Originalien und • Brucellose-Erkrankungen in Deutschland Von G. Rasch, I. Sch6neberg, L. Apitzsch und U. Menzel Einfª Tabelle 1: Erkrankungen und Sterbef~illeah Brucellosein Deutschland (nach [3, 4]) Brucel]ose-Erkrankungen des Menschen geh6ren zu den nach ~ 3 BSeuchG meldepflichtigen Infektionskrankheiten. Sie haben, nach der Zahl der j~ihrlich registrierten Erkrankungen, an den Infektionskrankheiten in Deutschland insgesamt nur einen geringen Anteil. Jahr Erkrankungen West/gesamt 1980 81 1981 59 1982 82 Wurden Brucellosen in frª Jahren vorwiegend durch Kontakte zu erkrankten Tieren im eigenen Land erworben, so spielen heute • gungen durch Lebensmittel tierischer Herkunft eine wichtige Rolle. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Sanierung der deutschen Tierbesdinde. In Deutschland gezª Rinder sind weiterhin Brucellose-frei. Beobachtete Neuausbrª bei Rindern durch Brucella abortus, Biotyp 3 sind auf Tierimporte zurª252 Gegenw~irtig besteht kein direkter Zusammenhang mehr zwischen den Erkrankungen bei Tieren und beim Menschen. 1983 141 1984 59 1985 35 1986 39 1987 34 1988 34 1989 23 3 1990 24 4 1991 27 1992 23 1993 21 2 1994 28 1 1995 35 1 Anknª ah die Darstellungen zur Situation der Brucellose aus der Sicht der Biotypisierung von Brucellen am BGA/BgVV im Februar-Heft 1996 des Bundesgesundheitsblattes [1] soll im folgenden speziell auf die BrucelloseErkrankungen des Menschen eingegangen werden. Brucellose-Erkrankungen und -Sterbef~ille 1947-1995 Brucellose-Erkrankungen, fª die Angaben ab 1947 (ira alten Bundesgebiet) und fª die DDR ab 1951 vorliegen, erreichten in der Mitte der fª Jahre im alten Bundesgebiet und in den sechziger Jahren auf dem Gebiet der DDR ihre gr6flte Verbreitung (Abb. 1). In der Folge kam es in beiden Gebieten zu elneto deutlichen Rª der Erkrankungszahlen (Anfarig der sechziger Jahre bzw. ab 1975). Seit Beginn der achtziger Jahre liegt die Zahl der gemeldeten Erkrankungen in jedem Jahr insgesamt unter 100 (Tab. 1). Eine Ausnahrrre stellt das Jahr 1983 dar, in dem, wie auch schon im Jahre 1982, kleinere Epidemien beobachtet wurden [2]. Sterbef~ille West/gesamt Erkrankungen Ost (bis 1990) Sterbefiille Ost (bis 1990) 15 1 I 1 Erkr. pro 100 0 0 0 Einw. 2,5 i -- gesamt -- neue Bundesl~.nder 1,5 J 1- 0,5 ,5- 0 .... 45 I .... 50 I .... 55 I .... 60 ', .... 65 ', .... 70 Jahr ', .................... 75 80 85 90 95 In den letzten zehn Jahren lag die Zahl der j~ihrlich voto Statistischen Bundes- Abbildung 1: Brucellosein Deutschland - j~ihrlicheInzidenzraten. 50 Bundesgesundhbl. 2/97 Originalien und • amt registrierten Brucellose-Erkran- Tabelle 2: Nachgewiesene BruceUa-Arten 1995 ! kungen zwischen 21 und 35 [3]. SterbeBr. abortos Br. melitensis Br. ab./mel. Br. (ohne Differ.) ohneAngabe I Summe f~ille infolge Brucellose treten nur selten auf. Entsprechend der TodesursacEen8 15 4 1 6 i 34 statistik sind im Zeitraum der ietzten 20 23 % 44 % 12 % 3% 18 % 100 % Jahre insgesamt elf Patienten ah den Folgen dieser Erkrankung gestorben [4]. Differenzierte Erfassung r o n Brucellose-Erkrankungen strierten Erkrankungsfiillen Importf~ille gend aufgefª Auswertungen einaus Malta zu verzeichnen sind bzw. wel- bezogen. Brucellose-Erkrankungen wurden in cher Herkunft Brucellose-Erkrankun- Bei der Zahl der ira Jahre 1995 regiden zurª Jahren ira alten gen in Deutschland sind. strierten Brucellose-Erkrankungen erBundesgebiet m unterschiedlicher gibt sich eine Diskrepanz zu den Daten Um n~ihere Angaben zur InfektionsurWeise erfafgt. So galt in den Jahren bis des Statistischen Bundesamtes, die 35 sache und zu den Erregerarten der 1961 die Meldepflicht nur fª die BangBrucellosen ausweisen [3]. Brucellose-Erkrankungen zu erhalten, sche Krankheit (verursacht durch Br. abortus). Ver~inderungen in den Festle- wurde ab dem Jahr 1995 mit einer Ein- Brucella-Arten zelfall-Erfassung mit Hilfe eines speziell gungen des BSeuchG erm6glichten fª die Folgejahre (bis 1979) eine nach Erre- entworfenen Erhebungsbogens begon- Die Zuordnung der Erregerarten ergerarten differenzierte Erfassung der nen (Abb. 2). Dieser Bogen befindet sich folgte auf der Grundlage eines durchgeErregernachweises (Blutkultur, Brucellosen (Bangsche Krankheit, Mal- gegenw~rtig noch in der praktischen Er- fª tafieber, ª Formen). Durch die probung und wird in absehbarer Zeit Knochenmark, Trachealsekret) bzw. Erweiterung der Meldepflicht um das aueh eine andere, ansprechendere Ge- auch einer weiteren Typisierung, oder anhand serologischer Testergebnisse. Maltafieber (Br. melitensis) und um die staltung erhalten. Suis-BruceUose (Br. suis) kam es jedoch Der Erhebungsbogen wurde den Gezu keinem merklichen Anstieg der Er- sundheits~imtern nach erfolgter Mel- Fª den gr6flten Teil der im Jahre 1995 an Brucel[ose Erkrankten wurde Br. krankungszah[en an Brucellose insge- dung einer Brucellose-Erkrankung, entmelitensis als Infektionserreger ermitsamt. Das fª zu der Schluf~folge- sprechend ~ 3 BSeuchG, mit der Bitte teit (Tab. 2). Allerdings [agen fª fª rung, daf~ sowohl das Maltafieber als um m6g[ichst vollst~indige Angaben zuder insgesamt 34 Erkrankungen keine auch die Schweinebrucellose in diesem gesandt. Die Resonanz auf unsere Bitte differenzierten Angaber~ zum Erreger Zeitraum in Deutschtand keine gro•e zeigte eine groge Bereitschaft der vor (in vier F~illen Nachweis ron Br. Rolle spielten [5]. Kolleginnen und Kollegen, unser Anlie- abortus und Br. melitensis, einmal BruAn dieser Stelle sei cellen-IgM-Elisa). Fª insgesamt sechs Da die gesonderte Meldepflicht fª Mal- gen zu unterstª allen beteiligten Mitarbeitern der Ge- Erkrankungen, das entspricht 17,6 %, tafieber und ª Formen der Brucellose keine wichtigen epidemiologi~ehen sundheits~imter, aber auch niedergelas- sind keine Angaben zur Diagnostik verErkennmisse erbracht hatte [6, 7], ent- senen ~_rzten, Mitarbeitern von Kran- fª fiel diese ~itiologische Unterteilung der kenMusern usw. herzlich gedankt, die Vermutete Infektionsursache Brucellose mit dem Vierten Gesetz zur durch ihre Mitarbeit und Unterstª Anderung des BSeuchG zum 1.1. 1980. diese Sondererhebungen m6glich ma- Hinweise auf eine Infektionsquelle lŸ Seither sind alle Erkrankungs- und Ster- chen. gen fª immerhin 10 der 34 in die diffebef~ille, unabMngig von Erkrankungsrenzierten Betrachtungen einbezogenen form und Erregerart, unter der Katego- E r g e b n i s s e d e r Brucellose-Erkrankungen nicht vor rie ,,Brucellose,, meldepflichtig. (Tab. 3). Die Answertung der Angaben Sondererhebungen zu den ª 24 Erkrankungen gestalAllein auf der Grundlage der ira Rah- Zum gegenwiirtigen Zeitpunkt liegen tet sich aufgrund vorliegender Dopmen der Meldepflicht erhobenen Daten fª 34 der dem RKI im Jahre 1995 insge- pelnennungen und in vielen F~illen sind detaillierte Aussagen zum verursa- samt gemeldeten 36 Brucellose-Erkran- tats~ichlich auch mehrfach vorhandener chenden Erreger, zur vermuteten Infek- kungen detaillierte Angaben vor. Die Expositionsrisiken schwierig. Bei Patitionsursache, zum Herkunftsland usw. Angaben auf den uns zugesandten 34 enten mit Tierkontakten, beispielsweise zum gegenwiirtigen Zeitpunkt nicht Erhebungsb6gen wurden in die nachfol- durch berufliche T~itigkeit (Tierpfleger, m6glich. Sondererhebungen Ausgehend von einem im ersten Halb- Tabelle 3: Vermutete Infektionsursache fª die Brucel[ose-Erkrankungen 1995 jahr 1995 aus Malta berichteten Aus- Tierkontakt Frischmilch/ Labort~,tigkeit ohne Angabe Summe bruck ah Brucellose (verursacht durch -k~ise Weichk~ise) mit insgesamt 135 Erkran12 (5") 14 (6*) 4 (1") 10 40 kungen und einem Todesfa]l sowie zwei von dort nach England eingeschleppten 30 % 35 % 10 yo 25 % 100 % Erkrankungsf~illen mit Nachweis ron Br. melitensis [8] erhob sich die Frage, * Doppelnennungen: 5 F~.lle: TierkontakteundFrischmilch/-k~ise-Verzehr ob auch unter den in Deutschland regŸ 1 Fall: Frischmilch/-kiise-VerzehrundLabort~itigkeit Bundesgesundhbl. 2/97 51 Originalien und • Robert Koch - Institut Fachgruppe Infektionsepidemiologie Reichpietschufer 74-76 10785 Berlin Brucellose- Erhebungsbogen Meldewoche: ~ Jahr: _ _ Reg.-Bezirk: ausgefª aro: Meldeeingang im Gesundheitsamt: Bundesland: Gesundheitsamt: durch: Geschlecht: m [] w [ ] Geb. Datum: bzw. Alter: Deutscher [ ] /Ausl~inder-Land: in Deutschland seit: als: Urlauber [] Erwerbst~itiger [] Asylbewerber [] Student [ ] sonstiger Grund: erkrankt am: Fieber [] Arthralgie [ ] sonstige Symptome: erster Arztbesuch am: hospitalisiert nein [ ] ja [] aro: verstorben nein [ ] ja [] am: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kopfschmerz [ ] Mattigkeit [ ] Schweif~ausbrª [] Verdachtsdiagnose am: ira: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . diagnostische Sicherheit: klinisch [ ] epidemiol. [] Laborbest~itigung [] am: serologisch: 1 : / aro: / Erregernachweis aus: Erreger-Typ: Brucella abortus [ ] melitensis [ ] suis [ ] canis [] Biovar: . . . . . . . . . . . . . B . . . . . . . . . . . . . . aro: Infektionsquelle: vermutlich in Deutschland [] ira Ausland [ ] Land: innerhalb der letzten 8 Wochen (evtl. noch frª von: _ _ bis: _ _ direkter Kontakt zu: Rindern [ ] Ziegen [] Schafen [] anderen Tieren: beruflich [] bzw. privat [] Genuf~ unpasteurisierter Milch [ ] bzw. von Frisch/Weichk~ise aus unpasteurisierter Milch [] andere m6gliche Ursachen: Umgebungsuntersuchungen: untersuchte Personen mit gleichem Risiko: pos. Nachweise: Bemerkungen: Abbildung 2: Erhebungsbogen zur EinzelfalI-Erfassung von Infektionsursache und Erregerarten der Brucellose-Erkrankungen. 52 Bundesgesundhbl. 2/97 Originalien und • Sch~ifer, Schlachtung von Rindern), wird in mehreren F~illen (fª Fiille) gleichzeitig auch Verzehr von Frischmilch bzw. -kiise oder auch von rohem Fleisch aui~erhalb Deutschlands angegeben. Ebenso ist fª einen weiteren Erkrankungsfall nicht endgª zu kl~iren, ob der regelm~iI~igeVerzehr von franz6sischem Rohmilchk~ise oder die berufliche T~itigkeit im mikrobiologischen Labor als Infektionsursache anzusehen sin& Tabelle 5: Herkunft der Erkrankten 1995 Deutsche Ausl~nder* ohneAngabe Summe 11 15 8 34 32% 44% 24% 100% * Davon:11x Tª 1x Griechenland,1x Afrika, 1x Kasachstanund 1x arabischeL~inder. erworben, ein Fall in der Tª die bereits in frª Jahren zu BrucelloseErkrankungen gefª hatten und desSicher scheint jedoch zu sein, daf~ un- halb ira Sinne der Meldeverordnung pasteurisierte Milch sowie Produkte aus keine Neuerkrankungen darstellen. Rohmilch, bevorzugt von Ziegen und Zukª k6nnen die Erkrankungsf~ille Schafen, bei einer gr6f~eren Zahl ron im Rahmen der laufenden SondererheBrucellose-Erkrankungen des Jahres bungen hierauf geprª und ggf. nicht in 1995 durchaus als infektionsverursa- die Statistik aufgenommen werden. chendes Lebensmittel anzusehen sind (fª insgesamt 14 F~ille). Herkunft der Erkrankten der gr6fke Teil der Brucellose-Erkrankungen durch Tierkontakte erworben. Noch in den Jahren 1976/77 erkrankten vorzugsweise in der Landwirtschaft T~itige, Schl~ichter und Veteriniire, vor allem in den sª Bundesl~indern mit Weidewirtschaft [6]. Einen direkten Zusammenhang zwischen BrucelloseErkrankungen beim Tier und beim Menschen ergaben zu Beginn der achtziger Jahre erstellte Statistiken, nach denen die h6chsten absoluten ErkranEntsprechend den vermuteten L~indern, kungsziffern auf die Bundesl~nder entVermutetes Land der Infektion in denen die Infektion erfolgte, sind fielen, in denen auch Tierbrucellosen am Den zahlenm~it~ig gr6~ten Anteil an mehr ausl~indische als deutsche Bª hiiufigsten vorkamen [9]. den Brucellose-Erkrankungen des von Brucellose-Erkrankungen betroflen (Tab. 5). Diese sind zu einem grof~en Auch fª die DDR traf zu, dai~ es sich Jahres 1995 haben Erkrankungen, die in Herkunft (insgesamt 11 bei den Erkrankungen an Brucellose der Tª erworben wurden (Tab. 4). Teil tª vorwiegend um Kontaktinfektionen bei Weitere Liinder spielen fª den Import Erkrankte). Besch~iftigten in landwirtschaftlichen ron Brucellose-Erkrankungen nach Betrieben handelte, wobei lebensDeutschland wahrscheinlich nur eine Verteilung der Erkrankungsfiille mittelbedingte Infektionen wegen der geringe Rolle. Eine genauere Betrach- nach Altersgruppen und Geschlecht tung der einzelnen in Frage kommenden Von den Brucellose-Erkrankungen Pasteurisierung der Milch zur damaliInfektionsursachen zeigt, dafl beispiels- 1995 sind vorwiegend Erwachsene be- gen Zeit praktisch keine Rolle mehr weise Tierkontakte ihren Ursprung in troffen. Insgesamt 70 % aller Erkrank- spielten [5]. Von den in den Jahren 1980 vielen F~illen ira Ausland haben (8 ron ten befinden sich im Alter von 26 bis 65 bis 1989 in diesem Gebiet insgesamt nur 25 gemeldeten Erkrankungen handelte insgesamt 13). Jahren. Sieben Patienten (21%) geh6ren es sich bei 17 um wahrscheinliche Hingewiesen werden soll an dieser Stelle der Altersgruppe 0 bis 15 Jahre an. Zwei Berufsinfektionen, bei drei Fiillen um Patienten sind ~ilter als 65 Jahre (6 %), auf eine Brucellose-Erkrankung (Br. importierte Erkrankungen und in zwei abortus), die eine deutschst~immige von einem Patienten ist das Alter nicht F~llen um Laborinfektionen. (Die Ursabekannt (3 %). Betrachtet man die VerAussiedlerin aus Kasachstan betrifft. chen der drei restlichen F~ille blieben (Ein weiterer Importfall aus diesem teilung nach Geschlecht der Erkrank- ungekl~irt.) m~innliche Patienten Land liegt bereits fª 1996 vor. Eine ten, so ª Im Verlaufe der letzten Jahre kam es zu Tier~irztin erkrankte zwei Wochen nach (21 miinnliche, 13 weibliche). einer Ver~inderung des Charakters dieihrer Einreise aus Kasachstan (Br. melitensis).) Zusammenfassende Bewertung ser Erkrankung - von der ehemals eng mit den Brucellose-Erkrankungen beim Alle Brucellosen, die im Jahre 1995 Brucellose-Erkrankungen als lebensTier verbundenen Erkrankung erfolgte durch berufliche Tiitigkeit bedingt wa- mittelbedingte Infektionskrankheiten ein Wandel zur vorwiegend durch Leren, befinden sich unter den vermutlich bensmittel verursachten Infektionsin Deutschland erworbenen Erkran- Brucellose-Erkrankungen des Men- krankheit. In Zusammenhang damit kungsf~illen. Zu den 1995 gemeldeten schen geh6ren in Deutschland zu den kam es auch zu einem anderen VerBrucellosen geh6ren auch drei F~ille eher selten auftretenden Infektions- teilungsspektrum der Erregerarten. (zwei F~ille vermutlich in Deutschland krankheiten. In frª Jahren wurde Wurde in den zusammenfassenden Berichten von Weise [6, 7] noch ein starkes • der Bangschen Krankheit und nur seltenes Auftreten des MaltafieTabelle 4: Vermutetes Land der Infektion fª die Brucellose-Erkrankungen1995 bers festgestellt, so ist heute ein gr6f~erer Deutschland Tª Syrien/ weitere ohne Angabe Summe Anteil von Erkrankungen an MalJordanien L~inder* tafieber und damit ein Uberwiegen von Br. melitensis festzustellen. 9 11 3 5 6 34 Ira Ergebnis der im damaligen Bundes26 % 32 % 9% 15 % 18 % 100 % gesundheitsamt durchgefª Brucellaisolierungen und -biotypisierungen * Jeweilsein Fallaus Griechenland,Kasachstan,Kroatien,Marokkound Osterreich. Bundesgesundhbl. 2/97 53 Originalien und • deutete sich die zunehmende Bedeutung von Infektionen durch Br. melitensis bereits Mitte der achztiger •ahre an [10]. Die Tendenz des • von frª vorwiegend durch Tierkontakte bedingten Erkrankungen zu lebensmittelbedingten Erkrankungen ist auch fª andere L~inder, insbesondere auch fª Kalifornien, beschrieben worden [11]. Der Anteil von Br. melitensis an allen bakteriologisch best~itigten Brucellose-Erkrankungen betr~igt dort ca. 79 %. Heute wird ein grotger Teil der in Deutschland registrierten BrucelloseErkrankungen aus anderen L~indern importiert. Hieran sind insbesondere tª kische Bª beteiligt, bei denen diese Erkrankungen in vielen F~illen ira Anschlutg ah Heimataufenthalte auftreten. A n den importierten Brucellose-Erkrankungen haben auch deutsche Touristen, die w~ihrend ihrer Urlaubsreisen unpasteurisierte Milch bzw. Frischmilchprodukte, insbesondere Ziegenoder Schafsk~ise, verzehren, einen nicht geringen Anteil. In verschiedenen Untersuchungen zeigte sich, dafg die Lebensf~ihigkeit von Brucellen in Molkereiprodukten betr~ichtlich ist. So konnten in bestimmten ausl~indischen Weichk~isearten teilweise lebensf~ihige Brucellen nachgewiesen werden [12]. Die engen Kontakte zu sª L~indern, insbesondere des Mittelmeerraumes, durch in Deutsr lebende Bª dieser L~inder und durch intensiven Reiseverkehr begª den Import der Brucellose nach Deutschland. In diesen L~indern ist der Erreger Br. melitensis relativ stark verbreitet. Auch in England und Wales, wo in den Jahren 1992-1994 insgesamt 44 Labormeldungen ª Brucellose-Infektionen beim Menschen berichtet wurden, ist fª einen grogen Teil dieser Erkrankungen die Infektionsquelle im Ausland zu rinden [8]. Dabei handelte es sich in der Regel um Einzelf~ille. Die Bewertung des Spektrums der Erregerarten, d. h. die Einseh;itzung, welche Erreger gegenwS.rtig dominieren, gestal- 54 tet sich anhand der Angaben auf den Erhebungsb6gen ~iut~erst schwierig. Ein grolger Teil der Diagnostik, Sch~itzungen gehen von 85 % der Brucellosen aus [13], beruht auf serologischen Bestimmungsmethoden, d. la. einem Antik6rpernachweis im Patientenserum. Serologische Testverfahren sind gattungsspezifisch und gestatten keinen Rª schlutg auf den verursachenden Erregertyp. Dieser l~i~t sich bisher nur ª eine kulturelle Anzucht ermitteln. mit gewonnen werden k6nnen. Mit der Erfassung weiterer Infektionskrankheiten auf diesem Wege wurde begonnen. Literatur: [1] Dorn, Ch., und Alban, G.: Biotypisierung von Brucellen aro BGA/BgW in den Jahren 1990-94. Bundesgesundhbl.39 (1996)65-68. [2] Moegle, H,, Heizmann, W., Katz, P., und Botzenhart, K.: Bericht ª eine Brucellamelitensis-Epidemie in Sª Bundesgesundhbl. 28 (1985)69-74. [3] StadstischesBundesamt:Gesundheitswesen, Jedoch gestatten neuere serologische Fachserie 12, Reihe 2: Meldepflichtige Krankheiten. Wiesbaden(j~ihrlich). Testmethoden (beispielsweise ELISA) [4] Statistisches Bundesamt:Gesundheitswesen, einen Nachweis auch r o n spezifischen Fachserie 12, Reihe 4: Todesursachen.WiesIgM-Antik6rpern, womit eine frische baden (j~ihrlich). Erkrankung von chronischen Infektio[5] P6hn, H. P., und Rasch, G.: Statistik meldenen unterschieden werden kann. pflichtiger ª Krankheiten. BGA-Schriften5/93. Mª MMVMediSondererhebungen fª ausgew~ihlte zin VerlagI994. meldepflichtige Infektionskrank[6] Weise, H. J.: Die aktuelle Bedeutung der Zoonosen ira Rahmen meldepflichtiger Inheiten fektionskrankheiten des Menschen. BundesD[e fª das Jahr 1995 begonnenen Songesundhbl. 20 (1977)353-362. dererhebungen von Brucellose-Erkran[7] Weise,H.J.: Die meidepflichtigenZoonosen in der Bundesrepublik Deutschland einschl. kungen zeigten, da8 ein grof~es Interesse Berlin (West) 1970-1979.Bundesgesundhbl. und eine gro8e Bereitschaft zur Mitar24 (1981)395--403. beit an epidemiologischen Untersu[8] CDR Weekly5, 32 (1995) 151. chungen vorhanden sind. So wurden 34 [9] Scheibner, E.: Brucellosevorkommenin der der 36 versandten Erhebungsb6gen ausBundesrepublik Deutschland einscht. Berlin gefª zurª teilweise nach (West) Stand: Juni 1981. Bundesgesundhbl. 24 (1981)408-410. Konsultation von Arzten in Klinik und [10] Protz, D.: Vorkommenvon Brucella meliPraxen. tensis in der Bundesrepubtik Deutschiand Leider liegen fª einige FS.lle zu Detailunter Berª sero-diagnostischer Besonderheiten. Bundesgesundhbl.30 (1987) fragen keine bzw. nur unzureichende 55-60. Angaben vor, fª die in aller Regel Informationen verfª sein k6nnten. [11] Chomel, B. B., DeBess, E. E., Mangiamele, D. M., Reilly,K. F., Farver,T. B., Sun, R. K., Beispielsweise blieben in sechs F~illen and Barrett, L. R.: ChangingTrends in the die Fragen zur Art der Diagnostik (zum Epidemiologyof Human Brucellosisin California from 1973 to 1992: A shift toward Nachweis von Brucellen bzw. zum seFoodborne Transmission.J. Infect. Dis. 170 rologischen Nachweis) unbeantwortet. (1994) 1216-1223. Ebenfalls liegen zum Herkunftsland der Groflklaus,D.: Bekiimpfungvon Zoonosen. Erkrankten in acht Hillen keine Anga- [12] Bundesgesundhbl. 20 (1977)363-370. ben vor. Auch fª andere erbetene [13] Brucellosen. Er.kennung und Behandlung. Informationen, wie die vermutete InMerkblatt fª Arzte (Stand: 1996). Hrsg.: fektionsursache sowie das Land der InBundesinstitut fª gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterin~irmedizin und fektion, waren konkrete Daten nicht Robert Koch-Institut,Bundesinstitut fª Inimmer zu ermitteln. In vielen F~illen ist fektionskrankheiten und nicht ª es naturgem~il~ig schwierig, epidemioloKrankheiten. K61n:Deutscher Arzte-Verlag gisch relevante Zusammenh~inge herzuGmbH. stellen und hierzu Angaben zu machen. Insgesamt zeigten die begonnenen Ein- Anschrift der Verfasser: Gernot Rasch, Dr, Irene Sch6neberg,Dr. Lozelfall-Erfassungen jedoch, dafg wert- Dr. thar Apitzsch und Ursula Menzel, Robert Kochvolle Informationen zum Vorkommen Institut, Fachgebiet 411 ,,Meldepflichtige Krankbestimmter Infektionskrankheiten hier- heiten,,, Postfach65 02 80, 13302Ber~in Bundesgesundhbl. 2/97