Das Leben ist kein Film 2013

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Kultur
Konzertverein ohne
Kammerphilharmonie
Die Kammerphilharmonie Graubünden wird
am 11. März ihr letztes Konzert im Programm
des Konzertvereins Chur geben. «Nach langjähriger und erfolgreicher Zusammenarbeit mit
dem Konzertverein geht die Kammerphilharmonie Graubünden in der nächsten Saison eigene Wege», heisst es in einer Mitteilung des
Orchesters. Gemäss Orchestermanagerin Annette Friedrich hat die Aufkündigung der Zusammenarbeit keine finanziellen Gründe. Vielmehr möchte die Kammerphilharmonie ihr
Profil erweitern. Sie werde ab kommender Saison deshalb selber als Veranstalterin auftreten –
was bedeute, dass sie auch selber das Risiko tragen werde, so Friedrich. Die Zusammenarbeit
mit dem Konzertverein Chur bestand seit der
Saison 2007/08 und «hat wunderbar geklappt»,
so Friedrich.
(bt)
Fondation Beyeler
wird reich beschenkt
Die Fondation Beyeler in Riehen erhält 33 Werke aus der Sammlung des französischen Ehepaars Claude und Micheline Renard. Darunter
sind Arbeiten von Dubuffet, Francis, Polke,
Basquiat oder Fautrier. Alle Werke sind ab heute in einer Ausstellung zu sehen. Es sei die erste
Schenkung einer Kunstsammlung an die Fondation Beyeler seit deren Gründung vor rund 15
Jahren, heisst es in einer Mitteilung zur Ausstellungspräsentation von gestern Freitag. Aufgrund ihrer grossen Wertschätzung für Ernst
Beyeler und dessen Museum sei es der ausdrückliche Wunsch des Ehepaars Renard gewesen, die Schlüsselwerke ihrer Sammlung der
Fondation zu übergeben.
(sda)
Eric Cantona an
Filmfestival Freiburg
Das Internationale Filmfestival Freiburg hat einen berühmten Gast angekündigt: Der ehemalige Fussballer Eric Cantona, der den Sprung
vom Rasen auf die Kinoleinwand geschafft hat,
wird am 22. März drei von ihm mitproduzierte
Filme präsentieren. Der einstige französische
Fussballgott Cantona war einer der Initiatoren
des Dokumentarfilms «Les Rebelles du Foot»,
einer Hommage an Fussballstars, welche für
Freiheit und Gerechtigkeit in ihren Ländern
kämpfen.
(sda)
Neue Kriterien für
Echo-Nominierungen
Nach dem Ausschluss der umstrittenen Rockband Frei.Wild aus dem Echo-Wettbewerb sollen die Regeln für den Musikpreis geändert
werden. Dies sagte der Geschäftsführer des
Bundesverbandes der deutschen Musikindustrie, Florian Drücke. «Wir werden unsere Nominierungskriterien rasch überarbeiten, um mit
solchen Fällen in Zukunft klarer umgehen zu
können», erklärte Drücke. Kritiker werfen den
Deutsch-Rockern aus Brixen in Südtirol vor, in
ihren Songs völkisches und nationalistisches
Gedankengut zu verbreiten.
(sda)
Kulturnotizen
aneue nobelpreisjurorin: Die schwedische
Literaturwissenschaftlerin Sara Danius entscheidet ab 2014 mit über die Vergabe des Literaturnobelpreises. Die 50-jährige Professorin
für Ästhetik aus Stockholm übernimmt den
Platz des mit 89 Jahren verstorbenen Knut Ahnlund.
Samstag, 9. März 2013
Klibühni
Drei Frauen und die
Gebrechen des Alters
Das Theater Grischun
zeigt in der Klibühni
in Chur das Stück «Das
Leben ist kein Film» – ein
Stück über drei alte
Damen mit Lorena
Jovanna, Viola Barreca
und Myriam Kohler.
Premiere ist am 19. März.
Von Julian Reich
75 sind sie mittlerweile, allein und
vom Alter gezeichnet, seit zwölf
Jahren feiern sie jede Weihnachten
zusammen, weil sich sonst niemand
mehr um sie kümmert, und immer
stärker werden die Gebrechen des
Alters, die Vergesslichkeit wird
grösser, die Bitterkeit ebenfalls. Wie
lebenswert ist dieser Zustand, bei
dem ein Mensch so abhängig wird
wie ein Kleinkind? Eine Frage, der
das Stück «Das Leben ist kein Film»
auf humoristische Art und Weise
nachgeht. Geschrieben hat es der italienische Schauspieler und Regisseur Mino Bellei. Eine Frage stellt
sich stets, wenn dieses Stück zur
Aufführung kommen soll: Wem
nimmt man das überhaupt ab in einer Zeit, in der man mit 70 noch jugendlich ist wie nie? Bei der Uraufführung soll Bellei eine Frauenrolle
gleich selber übernommen haben –
was beruhigend war für René
Schnoz, der das Stück nun in der
Klibühni inszeniert. Das erklärte er
gestern vor den Medien.
Tragik des Älterwerdens
In der Produktion des Theaters
Grischun schlüpfen die Schauspielerinnen Viola Barreca, Lorena Jovanna und Myriam Kohler in die
Rollen der alten Damen, eine verblühte Schauspielerin die eine, verbittert, aber noch relativ klar im
Kopf die andere, verhuscht und
schwächlich die Dritte. Sie treffen
Das leben ist kein zuckerschlecken: lorena Jovanna, Myriam Kohler und Viola Barreca (von links)
im aktuellen Stück des theaters Grischun.
(Foto Marco Hartmann)
sich also zum traditionellen Weihnachtsfest, und vor dem Zuschauer
breitet sich die ganze Tragik – und
Komik – des Älterwerdens aus.
«Eifersucht und Neid, angestauter
Hass und Wut über ein verpatztes
Leben lassen die Auseinandersetzung bis zum direkten Schlagabtausch eskalieren», heisst es in der
Stückbeschreibung. Nicht umsonst
ziert eine unförmige Tomate das
Plakat, die eher an einen Boxhandschuh denn an ein Gemüse denken
lässt.
Regisseur Schnoz hat das Stück
für Churer Verhältnisse adaptiert,
das Landhaus der Schauspielerin
liegt in der Bündner Hauptstadt, ihre Freundinnen reisen aus Zürich an
und es wird Dialekt gesprochen. Es
ist eine Vorliebe des auch als
Schauspieler tätigen Regisseurs,
Stücke an die örtlichen Verhältnisse
anzupassen, spätestens seit er mit
dem «Revisor» bei den Freilichtspielen Chur einen grossen Erfolg
feiern konnte.
Knausrige Churer Förderung
«Das Leben ist kein Film» ist eine Produktion des Vereins Theater
Grischun, die Produktionsleitung
liegt bei Iris Peng. Zuletzt brachte
der Verein «Acht Frauen» auf die
Bühne, damals im Kulturhaus am
Bienenweg, das war 2008. Dann
pausierte der Verein, wie Viola Berecca gestern ausführte, zum einen,
weil man kein passendes Stück
mehr fand, zum anderen, weil sie
mit Lorena Jovanna als «Fonzzis»
unterwegs war. Dann kam Myriam
Kohler mit «Das Leben ist kein
Film» auf sie zu, und das Stück
stiess auf Begeisterung. Mit
Schnoz und Peng organisierte Kohler zudem gleich das Produktionsteam.
Weil die Stadt Chur die Produktion aber nur minimal unterstützt,
musste das Ensemble viele Eigenleistungen erbringen. So war das
Ensemble selber für die Kostüme
besorgt, das minimale Bühnenbild
zimmerten Kohler und Schnoz
gleich selbst. Es ist ein einfaches
Bühnenbild mit wenig Mobiliar,
auf Transportierbarkeit angelegt,
geht das Stück doch noch auf Tournee. Nach der Premiere am 19.
März und den folgenden fünf Vorstellungen in Chur gastiert es im
Keller 62 in Zürich und im Kulturhaus Rosengarten in Grüsch.
Premiere: Dienstag, 19. März, dann am 20.,
22., 23., 24. März, 20.30 Uhr, Klibühni, Chur.
Ausstellung
Antrieb für das Kopf-Kino des Betrachters
Das Kunstmuseum Bern
zeigt die erste Gesamtschau des Fotografen,
Filmers und Malers
Hannes Schmid.
transformierte Schmid die Fotografien in Ölbilder. Dadurch schaffe er
«ein neues Original seiner eigenen
Fotografien», sagte Kuhlmann –
was bleibt, ist die mythologisch
überhöhte Figur des Cowboys.
Cowboys und Rockstars, Models,
Mennoniten, Formel-1-Helden und
Pilger: Das Werk des Schweizer
Fotokünstlers Hannes Schmid ist
reich an Menschen und an Geschichten. «Hannes Schmid hat
Bilder geschaffen, die in unser kollektives Bildgedächtnis eingegangen sind», sagte Museumsdirektor
Matthias Frehner gestern vor den
Medien. Er spielte damit auf den
Cowboy an, den Schmid von 1993
bis 2003 für Marlboro fotografiert
hat.
Marlboro-Cowboys gab es auch
schon vor ihm, «aber Schmid hat
ihn neu angezogen, ihm ein neues
Fotoschema und so ein neues
Image gegeben», sagte Gastkuratorin Christiane Kuhlmann beim
Rundgang. Die Bilder bestätigen
Schmids Aussage: «Wenn man von
einer Werbung die Schrift entfernt,
dann bleibt alleine die Sehnsucht
übrig.»
Seit 2005 arbeitet Schmid an einer neuen künstlerischen Bearbeitung der Cowboys. In Anlehnung
an das Werk von Richard Prince
Biker und Pilger
Mit ihm und mit innovativen Modestrecken wurde Schmid ab den
1990er-Jahren berühmt. Sein Werk
ist aber weit umfassender, wie die
Berner Ausstellung zeigt. Sie ist
nicht chronologisch gegliedert, sondern thematisch: In die vier Bereiche «Rituals», «Visions», «Dialogs» und «Movements». So entführt «Rituals» den Betrachter nach
Singapur zur rituellen Strassenoper,
aber auch etwa ans Treffen von Bikern in Florida und an den Ganges,
zum grössten Pilgerfest der Welt.
Den Bildern und Filmen ist gemein-
sam, dass der Fotograf Schmid die
Szenerie «nicht nur beobachtet,
sondern miterlebt», wie Kuratorin
Kuhlmann sagte. Cowboys und
Modebilder dominieren den Bereich «Visions», währenddem in
«Dialogs» die schier zahllosen
Rockstars besondere Beachtung
finden dürften. Gesichter von Berühmtheiten wie Marianne Faithfull
liegen offen vor dem Betrachter, in
Schmids Fotografien wirken sie fast
schutzlos oder entblösst.
Rockstars ohne Glamour
«Das Glamourkostüm ist für einen kurzen Moment abgelegt», sagt
Kuratorin Kuhlmann, «es erscheint
das Bild eines Menschen mit
Ecken, Kanten, Zweifeln und persönlichem Ausdruck, der weit entfernt ist vom offiziellen Auftritt.»
Aber auch die Performance der
Rockstars wird thematisiert, im Bereich «Movements». Konzertbilder
etwa von Angus Young (AC/DC),
Freddie Mercury, Mick Jagger und
Bob Marley zeigen Musik als Passion, der man sich hingibt.
«Hannes Schmid kann zu allen
Bildern Geschichten erzählen»,
sagte Kuratorin Kuhlmann. Die
Bilder wiederum setzen «das Kopfkino» des Betrachters in Gang.
Die Ausstellung «Real Stories»
im Kunstmuseum Bern ist vom 13.
März bis 21. Juli zu sehen. Ein fünfter Themenbereich befindet sich
vom 13. März bis 24. April am
Flughafen Zürich. Gezeigt werden
dort laut Kuratorin Kuhlmann «Installationen, die mit der Beschaffenheit und der Funktion des Airports korrespondieren».
(sda)
Bis 21. Juli.
Den Marlboro-Cowboy neu angezogen: Bilder von Hannes Schmid in Bern.
(Foto Keystone)
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