Fakultät für Physik T1: Klassische Mechanik, SoSe 2015 Dozent: Jan von Delft Übungen: Katharina Stadler, Frauke Schwarz, Dennis Schimmel, Lukas Weidinger http://homepages.physik.uni-muenchen.de/~vondelft/Lehre/15t1/ Repetitorium B: Lagrangesche Mechanik Mo-Fr, 21-25.09.2015; Tutor: Tobias Stirner Aufgabe 1: Zentralpotential [9] Wir betrachten ein Teilchen der Masse m in 3 Dimensionen, das sich unter dem Einfluss eines Zentralpotentials U (r) bewegt. (a) [2] Erklären Sie in ein bis zwei Sätzen warum sich das Teilchen in einer Ebene bewegt. Diese Ebene parametrisieren wir duch Polarkoordinaten (ρ, φ). Bestimmen Sie die LagrangeFunktion des Teilchens. (b) [1] Zeigen Sie, dass φ zyklisch ist und bestimmen Sie die zugehörige Erhaltungsgröße `. (c) [1] Begründen sie ferner warum die Energie erhalten ist und zeigen sie, dass sie von der Form 1 `2 1 + U (ρ) (1) E = mρ̇2 + 2 2 ρ2 m ist. (d) [1] Bestimmen Sie die Bewegungsgleichung für ρ. Vereinfachen Sie diese mit Hilfe von ` und bringen Sie sie auf die Form mρ̈ = −∂ρ Veff (ρ) = −∂ρ (U (ρ) + D(ρ)) , wobei D(ρ) die Drehimpulsbarriere darstellt. (e) [2] Nehmen Sie im Folgenden an, dass U (ρ) von der Form U (ρ) = α ρ1n ist. Wie ist die Form des Potentials, d.h. wie sind α und n zu wählen, damit es einem Teilchen mit Energie E und Drehimpuls ` möglich ist bis zum Ursprung zu gelangen? Hinweis: Am Ursprung selbst treten Aufgrund der Singularität des Potentials stetig behebare Definitionslücken in Drehimpuls und Energie auf. Für unsere Fragestellung hier, sowie für Teilaufgabe (e), führen diese Lücken aber zu keinen Problemen und können ignoriert werden. 1 (f) [2] Nehmen Sie nun an, dass man für ein solches Potential, das das Durchlaufen des Zentrums erlaubt, nebenstehende Trajektorie erhält, d.h. das Teilchen läuft auf einer Kreisbahn mit Mittelpunkt M durch den Ursprung O. Eine Parametrisierung hierfür ist gegeben durch ρ(φ) = 2a cos(φ). Hieraus folgt insbesondere, dass ρ̇ = −2aφ̇ sin φ. Für U (ρ) = α ρ1n ist eine solche Trajektorie nur für eine besondere Wahl der Potenz n und der Energie E mit dem Energieerhaltungssatz (1) verträglich. Finden sie diese besonderen Werte von n und E. Aufgabe 2: 2-Dimensionaler harmonischer Oszillator [8] Ein Punkt der Masse m bewegt sich in der xy-Ebene in einem zweidimensionalem harmonischen Potenzial mit ω = konst. V (x, y) = 12 mω 2 x2 + y 2 , Seine Energie sei E, sein Drehimpuls bezüglich des Ursprungs sei L. Verwenden Sie im Folgenden Zylinderkoordinaten, mit x = ρ cos φ und y = ρ sin φ. (a) [1] Geben Sie die Lagrange-Funktion L(ρ, φ) des Massenpunkts an. (b) [1] Nutzen Sie Euler-Lagrange-Gleichung für die Winkelvariable φ(t), um φ̇ durch den erhaltenen Drehimpuls L auszudrücken. (c) [3] Nutzen Sie Energieerhaltung, um eine Differenzialgleichung für die Radialvariable ρ(t) aufzustellen. Geben Sie das effektive Potential Veff (ρ) für die Radialbewegung explizit an, und skizzieren Sie es. (d) [1] Zeigen Sie, dass die Umkehrpunkte der Bewegung, ρ1 und ρ2 , durch folgenden Ausdruck gegeben sind: 2 i p E h ρ1 2 ω 2 /E 2 . 1 ± 1 − L = ρ22 mω 2 (e) [2] Bestimmen Sie, welchen Wert das Verhältnis E/L haben muß, damit die Bahnkurve perfekt kreisförmig ist. Bestimmen Sie den entsprechenden Kreisradius ρ◦ und die Winkelgeschwindigkeit φ̇ als Funktionen von E, m und ω. (f) [2] Zeigen Sie, dass sich für Kreisbahnen die Werte von E/L, ρ◦ und φ̇ auch alternativ auf folgende Weise bestimmen lassen: Für Kreisbahnen ist die Geschwindigkeit entlang der Bahnkurve durch v = ρ◦ φ̇ gegeben. Ferner wird die radiale Komponente der Kraft Fρ genau durch die Zentrifugalkraft Fcf kompensiert. Bestimmen Sie, ausgehend von |Fρ | = Fcf , zunächst φ̇ als Funktionen von ω, danach ρ◦ als Funktion von L und ω, und setzen Sie die Ergebnisse in E ein. Was bekommen Sie nun für E/L? 2 Aufgabe 3: Pendel an parabolischem Draht [10] Im Schwerefeld der Erde sei eine Punktmasse m [mit Koordinaten (x2 , z2 )] über einen masselosen Faden der Länge l [mit Ausschlagswinkel θ] an einer Punktmasse 3m [mit Koordinaten (x1 , z1 )] aufgehängt, die sich reibungsfrei auf einer Parabel der Form z1 = 2l1 x21 bewegt (siehe Skizze). Ziel dieser Aufgabe ist es, die Eigenfrequenzen kleiner Schwingungen dieses Systems zu bestimmen. Betrachten Sie somit im Folgenden ausschliesslich den Limes θ 1, und wählen Sie q1 := x1 und q2 := lθ als verallgemeinerte Koordinaten. (x 1, z 1) 3m z x θ l (x 2, z 2) m (a) [2] Drücken Sie x1 , z1 , x2 und z2 sowie ẋ1 , ż1 , ẋ2 und ż2 durch q1 und q2 sowie q̇1 und q̇2 aus. Hinweis: Entwickeln Sie sin θ und cos θ bis zu (und einschließlich!) der zweiten Ordnung in θ. (b) [3] Zeigen Sie, dass die Lagrangefunktion L(q1 , q2 , q̇1 , q̇2 ) im Limes kleiner Schwingungen folgende Form hat: mit Ω2 = g/l . (2) L = 21 m 4q̇12 + 2q̇1 q̇2 + q̇22 − Ω2 (4q12 + q22 − 2l2 ) , Hinweis: Terme höherer als quadratischer Ordnung in q1 , q2 , q̇1 und q̇2 (d.h. Produkte von mehr als zwei dieser Variablen) sollten vernachlässigt werden. (c) [3] Nutzen Sie Matrixnotation, um die Eigenfrequenzen ω1 und ω2 des Systems zu finden. (d) [2] Berechnen Sie die entsprechenden Eigenmoden und skizzieren Sie qualitativ die Eigenschwingungen als Funktion der Zeit für jede der beiden Eigenmoden. Aufgabe 4: Perle an schwingendem Reifen [8] Im Schwerefeld der Erde sei ein Ring der Masse M und des Radius R, so aufgehängt, dass er frei in der Ringebene schwingen kann (siehe Skizze). Das Trägheitsmoment IP des Ringes bezüglich der Rotation um den Aufhängepunkt P ist durch IP = 2M R2 gegeben. Eine Perle der Masse m kann reibungslos entlang des Rings gleiten. P M θ1 R Q R θ2 m (a) [3] Finden Sie die Lagrange-Funktion des Systems. Wählen Sie dazu die in der Skizze angedeuteten Winkel θ1 und θ2 als verallgemeinerte Koordinaten. 3 (b) [2] Zeigen Sie, dass die Bewegungsgleichungen im Limes kleiner Schwingungen folgende Form haben: 0 = θ¨1 + Aθ1 + B θ¨2 0 = θ¨1 + Cθ2 + θ¨2 M +m g m g mit A = , B= und C = . 2M + m R 2M + m R (3) (4) Hinweis: Zur Herleitung der Bewegungsgleichungen können Sie bereits die Lagrangefunktion im Limes kleiner Schwingungen betrachten. (c) [3] Nehmen Sie nun m = M an. Finden Sie die Eigenfrequenzen ω1 und ω2 des Systems. Berechnen und skizzieren Sie die entsprechenden Eigenmoden. Aufgabe 5: Geladener Massepunkt im Magnetfeld eines geraden Leiters [6] Das Magnetfeld außerhalb eines unendlich langen, geraden, von einem Strom I durchflossenen Leiters hat die Form B(r) = c(x22I+y2 ) (−y, x, 0)T . 2 2 I (0, 0, 1)T eine mögliche Wahl für das entsprechende (a) Zeigen Sie, dass A(r) = − c log x R+y 2 Vektorpotential darstellt, wobei R eine beliebige Länge ist. (b) Die Lagrange-Funktion eines geladenen Massenpunktes (Masse m, Ladung q) lautet L (r, ṙ) = m 2 ṙ − A · ṙ. Drücken Sie diese in Zylinderkoordinaten (ρ, φ, z) aus. 2 (c) Zeigen Sie, dass Rotationen um die z-Achse, Translationen in z-Richtung und Zeittranslationen Symmetrien des Systems sind. Wie lauten die entsprechenden Erhaltungsgrößen Lz , pz und E? (d) Drücken Sie φ̇ und ż in dem Ausdruck für die Energie E durch Lz und pz aus und reduzieren Sie das Problem effektiv auf ein eindimensionales Problem mit dem Freiheitsgrad ρ. (e) Finden Sie die effektive potentielle Energie für die radiale Bewegung, Veff (ρ). Skizzieren Sie diese als Funktion von ρ und diskutieren Sie die möglichen Bewegungsarten. (f) Welcher Bewegung im 3-dimensionalen Raum entspricht es, wenn der Massenpunkt im Minimum der effektiven potentiellen Energie ruht? [Gesamtpunktzahl Aufgaben: 41] 4