QmbS-Staffel V QmbS-Staffel V Themen Mit Widerständen im Kollegium produktiv umgehen* 1. Widerstände gehören zu dynamischen Systemen (Beispiele). Sie erfüllen einen Zweck. 2. Es gibt instinktive und intelligente Reaktionen – Paradigmen: Kampf versus Lernen. 3. Es gibt hilfreiche mentale Modelle für die Deutung von Widerstand und für das Antworten darauf. QmbS- Staffel V! 10./11. Februar 2014! Leitershofen! *in Anlehnung an Dr. Anton Strittmatter, DSLK 2012 4. Faustregeln für den Umgang mit Widerstand. Hans B. Schmid [email protected] www.hbschmid.de 1! Hans B. Schmid QmbS-Staffel V Wo Veränderungen „drohen“ wird Widerstand aktiv In Natur/Technik besorgen „eingebaute“ Widerstände für die Selektion erwünschter und unerwünschter Veränderungen. 2 Beim Menschen: im Stammhirn verankerter Abwehrreflex („Fremdeln“) gegen Neues ist ein notwendiger Schutzfaktor gegen drohende Gefahren. Ökonomieprinzip: Bevor nicht der zumindest mittelfristige Gewinn garantiert erscheint, ist dem Ansinnen mit Skepsis zu begegnen (cui bono) Erworbene gefestigte Einstellungen/Haltungen wehren sich teils sehr heftig gegen „Angriffe“. 4 QmbS-Staffel V Und dann gibt es noch ... 1 3 2! Hans B. Schmid o Widerstand als Symbol-/Ersatzhandlung, welches ein ganz anderes Thema „treffen“ will (Protest gegen entgangene Beförderung, gegen unliebsamen Schulleiter, gegen Freizeitraub ...) o Als Sachwiderstand getarnte persönliche Not, die zu deklarieren im System nicht erlaubt ist (z.B. „Ich bin im Burnout/habe Eheprobleme, mag im Moment keine Zusatzbelastung“, „Ich habe Angst, wieder unter die Räder zu kommen, fürchte mich vor Auseinandersetzungen“, „MeinVerstand kapiert das nicht, ist mir geistig zu anspruchsvoll“) o Banale Unlust, o chronische Bequemlichkeit Hans B. Schmid 3! Hans B. Schmid 4! QmbS-Staffel V Variantenreiche Widerstandsäußerungen „Normalverteilung“ in Organisationen o Nonverbale Reaktionen (Kopfschütteln, demonstratives Abwenden, ...) o Abwertende Zwischenrufe/Seitenbemerkungen auf Vorschläge o Passivität, Schweigen, Nicht- oder Minimalbeteiligung an einem Vorhaben o So-tun-als-ob, unauffälliges Unterlaufen von Regeln/Beschlüssen o Absentismen, Termine „verpassen“, Vorschieben von anderen Pflichten, Krankheit etc. o Blödeln, Anliegen lächerlich machen, Witze, Karikaturen zeigen o Gegenmeinungen (z.B. aus Zeitschriften) anonym aufhängen o Cliquenbildung, Gerüchte-Küche o Endloses Fragen („Ja, aber...?; und müsste man nicht zuerst...?) o Zuspitzungen, Übertreibungen o Und manchmal auch: „Ich will/wir wollen das nicht, weil ...“ oder „Wir haben da eine ganz andere Auffassung, weil ...“ o oder „Ich teile das Anliegen, schlage aber folgende bessere Lösung dafür vor: ...“ 5! Hans B. Schmid Symptome des Widerstands Aktiv (Angriff) Non-verbal (Reden) (Verhalten) o o o o o Gegenargumentation Vorwürfe Drohungen Polemik Sturer Formalismus Passiv Ausweichen (Flucht) o o o o o Schweigen Bagatellisieren Blödeln Ins Lächerliche ziehen Unwichtiges debattieren o o o o ! Angst vor Ungenügen/Qualitätsverlust - Entwertungsabwehr ! Sinn und Energie momentan anderswo ! (Gerechtes) berufliches Plansoll erreicht Unruhe Streit Intrigen Gerüchte Cliquenbildung ! An der Kräftegrenze überleben ! Um Beachtung tanzen, (Rang-)Platz im System ! verteidigen/erobern ! Stellvertreter für offene Rechnung Lustlosigkeit o o o o o QmbS-Staffel V Widerstand verfolgt Interessen Aufregung o 6! Hans B. Schmid QmbS-Staffel V Verbal Widerspruch QmbS-Staffel V ! Stellvertreter für „unerlaubten“ anderen Konflikt Unaufmerksamkeit Müdigkeit Fernbleiben Innere Emigration Krankheit ! Nicht freiwillig scheitern, mal einen nachhaltigen Erfolg erleben ! Angst vor Verletzungen aus Konflikten Doppler/Lauterburg, S. 296) Hans B. Schmid 7! Hans B. Schmid 8! QmbS-Staffel V Thesen: Übersetzungsübung " „Keine Zeit! Wann sollen wir das denn noch schaffen?!“ " „Wer will das eigentlich?! Wer hat sich diese Schnapsidee ausgedacht?“ " „Soll den künftig die Freiheit des Lehrens nicht mehr gelten?“ " „Nicht alles was neu ist, ist gut, und nicht alles was gut ist, ist neu. Warum nicht beim Bewährten bleiben?!“ " „Gibt’s dafür eine Stundenermäßigung?“ o • "Widerstand" ist subjektiv gute Energie z.B. sich wehren für etwas Besseres, erneuten Misserfolg vermeiden, sich schützen vor Überforderung, mit Ängsten zurande kommen, Entwertungen vermeiden, einen Verlust ausbzw. eine offene Rechnung begleichen, seinWeltbild/seine Werte und Normen verteidigen o Hinter Widerständen steckt projektrelevantes Wissen zum Thema und/oder zu "typischen" Prozessen "bei uns“ z.B. nicht gewürdigtes Expertenwissen zu im Projekt steckenden Mängeln, Erfahrungswissen über absehbare Misslingensmuster im Kollegium, drohende Konflikte, Zick-Zack-Kurse der (Schul) Politik " „Machen das andere auch so? Wer noch?“ " „Dazu müssten doch erst die Eltern befragt werden!?“ o Widerstände müssen - entweder in konstruktive Mitwirkung transformiert - oder (!) in Würde ausgegrenzt werden " „Der Professor „G. Wichtig“ hat kürzlich auch was dagegen geschrieben.“ 9! Hans B. Schmid QmbS-Staffel V 10! Hans B. Schmid QmbS-Staffel V QmbS-Staffel V Wenn mir etwas an meine Einstellung will Umgang mit Widerständen Assimilation und Kontrast (Sherif & Hovland 1961) Assimilationszone E wird differenziert bzw. im Sinne des Einflusses verändert Indifferenzzone Es passiert nichts Kontrastzone Rückweisungsanstrengung E wird verteidigt/gekräftigt Widerständler ist der, der nicht so will, wie ich will! Hans B. Schmid 11! Hans B. Schmid 12! QmbS-Staffel V QmbS-Staffel V Wenn mir was an meine Einstellung will Wenn mir was an meine Einstellung will Assimilation und Kontrast (Sherif & Hovland 1961) Assimilation und Kontrast (Sherif & Hovland 1961) Assimilationszone E wird differenziert bzw. im Sinne des Einflusses verändert +/- Assimilationszone E wird differenziert bzw. im Sinne des Einflusses verändert Indifferenzzone Es passiert nichts Indifferenzzone Es passiert nichts Kontrastzone Rückweisungsanstrengung E wird verteidigt/gekräftigt Kontrastzone Rückweisungsanstrengung E wird verteidigt/gekräftigt 13! Hans B. Schmid Hans B. Schmid QmbS-Staffel V Dissonanzabwehr-Repertoire bei „Beharrern“ dissonante Botschaft ignorieren, überhören, vergessen dissonante Botschaft passend abfälschen/zurechtbiegen konsonante Informationen herausfiltern konsonante Informationen aktiv aufsuchen Verbündete/Kronzeugen suchen abschalten, weglaufen, Bezugsfeld wechseln dissonante Quelle/Person diffamieren sich zum Schein oder temporär anpassen sich bekehren zum Missionar der neuen Erkenntnis werden Hans B. Schmid QmbS-Staffel V Faustregeln im Dilemma (Leon Festinger 1957) ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! 14! # Sich kundig machen über vorhandene akzeptanz- bzw. assimilationsfähige Einstellungen einerseits und gefestigte, verteidigungswillige Positionen anderseits. # Assimilationszonen anpeilen. # Kontrastzonen meiden. # Auf „neutralem Terrain“ positive Einstellungen aufbauen lassen, welche dann wirken. 15! Hans B. Schmid 16! Häufige Reaktionsfehler o Fehler 1: Ignorieren, Wegschauen, Weghören QmbS-Staffel V QmbS-Staffel V („Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“) zwingt den Widerstand, lauter und hartnäckiger zu werden, sich Verbündete zu suchen. o Fehler 2: Vorschnelle Etikettierung/Abqualifizierung („Die sind eben dumm, faul, verkalkt; aus der Ecke ist ja nie was anderes zu erwarten“) Falsche Verdächtigungen wecken Rachegefühle. o Fehler 3: In die Kränkung gehen („Das beleidigt mich! Die wollen mich kaputt machen. Ich hab‘ mir solche Mühe gemacht, und jetzt das!“) Die Mischung aus Beleidigtsein, Scham, Trauer und Wut führt zu irrationalen Reaktionen, verlagert das Sachthema auf die persönliche Ebene und schwächt. o Fehler 4: Belehrendes Bombardement („Dann erkläre ich es euch eben zum x-ten Mal! Und dann gibt es noch drei zusätzliche Argumente:...“) Es droht ein Stellungskrieg, die anderen bunkern sich ein, mobilisieren auch. Hans B. Schmid 17! 18! Hans B. Schmid QmbS-Staffel V QmbS-Staffel V Fazit 2: Widerstände in Interessen transformieren Fazit 1: Mentale Grund-Sätze: o „Widerstand“ ist subjektiv gute Energie. o Hinter Widerstandsäußerungen steckt projektrelevantes Wissen zum Thema und/oder zu „typischen Prozessen bei uns“. o Widerstände müssen - entweder in konstruktive Mitwirkung transformiert -oder (!) in Würde ausgegrenzt werden. (7 Faustregeln) o Botschaften „lesen“! o Gefühle und Interessen ausdrücken lassen (statt: Positionen markieren) o Kontraste vermeiden / Assimilationsmöglichkeiten geben / o Akute Bedrohungen wegnehmen; ggf „Widerständler“ vor kollegialem Druck schützen / „Gentlemans Agreement“ suchen o Zeit geben bzw. nehmen / Ansprüche etappieren / späteren „Seiteneinstieg“ ohne Gesichtsverlust offenhalten o Rahmen / Recht / Regeln / Pflichten markieren o Zuversicht schaffen: Selbstwert und Kompetenzen stärken(Skeptiker/innen als Quelle ernst nehmen, Verantwortung geben, Ressourcensichern, Kommunikationskultur im Team entwickeln) Hans B. Schmid 19! Hans B. Schmid 20!