Unterschiedliche Organisationskulturen – Diversitätskonzepte nützen! Workshop III 30.9.2010 Gabriele Bargehr, MSc Lerchenfelderstraße 65/16 A–1070 Wien t, f: +43.1.92 30 529 http://imkontext.at [email protected] Zentrale Fragestellung Welche Konzepte gibt es zur praktischen Umsetzung von „Gleichstellung“? Wie lassen sich gezielte Fördermaßnahmen und Diversity Konzepte usw. mit den Theorien und Praxen der Cultural Studies verknüpfen? Welche alten/neuen Ein- u. Ausschlüsse stellen sie her? Gleichstellung Gleichstellung meint die rechtliche und soziale Gleichstellung in Bezug auf Rechte, Ressourcen und Beteiligung an Entscheidungsprozessen. Gesellschaftliche systematische Diskriminierung …liegt vor, wenn eine effektive Schlechterstellung auf der Basis gesellschaftlicher Machtasymmetrien zwischen Bevölkerungsgruppen bewirkt wird, die als unterschiedlich definiert werden nach Hautfarbe, (vermeintlicher) ethnischer Herkunft, Nationalität, Religionszugehörigkeit, Geschlecht, Gesundheitszustand, Behinderung, sexueller Orientierung, Abweichung von der strikten Geschlechterpolarität oder Alter. Antidiskriminatorische BV Cultural Studies verbindet unterschiedliche Wissens- u. Praxisfelder (feministische Theorien, PostColonial-, Black-, Gender- und Queer, Gay and Lesbian Studies) Europäische Verortung „Center for Contemporary Cultural Studies“ in Birmingham (CCCS) England (Stuart Hall, Richard Hoggart…) Intersektionalität Kimberlé Crenshaw Ineinander wirkende Machtdynamiken durch Rassisierung, Geschlecht und Klasse oder Gender steht in Wechselbeziehung zu Herkunft, sexueller Orientierung, „Behinderung“, Alter, Religionen, Migration usw. Diversity Management Diversity Management als Organisationsstrategie bzw. Managing Diversity als Personalentwicklungsstrategie beschäftigen sich mit der externen wie auch der internen Vielfalt, der Heterogenität, den Unterschieden innerhalb und außerhalb der Unternehmen. Diversity Management bedeutet die gezielte Wahrnehmung und das bewusste Wertschätzen von Unterschieden als Vielfalt und nicht als Defizit. Ziele von DiM Einbindung, Fähigkeiten und Talente nützen Wettbewerbsvorteil Identifizierung von Potentialen Größere Flexibilität der Individuen Neues Verständnis von Unterschiedlichkeit Überwindung von Spannungen Problemlösungsfähigkeit Schaffen von transkulturellen Organisationen Österreichisches Normierungsinstitut Diversity Management (DiM) ist ein strategischer Managementansatz zur gezielten Wahrnehmung und Nutzung der Vielfalt von Personen und relevanten Organisationsumwelten bzw. Stakeholdern, um strukturelle und soziale Bedingungen zu schaffen, unter denen alle Beschäftigten ihre Leistungsfähigkeit und -bereitschaft zum Vorteil aller Beteiligten und zur Steigerung des Organisationserfolges entwickeln und entfalten können. ÖNORM S 2501 1.1.2008 Kerndimensionen von DiM ÖNORM EU – Gleichstellungs- u. Antidiskriminierungsrichtlinien Alter Behinderung Ethnische Zugehörigkeit Geschlecht Religion Sexuelle Orientierung Weltanschauung Der politisierte Diversity Ansatz Partizipation aller Menschen am gesellschaftlichen Leben Social Justice = Verteilungs- u. Anerkennungsgerechtigkeit Achsen der Differenz in ihrer Verknüpfung zu denken Dekonstruktion von Stereotypen Fordert eine machtanalytische Auseinandersetzung Kulturbegriff Dynamische Sichtweise Starre Sichtweise Kultur als historischer Prozess, in dem sich Verhaltensweisen und Haltungen herausbilden, verfestigen und/oder verändern Kultur als Ensemble gesellschaftlicher Praxen und gemeinsam geteilter Bedeutungen Miteinbeziehung von Machtverhältnissen Kultur als unveränderliche „natürliche“ Eigenschaft (Haltungen und Verhaltensweisen von Menschen werden als Ausdruck einer als „angeborenen“ homogen und konstant gedachten Kultur betrachtet) Ethnizität als Wesensmerkmal der „Anderen“ Ausblendung von Machtverhältnissen Interkulturelle Kompetenz bezieht sich nicht ausschließlich auf den Umgang mit “Fremdheit” aus anderen Herkunftsländern (ethnisierend), sondern genauso auch auf den Umgang mit biographischer, milieuspezifischer, (sub)kultureller u.a. “Fremdheit” Merkmale Interkultureller Kompetenz (sich verändernd, verschiebend) Eigene Kulturgebundenheit reflektieren Wissen über das “Andere” aneignen/reflektieren (Kulturelles) Wissen nicht stereotypisieren Asymmetrie von Beziehungen Empathie Aufmerksamkeit für negative Kollektiverfahrungen Reflexion der eigenen “Fremdbilder” Kompetenzen und Fähigkeiten Wissen um gesellschaftliche Konstruktionen von Ungleichverhältnissen in Bezug auf die Kategorien Geschlecht, Ethnie, Alter, Behinderung, Religion und sex. Orientierung usw. Erkennen der Diskriminierungsstrukturen und welche Rolle die eigenen Werte, Normen und Einstellungen spielen. Positionieren und Handeln resultiert aus dem Wissen und Erkennen. Gender- und Diversity Kompetenz Gender- und Diversity Kompetenz Führung und Entwicklung einer zukunftsfähigen Organisation FührungsMethoden u. Fach- OESozial- Qualitätsstandards Welche Elemente gehören zu einem "guten" Instrument bzw. einer "guten" Anwendung? Geschlechter- u. diversitätsgerechte Sprache Transparente, verständliche und einheitliche Verwendung von Begriffen wie Gender, Diversity, Gleichstellung, Geschlechtergerechtigkeit usw. Inhaltlich und formal konsistent gestaltet, klar strukturiert Prägnante Inhalte Qualitätsstandards „gute“ Instrumente formulieren klar das Ziel der Gleichstellung führen zur Zielerreichung (Strategie/Ziel/Interaktion) stehen nicht in Konkurrenz zu bisherigen frauen- und gleichstellungspolitischen Maßnahmen setzen Gender nicht mit Stereotypen fort sind adäquat für das Politik- Organisations- und Handlungsfeld Qualitätsstandards Weisen auf Informations- bzw. Datenmängel hin (z.B. Lücken im Stand der Forschung) Verhindern nur ja/nein Fragen und Abhacken (z.B. Checklisten als einziges Erhebungsinstrument) Enthalten sorgfältig ausgesuchte Beispiele (best-good-bad practise?) Diversity Dimensionen Kontextfragen Welchen Stellenwert haben die Dimensionen Gender, Herkunft, Alter, Behinderung, sex. Orientierung usw. in unserer Organisation? Welche Dimensionen von Diversity werden in unserer Organisation wahrgenommen und bearbeitet? Was wird als Gemeinsamkeit und Verschiedenheit definiert? Literatur Müller, Catherine; Sander Gudrun: Innovativ führen mit DiversityKompetenz. Vielfalt als Chance. Verlag Haupt, Bern 2009 Abdul-Hussain, Surur; Baig, Samira (Hrsg.): Diversity in Supervision, Coaching und Beratung. Verlag Facultas 2009 Becker, Manfred; Seidel, Alina (Hrsg.): Diversity Management. Unternehmens- und Personalpolitik der Vielfalt. Verlag SchäfferPoeschel, Stuttgart 2006 Mecheril, Paul: Einführung in die Migrationspädagogik. Beltz Verlag, Weinheim u. Basel 2004 Wimmer, Franz Martin: Interkulturelle Philosophie. Facultas Verlag, 2004 Wien Auernheimer, Georg (Hrgs.): Interkulturelle Kompetenz und pädagogische Professionalität. Leske+Budrich, Opladen 2002 Bobadilla, Güres, Achola, Dimitrova, Del Sordo (Hg.): MigrationsskizzenPostkoloniale Verstrickungen, antirassistische Baustellen. Verlag Löcker 2010