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SCHMERZ
Eine vieldimensionale Problemstellung
Handout
Dr. Bernhard Reiter – Palliative Care
am Krankenhaus der Elisabethinen Linz
[email protected]
Linz, den 23. Jänner 2015
„Wie Menschen versterben, verbleibt als wichtige Erinnerung
für diejenigen, die weiterleben.
Sowohl in ihrem Interesse wie auch im Interesse des Patienten
ist es unsere Pflicht, Kenntnisse darüber zu haben,
wie Schmerzen und andere Symptome entstehen,
und wie man diese Probleme effektiv behandeln kann.
Das, was in den letzten Lebensstunden eines Menschen
geschieht, kann früher erlebte Wunden heilen
oder es verbleibt als quälende Erinnerung,
die einer adäquate Trauer verhindert.“
Cicely Saunders
“Ich habe Schmerzen“ kann bedeuten:
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Zahnschmerzen
Gallenkolik
Angina pectoris
Ich komme mit dem
Leben nicht zurecht
Meine Tochter ist
gestorben...
Ich brauche Dich...
Ich hasse Dich...
Ich habe Krebs...
• Ich bin traurig,
deprimiert...
• Ich brauche, ich will
Tabletten
• Ich brauche
Aufmerksamkeit und
Fürsorge
• Ich bin allein...
• Ich fürchte mich vor
dem Sterben, dem
Tod...
• ...
Was ist Schmerz ?
• Ein Warnsignal
• Ein Stimulus
• Ein Hilferuf (psychosozial)
• Die Erfahrungen des Lebens (Lernen)
• Hauptbegründung für aktive Sterbehilfe
• Eine Einnahmequelle
• Das, was der Patient sagt, das es ist
(subjektiv)
Grundfragen
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Wozu sind Schmerzen da?
Verstehen wir, was Schmerz ist?
Wie er entsteht?
Wovon er abhängig ist?
Welche Folgen er hat?
Was ihn verstärkt?
Wie können wir nun dem an Schmerzen leidenden
Menschen begegnen ?
• Wie können wir diese Schmerzen lindern?
Schmerz - zentrale Fragen
• Was bedeutet die Aussage - Ich habe
Schmerzen?
• Welche Erklärung hat der Patient erhalten?
• Welche Erwartungen hat er? (Angehörige?
Personal?)
• Ist die Behandlung lege artis und suffizient?
• Wer leidet am meisten? (Patient, Angehörige,
Pflegepersonal, Arzt,...)
• Was passiert, wenn die Schmerzen
verschwinden?
Schmerzen - einige Mythen
• Ich habe soviel(e) Schmerzen gehabt - und
ich vertrage dadurch umso mehr...
• Große Traumen, schwere Krankheiten
bedeuten umfassende Schmerzprobleme
• Früh- und Neugeborene = keine Schmerzen
• Die Alten müssen lernen mit ihren Plagen zu
leben
• Die Schmerzen sind physisch...
• ...
Grundlegende Fragen:
• Schmerz - unabdingbarer Teil unseres
Menschseins und Geheimnis zugleich -
gibt es menschliche Entwicklung,
ein Reifen ohne Schmerz?
• Durch Schmerz reifen? - ist nur dann möglich,
wenn der Schmerz erträglich wird,
wenn er nicht alle Lebendigkeit vernichtet!
Körperlicher oder seelischer
Schmerz?
• Schmerz ist nicht seelisch oder körperlich
• Schmerz ist immer seelisch und körperlich
• Schmerz bedeutet eine interdisziplinäre und
interprofessionelle Herausforderung
• Schmerz erfordert immer eine ganzheitliche
Behandlung
Seelische Schmerzen
• Individueller Schmerz
• Dyadischer Schmerz
• Familiärer Schmerz
• Sozialer Schmerz
• ...
Spirituelle Schmerzen
• „Ich bin für niemanden mehr wichtig“
• „Ich bin nichts mehr wert“
• „Mein Leben hat keinen Sinn mehr“
• „Ich glaub´, der Herrgott hat mich auch schon
verlassen...“
„Lass´ mich in deinen Schuhen gehen,
um zu spüren, wo sie dich drücken.
Obwohl ich eine andere Größe habe und niemals gleich
fühle wie du.
Ich will es trotzdem versuchen,
wenn du es mir zutraust“
Maria Rutherford
Schmerztherapie - eine persönliche
Herausforderung
• Sensibel bleiben ohne kaputt zu gehen
• Beziehung finden zu an Schmerzen
leidenden Menschen
• Akzeptieren der eigenen Grenzen und
Sinn finden
Wie kann Schmerz erfasst werden?
• Krankengeschichte und alle Unterlagen
• Wie es der Patient erfaßt und beschreibt
• Verhalten
• Körperliche Untersuchung
• “Objektive Meßdaten“
• Vegetative Aktivität
• Fragebögen
• Effekt der Behandlung
Kausale Schmerztherapie
• Akute Schmerzen Beseitigung und
Therapie der Schmerzursache
• Chronische Schmerzen Reduktion der Schmerzursache ...
Ein langer gemeinsamer Weg von Patient
und Arzt - Woher? Wohin?
Schmerzschwelle...
...resultiert aus allen gleichzeitig bestehenden
Beeinträchtigungen
• Ausmaß der Multimorbidität
• Kräftezustand
• Akut- oder Dauerschmerz (Dauer?)
• gleichzeitig bestehende Schmerzen
(körperlich, seelisch, spirituell, sozial...)
• Einflussfaktoren der persönlichen
Lebensgeschichte
• ...
Linderung von Schmerzen
• Adäquate Medikation
• Ernstnehmen der Gefühle
• Verständnis für die Reduktionen
• Verständis für die Verluste
• Annehmen der Auseinandersetzung
• Hilfe bei der Neuorientierung
• Zulassen der Abschiedstrauer
Schmerztherapie - medizinisch
• Anamnese und Untersuchung
• Diagnose, Verständnis und Erwartung
• Behandlung der Ursache
• Medikamente
• Ruhe (akute Schmerzen)
• Training (chronische Schmerzen)
Schmerztherapie - körperlich
• Aktivität und Training
• Physikalische Behandlung
• TENS und Akupunktur
• Medikamente
• Kälte / Wärme
• Fußmassage
Schmerztherapie - psychologisch
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Verständnis und Erwartung
Ablenkung
Verbesserung des Selbstwertgefühls
Hypnose
Kognitive Therapien
Verhaltenstherapie, bio-feedback
Gesundenrolle = Anpassung an ein Leben, wo
der Schmerz nicht das Hauptthema ist
Schmerztherapie - die Seele
• Seelsorge
• Bearbeitung früherer Verluste und
Niederlagen
• Schmerz und Trauer zulassen
• Religion
• Gott
• Sinn des Lebens
• Urlaub...
Schmerztherapie - sozial
• Soziales Verhalten
• Aktivität
• Arbeit
• Freunde
• Therapie von Patient, Angehörige und
Therapeuten
• Teamarbeit
Grundlagen der
Schmerztherapie
• Orale Medikamenteneinnahme
• Regelmäßige Einnahme nach festem
Zeitschema
• Individuelle Dosierung
• Kontrollierte Dosisanpassung
• Prophylaxe von Nebenwirkungen durch
Begleitmedikamente
• Gezielter Einsatz von Co-Analgetika
Hauptfehler in der
Schmerztherapie
• zu spät
• zu wenig
• zu kurz
• zu selten
• bei Bedarf
• möglichst lange ohne Morphin
Folgen unzureichender
Schmerzbehandlung
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Kraftverlust
Kompetenzverlust
Immobilität
Appetitlosigkeit
Kachexie
Schlafstörungen
Depression
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Isolation
Hirnleistungsminderung
Unruhe
Verwirrtheit
Innere Emmigration
...
Wenn alles nichts mehr hilft...
• Anamnese und Ursachen mit neuen Brillen erfassen
• Kindheit, Familienanamnese (Geniogrammarbeit)
• Medikamenten- und Alkoholanamnese
• Nicht bearbeitete Lebenskrisen und Trauer
• Einsamkeit im Sterbensprozess
• Keine Injektion von potentiellen Rauschmitteln
• Was würde passieren, wenn die Schmerzen
verschwinden?
TOTAL PAIN...
• Schmerz ist, was der Patient für sich als
Schmerz bezeichnet
• Schmerzen müssen immer im
Gesamtzusammenhang gesehen werden
• Die Behandlung erfordert ein bio-psychosoziales Behandlungskonzept
• Fachliche - menschliche „Kompetenz“ des
Therapeuten
• Schmerz am Lebensende ist immer ein
„totaler Schmerz“
„Die Überlebenden verlieren
einen Menschen.
Der Versterbende verliert
die ganze Welt“
G. Vierth
Unterstützung der
Angehörigen
• Bedürfnisse der Angehörigen explorieren
• zur Klärung der Beziehung zum Sterbenden
animieren
• in die Pflege einbinden
• individuelle Abschiedstrauer zulassen,
dazu ermutigen
• über Rechte und Pflichten informieren
• Stützen
Der alte, hochbetagte Mensch
und sein Schmerz
• Warum werden alte Menschen viel zu selten ernst
genommen?
• Ihre Schmerzen nicht erkannt, nicht angemessen
behandelt, in Stärke und Auswirkung auf die
Lebensqualität unterschätzt?
• Warum werden Schmerzen und sonstige quälende
Beschwerden oft bagatellisiert?
• Die Erlebnis- und Leidensfähigkeit wird häufig
unterschätzt - Warum? Ärzte kümmern sich häufig
mehr um Befunde als um das Befinden...
Wenn Sie eine Tür aufmachen,
dann müssen Sie dableiben...!
Für wen tun wir das eigentlich den Patienten, den Sterbenden?
oder für die, die nicht zusehen können...?
Cicely Saunders
„ Wie Menschen versterben, verbleibt als wichtige Erinnerung für
diejenigen, die weiterleben.Sowohl in ihrem Interesse wie auch
im Interesse des Patienten ist es unsere Pflicht, Kenntnisse
darüber zu haben, wie Schmerzen und andere Symptome
entstehen, und wie man diese Probleme effektiv behandeln
kann. Das, was in den letzten Lebensstunden eines Menschen
geschieht, kann früher erlebte Wunden heilen oder es verbleibt
als quälende Erinnerung, die eine adäquate Trauer verhindert.“
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