Ein Weibchen von C. severum über seinem Gelege Adoptiveltern - Fotos: Werner Cichlasoma severum Astrid Warnke-Knäpper (D 40 1852) Seit etwa einem Jahr pflege ich in einem 250-Liter-Becken vier Cichlasoma seve' rum (21 2), die ich als Jungfische kaufte. Weiterhin befinden sich in diesem Bekken sechs Pelvicachromis pulcher. Schon mit einer Größe von sieben Zentimetern waren beide C.-severum-Pärchen geschlechtsreif und teilten sich friedlich das Becken auf. Links wohnt Pärchen 1, rechts Pärchen 2. Obwohl Pärchen 2 aus den stattlicheren Tieren besteht, laicht es regelmäßig eine Woche nach Pärchen 1. Die Tiere laichten in einem Zeitraum von sechs Monaten nun bereits zum vierten Mal, aber leider haben bis jetzt noch keine Nachzuchten überlebt. Jedesmal kurz nach dem Freischwimmen verringerte sich die Anzahl der Jungfische, bis keiner mehr übrig war. Einmal verjagte Männchen 2 seine Partnerin und versuchte, die noch im Larvenstadium befindlichen Jungen allein großzuziehen; aber spätestens nach dem Freischwimmen der Kleinen war das Männchen nicht mehr Herr der Lage. Zur regelmäßigen Fütterung stürzen alle Tiere an die Wasseroberfläche und lassen Jungfische Jungfische sein. Das war häufig ein Grund für den Verlust der Brul.Zur Zeit haben beide Pärchen wieder Gelege, wobei die Brut von Pärchen 1 schon f rei schwimmt, die von Pärchen 2 noch an einem Holzstück haftet. lch gab den Tieren Futter, und wieder schwammen alle an die Oberfläche und interessierten sich nur noch für das Fressen. (,n, 84: 121-123 @ -r""-*-r 121 Cichlasoma severum mit frei schwimmenden Jungfischen ln der Zwischenzeit machte sich aber der Jungfischschwarm 1 selbständig und erkundete auf eigene Faust die Umgebung. Dabei gerieten die Jungen auch, sorglos weiterschwimmend, in das Territorium von Pärchen 2. Als aber Pärchen 2 zu seinem Gelege zurückschwamm, stürzte derJungfischschwarm ,,in Panik" zu Boden und verharrte regungslos. Erst stutzten beide Elterntiere, doch dann stürzten sie sich auf die Eindringlinge und schluckten, was zu schlucken war Einige Jungfische versuchten noch, hastig in Sicherheit zu kommen, aber vergebens. Doch zu meiner Uberraschung schwammen beide Elterntiere zu ihrem Gelege, spuckten die eingesammelten Jungfische zu ihren eigenen Larven und machten sich dann wieder auf den Weg, um den Rest nach Möglichkeit auch noch einzusammeln. Mittlerweile haben sie ihre vergrößerte Familie umquartiert in eine im Moorkienholz bef indliche Vertiefung. ln dieser Grube liegen jetzt nicht nur die adoptierten Jungen von Pärchen 1, sondern auch die eigenen Larven, die vormals an einer senkrechten Stelle hafteten. Nun ist es den Eltern weitaus einfacher, die J ungtiere zusammenzuhalten. Pärchen 1 sind keine Jungfische mehr geblieben. Das Männchen verharrt zwar noch an der Gelegestelle (in schwarzem Brutkleid mit hellgelben Bauchflossen, weißem Bauch und schmutziggelber Afterflosse), das Weibchen wurde jedoch vom Männchen verjagt Es zeigt jetzt sieben bis acht Vertikalstreifen auf beigefarbenem Untergrund. Die ehemals gelben Bauchflossen sind nun, wie auch die Afterf losse, schmutzig orange. DCG-Info 15(7) 1984: 121-123 122 Als interessant ist noch zu vermerken, daß Männchen 2, wenn es sein Gelege verläßt, die schwarze Brutkleidung auf hellt und einen metallisch blauen Untergrund mit fünf Streif en zeigt, die bis zur Bauchmitte reichen. Ein sechster Streifen geht durch bis zur Rückenflosse und endet dort in einem Punkt. Bei diesen Erkundungszügen behält Männchen 2 aber seinen weißen Bauch, die gelben Bauch- flossen und die schmutziggelbe Afterflosse lch hoffe, daß die Tiere es diesmal schaffen werden, ,,ihre" Jungen durchzubringen. Sonst versuche ich beim nächsten Mal, ab dem Freischwimmen der J ungen nicht mehr zu füttern, wobei dann aber die Ernährung der Jungfische zu einem Problem wird. lch befürchte, daß dann die J ungfische den überaus hungrigen Mägen der Aquarienmitbewohnerzum Opferfallen werden. Bisher erf üllten sich diese Befürchtungen bei den Pelvicachromis pulcherim Becken nicht. Bei ihnen ergaben sich auch keine ähnlichen Probleme; sie konnten sich erfolgreich vermehren. ,,Reinlichkeit ist eine Zler, . . . ?" (Anmerkungen über Aquarienhygiene) Udo Buschhoff (D 41 0954) Angesichts der vielen Aufsätze, Berichte und Werbeanstrengungen in einschlägigen Aquarienzeitschriften, die sich mit der Technik im und ums Aquarium beschäftigen, ist es immer wieder erstaunlich, feststellen zu müssen, wie wenig Prinzipien der Hygiene in unseren Aquarien zur Anwendung gelangen. lst schon die richtige und artgerechte Ernährung für das Gedeihen unserer Fische von großer Bedeutung, so muß auch der Aquarienhygiene ein besonders hoher Stellenwert beigemessen werden. Das Aquarium bildet einen abgeschlossenen Lebensraum, dessen Lebensqualität für seine Bewohner ganz entscheidend vom Funktionieren der technischen Hilfsgeräte sowie der eingreif enden, pflegenden Hand des Aquarianers abhängt. Es leuchtet ein, daß unzulängliche Filterung, unsauberer Bodengrund, verrottende Futterreste und zerfallende Pflanzen auf die Qualität des Aquarienwassers einen negativen Einfluß haben. Fische, die in solchen Behältnissen leben müssen, sind bedauernswerte Geschöpfe. lhr Wachstum wird durch das belasteteWasserstark beeinträchtigt. Sieverfügen überwenig Widerstandskraft, sind hinfällig und kurzlebig. Entrüstet wird jetzt der eingefleischte Aquarianer den eingangs geschilderten Aquarienzustand als seltenen, überspitzten Einzelfall abtun. Doch weit gefehlt. Er ist leider eine häufig zu beobachtende Realität! DCG-Info 15(7) 1984: 123'124 123