NOTIZEN Über die Hemmung des Wachstums von Bacterium lactis aerogenes durch R öntgenstrahlen Von D etlev K a yser Max-Planck-Institut für Zellphysiologie, Berlin-Dahlem (Z. N aturforschg. 18 b , 171— 172 [1963] ; ein g eg . am 28. Novem ber 1962) Wie in früheren Arbeiten gezeigt werden konnte, hemmen Röntgenstrahlen die Atmung des B. lactis aerogenes durch das H 2 0 2 , das die Strahlen in der Zellsuspension erzeugen1. Die Frage, ob auch die wachstumshemmende Wirkung der Röntgenstrahlen eine W irkung des von ihnen gebildeten H 2 0 2 ist, konnte damals durch einige Versuche bejaht werden, bei denen das Wachstum und die Hemmung des Wachstums der Bakterien durch die Zunahme der Atmung im Verlaufe von 7 Stdn. gemessen wurde 2. Unter der Leitung von Herrn Professor O t t o W a r ­ burg habe ich das Problem der Wachstumshemmung von B. lactis aerogenes durch Röntgenstrahlen nunmehr eingehender untersucht, wobei ich als Test der Strahlen­ wirkung die Koloniebildung auf Agarplatten nach star­ kem Verdünnen der bestrahlten Suspensionen benutzte. Mit dieser neuen Versuchsanordnung wurden die frühe­ ren Ergebnisse bestätigt und es wurde gezeigt, daß die Hemmung des Wachstums von B. lactis aerogenes durch Röntgenstrahlen durch Einwirkung des in der Zellsuspension durch die Strahlen gebildeten H 2 0 2 be­ wirkt wird. Als Versuchsmaterial wurde wie bei den früheren A r b e i t e n 2 ein Stamm von B. lactis aerogenes der American Type Culture Collection (Sortimentnummer ATCC 211) verwendet, dessen Aufzucht bei 38° in einer Salzlösung nach D e a n und H i n s h e l w o o d 3 erfolgte, in der nur die Glucose durch l / l 0 des Gewichts an LiW achstumshemmung R ön tgen­ dosis [r] 1860 2790 3720 3720 4650 B akterienSuspension bestrahlt Lösung be­ strahlt, dann Bakterien zugesetzt A loo a [%] [%] [%] 41 60 88 = a 76 78 30 47 63 — 6 53 62 M ittelwert 73 78 72 70 80 75 171 Lactat ersetzt worden war. Vor dem Bestrahlen wurden die Bakterien aus dem Kulturmedium abzentrifugiert und in frischem Medium aufgenommen, wobei eine Ver­ dünnung der Suspension bis zu 10 7 Bakterien/cm 3 vor­ genommen wurde. Eine Kontrolle der Verdünnung er­ folgte durch Trübungsmessung nach der Streulicht­ methode. Bestrahlt wurde in der schon früher beschrie­ benen Weise im Röntgenaktinometer 2 mit einer Dosisleistung von 930 r/M in., während ein Teil der Suspension unbestrahlt unter sonst gleichen Bedingun­ gen gehalten wurde. Nach dem Bestrahlen wurden beide Suspensionen auf das 10 000-fache verdünnt und von dieser Endkonzentration 0,025 cm 3 auf je eine A garplatte ausgeimpft (Micro Assay Culture Agar der Difco). Nach 15-stdg. Bebrüten der Platten bei 38° er­ hält man aus jedem vermehrungsfähigen Bakterium eine Kolonie, die sich gut mit dem bloßen Auge er­ kennen läßt. Die Strahlenwirkung auf die Vermehrung ergibt sich dann aus der Differenz der Zahl der Kolo­ nien, die auf der mit der unbestrahlten Suspension be­ impften Platte entstanden sind, gegenüber der mit der bestrahlten Suspension beimpften Platte. Die Zahl der Kolonien auf der mit unbestrahlter Suspension be­ impften Platte betrug im M ittel 25. Beim Bestrahlen der Bakteriensuspension mit einer Röntgendosis von 2 0 0 0 bis 5000 r findet man eine Ab­ nahme der Zahl der vermehrungsfähigen Zellen von 40 bis 80 Prozent. Bestrahlt man mit gleich großen Rönt­ gendosen das Suspensionsmedium ohne die Bakterien und suspensiert diese erst nachträglich darin, so erhält man 70 bis 80% der Strahlenwirkung auch auf diese Weise. Das durch die Bestrahlung in der Lösung ge­ bildete Zellgift ist somit für die Strahlenwirkung ver­ antwortlich. Daß es sich bei diesem Zellgift um H 2 0 2 handelt, kann bewiesen werden, indem man vor dem Suspendieren der Bakterien dem bestrahlten Medium 40 y Katalase zusetzt. Das H 2 0 2 wird dann zersetzt und man findet keine Strahlenwirkung mehr. In der folgen­ den Tab. 1 sind die durch direktes Bestrahlen der Bakteriensupension und durch Vorbestrahlen des Sus­ pensionsmediums und nachträgliches Suspendieren der Bakterien erhaltenen Wadistumshemmungen einander gegenübergestellt. Es muß zu diesen Versuchen be­ m erkt werden, daß das Suspensionsmedium m l 100 an Versen (Athylendiamintetraessigsäure) war, um die Zersetzung des strahlengebildeten H 2 0 2 durch M etall­ spuren zu verhindern, und daß vor dem Bestrahlen der Bakteriensuspension bzw. vor dem Suspendieren der Bakterien in dem vorbestrahlten Suspensionsmedium ein Zusatz von m/1000-Blausäure gemacht wurde, um die Katalase der Bakterien zu inaktivieren, die sonst Verluste an H 2 0 2 bewirkt hätte. Tab. 1. Vergleich der Wachstumshemmungen von B. lactis aerogenes, die durch direktes Bestrahlen der Bakteriensuspen­ sion und durch Vorbestrahlen des Suspensionmediums und anschließendes Zusetzen der Bakterien hervorgerufen werden. Durch weitere manometrische Versuche konnte ge­ zeigt werden, daß die W irkung der Röntgenstrahlen auf die Vermehrung von B. lactis aerogenes vom Sauerstoff­ drude abhängt, der während der Bestrahlung im Rönt- 0 . W a r b u r g u . D. K a y s e r , in: O t t o W a r b u r g , Weiterentwick­ lung der zellphysiologischen Methoden, S. 588. Georg Thieme-Verlag, Stuttgart 1962. 2 dieselben, ebenda S. 620. 3 A. C. D e a n u . C. H in s h e l w o o d , Proc. Roy. Soc. [London], Ser. B 146, 109 [1956], 1 Unauthenticated Download Date | 2/13/17 2:53 PM 172 NO TIZEN genaktinometer herrscht. Eine Röntgendosis, die beim Bestrahlen mit Luft als Gasphase eine Wachstumshem­ mung von 70% hervorrief, zeigte bei Senkung des Sauerstoffdruckes auf 2 % einer atm nur noch die halbe Wirkung und blieb beim Bestrahlen in sauerstofffreiem Argon wirkungslos. Eine Verminderung der Strahlenwirkung konnte auch durch den Zusatz von K atalase zu den zu bestrah­ lenden Bakteriensuspensionen erreicht werden. Eine Katalase-Konzentration von 20 7 /cm 3 hob den größten Teil der Strahlenwirkung auf, während die gleiche Menge hitzeinaktivierter Katalase unwirksam war. Nach diesen Versuchen ist es sicher, daß die Ab­ tötung von B. lactis aerogenes durch Röntgenstrahlen in verdünnten wäßrigen Suspensionen über das von den Strahlen gebildete H 2 0 2 erfolgt, wie es für die Hem­ mung der Atmung desselben Bakteriums schon früher bewiesen wurde *. B akterienantagonist von entwickelten, aber nicht angefärbten 3 cm breiten Fron­ talchromatogramme mit einer ca. 3 mm starken DifcoBactoagarschicht überschichtet. Auf diese Agarschicht wurden Perorcospora-Konidien in großer Zahl (pro cm 2 ca. 500) trocken aufgeimpft. Als Vergleich wurde der für Peronospora übliche Keimtest auf M öhrenagar zu­ grunde gelegt. Die Ergebnisse finden sich in Tab. 1 . Sowohl von Konidienträgern, Konidien und Keim­ schläuchen von Peronospora als auch von T abakblät­ tern, insbesondere von den oben angeführten anfälligen Sorten der Vegetationsperioden 1961 und 1962 konnte ein bewegliches Bakterium (Kurzstäbchen, ca. 4 /Li lang) in großer Anzahl isoliert wrerden, das in seinem stoffwechselphysiologischen Verhalten einen ausgepräg­ ten Chemotropismus zu diesem obligaten T abakparasi­ ten aufweist. Das isolierte Bakterium ist epiphytisch auf dem Tabakblatt vorhanden und kann als PeronosporaAntagonist angesehen werden. Von diesem Bakterium befallene Konidien bzw. Keimschläuche werden in kur­ zer Zeit, die maximal 1 —2 Stdn. beträgt, lysiert und sind somit nicht mehr lebens- und infektionsfähig. Die in Tab. 1 zusammengefaßten Ergebnisse zeigen, daß im Bioautogramm bei der sehr anfälligen Vir­ gin 230-Mutante die Konidien im /^/-Bereich von 0,15 bis 0,25 keimten. In diesem Bereich konnten in einem Parallelchromatogramm zahlreiche wasserlösliche ninhydrin-positive Substanzen nachgewiesen werden. Auf dem Möhrenagar war die Keimung der Konidien über 90%, während sie auf dem Difco-Bactoagar unter 1% lag. Bezüglich Wachstums- und Bewegungsaktivität zeigte der Bakterienantagonist, der auf Möhren- und Peronospora tabacina Adam und biologi­ scher Nachweis chem otaktisch wirkender keim ungsauslösender Tabakinhaltsstoffe Von J. A. S c h m id t Bundesanstalt für Tabakforschung, Forchheim bei Karlsruhe (Z. Naturforschg. 18 b, 172— 173 [1 9 6 3 ]; ein g eg . am 28. Septem ber 1962) Nachdem 1960 durch die verheerend aufgetretene PeroHospora-Epidemie dem Tabakbau in Deutschland sehr große Schäden entstanden, trat 1961 die K rankheit auf unserem Versuchsfeld in kleinen Herden auf, ohne sich aber auszubreiten. Es erschien daher äußerst inter­ essant, ob neben der Bekämpfung mittels Fungiziden hierfür noch weitere Gründe, die im Zusammenhang zur Biologie des Pilzes stehen, vorliegen. Konidien von Peronospora tabacina Adam (Blau­ schimmel) gelangen auf dem T abakblatt bei rel. Luft­ feuchtigkeiten über 75% zur Auskeimung. Inwieweit hierzu außerdem chemotaktisch wirkende wasserlösliche Tabakinhaltsstoffe notwendig sind und diese den Kei­ mungsgrad beeinflussen, wurde mittels papierchromato­ graphischer Trennung (Fließm ittel: Butanol —Eis­ essig—Wasser, 4 : 1 : 5 ) 1 und anschließendem biologi­ schem Keimtest mittels Perorcospora-Konidien unter­ sucht. Die für die Chromatogramme verwandten Ex­ trakte stammten von peronospora-anfälligen Tabaksor­ ten (z. B. Burley E, v-Bestrahlungsmutanten von Vir­ gin 230)2 zur Zeit ihrer Vollblüte. Hierzu wurden die Organismus Mikrobiol. Vorgang (bei 23° C) P ero nosp . taba cin a A. Konidien K eim ung Bakterienantagonist W achstum und Bewegung Möhrenagar (pH 5,5) >90% 0 . B. Difco Bactoagar Difco Bactoagar + Chromato­ gramm v. Virg. 230 M utante (sehr p er onospora- anfällig) im ^/-B ereich Befund <r' 1J°/ /o 0 .1 5 -0 .2 5 >90% . B. 0 ,15—0,25 sehr gut 0 Tab. 1. Keimung von Perorcospora-Konidien und Aktivität des Bakterienantagonisten auf Möhren- bzw. Bactoagar und aut dem Tabakchromatogramm. 2 H. K r ö b e r u . D. M a s s f e l l e r , NachrBl. des dtsch. Pflanzenschutzdienstes. 14. Jahrg., Heft 6, Juli 1962, S. 82 —85. 1 H. F. L in s k e n s , Papierchromatographie in der Botanik, Springer-Verlag, Berlin-Göttingen-Heidelberg 1955. Unauthenticated Download Date | 2/13/17 2:53 PM