
Fichtenwäldern, die zum größten Teil Eigentum der Stadt waren, mit eigenem
städtischen Forstamt. Die reiche Industrie und der Fremdenverkehr im Winter und
Sommer machten Arnau, das schon 1870 einen Bahnhof hatte, zur Schnellzugstation auf
der Hauptstrecke Trautenau-Prag. Zwei Autobuslinien (1927/28) nach Norden stellten
für Touristen und Wintersportler die Verbindung mit dem Fuß des Riesengebirges her bis
in die Engtäler des Hochgebirges. Die westlichere (16 km lang) führte im Tal der kleinen
Elbe über Langenau und Niederhof in den westlichen Talkessel des Fuchsberges. Die
östliche ging im Silberbachtal aufwärts über Forst, Forstbad (natürliche Schwefelquellen)
und Schwarzental (600 m) bis unmittelbar an den Fuß des 1209 m hohen
Schwarzenbergs mit seiner markanten Waldblöße, dem Spiegel.
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Gegen Süden führte eine dritte Autobuslinie elbeabwärts nach Königinhof in deutsche
und tschechische Gemeinden. Arnau ist vom Schwarzenberg Luftlinie 10 km entfernt, 6
Wegstunden trennten von der Quelle der Elbe und der Schneekoppe (1603)
Arnauer Schulen
Einen alten, wohlbegründeten Ruf hatte Arnau als Schulstadt. Sein Unterrichtswesen
ging weit über den Durchschnitt gleich großer Orte hinaus. Außer der Volksschule hatte
die Stadt die Lehranstalt des Ursulinenkonvents (1877) mit einer Volksschule und
Bürgerschule, später Mittelschule genannt, mit Öffentlichkeitsrecht, eine Fachschule für
Frauenberufe, verschiedene Spezialkurse. Dem Nonnenkloster war ein
Mädchenpensionat in großer Parkanlage angegliedert. Die Anstalt übte bis in die Ferne
ihre Anziehungskraft aus. Außer diesem Nonnenkloster war in Arnau ein
Franziskanerkloster (1684) mit großem Gemüse- und Obstgarten, der gewerblichen
Zwecken diente. Die Klosterkirche ist aber seit 1945 ein Lagerraum der
Kunstseidenfabrik in Theresiental bei Arnau. Nach dem Braunauer Stiftsgymnasium
hatte Arnau das älteste humanistische Gymnasium (1872) in ganz Ostbähmen, später
Staats-Real-Obergymnasium, mit eigenem städtischen Studentenheim, das nicht nur die
Jugend des Umkreises, sondern wegen der gesunden, waldreichen Lage der Stadt auch
die Söhne der Großstädter anzog. Mustergültig war die Betreuung der Gymnasiasten.
Private Hilfsbereitschaft und Opferwille wowie die Tätigkeit des
Studentenunterstützungsvereins wetteiferten gegenseitig, talentierte Schüler der
ärmeren Schichten an das Gymnasium heranzuziehen.
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Das soziale Empfinden so stark, dass man ärmeren Gymnasiasten Kosttage (freies
Essen) in Familien und Bücher verschaffte und sie mit Kleidung bedachte. Ein
Frauenverein nahm sich ebenfalls der Nöte mittelloser Schüler an. Später nahmen diese
Schüler einflussreiche Stellungen im öffentlichen Dienst, im Schulwesen, in der
Wirtschaft und Wissenschaft, als Ärzte und Rechtsanwälte usw. ein. Eine Gründung der
neueren Zeit (1921) war die landwirtschaftliche Fachschule, die für die Weiterbildung
des ländlichen Nachwuchses sorgte. Arnau war Sitz des bekannten RiesengebirgsSymphonieorchesters, das in allen Städten des Riesengebirgsvorlandes unter seinem
Dirigenten Guido Kaiser, einem Sohn der Stadt Arnau, Konzertabende veranstaltete. Drei
größere Büchereien sorgten für Bildung und Lesestoff. So ergibt sich ein Bild regen
geistigen Lebens neben dem wirtschaftlichen Leben.
An führender Stelle stand die Stadt in industrieller Hinsicht.
Industrie
Mit der Mechanisierung ging im 19. Jahrhundert die Leinenheimindustrie unter. Die
Ausnützung der Wasserkraft der stark fallenden Gebirgswässer erleichterten die
Umstellung.
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Es entstanden Betriebe von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Firma Eichmann
erzeugte Banknotenpapier für die USA und andere Staaten. Seit 1842 bestand in Arnau
die Papierfabrik Eichmann & Co., die 1942, also im Zweiten Weltkrieg, 938 Bedienstete
beschäftigte. 243 Bedienstete wurden in den Jahren 1939-1945 zur Wehrmacht
einberufen. Mit den Schwesterwerken in Marschendorf und Sandhübel und den Filialen
hatte diese Firma einen Gesamtpersonalstand von 1532 Mitarbeitern: 396 waren bei der
Wehrmacht. Der Friedenspersonalbestand war noch größer. Über die
Produktionskapazität und sozialen Einrichtungen gibt die Jubiläumsschrift (1842-1942)
Auskunft. Die Firma Eichmann war nach 1918 die größte Feinpapierfabrik in der
Tschechoslowakei. Ein zweiter Großbetrieb auf dem Gebiet der Papierindustrie war die
Prager Elbemühl AG. Beide Fabriken, insbesondere die Firma Eichmann, hatten einen
ausgedehnten Export. Die Firma Eichmann erzeugte feine und feinste Schreib- und
Druckpapiere, techn. Spezialpapiere, Fotopapier und Banknotenpapier sowie
Geschäftsbücher und Schulhefte für das ganze ehem. Österreich-Ungarn, ab 1918 für
die Tschechoslowakei und für den Export. Bereits 1849 hatte die Firma eine eigene
Krankenkasse, 1850 eine eigene Sparkasse, 1865 eine eigene Altersversorgung. Der
Fabrik gehörten viele Wohnungen für die Bediensteten, ein eigener Werkskonsum und
Fabrikrestauration. Acht papierverarbeitende Betriebe entstanden in Arnau im Laufe der
Zeit. Arnau war der Geburtsort von Karl Klietsch, des Erfinders der Heliogrävüre und des
Rakeltiefdrucks.
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Weiterhin war die Stadt der Sitz von Seidenwarenfabriken, einer Flachsspinnerei und
zwei Maschinenfabriken und Gießereien. Ausgedehnte Betriebe waren in den
Landgemeinden. Die alte Tradition der Leinenerzeugung war in der Firma J.A. Kluge
(Spinnerei, Weberei, Färberei) in Hermannseifen konzentriert. Baumwolle verarbeitete
die mechanische Spinnerei und Weberei Adolf Mandel in Mastig. Bekannt waren diese
und andere Betriebe durch die Errichtung moderner Arbeiterhäuser. Bekannt war auch
die mechanische Baumwollweberei Pfefferkorn in Arnau-Kalna. Auch der jüngste Teil der
Textilindustrie ist durch die erste Böhmische Kunstseidenfabrik AG „Viskose“ mit dem
modernsten Erzeugungsverfahren in Theresienthal bei Arnau vertreten. Dem
Geldverkehr dienten 2 Geldinstitute, die Städtische Sparkasse mit dem Kreditverein und
die Landwirtschaftliche Bezirksvorschußkasse. Bekannt war im In- und Ausland die Firma
Günther & Lohse in Hermannseifen mit ihren patentierten Lochleistungs-Sägegattern,
automatischen Transporteinrichtungen für Holzmaterial und Wasserturbinen. 2
landwirtschaftliche Großbetriebe, die Domäne Neuschloß, früher Graf Deym, und die
Herrschaft Mohren seien hier noch erwähnt.
Sehenswürdigkeiten
Das Rathaus auf einem ebenen quadratischen (90 X 90 m) geräumigen Marktplatz mit
den bekannten zwei fünf Meter hohen Steinfiguren, den Riesen, die altertümliche
Dekanalkirche (1270 urkundlich erwähnt) mit den Waldstein’schen Grabsteinen usw., die
Dechanei mit Sgraffito-Malerei. Das Stadtwappen wurde 1768 Arnau durch Kaiserin
Maria Theresia verliehen.
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Einwohnerentwicklung
Die höchste Einwohnerzahl von 4502 Seelen hatte Arnau im Jahre 1930. Danach setzte
die Weltwirtschaftskrise ein, die eine Abwanderung zur Folge hatte, weil durch sie
hauptsächlich die Textil- und Maschinenindustrie betroffen war. Die krisenhaften
Auswirkungen waren in Arnau nicht so katastrophal wie anderwärts, denn die
Papierfabriken arbeiteten, vielleicht geringfügig eingeschränkt, weiter. Die
Einwohnerzahl wird auf folgender Tabelle ersichtlich.
Gerichtsbezirk Arnau: Volkszählung vom 17. Mai 1939
ha
Einwohner
1. Arnau
609
4.273
2. Anseith
484
699
3. Arnsdorf
577
565
4. Großborowitz
975
1.159
5. Hermannseifen
2.222
2.695
6. Kleinborowitz
598
836
7. Kottwitz
2.025
1.779
8. Mastig
576
1.026
9. Mönchsdorf
301
398
10. Mohren
984
698
11. Niederöls
1.424
968
12. Niederprausnitz
385
498
13. Oberöls
862
597
14. Oberprausnitz
1.409
1.146
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15. Öls-Döberney
16. Polkendorf
17. Proschwitz
18. Switschin
19. Tschermna
220
512
843
274
919
222
240
931
392
1.024
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen, dass wohl ein Großteil der in Arnau beschäftigten
Arbeiter sich aus den Dörfern rekrutierte. Ganze Ketten von Lampen konnte man im
Winter nach Feierabend oder zur Arbeit auf Feld- und Waldwegen sehen, wenn die
Dorfbewohner den Weg von und zu den Fabriken zurücklegten. Im Jahre 1881 hatte
Arnau 3.675 Einwohner, darunter 238 Tschechen. 1901: 4.194, davon 104 Tschechen.
Der Politische Bezirk Hohenelbe
Diese Verwaltungseinheit, die den heutigen Landkreisen entspricht, erstreckte sich vom
Grenzkamm des Riesengebirges nach Süden bis zum Switschin.
Im Jahre 1900 war der Politische Bezirk Hohenelbe 359,7 Km² groß und gliederte sich in
die Gerichtsbezirke Arnau und Hohenelbe.
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Gerichtsbez.
Gerichtsbez.
Zusammen
Arnau
Hohenelbe
Selbständige Gemeinden
17
18
35
Einwohner
20.235
23.985
44.220
davon Deutsche
20.017
22.978
42.995
davon Tschechen
217
1.007
1.224
davon andere Nationalitäten
1
0
1
davon römisch-katholisch
19.379
23.322
42.701
davon evangelisch
745
515
1.260
davon mosaisch
110
146
256
davon andere Bekenntnisse
1
2
3
Nach dem Anschluss des Sudetengebietes an das Deutsche Reich im Jahre 1938
entstand der Landkreis Hohenelbe. Zu den beiden Gerichtsbezirken Arnau und
Hohenelbe wurden Gebiete der Politischen Bezirke Starkenbach, Naupaka und
Königinhof zugeschlagen.
Inhaltsverzeichnis
Der Landkreis Hohenelbe gliederte sich in die drei Gerichtsbezirke Arnau, Hohenelbe und
Rochlitz, hatte eine Fläche von 522,8 qkm und zählte 62.283 Einwohner in 62
selbständigen Gemeinden. In drei Gemeinden hatten die Tschechen die Mehrheit. Es
gab 16 Gemeinden mit nahezu vollständigem tschechischem Bevölkerungsanteil.
Von den 62 selbständigen Gemeinden des Landkreises Hohenelbe hatten vier
Stadtrecht: Arnau, Hohenelbe, Rochlitz und Schwarzental.
Geschichte
Das Gründungsjahr Arnaus ist nicht bekannt. Heinrich I., der Städtegründer, soll
verschiedene Grenzfesten errichtet haben. Erstmalig urkundlich ist dieser befestigte
Platz (Arnau) 1139 erwähnt. Ausschlaggebend für die spätere Besiedlung war wohl die
beherrschende Lage der Siedlung an der Pforte von 3 bzw. 4 Tälern, die gleichzeitig
auch die Gebirgszugänge bilden. Wechselvoll ist die Geschichte der Stadt und seiner
jeweiligen Besitzer. Die Stadtmauer hat manchem Ansturm standgehalten. Vergeblich
wurde sie von den Hussiten 1424 berannt. 1521-1635 war Arnau im Besitz der Familie
Wallenstein. Während des Schwedenkrieges wurde Arnau 1639 ganz ausgeplündert.
Arnau war die älteste Stadt im Riesengebirge und soll um 1260 gegründet worden sein.
Seinen Namen soll Arnau von Arno, dem Lokator, hagben, der vor ca. 800 Jahren vom
Landesfürsten mit der Gründung der Stadt beauftragt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Es gibt noch ein Arnau in Ostpreußen. Sehr zu leiden hatte die Bevölkerung im
Dreißigjährigen Krieg und in den Schlesischen Kriegen. Im Bayerischen Erbfolgekrieg
1778/79 hatte Kaiser Josef II. im nahen Dorf Oels sein Hauptquartier. 1813
marschierten zweimal russische Dragoner durch die Stadt und 1866 hatte die Stadt viel
leiden durch kriegsbedingte Requisitionen bei der Einquartierung des 2. Preußischen
Armeekorps. Nach 1866 folgte eine ruhige Zeit, während Handel, Gewerbe und Industrie
einen großen Aufschwung nahmen bis zum Ersten Weltkrieg 1914-1918. Seine Folge
war der Untergang der Österreich-Ungarischen Monarchie, aus der die Siegermächte
mehrer Nachfolgestaaten gründeten, u.a. die Tschechoslowakei. In der
Zwischenkriegszeit blühten Handel und Gewerbe wieder auf.
Die längste Amtszeit eines Bürgermeisters war von 1898 bis 1919 die des Heinrich
Schwarz, eines geborenen Arnauers. In seine Amtszeit fällt 1902 der Bau der
städtischen Wasserleitung, die aus den Bergen Wasser heranbrachte. Er ließ auch 1913
das städtische Armen- und Waisenhaus erbauen. Turnhalle, städtisches Studentenheim
und eine geräumige Stadthalle ließ er ebenfalls bauen.
Im Jahre 1938 wurde das Sudetengebiet nach den Bestimmungen des Münchener
Vertrages dem Deutschen Reich angegliedert. 1945 besetzten sowjetische Truppen die
Stadt, worauf die Ausweisung der Deutschen begann.
Inhaltsverzeichnis
Der Heimatkreis Hohenelbe /Riesengebirge e.V.
Der Heimatkreis Hohenelbe ist eine Organisation innerhalb der Sudetendeutschen
Landsmannschaft. Im Jahre 1955 wurde er in Kempten gegründet. Insgesamt 44
Heimatortsgemeinschaften gehören dem Heimatkreis an. Die Arnauer haben sich
darüber hinaus als „Arbeitskreis Arnau“ organisiert.
Am 23. April 1956 hat Bensheim die Patenschaft für die Stadt Arnau übernommen und
die Stadt Marktoberdorf am 17. Juli 1957 die Patenschaft für die Stadt und den
Landkreis Hohenelbe.
Dem Verein gehörten im Jahre 1996 2384 Mitglieder an. Gemeinsam mit dem
Heimatkreis Trautenau gibt er die Monatsschrift „Riesengebirgsheimat“ heraus.
Der Heimatkreis unterhält in Marktoberdorf das Riesengebirgsmuseum, das bereits 1956
gegründet wurde. Es arbeitet zusammen mit dem Riesengebirgsmuseum in
Hohenelbe/Vrchlabí. In Bensheim wurde im Jahre 1962 die Arnauer Riesengebirgsstube
als Sonderabteilung des Bergsträßer Heimatmuseums eröffnet.
1991 wurde eine Vereinbarung unterzeichnet zwischen dem Riesengebirgs-Nationalpark
in Hohenelbe/Vrchlabí und dem Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge e.V. über eine
kulturelle Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Institutionen. 1994 und 1995 wurde
von diesen die Wanderausstellung „Das Riesengebirge in der Graphik des 18. und 19.
Jahrhunderts“ in vierzehn deutschen Städten gezeigt, u.a. in Bensheim. Allerdings hat
der Stadtrat von Vrchlabí 1992 mit 15 zu 7 Stimmen eie Errichtung eines Deutschtschechischen Begegnungszentrums abgelehnt.
Inhaltsverzeichnis
IV. Die Vertreibung der Deutschen aus Arnau
Vertreibung und Rückkehr
Im Juni 1945 geht die Zeit zu Ende, dass Familie Weiss von den Mitteln leben konnte,
die Otto für seinen Soldatendienst bekam.
Es gibt keine Unterstützung für die Deutschen mehr und deutsches Geld ist nichts mehr
wert.
Frau Weiss meldet sich auf dem Arbeitsamt und erhält eine Arbeit, jedoch ohne
Verpflegung und Lohn. Frau Weiss Tochter Helga ist immer mit dabei.
Dann beginnt Frau Weiss doch noch eine geregelte Arbeit.
Die Familie lebt sehr bescheiden, sie gehen häufig in ein Gasthaus, dort erhalten sie
eine kleine Mahlzeit.
„Nun sind wir dran“
Ein Soldat überbrachte die Botschaft, dass sie sich in einer Stunde an der Turnhalle
einfinden sollen, zur Aussiedlung. Sie sollen auch Verpflegung für sieben Tage
mitbringen.
Nun werden in aller Eile die wichtigsten Dinge eingepackt.
An der Turnhalle empfängt Familie Weiss eine große Menschenmenge.
Polizei und Militär fordern sie auf ihr Gepäck abzugeben und sich dann einer strengen
Leibesvisitation zu unterziehen. Sie bekommen alle Wertsachen weggenommen.
Frau Weiss beschreibt immer wieder in ihrem späteren Leben, was ihnen alles
weggenommen wurde.
Inhaltsverzeichnis
Nachmittags bringt ihnen ihre Großmutter ein Töpfchen Suppe vorbei; das Töpfchen ist
noch heute im Familienbesitz. Es erinnert sie noch heute an diese schlimme Zeit der
Vertreibung.
Abends wurden sie in ein Kriegsgefangenenlager gegenüber dem Bahnhof gebracht. Im
Kriegsgefangenenlager standen sie knöcheltief im Wasser.
An Schlaf war jetzt nicht zu denken.
Der Kreuzweg nach Hackelsdorf
Am nächsten Morgen wurden sie in offene Eisenbahnwaggons verfrachtet und
weitertransportiert. Leute bewarfen sie mit Steinen und Schmutz.
„Ordnungsgemäße und humane Aussiedlung“ wurde dies genannt.
Otto Weiss wird diesen Transport sowie den langen Fußweg mit dem Gepäck sein Leben
lang nicht vergessen.
Im selben Transport entdeckte er auch seine erste große Liebe.
Inhaltsverzeichnis
Das Lager in Hackelsdorf
Ein Lager, das von einem hohen Zaun umgeben ist und von russischen Soldaten und
tschechischen Partisanen bewacht wird, nimmt Familie Weiss schließlich auf. Es sind
zweigeschössige Baracken, die der Reichsarbeitsdienst erbaut und genutzt hat.
Am Tor spielen sich herzzerreißende Szenen ab. Immer wieder bekommen die
Lagerinsassen von Freunden, Bekannten und Verwandten Besuch. Oft versuchen die
Besucher den Lagerinsassen noch Speisen, Kleider und Betten zu bringen oder die bei
der Gepäckvisitation weggenommenen und gestohlenen Dinge zu ergänzen. Das
Wachpersonal bemerkt das natürlich und führt somit genauere Visitationen durch.
Doch es gibt auch Zeichen einer nicht erwarteten Solidarität. Als eine Frau mit mehreren
Eimern Suppe erscheint, die sie für Leute aus dem Lager gekocht hatte, wird diese
sofort als Spende verteilt.
Hier beobachtete Otto zum ersten Mal, dass die Russen viel humaner und freundlicher
sind als die Tschechen. Das wundert ihn, da die Russen doch viel mehr Gründe hätten,
auf die Deutschen mit Hass und Rachegefühl zu reagieren als die Tschechen.
Besucher sind sehr willkommen, da sie volle sieben Tage nichts zu essen und zu trinken
bekommen, jedoch die Besucher meistens etwas mitbringen.
Auch Familie Weiss bekommt Besuch.
Inhaltsverzeichnis
Otto stellt fest, dass auch ein alter Schulfreund sich unter den Lagerinsassen befindet,
das freut sie beide, denn geteiltes Leid ist halbes Leid.
Immer wieder werden Deutsche von Tschechen für Tage oder Wochen zum Arbeiten
geholt.
Eines Tages kamen ein paar Leute aus der Firma Eichmann in Arnau mit einem Lastauto,
sie suchten nach Arbeitern. Ottos Mutter meldete sich und so kamen sie zurück nach
Arnau.
Das Eichmannlager in Arnau
In einer alten Fabrikanlage, in der teilweise noch Maschinen und alte Materialien
untergebracht waren, befand sich das Eichmannlager.
Familie Weiss kommt im ersten Stock unter. Dort befindet sich ein großer Saal und in der
Mitte ein mächtiger Schornstein. An den Fensterseiten stehen Doppelstockbetten und in
der Mitte lange Reihen mit Tischen und Stühlen. Sie erhalten Betten an der
„Hauptstraße“.
Weitere kleinere Zimmer gibt es einen Stock tiefer.
Das Lager selbst ist eingezäunt, man kann es jedoch ohne Kontrolle verlassen. Wieso es
trotzdem eine Bewachung gibt, ist niemandem klar. Zwei Partisanen übernahmen im
Lager den Wachdienst, der „Posten“ genannt wird.
Ottos Mutter wird schon nach ein paar Tagen beim ’Eichmann’ angestellt und ist deshalb
den ganzen Tag über in der Papierfabrik.
Inhaltsverzeichnis
Die größeren Jungs, auch Otto, wurden durch die Posten zu handfesten Arbeiten
eingeteilt. Er durfte oder musste zusammen mit anderen Holz hacken, viele Stunden am
Tag.
Lagerleben
Schon bald bildet sich eine auf ein gedeihliches Miteinander bedachte Gemeinschaft.
Die Not lässt eine besondere Solidarität in solch einer unfreiwillig festgehaltenen und
zusammengewürfelten Gesellschaft entstehen. Allen mangelte es an Tausenden von
Dingen, die man in der Wohnung sonst immer parat hatte. Es fehlten zum Beispiel
Werkzeug, Nägel, eine Schüssel zum Wäschewaschen, Seife, Salz, Schuhanzieher,
Wischlappen, Kleiderbürste oder auch mal eine Brotbüchse für die Arbeit. Wer denkt
auch schon an solche Gegenstände, wenn man nur 30 kg Gepäck mit sich führen darf.
So wurde untereinander alles geteilt. Bald wusste man, zu wem man hingehen musste,
wenn man etwas Bestimmtes suchte.
Mit der Zeit entstanden in den Reihen der Doppelstockbetten richtige kleine abgeteilte
Wohnungen und in der Mitte des Saales waren die öffentlichen Plätze. Hier wurde
gesessen, diskutiert, gestritten und sehr häufig gesungen, gelacht und Witze gerissen.
Sogar so manchen Geburtstag haben sie hier bescheiden gefeiert oder auch
Weihnachten und Fasching in der Gemeinschaft begangen. Häufig saßen auch die
Posten mit am Tisch. Da ging Otto das erste mal in seinem Leben auf, dass der Mensch
nicht immer nur schlecht und nicht immer nur gut ist. Die Posten wurden mit einem Rest
von Distanz ganz liebe Kerle.
Inhaltsverzeichnis
Tschechen und Deutsche nach dem Kriege
Sie waren sich auch ohne große Worte einig über die ungerechte und teilweise
schikanöse und bösartige Behandlung der Tschechen. Es gab im täglichen Leben viele
Begebenheiten, in denen man als Kriegsverlierer böse mitspielt. Die Erwachsenen
mussten nach dem Muster des Judensterns weiße Armbinden mit einem großen „N“ für
„Nemci“ tragen und waren so schon von weitem mit einem Kainsmal gekennzeichnet.
Ottos Mutter erzählt immer noch mit Tränen in den Augen, dass sie beim Einkaufen sich
immer an das Ende der Schlange stellen musste. Die Tschechen gingen einfach vorbei
und wurden zuerst bedient. Es kam sogar vor, dass sie nichts einkaufen konnte, weil der
Laden schon schloss. Sie bekamen das ganze Jahr 1945 keine Milch, keine Butter, kein
Ei und kein Fleisch.
Auf der Straße wurde man von alten Bekannten nicht mehr erkannt, man war einfach
Luft für sie. Man wurde auf tschechisch angesprochen, obwohl man sein ganzes Leben
lang nur deutsch gesprochen hatte. Manche spuckten die Deutschen mit der Binde am
Arm sogar an oder warfen Steine auf sie, obwohl sie ihnen nichts getan hatten.
Immer wieder hörten sie Hiobsbotschaften, dass dieser und jener angepöbelt, abgeholt,
verprügelt oder gar tot aufgefunden worden sei. Am schlimmsten verhielten sich
durchweg fremde Tschechen, die sogenannten Partisanen oder der Pöbel, aus dem
Inneren der Tschechoslowakei kommend, zu den Deutschen.
Manche werden sich vielleicht fragen, ob es nicht möglich war sich zu wehren, die
Häscher in die Schranke zu weisen. Aber dies hätte die Situation nur verschlimmert,
wahrscheinlich sogar zur Vernichtung des sich auflehnenden Deutschen geführt. Man
musste alles über sich ergehen lassen, das Gebot der Vernunft.
Inhaltsverzeichnis
Die Tschechen hatten die Macht, sie fühlten sich als moralischer Sieger nach dem von
den Deutschen angezettelten Krieg. Was noch besonders hinzukam, war die über
Jahrzehnte im Grunde genommen unbewiesene These, dass die Tschechen die
Eigentümer des Landes wären und die Deutschen nur als Kolonisatoren ins Land geholt
worden seien. Für die Tschechen was dies das beste Argument vor, während und nach
dem Krieg die Vertreibung der Deutschen als ungehorsame, aufmüpfige und unbequeme
Gäste zu begründen.
Nun mussten die Gäste wieder gehen.
Dem Ende des Kriegs entgegen
Herr Weiß merkte anfangs nur sehr wenig vom Krieg, außer im Kino und Radio wurden
ihnen keine Kriegsnachrichten mitgeteilt. Im Herbst 1944 fand in Arnau kein geordneter
Schulunterricht mehr statt, denn die Schulen wurden als Unterkünfte für Flüchtlinge und
Verwundeten hergerichtet. In Deutschland werden die letzten Kräfte mobilisiert und
sogar die alten Männer ,die im Ersten Weltkrieg für Deutschland kämpften, werden
eingezogen. Herr Weiß und Gleichaltrige werden von der Waffen - SS zu einem
Vorstellungstag eingeladen, einige von ihnen melden sich auch zu einer Ausmusterung
zum Soldaten.
Die Deutsche Armee in Auflösung
Die Stadt Arnau wird wie so viele Städte in Deutschland und Böhmen zu einer Festung
ausgebaut. Die Stadt wird mit Panzersperren, Minen und Schützengraben versehen.Eine
ganze Flutwelle deutscher Flakgeschütze, Panzer, Autos und Soldaten ziehen durch
Arnau. Herr Weiß muss mit ansehen, wie ein Offizier, der einen Streit schlichten will,
erschossen wird. Später sagte man, es sei ein englischer Agent gewesen.
Inhaltsverzeichnis
Das Wehrmachtsarsenal in Obertor
Ganz Arnau wurde mit Kriegsarsenal der Deutschen zugebunkert. Herr Weiß und seine
Freunde ergriffen die Chance ein kleines Stück Krieg zu bekommen und deckten sich mit
Kriegsmaterialien wie Sturm- und Scharfschützengewehren, Handgranaten, Gasmasken,
Stahlhelmen, Koppelzeug etc. ein. Als die Mutter von Herrn Weiß das sah, befahl sie ihm
das Zeug zurück zu bringen, weinte und weigerte sich den Befehl auszuführen.Als Strafe
dafür musste er früher ins Bett. Alle Menschen machen sich auf die Suche nach
Kriegsmaterial und bald war jeder bis an die Zähne bewaffnet.
Der Tod des Schulkameraden
Wie jeder andere ging auch der tschechische Junge Chluopac mit Bruder und Vater auf
die suche nach brauchbaren Sachen. Einer von ihnen ist auf eine Tellermine getreten
und ganz Arnau wurde von einer Detonation erschüttert. Herr Weiß war in der Nähe bei
einem Freund zu Besuch. Sie dachten, dass eine Bombe in das Haus eingeschlagen
wäre, sie rannten aus dem Haus und sahen das Unglück. Bei dieser Detonation sind
viele Menschen in Arnau ums Leben gekommen. Einen Tag später fand Herr Weiß beim
Rosengießen ein Bein mit Stiefel im Hof. Diesen Anblick wird er nie vergessen. Wenige
Tage später kamen Deutsch und versorgten die Bürger mit Zucker, Lebensmitteln und
Kleidung einige Bürger überfielen auch einen Geldtransporter und verteilten das Geld.
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Der Krieg ist aus die, Russen kommen
Am 8. Mai 1945 ereichte die Nachricht :"Der Krieg ist aus und Hitler ist tot" Arnau. Alle
Menschen hoffen, dass sie nicht in russische Kriegsgefangenschaft geraten. Herr Weiß
wurde an diesem Tag zum ersten mal richtig bewusst, das tschechen in der Stadt leben,
als er eine Frau mit einer tschechischen Fahne am Fahrrad durch Arnau fahren sah. Am
9. oder 10. Mai versiegte der Strom der Deutschen und ein anderes bedrohliches
Geräusch drang in ihre Ohren, das Geräusch russischer Panzer. Herr Weiß legte sich aufs
Dach schnallte sich einen Tornister und seinen Stahlhelm um, nahm ein Sturmgewehr
und wollte sein Land verteidigen, als seine Mutter hereinstürmte und ihm die
Trachtprügel seines Leben verpasste.
Hausdurchsuchungen, Erschießungen und Wohnungsverlust
Als die Russen nach Arnau kamen, nahmen sich schon viele Menschen, um nicht in die
grausame Kriegsgefangenschaft zu geraten, das Leben. Die Russen vergewaltigten,
raubten, verhafteten und erschossen Menschen in Arnau. Sie nahmen den Leuten all
ihren wertvollen Besitz. Alle Menschen in Arnau mussten sich registrieren lassen und die
Deutschen wurden mit dem Buchstaben „N“ für Nemec ( Nazi) versehen. Herr Weiß
wurde mit seiner Familie wie so viele andere aus ihrem Haus vertrieben und waren
gezwungen bei ihrer Tante, die in ein Arbeitslager geschickt worden war, einzuziehen.
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V Geschichte der Patenschaft Bensheim - Arnau
Arnau- Museum in Bensheim
Die Ausstellungsräume, die den Arnauern von der Stadt Bensheim für ihre
Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt wurden, bestehen schon seit 1982. Im Jahre
1985 wurde die „Heimatstube“ in die Nibelungenstraße verlegt, wo sie sich bis heute
befindet. In mehreren Räumen werden verschiedene Gegenstände, wie Bilder,
Urkunden, Bücher, Fotoalben, Trachten und Fahnen ausgestellt. Erwähnt werden sollte,
dass sich die „Arnauer Krippe“, im Heimatmuseum Bensheim befindet.
Der Umfang und die Bedeutung der Erinnerungsstücke steigt konstant, so dass seit zwei
Jahren der Name „Arnau- Museum“ gewählt wurde.
Eine bebilderte Broschüre erzählt die Geschichte der Stadt Arnau und die
Entstehungsphase des Museums. Die Pflege und Betreuung des Museums erfolgt seitens
der Mitglieder des Arnauer Arbeitskreises in enger Zusammenarbeit mit der Patenstadt
Bensheim.
Auch konnte durch diese Zusammenarbeit ein zwei Meter großer Holz- Rübezahl im
Stadtpark der Stadt Bensheim errichtet werden.
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Entstehung der Patenschaft Bensheim- Arnau
Die interessante Tatsache, dass Arnau in der wirtschaftlichen Struktur Ähnlichkeiten mit
der Patenstadt Bensheim aufzuweisen hatte, offenbart sich beim Blättern in alten
Schriften. Böhmen und damit auch Arnau wurden tschechoslowakaisches Staatsgebiet,
als Österreich- Ungarn im Jahre 1918 zerfiel. Im Oktober 1938 wurde gleichzeitig mit
dem Einzug deutscher Truppen die Zugehörigkeit Arnaus zum damaligen Deutschen
Reich vollzogen. 1945 erteilten auch die deutschen Einwohner der „Riesenstadt“ das
Schicksal der Heimatvertriebenen.
In den vier Besatzungszonen des besiegten klein gewordenen Deutschlands war es ein
schwerer Anfang. Die Vertriebenen waren der Unterdrückung und Verfolgung der
Tschechen entkommen, sie waren ihrer Gewalt nicht mehr ausgesetzt. Sie waren frei,
jedoch nicht von der Not. Es dauerte Jahre bis diese Not überwunden war. Die
Riesengebirgler wurden in alle Winde zerstreut, sie wohnten in Notwohnungen,
Dachkammern ohne Heizung, in halbzerbombten Häusern, inmitten zerstörter Stadtteile,
etc.
Sie ernährten sich kümmerlich, da in den Jahren 1945-1947 zeitweise nicht einmal das
Existenzminimum der Lebensmittelrationen gesichert war.
Heute leben sie in allen Landesteilen des Bundesgebietes, Österreich und wenige in
anderen Ländern Europas.
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Der letzte Bürgermeister von Arnau war der Diplomingenieur Karl Röhrich. Am 29. April
1956 übernahm im Rahmen der Festwoche aus Anlass der Verleihung des Marktrechtes,
Bensheim die Patenschaft über Arnau.
In einer öffentlichen Kundgebung der Heimatvertriebenen gab Staatssekretär Preißler
die Patenschaftsübernahme feierlich bekannt. In der von Bürgermeister Wilhelm Kilian
und Stadtrat Werner Seidel unterzeichneten Urkunde lautete es: „ Auf Grund des
Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom 23. April 1956 übernimmt die Stadt
Bensheim die Patenschaft über die Sudetendeutsche Stadt Arnau an der Elbe. Sie will
den Bürgern von Arnau einen neuen Mittelpunkt geben. Es wird ihre hohe Aufgabe sein,
den Gedanken an die verlorene Heimat wach zu halten. Die Pflege ostdeutscher
Kulturwerte und die kulturelle Betreuung der Heimatvertriebenen ist ihr ein besonderes
Anliegen.
Die Patenstadt wird sich die Führung einer Heimatkartei, die Einrichtung einer
Auskunftsstelle, die Abhaltung von Heimattreffen, die Benennung von Straßen und
Plätzen nach der Stadt Arnau, die Anbringung von Bildern, sowie die Sammlung und
Berücksichtigung ostdeutscher Kulturgüter in der Stadtbücherei, im Museum, in
Ausstellungen und in den Schulen zur Aufgabe machen.“
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Die übernommene Verpflichtung der Stadt Bensheim umschließt nicht nur die Betreuung
der ehemaligen Einwohner von Arnau, sondern auch die Heimatvertriebenen der Orte
des gesamten Gerichtsbezirks. Der Gerichtsbezirk Arnau umfasst 19 Orte.
Das Riesengebirgstreffen
Für die Vorbereitung und Organisation des 37. Bundestreffens, des Heimatkreises
Hohenelbe, das mit dem 21. Wiedersehensfest der Riesengebirgler aus dem
Gerichtsbezirk Arnau verbunden wurde, hat der Arbeitskreis Arnau einen Festausschuss
gebildet. Das Treffen findet statt, um die Pflege der heimatlichen Verbundenheit
aufzufrischen. Außerdem bietet das Programm neben der notwendigen Vereinsarbeit
und der Öffentlichkeitsarbeit auch kulturelle und heimatpolitische Schwerpunkte.
Neben den Angeboten an kulturellen Veranstaltungen, legen die Veranstalter besonders
viel Wert auf die Zwischenmenschliche Begegnung zwischen Riesengebirgslern und den
Gästen. Zu dem Treffen war die Öffentlichkeit herzlichst eingeladen. Der Heimatkreis
Holende wurde am 23.10.1955 in Kempten gegründet. 1961 wurde die Eintragung unter
dem Namen „Heimatkreis Hohenelbe/ Riesengebirge e.V.“ vollzogen.
Der Verein stellt sich die Aufgabe, das geschichtliche Erbe der Bevölkerung und der
Landschaft des Riesengebirges und seines Vorlandes in allen Bereichen (Kunst, Kultur,
Heimatkunde, Bildungswesen, Wirtschaft, Sozialwesen, Recht, Verwaltung, usw.) zu
bewahren, zu pflegen und diese Tradition weiterzugeben.
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Außerdem erstrebt der Verein die Zusammenführung seiner Mitglieder zur Begegnung
im Geiste heimatlicher Verbundenheit und gesamtdeutscher Schicksalsgemeinschaft. Der
Verein ist bestrebt seine Mitglieder wirtschaftlich und sozial zu betreuen. Der Verein
fordert Entschädigung für die materiellen Verluste im Zuge der Vertreibung aus der
gesamten Heimat. Am 23.04.1956 hat Bensheim die Patenschaft über die
sudetendeutsche Stadt Arnau an der Elbe übernommen. In Bensheim wurde 1962 als
Sonderabteilung des Bergsträßer Heimatmuseums die „Arnauer Riesengebirgsstube“
eröffnet.
Das kleine Museum, gleichzeitig Archiv bedeutet nicht nur für Arnauer sondern für alle
Riesengebirgler eine kulturgeschichtliche Stätte.
Die Stadt Marktoberdorf hat aufgrund eines einstimmigen Beschlusses des Stadtrates
vom 17.07.1957 die Patenschaft für die Stadt und den Landkreis Hohenelbe
übernommen.
In Marktoberdorf unterhält der Heimatkreis Hohenelbe, mit Unterstützung der
Patenstadt das Riesengebirgsmuseum.
Inhaltsverzeichnis
V. Schlussbetrachtungen
Von der Patenschaft Arnau – Bensheim zur Partnerschaft Hostinné – Bensheim war ein
langer Weg. Wir konnten feststellen, dass die Arnauer Vertriebenen in Bensheim und
Umgebung eine neue Heimat nach ihrer Vertreibung und Flucht gefunden haben. Mit der
Arnauer Stube bzw. dem Riesengebirgsmuseum haben sich die Mitglieder den Kontakt
zu ihrer ursprünglichen Heimat bewahrt. Es hat uns sehr beeindruckt, wie nett und
freundlich die Arnauer Gruppe sich um uns bemüht hat, wie gastfreundlich wir begrüßt
und durch die Ausstellung geführt wurden. Wir haben dort viel erfahren und gelernt
über ein Kapitel deutscher Geschichte, das uns zuvor fast unbekannt war. Herr Johann
Müller hat uns Berichte über die Vertreibung von Familien aus Arnau aus dem Archiv der
Heimatstube zur Verfügung gestellt, wofür wir ihm herzlich danken möchten.
Dass uns Prof. Weiss besucht hat in unserer Schule, war eine Ehre für uns. Selten ging
eine Schulstunde so schnell vorbei. Herr Weiss hat es sehr gut verstanden uns das
Schicksal seiner Familie und seines eigenen Lebens vorzutragen.
Wie sehr die Mitglieder des Freundeskreises Arnau erfreut waren, dass erstmals eine
Schulklasse ihr Museum besucht hat und dass Jugendliche sich für ihre Vergangenheit
interessieren, ist uns deutlich geworden.
Inhaltsverzeichnis
Wir haben festgestellt, dass Herr Hollmann und Herr Dr. Weiss trotz des Unrechtes, das
sie in jungen Jahren erleiden mussten, nicht verbittert sind über die tschechischen
Nachbarn, sondern viel stärker den Blick in die Zukunft richten und für die
Verständigung der beiden Völker sich eingesetzt haben. Diese Gedanken haben uns
ebenfalls erfreut. Im Geschichtsunterricht haben wir diese Dinge noch vertieft.
Während der Beschäftigung mit der Geschichte Arnaus und der Flucht und Vertreibung
der Deutschen aus ihrer Heimat erfolgte die Begründung der Partnerschaft unserer
Schulstadt Bensheim mit Hostinné am 27. April 2002.
Wir konnte es zunächst nicht glauben, dass wir zu der offiziellen Feier als Klasse sogar
eingeladen wurden. Der Ablauf dieser Feier war für uns alle ein tolles Erlebnis gewesen,
das unvergessen bleiben wird.
In Bensheim wird das Museum der Stadt neu gestaltet. Gerne wollen wir an der
Gestaltung der Arnau-Stube mit arbeiten.
Es ist unser Wunsch, Hostinné mal zu besuchen, weil wir über die Vergangenheit
unserer Partnerstadt einiges kennen gelernt haben.
Inhaltsverzeichnis
Literaturverzeichnis Arnau
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Trautenau und das sudetendeutsche Riesengebirge mit Hohenelbe und Arnau a.E. Hrsg.:
E. Stein u.a. Berlin 1930, 208 (= D. sudetendt. Selbstverwaltungskörper 7)
Inhaltsverzeichnis
ANHANG
Riesengebirgler’s Heimatlied
Text: Othmar Fiebiger – Melodie: Vinzenz Hampel
Blaue Berg, grüne Täler,
mitten drin ein Häuschen klein.
Herrlich ist dies Stückchen Erde
und ich bin ja dort daheim.
Als ich einst ins Land gezogen,
hab’n die Berg mir nachgesehn,
mit der Kindheit, mit der
Jugend,
wußt’ selbst nicht, wie mir
geschehn:
O mein liebes Riesengebirge,
wo die Elbe so heimlich rinnt,
wo der Rübezahl mit seinen
Zwergen
heute noch Sagen und Märchen
spinnt.
Riesengebirge, deutsches
Gebirge,
meine liebe Heimat du!
Ist mir gut und schlecht
Inhaltsverzeichnis
gegangen,
hab gesungen und gelacht,
doch in manchen bangen
Stunden
hat mein Herz ganz still
gepocht.
Und mich zog’s nach Jahr und
Stunde
wieder heim ins Elternhaus,
hielt’s nicht mehr vor lauter
Sehnsucht
bei den fremden Leuten aus.
O mein liebes Riesengebirge …
Teuere Heimat, Vater, Mutter,
und ich liege an ihrer Brust
wie voreinst in Kindheitstagen,
da vom Leid ich nichts gewußt.
Wieder läuten hell die Glocken,
wieder streichelt ihre Hand,
und die Uhr im alten Stübchen
tickt wie grüßend von der
Wand:
O mein liebes Riesengebirge …
Inhaltsverzeichnis
gegangen,
hab gesungen und gelacht,
doch in manchen bangen
Stunden
hat mein Herz ganz still
gepocht.
Und mich zog’s nach Jahr und
Stunde
wieder heim ins Elternhaus,
hielt’s nicht mehr vor lauter
Sehnsucht
bei den fremden Leuten aus.
O mein liebes Riesengebirge …
Teuere Heimat, Vater, Mutter,
und ich liege an ihrer Brust
wie voreinst in Kindheitstagen,
da vom Leid ich nichts gewußt.
Wieder läuten hell die Glocken,
wieder streichelt ihre Hand,
und die Uhr im alten Stübchen
tickt wie grüßend von der
Wand:
O mein liebes Riesengebirge …
Inhaltsverzeichnis
Und kommt’s einstens zum
Begraben,
mögt Ihr Euren Willen tun,
nur das eine, ja das eine:
Laßt mich in der Heimat ruhn!
Wird der Herrgott mich dann
fragen
droben nach dem Heimatschein,
will ich stolz und deutsch und
deutlich
vor dem Himmelstore schrein:
Bin aus dem lieben
Riesengebirge …
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Inhaltsverzeichnis
Ermordung des Josef R u m l e r, Schlossermeister in Arnau/Rsgb., Sudentenland und
dessen Frau am 18. Juni 1945 in Arnau/Rsgb.
Ich wurde am 18.6.1945 um 17 Uhr 30 min. nachmittags im Hofe meines Betriebes in
Arnau/Rsgb. von einem tschechischen Partisanen mit vorgehaltener Maschinenpistole
verständigt, daß ich am gleichen Tage um 19 Uhr mit Frau und Kindern zwecks
Ausweisung gestellt sein soll. Wie schwer es einem fällt, von der Scholle, auf der bereits
die Eltern und Ureltern seßhaft waren, zu gehen und Hab und Gut zurückzulassen,
davon kann sich nur der eine Vorstellung machen, der so etwas miterlebt hat.
Um 19 Uhr waren wir am Ringplatz mit etwas Kleidung, Wäsche, Decken und
Verpflegung für etwa 8 Tage gestellt. Es waren ungefähr 300 bis 400 Personen, die für
die Aussiedlung mit diesem Transport in Frage kamen und dort versammelt waren.
Die Tschechen (Staatspolizei, Stadtpolizei, Partisanen) gebärdeten sich wie toll und
benahmen sich uns wehrlosen Sudetendeutschen gegenüber wie Banditen, Räuber und
Mörder in der ordinärsten und gemeinsten Weise. Dieselben waren schwer bewaffnet
und war es an diesem Abend und dem darauf folgenden Tage, als wenn die Hölle alle
Teufel ausgespieen und auf uns los gelassen hätte und kann man diese Leute nur als
Auswurf der Menschheit bezeichnen.
Inhaltsverzeichnis
Der ganze Transport war Zeuge, wie Lehrer Fiedler aus Arnau mit der Reitpeitsche ganz
unmenschlich geschlagen, mit Fußtritten in die Beine behandelt und geohrfeigt wurde.
Grund: weil er ein ganz harmloses Abzeichen uzw. das Hubertus-Abzeichen am Hute
trug. Lehrer Fiedler ist kurz nach der Ausweisung im Reich an den Folgen der
Mißhandlung gestorben.
Die grauenhafte Ermordung von Schlossermeister Josef R u m l e r aus Arnau und
dessen Frau spielte sich am gleichen Tage um etwa 21 Uhr am Ringplatz in Arnau ab,
uzw. in meiner unmittelbaren Nähe. Derselbe war bei unserem Transport und auch für
die Aussiedlung vorgesehen und wurde von einem Tschechen mit der Reitpeitsche
geschlagen, da er nicht so schnell gehen konnte, weil er Kriegsversehrter aus dem
Ersten Weltkrieg war. Seine Frau wollte ihn schützen und warf sich zwischen den
Tschechen und ihren Mann, worauf noch einige Tschechen dazukamen, die nun mit
ihren Reitpeitschen wie wahnsinnig auf die Beiden einschlugen, bis ihre Köpfe
unkenntliche schwarze Massen waren. Hierauf wurden Rumler mit seiner Frau, die schon
am Boden lagen, auf das in unmittelbarer Nähe befindliche Polizeiamt geschleppt, wo
sie im Hofe desselben den Gnadenschuß bekamen.
Wir wurden vom Ringplatz in Arnau am selben Abend in ein Lager geleitet, wobei die
Tschechen während des Marsches die Leute mit Reitpeitschen bearbeiteten, fluchten
und schimpften und einige Gewehrschüsse abgaben.
Inhaltsverzeichnis
In dem Lager mußten wir die Nacht stehend verbringen, da die Leute
zusammengepfercht waren und keine Möglichkeit war zu sitzen oder etwa zu schlafen.
Während der Nacht dauerten die Prügelstrafen ununterbrochen an und wurde u.a. auch
Direktor Hylmar vom Staatsgymnasium, Ing. Höhlmann von der Holzverwertung u.v.a.
aus den Lokalen geholt und schwer mißhandelt.
Am anderen Tage vormittag begann die Gepäckkontrolle durch amtliche
tschechoslowakische Finanzwach-Organe und Gendarmerie, wobei alle total
ausgeplündert wurden. Uhren, Schmuck, Geld, Kleider und Wäsche wurden uns
weggenommen und nur bis auf geringe Kleinigkeiten und 100 RM pro Person wurden
uns belassen.
Am 19. Juni wurden wir einwaggoniert und bis Hohenelbe geschafft, von wo es in der
Nacht auf offenen Kohlenwägen bis nach Reichenberg ging, wo wir früh ankamen. Hier
erwartete uns eine weitere Ausplünderung durch tschechoslowakische FinanzwachOrgane mit Leibesvisitation und mußten wir die Waggons verlassen, das wenige Gepäck
jedoch im Waggon belassen, über welches sich nunmehr die `Kontrollorgane´ machten
und uns das Letzte noch nahmen, sogar die Lebensmittel, sodass wir die
Tschechoslowakei als Bettler verließen. Als wir in Zittau i.Sa. ankamen, fehlte jegliche
Organisation über den Transport, sodaß wir bettelnd von Ort zu Ort ziehen mußten.
Sogar Mütter mit 8 Kindern wurden ganz rücksichtslos behandelt und war bei unserem
Transport eine Frau namens Wohlang, der ihr jüngstes Kind während des Transportes
starb.
Inhaltsverzeichnis
Zeugenschaft über diese Unmenschlichkeiten von den Tschechen wird der ganze
Transport, der Arnau am 19. Juni 1945 verließ, ablegen.
St. Johann, den 24.4.1947
Alfred Hofmann,
St. Johann am Tauern „Sieglhof“
Bezirk Judenburg, Ober-Stmk.
Österreich.
Arnau/Riesengebirge, Ermordung eines Ehepaares
Berichterin: Marie Rumler. Bericht vom 14.1.1948
Ich stamme aus Arnau im riesengebirge, Sudetenland, Gebirgsstraße. In Arnau wohnte
auch unter der gleichen Adresse mein Sohn Josef Rumler mit seiner Ehefrau Marie, geb.
Petrik. Mein sohn war Schlossermeister, meine Schwiegertochter Englisch-Lehrerin am
Gymnasium in Arnau.
Am 18.6.1945 sollte mein Sohn mit seiner Frau ausgewiesen werden. Als die
Ausgewiesenen am Marktplatz in Arnau antraten, muß sich mein Sohn irgendwie an die
falsche Stelle gestellt haben. Er wurde darauf sehr geschlagen, und als ihn seine Frau
schützen wollte, wurde auch sie geschlagen und an den Haaren herumgeschleift. Dann
wurden sie in den Hof des Rathauses getrieben, weiter geschlagen und dann beide
erschossen.
Die Richtigkeit dieser Information erkläre ich an Eides Statt und außerdem ist nahezu
die gesamte Bevölkerung von Arnau zeuge.
(Quelle: Dokumente zur Austreibung der Sudetendeutschen. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft
zur Wahrung sudetendeutscher Interessen. Einleitung und Bearbeitung: Wilhelm
Turnwald. 3. Auflage München 1953, S. 170, Nr. 47.
Inhaltsverzeichnis
Die Vertreibung der Familie Ther
Seit mehr als zwei Jahrhunderten waren die Familien T h e r in Hohenelbe, Arnau tätig.
Sie waren einst aus Schweden eingewandert und immer angesehene Geschäftsleute,
hatten großen Besitz in Hermannseifen, Hohenelbe, auch in Arnau und Pilnikau. Einer
der Urahnen wurde im Jahre 1894 für seine besonderen Verdienste in den Adelsstand
erhoben und führte den Titel „Freiherr von Silberstein“. Sein letzter Sproß lebte in
Hermannseifen und verstarb in Wien anno 1887. Seine Schwestern wurden in der
Familiengruft in Hermannseifen beerdigt.
Im Mai 1945, nach dem Ende des unglücklichen Krieges, begann das Verbrechen der
Vertreibung aus der angestammten Heimat, dem Sudetenland, aus meinem Geburtsort
Hohenelbe im Riesengebirge. In blindem Wahn wüteten die Tschechen, plünderten,
stahlen und raubten alles der deutschen Bevölkerung, was sie besaßen. Hausbesitz
wurde zum Staatseigentum erklärt, unliebsame Deutsche wurden mißhandelt und
grundlos eingekerkert und gemordet. Blinder Haß tobte sich aus, wer sich dagegen
auflehnte, wurde erschossen oder erschlagen.
Alles was an Wertgegenständen in unserem Besitz war – Gold, Silber, Familienschmuck alles an neuen Kleidern, Wäsche, Stoffe, Schuhe, mußte den Tschechen ausgeliefert
werden. Nichts wurde uns belassen.
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Inneren Böhmens kamen Jugendliche, verhetzte Tschechen als Partisanen mit
Maschinenpistolen, und raubten uns alles, was in unserem Besitz war. Wir waren
machtlos und mußten alles über uns ergehen lassen.
Am 8. Juni 1945 wurde ich von 16 sogenannten Partisanen verhaftet und eingesperrt,
weil ich als Beigeordneter des Bürgermeisters dem Stadtrat von Hohenelbe angehörte.
Partisanen waren damals halbwüchsige Burschen, die keinen Krieg erlebt hatten, weil ja
alle Tschechen im Krieg 1939 bis 1945 davon verschont blieben und ihre Heimat nicht
verlassen mußten. Im Juli 1945 wurde ich wieder aus der Gefangenschaft entlassen
unter der Bedingung, Hohenelbe, meine Geburtsstadt, meine Heimat, schnellstens zu
verlassen. Am 31. Juli 1945 sind wir mit Frau und zwei Kindern – Horst damals 10 Jahre
alt, Gerlinde drei Jahre – mit wenig alten, gebrauchten Habseligkeiten bei Tagesanbruch
niedergeschlagen, verzweifelt und hoffnungslos ins Ungewisse vertrieben worden.
Mit einem Lastwagen sind wir über Prag, Pilsen nach Marienbad in die Villa ERNA
(Hausbesitz meiner Schwiegereltern) gekommen, in der Meinung hier eine Bleibe
gefunden zu haben, weil dieses Gebiet – das Egerland – von den Amerikanern besetzt
war. Genau um Mitternacht 24 Uhr trafen wir ein und waren dankbar, wieder ein Dach
über uns zu wissen.
Inhaltsverzeichnis
Schon nach kurzer Zeit war ich in einem amerikanischen Hospital als Geschirrwäscher
tätig und freute mich, daß mir dieses Glück vergönnt war, weil ich allen, besonders aber
meiner Frau und den Kindern täglich die kargen Lebensmittelzuteilungen aufbesssern
konnte. Nicht lange dauerte diese Begünstigung, und wir mußten auch den Hausbesitz
meiner Schwiegereltern, die Villa ERNA, in Großeichdichfür verlassen. Die Tschechen
raubten uns auch dieses Eigentum, und wir mußten in einem kleinen Häuschen in
Schanz bei Marienbad unterschlüpfen.
Täglich mußte ich nachts 11 Uhr meiner Beschäftigung in Marienbad nachgehen und um
3 Uhr früh kehrte ich heim. Es war für mich immer eine gefährliche Fahrt mit dem Rad
durch die Wälder, und ich mußte immer fürchten, von den Tschechen überfallen zu
werden. Aber das Glück war immer auf meiner Seite. Bald war auch diese Zeit vorbei,
und am 26. November 1945 hatte ich das Glück und konnte mit einem Lastzug der
Amerikaner über Asch nach Erlangen. Nun stand ich hilflos da und mußte sehen wie es
weiter geht. Frau und Kinder blieben zurück und ich suchte eine neue Heimat. Diese
Aufgabe war schwer und in der damaligen Zeit nahezu unerreichbar. Deutschland war
vernichtet, arm, die Städte zerbombt, niemand wollte uns aufnehmen, alles wehrte sich
gegen die Aufnahme von Heimatvertriebenen. Man gab uns die Schuld am Krieg. Alles
und alle waren gegen uns gerichtet. Ich suchte in Fürth, Nürnberg, Ingolstadt, München
aufgenommen zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Durch einen befreundeten Hohenelber, den ich durch Zufall in München traf, kam ich in
ein Auffanglager nach München-Pasing. Nach langem Umherirren erreichte ich endlich
eine Aufenthalts-Bewilligung, die Registrierung, und damit hatte ich Anspruch auf die
damaligen Lebensmittelkarten. Das war zu jener Zeit die Grundlage für das weitere
Leben. Es war ein sehr kalter Winterbeginn, und es gab auch nahezu kein Heizmaterial,
das Essen im Lager war bescheiden. Aber wir waren dankbar für jede Kartoffel, für
jedes Stückchen Brot, besonders aber für warme Speisen, für einen geheizten Raum.
Die Nächte mußte ich in ungeheizten Räumen verbringen. Täglich suchte ich in München
nach einer Beschäftigung, doch war das damals in den zerstörten Städten unmöglich.
Auch war ich körperlich heruntergekommen, ausgehungert und seelisch
niedergeschlagen. Immer nur der Gedanke, Frau und Kinder zu erhalten, ihnen
weiterzuhelfen, zwang mich vorwärts zu streben, nichts unversucht zu lassen, in
Vertrauen auf die Zukunft, mußte auch für uns wieder eine bessere Zeit kommen. So
wendete ich mich nach Heidenheim an der Brenz. Dort wußte ich Heimatfreunde, und so
kam ich in unsere neue Heimat Heidenheim. Schon nach kurzer Zeit wurde ich im
Flüchtlingslager in der Verwaltung eingestellt und war damit für die nächste Zeit
gesichert. Bald verständigte ich Frau und Kinder, wo ich mich befand und wo sie mich
finden würden. Und als im Juni 1946 auch für sie die Stunde der Vertreibung schlug,
fanden wir uns wieder, und von da an ging es wieder aufwärts. Viele schwere Jahre
mußten wir noch durchhalten.
Inhaltsverzeichnis
Aber das Bewußtsein, uns wiedergefunden zu haben, gemeinsam unsere Zukunft
aufzubauen, gab uns Mut und Vertrauen in die Zukunft. Und so erreichten wir im Jahre
1953 auch wieder ein kleines, bescheidenes Eigenheim, das unseren Kindern eine neue
Heimat sein sollte.
Mein Bruder Otto T h e r starb infolge der Strapazen und der Unterernährung am
26.12.1945 in Degerndorf am Inn und wurde in Flintsbach am Wendelstein beerdigt.
Meine Schwester Maria T h e r starb am 15.5.1948 in Wilhelmsfeld bei Heidelberg und
ist dort beerdigt worden.
Mein Bruder Rudolf T h e r starb am 7.8.1957 und ist in Niedereschbach bei Frankfurt
am Main beerdigt worden.
So wurden durch die Vertreibung unsere Familien in alle Winde zerstreut und
auseinander gerissen.
Durch diese Familiengeschichte, die ich niedergeschrieben habe, will ich festhalten,
woher wir kamen und wohin wir vertrieben wurden.
Unsere Kinder und Kindeskinder sollen wissen, was wir durch die Vertreibung der
Tschechen ertragen mußten.
Karl Ther (23.7.1893 – 7.9.1969)
Inhaltsverzeichnis
Wiedo ei Oana
Steig ock aus! Jetz beste doo!
Oudo trauste nee dam Friedn?
Sich-do ock die Stoodt gutt o!
Oana is su obgeschiedn!
Denk ock oos Portschunklfest!
Wie sein do die Leit gespronga!
Heite hoo ich – doß de’s weßt –
Schunn geflennt stott laut gesonga!
Gih ock uff a Rengplotz zu!
Emmademm stihn noch di Laubm,
oudo sitte Tuutn-Ruh
watt do nee gefolln! – Drei Taubm
flicha vo do Elbepfort
niibo zu daan stennon Riesn,
Inhaltsverzeichnis
on di sään kä änzich Wort,
nä am Guudn, nä am Biesn.
Horch ock! Bimsch wead jetz geredtt!
Olle Deitschn sein votriebn!
Votohaus on Tisch on Bett, …
Nescht iß iiberich gebliebm!
Eiom Friedhof nescht wie Kraut,
Brienassln on Gros. – Nä, weßte:
Dos vobrieto Herz on Haut!
Wiedo gihn iß wull dos Beste.
Fohr ahääm! – ’S iß hichste Zeit!
Hääm? – Fia meine letzte Reise
stiht kää Autobus bereit!
Flenn a bißla! Flenn ock leise!
Gustav Baudisch.
Inhaltsverzeichnis
Interview mit Prof. Dr. Otto Weiss, Berlin, vom 13. März 2002, 8.45 h. – 9.30 h vor der
Klasse 9 G b der Geschwister-Scholl-Schule Bensheim
Weiss.: Zunächst einmal möchte ich mich ein bisschen vorstellen, damit Sie einmal
wissen, mit wem Sie es zu tun haben: Es wurde schon gesagt, ich stamme also aus
Arnau, aus Böhmen, Arnau an der Elbe. Die Elbe ist da so 6,8 Meter breit, manchmal
auch ein bisschen breiter, aber ansonsten ist es eine wunderschöne Ecke. Vielleicht hat
der eine oder andere mal Gelegenheit, mal dahin zu kommen. Ich stamme aus einer
Arbeiterfamilie. Mein Vater war Papiermaschinenführer. Wir haben in Arnau zwei große
Papierfabriken gehabt. Eine davon existiert auch heute noch, also weltbekannte Firmen,
die für Europa Papier hergestellt haben. Und dann gab es noch Textilbetriebe in diesem
Ort. Etwa 5000 Seelen hatte Arnau. Vielleicht habt ihr euch schon ein wenig mit diesem
Ort beschäftigt. Ich habe nach der Vertreibung zunächst mein Abitur gemacht, habe
dann Medizin studiert, bin also Arzt, habe 47 Jahre ärztlich gearbeitet auf verschiedenen
Arbeitsgebieten, habe zunächst im Krankenhaus gearbeitet, hab zwei Fachärzte, bin
dann als Arzt in einer Verwaltung gewesen, habe da ein Gesundheitsamt geleitet und
Amtsarzt gewesen und in dieser Aufgabe bin ich später in die Wissenschaft gegangen,
habe an der Akademie für ärztliche Fortbildung in Berlin gearbeitet.
Inhaltsverzeichnis
Das ist eine Einrichtung, die sich mit der Ausbildung von Ärzten zu Fachärzten
beschäftigt. So, und jetzt bin ich, wie man mir ansieht, in diesem Jahr werde ich siebzig
Jahre. Ich habe dann natürlich immer noch ein bisschen weitergearbeitet. Bis heute bin
ich immer noch ein wenig tätig, bilde Assistenzberufe aus für das Gesundheitswesen,
bin noch bis zum Herbst des vergangenen Jahres Leiter einer Fachschule gewesen, die
ich selbst in Berlin aufgebaut habe. So, das wäre vielleicht das Wichtigste. Ich habe zwei
Kinder. Meine Tochter ist Zahnärztin. Mein Sohn ist promovierter Ingenieur, hat ein
Bildungsinstitut mit siebzig Mitarbeitern aufgebaut in sieben oder acht Niederlassungen
in ganz Deutschland, sie sind vor allem spezialisiert auf Computerprobleme und hin und
wieder noch weiter spezialisiert auf die Probleme der Medizin, also wo man in der
Medizin mit Computern umgeht, also eine sehr interessante Tätigkeit. Da bin ich seit
vergangenem Jahr, eben weil man auf die siebzig zurückt, da sagt man: `Na ja, hast
eigentlich genug getan.´, bin ich also nur noch ein paar Stunden im Moment mehr
tätig. So, das wäre zur Einführung, was mich selbst betrifft, aber also, wie gesagt, zwei
Kinder, vier Enkel, zwei Urenkel in der Zwischenzeit. Es geht also weiter, das Leben und
wir sind heute in Deutschland familiär voll integriert und ich betrachte mich, wenn man
so will, als den Stammvater dieser Sippe der Weiss in Deutschland.
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Nun zu dem eigentlichen Thema. Wir haben ja nicht so viel Zeit. Ich habe Ihnen ein
paar Seiten aus meiner Biografie mitgebracht. Das bekommt ihr dann anschließend alle,
das ist für mich jetzt hier nur so ein bisschen, sagen wir mal das Geländer, an dem ich
mich festhalte, um Ihnen aus diesem Kapitel meines Lebens etwas zu erzählen. Ich
habe dieses Kapitel überschrieben: `Ein schreckliches Ende´ Wir haben ja, das muss
man sich vorstellen, so wie wir heute, vom Krieg eigentlich nichts gesehen und gemerkt,
gut, es waren Freunde, es waren Verwandte, Bekannte waren im Krieg, immer mal
hörte man, dass der eine oder andere gefallen war, aber was uns als junge Menschen,
ich war ja damals so etwa in Ihrem Alter, ein klein bisschen jünger, ich war also am
Ende des Krieges, das kann man sich ja ausrechnen, dreizehn Jahre, und da kamen
immer mal welche nach Hause und die trugen also Ritterkreuze, EK I und waren
hochdekoriert und mit geschwellter Brust sind sie herumgelaufen. Das war, was wir
vom Krieg mitbekommen haben. Dann brach plötzlich über uns das Chaos herein. Aus
Schlesien, die Sudeten sind ja die Begrenzung Böhmens nach dem Osten. Aus Schlesien
kamen in den letzten Kriegsmonaten die Trecks, viele flüchtende Deutsche mit Wagen,
mit Pferden. Ich habe damals überhaupt einen Schwarzen gesehen, auf dem Kutschbock
saß also ein Schwarzer, und das war ja eine Sensation für uns, und ich hatte ein sehr
schönes Kinderzimmer, da waren monatelang, lagen da immer auf Behelfsmöglichkeiten
dann Menschen, die also aus dem Osten flüchteten.
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Und dann kam das Ende des Krieges. Und da kamen nach diesen Trecks oder auch
zusammen mit den Trecks kamen sehr viele deutsche Truppen, also man sah richtig mit
Fahrzeugen, die kaum noch Sprit hatten, stellten das alles bei uns auf den Plätzen ab.
Gar nicht weit von uns war ein großer Platz, da war immer der Zirkus, dort stand alles
voller Kriegstechnik. Man kann sich gar nicht vorstellen, also Kanonen und Pontons, war
ein schweres Ponton-Regiment, was da seine Technik abgeladen hatte, und unendlich
viele Fahrzeuge und die Soldaten wollten alle nur zum Ami. Keiner wollte in russische
Kriegsgefangenschaft, denn das war schon bekannt, dass es da nicht gerade gut den
Deutschen ging. So, was nun wir erlebten jetzt als Jungens, in eurem Alter fast, würde
ich sagen: Wir hatten den ganzen Krieg davon geträumt mal selbst mal irgendwie Soldat
zu werden. Wir waren ja in diesem Sinne erzogen, das darf man nicht vergessen. Und
nun lag alles auf der Straße. Also hab ich den ganzen Tag nur Kriegsgerät nach Hause
geschafft: Panzerfäuste, Kisten mit Eierhandgranaten, Schnellfeuergewehre und solches
Zeug. Unsere Waschküche, die war abends immer ein richtiges Waffenlager mit allem,
was man sich als Junge so wünschen kann an Kriegstechnik. Und wenn ich früh in die
Waschküche kam, war das alles wieder fort. Dann hatte das meine Mutter mit dem
Handwagen, weil sie Angst hatte, dass das in die Luft fliegt, wieder davongeschafft. Die
halbe Nacht hat sie, ich hab geheult vor Wut und fing dann wieder an zu sammeln. Und
dann kam der 8. Mai. Der Strom der Soldaten versiegte und plötzlich wurde es ganz still.
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Und dann hörte man Panzer rollen und dann kam die Sowjetarmee, kamen die Russen.
Und ich hab, unser Haus hatte ein flaches Dach, es war ein Verwaltungsgebäude einer
Fabrik, und da lag ich mit einem Helm, mit einem Stahlhelm, mit einer Panzerfaust und
einer Schnellfeuerwaffe und wartete nun und wollte Deutschland verteidigen. Und da
erfasste mich eine straffe Hand, haute mir ein paar links und eín paar rechts runter. Das
war mein Onkel, der schon ein bisschen betagt auf Anraten meiner Mutter mich da
runtergeholt hatte. Denn wenn die Russen mich da oben gesehen hätten, ein
Kanonenschuss und von mir wäre nichts mehr übrig geblieben. So, das war also, sagen
wir mal jetzt, das letzte Erlebnis, das ich persönlich hatte mit dem unmittelbaren Krieg.
Aber nun, wenn man so will, von diesem Tage an fing ja die Nachkriegsperiode an, denn
wir waren ja, Hitler hatte kapituliert, Sie wissen das ja aus der Geschichte, er hatte sich
das Leben genommen. Dieser schlimme Mann, der Deutschland so viel Entsetzen
gebracht hatte, war also weg. Aber für uns begann erst mal das Leid. Zunächst einmal
wird das russische Militär, man hörte dann alle Tage von Vergewaltigungen. Sie hielten
sich also jetzt an der deutschen Bevölkerung und haben also sehr viele Menschen, viele
Frauen, die mussten sich verstecken, die Frauen mussten sich anmalen, dass sie alt
aussahen, und manche Frau hatte also wirklich Schlimmes erlebt, mitunter haben bis zu
achtzehn Soldaten eine Frau vergewaltigt. Sie können sich das gar nicht vorstellen, was
da mit dieser Frau da passierte. Und da kam es dann in einer zweiten Periode dazu,
dass viele sagten: `Unter solchen Bedingungen kann ich nicht leben.´ Es nahmen sich
sehr viele Leute dann das Leben.
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Ganze Familien starben und ich mache gerade ein Buch über meinen Heimatort, auch
über diese Dinge, ich habe solche Zeugnisse auch schon gesammelt, von solchen
Überfällen, und werde sie also dann in meinem Buch auch veröffentlichen über Arnau.
Aber ein Erlebnis, das ich auch hier dokumentiert habe, war schlimm: Das war, wenn
man so will, der erste Tote, den ich jetzt persönlich erlebt habe, oder, erlebt, kann man
gar nicht sagen, wie gesagt, wir hatten keine fünfzig Meter, war ein großer Platz und da
war alles voller Kriegstechnik und ein Schulkamerad mit seinem Vater, mit seinem
Bruder, die suchten mit diesen Pontons, die suchten nach irgendetwas. Man dachte, da
könnte man sich irgendetwas holen, was man noch verwenden könnte. Und einer von
den Dreien muss auf eine geschärfte Tellermine getreten sein, eine Panzermine, das
waren solche Apparate, mit einer Glasplatte. Wenn die zersprang, dann kam ein
chemischer Vorgang in Gang und die ganze Sache explodierte. Und der Totengräber hat
also im Umkreis von etwa zweihundert Metern dann die sterblichen Überreste, überall
nur kleine Fleischstückchen, beim Nachbarn im Garten fand man dann von dem Vater
den Stiefel und das Bein, das war der größte Teil eines Menschen, was von dieser
Explosion übrigblieb. Könnt ihr euch vorstellen, wie das auch emotional auf einen
Menschen wirkt. Das zweite, was ich erlebte in diesen Tagen, bin ich also auf einen
Baum gekrochen, wir hatten im Garten eine Menge Birken und während ich da oben
saß, hörte ich, wie neben mir, also ein Stückchen entfernt, hörte ich wie jemand lief
und ich hörte seinen Atem. Und plötzlich hörte ich Schüsse und sah, wie dieser Mensch
hinstürzte und dann kamen Leute mit rot-weißen Armbinden, alles in Leder,
Ledermützen, Lederjacken, MP’s und haben ein ganzes Magazin in ihn dort
hineingeschossen.
Inhaltsverzeichnis
Sie verschwanden wieder und wir sind dann dorthin zu dem Toten. Da hatten sie ein
kleines Kreuzchen auf ihn gelegt. Nur der Name ist mir bekannt geworden. Er hieß
Lederer und soll Fleischer gewesen sein. Warum man ihn erschossen hat, weiß ich nicht.
Aber ich habe das eben erlebt. Für das Nächste, was dann eben weiterging, es wurden
dann Aufrufe bekannt, dass alle Deutschen ihre wichtigsten und vor allen Dingen
natürlich auch wertvollsten Dinge abliefern sollten. Es musste also Optik, es mussten
Ausrüstungen, militärische Dinge abgeliefert werden, Ferngläser, Radioapparate, das
musste alles abgegeben werden. Und dafür bekam man dann ein Papier und wir stellten
uns noch vor, muss man sich mal heute überlegen, dass wir das vielleicht mal eines
Tages wieder zurückbekommen. Wir waren ja in dieser Frage völlig unbedarft. Alles,
keiner von uns wusste, was denn nun auf uns zukommt. Und dann begann am 18. Juni
die Aussiedlung. Da wurde der erste Transport von Deutschen zusammengestellt und
das müsst ihr euch mal vorstellen. Versetzt euch mal in diese Lage: Ihr seid beim
Frühstück, sitzt am Tisch und plötzlich kommt ein Polizist und sagt: `Also, in einer
Stunde haben Sie sich am Bürgermeisteramt in Bensheim einzufinden mit dreißig Kilo
Gepäck. Es geht weg! Wir werfen euch raus! Ihr müsst fort!´ So, nun muss man wissen,
das kann ich gar nicht alles erzählen, dass ja dem schon eine Etappe vorausgegangen
war in den Mai- und Junitagen, wo fast jeden Tag Hausdurchsuchungen bei deutschen
Familien, wir waren ja eine ganz deutsche Ecke, nicht mal ganz zwei Prozent der
Einwohner waren Tschechen, nach den Zählungen von 1930, das war die letzte
Volkszählung. Und in dieser deutschen Stadt kam es also jetzt dazu, dass da Tschechen
kamen, ich hatte sie noch als Sechsjähriger erlebt, aber keine Erinnerungen an sie, wir
gehörten natürlich zur tschechischen Republik, das darf man auch nicht vergessen, aber
das Sudetenland war eben eine Fläche, wo fast ausschließlich Deutsche wohnten.
Inhaltsverzeichnis
Und nun kamen also Tschechen in die Wohnung und machten Razzien, durchsuchten
und nahmen alles, was irgendwie schön und gut war, vom Vater Stiefel und von der
Mutter Kleider, Bettwäsche. Da standen noch, mein Vater hatte sehr viele Radios
gebastelt, da standen noch halbe Radios mit, das wurde aufgeladen. Mein Vater war ein
begeisterter Briefmarkensammler, da wurde also alles, was er da an Briefmarken hatte,
in einen großen Wäschekorb geworfen und wie sie ums Haus kamen, da flogen die
Briefmarken in heller Schar durch die ganze Gegend. Ich war tagelang hinterher
beschäftigt auf Befehl meiner Mutter, das alles wieder einzusammeln. Man nahm uns
also erst mal schon alles weg, was irgendwie wertvoll war. Das war, wirklich, das war ein
Abschaum der Menschheit, der jetzt aus Böhmen kam und sich an den Deutschen da
bereicherte. Und dann mussten wir aus der Wohnung raus und mussten zunächst einmal
bei einer Tante, bei der Schwester meines Vaters, die man verhaftet hatte, die in einem
Lager war nach 45, da fanden wir zunächst mal Unterschlupf. Und dort haben wir also
dann praktisch bis Ende Juli gelebt. Es war also eine Zeit, wir sind nicht ausgesiedelt
worden zunächst einmal und meine Mutter arbeitete, sie hatte ja, mein Vater war beim
Militär die letzten zwei Jahre, der war in Schlesien auf einem Flugplatz und bekam
natürlich für die Familie Unterhalt, und plötzlich war das aus. Und sie musste also
wieder arbeiten, arbeitete in einer dieser beiden Papierfabriken und ich bin draußen
rumgestromert mit einem Freund und hatte Zeit und Muße und wie das so ist im Leben,
das will ich auch nicht unerwähnt lassen, ich fand da meine erste Liebe.
Inhaltsverzeichnis
In dieser schwierigen Zeit hab ich mich in ein Mädchen verguckt, 13 Jahre und ich habe
meine ersten Liebesbriefe geschrieben und dachte, das würde sich noch weiter
entwickeln. Aber dann kam eben auch für uns die Zeit, wo früh plötzlich der Polizist
stand, wir sollten ausgesiedelt werden. Und da ging es also dann in die Turnhalle und
dort wurde wieder von dem Gepäck, das wir, also dreißig Kilo sollte jeder mitbringen, da
wurde wieder alles ausgeflöht, und was ein bisschen wert war, ich hatte also da noch
versteckt, mein Großvater war früh gestorben und meine Großmutter mir also als Erbe,
wenn man so will, seine goldene Uhr geschenkt, eine wunderschöne alte Uhr mit
Ziselierungen. Diese Uhr hatte ich auf dem Transport mit. Die wurde mir also dort
weggenommen. Und nicht nur das, auch ein schöner Ring von meinem Freund und
manches andere. Und dann wurde dort angetreten und dann marschierten wir in ein
ehemaliges Kriegsgefangenenlager, dort wurde übernachtet und dann ging es also mit
dem Transport in frisch ausgeleerte Kohlewaggons. Da wurden die Deutschen
hineingepfercht und dann ging es Richtung Deutschland. So war es normalerweise. Aber
unser Zug hielt plötzlich und in Hohenelbe, das ist die Kreisstadt, die werdet ihr
vielleicht auch noch ein bisschen kennenlernen, wurde alles ausgeladen und dann
mussten wir in ein nahes Dorf, wo es ein großes Lager gab, wo früher mal der
Reichsarbeitsdienst drin gewesen war, im Gebirge, in Hackelsdorf wurden wir dorthin
getrieben, nicht gefahren, sondern wir mussten diese 15 Kilometer laufen. Und ihr
müsst euch vorstellen, das ist also so eine Steigung, wie wenn man da in den Odenwald
hinauffährt oder läuft. So mussten wir also mit diesem Handgepäck diese 15 Kilometer.
Inhaltsverzeichnis
Meine Mutter hat sich immer gewundert, hat gesagt: `Also, nein, wie mein Junge da
fleißig´, ich hatte eine viel jüngere Schwester, oder habe sie noch, die ist damals drei
Jahre alt gewesen, meine Mutter konnte ihr Gepäck gar nicht tragen, das habe also ich
noch auf mich geladen, und hab’ also da als Dreizehnjähriger das ganze Gepäck da
hinaufgeastet. Die wusste natürlich nicht, dass das einen Grund hatte: Denn der Zufall
wollte es, dass mein angebetetes Mädchen auch in diesem Transport war. Und ich bin
also dann immer schnell hinter ihr hermarschiert usw, mit diesem vielen Gepäck. Und
das wurde mir natürlich dann ausgelegt als ein braver und netter und fleißiger Junge.
Aber ihr seht eben, das Leben ist vielgestaltig und Freud und Leid sind häufig
nebeneinander. In diesem Lager haben wir uns nicht lange aufgehalten, denn plötzlich
begannen die großen Fabriken zu merken, wenn man so viele Menschen aussiedelt,
dass man dann keine Arbeitskräfte mehr hat. Also wurden alle, die irgendwo in der
Papierindustrie beschäftigt waren, wieder auf LKW’s verladen und wir kamen, und das
war sicher nicht der Normalfall der Vertreibung, wir kamen wieder zurück nach Arnau in
ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager. Dort waren also belgische, französische
Kriegsgefangene, teils auch Russen. Da wurden jetzt diese deutschen Arbeitskräfte dort
hineinfabriziert. Ein großer Saal, ringsherum Doppelstockbetten, vielleicht hat der eine
oder andere das schon einmal gesehen, oder auf Bildern gesehen oder vielleicht hat er
es im Ausnahmefall vielleicht der eine oder andere schon mal erlebt, da haben wir also
dann ein ganzes Jahr zunächst einmal dort gelebt. Und dieses Lager in Arnau, das war
für mich auch, wenn man so will, heute würde man sagen, Fremdarbeiter; ich musste
als Dreizehnjähriger ein ganzes Jahr mit Gleichaltrigen Holz zerhacken, zersägen, hab’
jeden Tag etwa zehn Stunden lang nichts anderes gemacht wie Holz gesägt und ich
kann heute mit der Axt mit geschlossenen Augen kann ich Holz spalten.
Inhaltsverzeichnis
So hat sich das mir als Junge eingeprägt. Kohle gab es nicht, das war eine waldreiche
Gegend, wo wir lebten, Holz gab es in Hülle und Fülle und so hat diese Lagerküche für
viele, viele Personen eben mit Holz gefeuert. Und es musste jemand da sein, der das
Holz fabriziert. Also haben wir da den ganzen Tag gesägt und gehackt usw. Und nun
das nächste Kapitel: Diese Sache ging selbstverständlich mal zu Ende und eine Familie
nach der anderen wurde abtransportiert und es blieben nur noch wenige. Und meine
Mutter bearbeiteten sie schon, sie sollte doch da bleiben mit ihren Kindern, vielleicht
kommt auch der Vater auch wieder, mein Vater war ein angesehener Mann in der Fabrik,
als Papiermaschinenführer ein Spezialist, aber ich habe gesagt: `Ne, Mutti, das machen
wir nicht!´. Ich habe ihr also ständig auf dem Gewissen gekniet, gesagt: `Komm, bitte,
melde dich bitte, wir wollen auch fort.´ Für mich war das, wenn man so will, auch etwas
Interessantes, die Welt zu erleben, raus aus dieser Schinderei. Und am letzten Tag noch,
das muss man sich mal vorstellen, sehe ich noch auf der Straße einen Mann im Anzug
meines Vaters. Das müsst ihr euch einmal vorstellen! Da geht ihr auf der Straße, da
kommt ein, da werdet ihr sagen, wie kannst du da sagen, das ist der Anzug deines
Vaters? Mein Vater war ein begeisterter Segelflieger. Der hatte die Goldene C. Und das
ist ein blaues Abzeichen mit drei Schwingen, kein Buchstabe, nur diese drei Schwingen.
Und das hatte er drangelassen. Und es gab im Ort nur einen, der das Goldene C hatte,
das war mein Vater. Und deswegen war das unmissverständlich der Anzug meines
Vaters. Das war das Letzte, was ich noch so erlebte, was ich da noch sah, und dann
kam also diese zweite Etappe: Wir wurden ausgesiedelt. Wir kamen wieder in
Güterwaggons und dann ging es los und das hab’ ich auch alles beschrieben, das könnt
ihr hier nochmal nachlesen. Da zog plötzlich Arnau wie in einem Film an mir vorbei: die
Dekanalkirche, die Schule, das Gymnasium, das Rathaus usw., das Haus, wo wir
Inhaltsverzeichnis
wohnten.
Wir wohnten ein bisschen auswärts, nördlich von Arnau. Und dann ging es über das
Gebirge weg. Man sah den großen schwarzen Berg, das große Massiv. Wenn ihr mal
nach Arnau kommt, dann werdet ihr diesen ja wirklich beherrschenden Berg sehen. Und
dann sangen sie alle das Riesengebirgslied. Und dann ging es weiter durch das ganze
Sudetenland bis nach Eger, Karlovy Vary – Karlsbad, und dort blieb der Zug plötzlich
stehen. Und dort standen wir einen ganzen Tag. Da entschied sich das Schicksal. Da
fuhren die Züge einmal über Brambach in die damalige Ostzone und einmal über Eger in
die Westzone. Wir wurden dann also in die Ostzone transportiert. Und da ging es dann
bis nach Sachsen-Anhalt. Dort wurden wir ausgeladen und wir endeten wieder, wenn
man so will, kamen wieder in ein Lager und dieses Lager, das war total verwanzt,
verlaust. Und dort habe ich das erste Mal Wanzen und ähnliches Ungeziefer
kennengelernt, eigentlich schon das zweite Mal, in diesem Maße und in dieser
schlimmen Form eigentlich nur dort. Und dann wurden wir aufgeteilt und wurden dann
auf die Dörfer gebracht. Und damit war ja, wenn man so will, zunächst die Vertreibung
beendet. Aber was wir ja nicht wussten, Deutschland war ein Trümmerfeld. Es gab
kaum Wohnungen, die Großstädte waren total durch die Amerikaner, Engländer
zerbombt. Eine kleine Ahnung hatten wir schon während des Krieges davon bekommen,
denn da gab es Ausgebombte, hier aus Frankfurt, aus Hanau, aus Berlin, hatte ich
Schulkameraden, die saßen da mit mir zusammen. Aber man konnte sich darunter
nichts vorstellen. Und nun fuhren wir ja durch diese Trümmerfelder. Ich werde ein Bild
nie vergessen.
Inhaltsverzeichnis
Wir fuhren zunächst einmal in Sachsen von Brambach über Chemnitz nach Dresden.
Abends im Dunkeln schon sah man diese Silhouette, diese Trümmersilhouette von
Dresden. Dann also nach Köthen in Sachsen-Anhalt, eine Stadt mit etwa 20-25.000
Einwohnern. Und dort also dieses Lager. Und da lernten wir, was wir in der
Tschechoslowakei eigentlich nicht kennengelernt hatten, auch in diesem Jahr, Hunger.
Denn jetzt gab es dort kaum etwas zu essen, auch natürlich, das muss ich noch
nachtragen, auch in Arnau, wo wir da in dem Lager waren, gab es natürlich
Diskriminierungen der Deutschen. In jeder Form waren wir Bürger zweiter Sorte. Wir
bekamen, auch die tschechische Seite hatte nach dem Krieg Lebensmittelkarten, aber
wir bekamen welche, die waren überschrieben mit: `Deutsche, Deutsche, Deutsche´, da
war alles weggeschnitten, was Fleisch, was Wurst, Butter, was Eier waren. Wir Kinder
hatten also ein ganzes Jahr kein Stückchen Fleisch, keine Butter gesehen. Aber es ging
ja immer noch, man hatte ja wenigstens Brot. Man konnte sich satt essen und bekam
eine, nicht immer gerade gut schmeckende, aber es gab dann immer so einen Eintopf
über dieses Jahr. Man wurde auf jeden Fall satt. So, und jetzt bekamen wir den Hunger
zu spüren. Und das war schlimm. Wir hatten auch wieder Glück. Wir wurden
ausgesiedelt in ein kleines Dorf mit vierhundert Einwohnern. Und dort gab es wie überall
gute und schlechte Menschen. So gab es dort auch Menschen, die sich unserer
annahmen. Ich konnte dort zwar zunächst einmal noch ein Jahr die Schule besuchen,
habe dort die achte Klasse nachgeholt, ich hatte ja auch viel verloren. Ich konnte dort
leider kein Gymnasium besuchen, hab’ dann nach der achten Klasse versucht einen
Beruf zu lernen, auch das war schwierig.
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Ich war ein halbes Jahr arbeitslos, und dann fand ich durch Zufall eine Stelle, man griff
dann einfach zu, was man eben bekommen konnte, also habe ich Schlosser gelernt. Ich
werde nie vergessen, meinen ersten Lohn als Schlosser, sechzig Mark, da bin ich dort in
eine Bäckerei gegangen und hab’ mir ein schwarzes Brot gekauft, so sagte man da. Für
diese sechzig Mark bekam man ein Brot, drei Pfund. Und da habe ich mich bei dem
Bäcker auf die Treppe gesetzt, hatte so einen Hunger, da habe ich die Hälfte von dem
Brot gegessen. Und dann habe ich das fein säuberlich abgenagt und hab’ mir gesagt:
`So, das musst du jetzt deiner Mutter und deiner Schwester mitbringen.´ Das habe ich
getan. Voller Stolz bin ich mit dem halben Brot dann nach Hause gekommen. Und damit
ihr mal wisst, was Hunger ist, nur ein kleines Beispiel. Ein Dreipfund-Brot gab es also für
drei Personen, meine Mutter, meine Schwester und mich, für drei Tage. Das war so ein
Brot, Kastenbrot, und meine Mutter machte genau auf dem Brot immer Striche, weil sie
wusste, das durften wir heute essen, das morgen und das übermorgen. So und das
musste reichen und ich bin also früh morgens um halb fünf jeden Morgen aufgestanden,
denn meine Werkstatt war in der Kreisstadt und die war fünfzehn Kilometer weg, da
fuhr ich mit einem wackligen alten Militäromnibus immer zur Arbeit. Wenn ich dort
ankam, dann hatte ich noch nichts im Magen. Da hatte ich immer eine Kanne, eine
Milchkanne, da hatte Mutter mir immer Suppe mitgegeben. Dann aß ich also die Suppe,
mittags. Und das war ja auch nicht viel Fett und nicht gerade Sättigendes. Ich war dann
so, wie gesagt, so in eurem Alter schon, wo man dann wächst, und da bin ich also nach
Hause gekommen und da bekam ich meine Ration Brot, zwei Schnitten für das
Abendbrot, kein Ei, mal ab und zu ein Rädchen Wurst, vielleicht auch mal ein bisschen
Margarine.
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Das war also die Zeit, die wir dann erlebten. Und eigentlich das Schlimmste, wir
sprechen heute immer über Fremdenfeindlichkeit. Der eine oder andere von euch, wenn
ich mich hier umschaue, ist wahrscheinlich auch nicht in Deutschland geboren oder die
Familie stammt nicht aus Deutschland. Vielleicht hat der eine oder andere auch
Fremdenfeindlichkeit kennengelernt. Aber das ist heute eine andere Situation. Heute ist
die Bevölkerung eine satte Bevölkerung. Damals hatten diese Leute auch nichts, die
hatten auch Hunger. Die mussten von dem Wenigen, was sie da noch hatten, noch
teilen. Es war also viel schlimmer als das heute ist. Da sollte sich jeder überlegen, wenn
er so abfällige Bemerkungen macht zu irgendeinem, der aus Not oder vertrieben oder
wie auch immer hierher kommt. Da sollte der sich überlegen, was er da tut. Ja, ich hab’
mir viel Gedanken gemacht natürlich, wieso die Tschechen solche schlimme Sachen an
uns getan haben. Ich habe hier, was ich euch zur Verfügung stelle, auch zu den
Ursachen der Vertreibung etwas gesagt. Und das will ich euch vorlesen:
„Sind die Tschechen ein böses Volk?
In der Literatur findet man mehr versteckt als offen die Meinung, dass die Tschechen
vom Wesen her ein schlechtes Volk seien, sie unberechtigterweise so über die armen
Deutschen hergefallen seien. Es sei ihnen doch während der deutschen Okkupation
1939/45, im Gegensatz zu Russen und Polen usw. gar nicht so schlecht gegangen. Das
ist eine genau so schlimme, überhebliche wie ungerechte und sehr subjektive
Auffassung, zu der nur Deutsche fähig sind.
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Die Tschechen sind ein Volk wie jedes andere, mit guten und bösen, klugen und
dummen, standhaften und verführbaren, ehrlichen und unehrlichen Menschen.
In der Tat entlud sich 1945 die Wut und der Hass eines Volkes und der Mob des gleichen
Volkes trat in Aktion, wie vorher die deutschen `Übermenschen´, und die Führer gossen
in beiden Fällen mit aggressiven und bösen Reden noch Öl in das Feuer der
chauvinistischen und nationalen Leidenschaften.
Es war nach 1945 die unentschuldbare und inhumane Revanche, die da verübt wurde.
Wo waren da die Vernünftigen, die Klugen, die Ausgleichenden, die Versöhnenden, die
nach dem schlimmsten aller Kriege eine bessere Welt aufbauen wollten? Eine Welt ohne
Mord und Konzentrationslager, ohne Enteignung und Willkür?
Sie blieben feige versteckt, verhielten sich still, lehnten nur innerlich die
Unmenschlichkeit ab, wie vorher die gleichen Kräfte bei den Deutschen auf der anderen
Seite.
Wie es in der Bibel hieß, so geschah es: Aug’ um Aug’ … Zahn um Zahn!“
So, und das will ich euch am Ende doch noch sagen: Man muss die richtigen
Schlussfolgerungen aus einer solchen Entwicklung ziehen. Es wäre heute verfehlt in
Revanchismus zu fordern: Tschechen, gebt dieses Gebiet wieder her! Man würde, ich
glaube auch, unter den Deutschen kaum noch jemanden finden, der bereit wäre, dort
wieder zurückzukehren. Wir sind alle, so wie auch einige von euch, nach Deutschland
gekommen, aus dem Sudetenland, aus Böhmen, nach Deutschland, mit Gewalt
hierhergekommen. Selbstverständlich ist das ein Verbrechen, ein unentschuldbares
Verbrechen!
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Wir haben aber hier uns integriert. Wir sind heute hier Bestandteil der deutschen
Bevölkerung geworden. Viele haben sich hier wie überall, wie meine Verwandtschaft, wo
auch immer, oder auch hier im Odenwald gibt es auch Verwandte von mir, sie haben sich
integriert, sie haben Leute aus den Orten geheiratet, sie tragen die Namen, wie auch
immer, der Schwaben, der Sachsen, der Bayern und wir sind heute ein Bestandteil
Deutschlands. Und wenn Sie nun fragen: `Na, warum stellt der sich nun da her und
erzählt das Ganze?´ Einfach, weil man das nicht vergessen darf. Also immer sehen, dass
es immer wieder Menschen gibt, die mit krimineller Energie versuchen andere Menschen
dazu zu bewegen, Böses zu tun. Wir erleben das im Moment auf dem Balkan und wenn
Sie gucken in der Welt, in Indien und sonstwo. Nur wenn wir Widerstand üben, wenn
wir sagen: `Nein! Wir machen das nicht mit! Wir wollen Frieden!´ Dann können wir das
vermeiden. Entschuldigen Sie, dass ich so emotional gespannt bin! Aber da kommt die
Vergangenheit wieder hoch.
Ja, vielleicht noch eins: Wir haben selbstverständlich auch Verbindung mit den
Tschechen heute in unserer Heimat. An unserem Buch arbeiten auch zwei Tschechen
mit. Das wird ein Novum sein. Die Sudentendeutschen haben sich immer jahrzehntelang
ein bisschen abgekapselt. Aber wir wollen ja zusammen, wir müssen ja zusammen
leben. Und wir wollen ja nicht in Feindschaft miteinander leben. Wir wollen ja auch, das
ist ja auch eine Frage, die euch berührt und euch viel mehr als uns. Man kann ja nur
miteinander leben, wenn man also diese Dinge zwar nicht vergisst, aber wenn man sie
immer wieder in die richtige Relation zu den Dingen stellt.
Mohammed Saleh: Wann wird Ihr Buch erscheinen?
Weiss: Ich wollte das eigentlich, ich werde im Herbst siebzig Jahre alt, das wollte ich
mir, wenn man so will, als Geburtstagsgeschenk bringen, aber wir schaffen das nicht.
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Es ist doch viel, viel Arbeit notwendig, um aus den Archiven Material zu finden, auch in
der Arnau-Stube hier, was ich euch auch sehr empfehlen kann. Da ward ihr auch schon
einmal da. Man muss sich also wirklich mit den Dingen erst einmal beschäftigen.
Vielleicht ist auch der eine oder andere hier unter ihnen, wo der Großvater vielleicht aus
dem Riesengebirge oder aus einer Vertriebenenfamilie stammt. Das ist ja gar nicht so
selten. In den USA ist ja auch jeder Vierte, kommt ja aus einer ehemaligen deutschen
Familie. So wird die Relation etwa auch so in Deutschland sein. Man muss sich mal
vorstellen, dass da elf Millionen vertrieben sind und Sie können also dieses Buch
vermute ich im September 2003 käuflich erwerben. Ich habe alleine schon etwa
zweihundert Seiten aus der Geschichte dieser Stadt, wie es den Menschen im
Dreißigjährigen Krieg gegangen ist, wie die Menschen da hin gekommen sind, die vielen
Kriege, die man dort gemacht hat. Friedrich II, der Große, wie man ihn nennt, hat den
Österreichern Schlesien gestohlen, wenn man so will, und vieles andere mehr. Das wird
in dem Buch, immer aus der Sicht der Menschen meines Ortes behandelt, also aus ganz
unten. Ich versuche zwar immer die geschichtlichen Bezüge herzustellen.
Janina Hilbert: Haben Sie noch Kontakte zu Ihren Freunden in Arnau?
Weiss: Leider lebt von ihnen keiner mehr. Es ist ein einziger meiner Freunde, der dort
geblieben ist. Der ist aber schon mit fünfzig Jahren, vor mehr als zwanzig Jahren ist er
gestorben. Ich habe dort also niemanden mehr, den ich noch kenne.
Mariam Tabibi: Haben Sie Ihre Freundin wieder gefunden?
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Weiss: Leider nicht, ich habe bis heute vergeblich versucht dieses Mädchen, das ja dann
ein Jahr vor mir ausgesiedelt wurde. Ich hab’ sie nicht wiedergetroffen und ich hab’ mir
viel Mühe gegeben. Ich würde natürlich gerne sehen, wie sie heute ausschaut. Und man
würde vielleicht erschrecken und vielleicht ist mir da ein Schicksal erspart geblieben,
denn sie würde sich sicher auch nicht gerade an mir erfreuen. Aber das ist nun mal das
Leben. Wir sind alte Menschen und die sehen nicht mehr so knusprig und hübsch aus
wie Sie alle aussehen, sondern wir sind alle alt und weiß und grau.
Maximilian Hechler: Ich bin der Klassensprecher und ich möchte mich im Namen der
ganzen Klasse bei Ihnen bedanken. Es war wirklich sehr interessant so einen lebendigen
Zeitzeugenbericht zu erfahren. Dafür möchte ich Ihnen danken.
Weiss: Es freut mich, dass es euch gefallen hat. Danke auch! Ja, man könnte noch viel
erzählen. Ihr könnt auch darüber nachlesen. Ich habe auch noch einen anderen bösen
Fall erlebt, wo ein Mann eben beispielsweise seine Frau geschützt hat vor einer
Vergewaltigung, hatte also eine Waffe versteckt, die hat er herausgezogen, hat die
Russen bedroht und sie mussten also weg, aber eine halbe Stunde später hat man ihn
abgeholt und die ganze Arnauer Bevölkerung musste dort hin und der musste sein
eigenes Grab schaufeln und wurde erschossen. Der hatte nur seine Frau beschützt.
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Beneš-Dekrete und Beseitigung der Grundrechte
Zwischen dem 21.8.1940 und dem 28.10.1945 wurden von Edvard Beneš, der das Amt
des tschechoslowakischen Präsidenten beanspruchte, insgesamt 143 sogenannte BenešDekrete (Verordnungen) erlassen. Etwa fünfzehn dieser Dekrete handeln von
Entrechtung und Enteignung der Deutschen und Magyaren in der ehemaligen
Tschechoslowakei und sind völkerrechtswidrig. Bis heute werden die Verordnungen in
der öffentlichen Diskussion als Beneš-Dekrete bezeichnet, obgleich es natürlich auch
zahlreiche Beneš-Dekrete harmloseren Inhalts gegeben hat. Völkerrechtswidrig waren
auch einige Ausführungsbestimmungen zu den genannten Dekreten sowie eine geringe
Zahl von (nach dem Oktober 1945) erlassenen Gesetzen. Die Enteignungs- und
Vertreibungsdekrete wurden am 28.3.1946 von der tschechoslowakischen provisorischen
Nationalversammlung rückwirkend gebilligt und haben seitdem in der Tschechoslowakei
und heute in der Tschechischen Republik sowie in der Slowakei Gesetzeskraft.
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Die tschechoslowakische Regierung der Nationalen Front vom 5. April 1945 startete ein
Programm, „Kaschauer Statut“, in dem vorgesehen wurde, fast allen Sudetendeutschen
die „tschechoslowakische Staatsbürgerschaft“ abzuerkennen, nachdem man sie
völkerrechts- und menschenrechtswidrig wieder als tschechoslowakische Staatsbürger
betrachtete und das Sudetenland erneut, wie 1918, mit Gewalt besetzte und
annektierte. Die Personen, die sich „vor und nach München 1938“, das heißt dem
Münchener Abkommen, zur Tschechoslowakei loyal und treu bekannt hatten und jene,
die nach München 1938 ins Exil gingen und als „Antinazisten und Antifaschisten“
angesehen wurden, sollten von dem Programm nicht betroffen werden.
Vorgesehen im „Kaschauer Statut“ war primär nur die Vertreibung jener
Sudetendeutsche, die nach tschechoslowakischer Auffassung wegen Verbrechen gegen
die Republik zu verurteilen waren und jene, die nach München 1938 einwanderten. Nach
Kriegsende mussten die Sudetendeutschen weiße Armbinden oder Stoffteile mit dem
schwarzen Aufdruck „N“
(Nemec = Deutscher) tragen. Ihre Lebensmittelkarten wurden auch mit dem Aufdruck
„Deutscher“ versehen. Dies führte zu einer völlig unzureichenden Lebensmittelzuteilung.
Eingekauft werden durfte nur zu bestimmten Stunden.
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Die totale Enteignung, Rechtlosmachung und Zwangsarbeit wurden durch die Dekrete
des Präsidenten der Republik, Staatspräsident Dr. Edvard Beneš, ausgelöst. Die
menschenverachtenden Dekrete wurden zusätzlich von den Mitgliedern der Regierung
beziehungsweise den zuständigen Ressortleitern unterzeichnet. Sie wurden im
nachhinein von der Nationalversammlung bestätigt und bisher nicht widerrufen und
besitzen daher auch heute noch Gesetzeskraft.
Am Mittwoch den 24. April wurden vom tschechischen Parlament die Beneš-Dekrete
wieder bestätigt. Dadurch erschwerte sich der Beitritt der tschechischen Republik zur
Europäischen Union. Die Dekrete spielen noch heute eine diskriminierende Rolle.
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Dekrete über Enteignung, Entrechtung und Zwangsarbeit
1. Das Dekret betreffend „die Ungültigkeit einiger vermögensrechtlicher
Geschäfte aus der Zeit der Unfreiheit und über die nationale Verwaltung der
Vermögenswerte der Deutschen, der Magyaren, der Verräter und
Kollaboranten und einiger Organisationen und Anstalten“ vom 19. Mai 1945.
Dieses Dekret bildete die Grundlage für die Enteignung des privaten und
Volksvermögens der in der Tschechoslowakei lebenden Deutschen.
2. Das Dekret betreffend die „Konfiskation und beschleunigte Aufteilung des
landwirtschaftlichen Vermögens der Deutschen, Magyaren, wie auch der
Feinde und Verräter des tschechischen und slowakischen Volkes“ vom 21.
Juni 1945.
Dieses Dekret bot die Handhabe zur Beschlagnahme des gesamten landwirtschaftlichen
Besitzes der Sudetendeutschen.
3. Die Bekanntmachung des Finanzministeriums vom 22. Juni 1945 über die
„Sicherstellung des deutschen Vermögens“.
Damit wurde das Gesamtvermögen der Sudetendeutschen, das bei Geldinstituten
hinterlegt war (zum Beispiel Geld- und Wertpapierbesitz), konfisziert, außerdem wurden
die deutschen Unternehmungen und Institutionen gezwungen, spätestens innerhalb von
15 Tagen ihr gesamtes Vermögen auf ein vom Finanzministerium bestimmtes Sperrdepot
zu hinterlegen.
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4. Das Dekret des Präsidenten der Republik vom 20. Juli 1945 über die
„Besiedlung des landwirtschaftlichen Bodens der Deutschen, der Magyaren
und anderer Staatsfeinde durch tschechische, slowakische und andere
slawische Landwirte“.
Mit diesem Dekret wurde die Konfiskation des landwirtschaftlichen Besitzes der
Sudetendeutschen sowie der Magyaren bestätigt, um ihn möglichst rasch an
tschechische und slowakische Neusiedler billig zu verteilen.
5. Das Verfassungsdekret des Präsidenten der Republik vom 2.8.1945
über die „Regelung der tschechoslowakischen Staatsbürgerschaft der
Personen deutscher und magyarischer Nationalität“.
Veröffentlicht wurde das Dekret am 10.8.1945. Im Paragraph 1, Punkt 1 heißt es:
„Tschechoslowakische Staatsbürger deutscher oder magyarischer Nationalität, die nach
den Vorschriften der fremden Besatzungsmacht die deutsche oder die ungarische
Staatsangehörigkeit erworben haben, haben mit diesem Erwerb die tschechoslowakische
Staatsbürgerschaft verloren“; im Punkt 2: „Die übrigen tschechoslowakischen
Staatsbürger deutscher und magyarischer Nationalität verlieren die tschechoslowakische
Staatsbürgerschaft mit dem Tage, an welchem dieses Dekret in Kraft tritt.“
6. Das Dekret vom 19. September 1945 über „die Arbeitspflicht der
Personen, welche die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verloren
haben.“
Mit diesem Dekret wurde die Zwangsarbeit für alle Personen angeordnet, denen
nach dem Dekret vom 2. August 1945 die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft
aberkannt worden war. Inhaltsverzeichnis
7. Auf Grund der Kundmachung des Finanzministeriums vom 22. Juni 1945
mussten sämtliche Zahlungen an Deutsche auf Sperrkonten erfolgen, selbst die
Zahlungen aus Löhnen und Dienstbezügen, die den Betrag von 200 Kronen überstiegen.
Über die auf diesen Sperrkonten lagernden Beträge konnte nur mit besonderer
behördlicher Genehmigung verfügt werden. Die verbliebenen Sperrkonto-Guthaben
wurden später mit Wirkung vom 1. Juli 1953 zugunsten des Staates eingezogen. In
Sperrdepots mussten ferner alle Wertpapiere, Wert- und Kunstgegenstände und sonstige
Wertsachen hinterlegt werden. Sie wurden ebenfalls entschädigungslos enteignet.
8. Das Dekret vom 25. Oktober 1945 über die „Konfiskation des feindlichen
Vermögens und die Fonds der Nationalen Erneuerung“.
Dieses Dekret bildete die Grundlage zur Enteignung des übrigen Vermögens der
Deutschen, das durch die Dekrete vom 19. Mai bzw. 21. Juni 1945 noch nicht erfasst
war.
9. Das Dekret vom 27. Oktober 1945 über die „Zwangsarbeit-
Sonderabteilungen“.
Ihm zufolge konnten alle als staatlich unzuverlässig erklärten Personen auf unbestimmte
Zeit in „Zwangsarbeit-Sonderabteilungen“ (Konzentrationslager) inhaftiert werden.
Dieses Dekret wurde ergänzt durch die
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10. Bekanntmachung des Ministeriums des Inneren vom 2. Dezember 1945
über die „Richtlinien zur Durchführung des Dekrets des Präsidenten der Republik über
die Arbeitspflicht von Personen, welche die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft
verloren haben.“
11. Gesetz über die „Rechtmäßigkeit von Handlungen, die mit dem Kampf um
die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken
zusammenhängen.“
Eine Handlung, die in der Zeit vom 30. September 1938 bis zum 28. Oktober 1945
vorgenommen wurde und deren Zweck es war, einen Beitrag zum Kampf um die
Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zu leisten, oder die eine
gerechte Vergeltung für Taten der Okkupanten oder ihrer Helfershelfer zum Ziel hatte,
ist auch dann nicht widerrechtlich, wenn sie sonst nach den geltenden Vorschriften
strafbar gewesen wäre. Mit diesem sogenannten „Amnestiegesetz“ wurden praktisch alle
an Deutschen und Ungarn im Zuge der Vertreibung begangenen Verbrechen legalisiert.
Die verbrecherischen Anordnungen der Beneš-Dekrete, die mehrere Millionen Menschen
ausplünderten und beraubten, sind ohne jedes Beispiel. Es wurden unterschiedslos auch
erklärte NS-Gegner enteignet und ausgebürgert. Viele Juden, die den Krieg überlebt
hatten, erhielten nach 1945 ihr von den NS-Machthabern beschlagnahmtes Eigentum
nicht zurück. Statt dessen gab es nachweislich sogar eine Reihe von Fällen, in denen
ermordete Juden posthum unter Anwendung der Dekrete Nr. 12 oder 108 als
„Deutsche“ enteignet wurden.
Auch andere Enteignungsexzesse waren häufig.
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Mit den Dekreten wurden beispielsweise auch das Vermögen des neutralen Fürsten von
und zu Liechtenstein sowie das Eigentum von italienischen Bürgern und von
Angehörigen der polnischen und kroatischen Volksgruppe in der ČSR enteignet.
Alle führenden tschechischen Politiker und Parteien und alle Verfassungsorgane halten
praktisch an der Fortgeltung der Dekrete fest.
Punktuell werden die Dekrete heute noch angewendet, nämlich insbesondere in Form
des Ausschlusses der heimatverbliebenen Deutschen von der Eigentumsrückgabe und
beim Umgang mit sogenannten „liegenden Hinterlassenschaften“ aus der Zeit vor dem
25.2.1948. Hier können Bürger der Tschechischen Republik dann heute „nachträglich
erben“, wenn der verstorbene Erblasser tschechischer Volkszugehöriger war, nicht aber,
wenn er Deutscher war.
Die Gültigkeit der Dekrete wurde vom tschechischen Verfassungsgericht in dem – in
Widerspruch zu den Grundprinzipien abendländischer Rechtsordnung stehenden –
Grundsatzurteil vom 8.3.1995 ausdrücklich bestätigt. Anlass war der Antrag des im
nordböhmischen Reichenberg lebenden Deutschen Rudolf Dreithaler auf Rückgabe
seines Elternhauses, der abgelehnt wurde. Diese Entscheidung belegt zugleich die
anhaltende Diskriminierungswirkung der Fortgeltung der Dekrete. Die Dekrete sind aber
auch in der Slowakei, aus welcher vor allem die Karpatendeutschen vertrieben wurden,
noch in Kraft.
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Hänsch: Beneš-Dekrete gefährden EU-Beitritt Prags
Das tschechische Parlament hat am Mittwoch die Beneš-Dekrete bestätigt
Berlin krü - Der Beitritt der tschechischen Republik zur Europäischen Union (EU) hat sich
erschwert, weil das tschechische Parlament am Mittwoch die Beneš-Dekrete bestätigt
hat. Der sozialdemokratische Europaabgeordnete und ehemalige Präsident des
Europaparlaments, Klaus Hänsch, sagte , der Beschluss beantworte "nicht alle Fragen,
die sich im Zusammenhang mit einem EU-Beitritt stellen".
Hänsch, der auch Mitglied im europäischen Verfassungskonvent ist, erwartet jetzt das
Ergebnis eines Rechtsgutachtens, das der Auswärtige Ausschuss des Europaparlaments
in Auftrag gegeben hat. Es soll prüfen, ob die Beneš-Dekrete, die die Grundlage der
Vertreibung der Sudentendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg bildeten, noch heute
die tschechische Rechtsprechung beeinflussen. "Wir haben Beispiele, dass die Dekrete in
der Rechtsprechung noch heute eine diskriminierende Rolle spielen", sagte Hänsch.
Dann aber gebe es innerhalb der EU ein Sonderrecht, dem Deutsche unterliegen.
Hänsch wies Forderungen wie die des tschechischen Premierministers Václav Klaus
zurück, der die Beneš-Dekrete in einem Beitrittsvertrag zur EU bekräftigt wissen wollte:
"Dann stimmt sogar einer wie ich gegen das Beitrittsgesuch", sagte er.
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Verschwisterung der beiden Städte
(Zeitungsartikel der BA)
Mit der Unterzeichnung der Partnerschaftsvereinbarung Ende April in Bensheim wird aus
der bisherigen Patenschaft mit der heute tschechischen Stadt Hostinné die dann sechste
offizielle Städtepartnerschaft der Stadt Bensheim. Die Beziehungen zu dem früheren
Arnau im Riesengebirge bestehen allerdings schon wesentlich länger und gehen bis ins
Jahr 1956 zurück. Damals übernahm die Stadt Bensheim eine Patenschaft für die in
Bensheim und Umgebung ansässigen ehemaligen Bürger von Arnau, die sich auch im
Arbeitskreis Arnau zusammengeschlossen hatten.
In den ersten 35 Jahren wurde die Patenschaft ausschließlich durch die Zusammenarbeit
der Stadt Bensheim mit dem Arbeitskreis bei der Ausrichtung des alle zwei Jahre in
Bensheim stattfindenden Heimattreffens, beim Aufbau und der Gestaltung des Arnauer
Museums an der Nibelungenstraße und bei der Betreuung der ehemaligen
Riesengebirgler gepflegt.
Offizielle Kontakte zwischen den beiden Städten gibt es erst seit 1991, als Bürgermeister
Georg Stolle seinen Aufenthalt im polnischen Klodzko/Glatz spontan zu einem Besuch in
Hostinné nutzte. Seit dieser Zeit nahm die Patenschaft durch zahlreiche interessante
Begegnungen auch aus offizieller Sicht eine erfreuliche Entwicklung.
Inhaltsverzeichnis
Für den im Heimatkreis Hohenelbe/Riesengebirge eingebundenen Arbeitskreis Arnau
war im vergangenen Jahr nun die Zeit gekommen, die inzwischen engen und guten
Beziehungen zwischen Bensheim und Hostinné in eine offizielle Städtepartnerschaft
münden zu lassen.
Mit der Unterzeichnung des Verschwisterungsvertrages am Samstag, dem 27. April, im
Wappensaal des Dalberger Hofes wird nun aus der Patenstadt Hostinné eine
Partnerstadt, die durch eine zehnköpfige offizielle Delegation mit Bürgermeister Karel
Klima und Vizebürgermeister Jan Materna in Bensheim vertreten sein wird. Außerdem
wird eine acht Personen starke Musikkapelle aus Hostinné erwartet, die mit zur
musikalischen Umrahmung der Festveranstaltung beitragen wird.
Die Unterzeichnung der Partnerschaft
Inhaltsverzeichnis
Im Namen der Klasse möchte ich mich nochmal
speziell bei unserem Geschichtslehrer Herrn Schäfer
bedanken, der uns zu jeder Tageszeit zur Verfügung
stand und alles sehr gut organisierte hatte
Vielen Dank!
Hiermit endet auch unser Projekt und wir hoffen, dass es Ihnen
gefallen hat.
Bensheim, den 30.Mai 2002
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