16 Kultur Konzertverein ohne Kammerphilharmonie Die Kammerphilharmonie Graubünden wird am 11. März ihr letztes Konzert im Programm des Konzertvereins Chur geben. «Nach langjähriger und erfolgreicher Zusammenarbeit mit dem Konzertverein geht die Kammerphilharmonie Graubünden in der nächsten Saison eigene Wege», heisst es in einer Mitteilung des Orchesters. Gemäss Orchestermanagerin Annette Friedrich hat die Aufkündigung der Zusammenarbeit keine finanziellen Gründe. Vielmehr möchte die Kammerphilharmonie ihr Profil erweitern. Sie werde ab kommender Saison deshalb selber als Veranstalterin auftreten – was bedeute, dass sie auch selber das Risiko tragen werde, so Friedrich. Die Zusammenarbeit mit dem Konzertverein Chur bestand seit der Saison 2007/08 und «hat wunderbar geklappt», so Friedrich. (bt) Fondation Beyeler wird reich beschenkt Die Fondation Beyeler in Riehen erhält 33 Werke aus der Sammlung des französischen Ehepaars Claude und Micheline Renard. Darunter sind Arbeiten von Dubuffet, Francis, Polke, Basquiat oder Fautrier. Alle Werke sind ab heute in einer Ausstellung zu sehen. Es sei die erste Schenkung einer Kunstsammlung an die Fondation Beyeler seit deren Gründung vor rund 15 Jahren, heisst es in einer Mitteilung zur Ausstellungspräsentation von gestern Freitag. Aufgrund ihrer grossen Wertschätzung für Ernst Beyeler und dessen Museum sei es der ausdrückliche Wunsch des Ehepaars Renard gewesen, die Schlüsselwerke ihrer Sammlung der Fondation zu übergeben. (sda) Eric Cantona an Filmfestival Freiburg Das Internationale Filmfestival Freiburg hat einen berühmten Gast angekündigt: Der ehemalige Fussballer Eric Cantona, der den Sprung vom Rasen auf die Kinoleinwand geschafft hat, wird am 22. März drei von ihm mitproduzierte Filme präsentieren. Der einstige französische Fussballgott Cantona war einer der Initiatoren des Dokumentarfilms «Les Rebelles du Foot», einer Hommage an Fussballstars, welche für Freiheit und Gerechtigkeit in ihren Ländern kämpfen. (sda) Neue Kriterien für Echo-Nominierungen Nach dem Ausschluss der umstrittenen Rockband Frei.Wild aus dem Echo-Wettbewerb sollen die Regeln für den Musikpreis geändert werden. Dies sagte der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Musikindustrie, Florian Drücke. «Wir werden unsere Nominierungskriterien rasch überarbeiten, um mit solchen Fällen in Zukunft klarer umgehen zu können», erklärte Drücke. Kritiker werfen den Deutsch-Rockern aus Brixen in Südtirol vor, in ihren Songs völkisches und nationalistisches Gedankengut zu verbreiten. (sda) Kulturnotizen aneue nobelpreisjurorin: Die schwedische Literaturwissenschaftlerin Sara Danius entscheidet ab 2014 mit über die Vergabe des Literaturnobelpreises. Die 50-jährige Professorin für Ästhetik aus Stockholm übernimmt den Platz des mit 89 Jahren verstorbenen Knut Ahnlund. Samstag, 9. März 2013 Klibühni Drei Frauen und die Gebrechen des Alters Das Theater Grischun zeigt in der Klibühni in Chur das Stück «Das Leben ist kein Film» – ein Stück über drei alte Damen mit Lorena Jovanna, Viola Barreca und Myriam Kohler. Premiere ist am 19. März. Von Julian Reich 75 sind sie mittlerweile, allein und vom Alter gezeichnet, seit zwölf Jahren feiern sie jede Weihnachten zusammen, weil sich sonst niemand mehr um sie kümmert, und immer stärker werden die Gebrechen des Alters, die Vergesslichkeit wird grösser, die Bitterkeit ebenfalls. Wie lebenswert ist dieser Zustand, bei dem ein Mensch so abhängig wird wie ein Kleinkind? Eine Frage, der das Stück «Das Leben ist kein Film» auf humoristische Art und Weise nachgeht. Geschrieben hat es der italienische Schauspieler und Regisseur Mino Bellei. Eine Frage stellt sich stets, wenn dieses Stück zur Aufführung kommen soll: Wem nimmt man das überhaupt ab in einer Zeit, in der man mit 70 noch jugendlich ist wie nie? Bei der Uraufführung soll Bellei eine Frauenrolle gleich selber übernommen haben – was beruhigend war für René Schnoz, der das Stück nun in der Klibühni inszeniert. Das erklärte er gestern vor den Medien. Tragik des Älterwerdens In der Produktion des Theaters Grischun schlüpfen die Schauspielerinnen Viola Barreca, Lorena Jovanna und Myriam Kohler in die Rollen der alten Damen, eine verblühte Schauspielerin die eine, verbittert, aber noch relativ klar im Kopf die andere, verhuscht und schwächlich die Dritte. Sie treffen Das leben ist kein zuckerschlecken: lorena Jovanna, Myriam Kohler und Viola Barreca (von links) im aktuellen Stück des theaters Grischun. (Foto Marco Hartmann) sich also zum traditionellen Weihnachtsfest, und vor dem Zuschauer breitet sich die ganze Tragik – und Komik – des Älterwerdens aus. «Eifersucht und Neid, angestauter Hass und Wut über ein verpatztes Leben lassen die Auseinandersetzung bis zum direkten Schlagabtausch eskalieren», heisst es in der Stückbeschreibung. Nicht umsonst ziert eine unförmige Tomate das Plakat, die eher an einen Boxhandschuh denn an ein Gemüse denken lässt. Regisseur Schnoz hat das Stück für Churer Verhältnisse adaptiert, das Landhaus der Schauspielerin liegt in der Bündner Hauptstadt, ihre Freundinnen reisen aus Zürich an und es wird Dialekt gesprochen. Es ist eine Vorliebe des auch als Schauspieler tätigen Regisseurs, Stücke an die örtlichen Verhältnisse anzupassen, spätestens seit er mit dem «Revisor» bei den Freilichtspielen Chur einen grossen Erfolg feiern konnte. Knausrige Churer Förderung «Das Leben ist kein Film» ist eine Produktion des Vereins Theater Grischun, die Produktionsleitung liegt bei Iris Peng. Zuletzt brachte der Verein «Acht Frauen» auf die Bühne, damals im Kulturhaus am Bienenweg, das war 2008. Dann pausierte der Verein, wie Viola Berecca gestern ausführte, zum einen, weil man kein passendes Stück mehr fand, zum anderen, weil sie mit Lorena Jovanna als «Fonzzis» unterwegs war. Dann kam Myriam Kohler mit «Das Leben ist kein Film» auf sie zu, und das Stück stiess auf Begeisterung. Mit Schnoz und Peng organisierte Kohler zudem gleich das Produktionsteam. Weil die Stadt Chur die Produktion aber nur minimal unterstützt, musste das Ensemble viele Eigenleistungen erbringen. So war das Ensemble selber für die Kostüme besorgt, das minimale Bühnenbild zimmerten Kohler und Schnoz gleich selbst. Es ist ein einfaches Bühnenbild mit wenig Mobiliar, auf Transportierbarkeit angelegt, geht das Stück doch noch auf Tournee. Nach der Premiere am 19. März und den folgenden fünf Vorstellungen in Chur gastiert es im Keller 62 in Zürich und im Kulturhaus Rosengarten in Grüsch. Premiere: Dienstag, 19. März, dann am 20., 22., 23., 24. März, 20.30 Uhr, Klibühni, Chur. Ausstellung Antrieb für das Kopf-Kino des Betrachters Das Kunstmuseum Bern zeigt die erste Gesamtschau des Fotografen, Filmers und Malers Hannes Schmid. transformierte Schmid die Fotografien in Ölbilder. Dadurch schaffe er «ein neues Original seiner eigenen Fotografien», sagte Kuhlmann – was bleibt, ist die mythologisch überhöhte Figur des Cowboys. Cowboys und Rockstars, Models, Mennoniten, Formel-1-Helden und Pilger: Das Werk des Schweizer Fotokünstlers Hannes Schmid ist reich an Menschen und an Geschichten. «Hannes Schmid hat Bilder geschaffen, die in unser kollektives Bildgedächtnis eingegangen sind», sagte Museumsdirektor Matthias Frehner gestern vor den Medien. Er spielte damit auf den Cowboy an, den Schmid von 1993 bis 2003 für Marlboro fotografiert hat. Marlboro-Cowboys gab es auch schon vor ihm, «aber Schmid hat ihn neu angezogen, ihm ein neues Fotoschema und so ein neues Image gegeben», sagte Gastkuratorin Christiane Kuhlmann beim Rundgang. Die Bilder bestätigen Schmids Aussage: «Wenn man von einer Werbung die Schrift entfernt, dann bleibt alleine die Sehnsucht übrig.» Seit 2005 arbeitet Schmid an einer neuen künstlerischen Bearbeitung der Cowboys. In Anlehnung an das Werk von Richard Prince Biker und Pilger Mit ihm und mit innovativen Modestrecken wurde Schmid ab den 1990er-Jahren berühmt. Sein Werk ist aber weit umfassender, wie die Berner Ausstellung zeigt. Sie ist nicht chronologisch gegliedert, sondern thematisch: In die vier Bereiche «Rituals», «Visions», «Dialogs» und «Movements». So entführt «Rituals» den Betrachter nach Singapur zur rituellen Strassenoper, aber auch etwa ans Treffen von Bikern in Florida und an den Ganges, zum grössten Pilgerfest der Welt. Den Bildern und Filmen ist gemein- sam, dass der Fotograf Schmid die Szenerie «nicht nur beobachtet, sondern miterlebt», wie Kuratorin Kuhlmann sagte. Cowboys und Modebilder dominieren den Bereich «Visions», währenddem in «Dialogs» die schier zahllosen Rockstars besondere Beachtung finden dürften. Gesichter von Berühmtheiten wie Marianne Faithfull liegen offen vor dem Betrachter, in Schmids Fotografien wirken sie fast schutzlos oder entblösst. Rockstars ohne Glamour «Das Glamourkostüm ist für einen kurzen Moment abgelegt», sagt Kuratorin Kuhlmann, «es erscheint das Bild eines Menschen mit Ecken, Kanten, Zweifeln und persönlichem Ausdruck, der weit entfernt ist vom offiziellen Auftritt.» Aber auch die Performance der Rockstars wird thematisiert, im Bereich «Movements». Konzertbilder etwa von Angus Young (AC/DC), Freddie Mercury, Mick Jagger und Bob Marley zeigen Musik als Passion, der man sich hingibt. «Hannes Schmid kann zu allen Bildern Geschichten erzählen», sagte Kuratorin Kuhlmann. Die Bilder wiederum setzen «das Kopfkino» des Betrachters in Gang. Die Ausstellung «Real Stories» im Kunstmuseum Bern ist vom 13. März bis 21. Juli zu sehen. Ein fünfter Themenbereich befindet sich vom 13. März bis 24. April am Flughafen Zürich. Gezeigt werden dort laut Kuratorin Kuhlmann «Installationen, die mit der Beschaffenheit und der Funktion des Airports korrespondieren». (sda) Bis 21. Juli. Den Marlboro-Cowboy neu angezogen: Bilder von Hannes Schmid in Bern. (Foto Keystone)