Die Geschichte Jugoslawiens (19. und 20. Jahrhundert)

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Die Geschichte Jugoslawiens
(19. und 20. Jahrhundert)
Elena Popovska, Ringvorlesung, WS 2009/10
Die Südslawen im 19. Jahrhundert
Lage Anfang des 19. Jahrhunderts:
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Slowenen sind ein Teil des
Habsburgerreiches
Kroatien ist zum Großteil unter den
Habsburgern, Republik Dubrovnik
besteht noch, kommt jedoch ab 1818
ebenfalls unter die Monarchie
Großteil von Serbien ist ebenfalls
unter den Osmanen, ein Teil
(Vojvodina) im Habsburgerreich
Bosnien und Herzegowina ist unter
der osmanischen Herrschaft
Mazedonien ist ebenfalls unter den
Osmanen
Die Slowenen und Kroaten im 19.
Jahrhundert
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Napoleon besetzt 1807/1809 bis 1813 Teile
von Slowenien und Kroatien (Krain, Teile von
Kärnten, Istrien, Teile von Kroatien südlich
der Save, Triest und Dalmatien) mit der
Hauptstadt Ljubljana (Provences illyriennes)
Er führt einige Reformen durch (Abschaffung
der Feudalherrschaft, Befreiung von Bauern,
Ausbau von Bildungsmöglichkeiten)
Illyrische Bewegung wird daraus geboren:
Bildung eines nationalen Bewusstseins,
Stärkung der nationalen Identität, Arbeiten
auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft,
Volkskultur
Konzepte die Südslawen als eine ethnische
Einheit sehen bzw. ein gleichberechtigtes
Zusammenleben anstreben: „Jugoslawismus“
Die Zeit wird auch als „Hrvatski narodni
preporod“ (dt. Kroatische nationale
Wiedergeburt) bezeichnet
Illyrische Bewegung bleibt auch nach der
erneuten Übernahme der Länderteile durch
die Habsburger eine Zeitlang weiter erhalten
Serbien im 19. Jahrhundert
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Bis Anfang des 19. Jahrhundert Großteil des Landes unter
Osmanischer Herrschaft
Ein Teil (Vojvodina) in der Donaumonarchie
Serbische Aufstände: erster 1804 bis 1813, zweiter 1815 bis 1817.
Erster Aufstand wurde von Đorđe Petrović, genannt Karađorđe (dt.
der schwarze Đorđe ) angeführt, der zweite von Miloš Obrenović
Erst nach dem zweiten Aufstand gelingt es Serbien, eine gewissen
Autonomie zu gelangen
Fürstentum Serbien wird gegründet (unter Fürst Mihajlo
Obrenović) ,im Jahre 1876 beginnen Serbien und Montenegro
einen Krieg gegen das Osmanische Reich, unterschätzten jedoch
ihren Gegner, Russland leistet hier militärische Hilfe
andere europäische Mächte mischen sich ein
1877-78: Russisch-Osmanischer Krieg, die Russen schaffen es bis
fast nach Konstantinopel; um die Besetzung der Stadt zu
verhindern, unterzeichnet der Sultan den Frieden von San Stefano.
Hier wird u.a. die Unabhängigkeit Serbiens und Montenegros
unterzeichnet und ein Großbulgarisches Reich gegründet (mit
Teilen Südserbiens, Makedoniens, Griechenlands,: Osmanen
verlieren somit die europäischen Teile ihres Reiches, Russland
gewinnt an Macht und hat einen Zugang zum Mittelmeer
den Europäischen Großmächten, u.a. der Habsburger Monarchie
passt diese neue Situation auf dem Balkan nicht.
Um die Lage zu lösen und um neue Grenzen auf dem Balkan zu
schaffen, wird der Berliner Kongress im Jahre 1978 berufen
1878 wird die serbische Unabhängigkeit durch den Berliner
Kongress anerkannt
1882 wird das Königreich Serbien ausgerufen, mit König Milan I.
Obrenović an der Macht
Bosnien und Herzegowina im 19.
Jahrhundert
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Im 19. Jahrhundert war Bosnien zum
Grossteil noch unter osmanischer
Herrschaft
Das Osmanische Reich versucht im
19. Jahrhundert einiges in Bosnien zu
reformieren, diese Reformen bleiben
jedoch ohne großen Erfolg
Im Jahre 1876 organisieren bosnische
Serben einen Aufstand gegen die
Osmanen, dieser wird von Serbien
unterstützt. Dies läutet das Ende der
osmanische Herrschaft ein.
Nach dem Krieg mit den Osmanen
werden auf dem Berliner Kongress
die Grenzen innerhalb des Balkans
neu bestimmt, Bosnien und
Herzegowina geht nun an die
Habsburger
Montenegro im 19. Jahrhundert
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Montenegro ist ebenfalls unter der osmanischen
Herrschaft, jedoch bildet sich schon im 18.
Jahrhundert hier ein eigener Staat mit einer
gewissen Selbstverwaltung
Zwei Siege über die Osmanen im 19. Jahrhundert
sorgen dafür, dass Montenegro und ihr Herrscher
Petar I. Petrović (1782-1830) die einzelnen
Stämme vereinen kann (auch durch den Erlass
eines Gesetzesbuches für sein Land)
Sein Nachfolger, Petar II. Petrović Njegoš (18301851) bemüht sich weiter um Staatsreformen (ist
gleichzeitig einer der größten Dichter seines
Landes)
1858 erlangt Montenegro die Autonomie von den
Osmanen unter Danilo II. Petrović (1851–60), 1878
beim Berliner Kongreß erreicht Montenegro nun
auch die internationale Anerkennung
1910 wird das Land zum Königreich erklärt, Kämpft
im Ersten Weltkrieg auf der Seite Serbiens und
wird schließlich ein Teil des neuen Königreichs SHS
ab 1918
Anfang des 20. Jahrhunderts: Die
Balkankriege
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Erster Balkankrieg 1912-1913: Ausgelöst durch den von
Russland initiierten Balkanbund zwischen Serbien und
Bulgarien unter russischer Kontrolle; wird durch
Anschluss von Montenegro und Griechenland erweitert
Vordringliches Ziel des ersten Balkankrieges war es, die
Osmanen vom slawischen Teilen des Balkans zu
vertreiben und sich eines neues Territorium zu erobern
Resultat dieses Krieges war, dass die Osmanen die
europäischen Teile verlieren
Nach diesem neuen Frieden kommt es jedoch zur
Streitigkeiten wegen der neu gewonnenen Territorien
Bulgarien möchte einiges mehr an Land haben, in erster
Linie Makedonien, welches als letztes slawische Land
erst 1913 von den Osmanen befreit wurde
Somit beginnt der Zweite Balkankrieg, der auch im Jahre
1913 beendet wird, dieses Mal stehen sich Serbien und
Bulgarien als Gegner gegenüber
Ergebnisse des Krieges: Makedonien wird zwischen
Griechenland und Serbien geteilt, Teile der
Schwarzmeerküste gehen an Rumänien, ein anderer an
die Osmanen, Bulgarien bekommt nur einen sehr
kleinen Teil Makedoniens, später einen Zugang zum
Meer; Albanien wird durch diese Kriege unabhängig
Die Südslawen nach 1918: Der Erste
Weltkrieg und Königreich SHS
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Durch das Attentat auf den österreichischen
Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo im Jahr
1914 erklärt die Habsburger Monarchie Serbien den
Krieg. Die restlichen Weltmächte reagieren, es
kommt zum Krieg
Der Erste Weltkrieg führt u.a. dazu, dass die
Donaumonarchie auseinanderfällt, somit sind die
Südslawen, die von ihr regiert wurden, zum ersten
Mal seit langer Zeit ohne Fremdherrschaft
Gründung eines südslawischen Staates, wie schon
seit einiger Zeit angedacht: Kraljevina Srba, Hrvata i
Slovenaca/nach 1929 Kraljevina Jugoslavija (dt.
Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, nach
1929 Königreich Jugoslawien )
Angeführt wurde das Reich vom serbischen
Königshaus; bis 1941 von Petar II. Karađorđević
(offiziell bis 1945 mittels Exilregierung in London)
Der jugoslawische König geht einen Pakt mit
Deutschland ein, Hitler hält sich jedoch nicht an
diesen und greift 1941 Jugoslawien an
Der Zweite Weltkrieg und die Folgen
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Durch die Besatzung Jugoslawiens entwickeln sich
im Lande verschiedene Tendenzen und Gruppen
Kroatien gründet zwischen 1941 und 1945 einen
eigenen faschistischen Staat, der von Ante Pavelić
geleitet wird: Nezavisna Država Hrvatska, NDH (dt.
Unabhängiger Staat Kroatien); dazu gehört auch
Bosnien und Herzegowina
Slowenien wird zwischen Deutschland, Italien und
Ungarn geteilt
Serbien und Makedonien werden ebenfalls besetzt
Montenegro ist praktisch ein Marionettenstaat
unter italienischem Protektorat und nennt sich
Unabhängiger Staat Montenegro; ab 1943 unter
Deutscher Besatzung
Bewegungen gegen die Besatzung: die serbische
Četnik-Bewegung unter Draža Mihajlović und die
Partisanenbewegung unter Josip Broz Tito; die erste
Bewegung ist stark monarchistisch und wird
anfänglich als die wichtigste Truppe von den
Alliierten gesehen (der serbische König befindet sich
im englischen Asyl); die Partisanen sind eine
kommunistische Befreiungsbewegung
Die Partisanenbewegung wurde im Laufe des
Krieges die stärkste Organisation, wird ab 1943 auch
international als die Befreiungstruppe des Landes
anerkannt und gewinnt schließlich, mit
Unterstützung der Alliierten die Gebiete vom
Jugoslawien zurück (mit wenigen Ausnahmen in den
Grenzgebieten)
Volksrepublik Jugoslawien 1945 bis
1991
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Nach dem Krieg wird das Zweite Jugoslawien mit
Josip Broz Tito als Ministerpräsident des Landes
gegründet
1948 bricht Tito allerdings mit Stalin und der UdSSR
Tito beschließt für sein Land, einen eigenen Weg
des Sozialismus zu gehen (auch Titoismus genannt)
und öffnet das Land in Richtung Westen; erst im
Zuge der Entstalinisierung schaffen es die UdSSR
und Jugoslawien, wieder normale politische
Beziehungen zu unterhalten
Das Land war innenpolitisch in 6 Republiken und 2
autonome Provinzen eingeteilt. Es war im
Unterschied zu den Ländern hinter dem Eisernen
Vorhang einigermaßen weltoffen, man konnte frei
ein- und ausreisen
Tito war ein sehr geschickter Außenpolitiker, er hat
es geschafft, sich international sehr positiv zu
präsentieren und auch einige Gelder für
Jugoslawien zu lukrieren. Innenpolitisch war er
jedoch sehr autoritär; er hat dafür gesorgt, dass die
Politik im Wesentlichen nach seinem Vorstellungen
gemacht wurde. Der Titokult, der schon zu seinen
Lebzeiten aufgebaut wurde, ist noch bis heute,
gerade nach den Kriegen der 1990er Jahr, sehr
stark.
Tito stirbt 1980, sein Begräbnis wird zu einem
internationalen Ereignis.
Die Kriege der 1990-er Jahre und die
Nachfolgestaaten Jugoslawiens
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Nach dem Tot Titos übernimmt ein kollektives Staatspräsidium mit
jährlich wechselndem Vorsitz die Leitung des Landes
Anfang der 1980 Jahre beginnt eine immer stärker werdende
Wirtschaftskrise, dadurch verschlechtert sich der Lebensstandard rapide
und die einzelnen nationalen Konflikte werden immer stärker
Die ersten Unruhen gibt 1981 im Kosovo, dieser Konflikt, aber auch die
allgemeine Stimmung verschlechtern sich, nachdem Slobodan Milošević
den Vorsitz übernimmt und u.a. die Autonomie des Kosovo stark
einschränkt
Am 25.6.1991 erklärten die Teilrepubliken Slowenien und Kroatien ihre
Unabhängigkeit, am 8.9.1991 folgte Makedonien, am 3.3.1992 Bosnien
und Herzegowina. Am 27.4.1992 schlossen sich die verbleibenden
Teilrepubliken Serbien und Montenegro zur Bundesrepublik Jugoslawien.
(Savezna Republika Jugoslavija) zusammen, die bis Februar 2003 Bestand
hatte
Die Regierung in Belgrad reagiert auf die Unabhängigkeitserklärungen
von Slowenien und Kroatien mit Truppen und Panzern, der Krieg in
Slowenien dauert zwar recht kurz, dafür wird er zunächst in Kroatien,
dann in Bosnien und Herzegowina bis 1995 heftig geführt und schließlich
erst durch das Einschreiten von internationalen Kräften zu einem Ende
gebracht
Makedonien bleibt von diesem Krieg verschont, kämpft aber immer
wieder mit innenpolitischen Problemen, die schlussendlich zu einem
Bürgerkrieg zwischen der slawischen Bevölkerung und der albanischen
Minderheit im Jahre 2001 führen
Auf dem Kosovo gehen die Konflikte weiter und werden erst im Jahre
1999, durch die Bombardierung Serbiens von der NATO gestoppt;
Kosovo proklamiert im Jahr 2008 die politische Unabhängigkeit von
Serbien, der völkerrechtliche Status des Landes ist international
umstritten (vorläufig haben nur 64 von 192 UN-Mitgliedsstaaten Kosovo
anerkannt und Serbien sieht das Land immer noch als autonome Provinz
des eigenen Landes an)
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