Quantoren Eine Verallgemeinerung der Aussagen stellen Aussageformen dar. Es sind sprachliche Ausdrücke, die Variable enthalten. Bei Belegung dieser Variablen mit Werten, werden die Aussageformen zu Aussagen. Beispiel 1 p(x) = „x2 + x − 6 = 0“ ist eine Aussagenform mit der Variablen x. Bei der Belegung von x durch reelle Zahlen erhalten wir eine Aussage. Für x = 2, −3 ergeben sich die Wahrheitswerte p (2) = 1, p (−3) = 1 und für alle anderen reellen Zahlen gilt p (x) = 0. 2 Wir interessieren uns für Belegungen von Aussageformen bezogen auf bestimmte Bereiche von x , die für spätere mathematische Formulierungen von großem Interesse sind. Hierzu benutzen wir so genannte Quantoren. Definition 2 (Existenzquantor) ∃ x : p (x) ist wahr, wenn es mindestens ein x gibt, für welches p (x) wahr ist. ∃ x : p (x) ist falsch, wenn es kein x gibt, für welches p (x) wahr ist. Sprechweise: Es gibt ein x mit (der Eigenschaft) p (x) . Oft wird der Bereich, sagen wir die Menge B, auf den sich x beziehen soll vorher festgelegt oder direkt hineingeschrieben ∃ x ∈ B : p (x). W W Andere Schreibweisen sind: ∃x∈B : p (x) , x ∈ B : p (x) , x∈B : p (x). Bei möglichen Missverständnissen werden auch zusätzliche Klammern gesetzt. Der Doppelpunkt steht meist nur unmittelbar vor p (x). Durchläuft x als Bereich die endlich vielen Elemente a, b, ..., c, dann gilt (∃ x ∈ {a, b, ..., c} : p (x)) ⇐⇒ p (a) ∨ p (b) ∨ ... ∨ p (c) . Der Existenzquantor ist somit eine Verallgemeinerung der Disjunktion auf beliebig viele Aussagen. Beispiel 3 „∃ reelles x : x2 +x−6 = 0“ ist wahr, da für x = −3, 2 die Aussage „x2 +x−6 = 0“ wahr ist. 2 Definition 4 (Allquantor) ∀ x : p (x) ist wahr, wenn für alle x die Aussage p (x) wahr ist. ∀ x : p (x) ist falsch, wenn es ein x gibt, für welches p (x) falsch ist. Sprechweise: Für alle x gilt (die Eigenschaft) p (x) . Oft wird auch hier der Bereich, sagen wir die Menge B, auf den sich x beziehen soll, vorher festgelegt oder direkt hineingeschrieben ∀ x ∈ B : p (x). V V Andere Schreibweisen sind: ∀x∈B : p (x) , x ∈ B : p (x) , x∈B : p (x). Bei möglichen Missverständnissen werden auch zusätzliche Klammern gesetzt. Der Doppelpunkt steht meist nur unmittelbar vor p (x). Durchläuft x als Bereich die endlich vielen Elemente a, b, ..., c, dann gilt ∀ x : p (x) ⇐⇒ p (a) ∧ p (b) ∧ ... ∧ p (c) . Der Allquantor ist damit eine Verallgemeinerung der Konjunktion auf beliebig viele Aussagen. 1 Beispiel 5 „∀ reellen x : x2 +x−6 = 0“ ist falsch, da für x = 0 die Aussage „x2 +x−6 = 0“ falsch ist. „∀ reellen x : x2 + 1 6= 0“ ist wahr. Es gibt keine reelle Zahl mit x2 + 1 = 0. 2 Aus den Definitionen der Quantoren ergeben sich unmittelbar die Negationen dieser Beziehungen als Verallgemeinerung der de Morganschen Formeln (∃ x ∈ B : p (x)) ⇐⇒ ∀ x ∈ B : p (x) , (∀ x ∈ B : p (x)) ⇐⇒ ∃ x ∈ B : p (x) . Man hat bei diesen Quantoren darauf zu achten, dass bei gleichzeitiger Anwendung verschiedener Quantoren auf Aussageformen mehrerer Variabler die Reihenfolge der Quantoren nicht vertauscht werden darf. Beispiel 6 ∀, ∃ nicht vertauschbar! Sei X = N; n, m ∈ N. • p := [∀ n ∃ m : n < m] w(p) = 1. • q := [∃ m ∀ n : n < m] w(q) = 0. • Auch nicht so: r := [∃ n ∀ m : n < m]. w(r) = 0 (z.B. für m = 1). 2 Auch die Koppelung von Quantoren mit Verknüpfungen wie ∨, ∧ genügt bestimmten Regeln. Es gelten die folgenden Gesetze: ∃x : (p (x) ∨ q (x)) ∃x : (p (x) ∧ q (x)) ∀x : (p (x) ∧ q (x)) (∀x : p (x)) ∨ (∀x : q (x)) ∀x : p (x) p (x) ⇔ ⇒ ⇔ ⇒ ⇒ ⇒ (∃x : p (x)) ∨ (∃x : q (x)) , (∃x : p (x)) ∧ (∃x : q (x)) , (∀x : p (x)) ∧ (∀x : q (x)) , ∀x : (p (x) ∨ q (x)) , p (x) , ∃x : p (x) , Aneinanderreihung von Quantoren: ∀x∀y : p (x, y) ⇔ ∀y∀x : p (x, y) , ∃x∃y : p (x, y) ⇔ ∃y∃x : p (x, y) , ∃x∀y : p (x, y) ⇒ ∀y∃x : p (x, y) . (!!!) 2 Zur Illustration des Quantorenkalküls wird die Aussage ∀ ε > 0 ∃ nε ∀ n ∈ N : n > nε ⇒ |an | < ε betrachtet. (Definition der Konvergenz einer Folge (an ) ⊂ R gegen Null [Nullfolge!]) Die Aussage bedeutet, dass die Folge a1 , a2 , . . . gegen 0 strebt, d.h. für hinreichend großes n wird der Betrag von an kleiner als jede vorgegebene Schranke ε. Die Negation erhält man, indem die Kernaussage negiert und die Quantoren ersetzt werden: ∃ ↔ ∀. Ersetzen der Implikation und Anwendung der Morganschen Regel ergibt ¬(n > nε ⇒ |an | < ε| < ε) ⇔ (n > nε ∧ |an | ≥ ε). Damit hat die negierte Aussage die Form ∃ ε > 0 ∀ nε ∃ n ∈ N : n > nε ∧ |an | ≥ ε . Dies bedeutet, dass die Folge (an ) nicht gegen 0 konvergiert, d.h. es existiert eine relle Zahl ε > 0, die von dem Glied an betragsmäßig immer wieder überschritten wird. 2 3