Einführung in die romanische Sprachwissenschaft VIII - UK

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Einführung in die romanische
Sprachwissenschaft VIII
30.11.2010
1
Semantik
2
Semantik
 Die Semantik (aus gr. σημαίνειν ‘bezeichnen’,
‘anzeigen’) ist ein Teilbereich der Semiotik und
befasst sich mit der Bedeutung sprachlicher
Zeichen, die aus drei verschiedenen Relationen
hervorgeht.
 Diese sind abhängig von
 der Beziehung zur außersprachlichen Umwelt (=
Referenz des sprachlichen Zeichens),
 von der Beziehung zu anderen sprachlichen Zeichen (=
Regeln des Gebrauchs sprachlicher Zeichen
 sowie von der Ausdrucksabsicht des Sprechers (= das
Gemeinte).
3
Semantik - SEMASIOLOGIE
 Semasiologie (= geht von der Form aus und Fragt
nach den Inhalten)
lat. HOMO, -INIS
4
„Mensch“
„Mann“
„Ehemann“
„…“
Semantik - SEMASIOLOGIE
 Wörterbucheintrag (der Inhalt des Ausdrucks
HOMO)
5
Semantik - ONOMASIOLOGIE
 Onomasiologie (= Frage nach den
Ausdrucksmöglichkeiten für bestimmte Inhalte)
klat. UXOR, -ORIS
„Ehefrau“
klat. MULIER, -IERIS
6
Semantik - ZEICHENMODELLE
 Zeichenmodelle (1)
 Ferdinand des Saussure
7
arbiträres Verhältnis
Semantik - ZEICHENMODELLE
 Zeichenmodelle (2)
 Ogden/Richards
8
Semantik
 Arbitrarität (Willkürlichkeit des sprachlichen
Zeichens)
 Die Arbitrarität ist relativ
 Motiviertheit des sprachlichen Zeichens
9
 it. il fumo
sp. el humo
 it. fumare
sp. fumar
Semantik
 Polysemie: eine Form – verschiedene
Bedeutungen
frz. figure
„Figur“
„Gestalt“
„Aussehen“
„Gesicht“
„Bild“
(bei Spielkarten)
10
Semantik
 Die Semantik lässt sich grob in die folgenden
vier Teilbereiche untergliedern
(1) Wortsemantik
(2) Satzsemantik
(3) Textsemantik
(4) Diskurssemantik
11
Semantik
 WORTSEMANTIK
 Die Wortsemantik ist sowohl ein Teil der
lexikalischen Semantik als auch ein Teil der
semantischen Interpretation, welche die
Relationen zwischen Wörtern und der realen
Welt definiert.
12
Semantik
 WORTSEMANTIK
 Die Satzsemantik untersucht, wie aus der
Bedeutung einzelner Wörter durch ein festes
Inventar an Verknüpfungsregeln die Bedeutung
von größeren syntaktischen Einheiten Phrasen,
Satzgliedern, Teilsätzen und ganzen Sätzen
hervorgeht.
 Die Interpretation eines Satzes muss dabei auf
einer Analyse seiner syntaktischen Struktur
aufgebaut werden.
13
Semantik
 TEXTSEMANTIK
 Die Textsemantik konzentriert sich auf die
Analyse der Kombination von Sätzen als reeller
oder hypothetischer Sachverhalte zu
Erzählungs-, Beschreibungs- oder Argumentationszusammenhängen.
14
Semantik
 DISKURSSEMANTIK
 Die Diskurssemantik arbeitet auf der Ebene von
Texten verschiedener Personen, die miteinander
in Beziehung stehen (Diskussion, Unterhaltung,
Lehrveranstaltung…).
15
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Als Begründer der modernen
Semantik gilt der französische
Philologe Michel Jules Alfred Bréal
(1832-1915) mit seinem Aufsatz Essai
de Sémantique (1897).
 In seinem Cours de linguistique
générale (1916) geht auch Bréals
Schüler Ferdinand de Saussure auf
semantische Fragestellungen ein.
 Er unterscheidet zwischen einem
Lautbild (signifiant) und einer
gedanklichen Vorstellung (signifié).
16
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Der sprachhistorisch ausgerichtete Germanist
Jost Trier (1894-1970) entwickelte 1931 die
lexikalische Feldtheorie.
 Wenn ein einzelnes Wort eine semantische
Veränderung erfährt, dann ändert sich
schließlich die ganze Struktur des lexikalischen
Feldes.
17
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Die strukturelle Semantik
 Eine selbständige strukturelle Semantik
entwickelte sich seit den 50er und 60er Jahren
in Europa.
 Die strukturalistisch orientierten Linguisten
übertrugen das im Rahmen der Phonologie
übernommene Prinzip der distinktiven Merkmale
auf die Semantik.
18
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Die strukturelle Semantik
 Der aus Ungarn stammende, aber vor allem in
England lehrende Stephen Ullman (1914-1976)
publizierte Werke wie The Principles of
Semantics (1951), Précis de sémantique française
(1952) sowie Semantics. An Introduction to the
Science of Meaning (1962).
19
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Die strukturelle Semantik
 Der britische Linguist John Lyons brachte 1964
seine Structural Semantics heraus.
 1966 erschien Bernard Pottiers (*1924)
Sémantique e syntaxe.
20
Strukturelle Semantik
21
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Die generative Semantik
 In Amerika machte sich in den 60er Jahren der
Einfluss der Generativistik auch in der semantischen
Betrachtung der Sprache bemerkbar.
 Jarrold J. Katz und Jerry A. Fodor veröffentlichten
1963 in der Fachzeitschrift Language den Artikel
„The Structure of a Semantik Theory“, in dem eine
komponentielle Semantik vorgestellt wird.
 Allerdings hat sich dieser Ansatz in der
Generativistik nicht etablieren können.
 Die lexikalische Semantik ging in der Generativistik
schließlich in der Satzsemantik auf.
22
Semantik Wissenschaftsgeschichte
 Die Prototypensemantik
 Die Ende der 60er Jahre von der Psychologin Eleanor
Rosch (*1938) entwickelte Prototypensemantik sorgte
für einen kognitiven Paradigmenwechsel in der
Linguistik.
 Sie fand im Rahmen ihrer Untersuchungen heraus,
dass die Menschen bei der Kategorisierung von
Objekten des Alltags weniger nach abstrakten
Kriterien vorgehen, sondern sich vielmehr an
repräsentativen Vertretern (sogenannten Prototypen)
in ihrer Umwelt orientieren.
 So ist beispielsweise in Mitteleuropa der typische
Vertreter für „Obst“ der Apfel oder für „Vogel“ der
Spatz.
23
Semantik Wissenschaftsgeschichte
Prototypensemantik
24
Semantik Wissenschaftsgeschichte
Prototypensemantik
25
Frames-Semantik („Rahmensemantik“)
 Die Verben comprare
/ comprar / acheter
und vendere / vender
/ vendre rufen beim
Sprachbenutzer
automatisch ein
Handelsszenario
hervor:
 Kunde, Käufer,
Geschäft, Ware,
Geld etc.
26
Lexikalische Semantik
 Die lexikalische Semantik unter besonderer
Berücksichtigung der Wortsemantik
 Die lexikalische Semantik beschäftigt sich
sowohl mit der Bedeutung von Wörtern als auch
mit der inneren Strukturierung des
Wortschatzes insgesamt.
 Die Wortsemantik ist sowohl ein Teil der
lexikalischen Semantik als auch ein Teil der
semantischen Interpretation, welche die
Relationen zwischen Wörtern und der realen
Welt definiert.
27
Lexikalische Semantik
GRUNDBEGRIFFE
28
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Denotation und Konnotation
 Unter der Denotation versteht man die neutrale
kontext- und situationsunabhängige
Grundbedeutung eines sprachlichen Ausdrucks,
während die Konnotation kontext- und
situationsabhängig ist.
 Aus denotativer Sicht bezieht sich it. volpe auf
das Säugetier (Guarda, una volpe!).
 Unter konnotativem Aspekt versteht man
darunter hingegen eine schlaue Person (Sei
proprio una volpe!).
29
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Denotat und Konnotat („Inhalt und
Beigeschmack“)
 Konventionelle Bedeutung
 Affektive Begleitvorstellungen
Frz. la lune – sp./it. la luna
Denotat
„Erdtrabant“
Konnotat
„romanisch“
„unheimlich“
30
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Intension und Extension
 Der begriffliche Inhalt eines sprachlichen
Ausdrucks (wie beispielsweise in einem
Wörterbuch) wird als seine Intension
bezeichnet.
 So besteht der begriffliche Inhalt des
Substantivs hombre, homme, homen, uomo aus
den Inhalten [+Mann] und [+Mensch].
31
INTENSION
32
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Intension und Extension
 Unter der Extension eines sprachlichen
Ausdrucks ist die Menge aller Menschen, Dinge,
Sachverhalte etc. zu verstehen, auf die mit dem
betreffenden Ausdruck Bezug genommen werden
kann.
 So verweist beispielsweise das Substantiv actor,
acteur, attore prinzipiell auf sämtliche
Schauspieler der Vergangenheit sowie der
Gegenwart.
33
EXTENSION
actor
attore
acteur
34
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Sem und Semem
 Unter einem Sem versteht man das kleinste
distinktive semantische Merkmal der Bedeutung
eines Wortes.
 Seme sind elementare Bedeutungselemente, die
zum Aufbau der Bedeutung eines einfachen
Wortes dienen.
 Der Begriff wurde durch die französischen
Linguisten Algirdas Julien Greimas (1917-1992)
und Bernard Pottier (*1924) theoretisch
ausgebaut.
35
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Sem und Semem
 Der Begriff des Sems beruht auf der Annahme,
dass man die Bedeutung von Wörtern (Lexemen)
als eine Kombination solcher Seme beschreiben
kann.
 Jedes Wort sollte eine Kombination von Semen
aufweisen, die es in mindestens einem dieser
Seme von anderen Wörtern unterscheidet.
 Die Bedeutung eines Wortes lässt sich im
Rahmen einer Komponentenanalyse als eine
bestimmte Konfiguration seiner Seme darstellen.
36
Lexikalische Semantik – Grundbegriffe
- KOMPONENTENANALYSE
S = SEM
37
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Sem und Semem
 Unter einem Semem versteht man die
Gesamtbedeutung von Wörtern, die als
Kombination von Semen (d.h. von semantischen
Merkmalen) auftritt.
 Das Semem ist somit eine hierarchisch
geordnete Struktur, bestehend aus den Semen
des Wortes, das sich von dem Semem eines
bedeutungsverwandten Wortes in wenigstens
einem Sem unterscheiden sollte.
38
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Zum Semem des Substantivs it. ragazza / sp.
muchacha gehören u.a. die Seme [menschlich],
[jung] und [weiblich], während zum Semem des
Substantivs it. ragazzo / sp. muchacho die
Seme [menschlich], [jung], [männlich], etc.
gehören.
 Die beiden Wörter unterscheiden sich durch
die beiden Seme [männlich] und [weiblich].
39
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
 Semantische Relationen
 Zu den semantischen Relationen gehören
 Synonymie
 Antonymie
 Homonymie
 Polysemie
 Hyponymie
 Hyperonymie und Kohyperonymie
 Meronymie
40
Lexikalische Semantik Grundbegriffe
SYNONYMIE
41
Semantik
42
Erste Reflexionen über Synonymie
 Frankreich
 Abbé de Pons (1683-1732),
 Dissertation sur les langues en général et sur la langue
françoise en particulier (1716)
 Der 3. Artikel „De la Richesse des Langues“ befasst
sich mit der Problematik der Synonyme
o Keine eigentlichen Synonyme im Frz. vorhanden
o Der Reichtum einer Sprache besteht darin, dass es
in ihr keine vollkommenen Synonyme gibt.
43
Erste Reflexionen über Synonymie
 Frankreich
 Abbé Girard
 Synonymes francois, leurs
différentes
significations…(1718)


44
Die einzelnen Synonyme
enthalten alle dieselbe
Grundvorstellung („idée
principale“)
Jedes Synonym fügt der
Grundvorstellung besondere
Nebenvorstellungen hinzu
(„idées accessoires“)
Erste Reflexionen über Synonymie
 Italien
 Carlo Costanzo Rabbi (1687-
1746)
 Sinonimi ed aggiunti italiani

45
raccolti da Carlo Costanzo Rabbi
bolognese della Congregazione
Agostiniana di Lombardia. Con un
Trattato de’ sinonimi, degli aggiunti,
e delle similitudini (11732)
Erste Reflexionen über Synonymie
José López de la Huerta - 1789
46
Erste Reflexionen über Synonymie
47
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Synonymie
 Echte und partielle Synonymie
 Echte Synonymie ist eher selten.
 In den meisten Fällen handelt es sich lediglich um
eine partielle Synonymie.
48
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Synonymie
 Zur Verdeutlichung der Problematik verweist
Dardano auf porzione, sezione und frazione, bei
denen die Synonymie lediglich auf der
gemeinsamen Bedeutung „Teil von etwas“
beruht (una porzione del tutto = una sezione
del tutto = una frazione del tutto).
49
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Synonymie
 Bei der konkreten Verwendung der Wörter
stößt die Synonymie jedoch schnell an ihre
Grenzen:
 una porzione di torta
 *una sezione di torta
 *una frazione di torta
 una sezione di dell’ufficio
 *una porzione dell’ufficio
 *una frazione dell’ufficio
50
Geosynonyme (it. geosinonimi)
 Eine charakteristische Erscheinung in der italienischen
Sprache sind vor allem die sogenannten Geosynonyme,
d.h. ursprünglich dialektale Ausdrücke, die in die
Standardsprache Eingang gefunden haben und jeweils
die gleiche oder annähernd gleiche Bedeutung haben:
51
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Antonymie
 Antonymie
 Unter Antonymie versteht man im Allgemeinen
die Gegensätzlichkeit von Wortbedeutungen.
 Auf lexikalischer Ebene können unterschiedliche
Formen von Antonymie unterschieden werden
(1) graduelle Antonymie
(2) Komplementarität
(3) Inkompatibilität
(4) konverse und reverse Relation.
52
Lexikalische Semantik – Grundbegriffe:
graduelle Antonymie
 Graduelle Antonymie
 Eine graduelle Antonymie liegt dann vor, wenn
zwei Wörter einen Gegensatz zwischen zwei
Polen bezeichnen, bei denen es aber noch diverse
Abstufungen gibt.
53
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Komplementarität
 Komplementarität
 Von Komplementarität spricht man, wenn ein
Bedeutungsgegensatz zwischen zwei Wörtern
existiert und gleichzeitig aus der Negation des
einen Wortes resultiert.
 Man spricht in diesem Fall auch von
kontradiktorischer Antonymie.
 homme – femme
 hombre – mujer
 homem – mulher
 uomo - donna
54
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Inkompatibilität
 Inkompatibilität
 Inkompatibilität liegt bei zwei Wörtern vor,
deren Relation auf dem Prinzip der Kohyponymie
beruht.
55
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe:
Hyperonym
mamifère
Ko-Hyponym
tigre
56

Ko-Hyponym
lion
Inkompatibilität
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: konverse Relation
 KONVERSE RELATION
 Bei einer konversen Relation bezeichnen zwei
Wörter zwar denselben Vorgang, betrachten ihn
aber aus zwei verschiedenen Blickwinkeln.
 So beschreiben die Verben fr. acheter, it.
comprare, sp. comprar (‘kaufen’) und frz. vendre,
it. vendere, sp. vender (‘verkaufen’)
gleichermaßen den Akt eines Handels,
unterscheiden sich aber aufgrund ihrer
Perspektive.
57
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: reverse Relation
 Eine reverse Relation liegt vor, wenn zwei
Lexeme inkompatibel sind.
 Dies ist z.B. dann der Fall, wenn beide Wörter ein
bestimmtes Geschehen bezeichnen, wobei das
eine Wort den Anfang eines bestimmten
Geschehens bezeichnet das andere hingegen das
Ende,
 z.B. frz. commencer, it. cominciare, it. iniziare, sp.
empezar (‘beginnen’) und frz. finir, terminer, it.
finire, it. terminare, sp. acabar, sp. terminar
(‘beenden’).
58
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Homonymie
 Homonymie
 Als Homonym wird ein Wort bezeichnet, das für
verschiedene Begriffe stehen kann.
 Im Falle von Homonymie handelt es sich um zwei
oder mehr Wörter, die zwar den gleichen
Signifikanten haben, nicht jedoch das gleiche
Signifikat.
59
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Polysemie
 Polysemie
 Unter Polysemie versteht man ein Wort, das
infolge der Ausdifferenzierung eines
gemeinsamen semantischen Kontextes für
verschiedene Begriffe steht.
 Ein Signifikant hat mehrere Signifikate, die aber
miteinander in Verbindung stehen.
 Ein gewisses Maß an Polysemie stellt in
natürlichen Sprachen den Normalfall dar.
60
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Polysemie
61
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Polysemie
Polysemie
„fliegen“
frz. voler
62
„stehlen“
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe: Polysemie
63
Lexikalische Semantik – Grundbegriffe:
Hyponymie, Hyperonymie, Kohyponymie
 Hyponymie, Hyperonymie und Kohyponymie
 Bei Hyponymie handelt es sich um den
Unterbegriff, bei Hyperonymie um den
Oberbegriff.
64
Lexikalische Semantik
Hyperonym
mamifère
Hyponym
lion
65
Lexikalische Semantik
Hyperonym
mamifère
Hyponyme
lion
chien vache chat lièvre tigre
Kohyponyme
66
Lexikalische Semantik
Hyperonym
mamifero
Hyponyme
leone cane vacca gatto lepre tigre
Kohyponyme
67
Lexikalische Semantik –
Grundbegriffe
 Meronymie
 Unter Meronymie versteht man eine
hierarchische Teil-Ganzes-Beziehung, etwa im
Bereich der Körperteile.
 Bei der Meronymie handelt es sich um eine
lexikalische Unterordnungsbeziehung, die sich
deutlich von der Hyponymie unterscheidet
68
Lexikalische Semantik
corps
tête
cou
poitrine
bras
coude avant-bras main
Meronymie
69
poignet doit
jambe
Diachrone Semantik
Bedeutungswandel
70
Diachrone Semantik
 Polysemie als Motivation für lexikalischen Wandel
Lat. ALTUS, -A, -UM
„hoch“
(von unten gemessen)
„hochragend“, „erhaben“
„tief“
(von oben gemessen)
„tief innerlich“
„laut“
(Stimme)
„fest“
„geheim“
„gründlich“
„breit“
„weit zurückliegend“
(horizontal gemessen)
71
Diachrone Semantik
lat. ALTUS, -A, -UM

72
[von unten gemessen]
Diachrone Semantik

73
[von oben gemessen]
lat. ALTUS, -A, -UM
Diachrone Semantik
[Einschränkung der Polysemie/Spezialisierung]
vlat. ALTU, -A
„hoch“
„tief“
74
vlat. *PROFUNDU
Lücke
wird
gefüllt
Diachrone Semantik
 Das (neue) Antonym von ALTUS, -A, -UM
[von oben gemessen]



„tief“, „bodenlos“
„hoch“ (Himmel) <poet.>
„weit“, „dicht“ (Wald, nacht)
„bodenlos“, „unermesslich“
klat. PROFUNDUS, -A, -UM
75
Diachrone Semantik

[von oben gemessen]
it. profondo, -a
(< lat. PROFUNDUS, -A, -UM)
76
Diachrone Semantik

[von oben gemessen]
sp. hondo, -a
(< lat. (PRO)FUNDUS, -A, UM )
77
Diachrone Semantik

[von oben gemessen]
frz. profond, -e
(< lat. PROFUNDUS, -A, -UM)
78
Diachrone Semantik
it./sp. alto
frz. haut


it. basso
frz. bas
sp. bajo
[von unten gemessen]
vlat. *BASSUS
79


Diachrone Semantik

lat. ALTUS, -A, -UM
[horizontal gemessen]
80

Diachrone Semantik

it. largo, -a (< lat. LARGUS, -A, -UM)
[horizontal gemessen]
81

Diachrone Semantik

frz. large (< lat. LARGUS, -A, -UM)
[horizontal gemessen]
82

Diachrone Semantik

sp. ancho (< lat. AMPLUS, -A, -UM)
[horizontal gemessen]
83

Diachrone Semantik
lat. ALTUS, -A, -UM
> it. alto, -a
> sp. alto, -a
> frz. haut, -e
„laut“
[akustisch gemessen]
84
Diachrone Semantik
it. alto, -a

85
[von unten gemessen]
Diachrone Semantik
sp. alto, -a

86
[von unten gemessen]
Diachrone Semantik
frz. haut, -e

87
[von unten gemessen]
Diachrone Semantik
 Hyperonymie – Hyponymie (Oberbegriff -
Unterbegriff)
88
Diachrone Semantik
 klat. FRUMENTUM „Getreide“
 „Weizen“ (= wichtigstes
Brotgetreide) = klat. TRITICUM
 > fr. froment (blé tendre)
„Weizen“
 > it. frumento „Weizen“
 > kat. forment (oder blat)
„Weizen“
 > asp. hormiento „Weizen“ (nsp.
trigo < lat. triticum „Weizen“)
89
Diachrone Semantik
Hyperonym
[klass. Latein]
FRUMENTUM
„Getreide“
TRITICUM
SECALE
HORDEUM
„Weizen“
„Roggen“
„Gerste“
Hyponyme
90
Diachrone Semantik
Hyperonym
[Kommt
außer
Gebrauch]
[Vulgärlatein:
Italien, Gallien]
FRUMENTUM
„Getreide“
TRITICUM
SECALE
HORDEUM
„Weizen“
„Roggen“
„Gerste“
Hyponyme
91
Diachrone Semantik
Hyperonym
FRUMENTUM
„Weizen“
[Lücke]
[Vulgärlatein:
Italien, Gallien]
CĔRĔALIS
SECALE
HORDEUM
„Roggen“
„Gerste“
Hyponyme
92
Diachrone Semantik
CERES
= Göttin des Ackerbaus
Hyperonym
FRUMENTUM
„Weizen“
CĔRĔALIS
(Adj. „Getreide-“)
SECALE
HORDEUM
„Roggen“
„Gerste“
Hyponyme
93
Diachrone Semantik
Hyperonym
frz. céréales
„Getreide“
frz. frument
frz. seigle
frz. orge
„Weizen“
„Roggen“
„Gerste“
Hyponyme
94
Diachrone Semantik
it. cereali
Hyperonym
„Getreide“
it. frumento
it. segale/-a
„Weizen“
„Roggen“
Hyponyme
it. orzo
„Gerste“
95
Diachrone Semantik
 Bedeutungsübertragung (Tropen)
 Metapher
 Tabu
 Euphemismus
96
Diachrone Semantik
 Metapher:
 Verblassen der ursprünglichen Affekthaftigkeit
 Umwandlung von Metaphern in neue lexikalische
Einheiten
 Lexikalisierung von Metaphern
 Einsatz von Metaphern zur Vermeidung von
Tabuwörtern (Euphemismen)
97
Diachrone Semantik
[Metapher zur Bezeichnung des
Kopfes]
in Gallien und Italien
Polysemie
TESTA
98
Diachrone Semantik
in Gallien und Italien
Lexikalisierung
TESTA
Neue Ausdrücke
99
Diachrone Semantik
[Metapher zur Bezeichnung des Kopfes]
Polysemie
it. zucca
frz. citrouille
100
Diachrone Semantik
 Metonymie
 Lexem A steht in kausaler, räumlicher oder
zeitlicher Beziehung zu Lexem B
101
Diachrone Semantik
in Hispanien
Metonymie
CAPITIA
(< Pl. von CAPITIUM
„Kopföffnung einer Kutte“)
sp. cabeza „Kopf“
102
Diachrone Semantik
[Metapher zur Bezeichnung des Kopfes]
Polysemie
sp. coco
103
Semantische Prozesse im Überblick
 Bedeutungserweiterung
 lat. VILLAM „Landhaus“ > frz. ville „Stadt“
 Bedeutungsverringerung
 lat. CAPTIVUS, -A, -UM „gefangen“ > it. cattivo „vom Teufel
gefangen“ (< CAPTIVUS DIABOLI) > „böse“
 Bedeutungsspezialisierung
 ALTUS, -A, -UM „hoch“, „tief“, „breit“ > frz. haut, -e, sp./it. alto,
-a „hoch“
 Bedeutungsverbesserung
 lat. MANDUCARE „schmatzend/kauend essen“ > frz. manger, it.
mangiare
 Bedeutungsverschlechterung
 arab. (AL-)WAZIR „Minister“ > sp. alguacil „Amtsdiener“
104
Diachrone Semantik
 Volksetymologie (Paraetymologie)
„Tag, an dem gearbeitet wird“
frz. jour ouvrable
afrz. ouvrer „arbeiten“
105
lat. OPERARI
ouvrir „öffnen“ (< APERIRE)
„Tag, an dem die Geschäfte
geöffnet haben“
operare
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