„Quantencomputer“ WS 2003/2004 Birgit Kainhofer Philip Eder Michael Auracher Robert Mader Übersicht • • • • Einführung Physikalische Grundlagen Mathematische Grundlagen Quantenalgorithmen Einführung Einführung • Definition „Quantencomputer“ • Erste Idee „Quantencomputer“ • Erklärung „Quantenbit“ & Co • Vor- und Nachteile • Leistung heutiger „Quantencomputer“ Definition „Quantencomputer“ • Berechnungen beruhen ausschließlich auf Gesetzen der Quantenmechanik • Bislang noch nicht realisierte Rechenmaschinen (bisher nur experimenteller Status) • Leistungsfähiger als bisherige Computermodelle Erste Idee „Quantencomputer“ • 70‘er Jahre: BENIOFF – Idee, quantenmechanische Systeme für Berechnungen zu nutzen Richard FEYNMAN • 1982: Richard FEYNMAN erste Vorschläge, um diese Idee umzusetzen • 1985: David DEUTSCH – Entwicklung des ersten Designs für universellen Quantencomputer Erklärung „Quantenbit“ & Co • = kleinste Info-Einheit eines quantenmechanischen Systems • Kurz: „Qubit“ (analog zum Bit in konventionellen digitalen Rechnern) • Basiszustände: |0> und |1> • „Superposition“ (Überlagerung): Qubit kann Basiszustände und jeden erdenklichen Zustand zwischen |0> und |1> annehmen Erklärung „Quantenbit“ & Co • Mehrere Qubits zur Darstellung größerer Mengen an Info nötig „Quantenregister“ • Durch Superposition ist die exponentielle Anzahl von digitalen Werten gleichzeitig speicherbar Erklärung „Quantenbit“ & Co Ein Beispiel: • Quantencomputer besteht aus 5 Qubits • zB 00010=2 und 00100=4 gleichzeitig darstellbar • max. speicherbar: Superposition aller 32 möglichen Zustände haushohe Überlegenheit gegenüber gewöhnlichen Computern („paralleles Rechnen“) Vor- und Nachteile Vorteile: • Bedeutendster Vorteil: unwahrscheinlich hohe Rechengeschwindigkeit durch parallele Berechnungen • Unbegrenzte Möglichkeit von Berechnungen • Konstruktionsvorteil: durch reversible Rechenprozesse kaum Wärmeentwicklung (Stichwort: „Kühlung“) kleineres Design möglich Vor- und Nachteile Nachteile: • Am Ende der Berechnung: Messung nur einzelner Werte möglich, gesamte Superposition ist messtechnisch nicht erfassbar • Alle Lösungen zwar im Speicher, aber nicht mit einziger Messung erfassbar spezielle Algorithmen nötig • Probleme bei Konstruktion: völlige Isolierung der Teilchen (Qubits) von ihrer Umwelt nötig (wegen Wechselwirkungen), ansonsten Zusammenbruch gesamter Superposition Totalverlust aller Daten Vor- und Nachteile Nachteile (Fortsetzung): • Aufrechterhaltung der Superposition noch nicht über längere Zeit möglich; derzeit: einige Sekunden bis zu einigen Minuten • Immenses Sicherheitsrisiko: Verschlüsselungsverfahren (wie RSA) entschlüsselbar Leistung heutiger „Quantencomputer“ Bisher größte Erfolge durch Realisierung mit Kernspinresonanz: • Kopplung von mehreren Qubits • Demonstration des Deutsch-Jozsa-Algorithmus (Juni 2000) • Faktorisierung mit Hilfe des Shor-Algorithmus (Dezember 2001) Physikalische Grundlagen Physikalische Grundlagen • Verschränkung • Superposition • Dekohärenz • Praxis Verschränkung „Spukhafte Fernwirkung“ (Einstein) Erstmals gezeigt mit dem Einstein-Podolsky-Rosen-Experiment Misst man die Eigenschaften eines Teilchens, kennt man automatisch die des mit ihm verschränkten Partners. Verschränkung (Fortsetzung) Ändert man den Spin des eines Teilchens, so ändert sich auch der Spin des anderen! Teilchen A Zustandsänderung Teilchen B Verschränkung (Fortsetzung) Anwendung: Quantengatter, Quantenkryptographie Wird die „Leitung“ abgehorcht, wird die Superposition der Photonenpaare zerstört. Abhörversuch wird erkannt! Superposition Überlagerung aller möglichen Zustände: Ein abgeschlossenes System hat nicht nur diskrete Zustände, sondern auch alle möglichen dazwischen. Beispiel: „Schrödingers Katze“ Superposition (Fortsetzung) Das Register kann alle möglichen Zustände annehmen. Von diesen wird parallel jeweils ein Ergebnis berechnet. Kunst: aus diesen (gleichwahrscheinlichen) das richtige Ergebnis heraussuchen. Dekohärenz • Jede "Messung" an einer Superposition führt zu einem eindeutigen Zustand. (Zerstörung der Superpositionen durch die Heisenbergsche Unschärferelation) • Eine Messung ist jede Interaktion mit der Umwelt, z.B. bereits das Auftreffen von Photonen. Dekohärenz (Fortsetzung) Schlussfolgerung: • Es ist sehr schwierig, so einen überlagerten Zustand herzustellen und zu halten, da dieser ständig durch äußere Einflüsse zerstört wird! Praxis Wie kann man die Dekoheränzzeit verlängern? • Ionenfalle • nukleare magnetische Resonanz (NMR) (Kernspinresonanz) Ionenfalle Bedingungen: Ionen müssen „isoliert“ werden: • Hochvakuum • annähernd 0 Kelvin Höchstens bis ca. 20 Qubits geeignet. Nukleare magnetische Resonanz : Derzeit die erfolgreichste Methode • eine Flüssigkeit von ca. 1020 Molekülen • Jedes Molekül im Prinzip Quantencomputer NMR (Fortsetzung) Die magnetische Resonanz eines einzelnen Teilchens ist viel zu schwach! Die Superposition wird nicht gefährdet, da die Kerne durch die Elektronenhülle von den anderen abgeschirmt werden. NMR (Fortsetzung) Der Spin der Kerne wird mit Radiowellen um 90° gekippt, wodurch diese in Superposition gebracht werden. Mathematische Grundlagen Mathematische Grundlagen • Darstellung u. Notation eines Qubits • Quantenregister u. Superposition • Rechnen mit Qubits u. Registern /Quantoren u. Gattern Darstellung eines Qubits • Messung des Teilchens ergibt ‚genau‘ 2 Basiszustände Spin-up, Spin-down • Messung ergibt nur diskrete Werte System ist quantisiert • Zustände als Vektoren in einem ‚Hilbertschen Raum‘ darstellbar • Achsen entsprechen Basiszuständen • Allg.: n Qubits benötigen 2n Dimensionen Notation des Qubits • • • • • Verwendet ‚bra c ket‘-Notation von P. Dirac Zustandsvektor als |Ψ> bezeichnet Gebildet durch Basiszustände |Ψi> Anteil der Basiszustände durch wi angegeben Allg: |Ψ> = w0|Ψ0> + w1|Ψ1> ≡ ≡ (w0 / w1) • Bei einem Qubit entspricht Gewichtung des Basiszustandes Null w0 und Eins w1 Beispiel für ein binäres System • Annäherung an klassisches, binäres System • Basiszustände: |Ψ0> = |0> ‚Spin-down‘ |Ψ1> = |1> ‚Spin-up‘ • Zustandsvektor: Allg: |Ψ> = w0|0> + w1|1> ‚Spin-down‘: |Ψ> = (1/0) = 1|0> + 0|1> ‚Spin-up‘: |Ψ> = (0/1) = 0|0> + 1|1> Quantenregister • Zwei Qubits werden zu einem Register zusammengefasst, indem das direkte Produkt gebildet wird. • Nehme zwei Qubits: |Ψ(1)> = w0 (1)|0(1)> + w1(1)|1(1)> = (w0 (1)/ w1 (1)) |Ψ(2)> = w0 (2)|0(2)> + w1(2)|1(2)> = (w0 (2)/ w1 (2)) • Um das zusammengesetzte System |Ψ(1,2)> zu erhalten, multipliziert man |Ψ(1)>, |Ψ(2)>. Quantenregister • Man erhält einen vierdimensionalen Vektor: |Ψ(1)> |Ψ(2)> = (w0 (1)/ w1 (1)) (w0 (2)/ w1 (2)) = w0 (1) w0 (2) w00 w0 (1) w1 (2) w01 w1 (1) w0 (2) = |Ψ(1,2)> = w10 w1 (1) w1 (2) w11 • Zwei-Qubit Quantenregister mit 4 Basiszuständen: |00>, |01>, |10>, |11>. Quantenregister • Quantenregister befindet sich in einem der Basiszustände, wenn ein wi 1 ist und die anderen 0. • Wie bei Qubits kann der Zustandsvektor durch die Summe der Basiszustände gebildet werden. |Ψ(1,2)> = w00|00> + w01|01> + w10|10> + w11|11> • Analog ist Berechnung für 3-, 4- u. n-Qubits möglich. Simulationen schwierig Superregister • Wenn mehrere Qubits zu einem Quanteregister werden und die einzelnen Qubits nicht mehr getrennt von einander betrachte werden können. Superposition • Beispiel: |Ψ(1,2)> = 1|00> + 0|01> + 0|10> + 1|11> = = (1 / 0 / 0 / 1) • Bei Messung beeinflusst das erste Qubit das zweite. Messen des 1. Qubits ergibt |0>, bei 2. Qubit auch |0>, da Quantenregister |11> nicht annehmen kann. • Für Trennung Rechenvorgang umkehren. Rechnen mit Qubits • Änderung geschieht durch Anwendung eines Operators auf ein Qubit. • Operator hat die Form einer Matrix mit den Ausmaßen 2n x 2n. (n = Anzahl der Qubits) • Multipliziert man Quantor  mit Qubit |Ψ>, so erhält man |Ψ‘>.  |Ψ> = a b c d w0 = a w0 + b w1 w1 = c w0 + d w1 Quantoren und Gatter • „NOT“ – Gatter: ÛNOT = 0 1 10 • „Hadamard“ – Gatter: H = 2-½ 2-½ 2-½ -2-½ • „UB“ – Gatter: UB (α) = 2-½ 1 0 01 Quantenalgorithmen Quantenalgorithmen • • • • Der Deutsch-Jozsa-Algorithmus Der Grover-Algorithmus Der Shor-Algorithmus Datenverschlüsselung /Quantenkryptografie Der Deutsch-Jozsa-Algorithmus • Die Hälfte von 2 n identischen Münzen liegt mit der Vorderseite, die andere Hälfte mit der Hinterseite nach oben. • Wie viele Münzen muss man anschauen, um herauszufinden ob Vorder- und Hinterseite aller Münzen gleich ist? (Die Münzen dürfen dabei nicht umgedreht werden.) Der Deutsch-Jozsa-Algorithmus • Allgemeine Formulierung des Problems durch folgende Funktion: 1, x Vorderseit e f ( x) 0, x Rückseite • Ansehen einer Münze entspricht einer Durchführung der Funktion • Alle Fkt.werte sind entweder gleich 1 oder 0 • Genau die Hälfte aller Fkt.werte sind 1, der Rest ist 0 Der Deutsch-Jozsa-Algorithmus Laufzeitkomplexität: Seiten der Münzen sind gleich: (n/2) + 1 Münzen müssen betrachtet werden Seiten der Münzen sind ungleich: best case: 2 Münzen müssen untersucht werden worst case: (n/2) + 1 Münzen müssen angesehen werden Der Deutsch-Jozsa-Algorithmus • Quantenalgorithmus von Deutsch-Jozsa kommt mit einem einzigen Funktionsaufruf aus. • Durch Superposition aller möglichen Werte von x Berechnung von f (x ) für die gesamte Definitionsmenge durch eine einzige Durchführung der Funktion Der Grover-Algorithmus • Folgende Funktion sei gegeben 1, x x0 f ( x) 0, x x0 mit x {0,1,2,,2 1} und x0 x n • Aufgabe: Bestimmung von x0 Der Grover-Algorithmus • Laufzeitkomplexität: Klassischer Algorithmus: 2 n 1 Versuche Grover-Algorithmus: 2 n Versuche • Beispiel für n=10: klassisch: 512 Versuche quantenmechanisch: 32 Versuche Der Shor-Algorithmus • Effiziente Faktorisierung = Darstellung einer positiven natürlichen Zahl als Produkt von Primzahlen • „Killerapplikation“ für Quantenrechner Der Shor-Algorithmus • Laufzeitkomplexität einiger bekannter klassischer Algorithmen: Der Shor-Algorithmus • Im Shor-Algorithmus werden die Faktoren durch Bestimmung der Periode folgender Funktion ermittelt: f ( x) c (mod N ) x N Zahl, die faktorisiert werden soll c ganze Zahl, die mit N keine gemeinsamen Primfaktoren besitzt Der Shor-Algorithmus • Faktorisierung mit Quantenrechnern: Wo? • Bestimmung der Periode Wie? • Superposition: • alle möglichen Perioden gleichzeitig! rechnen • Fourier-Transformation: • Extraktion von Frequenzen periodischer Funktionen Der Shor-Algorithmus Quantencomputer vs. Digitalrechner Netzwerk von 100 Rechnern: Größe von N 1024 Bit 4096 Bit Rechenzeit 100000 Jahre Über 30 Milliarden Jahre Quantencomputer mit 100 Mhz: Größe von N 1024 Bit 4096 Bit Rechenzeit 4.5 Minuten 4.8 Stunden Der Shor-Algorithmus • Durch die gigantische Rechenleistung von Quantencomputer sind einige Verschlüsselungsverfahren nicht mehr sicher. • Sicherheit des RSA (Rivest,Shamir,Adleman)Verschlüsselungsverfahrens beruht darauf, dass große Zahlen nur mit großem Aufwand faktorisiert werden können. Der Shor-Algorithmus • Kryptographie (RSA): • p, q: große Primzahlen, n: pq n • d: relativ prim zu (p-1)(q-1), e aus ed 1 mod( p 1)( q 1) • Schlüssel: öffentlich (e, n), geheim (d, n) • Verschlüsseln a b d mod n Entschlüsseln b a e mod n Ende