E2 Material Lernen Lerntheorien – Heute schon konditioniert (worden)? 1 5 10 15 20 25 30 M6 Operantes Konditionieren M 6a Operantes Konditionieren im Alltag M 6b Grundlagen des operanten Konditionierens Um Verhalten experimentell zu untersuchen, entwickelte Skinner Methoden zum operanten Konditionieren (oft auch als instrumentelles Konditionieren bezeichnet). Hierbei manipulierte er die Konsequenzen des Verhaltens, um den Effekt der Konsequenzen auf das Folgeverhalten abzuschätzen. Als operant gilt jedes Verhalten, das von einem Organismus gezeigt wird und das anhand seiner beobachtbaren Effekte auf die Umwelt des Organismus beschrieben werden kann. Wörtlich bezeichnet „operant“ die Beeinflussung der Umwelt, das heißt die Ausführung von Operationen an der Umwelt […]. Operante Reaktionen werden nicht durch spezifische Reize ausgelöst, wie dies beim klassisch konditionierten Verhalten der Fall ist. Tauben picken, Ratten suchen nach Futter, Babys schreien und plappern, einige Menschen gestikulieren, während sie reden, und andere stottern. Die Auftretenswahrscheinlichkeit dieser Verhaltensweisen in der Zukunft kann durch eine Manipulation der Effekte, die sie auf die Umwelt haben, erhöht oder gesenkt werden. Wenn beispielsweise ein Baby plappert und dies den gewünschten Kontakt zu den Eltern zur Folge hat, wird dieses Baby in Zukunft mehr plappern. […] Um diese neue Art der experimentellen Analyse durchzuführen, erfand Skinner eine 35 40 45 50 694 Unterrichts-Materialien Pädagogik · Psychologie Stark Verlag Vorrichtung, die es ihm erlaubte, die Konsequenzen von Verhalten zu manipulieren: die so genannte Skinnerbox. […] Wenn die Ratte ein Verhalten zeigt, das vom Experimentator als adäquat (zum Beispiel erwünscht) definiert wurde, und sie dann einen Hebel drückt, dann gibt die Vorrichtung eine Futterpille aus. Diese Vorrichtung erlaubt den Experimentatoren, die Variablen zu untersuchen, von denen es abhängt, ob Ratten das Verhalten, das die Experimentatoren definieren, lernen – oder auch nicht lernen. Wenn beispielsweise ein Hebeldruck nur dann eine Futterpille freigibt, wird die Ratte schnell lernen […], zuerst einen Kreis zu laufen und dann den Hebel zu drücken. […] Positive und negative Verstärker […] Ein Verstärker ist jeder Stimulus, der – wird er kontingent zum Verhalten dargeboten – die Wahrscheinlichkeit dieses Verhaltens im Laufe der Zeit erhöht. Als Verstärkung wird 17 E2 Material 55 60 65 Lernen Lerntheorien – Heute schon konditioniert (worden)? die Gabe von Verstärkern in der Folge von Reaktionen bezeichnet. Verstärker sind empirisch definiert – und zwar durch den Effekt, den sie auf die Wahrscheinlichkeit einer Reaktion zeigen. Wenn Sie sich im Alltag umschauen, werden Sie möglicherweise drei Klassen von Reizen erkennen: jene, denen Sie neutral gegenüberstehen, jene, die Sie als angenehm erleben, und jene, die Sie als aversiv erleben (Sie wollen sie vermeiden). Es ist klar, dass die Zusammenstellung dieser Klassen von Reizen von Individuum zu Individuum unterschiedlich ist: Was angenehm oder aversiv ist, ist durch das Verhalten jedes individuellen Organismus definiert. […] M 6c 70 75 80 Wenn auf ein Verhalten ein angenehmer Reiz folgt, spricht man von positiver Verstärkung. […] Wenn auf ein Verhalten die Entfernung eines aversiven Reizes folgt, dann spricht man von negativer Verstärkung. […] Es gibt zwei allgemeine Arten von Lernumständen, in denen negative Verstärkung wirkt. Bei der Fluchtkonditionierung lernen Tiere, dass eine Reaktion ihnen ermöglicht, einem aversiven Stimulus zu entkommen. […] Bei der Vermeidungskonditionierung lernen Tiere Reaktionen, die ihnen ermöglichen, aversiven Stimuli zu entkommen, bevor diese einsetzen. Aus: Richard J. Gerrig/Philip G. Zimbardo: Psychologie, München: Pearson Studium 2008, S. 207– 209 Operantes Konditionieren in der Erziehung ARBEITSAUFTRÄGE 1 Erarbeiten Sie sich Grundbegriffe und Grundthesen des operanten Konditionierens und halten Sie diese in Stichpunkten fest. 2 M 6 c zeigt ein Kleinkind in der Trotzphase. Beschreiben Sie, wie Sie als Erziehende(r) auf ein solches Verhalten reagieren würden, und erläutern Sie die Folgen, die dies für das zukünftige Verhalten des Kindes haben könnte. Stellen Sie dabei einen Bezug zum operanten Konditionieren her. 3 Erklären Sie, wie es zur Löschung eines konditionierten Verhaltens kommen könnte. 4 Diskutieren Sie im Anschluss Ihrer Erarbeitung, welche beobachtbaren Verhaltensweisen, die auf Lernen zurückzuführen sind, mithilfe der Konditionierung nicht erklärbar sind. 18 694 Unterrichts-Materialien Pädagogik · Psychologie Stark Verlag