Octavian geb. 23. 9. 63 v. Chr. in Rom, gest. 19. 8. 14 n. Chr. in Nola,, nach der Adoption (durch seinen Großonkel) C. Iulius Caesar Octavianus, seit dem 16. 1. 27 Imperator Caesar Augustus. Nachdem er Caesar nach Spanien begleitet hatte und von ihm in verschiedener Weise ausgezeichnet worden war, geriet er nach dessen Ermordung - testamentarisch adoptiert und zum Erben bestimmt - in Konflikt mit Antonius, mit dem er jedoch nach einem Sieg bei Mutina und dem Marsch auf Rom am 27. 11. 43 zusammen mit Lepidus das sog. 2. Triumvirat schloss. Die poliischen Gegner, darunter Cicero, wurden durch Proskriptionen aus dem Wege geräumt, die Caesarmörder Brutus und Cassius 42 bei Philippi geschlagen. Bei der Aufteilung des Reiches (sog. Vertrag von Brundisium) erhielt Octavian den Westen, Antonius den Osten, Lepidus die afrikanischen Provinzen. 37 wurde das Triumvirat um weitere 5 Jahre verlängert, 36 Sex. Pompeius, der Sohn des berühmten Pompeius, bei Mylae und Naulochos besiegt und 35 in Milet ermordet. Nach Ausschaltung des Lepidus begann das Zerwürfnis zwischen Octavian und Antonius. Letzterer wurde auf Betreiben des Octavian seiner Ämter enthoben, der mit ihm verbundenen ägyptischen Königin Kleopatra der Krieg erklärt. Mit dem Seesieg bei Actium (31) war Octavian im alleinigen Besitz der Macht und ließ, nach Rom zurückgekehrt, als Zeichen des Kriegsendes (29) den Janustempel schließen. Am 13. Januar 27 wurde dem 35-jährigen vom Senat ein prokonsularisches Imperium für 10 Jahre übertragen, die Provinzen in senatorische und kaiserliche geteilt. Da in den letzteren die Armeen konzentriert waren, hatte Octavian damit den Oberbefehl über den größten Teil der römischen Streitmacht. Das julisch-claudische Kaiserhaus 1 Augustus Am 16. Januar 27 wurde Octavian der Titel Augustus verliehen. Im Juni desselben Jahres erhielt er die tribunizische Gewalt auf Lebenszeit, sein prokonsularisches Imperium wurde auf die Stadt Rom ausgedehnt und war den Provinzstatthaltern übergeordnet. Damit war die staatsrechtliche Stellung des ersten Prinzeps und aller Nachfolger festgelegt und ruhte auf den beiden Säulen des Imperiums und der tribunizischen Gewalt. Die Macht des Kaisers wurde zusätzlich gefestigt durch seine auctoritas und eine Reihe sakraler Funktionen: Als Divi Caesaris filius, »Sohn des zum Gott erhobenen Caesar«, genoss er selbst göttliche Ehren, die zum Kaiserkult führten; er war pontifex maximus, »Oberpriester«, und pater patriae, »Vater des Vaterlandes«. Augustus starb am 19. 8. 14 n. Chr. in Nola; der Monat wurde nach ihm umbenannt. Das julisch-claudische Kaiserhaus 2 Die Leistungen des Augustus Ara Pacis In der Außenpolitik, die im wesentlichen auf die Sicherung der römischen Herrschaft unter Verzicht auf neue Eroberungen gerichtet war, hatte Augustus während seiner 40-jährigen Regierung Erfolge und Misserfolge zu verzeichnen: Die Pyrenäenhalbinsel und Gallien wurden endgültig und fest dem römischen Provinzialsystem eingegliedert, die Rheingrenze gesichert (einer Eroberung des freien Germaniens wurde durch die Schlacht im Teutoburger Wald ein Ende gesetzt); die Nordgrenze Italiens wurde durch die Unterwerfung der Alpenvölker und die Eroberung Pannoniens gefestigt. Wo nicht neue Provinzen errichtet wurden, garantierten Klientelstaaten (Noricum, Mösien, Thrakien) den römischen Einfluss, auch in Kleinasien (Armenien, Kappadokien, Kommagene), wo die Rückgabe der 53 v. Chr. bei Carrhae an die Parther verlorenen römischen Feldzeichen 20 v. Chr. als großer diplomatischer Erfolg in Rom gefeiert wurde. - In der Innenpolitik waren besonders die Erneuerung des Senats, umfassende Reformen der Verwaltung (Organisierung eines bezahlten Beamtenapparates aus Senatoren, Rittern und Freigelassenen), die besonders den Provinzen und der allgemeinen Finanzlage des Reiches zugute kamen, aber auch die Ordnung in Rom selbst verbesserten (Bautätigkeit, Feuerwehr und Polizei, Getreideversorgung usw.), die Schaffung eines stehenden, besoldeten Heeres von großer Bedeutung. Dazu kamen Neuerungen in Recht und Gesetzgebung; der Erfolg der sog. Ehe- und Luxusgesetze muss allerdings bezweifelt werden. Die unbestreitbar erfolgreiche Innen- und Außenpolitik setzte die Mitwirkung fähiger Helfer und kluger Ratgeber voraus, unter denen vor allem Agrippa und Maecenas zu nennen sind. Nicht zuletzt ist es gewiss auch ihrem Einfluss zu verdanken, dass unter Augustus Kunst und Wissenschaft eine sprichwörtliche Blüte erreichten: Die Dichter Horaz, Properz und Vergil feierten den Kaiser und die Zeit, Livius schrieb eine römische Geschichte, der Gelehrte Hyginus wurde Leiter der auf dem Palatin errichteten Bibliothek. Eine umfassende Bautätigkeit in Rom (Kaiserpalast und -forum, Sonnenuhr, ara pacis und Mausoleum auf dem Marsfeld), Italien und den Provinzen (Straßen, Wasserleitungen, Tempel, Bibliotheken, Rathäuser und Schulen) setzte ein und führte zusammen mit Städtegründungen und Bürgerrechtsverleihungen zur Verbreitung römischen Kultur und Zivilisation. Das julisch-claudische Kaiserhaus 3 Tiberius 16.11. 42 v. Chr. - 16.3. 37 n. Chr., römischer Kaiser seit 17. 9. 14 n. Chr., Sohn des Senators Tib. Claudius Nero und der Livia Drusilla, durch deren zweite Ehe er der Stiefsohn des Augustus wurde. Tiberius war nach Agrippa der bedeutendste Feldherr der augusteischen Zeit. Er führte 20 v. Chr. ein Heer nach Armenien, unterwarf 15 mit seinem Bruder Drusus Rätien und gelangte bis zu den Donauquellen, leitete 12-9 die Eroberung Pannoniens und 8-7 diejenige Germaniens. Aus dynastischen Gründen musste er sich 12 von seiner ersten Frau Vipsania Agrippina scheiden lassen und die Augustustochter Iulia heiraten. Von 6 v. bis 2 n. Chr. lebte Tiberius in freiwilliger Verbannung zu Studienzwecken in Rhodos. Erst nach dem Tode aller anderen Thronkandidaten wurde er 4 n. Chr. von Augustus unter dem Namen Tib. Iulius Caesar adoptiert und für die Nachfolge vorgesehen. Die lange Zurücksetzung verletzte ihn tief und prägte seinen problematischen Charakter. 46 erneut in Germanien, stieß er 5 mit Heer und Flotte zur Elbe vor und plante die Eroberung des Markomannenreichs Marbods, musste jedoch 6-9 den pannonisch-dalmatischen Aufstand niederschlagen. Nach der Niederlage des Varus sicherte Tiberius 10-12 die Rheingrenze. 13 zum Mitregenten ernannt, trat er nach dem Tode des Augustus erst nach längerem Zögern die Regierung an. Der menschenscheu und misstrauisch gewordene Tiberius zog sich aus Rom zurück und lebte 21/22 und ab 26 dauernd in Kampanien, vor allem auf Capri . Tiberius starb in Misenum. Seine Darstellung als Tyrann und Heuchler, besodners bei Tacitus, geht auf die ihm feindliche römische Aristokratie zurück. Erst die neuere Forschung hat dieses entstellte Bild berichtigt. Das julisch-claudische Kaiserhaus 4 Die Leistungen des Tiberius Als Kaiser bemühte sich Tiberius um die Fortsetzung der augusteischen Politik. Er regierte sachlich und sparsam, verbesserte die Finanzen sowie die Provinzialverwaltung und gab das System der Steuerpacht z. T. auf. Die monarchische Zentralgewalt wurde weiter gestärkt. Die Plebs verlor ihre letzten politischen Rechte, denn die Komitien wurden nicht mehr einberufen. Die seit 15 stattfindenden Prozesse wegen Majestätsbeleidigung richteten sich gegen die Opposition des Senats und führten zu zahlreichen Verbannungen, Vermögenskonfiskationen und Hinrichtungen. Die Prätorianerleibgarde wurde in Rom stationiert, und ihre aus dem Ritterstande stammenden Präfekten erlangten überragenden Einfluss. 21-31 führte der Prätorianerpräfekt Seianus praktisch die Regierung. Seinem Ehrgeiz fiel u. a. Drusus, der Sohn des Tiberius, zum Opfer. Nach der Hinrichtung des Seianus erlangte Macro eine ähnliche Stellung. - Bald nach seinem Regierungsantritt musste Tiberius Heeresmeutereien in Germanien und Pannonien niederschlagen lassen, dann den Aufstand des Tacfarinas in Numidien 17-24 sowie Erhebungen in Gallien und Thrakien 21. Die Eroberung Germaniens wurde mit der Rückberufung des Germanicus 16 aufgegeben, die Klientelstaaten Kappadokien und Kommagene 18 in Provinzen umgewandelt. Das julisch-claudische Kaiserhaus 5 Caligula Spitzname des C. Caesar Germanicus, 31. 8. 12 -24. 1. 41 n. Chr., römischer Kaiser seit 18. 3. 37, Sohn des Germanicus und der Agrippina. Als Kind lebte er 14-16 im Heerlager seines Vaters in Germanien und erhielt dort den Spitznamen. Mit Hilfe des Prätorianerpräfekten Macro gelangte er auf den Thron. Caligula regierte mit despotischer Willkür, verschleuderte den Staatsschatz, betrieb Erpressungen, Majestätsprozesse, Konfiskationen und Steuererhöhungen. Im Stil hellenistischer Könige ließ er sich als Gottkaiser verehren und verfiel einem offensichtlichen Cäsarenwahnsinn. Wegen des geforderten Kaiserkults kam es unter den Juden in Alexandreia und Palästina zu Unruhen. Das Königreich Mauretanien wurde 40 in eine römische Provinz umgewandelt. Nach zwei entdeckten Verschwörungen der Senatsopposition 39/40 fiel Caligula. als Opfer einer dritten durch Tribunen der Prätorianergarde. Nach seinem Tode wurde zum letzten Male die Rückkehr Roms zur Adelsrepublik ernsthaft erwogen. Das julisch-claudische Kaiserhaus 6 Claudius Geb. 1. 8. 10 v. Chr. in Lugdunum (Lyon) - 13. 10. 54 n. Chr., Sohn des Drusus, unter dem Namen Claudius seit 41 römischer Kaiser, bekleidete angeblich wegen körperlicher Gebrechen (Stottern) keine politischen Ämter, vertiefte sich statt dessen in die Vorgeschichte Roms und in die Welt der Etrusker, auch bemühte er sich um die Einführung neuer lateinischer Buchstaben. Nach Caligulas Ermordung wurde er als letzter Claudier von den Prätorianern auf den Thron gehoben, die dafür ein hohes Donativum verlangten. Die Politik leiteten weitgehend in den Kanzleien, die Claudius zur Stärkung der kaiserlichen Macht einrichtete, seine Freigelassenen Narcissus, Callistus, Pallas und Claudius' Frauen, besonders die dritte, Messalina. Durch die Verleihung des Bürgerrechts an außeritalische Städte förderte er die Romanisierung in den Provinzen; in der Innenpolitik war er erfolgreich (Ausbau der kaiserlichen Verwaltung und der Finanzen, Änderung des Erb-, Ehe- und Sklavenrechts). Er ließ zahlreiche Kolonien, Straßen und Bauwerke errichten (u. a. Emissar des Fuciner Sees, Neuanlage des Hafens von Ostia). Südbritannien und Mauretanien kamen unter Claudius zum Römischen Reich. Von seiner vierten Frau, seiner Nichte Agrippina, wurde Claudius vergiftet. Seneca hielt die Leichenrede, gleichzeitig aber verspottete er Claudius. in der »Apocolocyntosis« (Verkürbissung). Auf die Senatsopposition gegen Claudius lässt sich wohl die negative Beurteilung seiner Person und seiner Regierung zurückführen. Das julisch-claudische Kaiserhaus 7 Nero 15. 12. 37 bis 9. 6. 68, römischer Kaiser seit 13. 10. 54.; er wurde 50 von seinem Stiefvater Claudius adoptiert und 53 mit dessen Tochter Octavia verheiratet. Nach der Vergiftung des Claudius durch Agrippina konnte Nero mit Hilfe der Prätorianer den Thron besteigen. Es sind 2 Phasen seiner Regierung zu unterscheiden. Bis 62 ließ sich der junge Kaiser von dem Prätorianerpräfekten Sex. Afranius Burrus und seinem ehemaligen Lehrer Seneca d. Ä. im senatsfreundlichen Sinne beeinflussen, Finanzwesen und Rechtsprechung wurden reformiert, Koloniegründungen intensiviert. Dem Machtkampf innerhalb der kaiserlichen Familie fielen 55 Neros Stiefbruder Britannicus und 59 seine ehrgeizige Mutter Agrippina zum Opfer. Nach dem Tode des Burrus zog sich Seneca von der Staatsführung zurück. Mit dem neuen Gardepräfekten Ofonius Tigellinus begann 62 die despotische Willkürherrschaft. Um Poppaea Sabina heiraten zu können, ließ Nero Octavia verbannen und ermorden. Zugleich begannen wieder Prozesse wegen Majestätsbeleidigung, um den Besitz reicher Senatoren konfiszieren zu können. Bauten und Spiele verschlangen riesige Summen. Die 65 aufgedeckte Pisonische Verschwörung war der Ausdruck der Opposition vor allem senatorischer Kreise gegen das hellenistische Herrschertum. Seneca, Lucanus, Petronius u. a. wurden zum Selbstmord gezwungen. In den Sommer 64 fällt der große Brand Roms, der 10 von 14 Stadtdistrikten vernichtete. Um den gegen ihn erhobenen, doch wohl unbegründeten Verdacht der Brandstiftung von sich abzulenken, beschuldigte Nero Juden und Christen dieser Tat (1. Christenverfolgung). Bei dem großzügigen Wiederaufbau der Stadt ließ der Kaiser mit ungeheurem Aufwand die Palastanlage domus aurea errichten. Seit 64 trat er öffentlich als Wagenlenker, Sänger und Schauspieler auf. Den Höhepunkt erlebte sein künstlerischer Dilettantismus auf der Reise nach Griechenland 66-68, wo er sich als Sieger an den Festspielorten feiern ließ. - Der Partherkrieg des Cn. Domitius Corbulo 58-63 bestätigte die römische Oberherrschaft über Armenien, dessen König 66 von Nero. in Rom gekrönt wurde. Die Erhebung der Boudicca in Britannien wurde 61 unterdrückt, doch der 66 ausgebrochene Aufstand in Judäa dauerte über des Kaisers Tod hinaus. Die weitverbreitete Unzufriedenheit führte 68 zum Aufstand des C. Iulius Vindex in Gallien und zur Erhebung des Galba in Spanien. Nach dem Abfall der Prätorianergarde und der Ächtung durch den Senat beging Nero in einer Villa bei Rom Selbstmord. Die senatorische Tradition verurteilte Nero als Tyrannen und schmückte seine Grausamkeiten legendär aus (Tacitus, Sueton, Cassius Dio). Dagegen muss er in breiten Kreisen auch beliebt gewesen sein. Die Christen sahen in ihm den ersten Verfolger, z. T. auch den Antichristen überhaupt (Lactantius). Das julisch-claudische Kaiserhaus 8