Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 Lichttechnisches Institut Universität Karlsruhe (TH) Prof. Dr. rer. nat. Uli Lemmer Dipl.-Phys. Alexander Colsmann Engesserstraße 13 76131 Karlsruhe Festkörperelektronik 6. Übungsblatt 10. Juli 2008 Musterlösungen 29. Zustandsdichte in Kupfer (Ü, ??) Wie groß sind die Zustandsdichte und die Dichte der Leitungselektronen in Kupfer bei E = EF = 7 eV , wenn die Größe der Elementarzelle des fcc-Gitters VEZ = (0, 36 nm)3 ist und vier Kupferatome mit je einem Leitungselektron pro Elementarzelle vorhanden sind? Für die nicht auf das Volumen normierte Zustandsdichte D(E) = V · gL (E) gilt: 3/2 √ L3 2m E · D(EF ) = 2 4π ~2 Nun ist zu berücksichtigen, daß Kupfer 4 Elektronen pro Einheitszelle besitzt und daß Elektronen 2 Spin-Einstellungen haben können (Faktor 2). Da 4 Atome in einer Einheitszelle jeweils ein Valenz-Elektron haben, ist das Volumen pro Elektron ge3 rade L4 ). Mit E = EF = 7 eV = 1.12 · 10−18 J und L = a = 0.36 nm = 3.6 · 10−10 m ergibt sich: 3/2 √ 2 L3 2m DCu (EF ) = · 2 E · 4 4π ~2 ⇒ DCu (EF ) = 1.3 · 1018 J−1 Das heißt, es gibt bis zur Fermi-Energie nur einen besetzbaren Zustand pro Elektron. Die Dichte der Leitungselektronen berechnet sich zu De = 4 = 8.6 · 1028 m−3 (0.36 nm)3 (4 Leitungselektronen in der Elementarzelle). Seite L71 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 30. Fermi-Energie In einem intrinsischen Halbleiter betrage die effektive Masse von Elektronen im Minimum des Leitungsbandes ein Drittel der effektiven Masse von Löchern im Maximum des Valenzbandes. Wo liegt das Fermi-Niveau im Falle der Eigenleitung bei Raumtemperatur? Die Boltzmann-Näherung sei gültig. (?) Aus ni = n = p folgt: L Nef f ·e e EF −EL kB T 2EF kB T V = Nef f ·e EV −EF kB T V EV +EL Nef f = L · e kB T Nef f Logarithmieren und Auflösen nach EF liefert: kB T EL + EV + ln EF = 2 2 V Nef f L Nef f ! Einsetzen von Nef f ∝ (m∗ )3/2 liefert: ∗ 3 mh EL + EV + kB T ln EF = 2 4 m∗ | {z e } ≈1 Für T=0 K liegt die Fermi-Energie genau mittig zwischen Valenz- und Leitungsband. Mit steigenden Temperaturen verschiebt sich die Fermi-Energie zu höheren Energien. Daraus ergibt sich folgendes Energie-Diagramm: Seite L72 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 31. Fermi-Energie 2 (Ü) Natrium hat eine Dichte von ρ = 9.7 · 102 kg m−3 . Berechnen Sie die Fermi-Energie (in eV) unter der Annahme, daß jedes Natrium-Atom ein Elektron ins Leitungsband abgibt. Hinweis: Berechnen Sie hierzu die Anzahl der Teilchen in der Fermi-Kugel mit dem Radius kF . (? ? ?) Über die Energie-Impuls-Beziehung läßt sich der Fermi-Energie ein k-Vektor zuordnen, den wir mit kF bezeichnen. ~2 ~ 2 kF 2m Betrachten wir den Fall T=0 K. Dann sind alle Zustände mit E < EF besetzt. Aus der Energie-Impuls-Beziehung folgt dann, daß für alle Zustände mit E < EF gilt, daß |~k|<|k~F |. |~k|<|k~F | beschreibt das Volumen einer Kugel mit dem Radius |k~F | (Fermi3 Kugel). D.h., alle Zustände im Volumen VF K = 34 k~F sind besetzt (Vorsicht mit dem Begriff des Volumens! Wir sind im k-Raum!). Die Anzahl der Zustände ergibt sich, wenn man das Volumen aller Zustände durch das Volumen eines einzelnen Zustands Vk im k-Raum dividiert, also N = VVFkK . Bestimmen wir als nächstes also Vk . Einen (kubischen) Kristall kann man als 3-dimensionalen unendlichen Potentialtopf betrachten. Dann wissen wir, daß der k-Vektor gequantelt ist. EF = 2π 4π ; ± ; ... L L Entsprechendes gilt für ky und kz . In einem Kristallpotential verwendet man im Gegensatz zum ∞-Potentialtopf (mit ψ(0) = ψ(L)) periodische Randbedingungen ψ(r) = ψ(r + x) für die Wellenfunktion, da Stetigkeit und Differenzierbarkeit der Wellenfunktion auch beim Teilen der Zusammensetzen des Kristalls erhalten bleiben 3 müssen. Daraus sieht man, daß auf ein Volumenelement Vk = 2π des k-Raumes L je ein Zahlentripel kx , ky , kz bzw. ein k-Vektor entfällt. Die Anzahl der Zustände in dieser Fermi-Kugel ist dann (der Faktor „2“ berücksichtigt die Spin-Einstellungen). kx = 0; ± N =2 VF K 4πkF3 /3 V =2· = 2 kF3 3 Vk (2π/L) 3π 2 13 3π N ⇒ kF = V Seite L73 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 ~2 ⇒ EF = 2m 3π 2 N V 32 , wobei V = L3 . Da bei T=0 K jeder Zustand mit einem Elektron besetzt ist, entspricht die Zahl der Zustände N auch der Zahl der Elektronen. Wir haben damit eine Bestimmungsgleichung für EF gefunden, in der die Fermi-Energie alleine von der Teilchendichte N abhängt. Aus der Dichte ρ erhalten wir die Teilchendichte N , V V indem wir durch die Masse eines Atoms teilen. Die atomare Masse von Natrium beträgt 23u = 3.82 · 10−26 kg. EF = 1.41 · 10−18 J = 8.79 eV 32. Intrinsische Halbleiter (Ü, ?) Germanium hat eine Bandlücke von 0,69 eV. Bestimmen Sie die Ladungsträgerdichten von Elektronen und Löchern bei 0 K und bei Raumtemperatur. Die effektive Masse der Elektronen und der Löcher entspreche der Masse des freien Elektrons. Bestimmen Sie die Stromdichte durch einen 1 mm langen Germanium-Kristall, bei einer angelegten Spannung von 2 V. Das Massenwirkungsgesetz lautet: n·p= V L Nef f Nef f − ·e n −W n WL V kB T Für einen intrinsischen Halbleiter wie Germanium mit n=p gilt bei T=300 K: ni = √ 23 n −W n q WL W 34 V k T − 2k gT − 2k B ∗ ∗ V L BT B = me mp · 2 · · e np = Nef f Nef f · e 2π~2 = 4, 03 · 1019 m−3 = 4, 03 · 1013 cm−3 Die Stromdichte berechnet sich aus: j = (neµe + peµh )E = e(nµe + pµh ) Seite L74 U d Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 Mit µe = 3900 cm2 V −1 s−1 und µh = 1900 cm2 V −1 s−1 (siehe Internet oder einschlägige Literatur) folgt: j = 7500 Am−2 = 0, 75 Acm−2 . Entsprechend den Erwartungen gilt für einen intrinsischen Halbleiter: Bei T=0 K sind ni = 0 und j = 0, da Wg BT − 2k e = 0. 33. Störstellenleitung vs. intrinsische Leitung Ein Halbleiter habe eine Bandlücke von Eg = 1 eV . Elektronen und Löcher sollen eine effektive Masse gleich der freien Elektronenmasse haben. Der Halbleiter sei pdotiert mit einer Akzeptorkonzentration von p = 1018 cm−3 . Das Akzeptorniveau liege 0.2 eV über dem Valenzband. (a) Zeigen Sie, daß die Eigenleitung bei T=300 K vernachlässigbar ist. (?) Hierzu berechnen wir den intrinsischen Anteil der Löcher pi , die durch thermische Effekte aus dem Valenzband in das Leitungsband angeregt werden. Die Zahl der intrinsisch erzeugten Elektronen ni ist entsprechend gleich groß. m∗ sei die effektive Masse. pi = m∗e m∗p 43 ·2· kB T 2π~2 32 Eg BT − 2k ·e = 4.92 · 1016 m−3 Zum Vergleich betrachten wir die Anzahl Löcher pA , die aus dem AkzeptorNiveau in das Valenzband übergehen (bzw. Elektronen gelangen aus dem Valenzband in das Akzeptor-Niveau). Nehmen wir an, daß StörstellenErschöpfung herrscht. D.h., jeder Akzeptor gibt ein Loch in das Valenzband ab. Dann ist pA = NA = 1018 cm−3 = 1024 m−3 Der Beitrag der intrinsisch erzeugten Ladungsträger zur Gesamtzahl der Ladungsträger liegt 8 Größenordnungen unter der Zahl der Löcher, die aus den Akzeptoren stammen. Damit sind die intrinsischen Beiträge zur Ladungsträgerdichte zu vernachlässigen. (b) Berechnen Sie die Leitfähigkeit σ bei T=300 K unter der Annahme einer Löcherbeweglichkeit von 100 cm2 V −1 s−1 . Seite L75 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 Der Beitrag der intrinsisch erzeugten Ladungsträger kann gegenüber den Löchern, die aus den Akzeptor-Zuständen stammen, vernachlässigt werden (siehe Teil a). Demnach gilt: σ = pA eµh = 1600 AV−1 m−1 34. n oder p? (Ü) Sie müssen die Dotierung in einem unbekannten Halbleiterplättchen bestimmen. (a) Ihnen steht die abgebildete Anordnung zur Verfügung. Das Messgerät besteht aus zwei Messspitzen und einem Amperemeter, das zwischen die beiden Messspitzen geschaltet werden kann. Eine der beiden Messspitzen kann erhitzt werden. Erläutern Sie, wie mit Hilfe dieser Apparatur bestimmt werden kann, wie die Halbleiterprobe dotiert ist. (? ? ?) Bei dieser Messmethode nutzt man Diffusions-Effekte aus. In der Nähe der heißen Messspitze werden die freien Ladungsträger erhitzt und dann durch Diffusion verteilt. Daraus resultiert ein Mangel der Majoritäten in der Nähe der Messspitze, zum Beispiel baut sich in einem n-dotierten Halbleiter eine positive Ladung auf. Damit liegt zwischen beiden Messspitzen der Apparatur ein Feld an und ein Ausgleichsstrom kann fließen. Die Richtung des Stromes hängt von der Art der Dotierung ab. Diese kann somit bestimmt werden. (b) Zum gleichen Zweck kann eine Hall-Messung durchgeführt werden. Hierbei werden vier Kontakte an das Halbleiterplättchen angebracht (siehe Abbildung). Durch die Kontaktierung an den Stirnflächen lässt man einen Strom fließen, senkrecht dazu kann die Spannung gemessen werden. Zu guter letzt wird noch ein Magnetfeld angelegt. Wie funktioniert die Bestimmung der Dotierung mit dieser Methode? (??) Seite L76 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 Auf bewegte Ladungsträger mit der Ladung q wirkt im magnetischen Feld die Lorentz-Kraft: ~ F~ = q~v × B Diese wirkt senkrecht zur Bewegungsrichtung der Teilchen und zu dem angelegten Magnetfeld. In unserer Konfiguration (siehe abbildung) bewegen sich die Teilchen zwischen den Stirnflächen des Halbleiterklotzes. Wenn der Pluspol der Spannungsquelle mit dem hinteren Kontakt verbunden ist, werden sich die Elektronen in Richtung diesen Kontaktes, die Löcher in die Gegenrichtung bewegen. Elektronen und Löcher werden also beide nach oben abgelenkt, an der Oberseite der Probe bildet sich ein Ladungsträgerüberschuss. Misst man nun die Spannung zwischen Ober- und Unterseite und stellt deren Richtung fest, folgt daraus, ob die Majoritätsladungsträger Elektronen oder Löcher sind. Somit kann mit einer Hall-Messung die Dotierung des Halbleiters ermittelt werden. (c) Es fließe ein Strom durch die Stirnflächen und ein Magnetfeld sei angelegt. Leiten Sie einen Ausdruck für den Widerstand der Halbleiterprobe senkrecht zu Magnetfeld und Strom (zwischen Anschlüssen o und u) her. (??) Mit der Argumentation aus der letzten Aufgabe bildet sich eine LadungsträgerÜberschuss an der Oberseite der Probe. Ladungsträger werden aber nur so lange angehäuft, bis die Lorentzkraft durch die entgegengesetzt wirkende elektrische Kraft der getrennten Ladungen ausgeglichen wird. Im Falle von Elektronen führt das zu: Seite L77 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 ~ = F~E = −e0 E ~H F~L = −e0~v × B (1) Wenn wir uns die Ladungsanhäufung wie einen Plattenkondensator vorstellen, folgt für die Hallspannung UH : UH h Außerdem können wir die Geschwindigkeit der n Teilchen mit dem Strom durch die Fläche A = h · b in Verbindung setzen über: EH = I = e0 vnA Zusammengesetzt erhalten wir für Gleichung (1): UH IB IB = → UH = e0 nA h e0 nb Damit ergibt sich aus dem Vergleich mit dem Ohm’schen Gesetz U = R · I der sogenannte Hall-Widerstand zu: RH = B e0 nb 35. Photodioden Sie beleuchten einen Galliumarsenid-Kristall (direkter Halbleiter mit Wg = 1, 43 eV bei Raumtemperatur) mit Licht. (a) Können Sie infrarotes Licht mit einem solchen Kristall detektieren? (?) In einem Halbleiterkristall können nur Photonen mit einer Energie, die die Bandlückenenergie übertrifft, absorbiert werden. Wir berechnen daher: WG = hνG → λG = hc = 868 nm WG Nur Licht mit geringerer Wellenlänge kann absorbiert werden. Der infrarote Bereich beginnt etwa bei 800 nm, daher kann nur das ganz nahe Infrarot detektiert werden. Seite L78 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 (b) Welchen Einfluß hat die Temperatur auf die Absorptions-Kurve? (??) Steigende Temperatur versetzt die Atomrümpfe des Gitters in Schwingungen. Dementsprechend benötigen die Atome mehr Platz, das Gitter dehnt sich aus und die Gitterkonstante wird größer. Analog zum ∞-Potentialtopf rücken die Energieniveaus bzw. Bänder dann näher zusammen. Die Bandlücke wird damit kleiner und es können größere Wellenlängen absorbiert werden. (c) Sie bestrahlen den Kristall 100 fs lang mit rotem Licht der Wellenlänge 780 nm und der Pulsenergie 10 nJ. Wieviele Elektronen werden durch diesen Lichtpuls in das Leitungsband angeregt. Wegen der Kürze des Pulses können Diffusionsprozesse vernachlässigt werden. (??) Die Energie des Pulses setzt sich aus den einzelnen Energiequanten der Photonen zusammen. WP uls = n · WP hoton = n hc λP hoton →n= WP hoton λP hoton = 3, 9 · 1010 hc Geht man vereinfacht davon aus, dass jedes Photon ein Elektron erzeugt, ist die Zahl der Elektronen 3, 9 · 1010 . (d) Sie wollen nun einen Detektor bauen, der 90 Prozent des einfallenden Lichts mit der Wellenlänge 618 nm auffängt. Wie dick muss der Detektor sein? Benutzen Sie die Abbildung, um die Absorptionsdaten von GaAs zu ermitteln. (??) Seite L79 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 Die Absorption eines Halbleiters erlaubt eine Aussage darüber, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Photon einer bestimmten Wellenlänge absorbiert wird, wenn es eine bestimmte Länge im Material propagiert. Die Photonenanzahl ändert sich mit dieser Rate, also: ∂N = −rN ∂x Das ist eine einfache Differenzialgleichung erster Ordnung, die wir durch Integrieren lösen können. Z N Z x ∂N 1 = −rN → dN = −rdx ∂x N0 N 0 ln N − ln N0 = −rx → N = N0 exp −rx Wir erhalten also einen exponentiellen Abfall der Photonenzahl N mit der Propagationslänge im Kristall. Die Rate r entspricht dem Absorptionskoeffizienten α (beachten sie, dass der üblicherweise in der Einheit cm−1 angegeben wird.) Nun müssen wir diesen Koeffizienten bei der gewünschten Wellenlänge aus der Abbildung ermitteln. Für 618 nm erhalten wir eine Energie von 2 eV und damit αGaAs = 3 · 104 cm−1 . In unserem Detektor der Dicke d sollen 90 Prozent der Seite L80 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 einfallenden Photonen absorbiert werden, somit bleiben nach dem Durchdringen des Detektors nur noch 10 Prozent der Photonen übrig, also: N ln 0, 1 = 0, 1 = exp −αd → d = − = 767, 5 nm N0 α Der Gallium-Arsenid-Detektor muss folglich 767,5 nm dick sein. (e) Wie dick muss ein entsprechender Silizium-Detektor sein, um die gleiche Absorption zu erreichen? (??) Mit der Argumentation der letzten Aufgabe erhalten wir eine Dicke von 3, 8 µm für den Silizium-Detektor. 36. Elektrostatik einer pn-Diode mit linearem Dotierprofil Gegeben sei ein pn-Übergang mit dem dargestellten Dotierprofil. Aufgetragen ist die Differenz der Dichten der Donatoren nD und der Akzeptoren nA , mathematisch wird das Profil ausgedrückt durch nD − nA = ax mit einer Konstanten a > 0. Ein solches Modell ist gut geeignet für einen pn-Übergang, der durch das tiefe Eindiffundieren von Akzeptoren in einen moderat bis stark dotierten n-Halbleiter hergestellt wurde. (a) Nennen Sie ein Verfahren zur Dotierung von Halbleiterkristallen. Erläutern Sie, wie die beiden Verfahren funktionieren. (?) Seite L81 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 Bei der Diffusionsmethode wird die zu behandelnde Oberfläche des Halbleiters mit dem gasförmigen, flüssigen oder festen Dotiermaterial in Kontakt gebracht. Das Konzentrations-Gefälle sorgt dann dafür, dass die Dotanden in den Halbleiter diffundieren. Bei epitaktischem Schichtwachstum kann das Dotiermaterial beim Herstellungsprozess beigemischt und so direkt ins Kristall-Gitter eingebaut werden. Ein weiteres Verfahren ist die Ionenimplantation, wo geladene Dotier-Ionen in den Halbleiter „geschossen“ werden. (b) Beim abrupten pn-Übergang bildet sich eine Raumladungszone um den Punkt x = 0 aus. Beschreiben Sie, wie es zur Ausbildung der Raumladungszone kommt. (?) Am pn-Übergang treffen sich Raumbereiche, in denen jeweils viele freie Elektronen oder Löcher existieren. Da beide Ladungsträgersorten frei beweglich sind, diffundieren sie ins jeweils andere Gebiet. Durch die damit verbundene Ladungstrennung (die ionisierten Dotieratom-Rümpfe bleiben zurück) baut sich ein elektrisches Feld auf, dass der Diffusion entgegenwirkt. An einem bestimmten Punkt wiegen sich die Diffusionskraft und die Kraft durch das elektrische Feld gerade auf, ein Gleichgewichtszustand ist die Folge. Allerdings gibt es dann auf beiden Seiten des Übergangs einen Bereich, in dem die Ladung der ionisierten Rümpfe nicht mehr durch freie Ladungsträger ausgeglichen wird. Diesen Bereich bezeichnet man als Raumladungszone. (c) Die Raumladungszone erstrecke sich von xp < 0 im p-dotierten Bereich bis xn > 0 im n-dotierten Teil. Wie verhalten sich die Längen der beiden Bereiche zueinander, wenn man davon ausgeht, dass in der Raumladungszone keine beweglichen Ladungsträger existieren? (?) Da die positive Ladung im n-dotierten Bereich und die negative Ladung im p-dotierten Bereich gleich groß sein müssen, gilt xn = xp = d/2. 37. Halbleiter unter Beleuchtung (Ü) Wir betrachten einen stark p-dotierten Halbleiter-Quader der Dicke d. An der Oberseite wird er homogen mit Licht bestrahlt. Die einfallenden Photonen werden Seite L82 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 in einer im Vergleich zur Diffusionslänge sehr dünnen Schicht absorbiert. Wir befinden uns im Bereich der Störstellenerschöpfung. (a) Stellen Sie nun die Kontinuitätsgleichung und die Randbedingungen für die Überschusselektronen ∆n auf und erklären Sie Ihr Vorgehen. Gehen Sie davon aus, dass an der Oberfläche eine konstante Überschussladungsträgerdichte aufrecht erhalten wird. An der Unterseite der Probe werden alle Überschussladungsträger abgesaugt. Im Halbleiter habe sich ein stationärer Zustand eingestellt. Gehen Sie von einer Rekombinationsrate r = ∆n/τn aus. (??) Wir können uns auf die Überschussladungsträgerdichte beschränken, stellen also die Kontinuitätsgleichung für ∆n auf. Da Ladungsneutralität herrscht, betrachten wir nur einen Diffusionsstrom. Außerhalb der Randzone gibt es keine Generation, für die Rekombination verwenden wir nach Aufgabenstellung r = ∆n/τn , insgesamt: ∂∆n ∂ 2 ∆n ∆n = Dn − ∂t ∂x2 τn Da die Bestrahlung stationär ist, erwarten wir zudem keine zeitliche Änderung, also: 0 = Dn ∂ 2 ∆n ∆n − ∂x2 τn Auf der oberen Seite des Quaders legt die Injektion der Ladungsträger durch Bestrahlung die Randbedingung fest. Seite L83 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 ∆n(x = 0) = ∆n0 Alle Elektronen, die die Unterseite erreichen, werden sofort weggesaugt. ∆n(x = d) = 0 (b) Lösen Sie allgemein die im letzten Aufgabenteil aufgestellte Gleichung und berechnen Sie nun die Überschusselektronendichte. (??) Wir multiplizieren mit τn und erhalten: ∂ 2 ∆n − ∆n ∂x2 Gesucht ist also eine Funktion, die gleich ihrer zweiten Ableitung multipliziert mit einer Konstanten ist. Dies trifft zum Beispiel für die Exponentialfunktion zu. Wir erraten zwei linear unabhängige Lösungen zu: 0 = Dn τ n ∆n(x) = C1 exp x Ln x + C2 exp − Ln Mit den Randbedingungen folgt: ∆n0 = C1 + C2 d d 0 = C1 exp + C2 exp − Ln Ln Die Konstanten C1 und C2 erhalten wir durch Lösen des Gleichungssystems: C1 C2 exp − Ldn = −∆n0 exp + Ldn − exp − Ldn d exp − Ln = ∆n0 1 + d d exp + Ln − exp − Ln Seite L84 Festkörperelektronik 2008 Übungsblatt 6 (c) Ein allgemeinerer Ausdruck für die Störstellen-Rekombinationsrate hat folgende Form: r= np − n2i τ p n + τn p (2) Vereinfachen Sie die Gleichung (3) so weit wie möglich für den Fall, dass wir die Anzahl der Löcher in einem stark n-dotierten Halbleiter betrachten. Die Löcheranzahl und die Elektronenanzahl sei durch Photogeneration über die Gleichgewichtsanzahl im unbeleuchteten Halbleiter (n0 und p0 ) erhöht, wobei p << n0 und n ∼ = n0 gelten sollen. (?) Wir schreiben für die Anzahl der Ladungsträger n = n0 + ∆n und p = p0 + ∆p r= (n0 + ∆n)(p0 + ∆p) − n2i τp (n0 + ∆n) + τn (p0 + ∆p + pi ) =n2 i z}|{ n0 p0 +∆np0 + ∆pn0 + ∆n∆p − n2i = τp (n0 + ∆n) + τn (p0 + ∆p) ∆np0 + ∆pn0 + ∆n∆p = τp (n0 + ∆n) + τn (p0 + ∆p) Aus den Informationen der Aufgabenstellung lässt sich schließen, dass durch die Ladungsträgerinjektion die Anzahl der Majoriäten fast unverändert bleibt, die der Minoritäten aber stark steigt. Daher können wir im Nenner alle Größen bis auf n0 vernachlässigen. Im Zähler sind aus dem gleichen Grund gegenüber ∆pn0 die anderen Terme klein. r= ∆pn0 ∆p = τp n 0 τp Seite L85