Kopfschmerzen Dr. Ulrike von der Osten-Sacken Ärztliche Direktorin / Chefärztin der Neurologie Gesundheitszentrum Glantal Kopfschmerzen 2 Kopfschmerzen Migräne ( m 6-8%, w 12-16%) Spannungskopfschmerz Trigeminoautonome Kopfschmerzen Analgetikainduzierter Dauerkopfschmerz Differentialdiagnosen 3 Migräne Ein – oder beidseitig, Verstärkung durch Aktivität 4 – 72 h Dauer 10- 20 % mit Aura; Sonderformen Basilarismigräne, opthalmoplegische, retinale 4 Akute Behandlung ASS Ibuprofen Naproxen Diclofenac Triptane 5 Prophylaxe Mehr als 4 Attacken / Monat Intolerable NW der Akuttherapie Komplizierte Attacken oder nach migränösem Infarkt Attacken mit > 48 h Dauer 6 Medikamentöse Prophylaxe Metoprolol, Propranolol, ( Bisoprolol) Flunarizin Topiramat Valproinsäure Amitriptylin Chronisch: Botulinumtoxin 7 Chronische Migräne / BOTOX Mehr als 15 Kopfschmerztage / Monat Mehr als 10 Migräne 2 Prophylaktika 8 Botulinumtoxin bei Migräne Neurotoxin gebildet von Clostridium botulinum Reduktion der Ausschüttung von Acetylcholin an der mot. Endplatte, evtl. auch Substanz P, CGRP, Glutamat Multifaktorieller Effekt 2 Phase III Studien ( PREEMPT 1 und 2) 9 Injektionsstellen 10 Dosen M.frontalis 20 iE 4 Stellen M.corrugator 10 iE 2 Stellen M.procerus 5 iE 1 Stelle M.occipitalis 30/40 iE auf 6/8 Stellen M.temporalis 40/50 iE auf 8/10 Stellen M.trapezius 30/50 iE auf 6/10 Stellen Cerv. Paravertebral 20 iE auf 4 Stellen 11 TMS Einzelpuls kann spreading depression unterbrechen In einer ersten Studie kein eindeutiger Effekt WM unbekannt A. e. in der Akutbehandlung bei Migräne mit Aura 12 Vorkommen von CGRP Cacitonin gene related peptide Morphologisches Substrat der Kopfschmerzentstehung ist die funktionale Einheit aus trigeminalen Afferenzen und meningealen Blutgefässen; knapp 50% der trigeminalen Neurone zeigen CGRP Aktivität CGRP = Schlüsselmediator Kopfschmerz Wird bei Aktivierung intrakranialer Afferenzen freigesetzt und findet sich in erhöhter Konzentration im Jugularvenenblut Versuch: CRGP Infusion bei Migränepatienten Kopfschmerz 13 Gefäße 14 Neue Therapieoptionen? Calcitonin gene related peptide ( CGRP) steht im Fokus der pharmakologischen Migränetherapie Triptane hemmen CGRP Freisetzung, aber sind bei einigen Patienten nicht ausreichend wirksam oder können einen Kopfschmerz bei Übergebrauch verursachen Gepante: Hemmung der CGRP Rezeptoren nicht peptidische Antagonisten – gute Wirkung, aber lebertoxisch 15 Problem: chronische Migräne Bei 1/3 aller Migränepatienten sind Triptane und NSAR oder die Kombination nicht ausreichend wirksam Folge: analgetikainduzierter Kopfschmerz 16 CGRP-AK oder CGRP bindende AK 2 AK hemmen in Studien den durch elektrische Stimulation ausgelösten Blutflussanstieg und neurogene Entzündung genauso wie der Antagonist Olcegepant Wirkung langsam einsetzend, aber lang anhaltend (mehr als eine Woche) Plasmahalbwertzeit 28 – 45 Tage 50% Responderrate 20% leichte Nebenwirkungen, keine Änderung BB, HF, EKG 17 Spannungskopfschmerz Episodisch 40-50%, m=w Chronisch 2-3%, > 15 d/Monat, > 180 d/a Dumpf, drückend, holocraniell Keine Verstärkung durch körperliche Aktivität 18 Therapie Akut: ASS oder Paracetamol, NSAR Chronisch: Amitriptylin Nichtmedikamentös: muskuläres Relaxationsverfahren, Stressbewältigung, Ausdauertraining 19 Trigeminoautonome Kopfschmerzen Cluster Kopfschmerz Chronisch paroxysmale Hemikranie SUNCT Syndrom 20 Cluster Kopfschmerz Streng einseitige Attacken 15 – 180 min M:W 3-5:1 Retro / periorbital, mit Rötung, Lakrimation, Schwellung Nasenschleimhaut, Miosis Frühjahr und Herbst 21 Therapie Akut: Inhalation von 100% igem Sauerstoff, 8-12 l/min, Zolmitriptan oder Sumatriptan als Nasenspray, 4% ige Lidocainlösung nasal Attackenvorbeugung kurzfristig: Cortison 60-80 mg/oral, langsam Ausschleichen Verapamil 160-240 mg, langsam steigern Lithium Topiramat 22 Chronisch paroxysmale Hemikranie Stechender Charakter, halbseitig Wie Cluster Dauer 5-20 min, 5-20 Attacken/d Indometacin 3 x 75 mg, Reduktion auf TD von unter 100 mg 23 SUNCT Syndrom 5 – 240 Sekunden Dauer, 3-200 x/d Konjunktivale Rötung und Tränenfluss Prophylaxe mit Lamotrigin 24 Akuter medikameninduzierter KS Nitrate Calciumantagonisten Dipyridamol Sildenafil Theophyllin Immunglobuline NSAR 25 Analgetikainduzierter Dauerkopfschmerz Meistens bei primärem Kopfschmerz Dumpf / drückend Prophylaxe: Monopräparate Nicht mehr als 10 Triptane / Monat 26 Therapie Entzug! Keine Schmerz – oder Migränemittel Barbiturate, Opiate ausschleichen Cortison über 3-5 Tage Stressbewältigungsstraining, progressive Muskelrelaxation Verhaltenstherapie Kopfschmerzkalender, Prophylaxe 27 Pseudotumor cerebri Intrakranielle Liquordruckerhöhung Risiko: Adiopsitas, weibliches Geschlecht Stauungspapille, Sehstörung, LP > 20 cm H2o Therapie: LP, ggfs. Shuntanlage Medikamente: Acetazolamid, Topiramat, Furosemid Notwendig: Augenarzt, MRT Schädel 28 Sexuelle Aktivität und Kopfschmerz Ausschluß SAB ( Auslöser in 4-11%) Präorgasmuskopfschmerz: dumpf, langsame Verstärkung Orgasmuskopfschmerz: stark, explosionsartig, mit / kurz vor Orgasmus Prävalenz: 1%, m:w 4:1 1 Stunde vorher: 50-100 mg Indometacin LZ-Prophylaxe: Propranolol 3 x 20 – 3 x 80 mg Migräne / Cluster: evtl. Besserung durch sex. Aktivität 29 Kopfschmerz 30 Belastungsinduzierter Kopfschmerz Mehr Männer als Frauen Meist beidseitig Meist langsam zunehmend Bei Sport / Häufig bei spez. Formen mit Erhöhung des intrathorakalen Drucks Bei 70% harmlos, Vorbeugung mit Indometacin 50 mg möglich Ausschluß andere Ursache notwendig Häufig spontan remittierend 31 Exploding head syndrome Harmlos Gefühl einer Explosion / Knall beim (Ein)schlafen, verbunden mit Angst Manchmal mit Myoklonien V. a. bei älteren Menschen Meist nur Wochen bis max. wenige Jahre 32 Airplane headache Störung der Homöostase Streng einseitige Kopfschmerzen im Landeanflug 15-30 min, selten prolongiert 25% Rötung, Miosis, Tränenfluss Prophylaxe : Naproxen 33 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit 34