Zeitlicher Ablauf einer HIV-Infektion von der Virusaufnahme bis zum Abschluss des ersten Vermehrungszyklus Aufnahme der Viren bis Anlagerung an Wirtszellen ca. 2 h bis Einbau der Virus-RNA bis Bildung erster neuer Virus-Partikel ca. 12 h ca. 12 h Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Infektionsrisiken verschiedener beruflicher HIV-Expositionen (mittleres Risiko = 1:300) • sehr tiefe Stich- oder Schnittverletzung • sichtbare frische Blutspuren auf dem mittleres Risiko erhöht um den Faktor 16 5 verletzenden Instrument • verletzende Kanüle der Nadel war vorher in Vene oder Arterie platziert • Indexperson hat hohe Viruslast 5 6 mittleres Risiko erniedrigt um den Faktor • Exposition von Schleimhaut • Exposition von entzündlich veränderter Haut 10 10 Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Wichtige Maßnahmen zur Prävention • berufliche Exposition Beachtung der Hygieneregeln und UVV'en Es ist Aufgabe des Arbeitgebers, die notwendigen Informationen u. das Material zum Schutze des Personals bereitzustellen. Vorgesetzte haben eine besondere Kontroll- u. Aufsichtspflicht bei der Unfallverhütung medizinisches Personal soll gegen HBV geimpft sein Schwangere sollen nicht auf Infektions- oder Intensivstationen arbeiten Information über PEP muss am Arbeitsplatz gut zugänglich sein u. regelmäßig aktualisiert werden. Es sollte eindeutig vermerkt sein, wo das nächstgelegene PEP-Depot ist (Anschrift u. Adresse). • außerberufliche Exposition Safer Sex sterile Injektionsbestecke beim i.v.-Drogengebrauch Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Sofortmaßnahmen • Stich- u. Schnittverletzungen 1. Bluten lassen ( 1 min) geringer Blutfluss: Kompression/Auspressen (nicht direkt auf Läsion), evtl. Blutung fördern durch Spreizen der Wunde keine Blutung: zusätzlich evtl. Inzision in Richtung Schnittkanal optimal: Hochfrequenzelektrochirurgie o. Laser (Cave: keine gefäßverengende Lokalanästhesie!) 2. Antiseptikum ( 10 min) nur Risiko HIV: Jodophor-haltige Präparate (z. B. Betaseptic®) Risiko HIV und HCV/HBV: Ethanolkonz. 80% (z. B. Freka®-Derm farblos) Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Sofortmaßnahmen • Exposition geschädigter oder entzündlich veränderter Haut Reinigung mit alkoholgetränktem Tupfer (oder - wenn Alkohol nicht zur Hand - mit Leitungswasser) • Kontamination des Auges Augenspülung mit 5 % wässriger PVP-Lösung alternativ: Betaisodona-Lösung® 1:1 mit Aqua dest. (oder - wenn Spülung nicht zur Hand - mit Leitungswasser) • Aufnahme HIV-haltiger Flüssigkeiten (Blut, Sperma) in die Mundhöhle ausspeien, fünfmal ca. 15 s mit unvergälltem 80 % Ethanol spülen (oder wenn Ethanol nicht zur Hand - mit Leitungswasser) Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Empfehlungen zur PEP - berufliche Exposition • perkutane Verletzung mit Hohlraumnadel o. Messer empfehlen (nach Kontakt m. Körperflüssigkeiten m. hoher Viruslast) • insb. bei tiefer Verletzung (meist Schnitt) • sichtbares Blut auf Instrument • Nadel nach intravenöser Infusion • Patient hat AIDS oder hohe Viruslast • perkutane oberflächliche Verletzung (z. B. chirurg. Nadel) • Kontakt v. Schleimhaut oder verletzter Haut mit Flüssigkeiten hoher Virenkonz. • Kontakt v. Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten wie Urin oder Speichel • Kontakt v. intakter Haut mit Blut (auch bei hoher Viruskonz.) empfehlen empfehlen empfehlen empfehlen anbieten anbieten nicht empfehlen nicht empfehlen Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Standardprophylaxe Combivir® 2 x 1 oder Retrovir 250® 2 x 1 + Epivir 150® 2 x 1 + Viracept® 3 x 3 oder Crixivan 400® 3 x 2 • Beginn der Prophylaxe: möglichst schnell • Dauer der Prophylaxe: 4 Wochen • Der maximale Schutz der HIV-PEP ist vermutlich nur dann gegeben, wenn die Einnahme der Medikamente innerhalb von 2 h nach HIV-Exposition beginnt. • PEP nach perkutaner oder intravenöser Exposition kann noch (eingeschränkt) wirksam sein, wenn diese bis zu 24 h nach HIV-Exposition beginnt. • PEP nach Schleimhautexposition kann noch (eingeschränkt) wirksam sein, wenn diese bis zu 72 h nach HIV-Exposition beginnt. Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner Standardprophylaxe • Eine Modifikation der PEP-Medikation kann in Abhängigkeit von der antiretroviralen Therapie der Indexperson bzw. individuellen Besonderheiten der PEP-einnehmenden Person erforderlich sein. • Bei Schwangeren sollten bis zum Vorliegen weiterer Erkenntnisse keine Proteinase-Inhibitoren eingesetzt werden. • Trotz Indikation entspr. der aufgeführten Kriterien ist die Entscheidung zur PEP oft schwierig. Im Zweifel sollte ggf. die erste PEP-Medikation eingenommen werden; nachfolgend steht ausreichend Zeit für weiteres Abwägen, Beratungen oder Literaturstudium zur Verfügung. Bundesgesundhbl. - Workshop zur HIV-Postexpositionsprophylaxe, Feb. 2000 Hygiene-Institut der Universität Bonn M. Exner