Prof. Dr. Hans-Joachim Schmidt Vorlesung: Christen und Muslime im Mitttelalter Frühlingssemester 2015 1) Entstehung und Expansion des Islam Arabien geprägt von verschiedenen reilgiösen Gruppen in Arabien - Juden, Christen, christlich beeinflusste Gemeinschaften, einheimische Kulte: u.a. Verehrung der Kaaba in Mekka kulturelle Einflüsse aus byzantinischem Reich, aus Persien, aus Äthiopien, Bewohner der arabischen Halbinsel profitieren von Ausweitung des Handels zwischen Ägypten, Afrika und Indien Mohammed (ca. 570-632) aus Mekka durch Heirat mit reicher Witwe (ca. 15 Jahre älter) Reichtum erworben; Kaufmann seit 610 interessiert an religiöse Themen erste Anhänger in Mekka, aber auch Ablehnung, ist gezwungen, 622 Stadt zu verlasen, siedelt in Medina, = Hedschra= Beginn der muslimischen Zeitrechnung in Medina erste Gemeinde von Anhängern, Mohammed domiert mit ihnen die Stadt Kämpfe mit der Stadt Mekka, Raubüberfälle von Mohamed und seinen Anhängeran auf Karawanen und benachtbarte Stämme; sie rotten jüdische Stämme in der Umgebung aus Sieg bei Badr 624: Tötung aller Gegner, erfolgreiche Plünderungszüge, daher zunehnemder Reichtum 630 Mohammed besetzt seine Heimatstadt Mekka Streitschlichtung zwischen verfeindeten Stämmen der arabischen Halbinsel und deren Unterwerfung unter Mohamed 632 Tod Mohammeds Lehre Mohammed er ist zugleich religiöser und politischer Führer Grundlage: mehrere Offenbarungen durch Erzengel Gabriel, Quelle der Legitimität Mohammed als Prophet Gottes Auditionen und Visionen werden niedergeschrieben Koran gilt als authentische Schrift Mohammeds,beeinflusst durch poetische Texte auf der arabischen Halbinsel in Wirklichkeit ein langer Entstehungsprozess, der auch nach dem Tod Mohammeds andauert, erst 650 erhält Text endgültige Fassung Koran gilt gleichwohl als ewiges und unveränderliches Wort des Propheten, in arabischer Sprache, einzige authentische Version in dieser Sprache wichtigste Prinzipien der Religion: - Monotheismus, daher auch Verwerfung der Dreifaltigkeit - Beurteilung der Taten der Menschen im Jüngsten Gericht - keine Erbsünde - keine Wunder - Mohammes als letzter Prophet, alttestamentarische Propheten und Jesus gelten als Vorläufer - Gehorsam gegenüber den Anweisungen Gottes d.h. Beachtung feststehender Regeln: Fasten, Pilgerfahrt, Almosengaben, mehrmaliges tägliches Gebet) Dschihad gilt als Pflicht, für die Ausbreitung des Herrschaftsgebietes der Gläubigen, es nicht notwendigerweise gleichzusetzen mit gewaltsamer Bekehrung, zu sorgen Koran wird ergänzt durch Sunna =Bericht über Anweisungen, Reden und Handeln von Mohammed und ergänzt durch Haddith: Erzählungen über Leben Mohammeds nach Tod von Mohammed 632 Frage der Nachfolge Abu Bakr, Vater von Mohammeds Lieblingsfrau Aicha wird Stellvertreter und Anführer aller Gläubigen =Kalif 632-634 Omar (634-644 beginnt Ausdehnung über arabische Halbinsel hinaus, Feldzüge vor allem gegen oströmisch-byzantinischem Reich 638 Eroberung von Jerusalem, Eroberung von Syrien, Irak, Ägypten Beginn der Eroberung des Sassanidenreiches in Persien und Irak Othaman 644-656 (Schwiegersohn von Mohammed) uner ihm Redaktion des Koran ist konfrontiert mit Abfall von lokalen Heerführern, wird von einem Moslem in Medina 656 ermordert 2 Ali (656-661) ebenfalls Schwiegersohn Mohammeds konfrontiert mit Gegnerschaft der Anhäner von Othaman, 657 Niederlage von Ali in Siffin in Irak gegen Mujawiya Anhänger Alis gespalten: Schiiten (abgeleitet von Schia= Partei) und Charidschiten, die Ali zu grosse Nachgiebigkeit gegenüber seinen Gegnern vorwerfen Spaltungen im Islam Grund: Nachfolgestreit im Kalifat, unterschiedliche religiöse Ausrichtungen; 3 Hauptrichtungen: - Mehrheit: Sunniten. sie wollen Kalifat den Verwandten Mohammeds in männlicher Linie vorbehalten, aber innerhalb dieses Kreises auf freier Auswahl bestehen theologische Diskussionen über freien menschlichen Willen, Vorherbestimmung - Schiiten: Leitung gebührt den Nachfahren von Ali aus der Ehe mit Fatima (Tochter Mohammeds) wiederum verschiedene Gruppen, Glaube an geheime, verborgene Abfolge von Führern (=Imame), die als Wiedergeburten oder als Nachfahren von Ali galten vor allem bei nicht-arabischen Muslimen verbreitet, bes. in Irak, Persien, Nordafrika Untergruppe Ismailiten, davon abgeleitet Karmaten = Assasinen (um Berg Alamat): Oppositionsbewegung - z.T. im Untergrund - gegen Kalifen - Charidschiten. Kalif könne nur der "Frömmste" werden, Wahl aus einer Vielzahl von Personen möglich, keine familiäre Kontinuität erforderlich in viele Fraktionen gespalten, je nach Anführer verfechten radikale Beachtung der religiösen Gebote, Rigoristen, waren kleine Minderheiten, meist in hefitger Opposition zu den jeweils Mächtigen Spaltung in mehrere Rechtsschulen, die islamisches Recht. die Scharia unterschiedlich interpretieren Kalifenreich der Omayyaden (661-750) Begründer der Dynastie: Mujawiya 661-68) neue Residenz: Damaskus, Annäherung an hellenistisch-byzantnische Kultur, am Hof leben und arbeiten viele Christen weiter Expansion, fast jährliche Angriffe gegen Byzanz 693-715 Ausdehnung in Nordafrika; Einnahme von Karhago 697, Vorstoss auf iberische Halbinsel 711, dort Eroberung des Westgotenreiches 711 Vorstoss über Iran hinaus in das Gebiet des Indus Kalifenreich unter Abbasiden (750-1258) Opposition gegen "verweltlichte" Herrschaft der Kalifen in Damuskus, Anführer Abu Muslim (Nachfahre eines Onkels Muhammeds), ihm gelingt der Sturz der Omayyaden, deren Nachfahren nach Spanien fliehen neue Residenz: Bagdad - Entfernung von der mittelmeerisch geprägten Kultur, Distanzierung vom Okzident, zugleich Öffnung gegenüber den östlichen Muslimen in Iran und in Zentralasien zunehmde Macht der lokalen Machthaber, die Dynastien bilden = Emire (urspr. Militärbefehlshaber) innerislamische Oppostion: Fatimidenherrscher in Nordafrika - entstanden aus schiitischem Geheimbund -- erstes Zentrum: Kairuhan, 973 Gründung von Karo als Hauptstadt der Fatimiden Besonderheiten der muslimischen städtischen Kultur : oft Stadtneugründungen aus Heerlagern neben bestehenden Städten entstanden: Bagdad, Tunis, Kairuan, Kairo keine Stadtgemeinde, obwohl Existenz von Bruderschaften und reiche Kaufmannsschaft Besonderheiten der politischen Herrschaft : Instabilität der politischen Herrschaft, keine langfristige Grenzen, nur Waffenstillstandslinien, keine gegenseitige gesicherte Legtimität schnelle Wechsel der politischen Führungsgruppen, Aufstieg aus fremd-sprachigen Söldner-Sklawen: Türken, Mameluken, die selbst Herrscher wurden These von Henri Pirenne: Spaltung der Mittelmeerkultur durch Trennung von Islam und Christentum Um 1000 mehrere Kalifate: zwei sunnitische: in Bagdad und in Cordoba, chiitisches Kalifat der Fatimiden in Kairo seit ca. 1000