Klimawandel CO2 (ppm) www.staff.uni-mainz.de/curtius/Klimawandel/ Login: Klimawandel Password: CO2 WS 05/06 Joachim Curtius Institut für Physik der Atmosphäre Universität Mainz Nachtrag: Quellen und Senken von Methan (Tg CH4/yr) inkl. ~80-100 Tg/yr aus Reisfeldern Erdgas, Öl- und Kohleförderung Wiederkäuer gesamt: ~70% anthropogene Quellen [IPCC 2001] Nachtrag: Methanquellen Keppler et al., Nature, 2006 Pflanzen selbst emittieren Methan! Nicht nur Mikroben im Boden in anaeroben Prozessen (z.B. Methanemissionen aus Sümpfen und Reisfeldern), wie bisher gedacht! Völlig unerwartet! Mechanismus ungeklärt. grobe Schätzung: 10-30% (~62-236 Mt/yr) der globalen Quellen! Methanemission der Pflanzen ist temperaturabhängig: CH4-Emissionen verdoppeln sich pro 10°C T-Anstieg Prozess könnte mehrere Beobachtungen erklären, z.B.: a) Methan über tropischen Regenwäldern b) Methanschwankungen Eiszeit-Warmzeit c) Methanzunahmeraten in den 90er Jahren Relevant für zukünftige Klimaprognosen: Wälder zur CO2-Speicherung... Es gibt immer noch große Überraschungen... Pflanzen als Methanquellen, Keppler et al., Nature, 2006: Methanproduktion von getrockneten Eschen und Birkenblättern Inhalt 1. Überblick 2. Grundlagen 3. Klimawandel heute: Beobachtungen 4. CO2 5. Andere Treibhausgase 6. Aerosole und Wolken 7. Solare Variabilität 8. Erwarteter zukünftiger Klimawandel 9. Klimageschichte 10. Klimaschutz Strahlungsantrieb durch Aerosole Direkter Effekt Streuung (und Absorption) des einfallenden Sonnenlichtes durch Aerosolpartikel. Indirekter Effekt Änderung 1.) der Wolken-Albedo 2.) der "Lebensdauer" durch anthropogen verursachte Aerosole. Semidirekter Effekt Änderungen (z.B. Verdampfen von Wolken) durch Absorption von Rußaerosolen ("ABC", "brown cloud", "dimming") Grundlagen: Lichtstreuung an Aerosolen Sulfataerosol: Streut insbes. kurzwellige solare Strahlung Ruß: Absorbiert kurzwellige (und auch langwellige) Strahlung Wolken: Streuung und Absorption von kurzwelliger und langwelliger Strahlung Netto-Effekt meist eher kühlend, Ausnahme dünne Cirren Indirekte Klima-Effekte durch Aerosole reine Luft, wenige CCN Wolkenbildung: Wasserdampf kondensiert verschmutzte Luft, viele CCN geänderte optische Eigenschaften, Wolke wird "weißer", reflektiert mehr solare Strahlung, Namen: Twomey-Effekt (Twomey, Tellus B, 1984), Wolkenalbedo-Effekt, erster indirekter Aerosoleffekt geänderter hydrologischer Zyklus: längere Lebensdauer der Wolke, Abregnen wird unterdrückt, CDs<14µm, Namen: zweiter indirekter Aerosoleffekt, "lifetime effect" wenige große Wolkentröpfchen viele kleine Wolkentröpfchen erster indirekter Effekt Satellitenaufnahme (bei einer Wellenlänge von 3.7 µm) vom Pazifik an der Westk¨uste von Kalifornien. Der Satellit sieht eine fast kontinuierliche Wolkenbedeckung (grau) mit einer Anzahl von Linien (weiss/hell), die sich durch eine gröossere Reflektivitäat auszeichnen. Diese sogenannten “Schiffsspuren” (ship tracks) kommen durch die von den Schiffsmotoren ausgestossenen Aerosole zustande. Messungen haben gezeigt, dass die erhöhten Aerosolkonzentrationen zu einer höheren Konzentration vonWolkentröpfchen bei gleichzeitiger Reduktion der Wolkentröopfchengrösse führen, und damit zu der vom Satelliten beobachteten erhöhten Reflektivität dieser Wolken. indirekte Aerosoleffekte Lohmann und Feichter, ACP 2005: Vergleich der Effekte nach verschiedenen GCMs rot: nur Sulfate grün: Sulfate + BC blau: Sulfate + OC türkis: Sulf.+OC+BC Übersicht indirekte Aerosoleffekte [Haywood and Boucher, Rev Geophys., 2000] indirekte Aerosoleffekte und Eiskeime verschiedene Einflüsse auf CCN und IN (bisher in GCM nicht oder kaum berücksichtigt) Aerosol particles Human activity [Lohmann, 2005] Semidirekter Aerosoleffekt Ackerman et al., Science, 2000; Sakteesh und Ramanathan, Nature, 2000; Venkataraman et al., Science 2005, uvm.: "Atmospheric Brown Cloud, ABC": Rußemissionen (Holz) über Indien und Indischem Ozean führen zu starker Absorption, Erwärmung der Luftschichten, Wolken verdampfen deutliche Abkühlung am Boden. Starke Auswirkungen auf Strahlungshaushalt und Niederschlag. Insgesamt Effekte von etwa dem 10-fachen des Effekts durch Treibhausgase über dem Indischem Ozean beobachtet! Klimawirkungen des Flugverkehrs: Klimawirkungen des Flugverkehrs: AVHRR-Satellitenbild: a) Kondensstreifen können zu Cirruswolken werden, "persistent contrails" b) Einfluß auf Cirruswolken (über IN, H2O, etc.) Klimawirkungen des Flugverkehrs: Flugverkehr in Zahlen 13% des vom Verkehr insgesamt produzierten CO2 stammen von Flugzeugen Flugverkehr hat zwischen 1960 und 1992 um Faktor 15 zugenommen und wird sich bis 2050 versechsfachen Flugverkehr wächst z.Zt. mit ca. 5% pro Jahr, Kerosinverbrauch wächst mit 3% pro Jahr Jumbo-Jet: max. 400 t Gewicht beim Start, davon 175 t Kerosin Verbrauch: 17-19 Liter/km; FFM - NY - FFM: ~ 550 kg Sprit/Passagier Klimawirkungen des Flugverkehrs: Klimawirkungen des Flugverkehrs: Klimaeffekt derzeit klein, aber stark steigend! Zukünftige Entwicklung der Aerosolemissionen nach IPCC 2001: Andreae et al., Nature, 2005 Andreae et al., Nature, 2005 Aerosoleffekte ungenügend quantifiziert, deshalb Abschätzung der Klimasensitivität, verträglich mit der Temperaturentwicklung 1940-2000 (+0.7°C): GHG-Effekte sind gut quantifiziert und Wärmekapazität des Ozeans auch einigermaßen. Klimasensitivität (K) ist die Temperaturänderung im Gleichgewicht nach einer Verdopplung der vorindustriellen CO2-Konzentration c= Andreae et al., Nature, 2005 Andreae et al., Nature, 2005 TWarmzeit-Eiszeit Vorhersagebereich IPCC-TAR "tolerabel" Andreae et al., Nature, 2005: "... our analysis suggests that there is a possibility that climate change in the twentyfirst century will follow the upper extremes of current IPCC estimates, and may even exceed them. Such a degree of climate change is so far outside the range covered by our experience and scientific understanding that we cannot with any confidence predict the consequences for the Earth system. To reduce these uncertainties a multi-pronged approach is needed. First, there is a great need for in situ studies that investigate the response of cloud microphysics and dynamics to enhanced aerosol concentrations. ..." Aerosol-Strahlungsantrieb Anderson et al., Science, 2003: Unsicherheiten der Aerosol-Strahlungsantriebe insgesamt (direkt und indirekt, etc.). "Vorwärts"-Rechnung: ~1.5 W m-2, Inverse Rechnung: ~1 W m-2, Woher kommt Differenz, was ist richtig... Fazit Aerosol-Klimaeffekte: zahlreiche Unsicherheiten Quellstärken, insbesondere organisches Aerosol? welche Organika? Prozessierung und atmosphärische Aufenthaltszeiten welche Beziehung zwischen CN und CCN? welcher Einfluß auf Eiskeime? geringe Auflösung der Modelle Vertikalverteilung des Aerosols direkter Effekt: Sulfat: -0.4 W m-2, Effekte von fossilen und Biomassenverbrennung sehr unsicher indirekte Effekte immer noch sehr unsicher 1. indirekter Effekt ca. –1.0 0.4 W m-2 2. indirekter Effekt ca. –0.7 0.5 W m-2 semidirekter Effekt ca. +0.1 bis -0.5 W m-2 weitere Effekte derzeit keine Angabe möglich Stabilisierung/Absinken der Aerosolemissionen könnte Temperaturen bis 2100 um mehr als 5°C ansteigen lassen Inhalt 1. Überblick 2. Grundlagen 3. Klimawandel heute: Beobachtungen 4. CO2 5. Andere Treibhausgase 6. Aerosole und Wolken 7. Solare Variabilität 8. Erwarteter zukünftiger Klimawandel 9. Klimageschichte 10. Klimaschutz Solare Variabilität 0.3 0.2 W m-2 Solare Variabilität: Solarkonstante ist nicht konstant! 11-Jahres-Zyklus und weitere Zyklen und Trends. Messung: problematisch... TSI = Total Solar Irradiance änderte sich weniger als 0.1% in den letzten 25 Jahren [C. Fröhlich] Sonnenflecken-Relativzahlen Solare Variabilität Rekonstruktion der TSI nach verschiedenen Autoren [IPCC 2001] grau: Anzahl Sonnenflecken, normiert. Strahlungsantrieb durch solare Variabilität (+0.3 W m-2)geht auf Anstieg der TSI zwischen 1744 und 1996 zurück. weitere mögliche Klimaänderungen durch solare Variabilität: Svensmark-Hypothese [Svensmark, 1998] increase in solar activity increase in solar activity reduction of reduction of Galactic Galactic Cosmic (GCR) Cosmic RaysRays (GCR) ?? Reduced cloud Reduced cloud coverage coverage ?? less cloudforcing forcing less cloud ?? warmerclimate climate warmer [Marsh and Svensmark, 2000] [Laut, 2003] Galaktische kosmische Strahlung Galactic cosmic rays Höhenabhängige Produktion von <30 Ionenpaaren cm-3 s-1 durch galaktische kosmische Strahlung (hauptsächlich schnelle Protonen und alpha-Teilchen). Strahlung wird durch den Sonnenwind (11-Jahres Zyklus) moduliert. Atmospärische Ionen-Konzentration: ~ 2000 Ionen cm-3 Rekombination: ~ 350 s Ionen-induzierte Nukleation Effiziente Aerosol-Neubildung, da Energiebarriere kleiner. klassische Beschreibung durch Thomson-Gleichung: q2 1 1 1 G n (r )kT ln(S) 4 r 1 2 rp r0 3 p 2 p neutral nucleation G G*neutr. G*ion ion-induced nucleation 0 requilib r*ion r*neutr. rparticle radius p Wilsonsche Nebelkammer C.T.R. Wilson 1869-1959 Ionen-induzierte Nukleation galactic cosmic rays H2SO4 NO3¯ cluster ion H2O H2O HSO4¯ H2SO4 O2¯ H2O ion pairs - critical cluster - H2SO4 neutral cluster H2O H2SO4 critical cluster aerosol particle cloud condensation nucleus cloud droplet H3O+ H2O H2O H2SO4 SO42- N2+ H3O+ 0.3 nm 1 nm 100 nm > 1 µm solare Variabilität weitere mögliche Einflüsse: Änderung der UV-Strahlung, dadurch Änderungen im stratosphärischen Ozon Änderungen von Eiskeimen durch Änderungen der galaktischen kosmischen Strahlung (Tinsley) Übersicht aller indirekten Effekte, Lohmann u. Feichter, ACP, 2005: