Experimente und Demonstrationen Berlin 2002

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Experimente und Demonstrationen
im
Psychologieunterricht
Inhalt
1.
Die Erlebnisepisode „Spinnenangst“
Exkurs I: Experimente, Demonstrationen und psychologische Theorien
2. Problemorientierte Einstiege in die Paradigmen der Psychologie
2.1 Tiefenpsychologie: „Gedächtnislücken“
2.2 Behaviorismus: „Worte und Gefühle“ und „Telepathie“
2.3 Ganzheitspsychologie: „Scheinbewegung“, „Akustische Gestalten“,
„Unvollendete Rhythmen“, „Rasterbild“
2.4 Psychobiologie: „Pupillenreakion“ und „Kindchenschema“
2.5 Kognitivismus: „Tiefe der Verarbeitung und Wiedererinnern“, „Abwehrer und
Sensibilisierer“
Inhalt
3. Unterrichtsexperimente und Demonstrationen zur Sozialpsychologie
3.1 Unterrichtsexperiment: „Gruppendruck“
3.2 Unterrichtsdemonstration: „Gruppenbildung“
3.3 Unterrichtsdemonstration: „Nasa-Übung“
4. Klinische Psychologie: „Schizophrene Symptome“
5. Persönlichkeitspsychologie und –diagnostik
5.1 „Präsentation” im Rahmen eines Assessment-Centers
5.2 Der „Graphical Symbol Translation Test“
6. Polizeipsychologie: „Zeuge eines Verkehrsunfalls“
Exkurs II: Funktionen psychologischer Unterrichtsdemonstrationen und
Experimente
Spinnenangst: Mögliche wissenschaftliche Erklärungen
Psychobiologische Erklärung:
Die Konfrontation mit bestimmten Tieren (darunter Spinnen) löst als
angeborener Auslösemechanismus (AAM) Angst- oder Fluchtreaktionen
aus. Diese sind im Verlauf der menschlichen Evolution (in den Urwäldern
der Vorzeit) entstanden und hatten eine adaptive Funktion; d.h. sie
sicherten den frühen Menschen eine höhere Fortpflanzungswahrscheinlichkeit (reproduktive Fitness) , da sie sie vor gefährlichen Lebewesen
schützten.
Behavioristische Erklärung:
Die Ekel- und Angstreaktionen sind gelernte Verhaltensformen: In
bestimmten sozialen Situationen wurde die Spinnenangst konditioniert,
z.B. durch Beobachtung heftiger Angstreaktionen bei einem Erwachsenen
(stellvertretendes Klassisches Konditionieren). Als Auslöser kommen
neben dem eigentlichen Reiz „Spinne“ auch deren Vorstellungen in Frage.
Spinnenangst: Mögliche wissenschaftliche Erklärungen
Kognitivistische Erklärung:
Die Angst entsteht durch einen Prozess der Informationsverarbeitung:
Neben der allgemein anerkannten Information „Spinnen sind (in Europa)
harmlos“ müssen „irrationale Überzeugungen“ („irrational
believes“)vorhanden sein, die die Angst erzeugen, z.B. „Spinnen können
durchaus auch gefährlich sein, vgl. die ‚Schwarze Witwe’!“ - „Spinnen
können Krankheiten übertragen“.
Tiefenpsychologische Erklärung:
Die „Spinne“ ist ein Symbol, das verdrängte, frühkindliche Ängste aktiviert.
So könnte die Assoziationskette „Spinne - Spinnennetz - gefangen sein gefressen werden“ unbewusst an die ödipale Situation in der Familie
erinnern, wo auch eine Lebensbedrohung aus dem engsten Familienkreis
unbewusst phantasiert wurde.
Exkurs I zur Didaktik psychologischer
Unterrichtsdemonstrationen
Psychische Phänomene können nur mit Hilfe von psychologischen
Wahrnehmungsschemata oder Modellen erfasst, beschrieben oder
erklärt werden
Psychologische Wahrnehmungsschemata legen fest
• welche konkreten psychischen „Gegenstände“ (Aspekte) man
überhaupt wahrnimmt
• welche typischen Zusammenhänge, Hintergründe, Ursachen
man annimmt
Psychologische Wahrnehmungsschemata können sein:
• Alltagspsychologische Grundmuster, die man der kulturellen
Umgebung entnimmt oder
• Wissenschaftliche psychologische Theorien und Modelle
Exkurs I zur Didaktik psychologischer
Unterrichtsdemonstrationen
Die fünf Paradigmen der Psychologie
Grundelemente
wichtige
Theorien
Tiefenpsychologie
Unbewußte Prozesse:
Umgang mit elementaren Bedürfnissen und Antrieben
verdrängte Kindheitserlebnisse (Bedürfniskonflikte)
Abwehrmechanismen, Übertragungsprozesse
Instanzenmodell
(Ich/Es/Überich)
Traumdeutung
Neuroselehre
Ganzheitspsychologie
Ganzheiten, die sich selbst organisieren:
Miteinander in sozialen Systemen
Selbstverwirklichung der Person
ganzheitliches Wahrnehmen, Denken, Handeln
Gestaltgesetze
WERTHEIMER
nichtdirektives Gespräch
ROGERS
Systemtheorie
WATZLAWICK
Behaviorismus
Beobachtbares Verhalten:
als Reaktion auf auslösende äußere Reize (Reizkontrolle)
Verhaltensänderung durch Lernprozesse
Klassisches Konditionieren WATSON
Operantes Konditionieren SKINNER
Modellernen
BANDURA
Psychobiologie
Biologisches Verhalten mit Anpassungsfunktion:
Sicherung des Überlebens und der Fortpflanzung,
genetische und stammesgeschichtliche Bedingtheit
Humanethologie
Bindung
biologische Signale
LORENZ
BOWLBY
MORRIS
Kognitivismus
Informationsverarbeitungsprozesse:
Interpretation von Vorgängen, Erwartungen, Einstellungen Speichermodelle
Hypothesentheorie
Organisation von Wissen, Problemlösen
zielgerichtetes Handeln, selbsttätige Handlungssteuerung Attributionstheorie
MILLER
BRUNER
WEINER
Paradigma
wichtige
Vertreter
FREUD
ADLER
JUNG
Exkurs I zur Didaktik psychologischer
Unterrichtsdemonstrationen
Fazit:
Jede Demonstration und jedes Experiment im Psychologieunterricht steht
immer im Kontext mit einem oder mehreren theoretischen Erklärungsmodellen.
Daraus folgt:
Ohne den Hintergrund eines wissenschaftlichen theoretischen
Modells sind Experimente und Demonstrationen im
Psychologieunterricht sinnlos!
Rasterbild
Pupillenreaktion
A
B
C
D
E
F
G
H
1 (Jüngstes)
2
3
4 (Ältestes)
Kinder:
Tiere:
Kindchenschema
Kinder/Tiere
Kindchenschema
Puppen
Grundprinzipien des Kognitivismus
Allen psychischen Phänomenen liegen Prozesse
der Informationsverarbeitung zugrunde.
Beispiel:
unbemerkte Verarbeitung
bemerkte Verarbeitung: "Erkennen"
Begriffe
Wertungen
Lesetechnik
sensorischer
Speicher
sensorische
Verarbeitung
Entschlüsseln
Prüfen
Strukturieren
Lang-
Kurzzeitgedächtnis
inhaltliche
Weiterverarbeitung
Denkprozesse
organisierte
Wissenssysteme
zeitgedächtnis
Blockdiagramm für die Informationsverarbeitung bei der Wahrnehmung
(nach Broadbent, 1987 und Sperling, 1963)
Exkurs II: Funktionen psychologischer
Unterrichtsdemonstrationen und Experimente
Induktives Vorgehen im Unterricht:
wissenschaftliche
Theorie
Demonstration
Experiment
• Ausgangsbasis für entdeckendes Lernen
• Musterbeispiel für paradigmatische
wissenschaftliche Wahrnehmungs- und
Erklärungsformen
• Anschauungsmaterial zur Herleitung
psychologischer Theorien
Deduktives Vorgehen im Unterricht:
wissenschaftliche
Theorie
Demonstration
Experiment
• theoretische Sachverhalte veranschaulichen
• Beispiel sein für die Reichweite und
Gültigkeit eines theoretischen Modells
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