Fachwissenschaftliches Seminar zur Zahlentheorie Vortragsunterlagen zum Thema: Irrationalität von Wurzeln und der Euler’schen Zahl“ ” √ Aus der Schule ist bekannt, dass sich 2 nicht als Bruch darstellen läßt, also eine Irrationalzahl ist, und dies wird mit einem einfachen Widerspruchsbeweis gezeigt. Wir gehen hier der Frage nach, unter welchen Bedingungen im Allgemeinen die Wurzeln ganzer Zahlen irrational sind. Im zweiten Teil wird für die berühmte Euler’sche Zahl e ≈ 2, 71 deren Irrationalität nachgewiesen. I. 5 Irrationalitätsbeweise Eine interessante Anwendung des Satzes von der eindeutigen Primfaktorzerlegung ergibt sich beim Beweis der Irrationalität gewisser reeller Zahlen. Hierzu wollen wir einige Beispiele angeben. Beispiel 1: Ist die natürliche Zahl n nicht k-te Potenz einer natürlichen Zahl, dann ist {n irrational. Beweis: Gibt es Zahlen a,b g IN mit ffi,: f,, also n'bk : a,k,dann gilt für die Exponenten a;,9; und u; in der kanonischen Primfaktorzerlegung der Zahlen a, bundn u i * k f r ;: l c a ; ( i : I , 2 , 3 , .. . ) . Es folgtklu;(i - 1,2,3...),alsoist n einek-tePotenz. n Beispiel 2: Ist u eine reelle Lösung der Polynomgleichung # + c r n k - L+ "r*k-t +"'+ c*-rn { cp- Q mit garrzzahligenKoeffizienten crrczr. . . tck, dann ist u entwedereine Sanzeoder - 0 und ck: -n ergibt sich die eineirrationaleZahl. (Für ct : cz:...ck-r 1* "i -!F I TeilbarkeitganzerZahlen 36 Aussage in Beispiel 1.) Beweis: Wir nehmen an, u sei rational, also u : t mit a,b € Z und b + 0. Einsetzen in obige Gleichung und Multiplikation mit äft liefert ok + ctak-rb+ czak-zbz+ ... * c*-r abk-l + ,r,bk- 0. Da I'die k letzten Summanden der Summe teilt, muß b auch aft teilen. Jeder Primteiler von ö ist daher auch ein Primteiler von c. Setzt man in der Darstellung u _ t den Bruch als voll gekürzt voraus, so muß also ö - 1 gelten, die Zahl u ist also garrz. n Dieses Beispiel zeigt, daß es nützlich ist, den Begriff der Teilbarkeit nicht auf die natürlichen Zahlen zu beschränken, sondern diesen Begriff von vornherein in der Menge Z der ganzen Zahlen zu definieren. Als einfache Anwendung der Aussage in Beispiel 2 ergibt sich, daß die Zahl u ,fr + r,/3 itru.tional ist: Wegen 3, 1 0. und damit u4- 10u2*1F e r n e r g i l t u 2 - 5 + 2 t ß , a l s o( u ' - S ) ' : 2 4 Das kann man natürlich auch schneller einsehen: /2 + .16 itt irrational, weil tß irrutional ist. Beispiel 3: Für m)n € II{ mit m,fr } 2 ist der Logarithmus log,, m inational, wenn von den beiden Zahlen m und n die eine einen Primteiler hat' den die andere nicht besitzt. B e w e i s : A u s l o g ,m " : f m i t a r b e N f o l g t n t - m , a l s o v 1 , a :r n b , w o r a u s s i c h d i e Behauptung ergibt. Insbesondereerkennt matrt,daß lognm genau dann rational ist, wenn eine positive rationale Zahl r existiert, so daß für die Exponenten p;tu; in der kanonischen Primfaktorzerlegung von tn und n gilt: F; - u;:0 p; oder :r (i:Lr2, U; ) tr Bemerkung: Die Irrationalität von Quadratwurzelnläßt sich auch ohne die Primfaktorzerlegung beweisen:Ist {E nicht ganz und ]rt| der Ganzteil von ,/8., dann gilt 0 natürliche Zahl rrrit m{E € N, dann wäre auch mlc- ^t{nrlk e I'1, also @{E - n'Lt'/ilr/E€ N. Wegen 0 < mrt - n'Ltt/El1 m widerspricht dies der Minimalität von m. Die Irrationalität der EurERschenZahl oo-t a-l \"-L;1 d=0"' beweist ma^nmit einem ähnlichen Gedankengang: Für jedes rn e N gilt mle - S-! I-l ;l d-o a' *r* mit rm: 1.6Der größtegemeinsame Teiler Wegen o(r-.#ä(rb)'- ffi.' kann mt e für kein m e N ganz sein. 37 NNN.I*Nffi-$ Einige i rrationaleTahlen Kapitel6 $ Dies geht auf Aristoteles zurück, der behauptethaben soll, dass Durchmesserund Umfang eines Kreises nicht kommensurabelseien. Der erste Beweis wurde 1766 von Johann Heinrich Lambert gegeben.Im BUCH findet sich jedoch das Datum 1947: ein extrem eleganter Ein-seitenBeweis von Ivan Niven, für den man nur elementareAnalysis braucht. Man kann aber noch viel mehr aus Nivens Methode herausholen.wie Iwamoto bzw. Koksma gezeigthaben: . 12 it irrational und o er ist irrationalfür rationalesr 10. Die Methode von Niven hat jedoch ihre Wurzeln und Vorgänger: Die historischeSpurführt zu einem klassischenAufsatz ausdem Jahr 1873von CharlesHermite, der als Erster bewiesenhat, dasse sogartranszendentist, das heißt, dasse nicht Nullstelle einesPolynoms mit ganzzahligenKoeffizientenist. Bevor wir uns um fl-kümmern,beschäftigenwir uns deshalbmit e und seinenPotenzenund zeigen,dassdieseirrational sind: Dies ist viel einfacher,und wir entsprechendamit auch der historischenReihenfolgein der Entwicklung der Resultate. Es ist zunächsteinmal sehr leicht zu sehen(wie Fourier im Jahr 1815 bemerkte),dasse : Dr>o fr inational ist. Wäre nämlich t,für ganze ": ZahIeno und b > 0. so müsste nl.be : nl.a gelten, für jedes n ) 0. Das kann aber nicht sein, weil auf der rechtenSeite eine ganzeZahl steht,während wir die linke Seite mit / - ' '--- \- i ' I 1r rl-.., 1! 2! | ,, _r nl/ r I I ' 1 1 j.-r-:-_--:---T \(r+1)! ( n * 2 ) r . '( n + 3 ) ! \ ' "' ) folgendermaßen aufteilenkönnen.Siebestehtauseinemganzzahligen Teil unr(t*i* *. .*) und einemTeil 1 ,/ \n * 1 DI _F (n+1)(n+2) (n+1)(n+2)(n+3) + ), Charles Hermite 1'l'1'1,1 t-rT-rr-r6-124 2,718287828... Einige irrationale Zahlen a A J+ derungefihr I ist,alsofür großen ebennicht ganzzahlig seinkann.Er ist nämlichgrößerals fr undkleinerals f,, wie manausdemVergleichmit einerseometrischen Reihesieht: Eine geometrische Reihe Für die geometrischeReihe , Q:1+*+*+. q'q mitq>lgiltoffenbar :I+Q qQ:1+;+#+. und damit Q: q- t n*I 1 n*I I + " @+r)(o+2)(n+U ( n + 1 ) ( n+ , + 1 _+ (n+ I)2 I .. L JOURI{AL rq2 ----1 1' n*l Man könnte denken,dassdiesereinfachemultipliziere-mit-nl-Trick nicht einmal ausreicht,um zu zeigen,dasse2 irrational ist. Das ist eine stärkere Aussage: J2 ist ein Beispiel einer Zahl, die irrational ist, ihr Quadrat aber nicht. DE }IATHE}IATIQUES S U R L , I R R A T I O N N A L I T ED T i N O M B R E e: 21118.,.1 John Cosgraveverdankenwir den Hinweis, dassman mit zwei hübschen Ideen/Beobachtungen(nennenwir sie ,,Tricks") doch zwei Schritte weiter kommen kann: Jederder Tricks reicht aus,um die Inationalität von e2 zu zeigefi,die Kombination beider ergibt auch,dassea irrational ist. Der erste Trick findet sich in einem 1-seitigenAufsatz von J. Liouville aus dem Jahr 1840 - und der zweite in dem 2-seitigen,fusatz", den Liouville gleich auf den beiden darauffolgendenZeitschriftenseitenpubliziert hat. Pnn J. LIOUVILLE. On prouve dans les dlömentsque le oombre e, base cleslogarithnes rröpöriens, n'a pas une valerrr rationnelle. On devrait, ce me semble, a,jouter que la mime m€thode prouve aussi que e ne peut pas €tre racine d'une €qrrationdu seconddegr{ ä coefficientsrationnels,etr sorte b-: c, 4 6tant un entier positifet ,, c, que l'on ne peut pa, ^roi, n" + des enticrs positifs orr nigatifs, En effet, si I'on femplace daDs cette Warum ist e2 irrational? Was folgt aus e2 : dies als , Oe : ft? Lautliouville solltenwir -t O,e schreiben,die Reihenentwicklunsen equation e et I ou e-' par leurs döveloppementsdäduitsde celui de e", puis cJu'onrnultiplie les deux membres par L r.3 arseolenr :-'t44+r. --L+... / -!-, n+t \ --l--F... 4+r I f I_I_I-I/ _b soit positif; il sufÄra de suppose" Ul" ,, , est < o et z impair si 6 esr " >o; €u prenant de plus z rös grand, l'öqration que nous venons d'öcrire condrrira dis lors ä une altsurditd; car son prcnrier membre 6tmt essentiellementpositif et trös petit, sera conlpris entre o et r, et ne pourra pas ötre ögal ä un entier 1'r. Donc, etc. - T - - - T . . . 1c)n 12624 :&. u öhnt un entier. On peut toujours faire en sorte que le facteur Der Aufsatz von Liouville 1111 . .2, on trouvera und -t e - .1 1 1- 1' -1 T - l t - 6 - 2 4 720 r ... einsetzen,und wieder mit n! multiplizieren, für ein hinreichend großesn. Dann sehenwir, dassntbe fast ganzzahligist: nru(t* 1*i. . #) ist eine ganzeZahl,undderRest nb(--]-+ \(n+r)r 1 * \ ("+2y-r-"') ist ungefähr*. Er ist größerals fr aberkleinerals 9, wie wir schonoben gesehen haben. -1 Gleichzeitigist auchnlae fast ganzzahlig. Wir erhalteneinenganzzahlrgenAnteil,unddanneinenRest - 'h. (-1)'+1nr"(@fu 1,+rI+ ), Eini ge irrationale Zahlen und der ist ungefähr(- 1)n+l ff. Genauerist für geradesn derRestgrößer als - f , aber k l e i n e ra l s -n 11 I _ \n*1 1 1 (n+I)2 (n+1)3 und das kann nicht sein, denn für großesgeradesn folgt, dass nlae-l krupp kleiner als eine ganzezahl, nlbe aberknapp größei als eine eganze Zahlist, alsontae-r : nlbe nicht geltenkann. r i