Arzneimittel in Pflegeheimen richtig verabreichen und anwenden Vortrag für Pflegepersonal Herausgeber: ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit 1 Einführung Versorgung mit Arzneimitteln: ethische Aspekte rechtliche Aspekte pharmazeutische Aspekte mobile und immobile Heimbewohner Besorgen der Arzneimittel durch die Pflegeeinrichtung Arzneimittel sind Eigentum des Heimbewohners 2 Die Lagerung von Arzneimitteln Raumtemperatur Luftfeuchtigkeit Sauberkeit und Hygiene Kühlmöglichkeit Übersichtlichkeit first-in-first-out-Prinzip kein Zugang für Unbefugte (abschließbar) 3 Lagertemperaturen Raumtemperatur: 15 bis 25°C Kalt: 8 bis 15 °C Arzneimittelkühlschrank 2 bis 8 °C Minimal-Maximal-Thermometer Frostgefahr an Rückwand Kühlschranktür zu warm ebenfalls bewohnerbezogene Lagerung 4 Lagerung von Betäubungsmitteln Spezieller Schrank diebstahlsicher Dokumentation 5 Lagerung von Hilfsmitteln trocken sauber staubfrei am besten in einem Schrank auf Haltbarkeit achten bewohnerbezogene Dokumenation 6 Bewohnerbezogene Lagerung Dokumentation: Bewohner: Name, Geburtsdatum, Krankenversicherung Adressdaten von Arzt und Apotheke Auflistung aller Medikamente, u.a. inklusive Darreichungsform, Packungsgröße, ärztliche Gebrauchsanweisung mit Datum Datum der letzten Verschreibung (- änderung) Protokoll mit Namenszeichen des Bereitstellens 7 Haltbarkeit und Aufbrauchfristen Haltbarkeitsdaten beachten Herstelleranweisungen Aufbrauchfristen berücksichtigen z. B.: konservierte Augentropfen Tropfen/Säfte i. A. wasserfreie Salben wasserhaltige Cremes 6 Wo 6 Mon 1 Jahr 3-6 Mon 8 Altarzneimittel nicht mehr benötigte Arzneimittel verfallene Arzneimittel Entsorgen über den Hausmüll oder die Apotheke 9 Bereitstellen der Arzneimittel Handschuhe wegen Hygiene und Allergiegefahr zeitnahes Bereitstellen wasseranziehende Arzneimittel wie Brausetabletten nur im Blister bereit stellen regelmäßiges Reinigen der Dispenser 10 Tabletten teilen und zerkleinern nur Tabletten mit Bruchkerbe teilen geteilte Tabletten sorgfältig lagern Zermörsern nur im Einzelfall bei kleinen Tabletten für das Zermörsern etwas Milchzucker beigeben häufig zerstört Zermörsern die Wirkungsweise, z. B. bei magensaftresistenten Zubereitungen Deshalb: Nachfrage bei Apotheke! 11 Besonderheiten der Arzneiformen Prinzipiell darauf achten, wann ein Arzneimittel gegeben werden soll vor dem Essen zum Essen nach dem Essen nüchtern hat Einfluss auf Wirksamkeit 12 Besonderheiten bei Tabletten etc. mit aufgerichtetem Oberkörper schlucken großes Glas Wasser keinen Tee, Kaffee, Milch oder andere Getränke 13 Besonderheiten bei Brausetabletten unmittelbar vor dem Einnehmen auflösen viele Wirkstoffe verändern sich, wenn sie lange in Wasser gelöst herumstehen nur Wasser zum Auflösen nehmen, andere Getränke ungeeignet 14 Besonderheiten bei Säfte etc. Suspensionssäfte: Vor Gebrauch schütteln Wirkstoffpartikel setzten sich bei längerem Stehen ab Antibiotikasäfte (Trockensäfte) nach der Zubereitung unter Umständen im Kühlschrank lagern Dosierlöffel, Pipetten, die den Medikamenten beiliegen, dienen zur korrekten Dosierung speziell dieses Arzneimittels Tropfen: auf Rand- oder Zentraltropfer achten 15 Besonderheiten bei Augen-, Nasen- und Ohrentropfen vor Anwendung in der Hand auf Körpertemperatur anwärmen Ohrentropfen: Kopf nach Einträufeln ca. 3 Minuten auf Seite gedreht lassen keine Watte in den Gehörgang falls mehrere Augentropfen verordnet sind, ca. 15 Minuten Abstand zwischen der Applikation Nasensprays einfacher zu geben als Nasentropfen 16 Besonderheiten bei Wirkstoffpflastern Pflaster nur zerschneiden, wenn im Beipackzettel angegeben Hautstelle regelmäßig wechseln Haut muss fettfrei, unversehrt und möglichst unbehaart sein Haare mit einer Schere entfernen, durch Rasur Mikroverletzungen der Haut Pflaster mit Wuchsrichtung der Haare entfernen 17 Besonderheiten bei Asthmasprays treibgashaltige Sprays und Pulverinhalatoren für ältere Personen meist treibgashaltige Sprays besser Spacer verwenden entfällt Atem-Sprühstoß-Koordination Cortison ist oft Therapiebasis, deshalb regelmäßige Anwendung nach der Anwendung des Cortisonsprays entweder essen oder Mund ausspülen wegen Soorgefahr 18 Besonderheiten bei Insulin Applikation meist mit dem Pen vor Gebrauch den Pen langsam hin- und herrollen, damit Insulin gleichmäßig durchmischt ist Spritzrhythmus beachten regelmäßig Einstichstelle wechseln 19 Besonderheiten bei Salben etc. Tuben und Spender einfach zu handhaben Kruken: Entnahme der Salbe mit Spatel speziell verordnete Rezepturen zum Teil nicht konserviert Aufbrauchfristen beachten 20 Besonderheiten bei Zytostatika Handschuhe tragen beim Bereitstellen beim Verabreichen Zytostatika sind aggressive Wirkstoffe 21 Arzneimittelsicherheit und unerwünschte Arzneimittelwirkungen unerwünschte Arzneimittelwirkungen häufig bei älteren Patienten multimorbiden Patienten im Alter Veränderungen im Stoffwechsel und somit beim Abbau von Arzneimitteln eine gute vertragene Therapie kann im Laufe der Zeit Probleme machen Rücksprache mit Arzt evt. Dosis anpassen, Therapie verändern 22 Pharmakokinetik Schicksal des Arzneistoffes im Körper Im Alter verändert - Verteilung: Wasseranteil im Körper geringer - Abbau: Leber schlechter durchblutet - Ausscheidung: Niere schlechter durchblutet, zusätzlich lässt Leistung nach 23 Wechselwirkungen Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln Ursache z. B. zu langsamer Abbau Teilweise verstärkte Nebenwirkungen Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln und Nahrungsmitteln Grapefruitsaft Tee Kaffee Milch 24 Pharmakodynamik Wirkung des Arzneimitteln abhängig von der Dosis „Die Dosis macht das Gift“ Ursachen für Nebenwirkungen oder zu starke Wirkung können z. B. sein: Veränderungen des Abbaus Veränderungen in der Ausscheidung 25