Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem ENTWICKLUNG UND SEDIMENTE DES OSTAFRIKANISCHEN GRABENSYSTEMS Claudia Twarz, Geologie 8. Semester, TU-Bergakademie Freiberg ZUSAMMENFASSUNG In dieser Arbeit wird das Ostafrikanische Grabensystem (EARS) als das klassische Beispiel eines kontinentalen Rifts vorgestellt. Das EARS durchschneidet mit zwei Riftarmen den afrikanischen Kontinent von Äthiopien im Norden bis Mozambique im Süden. Dabei durchquert es den Ostafrikanischen Kraton, der maßgebend für die Lage, den strukturellen Charakter und die sedimentäre Füllung des Rifts ist. Die Hauptriftstruktur sind große, bogenförmige Störungen, die Halbgräben definieren und durch Transferzonen verbunden sind. Parallel dazu treten kleinere syn- und antithetische Störungen auf. Die Sedimente des EARS sind vorrangig fluviatile und lakustrine klastische Ablagerungen. Die Mächtigkeit und Zusammensetzung der Sedimente variiert stark durch Klimaschwankungen und tektonische und vulkanische Aktivitäten. Die einzelnen Becken der Riftzweige sind sehr unterschiedlich im Aufbau und der sedimentären Füllung. Während im Westlichen Rift einfache, aber tiefkrustale Strukturen mit tiefen Becken und wenig Sedimentzufuhr vorherrschen, ist das Östliche Rift sehr komplex aufgebaut sowie vulkanisch wesentlich aktiver. Das initiale Rifting als Arm einer Tripple Junction mit Zentrum im Norden Äthiopiens begann im Oligozän. Darauf folgen Phasen unterschiedlicher tektonischer und vulkanischer Aktivität und eine mehrmalige Änderung der Extensionsrichtung. Das Rift ist rezent aktiv und könnte sich bei anhaltender Extension zu einem neuen Ozean entwickeln. 1 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem EINFÜHRUNG Das Ostafrikanische Grabensystem ist das vielleicht am besten untersuchte rezente kontinentale Rift auf der Erde (siehe Abb. 1). Regional gehört es zum Afro-ArabischenRiftsystem, welches von Mozambique bis in die Türkei verläuft. Das nördliche Ende des EARS bildet das Afar Dreieck in Äthiopien. Von dort durchquert es Ostafrika als eine lange tiefe Depression mit steilen Flanken über 35000 km bis zum Sambesi Fluss in Mozambique. Der Riftboden liegt häufig unter dem Meeresspiegel und ist durchschnittlich 1 bis max. 3 km tief eingeschnitten. Das Rift setzt sich aus mehreren Becken mit lokalen Mikroklimata und hydrologischen Milieus Abb1: Tektonische Karte von Ostafrika, zeigt historisch aktive Vulkane zusammen und bildet einen N-S Korridor für (rote Dreiecke) und das Afar Dreieck (orange Fläche), USGS sowie eine E-W Barriere gegen die Migration von Lebewesen. Das Gebiet spielte eine bedeutende Rolle in der Evolution. Von hier stammen die ältesten, zahlreichsten und vollständigsten hominiden Funde der Welt. Es enthält auch die umfassendste und am besten dokumentierte Paläoklimatik für die letzten 2,5 Ma von Afrika. Das geologische Interesse reicht bis in das 19. Jh. zurück. Seit dem wurden zahlreiche Veröffentlichungen geschrieben, die das ganze Spektrum der Geologie zum Thema haben. Das EARS ist zweifellos das beste Beispiel eines aktiven Rifts und wird als Analog für die Interpretation älterer Extensionsbecken weltweit herangezogen. GEOMORPHOLOGIE Das Ostafrikanische Grabensystem ist unterteilt in einen östlichen (Kenianisches- oder Gregory Rift) und eine westlichen Zweig (Westliches Rift). Das Gregory Rift verläuft als einzelnes Tal mit einer durchschnittlichen Breite von 50–80 km vom Afar Dreieck aus südwestwärts durch Äthiopien und Kenia. Es durchschneidet bis zu 3000 m herausgehobenes Basement - den Afar Dom und den Ostafrikanischen Dom. Dazwischen liegt die Turkana Depression mit dem gleichnamigen größten See des Östlichen Rifts (siehe Abb. 2). Aufgrund der aufgewölbten Gebiete ist die Drainage weitgehend vom Rift abgewandt. Die Seen, die zahlreich aber klein und flach auf dem Riftboden auftreten sind ephemeral. Nördlich von Tansania endet das Gregory Rift in einer diffusen, über 150 km breiten Basin- und Range Provinz und trifft nahe des Rukwa Sees in Tansania auf den westlichen Zweig. Dieses ist durchschnittlich 40-50 km breit und verläuft von der Küste Mozambiques nördlich bis nach Uganda. Auf dem Riftboden sind mehrere, bis zu 1500 m tiefe und damit zu den tiefsten der Erde zählenden Seen zu finden. Die einzelnen See Becken des EARS sind durch vulkanische und strukturelle Barrieren von einander isoliert. 2 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem Abb2: Verbreitung der topographischen Dome im Zusammenhang mit Riftstrukturen im EARS, MORLEY (1999) PRÄ-RIFT GEOLOGIE Die Geologie, durch die sich das Rift schneidet, hat einerseits auf die Strukturen, die sich entwickeln können, als auch auf den Charakter der sedimentären Füllung Einfluss. Das EARS durchquert auf seiner Länge eine Vielfalt an Gesteinen, wird aber durch seine Lage in einem der größten Kratone der Welt (siehe Abb. 2) stark durch kristallines Basement beeinflusst. In Äthiopien sind die präkambrischen Gesteine mit Paläometasedimenten und marinen, mesozoischen Gesteinen assoziiert. Weiter südlich verschwindet die Bedeckung und beide Riftarme verlaufen direkt durch das Basement, meist lokalisiert in jüngeren präkambrischen Metasedimenten, den mobile belts. Die Gesteine im Westen des Westlichen Rifts sind relativ verwitterungsstabil, wodurch wenig klastisches Material in das Riftbecken eingetragen wird. Im Süden, um den Malavisee, verändert sich die Geologie und wechselt zu Permo-Triassischen Karoo Sedimenten. Diese Gesteine wurden durch Riftprozesse (Karoorift) gebildet und setzten sich aus verschiedenen kontinentalen Sedimenten, ähnlich den heutigen Ablagerungen zusammen. Die Kruste von Ostafrika stand mehrfach in seiner langen Geschichte unter Stress, wodurch sich eine Vielzahl von strukturellen Tendenzen entwickelte, die bei späteren Riftprozessen als vorgezeichnete Schwächezonen agieren. 3 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem STRUKTURGEOLOGIE Die fundamentale Rifteinheit ist die Halbgrabenstruktur. Die Gräben werden auf einer Seite von einer oder mehreren, oft en-echelon angeordneten, großen, bogenförmigen Störungen begrenzt. An diesen Störungen, Border Faults genannt, findet Abschiebung mit mehr oder weniger stark ausgeprägter strike-slip-Komponente statt. Die Versatzbeträge liegen durchschnittlich bei 2-3 km. Das Verhältnis zwischen Länge der Störung und dem Versatz beträgt ca. 1:10 bis 1:20 (MORLEY, 1999). Zum anderen Beckenrand hin treten synthetische, seltener antithetische Störungen mit immer kleiner werdenden Versätzen auf. Die Halbgräben sind dadurch in viele gekippte störungsbegrenzte Blöcke unterteilt (siehe Abb. 3). Abb3: Profilschnitt durch das südliche Turkanagebiet, MORLEY (1999) Die Ausbildung von Halbgräben kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Während des initialen Rifting entwickelt sich eine flache Depression mit Sets von gegensätzlich einfallenden Störungen. Mit fortschreitenden Rifting kann es durch verschiedene Ursachen zur Deaktivierung eines dieser Sets kommen, wodurch das Displacement nur noch am entgegengesetzten Störungssystem stattfindet. Fortschreitende Extension und Subsidenz gibt dem Halbgraben seinen asymmetrischen Charakter (siehe Abb. 4). Gründe für das Deaktivieren eines Störungssets können z.B. das Abschneiden einer Störung durch eine andere, das Unterbrechen von Störungen durch magmatische Intrusionen, oder die ungünstigere Lage in Stressrichtung sein. Entlang der Riftachse treten mehrere topographische Barrieren auf, die die einzelnen Becken hydrologisch isolieren. Diese Bereiche werden Transferzonen genannt und sind durch das Rifting entstanden. Eine Transferzone ist definiert als eine Region, in der der Versatz von einer Struktur zu einer oder mehreren anderen Strukturen übertragen wird (MORLEY, 1999). In Riftsystemen handelt es sich hierbei um die Verbindung verschiedener Störungen. Diese Verbindung erfolgt im EARS nicht wie in anderen Riftsystemen durch große cross-strike Störungen. Hier sind diese Zonen meist diffus, mit mehreren kleinen synthetischen oder antithetischen, oblique-slip oder strike-slip Störungen (siehe Abb. 5a). Oder es werden en-echelon angeordnete Border Faults durch Rampen ohne definierte Störungen miteinander verbunden (siehe Abb. 5b). Der Abstand zwischen den Transferzonen kann zwischen 10 und 100erten km liegen. Am Grabenboden treten kurze (bis 1,5 km), parallele, eng zusammen liegende Störungen mit Versätzen <100 m auf. Dieses Phänomen wird Box Faulting genannt und hat seine Ursache in jüngeren Abb4: idealisiertes Profil der Entwicklung eines Halbgrabens, MORLEY (1999) Riftprozessen (SCHLÜTER 1997). 4 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem Abb5a: Transferzonen, die aus mehreren kleinen Störungen gebildet werden, MORLEY (19999) Abb5b: Transferzone mit Rampencharakter, MORLEY (1999) Die Versätze an den Border Faults variieren systematisch. An den Enden der Störungen (tips) betragen sie nahe 0, hier erfolgen strike-slip Bewegungen. Zum Zentrum hin nimmt die Subsidenz zu und die Bewegungsrichtung ändert sich zu dip-slip. Des weiteren ist es typisch für das EARS, dass die „Polarität“ der Border Faults wechselt. D.H. sie liegen abwechselnd auf der westlichen oder östlichen Seite des Beckens (siehe Abb. 6). Diese Umpolung geschieht normalerweise in den Transferzonen und gibt den Störungen ihren typischen gebogenen Charakter. Über die präzise Natur der Border Faults wird noch spekuliert. Aus Seismikinterpretationen geht hervor, dass die Störungen listrisch sind und in einem Detachment enden. Erdbebenverteilungen beschreiben dagegen eher ein planares Abb6: Karte der Border Faults im Tanganjika See Muster mit spröder Deformation bis in Tiefen von 15 bis 20 und Turkana See, FROSTICK (1997) km (SCHLÜTER, 1997). Insgesamt hat die Geophysik viel zum Verständnis des Aufbaus und der Entwicklung des EARS beigetragen. Seismikuntersuchungen zeigen, dass sich unter dem Rift eine Zone heißen Mantels von geringer Dichte befindet, die sich viel weiter als die Riftschultern ausdehnt. Die Astenosphäre hat sich stark aufgewölbt. Die Kruste ist unter der Riftachse auf bis zu 20 km ausgedünnt, während sie unter den Riftschultern eine normale Dicke von 30-35 km besitzt. Aus Erdbebendaten geht hervor, dass das Riftsystem nach Südwesten propagiert und dass die derzeitige Extensionsrichtung NW-SE beträgt (siehe Abb. 7). Im Westlichen Rift kommen die Erdbeben insgesamt in einer größeren Tiefe, zwischen 20 und 40 km, und zahlreicher vor als im östlichen Zweig (siehe Abb. 8). Dort werden sie in Tiefen zwischen 2-7 km registriert, haben jedoch eine weitaus höhere Energiefreisetzung. Damit ist die Seismizität in beiden Rifts ungefähr gleich. Orientierung, Charakter und Lokation der vorhandenen Strukturen ist vorrangig auf die Entwicklungsgeschichte des Rifts und schon vorgezeichnete mechanische Anisotropien der Kruste zurückzuführen. Auf diese beiden Punkte wird in den nächsten Abschnitten eingegangen. 5 Claudia Twarz Abb7: vereinfachte Geologie und kinematische Analyse des zentralen Gregory Rifts. Beachbälle A-E sind kompatibel mit einer E-W Extension, während jüngere quartäre Störungen (F-I) eine WNW-ESE bis NW-SE Extensionsrichtung zeigen, SCHLÜTER (1997) Das Ostafrikanische Grabensystem Abb8: Karte der seismischen Energie in Ostafrika für die Periode 19631989 mit Isolinien für die totale Magnitude (MT) pro Einheitsblock 1°x 1°. MT=1: 6.5, 2: 6.0-6.4, 3: 5.5-5.9, 4: 5.0-5.4, 5: 4.5-4.9, 6: 4.0-4.4, 7: 4.0; SCHLÜTER (1997) BASEMENTKONTROLLE Das EARS ist entlang alter Störungssysteme lokalisiert, die durch das Rifting zum Teil reaktiviert wurden (siehe Abb. 9). Die dominantesten Strukturen sind die präkambrischen duktilen Schwächezonen des Afrikanischen Kratons, durch den das EARS verläuft. Der Kraton ist von mobile belts umgeben, die in drei Deformationsphasen zwischen 2,1 Ga-600 ka gebildet wurden. Die beiden Zweige des Rifts sind begrenzt auf diese orogenen Gürtel. Kratone sind sehr homogen aufgebaut, währenddessen mobile belts viele Schwächezonen aufweisen, die ein Rifting Abb9: großmaßstäbliche Kontrolle prä-existenter erleichtern. Andere prä-existente Strukturen auf das EARS, Störungssysteme wurden an der PermMORLEY (1999) Triasgrenze (Karoorift) und untergeordnet im Laufe Jurassischen und Kreide/Paläogenen Rifting angelegt. Die Reaktivierung der Systeme hängt von der Stärke des Einfallens und der Orientierung in Bezug zur Stressrichtung ab. 6 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem SEDIMENTOLOGIE Informationen zur sedimentären Füllung und –Prozessen im EARS stammen aus seismischen Untersuchungen und der Feldarbeit. Die Zusammensetzung und Mächtigkeit der Sedimentkörper im EARS variiert stark in der Zeit und von Becken zu Becken. Zurückzuführen ist dies auf Unterschiede in der tektonischen und vulkanischen Aktivität, sowie auf Klimaschwankungen. Aufgrund der ähnlichen Struktur der Becken kann jedoch in größeren Maßstab ein Vergleich erfolgen. In Riftsystemen allgemein sind durch hohe Erosionsraten bedingt durch uplift und block faulting klastische Sedimente vorherrschend. Die Zusammensetzung im EARS ist einfach, es dominieren lakustrine und fluviatile Sande, Ton- und Siltsteine (siehe Abb. 10). Untergeordnet treten Karbonate und fossile Kohlen auf. Durch uplift des Untergrundes ist die Drainage größtenteils vom Becken weg gerichtet. Die wenigen Flüsse die zur Riftachse hin entwässern sind peremial bis ephemeral. Entlang den Beckenrändern haben sich alluviale Fans von max. 1 km Ausdehnung entwickelt. Durch die topographischen Barrieren in den Transferzonen sind die einzelnen Becken hydrologisch isoliert. Es treten kaum axiale Flusssysteme sondern Seen auf. Die Seen sind sehr unterschiedlich ausgebildet, abhängig vom tektonischen Aufbau des Beckens, dem Grad an vulkanischer Aktivität und der Niederschlags /Evaporationsrate. Die lakustrinen Sedimente variieren je nach Menge und Art des Sedimenteintrags, dem Salzgehalt, der Evaporationsrate, sowie der organischen Produktivität. So sind die Seen im Westlichen Rift gegenüber denen im Östlichen wesentlich größer, tiefer und mit Frischwasser gefüllt, wie z.B. der Tanganjika See mit einer Fläche von 40000 km² und einer Tiefe von 1470 m. Das hängt zum einen damit zusammen, dass die tektonischen Strukturen einfach aufgebaut sind. Wenige große Störungen bilden zusammenhängende Becken mit hoher Subsidenz. Zum anderen ist die Niederschlagsrate hoch und die Sedimentzufuhr gering, da die Flüsse über resistentes Basement verlaufen. Die Seen des Gregory Rifts dagegen sind klein und sehr flach, teilweise nur bis zu 10 m tief. Ursache dafür ist der wesentlich kompliziertere Aufbau des Riftzweiges aus vielen Störungen und damit der Zerlegung in mehrere kleine Becken. Des Weiteren ist der Sedimenteintrag höher durch leichter verwitterbares Gestein im Einzugsgebiet der Flüsse. Viele der Seen sind sehr salzhaltig aufgrund der starken Evaporationsund niedrigeren Niederschlagsrate, sowie dem Eintrag von Salz aus höherer vulkanischen und Abb10: Bohrung nördlich des Tanganjika Sees. Die Daten zeigen Ablagerungen in einem fluviodeltaischen Environement, Morley (1999) 7 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem hydrothermalen Aktivität in diesem Riftzweig. Die Becken des EARS können in drei Bereiche unterteilt werden. Der Faulted Margin liegt an der Seite des Beckens, der an die großen Border Faults grenzt. Die Topologie ist steil, nur wenige kleine Flüsse und Fans sind vorzufinden und das abgelagerte Material ist grobkörnig. Im Zentrum der Seen treten aufgrund seasonaler Regenfälle und/oder organischer Produktivität feinkörnige, laminierte Ablagerungen auf, die von See zu See ihre eigene Charakteristik besitzen. Am Flexural Margin sind die Sedimentkörper sehr komplex aufgebaut. Durch das flache Einfallen des Untergrundes können Klimafluktuationen und Einflüsse von tektonischen Prozessen auf Seespiegelschwankungen und Änderung des Flussgradienten leicht nachvollzogen werden. Die jeweiligen Ablagerungen und Geometrien spielen eine wichtige Rolle für die Sequenzstratigraphie und die Rekonstruktion des Paläoklimas. Aufgrund der Asymmetrie der Becken ist die Subsidenz, und damit der Akkomodationsraum am Faulted Margin am größten. Dadurch ist auch die Geometrie der Sedimentfüllung unsymmetrisch, die Mächtigkeit einer Sequenz nimmt zum Faulted Margin zu. Es entstehen keilförmige Sedimentkörper. Der Unterschied in der Mächtigkeit ist nach jeder tektonischen Aktivität stark ausgeprägt. Die Sedimente lagern sich diskordant über die unterliegenden ab. Durch fortschreitende sedimentäre Füllung wird dieser Unterschied im Idealfall langsam bis auf null verringert. Meist ist dies jedoch nicht der Fall, da zu wenig Material zur Verfügung steht und /oder die Subsidenz schneller verläuft. Anhand dieser Beobachtungen können die Abb12: idealisiertes Profil für gekippte Fault Blocks mit stratigraphisch charakteristischen tektonoSedimentsequenzen sedimentären Einheiten in Rifts, MORLEY (1999) einzelnen tektonischen Phasen zugeordnet werden, die jeweils durch Diskordanzen voneinander getrennt sind (siehe Abb. 11). Prä-Rift Sedimente sind subhorizontal abgelagert. An der Grenze zu Synriftsedimenten treten onlaps auf. Der Top der Synriftsedimente ist meist erosiv, darüber lagern sich wieder subhorizontale Postriftsedimente ab (siehe Abb. 11). Einzelne tektonische Phasen können nicht nur durch die Stärke der Ausbildung keilförmiger Sedimentkörper unterschieden werden. Das Rift wechselt mit der Zeit seine Geometrie, Störungen entstehen neu oder werden inaktiv, Transferzonen verschieben sich. Dadurch verändern sich die Sedimentation und Drainage und es erfolgt ein signifikanter Wechsel im Ablagerungsmuster. Die Zusammensetzung der Sedimente, die Stärke der Sedimentzufuhr, sowie die Wassertiefe der Seen können sich verändern. Die fundamentale Annahme der Sequenzstratigraphie für letzteres ist, dass sich im HST grobklastische Sedimente am Rand der Seen ablagern, die im LST wieder aufgearbeitet und in tieferes Wasser transportiert werden. Rechnet man die klimatisch bedingten Schwankungen zurück, kann die restliche Seespiegeländerung auf die Tektonik zurückgeführt werden. Klimatisch 8 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem bedingte Schwankungen der Seentiefe können dadurch identifiziert werden, dass sie zyklisch und in allen Becken gleichzeitig auftreten. Tektonische Prozesse rufen azyklische, spontane und regional begrenzte Trans- und Regressionen hervor, die innerhalb eines Beckens zeitgleich entgegengesetzt sein können. Durch Rotation eines Blockes z.B. tritt auf einer Seite des Sees Transgression und auf der anderen Regression auf. TEKTONISCHES MODEL Es wird angenommen, dass das EARS einen Arm einer Tripel Junction mit Zentrum in der Afar Region in Äthiopien darstellt (siehe Abb. 1). Das initiale Aufwölben und uplift des ArabischNubischen Schildes begann im Eozän, gefolgt von beginnender krustaler Extension, Krustenverdünnung und Rifting in der Region des Roten Meeres und des Golfs von Aden im Oligozän und frühen Miozän (PETTERS, 1991). Im EARS führen im Oligozän beginnende horizontale Bewegungen zu dichter NW-SE gerichteter Frakturierung, charakterisiert durch strike-slip und Ausbildung einer flachen aber breiten Depression in der westlichen und Aufdomung der östliches Region. Die Öffnung von tension gashes gibt Raum für den ersten Vulkanismus, vorrangig im Bereich des heutigen Gregory Rifts. Nach dieser Initialisierung beginnt im Miozän das typische Rifting mit der Ausbildung von großen Abschiebungen, Subsidenz des Riftbodens und uplift entlang der Riftschultern, begleitet von Magmatismus. Insgesamt können drei große Riftphasen mit verstärkter tektonischer Aktivität unterschieden werden. Dazwischen, in Zeiten relativer Ruhe, kam es kaum zur Ausbildung neuer großer Strukturen oder Vulkanismus. Im Gregory Rift liegt die erste Phase zwischen 16 und 14 Ma und betrifft nur den nördlichen und zentralen Bereich des heutigen Rifts. Zwischen 7 und 4 Ma propagierte das Rift nach Süden und ab 1,9 Ma entwickelt sich das Box Faulting. Im Westlichen Rift treten erst um 12 Ma die ersten Vulkanite auf. Um 10 Ma beginnt das erste größere Rifting. Die zweite verstärkte Aktivität war um 3 Ma, die letzte seit ca. 13 ka. Im Gegensatz zum östlichen Rift propagiert das Westliche nicht von einem Bereich aus in eine Richtung, sondern es entstanden simultan mehrere isolierte Riftsegmente, die im Laufe der Zeit zusammenwuchsen (MORLEY, 1999). Auch der Vulkanismus ist hier wesentlich weniger stark ausgeprägt. Insgesamt ist das Westliche Rift aufgrund seines etwas jüngeren Alters strukturgeologisch einfacher mit nur wenigen großen Störungen aufgebaut. Die Extension wird seit Beginn des Rifting auf ca. 10 bis 40 km in zentralen Bereichen geschätzt (MORLEY, 1999). Das würde 0,5-2 cm pro Jahr entsprechen und liegt damit unter den Werten heutiger Mittelozeanischer Rücken (2-10 cm/a), was sicherlich auf das junge Alter zurückzuführen ist. Die Paläostressrichtung hat sich mehrmals im Laufe der Geschichte des Rifts geändert (siehe Abb. 7). Zwischen ca. 12 und 6 Ma verlief sie NE (ENE) – SW (WSW), von ca. 6 bis 0,4 Ma drehte sie nach EW und seit 0,4 Ma liegt sie in NW (NNW) – SE (SSE) Richtung. Als Ursache für die letzte Änderung wird ein Steigen der push Komponente der Rotes Meer / Golf von Aden Region angenommen (SCHLÜTER, 1997), die vorhergehenden sind bis jetzt ungeklärt. Wahrscheinlich existieren noch mehr Richtungsänderungen und Variationen innerhalb der einzelnen Perioden, die geologischen Zeugnisse sind jedoch zu unvollständig. Die treibende Kraft, die zu Ausbildung und Fortschreiten des Rifting führte, unterliegt noch immer starken Diskussionen. In Betrachtung werden alle möglichen aktiven und passiven Extensionsprozesse, wie Aufdomen durch Mantelkonvektion, Hot Spot Aktivität oder push Einflüsse anderer Regionen gezogen (siehe Abb. 13). Für ein aktives Rifting sprechen Prozesse wie frühzeitiges aufdomen und sehr hoher Wärmefluss. Großräumig auftretender intensiver Vulkanismus existiert schon in der Anfangsphase und konzentriert sich auf eine über die Zeit gleich bleibende Region. Bei 9 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem Abb13: Schematische Darstellung des aktiven und passiven Riftprozesses, FROSTICK (1997) passiven Rifting entwickelt sich zunächst eine topographische Depression, ein uplift erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt. Typisch ist ein geringer und variabler Vulkanismus bezogen auf Ort und Zeit. Das EARS zeigt Merkmale beider Extensionsarten. Das östliche Rift, das den schon früh entstandenen Kenianischen und Äthiopischen Dom durchschneidet und durch starken Vulkanismus geprägt ist, würde für aktives Rifting sprechen. Im westlichen Arm tritt jedoch kaum Vulkanismus auf, der Wärmefluss ist gering und im Anfangsstadium wurde zunächst eine Depression gebildet. Heute wird allgemein angenommen, dass das Rift aktive und passive Komponenten aufweist. Es ist bewiesen, dass sich rezent Hot Spots unter dem Rift befinden. Unsicher ist, ob sich diese erst durch externe Kräfte gebildet haben oder schon länger bestehen. Die Plume können auch ein passives Rifting verstärkt oder erst ausgelöst haben durch aufheizen an Schwächezonen. Denn passives Rifting wird da entstehen, wo aktive Regionen im Mantel existieren. Für ein aktives Rifting spricht die Tatsache, dass Afrika heute im globalen Spannungsfeld unter Kompression steht. Effekte von weit entfernten Kollisionszonen sind unrealistisch. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass das Stressfeld Rotes Meer /Golf von Aden einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklungsgeschichte des EARS hat. Geophysikalische Untersuchungen zeigen ein anhaltendes Rifting. Wenn dieser Trend fortdauert, könnte sich ein neuer Ozean bilden, andernfalls würde sich das EARS zu einem Failed Rift entwickeln. LITERATURVERZEICHNIS CONTRERAS, J., AND C.H. SCHOLZ, 2001: Evolution of stratigraphic sequences in multisegmented continental rift basins: Comparison of computer models with the basins of the East African rift system. AAPG Bulletin, v. 85, no. 9, p. 1565-1581. FROSTICK, L.E., 1997: The East African Rift Basins: African Basins. Sedimentary Basins of the World, v. 3, p. 187-210. HACKMAN, B.D., T.J. CHARSLEY, R.M. KEY, AND A.F. WILKINSON, 1990: The development of the East African Rift system in north-central Kenya. Tectonophysics, v. 184, p. 189-211. KIRAM, E.L., J.-J. TIERCELIN, C. LE TURDU, A.S. COHEN, D.J. REYNOLDS, B. LE GALL, AND C.A. SCHOLZ, 2002: Control of normal fault interaction on the distribution of major Neogene sedimantary depocenters, Lake Tanganyika, East Africa. AAPG Bulletin, v. 86, no. 6, p. 10271059. MORLEY, C.K. (EDITOR), 1999: Geoscience of Rift Systems - Evolution of East Africa. AAPG Studies in Geology, v. 44. 10 Claudia Twarz Das Ostafrikanische Grabensystem PETTERS, S.W., 1991: Regional Geology of Africa. Lecture Notes in Earth Sciences, v. 40, p. 608-621. SCHLÜTER, T., 1997: Geology of East Africa. Beiträge zur Regionalen Geologie der Erde, v. 27, p. 265-301, p. 347-385. 11