Max Horkheimer Traditionelle und Kritische Theorie Inhalt 1. Max Horkheimer – Einführung in die Biografie 2. Geschichtliche Einordnung des Textes „Traditionelle und Kritische Theorie“ (1937) 3. Traditionelle Theorie 4. Kritische Theorie / kritisches Denken 5. Textausschnitt des World Café 6. Quellenverzeichnis Biografie - Soziologe und Philosoph 1895: 1919: 1919- 1922: Max Horkheimer wird in Stuttgart geboren holt das Abitur nach Psychologie- und Philosophiestudium in München, Freiburg und Frankfurt/ Main Freundschaft mit Theodor W. Adorno 1926: 1930: 1933: 1934: Privatdozent in Frankfurt/ Main Heirat mit Rosa Riekher neben Erich Fromm und Herbert Marcuse gehört Horkheimer zu den Mitbegründern des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt/ Main, dessen Direktor er 1931 wird zunächst emigriert Horkheimer in die Schweiz Emigration in die USA 1942- 1944: 1947: 1949: 1950: arbeitet mit Adorno an der „Dialektik der Aufklärung“ „Dialektik der Aufklärung“ wird in den USA veröffentlicht, aber erst 1969 in Deutschland Horkheimer kehrt nach Deutschland zurück Institut für Sozialforschung wird wiedereröffnet Horkheimer wird zu einer der prägenden Gestalten der sogenannten Frankfurter Schule und der kritischen Theorie 1951- 1953: 1959: 1970: 1973: Rektor der Universität Frankfurt/ Main Umzug nach Montagnola bei Lugano Veröffentlichung der Schrift „Traditionelle und kritische Theorie“ Horkheimer stirbt in Nürnberg Geschichtliche Einordnung des Textes „Traditionelle und Kritische Theorie“ (1937) kritische Theorie: am Marxismus orientierte Theorie Ursprung: 1924 –> Eröffnung des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt a.M. 1931 übernahm Horkheimer Leitung Verschärfung der Hetze gegen Juden und Linke → Institut bereitet Emigration vor 1933 Machtübernahme Hitlers → ca. 1/3 des Lehrkörpers wird entlassen, Horkheimer bereits vorher geflohen Institut gelangt nach New York → wird der Columbia University angeliedert Columbia University im Exil entsteht Zeitschrift für Sozialforschung Kritische Theorie wird formuliert nach Krieg nimmt Horkheimer Arbeit in Frankfurt wieder auf Traditionelle Theorie was traditioneller Weise in Wissenschaft unter Theorie verstanden wird Ziel der Theorie: universales System der Wissenschaft Theorie als in sich geschlossenes Sätzesystem einer Wissenschaft möglichst allgemein gültiges Wissen anhäufen Ordnung der Welt erschließt sich einem gedanklichen deduktiven Zusammenhang Traditionelle Theorie Trennung der Wissenschaften und der verschiedenen Produktionszweige eingebildete Selbstständigkeit der Wissenschaft Weitgehende Trennung von Theorie und Praxis Hat auch positive gesellschaftliche Funktion – stellt Element eines gerechten, differenzierten, kulturellen Ganzen dar Kritische Theorie/kritisches Denken neu: gesellschaftlicher Bezug Gegenstand: der Mensch, die Gesellschaft Kritische Theorie/kritisches Denken kritisiert bestehendes Gesellschaftssystem will das bezeichnen, das überwunden werden soll: - Kapitalismus/bürgerliche Wirtschaft - Klassensystem Kritische Theorie/kritisches Denken neu entdeckte Zusammenhänge gehen nicht allein auf Logik und Methodik zurück Zusammenhang mit realen gesellschaftlichen Prozessen keine Unabhängigkeit der verschiedenen Produktionszweige Tätigkeit, die zur Existenz der Gesellschaft beiträgt, braucht nicht produktiv (also wertbildend) zu sein Kritische Theorie/kritisches Denken es existiert nur eine Wahrheit Theoretiker: Darstellung der gesellschaftlichen Widersprüche als stimulierender Faktor die kritische Theorie wird nie ihre Ruhe bei irgend einer Wahrheit finden Allgemeines Ziel der kritischen Theorie eine Welt schaffen, die den Bedürfnissen und Kräften der Menschen genügt ungehinderte Entfaltung und das Glück des Menschen, der vernünftige Zustand, Gerechtigkeit Die Kritische Theorie will: Aufhebung der gesellschaftlichen Verhältnisse, welche die Entwicklung gegenwärtig hemmen Aufheben der Trennung der Wissenschaften Aufhebung der Trennung von Theorie und Praxis Aufhebung des gesellschaftlichen Unrechts Die Kritische Theorie kritisiert: gesamte wahrnehmbare Welt muss hingenommen werden, Denken des Einzelnen muss sich den Bedürfnissen anpassen Zerspaltenheit von Mensch und Gesellschaft, Zerissenheit und Irrationalität Bürgerliches Denken: Individuen erhalten das Leben der Gesellschaft, indem sie für ihr eigenes Glück sorgen Produktion ist nicht auf das Leben der Allgemeinheit abgestellt, sondern auf den Machtanspruch des Einzelnen Ohnmacht der Individuen vor den von ihnen selbst erzeugten Verhältnissen Die kritische Theorie kritisiert die Welt gehört dem Kapital völkische Ideologie von oben geförderte Verhinderung des Bewusstwerdens Wissenschaften überlassen es anderen oder einer späteren Zeit oder dem Zufall, die Beziehung zur Wirklichkeit herzustellen jeweilige Herrschaft wird damit stillschweigend von der Wissenschaft bestätigt Veränderbarkeit der kritischen Theorie historischer Bezug kritische Theorie verändert sich, wenn sich die Gesellschaft ändert grundlegender Lehrgehalt bleibt bestehen Schwierigkeiten in der Umsetzung des kritischen Denkens Leute, die zu viel denken, gelten als gefährlich theoretisches Denken könnte mühsam vollzogene Anpassung an die Realität als verkehrt und überflüssig erscheinen lassen Massenglauben als unmittelbares Produkt der herrschenden Bürokratien in Wirtschaft und Staat Textausschnitt des World Café „Wenn von Vernunft bestimmtes Handeln zum Menschen gehört, ist die gegebene gesellschaftliche Praxis, welche das Dasein bis in die Einzelheiten formt, unmenschlich, und diese Unmenschlichkeit wirkt auf alles, was sich in der Gesellschaft vollzieht.“ Textausschnitt des World Café „Auch die Interessen des kritischen Denkens sind allgemein, aber nicht allgemein anerkannt. Die Begriffe, die unter ihrem Einfluss entstehen, kritisieren die Gegenwart. Die Marxschen Kategorien […] sind Momente eines begrifflichen Ganzen, dessen Sinn nicht in der Reproduktion der gegenwärtigen Gesellschaft, sondern in ihrer Veränderung zum Richtigen zu suchen ist. Wenngleich die kritische Theorie nirgends willkürlich und zufällig verfährt, erscheint sie der herrschenden Urteilsweise daher subjektiv und spekulativ, einseitig und nutzlos.“ Textausschnitt des World Café „In der liberalistischen Periode war die ökonomische Herrschaft weitgehend mit dem juristischen Eigentum an den Produktionsmitteln verknüpft. Die große Klasse der Privateigentümer war gesellschaftlich führend (...). Die Industrie war noch in eine große Anzahl von heute aus gesehen kleiner, selbstständiger Unternehmen differenziert. (...) Heute (...) zeigen sich einzelne mächtige Manager, die ganze Sektoren der Industrie beherrschen und nur einen verschwindenden Teil der von ihnen dirigierten Werke zum juristischen Eigentum haben. (...) Ohne daß etwa die juristische Definition des Eigentums im geringsten geändert wird, werden die Eigentümer gegenüber den Leitern und ihrem Stab zunehmend ohnmächtig. (...) Am Ende des Prozesses steht eine nicht mehr von selbständigen Eigentümern, sondern von industriellen und politischen Führercliquen beherrschte Gesellschaft.“ Quellenverzeichnis Primärliteratur: Horkheimer, Max: Traditionelle und Kritische Theorie (1973); verschiedene Ausgaben, u.a. in M. Horkheimer: Gesammelte Schriften) Sekundärliteratur: http://video.google.com/videoplay?docid=6609394119845989184# http://www.kritiknetz.de/traditionelle_kritische.pdf