Der Mittlere Weg - beim Buddhistischen Bund Hannover

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Der Mittlere Weg
majjhimâ-patipadâ
Zeitschrift des Buddhistischen Bundes Hannover e.V.
Gemeinnütziger Verein . Zentrum: Drostestraße 8 . 30161 Hannover
Heftpreis 2,- €
42. Jahrgang
Mai - August 2010 / 2554
Nr. 2
P R O G R A M M und E I N L A D U N G
Buddhistischer Bund Hannover e.V. - Drostestraße 8 (Nähe Lister Meile)
Veranstaltungen von Mai - August 2010 / 2554
09.05.
Sonntag
10-17 Uhr
15.05.
Samstag
16.05.
Sonntag
10-17 Uhr
18.05.
Dienstag
19.30 Uhr 20.45 Uhr
Praxisstudium Lamrim (auch am 13.6.2010)
mit Geshe Nawang Thapkhe
Der buddhistische Stufenweg vermittelt die wesentlichen Inhalte der buddhistischen Lehre in der
tibetischen Tradition.
Veranstalter: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. – Ort: Vietn.-Buddh. Kloster Vien Giac,
Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover – Information: www.choeling.de – Organisation: Jochen Dienemann
0511 574551 - Teilnahme auf Dana- / Spenden-Basis
Vesakh-Fest im BBH
15.00 Uhr: Eröffnung - anschließend kleines Buffet – gleichzeitig Angebot zur Meditation
16.30 Uhr: Video-Dokumentation “Siddharta - Ein Leben im Licht”
17.30 Uhr: Meditation
18.15 Uhr: Musik mit BHAVANA
19.00 Uhr: Tee und Ausklang des Abends
Alle sind herzlich eingeladen
Einsichts-Dialog
mit Bhante Sukhacitto
Die Praxis des Einsichts-Dialoges ist eine Form der Dhamma-Praxis, bei der ein ausgewähltes Thema gemeinsam kontempliert wird. Hierbei sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Meditative und interaktive
Phasen wechseln einander ab.
Veranstalter: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. – Ort: Vietn.-Buddh. Kloster Vien Giac,
Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover – Information: www.choeling.de - Organisation: Jochen Dienemann
0511 574551 - Teilnahmegebühr: für den Lehrer wird eine Spende erbeten (Dana)
Einführung in die Praxis der Dharma-Kontemplation mit Bhante Sukhacitto
Erklärungen zur Praxis, Fragen und Antworten - anschließend eine stille Meditation Praxis der Dharma Kontemplation in der Gruppe, anschliessend Austausch
Wir wollen einen kurzen Auszug aus Buddha’s Worten kontemplieren und ihnen erlauben, uns zu
verwandeln. Diese Worte, in übersetzter Form, stammen direkt aus den Pali-Sutten, der ursprünglichen
Lehre des Buddha. Wenn wir diesen Text hören und dann mehrmals lesen, wird er in unseren Geist einsickern. Schicht für Schicht werden wir unser Verständnis und unsere Erfahrung der Lehre vertiefen. Zu
Beginn sammeln wir uns in einem Kreis und bereiten uns in Stille vor. Der Text, der kontempliert werden
soll, wird von zwei verschiedenen Lesern laut und langsam vorgelesen. Wir treten in die Praxis ein.
20.-24.05. Zen-Sesshin in Reileifzen (Ochsenbrink 3) (zu Pfingsten)
Do - Mo
mit Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig - Praxistage für Geübte und Ungeübte
Beitrag 160,- € (erm. 150,- €), Anmeldung bis zwei Wochen vorher, Tel. 864871
28.-30.05. VESAK-Feiertage
Fr - So
im Buddhistischen Kloster, Pagode Vien Giac, Karlsruher Str. 6 - Treffpunkt auch für Nicht-Vietnamesen!
Programm und Teilnahme unter Tel. 0511/879630 oder www.viengiac.de
29.05.
15.00 Uhr
Samstag
2
Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis
Video und Gespräche mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten)
Thema: Buddhas & Boddhisattvas
majjhima patipada 2 - 2010
30.05.
Sonntag
30.05.
16.00 Uhr
Sonntag
04.06.
Freitag
19.30 Uhr
VESAK-Feier mit 50jährigem Jubiläum des Hauses der Stille (ab 10.30 Uhr)
Zum Besuch der VESAKH- und Jubiläumsfeier in Roseburg, Haus der Stille, wird eine Mitfahrgelegenheit
vom BBH organisiert - Abfahrt 8.00 Uhr morgens - bitte rechtzeitig anmelden.
Tee-Nachmittag
Zu einem gemütlichen Teenachmittag wird herzlich eingeladen. Der Nachmittag dient sowohl
dem gegenseitigen Kennenlernen unserer alten und neuen Freunde und Interessenten als auch dem
Verständnis zwischen Älteren und Jüngeren. Wir wollen Erfahrungen austauschen und Lehrinhalte
vertiefen (gleichzeitig Bücherausleihe bzw. -rückgabe).
Sich selbst der beste Freund sein
Vortrag von Bhante Dhammananda
Erfolg im Leben ist nicht nur eine Sache des Verstandes, sondern auch des Herzens. Beide Seiten müssen gepflegt werden, will man seine menschliche Existenz bestmöglich nutzen. Aufgrund falscher Vorstellungen ist uns die Tür zu Frieden, Harmonie und Glück verschlossen, obwohl wir alle die Anlagen dazu in uns
tragen. Wie wir uns Zugang zu diesem verschütteten Schatz verschaffen können, ist Thema des Vortrags.
Bhante Dhammananda wird auf die fünf Fähigkeiten (Vertrauen, Energie, Achtsamkeit, Sammlung,
Weisheit) und die vier göttlichen Verweilungen (bedingungslose Liebe, Mitgefühl, Mitfreude, Gleichmut)
eingehen. Er wird erklären, wie wir sie kultivieren, unseren inneren Reichtum entdecken und zu unserem
besten Freund werden können. Grundlage des Vortrags ist das Metta Sutta.
- Teilnahme auf Spendenbasis (Dana) -
05.06.
Samstag
10-15 Uhr
Meditationstag - Theorie, Einführung in die Praxis - (Seminar)
26.06.
15.00 Uhr
Samstag
Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis
mit Bhante Dhammananda
Behandelt werden die vier Grundlagen der Achtsamkeit in Theorie und Praxis. Achtsamkeit kann die
Kräfte des Geistes anregen und klares Denken, tiefes Verstehen und geistiges Gleichgewicht fördern.
Sie inspiriert uns, unsere Intelligenz, unseren inneren Reichtum und unsere natürliche Würde zu entdecken und ist eine große Hilfe zur Bewältigung der Probleme des modernen Lebens.
Zur Person: Bhante Dhammananda, geboren in Sri Lanka, studierte in seiner Heimat Buddhismus, Pali
und Sanskrit und praktizierte bei erfahrenen Meditationsmeistern. Zurzeit leitet er Meditationskurse und
hält Dhamma-Vorträge in buddhistischen Zentren in Deutschland, um die zeitlose Buddha-Lehre zu erklären und anhand von Beispielen aus verschiedenen Lehrreden zu verdeutlichen, wie man die Lehre im
Alltag umsetzen kann.
- Teilnahme auf Spendenbasis (Dana) -
Video und Gespräche mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten)
Thema: Wer ist Karmapa?
27.06.
So 16 Uhr
Teenachmittag (wie am 30.05.)
16.-17.07.
Die Welt der Gefühle
Vortrag und Seminar-Workshop mit Dr. Alfred Weil
Fr 19 Uhr
Einführungsvortrag
Sa 9-17 Uhr Seminar-Workshop
„Im Hinblick auf die fühlenden Wesen lehre ich“, sagte der Buddha. Und er wusste nur zu gut, warum.
Die Gefühle sind es, die unser Leben bestimmen. Sie sind es, die uns erheben oder niederdrücken, die
wir entweder sehnsüchtig herbeiwünschen und suchen, oder unter allen Umständen vermeiden wollen.
Aber sehr weit kommen wir mit unseren Bemühungen meist nicht. Was sind Gefühle oder wo kommen
Sie her? Wie gehen wir mit ihnen um und wie schaffen wir es, unabhängiger von ihnen zu werden?
Seminar-Beitrag: 40 € - (Ermäßigung möglich), bitte rechtzeitig anmelden
Fortsetzung auf Seite 39
majjhima patipada 2 - 2010
3
Inhalt
Seite
Der Mittlere Weg
Programm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
majjhimâ-patipadâ
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Herausgeber:
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Drostestr. 8, 30161 Hannover
Tel. + Fax 05 11 / 3 94 17 56
E-mail: [email protected]
Internet: www.buddha-hannover.de
Editorial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Axel Rodeck
Politischer und sozialer Buddhismus - ein Paradigmenwechsel? . . . . . . . . 6
Hans Wolfgang Schumannl
Ist alles Karma? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Einladung zum DBU-Kongress 2010 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Uwe Kickstein
Die Lehre des Buddha vor dem religiösen Hintergrund seiner Zeit . . . . . . 15
Axel Rodeck
Vor 10 Jahren: Die Weltausstellung und die Weltreligionen. . . . . . . . . . . . 27
Michael Schmidt
Glaube und Erfahrung - Kalamer-Rede u. Ansichten eines Theologen . . . 32
Hätten Sie’s gewusst? - Fragen aus dem Buddhismus . . . . . . . . . . . . . . . . . 34
Für Sie gelesen – Lesenswertes aus anderen Zeitschriften . . . . . . . . . . . . 35
Auch das noch . . .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37
Programm (Fortsetzung von Seite 3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39
Redaktionsteam:
Rother Baumert, Uwe Kickstein,
Axel Rodeck, Michael Schmidt
Satz u. Gestaltung:
Uwe Kickstein
Druck: Forum Druck, Hannover
Spendenkonto:
Buddhistischer Bund Hannover e.V.
Postgirokonto: Postbank Hannover,
Kto.-Nr. 180 18 303
BLZ: 250 100 30
IBAN: DE07 2501 0030 0018 0183 03
BIC: PBNKDEFF
Abbildungen:
Titelfoto: Pavillon von Nepal auf der
EXPO 2000 von Axel Rodeck
S. 28, 30, 31 von Axel Rodeck
alle anderen lt. Quelle oder Archiv
»Der Mittlere Weg - majjhima patipada« erscheint nach Bedarf und
ist für Mitglieder kostenlos. Ein Anspruch auf Lieferung besteht nicht.
Namentlich gekennzeichnete Artikel
geben nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion wieder. Der Nachdruck ist nur mit Genehmigung
gestattet. Ein Belegexemplar wird
erbeten.
Für unaufgefordert eingesandte
Manuskripte und Fotos übernehmen wir keine Gewähr. Notwendige
Kürzungen versuchen wir vorher mit
den AutorInnen zu besprechen. Texte und Bilder, wenn möglich, bitte
auf Diskette/CD (Windows) zusenden oder per Email:
[email protected]
Anreise zum BBH mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Das Buddhistische Zentrum in der Drostestr. 8 ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: mit den Linien 3 und 7 ab Hbf (Tiefebene) bis zur
ersten Haltestelle »Sedanstr./Lister Meile«, dann zu Fuß die Lister Meile
hoch, rechts in die Drostestr. einbiegen; mit den Bus-Linien 121, 131, 132
bis Haltestelle »Lister Platz«, zu Fuß die Lister Meile hinunter.
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majjhima patipada 2 - 2010
EDITORIAL
Liebe Leserinnen und Leser!
Wir freuen uns stets, wenn unser redaktionelles
Nichtwissen durch Anmerkungen aus dem
aufmerksamen Leserkreis gemindert wird. Ein
Leser gab zu dem Beitrag von F. Fenzl in Heft
1/2010 „Der Svastika – ein faschistisches Symbol?“ folgenden Hinweis: Das linksläufige Hakenkreuz (Haken nach links) bedeutet für die
Buddhisten, daß das Rad nicht mehr weiterrollt,
sondern zum Stillstand gekommen ist. Es ist
also ein Symbol für die Erlösung – anders als
das rechts drehende Hakenkreuz der Faschisten.
Im übrigen wird das Substantiv „Svastika“ vom
Geschlecht her unterschiedlich, richtigerweise
aber wohl als männlich angesehen.
..........
Weniger erfreulich war die im letzten Heft bereits geschilderte Diskussion über die Zulässigkeit (religions-)kritischer Berichte, konkret
Tibet und den Dalai Lama betreffend. Wir meinen, dass insbesondere das Gebot „rechter
Rede“ durch eine sachgerechte Erörterung im
Rahmen unserer abendländischen Streitkultur
nicht verletzt wird. Wenn dann aber Kritik mit
Intoleranz verwechselt wird, wenn aus sachlicher Analyse der Wille nach Zwietracht hergeleitet wird, wenn mit „deutschem Bierernst“ lockere Passagen gleich als Beleidigung aufgefaßt
werden, so hinterlässt dies einen traurigen Eindruck. Gezieltes Beleidigtsein ist eine Nötigung
und kann keine Argumente ersetzen.
Wir sind gefragt worden, warum wir immer nur
die negativen Beanstandungen unserer Ausführungen, nicht aber die gleichermaßen eingegangenen positiven Stimmen schildern. Wohlan,
wir wollen die Diskussion hiermit abschließen
mit dem Statement eines vielgereisten langjährigen und karitativ äußerst engagierten Buddhisten. Dieser schrieb uns: „Die menschenverachtenden Vorgänge sowohl auf chinesischer als
auch auf tibetischer Seite sind mir aus fast 20
Reiseabenteuern ins ‚Schneeland’ wohl bekannt. Allerdings verspüre ich weder Lust noch
majjhima patipada 2 - 2010
Neigung, meine Aufzeichnungen von brutalen
Auseinandersetzungen innerhalb braunrot
gewandeter Klerikergemeinschaften oder gegenüber olivgrün uniformierten Besatzern – wie
auch umgekehrt – öffentlich zu machen.“
...........
Anlaß zu Diskussion wird möglicherweise (und
keineswegs unerwünscht) auch der Beitrag S. 6
ff über die Entwicklung des real existierenden
Buddhismus zu einer sozialen Bewegung geben.
Ein Blick in buddhistische Zeitschriften zeigt,
wie sehr neuerdings der Dhamma in diesem Sinne interpretiert wird, „metta“ und „karuna“ sind
die Eckpunkte dieser Bewegung. Wollte der Religionsstifter Buddha Gautama das? Welche
Konsequenzen hat eine Politisierung des
Buddhismus? Sind wir Zeitzeugen einer Verdrehung der Lehre oder einer weiteren Drehung
des Rades der Lehre? Es lohnt sich, hierüber
einmal kritisch nachzudenken. Um unseren Lesern weiteren Stoff für eigene Urteilsbildung zu
geben, haben wir unter „Für Sie gelesen“ aus
„Buddhismus aktuell“ Heft 1/2010 einige Beiträge zum Thema „Aktives Mitgefühl“ zitiert.
……..
Immer wieder taucht in buddhistischen
Gesprächskreisen und anderswo die Frage auf,
ob jedes uns treffende Ereignis „karmisch“
bedingt ist, also auf früherem (vorgeburtlichem)
Verhalten beruht. Der Indologe Dr. H.W.
Schumann hatte 2001 in „Ursache & Wirkung“
Heft 35 zu diesem Thema eine prägnante Arbeit
veröffentlicht, die er uns nun überarbeitet und
ergänzt zum Abdruck im „Mittleren Weg“ zur
Verfügung gestellt hat. (S. 11 ff) Danach
bestimmt das Karma zwar die Umstände unserer
Geburt, nicht aber alles im Leben erfolgende
Missgeschick. Sagen Sie, liebe Leser, also
künftig nicht bei jeder auf den Fuß gefallenen
Saftflasche, hier spiele die Vergeltungskausalität aus früherer Zeit eine Rolle. Passen Sie
einfach besser auf.
Ihre Redaktion
A.R.
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Politischer und sozialer Buddhismus ein Paradigmenwechsel?
von Axel Rodeck
1. Buddhismus – Hilfe auch für andere
a) Einsatz für die Welt
Kürzlich warfen wir in dieser Zeitschrift einen
Blick 30 Jahre zurück auf Themen, die die Deutsche Buddhistische Union im Jahr 1980 zur
Erörterung auf europäischer Ebene (Generalkonferenz der World Fellowship Of Buddhists)
vorgeschlagen hatte: Humanitäre Angelegenheiten wie Entwicklungshilfe, Erhaltung des
Weltfriedens, Atomwaffen und Atomenergie,
Umweltschutz und Ökologie sowie Kampf gegen Drogen. Kurz: Es ging um die Weltprobleme aus buddhistischer Sicht. Bemerkenswert auch der Artikel über Sarvodaya
Shramadana, eine buddhistische Laienbewegung, die mit ihrem Einsatz für die gewaltlose
Schaffung vorbildlicher Sozialordnungen als
vorbildlich für die Dritte Welt bezeichnet wird.
Inzwischen haben sich solche Gedanken verbreitet und wir erleben, daß beispielsweise der
derzeitige Dalai Lama – für seine Vorgänger
wohl undenkbar – eine Großveranstaltung unter
dem Motto „Kunst des Lebens“ führte und dabei
gegenwartsbezogene Referate zu Themen wie
globale Verantwortung, Klimaschutz und Wirtschaftsethik gehalten wurden. Der Dalai Lama
legte erstaunlich weltoffen dar, daß Beten oder
Meditieren im Kloster nicht ausreicht, sondern
daß soziales Engagement im Alltag erforderlich
ist.
Das buddhistische Hausblatt „Buddhismus aktuell“ widmete der Heilung der Erde gar ein
Schwerpunktthema (Heft 3/2009) und beklagte
unsere naturmissachtende Lebens- und
Wirtschaftweise. Jedenfalls steht fest, daß der
Buddhismus das Meditationskissen verlassen
hat und sich um soziale und politische Anliegen
seiner Anhänger oder gar darüber hinaus aller
Wesen dieser gemeinsamen Erde kümmert. Die
Natur wird nicht mehr wie in früheren Zeiten als
der zu bekämpfende Feind des Menschen angesehen, sondern ist vor seiner Gier zu schützen.
Kurz – ein sich in hohem Maße sozial betätigender Buddhismus wird, möglicherweise dem
6
christlichen Vorbild folgend, zunehmend
gefordert und praktiziert.
Aber ist das überhaupt im Sinne seines Stifters,
des Buddha Gautama? Zu fragen wäre letztlich
auch, ob die Buddhisten im Bemühen um eine
Heilung der Welt nicht ein allgemeinpolitisches
Mandat erstreben und wo die Grenze zwischen
Staat und Religion verläuft.
b) Keine kommunalistische Religion
Der Buddha Gautama war kein Sozialrevolutionär. Er akzeptierte die vorgefundene staatliche
Ordnung und sah soziale Ungleichheit (Kastenwesen!) als das Ergebnis früherer Taten an, jeder hat sich seinen Stand karmisch verdient.
Buddha lehrte die Menschen ausschließlich einen Weg aus dem als leidhaft empfundenen Dasein: „Nur dies verkünde ich früher wie heute:
Das Leiden und des Leidens Aufhebung.“(SN
22) Wenn dieser Weg dann zu einer in die Gemeinschaft ausstrahlenden positiven Geisteshaltung führte, so war diese erfreuliche Konsequenz zwar zu begrüßen, aber keineswegs
beabsichtigt.
Der Buddha verkündete eine Heilslehre, die
sich, wie alle Religionen, primär mit dem
Schicksal nach dem Tode befasst. Nicht aber
wirkte er in die Gesellschaft hinein, indem er ihr
Handlungsmodelle vorsetzte. Insbesondere fehlen im Buddhismus Rituale bei den wichtigen
Lebensabschnitten eines Menschen wie Geburt,
Pubertät, Heirat und Tod. Der Indologe Richard
Gombrich bezeichnet in Anlehnung an soziologischen Sprachgebrauch die mit einer Vielzahl
von Normen in die Gesellschaft hineinwirkenden Religionen als „kommunalistisch“. Das
betrifft beispielsweise den Hinduismus ebenso
wie den Islam mit dessen Vorstellung einer
Identität von Staat und (islamischer) Religion.
Genau daran war der Buddha nicht interessiert,
sondern predigte reine Soteriologie, einen „religiösen Individualismus ohne spirituelle
Vermittler“.
majjhima patipada 2 - 2010
c) Das Sutra von den vier Ständen
Im „Sutra von den vier Ständen“ (Agganna-Sutra; D 27) belehrt der Buddha zwei ehemalige
Brahmanen, die als Novizen seinem Orden beigetreten sind, und erteilt dem priesterlichen
Standesdünkel eine Absage. Weil in allen vier
Kasten gleichermaßen sowohl gute als auch
schlechte Taten mit entsprechenden karmischen
Folgen begangen würden, sei kein Stand der
bessere Stand.
Wie der Indologe K. Meisig ausführt, ist der
Kern des Sutras die Frage nach dem Verhältnis
von Religion und Gesellschaft. Beide lassen
sich vom Standpunkt der frühen buddhistischen
Mönchsethik her nicht miteinander vereinbaren.
Denn nur der weltflüchtige Mönch, der alle gesellschaftlichen Bindungen abgestreift hat, kann
das Rad der Wiedergeburten für sich persönlich
zum Stillstand bringen und sich dadurch aus
dem Leiden erlösen. Das gilt auch für Angehörige der niederen Kasten, die somit nicht erst über
viele Wiedergeburten in der gesellschaftlichen
Hierarchie aufsteigen müssen.
Der Buddha lehrte also eine „gesellschaftsverneinende und von daher individualistische
Erlösungsethik für jedermann“ (K. Meisig).
Nicht das Sammeln von gesellschaftlichem oder
religiösem Verdienst mit der Folge des Erwerbs
von gutem Karma, sondern die Vermeidung von
jeglichem Karma war angesagt. Denn Karma,
heilsames ebenso wie unheilsames, ist eine
Bindung an den Wiedergeburtenkreislauf. Nirvana kann nur eintreten, wenn das Karma-Konto gelöscht ist.
2. Der Bodhisattva
Hilfsbereitschaft gegenüber notleidenden Mitwesen war traditionell nicht gerade Schwerpunkt der indischen Kultur (s. hierzu Aufsatz
Kickstein S. 20). Doch die strenge Ausrichtung
der frühen Buddhisten auf die eigene Erlösung
wurde seit dem Entstehen des Mahayana-Buddhismus im 1.Jh.v.Chr. ein ständiger
Kritikpunkt. Es erschien selbstsüchtig, wenn die
Anhänger des frühen Buddhismus zwar
Mitgefühl (karuna) für alle Wesen übten, sich
aber dadurch nicht vom ausschließlichen Ziel
des eigenen Heils (Nirvana) abbringen ließen.
Herzlos und egoistisch sei es, so wurde gesagt,
sich ins Nirvana zu verabschieden und die bedauernswerten Mitwesen im Geburtenkreislauf
zurück zu lassen.
Mit dem Mahayana kam daher ein neues Leitbild auf, das des „Bodhisattva“. Ein Bodhisattva
(„Erleuchtungswesen“) war nach altem Sprachgebrauch jeder auf dem Weg zur Erlösung
Befindliche. Nun wurde der Begriff auf einen
kurz vor dem Ziel befindlichen, uneigennützigen Heilssucher bezogen: Dieser könnte zwar
schon das Heilsziel erreichen, verzichtet darauf
jedoch freiwillig, um sich der Leidensbefreiung
anderer zu widmen. Aus reinem Mitgefühl
bleibt er als Nothelfer in der Welt und räumt den
anderen Heilssuchern unheilsames Karma (die
Folgen früherer schlechter Taten) aus dem
Wege.
majjhima patipada 2 - 2010
Anders als die Buddhas, die sich auf das Aufzeigen des Erlösungsweges beschränken, aber keine praktische Hilfe leisten, stehen die Bodhisattvas nun für tatkräftige Unterstützung zur
Verfügung. Sie geben aus ihrem reichhaltigen
Vorrat an Verdienst den Bedürftigen ab. Das widersprach freilich der alten Lehre, wonach das
Karma höchstpersönlich wirkt und Verdienstübertragung (Pali: pattidana) durch Dritte nicht
möglich ist. Der Populärbuddhismus hatte jedoch auch in den theravadischen Ländern den
Brauch entwickelt, lieben Verstorbenen
Verdienst (punna) nachzusenden. Dies gab den
neuen mahayanischen Vorstellungen Raum: Bei
aller Ablehnung der mahayanischen Neuerungen übernahmen die Anhänger des Hinayana
(Theravada) doch gelegentlich stillschweigend
Mahayanalehren, die sie als nützlich und akzeptabel empfanden. Verdienstübertragung und
mitleidiges Tätigwerden gehörten dazu.
Der Altruismus der Bodhisattvas wurde somit
allgemeines buddhistisches Leitbild und prägte
das soziale Verantwortungsbewußtsein über die
Anhänger des Mahayana hinaus auch für die
Angehörigen anderer Lehrtraditionen. In heutiger Zeit mag die Konkurrenz zum die Nächstenliebe predigenden Christentum dazu beigetragen haben, daß die eingangs genannten, in die
Gesellschaft hineinwirkenden buddhistischen
Aktivitäten entwickelt wurden. Die alten Texte
werden so ausgelegt, daß sich aus ihnen die
Verbundenheit von Natur und Wesen, ja gerade-
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zu ein holistisches Weltbild ergibt. Wie der
Buddha lehrte, ist die Welt ein ausschließlich
dynamischer Vorgang, der auf Ursache und Wirkung beruht. Menschen, Tiere und Pflanzen sind
Teile dieses unpersönlichen evolutionären Prozesses. Diese Aussage gewinnt heute, wo –
anders als zu Buddhas Lebzeiten – die Natur
nicht als bedrohend, sondern als bedroht aufgefasst wird, besondere Bedeutung.
Es liegt auf der Hand, daß mit dieser Ausdehnung auf die Belange der Welt die Basis religiöser Tätigkeit verlassen und das Feld politischen Handelns betreten wird. Aber letztlich
muß sich der Buddhismus, wie jede andere Religion auch, mit der Gesellschaft arrangieren und
zu Fragen des weltlichen Lebens Stellung beziehen.
3. Die ethischen Grundlagen
a) Weg vom Opferkult
Die dogmatischen Grundlagen für ein das Leid
der Welt bekämpfendes Tun finden sich in der
buddhistischen Ethik. Diese entstand aus der vedischen Tradition mit ihrem Opferkult heraus.
Die Opferrituale hatten sich zu komplizierten
magischen Techniken entwickelt und wurden
vom Buddha entschieden abgelehnt und umgedeutet: Statt blutiger Tieropfer ethische Verhaltensweisen wie Almosenspende, Klosterbau
und Zuflucht zum Buddha. Freilich hat, so K.
Meisig, Ethik im frühen Buddhismus keinen
Wert an sich, sondern ist nur eine Vorleistung im
Dienste des Heilserwerbs. Denn nicht um des
Nächsten Willen wird hier Liebe geübt, sondern
wegen der Förderung des eigenen Heils. Allerdings hat der Buddha selber nach seiner Erleuchtung die zur Erlösung führende Lehre
(dhamma) aus reinem Mitgefühl verkündet, war
für ihn persönlich doch die Angelegenheit erledigt – ein klarer Altruismus.
Es sei auch angemerkt, daß das sittlich-vollkommene Leben allenfalls in die Welt der Götter führt, aber noch nicht zur Erlösung.
Natürlich ist der ethische Wandel der Mönche
strenger geregelt als der der Laien. Für letztere
gelten (nur) fünf grundsätzliche Verhaltensweisen, die „fünf Silas“ (Pali „sila“ = sittliches Verhalten). Ohne ihre Beachtung ist es unmöglich,
den Buddhaweg mit Erfolg zu beschreiten.
b) Die Silas
Am Anfang des buddhistischen Sittengesetzes
stehen also fünf Regeln, die universale
Grundnormen sind, wie wir sie auch in anderen
Religionen finden, die „Silas“. Es handelt sich,
wohlgemerkt, nicht um Ge- oder Verbote, sondern um (dringende) Empfehlungen, die keinerlei metaphysische Begründung oder außer-
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weltliche Verankerung haben. Stattdessen ist die
Vernunft gefordert: Der Verstand soll den sittlichen Lebenswandel kontrollieren. „Sittlichkeit
und Vernunft sind die beiden Grundpfeiler, auf
die das gesamte Gebäude der Religion des
Buddhismus gegründet ist“ (K. Meisig).
Die fünf Silas, die sowohl für Mönche als auch
für Laien gelten, lauten:
1.) kein Lebewesen töten, 2.) nicht stehlen, 3.)
keinen (insbesondere sexuell) unreinen Lebenswandel führen, 4.) nicht lügen und 5.) keine berauschenden Getränke zu sich nehmen. Dieser
Negativkatalog wurde dann auf seine positiven
Gegenstücke erweitert, also z.B. aus dem Tötungsverbot die Pflicht zu Hege und Pflege anderer Lebewesen, ja der ganzen Umwelt
abgeleitet.
Für Mönche gelten zusätzlich fünf weitere Silas:
6.) nicht zur Unzeit (d.h. nach 12.00 Uhr) essen,
7.) nicht an Tanz- oder Musikaufführungen
teilnehmen, 8.) keinen Blumenschmuck, Salben
oder Parfüm gebrauchen, 9.) keine bequeme
Lagerstatt benutzen und 10.) kein Gold oder Silber annehmen. Später wurde das Alltagsleben
der Mönche in 227 und das der Nonnen gar in
311 Vorschriften penibel geregelt.
c) Die Brahmaviharas
Die (theravada-)buddhistischen Formen der
Meditation (Bewachung der Sinnestore,
Achtsamkeitsübungen und vierstufige Versenkung) sind grundsätzlich nach innen gerichtet,
wirken auf den Meditierenden selbst und nützen
nur ihm. Daneben gibt es aber eine Meditation,
die nach außen gerichtet ist und ausstrahlen soll
in die Gesellschaft. Sie wird nach dem
Hindu-Gott Brahma als „Brahmavihara“ ( =
Brahma-Verweilung, auch: göttliche Verweimajjhima patipada 2 - 2010
lung) bezeichnet, weil Brahma mit vier in alle
Himmelsrichtungen schauenden Gesichtern
dargestellt wird. Genau so soll der Meditierende
seine heilsamen Stimmungen in die Weltgegenden schicken.
Das erste Objekt dieser Meditation ist die „liebende Güte“ (metta). Der Meditierende begibt
sich in Meditationshaltung und durchströmt mit
einem Denken voller Güte nacheinander die vier
Himmelsrichtungen sowie den Raum nach oben
und unten. Anschließend strahlt er nacheinander
Mitgefühl (karuna), Mitfreude (mudita) und
Gleichmut (upekkha) auf die selbe Weise aus. Ob diese Verfahrensweise (das gilt auch für Gebete!) unmittelbare Wirkung entfalten kann, sei
dahingestellt. Zumindest nutzt sie dem Meditierer selber, was mittelbar positive Auswirkungen
auf die Gesellschaft haben mag.
Für unsere Betrachtung wichtig sind die „liebende Güte“ (metta) und das oben (Ziff. 2)
schon erwähnte Mitgefühl (karuna). „Karuna“
erstreckt sich über Menschen und Tiere hinaus
bis in die Pflanzenwelt. Metta und Karuna sind
die Anknüpfungspunkte für die altruistischen
Tätigkeiten, insbesondere auf sozialem Gebiet.
Denn mit ihnen geht der Heilssucher über die
bloße Unterlassung unheilsamer Taten hinaus,
gibt den negativ gefassten Verhaltensregeln also
eine positive Interpretation. Sittlichkeit ist das,
was ein anständiger Mensch sowieso nicht tut,
sie verhindert schlechtes Karma. Wer jedoch gutes Karma erlangen will, muß darüber hinaus
gehen. „Mitgefühl und Güte geben der buddhistischen Lehre die Lebenswärme, die sie den
Strafgesetzen überlegen macht“ (H.W.
Schumann).
d) Vier Edle Wahrheiten
Die Lehre Buddhas ist eine ethische Lehre und
es überrascht daher nicht, daß er in seinen fundamentalen „Vier Edlen Wahrheiten“, die er in
Benares seinen ersten Anhängern verkündete,
hierauf einging. Die Vierte Edle Wahrheit vom
Wege zur Leidensaufhebung, der „achtgliedrige
Pfad“, umfasst neben den Themenblöcken „Erkenntnis“ (Glieder 1 und 2) und „Meditation“
(Glieder 6 – 8) den Themenblock „Ethik“ (Glieder 3 – 5). Dessen drei Regelungen betreffen
a) Rechte Rede (samma-vaca), also nicht lügen
(4. Sila!), schmähen oder schwätzen,
b) Rechtes Verhalten (samma-kammanta), also
eine die Sittlichkeitsregeln beachtende Lebensweise führen
und
c) Rechten Lebensunterhalt (samma-ajiva), also
kein grausamer und anderen Wesen Schmerzen
oder Nachteile bringender Broterwerb.
Unabdingbar für den Heilsweg ist also die Befolgung der „Silas“.
4. Politisierung des Buddhismus?
a) Ein Reich wird buddhistisch
Spätestens unter Kaiser Ashoka ( Regentschaft
268-239 v.Chr.) wurde der Buddhismus in
Indien von einer Erlösungsbewegung zur Religion. Die Buddhisten hatten sich nun in der Welt
eingerichtet, bauten Stupas und Klöster und
nahmen am Gesellschaftsleben teil. Ashoka, der
mit brutaler Gewalt ein Riesenreich erkämpft
hatte, schwor der Gewalt ab und wünschte sich
Frieden und ein harmonisches Zusammenleben
der Menschen. Dazu schien ihm der Buddhismus das geeignete Instrument zu sein. Denn
zum einen gefiel dem Herrscher seine antibrahmanische Haltung, hatte Ashoka doch innenpolitisch gegen diesen Stand zu kämpfen. Zum anderen hatte der Buddhismus die universelle
Ethik und Weltoffenheit, die in seinem von vielen äußeren und inneren Gefahren bedrohten
majjhima patipada 2 - 2010
Reich benötigt wurden. Der Kaiser wurde daher
zum Freund und Förderer der Buddhisten.
Ashokas politische Inanspruchnahme des
Buddhismus hatte jedoch für die Entwicklung
des Buddhismus erhebliche Folgen: „Auf der
Grundlage der buddhistischen Laienethik“, so
der Religionswissenschaftler v. Brück,
„veränderte sich der im Prinzip weltentsagende
Glaube in eine potentiell weltgestaltende
Ethik“. Es entstand erstmals eine „buddhistische
Soziallehre“.
b) Aktives Handeln wird gefragt
Es würde zu weit führen, hier auf die unterschiedliche Entwicklung der buddhistischen
Religion im südlichen (Theravada) und nördlichen (Mahayana) Buddhismus einzugehen. Im
Laufe der Zeit wurde in allen buddhistischen
9
Ländern der König als Bodhisattva oder Maitreya verehrt. Dies führte zum Beispiel in Tibet
zur Identifikation des Dalai Lama mit dem
Bodhisattva Avalokiteshvara („Gottkönig“).
Der König nahm daher bald eine religiös höhere
Stellung ein als die Mönche und verlangte, daß
diese eine Partnerschaft von Macht und Religion pflegen und sich aktiv in der Welt betätigen
sollten.
Auch wies beispielsweise im alten China die
Verehrung des Amitabha schon soziale
Komponenten auf. Und in der wichtigsten Schule des japanischen Buddhismus, Jodo-Shinshu,
wurde in der Bodhisattvamentalität der Ausdruck einer grundlegenden sozialen Idee gesehen. Denn meditative Ausstrahlung von „Liebender Güte“ allein ist sicherlich erfreulich,
kann aber keinen einzigen Hungernden satt machen.
Doch erst die durch Industrialisierung und Urbanisierung Anfang vorigen Jahrhunderts
entstandenen Probleme führten in einigen Ländern zu buddhistischen Sozialbewegungen. Ein
charakteristischer Zug im modernen Buddhismus etwa in Japan ist die Hinwendung zum
Diesseits und zu Diesseitsaufgaben. Während
der alte Buddhismus die Diesseitsaufgaben der
Religion gering bewertete oder gar abstritt, wird
seit einiger Zeit der Diesseitsvorteil, den der
Buddhismus bringt, in den Vordergrund gestellt.
Hier wie in allen anderen großen Religionen der
Gegenwart wird die soziale Verpflichtung des
Menschen stark betont.
c) Sozial engagierter Buddhismus
In Japan entwickelte sich die Vorstellung eines
„buddhistischen Sozialismus“. Erwähnt werden
soll hier die nach dem II. Weltkrieg aus dem nationalistischen Nichiren-Buddhismus hervorgegangene neobuddhistische Laienbewegung
„Soka-Gakkai“, die sich dem Weltfrieden und
gesellschaftspolitischen Aufgaben widmet.
Auch in Thailand wurde nach Modellen für
buddhistische Gesellschaften gesucht. Der
Thailänder Buddhadasa erarbeitete eine religiös-utopische Soziallehre, die auf dem urbuddhistischen Axiom von der ursprünglichen
Gleichheit aller Wesen basierte. Im Westen
führte die Friedensbewegung vietnamesischer
buddhistischer Mönche und amerikanischer Aktivisten, an der der bekannte vietnamesische
Buddhist Thich Nhat Hanh maßgeblich beteiligt
war, zu der Bewegung „Engagierter Buddhismus“. Sie will sich auf der Basis buddhistischer
Spiritualität der Friedensarbeit sowie ökologischen Themen widmen.
Der (amerikanische) Theravada-Mönch und
Gelehrte Bhikkhu Bodhi fasst den Paradigmenwechsel im Buddhismus prägnant zusammen:
„Der Dharma sollte heute nicht nur als Mittel
zum inneren Erwachen dienen, sondern auch
dazu, die Welt zu transformieren und soziale
und ökonomische Strukturen umzugestalten,
entsprechend den ethischen Prinzipien, die sich
aus den Lehren des Buddha ergeben.“ Ethisches
Verhalten und liebende Güte, so Bhikkhu Bodhi,
bedeuteten heute, „für die Opfer sozialer, wirtschaftlicher und politischer Ungerechtigkeit
aufzustehen.“ Es empfiehlt sich, den Akzent
von bloßer Frömmigkeit mit dem Fernziel der
„unio mystica“ hin zum sozialen Handeln in aller Welt zu verschieben.
Damit schließen wir den Kreis zu den eingangs
(1 a) genannten Aktivitäten. Zu Bewusstseinsschulung durch Meditation und Studium
der Buddha-Lehre sind nun auch soziale Aufgaben und Mitarbeit in Politik und Ökonomie gekommen. Die Buddhisten haben ihre vornehme
Zurückhaltung in weltlichen Fragen aufgegeben
– auch ihnen steht schließlich das Wasser bis
zum Halse. „Der Buddhismus ist damit weltweit
in eine neue Phase seiner Entwicklung eingetreten“ (v. Brück). Es ist ihm zu wünschen, daß er
sich dabei nicht übernimmt.
Das eigne Heil gib niemals auf,
sei’s auch für großes Heil von andern.
Hat man das eigne Heil erkannt,
so sei man stets darauf gerichtet.
Dhp 166
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majjhima patipada 2 - 2010
Ist alles Karma?
von Hans Wolfgang Schumann
Die junge Dame hob den Kasten Mineralwasser
aus dem Laderaum ihres VW, um ihn ins Haus
zu tragen. Da glitt ihre Hand ab, der Kasten fiel
und zwei Flaschen zerplatzten mit leichtem
Knall auf den Steinen. „Karma“, meinte die junge Frau und lachte in dem Glauben, das Missgeschick philosophisch erklärt zu haben. Wir halten ihr zugute, dass sie nicht karman (Skt.; Pali:
kamma) im Sinne von „Tat“ meinte, sondern
(Skt.) karmavipaka, „Reifung (früher getaner)
Tat“.
Brahmanische Geheimlehre
Im 6./5. oder 5./4. Jh.v.Chr. war die Karma-Lehre noch neu und keineswegs jedem in Indien bekannt. In den Upanishaden, deren älteste, „die
große
Wald-Upanishad“
(Brhad-Aranyaka-Upanishad) Siddhattha vor seiner Erwachung zum „Buddha“ bei dem Lehrer Uddaka
Ramaputtagehört hatte, wird das Karma-Gesetz
noch als Geheimlehre behandelt. In diesem Text
befragt Artabhaga den Yajnavakya, was mit den
Menschen nach dem Tode geschieht. Yajnavakya erwidert:
„Artabhaga, mein Freund, nimm meine Hand.
Wir beiden allein sollten dies wissen und es hier
nicht öffentlich diskutieren.“ Die beiden gingen
hinaus und besprachen sich. Was sie besprachen, war das Karman (Werk), und was sie lobten, war das Karman: Wahrlich, gut wird man
durch gutes Tun, schlecht durch schlechtes
Tun.“ (BaU 3, 2, 13)
Die Bilanz zwischen den guten und den unguten
Taten eines Menschen bestimmt, ob er nach dem
Tode wieder als Mensch oder in einer anderen
Daseinsform wiedergeboren wird. Der Buddha
hat die Karma-Lehre der Upanishaden später als
zutreffend bestätigt.
In dem großen Erkenntnisdurchbruch (bodhi),
der ihn zu einem „Buddha“, einem „Erwachten“
werden ließ, erinnerte er sich an seine eigenen
Vorexistenzen und deren Lebensumstände und
erkannte das Gesetz der vergeltenden Ethik als
allgemein gültig:
„Mit dem Himmlischen Auge ... sah ich, wie die
Wesen vergehen und erstehen, sah ich hohe und
majjhima patipada 2 - 2010
niedrige, glänzende und unscheinbare, wie ihnen je nach ihren Taten günstige oder schlechte
Wiedergeburt zuteil geworden war. Ich erkannte: ‚Die Wesen, die von Körper, Rede und Denken schlechten Gebrauch machen, die erlangen
nach dem Zerfall ihres Körpers, nach dem Tode,
schlechte Wiedergeburt, sinken ab, verderben,
geraten in die Hölle. Jene Wesen hingegen, die
von Körper, Rede und Denken guten Gebrauch
machen, die erlangen nach dem Zerfall ihres
Körpers, nach dem Tode, gute Wiedergeburt
und gelangen in den Himmel.’“
Neue Karma-Lehre
Als der Buddha begann, seine Lehre öffentlich
darzulegen, sah er keinen Grund, die Karma-Lehre weiter geheim zu halten. Weshalb
sollte eine Erkenntnis, die das Warum der eigenen Lebensumstände erklärt und einen Antrieb
zu heilsamem Tun darstellt – warum sollte eine
solche Lehre nicht publik gemacht werden?
Aber der Buddha vertiefte die Kamma-Lehre.
Nicht die Tat an sich ist es, die die Zukunft des
Täters bestimmt, sondern der Tatvorsatz: „Das
Wollen (cetana) nenne ich Tat (kamma). Nachdem man sich etwas vorgenommen hat, tut man
die Tat mit dem Körper, dem Rede- oder Denkorgan.“ (A 6,63,11)
An anderer Stelle des Pali-Kanons spricht der
Buddha von den Tatabsichten, die die Wiedergeburt bestimmen:
„Die Wiedergeburt entsprechend den Tatabsichten werde ich euch zeigen, Mönche. … Da besitzt ein Mönch Glaubensvertrauen, Sittsamkeit,
Wissen, Freigiebigkeit und Weisheit. Dem
kommt der Gedanke: ‚Ach, wenn ich doch nach
dem Zerfall (meines) Körpers, nach dem Tode,
in die Großgemeinschaft vermögender Krieger
hinein wiedergeboren würde!’ Dieses Denken
trägt er, bei diesem Denken beharrt er, dieses
Denken pflegt er. Diese seine Tatabsichten und
sein Verweilen dabei … führen ihn zu einer dortigen Wiedergeburt.“ (M 120)
Die Absicht, der Vorsatz, so oder so zu handeln,
ist für die Zukunft des Menschen wichtiger als
das tatsächliche Tun.
11
Die Absicht
Dies führt zu zwei Folgerungen. Die erste ist,
dass aus der Absicht zu einer bösen Tat, deren
Ausführung aber durch äußere Umstände verhindert wird, dennoch die entsprechende negative kammische Frucht (kamaphala) hervorgeht. Ein Mann, der in einem Wutanfall seinen
Opponenten erschlagen will, von besonnenen
Freunden aber davon abgehalten wird, schädigt
seine kammische Zukunft bereits durch das bloße Wollen (cetana), durch die Tatabsicht (sankhara). Alles böse Tun oder Vorhaben geht aus
Gier, Hass und Verblendung hervor und ist eine
Bindung an die leidhafte Wiedergeburt. Selbstkontrolle im Denken und Tun sowie Bewusstheit (sati) in allen Lebenslagen sind in Gotamas
System die Grundvoraussetzungen zur Erlösung.
Die zweite Folgerung aus der Psychologisierung der Karmalehre ist, dass Tatabsichten und
Taten, die nicht von Gier, Hass und Unwissenheit motiviert sind, ohne kammische Nachwirkungen bleiben, den Täter also nicht an neue
Wiedergeburt binden.
„Welche Tat, Mönche, ohne Begehren, ohne
Hass und frei von Verblendung getan worden
ist, nachdem man (jene drei Verunreinigungen)
vernichtet hat, diese Tat ist aufgehoben, an der
Wurzel abgeschnitten, … am Werden (d.h. kammischen Reifen) gehindert, zukünftig nicht dem
Gesetz des Werdens unterworfen.“ (A 3,34)
Aktives Tun - im alltäglichen Leben unverzichtbar - wird im Buddhismus nicht abgewertet. Es muss jedoch mit der richtigen geistigen
Einstellung getan werden. Würde jedes, d.h.
auch das affektfreie gute und selbstlose Wollen
den Menschen in den Wiedergeburtenkreislauf
(samsara) verstricken, gäbe es keinen Ausweg
aus dem Leiden.
Wiedergeburt
Wieweit wird die Wiedergeburt durch die Taten
der Präexistenz bestimmt? Zum einen bedingt
das alte Karma, dass überhaupt eine Wiedergeburt stattfindet. Zum anderen legt es fest, wo
und als wer der Verstorbene neu ins Dasein tritt.
Nach der buddhistischen Kosmographie gibt es
fünf - nach einigen, wohl späteren Textstellen
sechs - Bereiche der Wiedergeburt:
12
- die Götterwelt, deren Bewohner zwar ein leidarmes, aber nicht ewiges Leben haben und wie
alle anderen Wesen dem Zwang zur Wiedergeburt unterliegen, also unerlöst sind;
- die Welt der Menschen, die die besten Erlösungsmöglichkeiten bietet, weil man als
Mensch am ehesten der Buddhalehre begegnen
kann;
- das Reich der Totengeister;
- die Welt der Tiere, die nicht nur von ihresgleichen, sondern auch durch Menschen Grausames
zu leiden haben; und schließlich
- die Hölle, in welcher, bis zur Abgeltung ihres
unheilsamen alten Kamma, jene Wesen leiden
müssen, deren Taten in den anderen Welten
nicht abgeltbar sind.
Zwischen diesen fünf Welten laufen die Wesen
im Wiedergeburtenkreislauf umher und nehmen
unter dem Zwang des Kamma-Gesetzes nach
dem Tode jeweils die Daseinsform an, die der
Durchschnittsqualität der Taten ihrer vergangenen Existenz entspricht.
„Infolge ihres ruchlosen Wandels … gelangen
gelangen hier manche Wesen bei der Auflösung
ihres Körpers, jenseits des Todes, auf den
schlimmen Weg, zu Stätten der Qual, zur Hölle.
… Infolge ihres der Lehre gemäßen Wandels,
ihres besonnenen Wandels, gelangen hier manche Wesen bei der Auflösung des Körpers, jenseits des Todes, auf den guten Weg, zur Himmelswelt.“ (A 2,16)
Auch die soziale Schicht, in der jemand auf Erden wieder geboren wird, ist durch das Karma
bestimmt. „Besitzer ihres Tuns sind die Wesen,
Erben ihres Tuns, aus ihrem Tun gehen sie hervor, mit ihrem Tun sind sie verwandt, ihr Tun
haben sie (nach dem Tode) als Zuflucht. Das
Tun ist es, das die Wesen aufteilt in niedrig stehende und höhere.“ (M 135)
Die Kammafrucht (kammaphala) wird nicht geerntet in der neuen Existenzform, sondern als
die neue Existenzform. Nach dem „Kleinen Sutta von der Unterteilung (vibhanga) des Kamma“
(M 135) bestimmt das Tun:
- den niedrigen oder höheren geistigen Rang des
Wiedergeborenen;
- seine Kurz- oder Langlebigkeit;
- seine Kränklichkeit oder Gesundheit;
- Hässlichkeit oder Schönheit;
majjhima patipada 2 - 2010
Garten mit Buddhastatue in Bangkok / Thailand
majjhima patipada 2 - 2010
13
hat nicht Recht. Die Meinung, dass alles, was
man erlebt und empfindet, die Frucht alten Tuns
sei, gehört zu den Auffassungen, die der Buddha
als falsch bekämpfte. (A 3,62; S 36,21) Nicht
durch ihre Kammareifung ist die Flaschenkiste
gefallen, sondern weil die junge Dame mit ihren
Gedanken nicht bei der Sache war. Sie hat es einen kleinen Moment an der Achtsamkeit fehlen
lassen, die der Buddha bei allen Verrichtungen
empfiehlt (D2,65).
- seinen gesellschaftlichen Einfluss;
- seinen Vermögensstand (d.h. ob er in armer
oder reicher Familie geboren wird);
- seinen sozialen Stand (d.h. seine Kaste) und
- den Grad seiner Intelligenz.
Kurzum: Das Kamma legt das Geburtsumfeld
und die körperlich-geistigen Anlagen der
Wiedergeburt fest, nicht aber deren Schicksal
und zukünftiges Tun. Das Kamma-Gesetz darf
nicht deterministisch ausgelegt werden. Innerhalb seines Entscheidungsfreiraums, der bei
Tieren freilich schmäler ist als beim Menschen,
kann jeder sein Tun - und damit seine kammische Zukunft - frei bestimmen.
Hat also die junge Dame Recht, wenn sie ihr
Missgeschick mit den zerbrochenen Flaschen
der Auswirkung alten Kammas zuschreibt? Sie
Abkürzungen
A
BaU
M
S
Skt.
Anguttara-Nikaya
Brhad-Aranyaka-Upanisad
Majjhima-Nikaya
Samyutta-Nikaya
Sanskrit
DBU-Kongress 2010
ARBEIT – WIRTSCHAFT – UMWELT
VERANTWORTLICH HANDELN
Erkennen – Benennen – Ändern
Die DBU lädt ein zum Kongress in Berlin
vom 15. bis zum 17. Oktober 2010
Weltwirtschaftskrise, Klimakatastrophe, soziale Ungerechtigkeit: Die Welt leidet unter schweren Verwerfungen, die unsere Existenzgrundlagen gefährden und viel Leid hervorbringen. Es ist unübersehbar geworden, dass grundlegende Veränderungen dringend notwendig sind.
Dieser Kongress soll Fragen aufwerfen, Antworten geben und zum Handeln motivieren. Projekte
die von Achtsamkeit und Mitgefühl geprägt sind können sich vorstellen und vernetzten.
Ethisches und verantwortungsbewusstes Handeln bildet das Fundament der Buddha-Lehre. Obwohl diese Lehren viele Jahrhunderte alt sind, enthalten sie höchst wirksame Anleitungen, wie
Menschen und Gesellschaften sich gerade in der modernen Welt sinnvoll verändern können.
Kartenvorverkauf ab 1.Mai 2010 über Webseite www.buddhismus-kongress.de
Info unter 089 28 01 04, DBU-Geschäftsstelle
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majjhima patipada 2 - 2010
Die Lehre des Buddha vor dem religiösen
Hintergrund seiner Zeit
von Uwe Kickstein
Der heutige Mensch lernt die buddhistische Lehre in ihren verschiedenen Ausformungen kennen.
Theravada, Mahayana (Zen, Reine Land-Schule,
Madyamika, Yogacara u.a.) Tibetischer Buddhismus (Vajrayana, Tantrayana, Mantrayana).
Die jeweiligen Schulen und Richtungen haben
ihre eigenen Schriften. Die Schriften – Lehrgrundlagen – der jeweils anderen Ausformung
werden zum Teil wohlwollend gesehen, jedoch in
ihren Inhalten weitgehend ignoriert.
Gemeinsam sind allen Richtungen die Vier Edlen
Wahrheiten mit dem in der vierten Wahrheit erklärten achtgliedrigen (astha anga) Pfad.
Andere Aspekte der Lehre wie Karma und Wiedergeburt, Achtsamkeit und Sammlung, „leer
und Leerheit“ (shunya und Shunyata), das
Bodhisattvaideal haben eigene Akzente, tauchen
in dem jeweiligen Fahrzeug gar nicht auf oder
werden anders interpretiert.
Hinzu kommt eine Kommentarliteratur (abhidhamma und andere), welche, Jahrhunderte nach
Buddhas Tod entstanden, den Anspruch erhebt,
die Lehre richtig zu interpretieren, zu erklären.
Erschwerend wirkt, dass auch Buddhisten selten
über den Tellerrand der eigenen Lehre schauen
und in Überzeugung der Richtigkeit und Authentizität der in den Sutras und der Kommentarliteratur wiedergegebenen Lehre alle anderweitigen
Forschungsergebnisse von Indologen und Archäologen häufig ignorieren oder durch eine
Brille sehen, die bestimmte Sachverhalte einfach
ausfiltert. Es ist diese Brille des „die Schriften
des Palikanon bzw. des Maha- und Vajrayana
sind Buddhas Wort, sind also „wahr“ oder damals
„so gesagt“ worden. Die im Palikanon schon gegebene Einschränkung zu Beginn vieler Sutras:
„so habe ich es gehört“ könnte zumindest den
Blick dafür öffnen, dass die historischen Texte
durch einen „menschlichen Filter“ gegangen
sind.
Buddha selbst hat zumindest im Palikanon zu
solch einer Herangehensweise an eine Lehre klare Worte gefunden:
» (...) Zur Seite sitzend, sprachen nun die
Kálámer aus Kesaputta zum Erhabenen also:
majjhima patipada 2 - 2010
“Es kommen da, o Herr, einige Asketen und
Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren
eigenen Glauben leuchten und glänzen, den
Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen,
verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta,
und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer
aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches
lehrt.“
Recht habt ihr, Kálámer, daß ihr da im Unklaren
seid und Zweifel hegt. In einer Sache, bei der
man wirklich im Unklaren sein kann, ist euch
Zweifel aufgestiegen.
Geht Kálámer, nicht nach Hörensagen, nicht
nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften,
nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien
und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem
Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der
Autorität eines Meisters !
Wenn ihr aber, Kálámer, selber erkennt : “Diese
Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von
Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt
und unternommen, führen sie zu Segen und
Wohl”, dann möget ihr sie euch zu eigen machen.«
(aus: „Lehrrede an die Kalamer“, Anguttara Nikaya, Angereihte Sammlung, III, 66)
Überprüfen, selbst erfahren und so das Heilsame
oder Unheilsame eines Lebensweges, einer Lehre, zu erkennen – dazu hatte Buddha auch in Bezug auf seine eigene Lehre aufgefordert.
Und das bedeutet, dass jeder, der den Weg geht,
wie ihn Buddha lehrte, aufgefordert wurde, seine
Richtigkeit oder Falschheit, das Heilsame oder
Unheilsame zu ergründen.
2500 Jahre nach Buddhas Tod darf man sich auch
fragen: Welche Veränderungen in der Wiederga-
15
be der Lehr-Sutren, der Kommentarliteratur hat
es in dieser Zeit gegeben?
Da die Lehre über Jahrhunderte nur mündlich
weitergegeben wurde, dann schriftlich fixiert und
in verschiedene Sprachen übersetzt – von Menschen mit all ihren Vorlieben, ihrem mehr oder
weniger ausgeprägtem Verständnis für die Lehrinhalte – ist es eher unwahrscheinlich, dass sich
die ursprüngliche Lehre in allen Lehrreden wiederspiegelt. So verwundert es nicht, wenn Übersetzter wie z.B. Kurt Schmidt in der Mittleren
Sammlung Widersprüchliches oder in späteren
Jahrhunderten Hinzugefügtes – anhand von
Sprach- und Wortstammanalyse (Etymologie) entdecken.
Warum also nicht versuchen, den Menschen
Siddharta Gautama, den späteren Erwachten
(sanskrit: Buddha), in seinem wahrscheinlichen –
von Indologen und Archäologen erforschten und
noch zu erforschendem Umfeld – zu betrachten.
Dabei insbesondere die möglichen Einflüsse auf
das Kind Siddharta betrachten, in einer Kultur,
die spirituell von den Ritualen der Brahmanen,
von Rishis (Sehern), von ihre Lehren verkündenden Wanderasketen, den Lehrgeprächen des Vedanata (darunter auch die Upanishaden, sankr.
upa=nahe ni=nieder shad=sitzen) geprägt wurde.
Es könnte vielleicht hilfreich sein, um die Lehrreden des Palikanon, Intentionen und Formulierungen, besser zu verstehen.
Zur Zeit Buddhas war die indo-arische Völkerwanderung, die Einwanderung von Volksstämmen aus dem nördlichen persisch-afghanischen
Raum in das Gangesgebiet und in das Indus-Stromland weitgehend abgeschlossen. Begonnen hatte diese Einwanderung etwa 1500 Jahre vor Chr.. Die Indo-Arier brachten ihre
Stammesstrukturen (drei der späteren vier Kasten) und ihr magisch-mythologisches Weltbild
mit nach Indien. Inwieweit die vorhandenen Kulte der hier bislang lebenden drawidischen dunkelhäutigen Bevölkerung assimiliert wurden,
wird weiterhin erforscht. Funde der älteren drawidischen Indus-Strom-Kultur (Fundstätten bei
Mohenjo Daro und Harappa deuten daraufhin,
dass es in dieser Kultur Versenkungspraktiken
(Meditation) gegeben hat. Hingegen gibt es in
den alten Textrezitationen der indo-arischen Einwanderer keine Erklärungen zu Sammlungs- und
Versenkungspraktiken.
16
Zur Zeit des Aufwachsens des Kindes Siddharta
Gautama gab es also eine gefestigte Gesellschaftstruktur mit vier Kasten (Varnas=Farben).
Drei Kasten waren schon bei den indo-arischen
Einwanderen/Eroberern vorhanden; die vierte
Kaste bestand zunächst aus der drawidischen,
meist dunkelhäutigen Urbevölkerung, welche
nach der Herrschaftsübernahme durch die
Indo-Arier zu Shudras (Knechten und Dienern)
wurden und die Kastenfarbe (Varna) „schwarz“
erhielten. Alle Kasten haben sich bis in die heutige Zeit Indiens erhalten, wenn auch in weitere
Unterkasten aufgeteilt. Zu den untersten Kasten
gehören auch die Unberührbaren (Parias).
Die drei indo-arischen Kasten zur Zeit Buddhas
waren
die Kshatriya (Varna: rot) - die weltliche herrschende Schicht der Fürsten, Könige, Krieger –
vergleichbar dem europäischen Rittertum, Adel,
die Brahmanen (Varna: weiß) - Priester, Gelehrte, Vollzieher der vedischen Opferrituale und
die Vaishya (Varna: gelb) - Händler, Handwerker, landwirtschaftliche Grundbesitzer, wenn
diese nicht Kshatryas waren.
Wobei die Brahmanen allgemein als oberste Kaste anerkannt waren, auch wenn sie der Kaste der
Fürsten, Könige und Krieger nur beratend zur
Seite standen. Die Einführung und Belehrung der
oberen drei Kastenangehörigen in die drei Veden
(den heiligen, zu dieser Zeit nur mündlich weitergegebenen, Rezitationen) oblag den Brahmanen.
Die untere Kaste der Shudras wurde dagegen als
unwürdig befunden, den Veda zu hören. Siddharta Gautama gehörte als Fürstensohn aus dem
Stamm der Shakya zur Kaste der Kshatrya. Wir
können vermuten, dass er daher intensiv von
Brahmanen über die Veden unterrichtet wurde.
So heißt es auch vom Buddha im Palikanon immer wieder: „ ..ist Kenner der drei Veden ...“
Der Rig-(Vers)Veda besteht überwiegend aus 10
Liederkreisen mit 1024 Hymnen inVersen, welche von den Priestern beim Opferzeremonial rezitiert und gesungen wurden. Zu damaliger Zeit
gab es Schlachtopfer: (Roß-, Rind, Ziegen-Opfer). Die Götter wurden mit dem Somatrank
(göttlicher Rausch- und Kraft-Trank) eingeladen.
Das Feueropfer (agnihotra) – zu Voll- und Neumond vollzogen – war (und ist) Hauptritual der
Brahmanen. In heutiger Zeit sind die Opfergaben
aus pflanzlichen Bestandteilen.
Agni (das Feuer, der Gott des Feuers) ist der
Überbringer der Opfergaben an die Götter (Indra,
majjhima patipada 2 - 2010
Vayu, Mitra, Soma, Varuna u.a.). Die Entstehung
der Welt, des Menschen, der Wesen, der Gestirne
(Sonne Mond), Naturkräfte wie Blitz und Feuer,
die Luft werden Göttern (z.B. Indra, Agni und
Varuna) zuerkannt. Die Naturerscheinungen waren Kräfte dieser Götter, die Gestirne sichtbarer
Ausdruck von Göttern. Die Hilfe der Götter wurde in den Opferritualen erbeten. Nur die Kaste
der Brahmanen war dazu bestimmt das Opferritual durchzuführen – und erst das genaue Einhalten der in den Veden beschriebenen Rituale, das
genaue Rezitieren der Opfermantren und Preisungsgesänge, mit denen die Taten der Götter besungen wurden, die richtige Aussprache und die
richtige Zubereitung des berauschenden
Soma-Trankes, konnte diese Hilfe der Götter erbringen.
Im Sama-(Gesang)Veda sind überwiegend Verse des Rig-Veda in anderer Anordnung und modifiziert für das Chanten während der Opferzeremonie enthalten.
Im Yajur-(Opferspruch-Mantra)Veda sind
Opfersprüche für den Adhvaryu, einer der Priester im vedischen Opferritual, gesammelt. Auch
diese Opfersprüche sind weitgehend aus dem
Rig-Veda mit Zusätzen versehen. Den Yajur-Veda gibt es in zwei Textfassungen: den weißen (shukla) und schwarzen (krishna) Yajur-Veda.
Den Veden zugeordnet sind die zeitlich späteren
Schichten der Brahmanas (überwiegend Ritualtexte), Aranyakas (Waldtexte) und Upanishaden
(die z.T. aus den Waldtexten hervorgingen)
Der Vollständigkeit halber sei hier noch der Atharva-Veda genannt. Dieser vierte Veda hatte zu
Zeiten Buddhas noch nicht den Status eines Veda.
In ihm gibt es sehr alte Textschichten (z.B. der
Vratya-Gemeinschaften, welche laut J.W. Hauer
bereits schon eine Art des Yoga praktizierten)
aber auch Texte, die nach Buddhas Zeit, aber
noch vor Chr. entstanden sind. Atharvan bedeutet
Feuerpriester. Im Atharva-Veda - er besteht aus
20 Büchern mit etwa 6000 Versen in 731 Hymnen – gibt es Heilzauberriten, magische Formeln
gegen Feinde, Liebeszauber, aber auch erstmals
Erklärungen zur Yoga-Praxis (siehe Hauer: „Der
Yoga - Ein indischer Weg zum Selbst“)
Die soeben kurz dargestellte Opferthematik (die
Heils- und Hilfeerwartung aus Ritualen) in den
drei Veden hatte der spätere Buddha als Behinderungen auf dem Weg zur Befreiung von Gier und
Hass benannt und in mehreren Gesprächen mit
Brahmanen Tieropfer als Aberglaube dargelegt.
Und auch der Verzicht auf „Rauschmittel“ in den
Silas, den buddhistischen Ethikregeln, dürfte einen seiner Ursprünge in der Verherrlichung des
„göttlichen Soma-Rausches“ während vedischer
Zeremonien haben. Liest man den Rigveda, so
stellt man fest, daß die Berauschung und Kräftigung durch den Somatrank grundlegend für die
Opfer-Zeremonien waren. Die Asuras/Devas
Agni, Indra und Varuna wurden regelrecht zur
Berauschung mit dem Somatrank eingeladen.
Es gibt mehrere Sanskrit-Pflanzennamen, die den
Begriff “Soma” enthalten. So heißt die Weinraute Somalata, und der Strauch “Desmodium gangeticum” wird Saumya (d. h. reich an Somasaft)
genannt. In seinen Wurzeln findet sich unter anderem das Halluzinogen Dimethyltryptamin.
Bislang gab es aber noch keine eindeutige Identifizierung der Soma-Pflanze.
So wird auch angenommen, daß es sich bei
“Soma” um den Oberbegriff mehrerer zubereiteter Pflanzen (zuammen mit Milch und Mehl)
handelt. Eine Gärung mit zusätzlicher alkoholischer Wirkung ist auch wahrscheinlich.
Für die halluzinogene Wirkung des Soma sprechen auch einige Beschreibungen im Rig-Veda,
z.B.: „Wir haben das Soma getrunken; wir sind
unsterblich geworden, wir haben das Licht gesehen; wir haben die Götter gefunden.“
(Rig-Veda VIII,48)
Die Verse des Rig-Veda
Es folgen Zitate aus dem Rig-Veda, um den
mythologischen, magischen und animistischen
Charakter dieses ältesten Veda darzulegen.
(Erläuterungen dazu von mir sind in Klammern
gesetzt):
majjhima patipada 2 - 2010
1. Liederkreis,1,14. An alle Götter:
„Mit all diesen Göttern komm, Agni, zu unserem Eifer, zu den Lobreden herbei; um Soma zu
trinken, vollziehe die Opferweihe!
Dich haben die Kanva´s herbeigerufen; sie preisen deine weisen Gedanken, du redekundiger.
Komm, Agni, mit den Göttern!
17
Wir bitten dir den Groll ab, Varuna, mit Verbeu(...) Für euch werden die ergötzenden, beraugungen, mit Gebeten, mit Opferspenden. Du, der
schenden Tränke aufgetragen, die Tropfen des
die Macht hat, einsichtsvoller Asura, König, erHonigtrankes, die in den Gefäßen sitzen.
laß uns die getanen Sünden!...
Dich rufen die Kanva´s um Gunst bittend; sie ha(Varuna wird gebeten, Krankheit und Tod abzuben das Barhis herumgelegt, Spenden bringend,
wenden und die getanen Sünden zu erlassen)
das Opfer rüstend.
Die schmalzrückigen, durch den bloßen Gedan1. Liederkreis, 3. Buch, 1,26: An Agni
ken geschirrten Fahrrosse, die dich fahren, möDenn wenn die Götter ein gutes Opferfeuer hagen die Götter zum Somatrunk herfahren.
ben, so bringen sie auch uns Erwünschtes. Wir
Die Opferwürdigen, die Wahrheitsmehrer mache
glauben ein gutes Opferfeuer zu haben.
beweibt, Agni; gib Ihnen, Schönzungiger, vom
So soll zwischen uns beiden, du Unsterblicher,
Süßtrank zu trinken!
zwischen den Unsterblichen und den Sterblichen,
Die Opferwürdigen, die Anzurufenden, die solgegenseitig Anerkennung sein.
len mit deiner Zunge von dem Süßtrank unter Va1. Liederkreis, 3. Buch: An Indra
satruf trinken, o Agni.
Wenn wir auch wie Hoffnungslose sind, du beVon der Lichtwelt der Sonne möge der redekunwährter Somatrinker, so mach uns doch Hoffdige Hotri alle frühwachen Götnung auf tausend schmucke Kühe
ter hierher fahren.
und Rosse, o freigebiger Indra!
So schirr denn, o Gott, deine rötDu lippenöffnender Meister der
lichen, falben, roten Stuten an
Gewinne, du Kraftbegabter, du
den Wagen; mit diesen fahre die
hast ja die MachtvollkommenGötter hierher!“
heit; mach uns doch Hoffnung
auf tausend schmucke Kühe und
(Agni und alle frühwachen GötRosse, o freigebiger Indra!
ter werden hier zum Somatrank
eingeladen. Einladungen an die
(Häufig wird im Rig-Veda um den
Götter zum berauschenden und
Zuwachs an Gütern gebeten,
stärkenden Somatrank durchziemeist sind es Kühe, Rinder und
hen den ganzen Rig-Veda)
Rosse. Auch wird um guten Samen für die Ernte gebeten. Kenn1. Liederkreis, 1,23
zeichen für eine Gemeinschaft, in
... Denn König Varuna hat der
der Ackerbau und Viehzucht
Sonne den weiten Weg bereitet,
wichtig für das Überleben waren)
um Ihn zu wandeln. Der Fußlo1. Liederkreis, 3. Buch, 1,31:
sen hat er Füße gemacht zum
An Agni
Aufsetzen. Und er ist der Lossprecher selbst des ins Herz GeDu Agni bist ein Stier, der die
troffenen.
Aufzucht mehrt, ruhmbringend
wirst du dem, der den Opferlöffel
Du hast, o König, hundert, tausend Ärzte. Weit, unergründlich Der alt-vedische Hauptgott Indra hebt, der die Opferung, den Vasatruf genau kennt, der du im Ansoll deine Gnade sein. Jage weit
fang im Alleinbesitz des Ayu die Stämme zu gein die Ferne die Todesgöttin ! Auch die getane
winnen suchst.
Sünde nimm von uns !
Du Agni, hilfst dem in der Freundschaft, im Opfer auf krumme Wege geratenen Mann heraus, du
Jene Sterne, die oben befestigt des Nachts erausgezeichneter, der du im Kampfe um den Tapschienen sind, sie sind am Tag irgendwohin geferen, um den umstrittenen Siegerpreis, in der
gangen. Unverletzlich sind Varuna´s Gesetze:
Schlacht selbst mit Wenigen die Überzahl
Des Nachts wandelt Umschau haltend der Mond.
schlägst.
Du Agni schützest den Mann, der Dichtersold geDas erbitte ich, mit beschwörendem Worte
freundlich zuredend, das wünscht sich der Opwährt, nach allen Seiten wie ein fest genähter
fernde mit seinen Opferspenden: Sei hier ohne
Panzer. Wer süße Speise vorsetzt, in seiner WohGroll, Varuna! Du, dessen Worte weithin gelten,
nung ein gutes Lager bereitet und ein lebendes
raub uns nicht das Leben!
Tier opfert, der kommt zuoberst im Himmel.
18
majjhima patipada 2 - 2010
(Agni unterstützt den Tapferen im Kampf der
Schlacht. Erstmals der Hinweis auf den Übergang des Menschen in den Himmel der Götter bei
gutem Vollzug des Opfers)
1. Liederkreis, 1,46. An die Asvin
(...) Das lichtreiche Labsal, das uns über die Finsternis hinwegbringen soll, das gewähret uns, ihr
Asvin!
Kommt auf dem Schiff unserer Gedanken, um
ans andere Ufer zu gelangen. Schirret euren Wagen an, ihr Asvin!
Euer Ruder ist breiter als der Himmel, euer Wagen steht am Landungsplatz der Flüsse. Mit
Kunst wurden die Somatränke angeschirrt.
Am Orte des Himmels sind die Somatropfen, ihr
Kanva´s, am Orte der Flüsse das Gute. Wohin beabsichtigt ihr eure natürliche Körperform zu legen?
Licht ist der Somapflanze geworden: Die Sonne
kommt dem Golde gleich. Mit der Zunge blickte
jetzt der Schwarze durch.
Der rechte Weg ist bereitet, um glücklich ans andere Ufer zu gelangen; die Straße des Himmels
ist sichtbar geworden.
Der Sänger erwartet gerade diese Gunst der Asvin immer wieder, die im Rausche des Soma hinaushelfen. (...)
(Erste Ausblicke des Menschen auf einen transzendenten Himmel?)
1. Liederkreis, 1,79: An Agni
Bring uns, Agni, Reichtum mit, allesamt besiegenden, begehrenswerten, in allen Kämpfen unüberwindbaren.
Bring uns, Agni, durch dein Wohlwollen Reichtum, der lebenslang nährt. Schenk uns Gnade, auf
daß wir leben!
(...) Wer uns, Agni, nah und fern bedroht, der soll
zu Fall kommen. Sei uns zum Gedeihen!
Tausendäugig, vor allem Volke hervorragend,
wehrt Agni die bösen Geister ab. Als preislicher
Hotri wird er gefeiert.
(Fürbitte um Reichtum und um Beistand bei Bedrohern, vermutlich andere Stämme, Feinde)
1. Liederkreis - 1,162.: Das Opferroß
Auf vierunddreißig Rippen des göttergesellten
Streitrosses trifft das Beil. Richtet die Körperteile
unverletzt her, zerleget sie Glied für Glied der
Reihe nach ausrufend!
Einer ist der Zerleger des Rosses des Tvastri,
zwei sind es, die es halten. So ist das richtige Verhältnis. So viele deiner Körperteile ich nach der
majjhima patipada 2 - 2010
Reihenfolge herrichte, so viele Klöße opfere ich
ins Feuer.
Nicht soll dich das liebe Leben schmerzen, wenn
du eingehst; nicht soll das Beil deinem Körper
dauernden Schaden tun. Nicht soll ein gieriger,
unerfahrener Zerleger mit dem Hackmesser ausgleitend die zerschnittenen Glieder falsch behandeln.
Wahrlich, nicht stirbst du dabei, nicht nimmst du
Schaden. Zu den Göttern gehst du auf gangbaren
Wegen. Die beiden Falben, die beiden Schecken
sind deine Jochgenossen geworden; das Streitroß
ward an die Deichsel des Esels eingestellt.
Schöne Rinder und schöne Rosse, männliche
Kinder und allnährenden Besitz soll uns das siegesgewohnte Roß bringen. Schuldlosigkeit soll
uns Aditi erwirken. Die Herrschaft soll uns das
von Opfergaben begleitete Roß erringen!
(Darstellung eines Tieropfers, um schöne Rinder
und Pferde, männliche Kinder und allnährenden
Besitz zu erbitten)
7. Liederkreis,7, 104.: An Indra, Soma und andere Götter
... Indra und Soma! Rings um den Bösredenden
soll die böse Glut sieden wie ein vom Feuer erhitzter Kochtopf. Setzet dem Feind des heiligen
Wortes, dem Aasfresser mit dem bösen Auge,
dem Kimidin unerbittliche Feindschaft!
Indra und Soma! Stoßet die Übeltäter in die Grube, in die haltlose Finsternis, auf das auch nicht
einer von da wieder herauskomme. Diese eure
grimmige Kraft muß zur Bezwingung genügen.
... Indra und Soma! Dieses Lied soll euch rings
umfangen wie der Gurt die Streitrosse, das ich
euch nach meiner Eingebung als Opfer vorführe.
Ermuntert wie Fürsten diese feierlichen Reden!
Gedenket daran; in fliegender Eile erschlaget die
Tückebolde, die hinterlistigen Unholde! Indra
und Soma, nicht soll es dem Übeltäter gut ergehen, wer uns jemals mit Tücke nachstellt.
Wer mich, der ich schlichten Sinnes wandle, mit
unwahren Worten beschuldigt, der werde zunichte wie Wasser, das man mit der Hand faßt, der
Sprecher von Nichtigem, o Indra.
Die die schlichte Rede absichtlich verdrehen,
oder die das Gute willkürlich schlecht machen,
die soll Soma entweder der Schlange preisgeben
oder in den Schoß des Verderbens bringen.
Wer uns den Saft der Speise verderben will, den
unserer Rosse, Kühe oder unserer Leiber, o Agni,
der Schelm, der Dieb, der Diebstahl begeht, soll
19
dahin schwinden, er soll mit Leib und Kindern
eingehen!
Der soll um Leib und Kinder kommen; er soll unter alle drei Erdräume versinken. Sein Ansehen
soll verdorren, ihr Götter, wer uns am Tag und
wer uns bei Nacht zu schädigen sucht!
Für den kundigen Mann ist das leicht zu unterscheiden: das wahre und das falsche Wort widerstreiten einander. Welches von beiden das Wahre,
welches das Richtige ist, das begünstigt Soma;
das Unwahre bekämpft er. (...)
Als ob ich je falsche Götter gehabt hätte, oder als
ob ich nur zum Schein die Götter anerkannt hätte,
Agni - was grollst du uns, Jatavedas? Die Falschredenden sollen dem Tode durch dich verfallen.
Noch heute will ich sterben, wenn ich ein Zauberer bin oder wenn ich das Leben eines Menschen
verbrannt habe. Und der soll um zehn Söhne
kommen, der fälschlich zu mir sagt: du Zauberer.
Wer zu mir, der ich kein Zauberer bin, sagt, du
Zauberer, oder welcher Dunkelmann sagt: ich bin
unschuldig, den soll Indra mit mächtiger Waffe
erschlagen. Tief unter alle Kreatur soll er sinken!
(Drastische Schilderung der Bitte um Vernichtung von Bösredenden, Dieben, von Verderbern
der Speisen. Beteuerung, dass man keine falschen Götter habe, kein Zauberer sei. Die das
falsch behaupten, sollen um Leib und Kinder
kommen, zehn Söhne sollen zu Tode kommen)
10. Liederkreis, 10,117: Lob der Wohltätigkeit
Wahrlich, die Götter haben nicht den Hunger als
Todesstrafe verhängt. Auch den Gesättigten
kommt irgend eine Todesart an. Und der Reichtum des Freigebigen erschöpft sich nicht, aber
der Knauser findet keinen, der sich seiner erbarmt.
Wer selbst Speise hat, aber gegen den Armen, der
Speise begehrend, klappernd kommt, sein Herz
verhärtet und doch früher sein Freund war, auch
der findet keinen, der sich seiner erbarmet.
Der ist ein Gastfreier, der dem Bettler gibt, welcher abgemagert, Speise wünschend kommt. Er
steht ihm zu Diensten, wenn er ihn unterwegs an-
ruft, und für die Zukunft erwirbt er sich einen
Freund.
(Nur an dieser einen Stelle des Rig-Veda findet
sich die Hilfsbereitschaft gegenüber notleidenden Mitmenschen)
10. Liederkreis, 10,129.: Ursprung der Dinge
Weder Nichtsein noch Sein war damals; nicht
war der Luftraum noch der Himmel darüber. Was
strich hin und her? Wo? In wessen Obhut? Was
war das unergründliche tiefe Wasser?
Weder Tod noch Unsterblichkeit war damals;
nicht gab es ein Anzeichen von Tag und Nacht.
Es atmete nach seinem Eigengesetz ohne Windzug dieses Eine. Irgend ein Anderes als dieses
war weiter nicht vorhanden.
Im Anfang war Finsternis in Finsternis versteckt;
all dieses war unkenntliche Flut. Das Lebenskräftige, das von der Leere eingeschlossen war, das
Eine wurde durch die Macht seines heißen Dranges geboren.
Über dieses kam am Anfang das Liebesverlangen, was des Denkens erster Same war. - Im Herzen forschend machten die Weisen durch Nachdenken das Band des Seins im Nichtsein
ausfindig.
Quer hindurch ward ihre Richtschnur gespannt,
Gab es denn ein Unten, gab es denn ein Oben? Es
waren Besamer, es waren Ausdehnungskräfte da.
Unterhalb war der Trieb, oberhalb die Gewährung.
Wer weiß es gewiß, wer kann es hier verkünden,
woher sie entstanden, woher diese Schöpfung
kam? Die Götter kamen erst nachher durch die
Schöpfung dieser Welt. Wer weiß es dann, woraus sie sich entwickelt hat?
Woraus diese Schöpfung sich entwickelt hat, ob
er sie gemacht hat oder nicht - der der Aufseher
dieser Welt im höchsten Himmel ist, der allein
weiß es, es sei denn, daß auch er es nicht weiß.
(Das Unbegreifliche des Universums, seiner Entstehung. Der Versuch einer Beschreibung des
Nicht-Erklärbaren)
Das Ende der Veden (Vedanta) – Die Upanishaden
Antwort auf Fragen wie „wer bin ich“, „warum
leide ich“, „was ist die Welt“, „warum bin ich in
der Welt“, „was ist der Sinn meines Lebens“
konnte der magisch-mythische Veda für viele Su-
20
chende zu Buddhas Zeit nicht geben. Doch schon
bereits etwa 300 Jahre vor Buddha gab es vermehrt Menschen, die sich diese Fragen stellten.Es begann die Zeit des Vedanta, die Zeit der
majjhima patipada 2 - 2010
„Vollendung“ oder des „Ende“ der Veden.
Es gab also vor Buddhas Zeit die Situation, dass
Opferrituale der Veden die innersten Fragen nach
dem Seins-Sinn nicht mehr stillen konnten.
So trafen sich sinnsuchende Menschen der unterschiedlichsten Kasten (vermutlich aber überwiegend aus der Kaste der Kshatryas, zu der auch
Siddharta Gautama gehörte) in Wäldern, suchten
nach dem tieferen Sinn der Veden. Texte wurden
gedeutet, dabei die äußere Opferhandlung für einen inneren, seelischen Zusammenhang umgedeutet. Es entstanden die „Waldtexte“ (Aranyakas) und aus diesen wiederum gingen ein Teil der
Upanishaden hervor. Auch wenn sich ein Teil der
Thematik immer noch um das Opferritual bewegte, waren es doch mehr und mehr die Fragen
nach dem Seinsgrund der Welt und in welcher
Beziehung der Mensch zu diesem Urgrund steht.
Die Welt der vedischen Devas (Götter) wurde dabei nur zum Teil verlassen. Die Beziehung von
Brahman (das Urmächtige, das sich als Welt hingab, alles trägt und alles ist) zum Einzelbewusstsein (Jiva-Atman) wurde philosophisch erkundet
– und durch Sammlung und Versenkung, in der
Meditation, erforscht. In den so Suchenden entstand - so wird es jedenfalls in einigen Upanishaden vermittelt – die Erfahrung, dass Brahman
und Einzelbewußtsein verschmelzen, wenn der
Mensch existenziell (nicht intelektuell) erkennt
und erfährt, dass er nicht identisch ist mit seinem
Körper, seinen Gefühlen, seinen Willens- und
Geistregungen, seinem sinnhaften Bewusstsein.
Der Mensch ist Atman. Und Atman und Brahman sind eins. Körper, Lebenskraft (prana) und
Sinnenbewusstsein sind die Um- oder Verhüllungen (koshas) des Atman.
Der Prozess, der Weg hin zu dieser Einheits“empfindung“ wurde damals – vor und zu
Buddhas Zeiten - als Yoga benannt (sanskrit von
yuj =anjochen – hier zeigt sich noch der Ursprung
des Sanskrit aus einem Volk von Nomaden und
Hirten)
Zu Lebzeiten Buddhas waren vermutlich vier bis
sechs Upanishaden mündlich weitergegeben
worden:
1. Brihadaranyaka, 2. Chandogya,
3. Taittirya, 4. Aitareya, 5. Kaushitaki und
6. Kena.
Aus diesen soll zitiert werden, um zu zeigen, wie
sich hier magisches und mythisches Denken mit
Sinnfragen der Existenz vermischten:
majjhima patipada 2 - 2010
Beschreibung des Brahman:
»Es ist anders als das Bekannte und als das Unbekannte«, so hörten wir von den Alten, die uns das
erklärten. Denn das, was man mittels der Rede
nicht nennt, was aber selbst die Rede hervorbringt, das, wisse, ist Brahman; nicht das, was
man hier verehrt. Was man mit dem Geist nicht
denkt, was aber selbst den Geist denkt, das, wisse, ist Brahman; nicht das, was man hier verehrt.
Was man mit dem Auge nicht sieht, wodurch
man aber das Auge sieht, das, wisse, ist Brahman; nicht das, was man hier verehrt. Was man
mit dem Hören nicht hört, wodurch aber das Hören gehört ist, das, wisse, ist Brahman; nicht das,
was man hier verehrt. Was man mit dem Hauch
nicht einatmet, durch das aber der Hauch geatmet
wird, das, wisse, ist Brahman; nicht das, was man
hier verehrt.
Kena – Upanishad (oder Talavakara – Upanishad)
Ohne Wünsche:
Da fragte ihn Kahoda, der Sproß des Kaushitaka:
»Yajnavalkya«, sprach er, »das Brahman, das vor
Augen liegt, das sich unseren Augen nicht mehr
entzieht, das Selbst, das allem innewohnt, erkläre
mir.« - »Es ist dein Selbst, das allem innewohnt.«
»Was für eins ist das, Yajnavalkya, das allem innewohnt?« »Das, was jenseits von Hunger und
Durst, von Kummer, Irrtum, Alter und Tod steht,
darin sehen die Brahmanen das Selbst, lassen ab
von dem Wunsch nach Kindern, von dem
Wunsch nach Besitz, von dem Wunsch nach der
Welt und ziehen als Bettler hinaus. Denn der
Wunsch nach Söhnen ist ein Wunsch nach Besitz,
der Wunsch nach Besitz ist ein Wunsch nach der
Welt. Wunsch ist beides. Darum soll ein Gelehrter, der Gelehrsamkeit überdrüssig geworden, in
Einfalt verharren. Der Einfalt wie der Gelehrsamkeit überdrüssig geworden, wird er ein
schweigender Asket. Des Nichtschweigens wie
des Schweigens überdrüssig geworden, wird er
ein echter Brahman. Auf welche Weise ist er ein
Brahman? So wie er ist, dadurch ist er ein solcher. Alles andere ist leidvoll«. Darauf schwieg
Kahoda, der Sproß des Kaushitaka.
Bribad-Aranyaka- Upanishad
(Es wird das Ziehen in die Hauslosigkeit beschrieben, so wie es Siddharta Gautama auch tat.
Die Wunschlosigkeit als Ideal)
21
Der Atman:
»Der Kundige weiß sich mit dem Atman eins.«
»Darum soll ein dessen Kundiger, müde, sanft,
entsagend, geduldig, gläubig geworden, im eigenen Selbst den Atman erblicken. Er sieht einen
jeden als das Selbst an, ein jeder wird für ihn zum
Selbst, er wird für jeden zum Selbst. Er überwindet alles Übel, nicht überwindet ihn das Übel. Er
verbrennt alles Übel, nicht verbrennt ihn das
Übel; frei von Übel, Alter, Hunger, Durst wird
der Brahmane, der so weiß.
Das ist das große, ungeborene Selbst, das Speise
ißt (ein Herr ist) und Güter spendet. Der, welcher
dieses große, ungeborene Selbst, das Speise ißt
und Güter spendet, kennt, erlangt Güter.
Dieses große, ungeborene Selbst, das frei ist von
Alter und Tod, frei von Furcht und unsterblich, ist
Brahman. Freiheit von Furcht hast du, Janaka, erreicht.« So sprach Yajnavalkya. (...)
Dieses große, ungeborene Selbst, das frei ist von
Alter und Tod, frei von Furcht und unsterblich, ist
Brahman. Furchtlos ist Brahman. Das furchtlose
Brahman wird, wer so weiß.
Bribad-Aranyaka- Upanishad
»Es ist dein Selbst, das allem innewohnt.« »Was
für eins ist das, Yajnavalkya, das allem innewohnt?« »Nicht kannst du den Seher des Sehens
sehen, nicht den Hörer des Hörens hören, nicht
den Denker des Denkens denken, nicht den Erkenner des Erkennens erkennen. Das ist dein
Selbst, das allem innewohnt. Alles andere ist leid
voll.« Darauf schwieg Ushasta Cakrayana.
Bribad-Aranyaka- Upanishad
Die Seele des Wunscherfüllten (Karma und
Wiedergeburt):
Nun sagt man: »Der Purusha ist Verlangen.«
»Wie er wünscht, so will er. Wie er will, so tut er.
Wie er tut, so wird er.«
Das besagt der Vers: »Das, woran sein Geist sich
hängt, ist das Wesentliche und geht als bezeichnendes Merkmal gemeinsam mit seinem Werk.«
Wenn einer für das Werk, das er hier tut, den
Lohn empfangen hat, kehrt er aus jener Welt zu
dieser Welt und (neuem) Werk zurück.
Bribad-Aranyaka- Upanishad
(Erste Formulierungen zum Karma und den Tatfolgen. Das Wesentliche einer Tat ist ihre geistige
Intention - das was ihr geistig anhängt)
Die Seele des Wunschlosen:
»Das gilt für den von Verlangen (von Wünschen)
Erfüllten. Aber hinsichtlich dessen, der kein Ver-
22
langen hegt, heißt es: Der, welcher keine Wünsche hegt, welcher frei von Wünschen ist, dessen
Wunsch das Selbst ist, dessen Wunsch erfüllt ist,
aus dem ziehen die Hauche nicht fort. In ihm vereinigen sie sich. Er ist schon Brahman und geht in
Brahman ein. Das sagt der Vers:
»Wenn alle Wünsche schwinden, die in seinem
Herzen wohnen, dann wird der Mensch unsterblich. Schon hier erlangt er Brahman.« Wie eine
alte, abgeworfene Schlangenhaut auf einem
Ameisenhaufen liegt, ebenso liegt der Körper
hier da. Der knochenlose, körperlose, erkenntnisreiche Atman ist Brahman, ist die Welt, o Großkönig.« So sprach Yajnavalkya.
Bribad-Aranyaka- Upanishad
(Befreiung, Unsterblichkeit des „Selbst“ (Atman)
bereits in diesem Leben. In der Wunschlosigkeit
erlangt man Brahman. Würde man„für Brahman“ „Nirvana“ einsetzen, hätte es fast eine
Formulierung Buddhas sein können)
Karma-Folgen:
In blinde Finsternis gehen die, die dem Vergehen
anhängen; in noch tiefere, scheint es, die, die an
dem Werden sich erfreuen".
Asurisch heißen diese Welten, die von blinder
Finsternis bedeckt sind. Zu diesen gehen nach
dem Tode die Menschen, die ohne Wissen und
Weisheit sind.
Das, was wir sind, wir werden dazu. Ist das nicht
erkannt, so ist das Verderben groß. Die es erkennen, die werden unsterblich. Aber die anderen
verfallen der Pein.
Bribad-Aranyaka-Upanishad
(Folgen des Tuns – Karma. Eingang in die Höllenwelten)
Der zweifache Weg:
»Die, welche diese Kenntnis haben, und jene, die
im Walde Glauben und Wahrheit üben, diese gehen in die Flamme ein, aus der Flamme in den
Tag, aus dem Tage in die lichte Hälfte des Monats, aus der lichten Hälfte des Monats in die
sechs Monate, während denen die Sonne nordwärts geht, aus den Monaten in die Götterwelt,
aus der Götterwelt in die Sonne, aus der Sonne in
das Blitzfeuer. Daraus naht diesen ein geistiger
Mann und bringt sie in die Brahmawelt. Sie wohnen in den Brahmawelten bis in die weitesten Femen. Von dort kehren sie hierher nicht mehr zurück.
Aber die, welche durch Opfer, Freigebigkeit und
Askese die Welt gewinnen, diese gehen in den
majjhima patipada 2 - 2010
Rauch ein, aus dem Rauch in die Nacht, aus der
Nacht in die dunkle Hälfte des Monats, aus der
dunklen Hälfte des Monats in die sechs Monate,
während denen die Sonne südwärts geht, aus den
Monaten in die Manenwelt, aus der Manenwelt
in den Mond, sie gelangen in den Mond und werden Speise. Wie den König Soma mit den Worten
»Schwill an«, »Nimm ab«, so genießen die Götter diese dort. Wenn das für sie zu Ende ist, so gehen sie in den Äther ein, aus dem Äther in den
Wind, aus dem Wind in den Regen, aus dem Regen in die Erde; wenn sie zur Erde gelangt sind,
so werden sie Speise. In dieser Weise bleiben sie
im Kreislauf.
Aber die, welche diese beiden Wege nicht kennen, diese werden zu Würmern, Vögeln und Insekten aller Art.«
Bribad-Aranyaka-Upanishad
(Die Götterwelt des Rig-Veda existiert weiter und
wird Heimstatt für die Verstorbenen, die im Walde Glauben und Wahrheit übten. Die anderen, die
durch Opfer, Freigegbigkeit und Askese die Welt
gewinnen, bleiben im Daseinskreislauf.)
Metaphysik:
»Nur das Seiende, mein Lieber, war hier zu Anbeginn, das Seiende, ganz allein, ohne ein zweites.«
Da sagen nun einige: »Nur das Nichtseiende war
hier zu Anbeginn, das Nichtseiende allein, ohne
ein zweites. Aus diesem Nichtseienden entstand
das Seiende.« »Wie könnte das wohl sein, mein
Lieber«, sprach er. »Wie könnte aus dem Nichtseienden das Seiende entstehen? Das Seiende
also nur war hier zu Anbeginn, das Seiende allein, ohne ein zweites.
Chandogya – Upanishad
»Wenn saure Milch gequirlt wird, so strebt der
feinste Bestandteil davon nach oben und wird
Butter. Ganz ebenso strebt von genossener Speise
der feinste Bestandteil nach oben und wird zum
Denkorgan. Wenn Wasser genossen wird, mein
Lieber, so strebt der feinste Bestandteil davon
nach oben und wird zum Lebenshauch. Wenn
Glut genossen wird, mein Lieber, so strebt der
feinste Bestandteil nach oben und wird zur Stimme. Denn aus Speise, mein Lieber, besteht das
Denkorgan, aus Wasser der Lebenshauch, aus
Glut die Stimme.« »Belehre mich weiter. Ehrwürdiger.« »Ja, mein Lieber«, sagte er.
Chandogya – Upanishad
(Mit unserem heutigen naturwissenschaftlichem
Verständnis nicht nachvollziehbar)
majjhima patipada 2 - 2010
»Wenn aber die Seele einen Zweig von ihm verläßt, dann verdorrt er; verläßt sie einen zweiten,
so verdorrt er, verläßt sie einen dritten, so verdorrt er; verläßt sie den ganzen (Baum), so
verdorrt er ganz. Ganz in derselben Weise, wisse,
mein Lieber«, sprach er, »stirbt das, was von der
lebenden Seele verlassen ist; nicht stirbt die lebende Seele. Diese feinste Substanz durchzieht
das All, das ist das Wahre, das ist das Selbst, das
bist du, Shvetaketu.« »Lehre mich noch weiter.«
»Ja, mein Lieber«, sprach er.
Chandogya- Upanishad
Nun lautet die Lehre in bezug auf das »Ich«: das
Ich ist unten, oben, im Westen, Osten, Süden,
Norden: das Ich ist die ganze Welt.
Nun lautet die Lehre in bezug auf das »Selbst«:
das Selbst ist unten, ist oben, im Westen, Osten,
Süden, Norden. Das Selbst ist die ganze Welt.
Chandogya – Upanishad
(Atman als feine Substanz, das All(es) durchziehend)
Die Brahma-Welt:
Er sprach: »Alle, die aus dieser Welt scheiden,
die gehen zum Monde. Durch ihr Leben füllt sich
die zunehmende Hälfte, in der abnehmenden
Hälfte veranlaßt er ihre Wiedergeburt. Der Mond
ist die Pforte des Himmels. Wer ihm zu antworten
versteht, den läßt er an sich vorüber. Wer ihm
nicht zu antworten vermag, den sendet er, in Regen sich verwandelnd, im Regen zur Erde nieder;
als Wurm, Motte, Fisch, Vogel, Löwe, Eber,
Schakal, Tiger, Mensch oder sonst etwas wird er
hier und da, je nach seinem Tun und Wissen, wiedergeboren.
Kaushitaki – Upanishad
(Mond-Mythos als Pforte zum Himmel – der
Brahma-Welt (loka) – oder zur nächsten Wiedergeburt. Wieder taucht Karma - in seinem Aspekt:
kausale Folgen des Tuns auf)
... Ihm kommen dort (in der Brahma-Welt) fünfhundert Apsaras entgegen: hundert mit Früchten
in der Hand, hundert mit Salben in der Hand,
hundert mit Kränzen in der Hand, hundert mit
Kleidern in der Hand, hundert mit wohlriechenden Pulvern in der Hand. Sie schmücken ihn mit
Brahmans Schmuck. Geschmückt mit dem
Schmucke Brahmans geht der Brahmakundige
zum Brahman. Er gelangt zum See Ara und
überschreitet ihn mit dem Geist (manas); die
aber, die nur die Gegenwart kennen, versinken,
wenn sie dahin gekommen sind. Er gelangt zu
den Yeshtiha genannten Stunden; sie laufen vor
23
ihm davon. Er gelangt zu dem Strom Vijara (»alterlos«); diesen überschreitet er wiederum mit
dem Geiste. Alle guten und bösen Taten wirft er
dort von sich; angenehme Verwandte nehmen die
guten, nicht angenehme die bösen Taten auf sich.
Wie ein zu Wagen Dahinfahrender auf die beiden
Wagenräder, so blickt er auf Tag und Nacht,
blickt er auf gute und böse Taten, auf alle Gegensätze hinab.
Frei von guter, frei von böser Tat naht der Brahmakundige dem Brahman.
Kaushitaki – Upanishad
In den Upanishaden finden sich Aussagen über
das Selbst (Atman), über die Folgen guten oder
schlechten Handelns, die Entstehung der Welt,
die Weltentsagung und Wunschlosigkeit. Aber
auch die vedische Götterwelt wird in den älteren
Upanishaden weiterhin als real gesehen. Das Eingehen in die „Welt Brahmans“ ist zum Teil noch
immer eher ein Übergang zu einem himmlischer
Ort als daß es als geistiger Zustand beschrieben
würde. Es findet sich in den Upanishaden gerade
in den Schöpfungs-Mythen vieles, dem heutigen
naturwissenschaftlichen Verständnis Widersprechendes.
Doch auch im Palikanon gibt es Geschichten, in
denen der Buddha in die Welt der Götter einkehrt,
sie belehrt. Oder Götter kommen zum Buddha
und bitten um Lehr-Unterweisung. In einer Geschichte wird erzählt, wie der Gott-Dämon Mara
den Buddha davon abbringen will, die Lehre weiterzugeben.
Bleibt die Frage: Hatte der Buddha tatsächlich
Begegnungen mit Göttern und Dämonen (Devas
und Asuras) oder kamen hier wieder spätere Einflüsse des Vedischen in den Buddha-Dharma hinein? Bei aller Vernunft und Klarheit in der Formulierung der Vier Edlen Wahrheiten fällt es mir
zumindestens schwer anzunehmen, daß der
Buddha an eine vedische Götterwelt glaubte und
an Bereiche (loka), in denen diese Götter, ähnlich
wie Könige, lebten.
Doch weiter im Vergleich: Lehrinhalte der Upanishaden wie Karma (Taten und die Folgen der
Handlungen), Weltentsagung und Wunschlosigkeit finden sich ähnlich auch im Buddha-Dharma.
Die Umschreibungen von Atman/Brahman und
dem Nirvana in Bezug auf »das Todlose« in der
buddhistischen Lehre sind fast identisch:
24
“ ... Das Todlose ist gefunden. Ich unterweise, ich
zeige die Lehre. Und wenn ihr gemäß der Unterweisung lebt, so werdet ihr in gar nicht langer
Zeit das, um dessentwillen Edelgeborene ganz
und gar aus dem Haus in die Hauslosigkeit hinausziehen, dieses unvergleichliche Ziel des Reinheitlebens, schon in diesem Dasein aus euch selber heraus begreifen, verwirklichen und in
seinem Besitz (des Todlosen) verweilen.”
(aus: Majjhima Nikaya 26, III,6)
„Es gibt ein Nichtgeborenes, ein Nichtgewordenes, Nichtgeschaffenes, Nichtaufgebautes. Gäbe
es dies nicht, so könnte auch nicht ein Ausweg
aus dem Geborenen, Gewordenen, Geschaffenen, Aufgebauten erkannt werden. Da es nun
aber ein Nichtgeborenes, Nichtgewordenes,
Nichtgeschaffenes, Nichtaufgebautes gibt, deshalb ist ein Ausweg aus dem Geborenen Gewordenen, Geschaffenen, Aufgebauten zu erkennen.“ (aus: Udana VIII.3)
Auch im auf den Upanishaden und Samkhya gegründeten frühen Yoga hatte sich ein ethisches
Verhalten herausgebildet. Indologen gehen davon aus, dass, obwohl der achtgliedrige
Yoga-Pfad erst vermutlich 300 Jahre nach Chr.
von dem Yoga-Gelehrten Patanjali in den
Yoga-Sutras schriftlich niedergelegt wurde, eine
mündliche Weitergabe über Jahrhunderte zuvor
geschehen war und Patanjali nur der Zusammenfasser dieser Lehren war. Der Indologe Hauer
legt sogar schlüssig dar, wie die Yoga-Sutren in
drei zeitlichen Schichten entstanden, wobei sich
theistische und atheistische geistige Strömungen
innerhalb der Brahmanen und der Anhänger der
Samkhya-Philosophie (auf die noch später hingewiesen wird) ergänzten, bzw. ihre Ansicht vom
Seinsgrund darlegten.
Die buddhistischen Brahma-vihara werden auch
im Yoga genannt:
»Die Verwirklichung von Liebe, Mitleid, Heiterkeit und Gleichmut in bezug auf Freude und
Leid, Gutes und Böses (führt zur) Abgeklärtheit
des Geistes.« (Yoga-Sutra, I, 33
Daß der ethische Teil – das erste Glied der
Yoga-Weges, die Yamas – noch vor Buddhas Zeit
Bestandteil des Yoga-Weges war, ist wahrscheinlich, da schon die Lehre der Jaina diese Ethik
(Yamas) vertrat. Bekanntlich war Buddhas Zeitgenosse Mahavira nicht der Begründer des Jaina-Dharma, sondern bereits der 24. von „Furtbemajjhima patipada 2 - 2010
reitern“ (Tirthankaras) innerhalb der um
Jahrhunderte älteren Jaina-Tradition. Von den 24
Tirtankharas werden zwei als historisch verbürgt
gesehen: Mahavira und sein Vorgänger Parshavanatha (ca. 350 Jahre vor Mahavira).
Die fünf Yamas des Yoga (und der Jaina-Lehre)
sind, kurz benannt: 1. Nichtverletzen, Gewaltlosigkeit in Taten, Worten und Gedanken (ahimsa),
2. Wohlwollen und Wahrhaftigkeit in der Rede
(satya), 3. das Nicht-Stehlen (asteya), 4. das
Nicht-Ergreifen der Dinge, Nicht-Anhaften, Genügsamkeit (aparigraha), 5. geschlechtliche Enthaltsamkeit (brahmacarya).
Die Ähnlichkeit der yogischen Yamas und
buddhistischen Sila ist offensichtlich.
Es ist wahrscheinlich, dass Siddharta Gautama,
nachdem er in seiner Kindheits- und Jugendzeit
schon in den Veden unterrichtet worden war,
dann in seiner Zeit als Asket und Yoga-Übender
auch von den ethischen Zügelungen (Yamas) des
Yoga-Weges erfuhr. Die drastischen Schilderungen Buddhas zu seiner Askese, insbesondere intensiver Übungen zur Einstellung der Atmung
(pranayama – das vierte Glied des Yoga-Weges)
legen nahe, dass Buddha vor seiner Erwachung
(buddhi) zumindest den ganzen achtgliedrigen
Yogapfad kannte oder praktizierte. So waren die
vier bzw. acht vom Buddha gelehrten Versenkungsstufen (jhana) auch im Yoga-Weg natürliche Stufen zum Samadhi. Allein die gleiche
Wortwahl „pali=jhana, sanskrit=dhyana“ und
„samadhi“ als letzte Stufen des Yoga legen nahe,
dass der werdende Buddha zumindest die
Yoga-Definition für dhyana und samadhi kannte.
Wahrscheinlich ist aber, dass er den Yoga-Weg
auch bis zu den diesen letzten Yoga-Gliedern
praktizierte.
Buddhismusgelehrte betonen jedoch immer wieder, wie unterschiedlich die Begriffe jhana und
samadhi im Yoga und im Buddha-Dharma zu
verstehen sind.
Allgemein, so sagen diese Gelehrten, sei es ein
geschicktes Mittel des Buddha gewesen, religiöse Begriffe seiner Zeit anders zu definieren als
die Brahmanen, ihnen einen anderen, heilsameren Wert mitzugeben. Das mag ja sein, es wird
aber wahrscheinlich eine Zeit im Leben des noch
unerwachten Siddharta Gautama gegeben haben,
wo er die Definition dieser Begriffe nur so verstand, wie sie in der damaligen Yogatradition
vorgegeben waren, ihm gelehrt wurden. Zu fragen wäre, ob dann durch die spätere buddhistimajjhima patipada 2 - 2010
sche Scholastik eine Umdeutung der Begriffe erfolgte oder ob Buddha selbst es bereits anders sah
(erfuhr) als die Yoga-Tradition. Tatsächlich durfte ja die yogische Samadhi-Definition als „Aufgehen des Selbst (Atman) in die Weltseele (Brahman)“ im buddhistischen Lehrgebäude keinen
Bestand haben, da sonst die Lehre vom
Nicht-Selbst (anatta, sanskrit=anatman) hätte
nicht aufrechterhalten werden können. Gehen
wir aber davon aus, dass die Samadhi-Umdeutung vom Buddha selbst herrührt, so kann gesagt
werden, dass Buddha die in den Upanishaden erwähnte Erfahrung der Atman- Brahman-Vereinigung nicht gemacht hatte. Andernfalls – wäre die
Samadhi-Definitionsumdeutung
erst
nach
Buddhas Tod geschehen – hätte Buddha wahrscheinlich die Einheitserfahrung auf Grund seiner identischen Begriffsverwendung, wie im
Yoga, gemacht. Für diese Erfahrung sprechen die
Hinweise Buddhas über das Nirvana – das Todlose - als einzig nicht Vergängliches. Die Beschreibung von Atman/Brahman in der Yoga-Tradition
ist wortgleich, ebenso Teile des Weges: Die
„Nicht-Gier“, das „Nicht-Ergreifen“, das Abstehen von Gier und Hass (Yamas bzw. Sila).
Buddha und die Samkhya-Philosophie:
Die Heimatstadt Buddhas – Kapilavastu (übersetzt: Ort/Platz des Kapila) – ist nach dem Rishi
„Kapila“ benannt, welcher der Legende nach der
Begründer einer ursprünglichen theistischen
Samkhya-Philosophie war und etwa 750 Jahre
vor Chr. gelebt haben soll.
Die meisten Indologen gehen davon aus, daß der
Samkhya in seinen Anfängen theistisch war und
ein transzendentes unsterbliches Geistiges (Purusha/Atman), wie die Upanishaden, als real ansah. Erst ca. 500 Jahre nach Chr. wurde der
Samkhya nicht-theistisch.
Samkhya (sanskrit von sam=zusammen khya=
benennend, erkennend, schauend) bedeutet das
Erkennen des Zusammenwirkens von 25 Daseinsfaktoren (Tattvas). Genannt werden:
– Purusha (Nur-Geist)
– Prakriti (Schöpfungskraft, mit drei Kräften,
den “guna”)
– Buddhi, Ahamkara und Manas (verschiedene
Aspekte des Bewußtseins: reine Erkenntnis des
“Ich-Bin”, Ich/Wille, denkendes, sinnenhaftes
Bewußtsein)
25
– Fünf “Elemente” (Maha-Bhuta): Raum
(Äther), Feuer (Licht),Winde (Luft),Wasser und
Erde
– Fünf Sinnesfähigkeiten (buddhindryas): sehen,
riechen, schmecken, hören und berühren
– Fünf feinste, subtile Sinnesobjekte der Form,
des Geruchs, des Klangs, der Berührung, des Gehörs (Tanmatras)
– Fünf Tatfähigkeiten (karmendryas): sprechen,
greifen, gehen, ausscheiden und zeugen
Es liegt nahe, daß Siddharta Gautama vor seiner
Erwachung mit Samkhya-Gelehrten zusammen
gekommen war. Die Verwendung vieler der 25
Daseinsfaktoren aus dem Samkhya in den Sutren
des Palikanon ist augenfällig.
Der historische Buddha – der als Mensch geborene und als Mensch gestorbene Buddha – war, so
ist zu vermuten, „ein Kind seiner Zeit“. Die religösen Haupströmungen waren ihm bekannt: Er
war in den drei Veden und Teilen des Vedanta
(den Upanishaden) belehrt worden, hatte den
Yoga praktiziert. Hatte Lehren verworfen, Heilsames in den Lehren aufgenommen, Unheilsames abgelegt – so wie er es den Kalamern in einer
Lehrrede selbst empfahl.
War Buddha also ein Reformator innerhalb der
Spiritualität seiner Zeit?
Zweifellos hatte er das Kastenwesen abgelehnt.
Für ihn war ein Brahmane nicht jemand auf
Grund seiner Geburt, sondern weil er sich ethisch
verhielt, weil er den Weg der Zügelung, des
Nicht-Anhaftens ging - erst dann war er Brahmane. Die Lehre des Buddha war schon zu seinen
Lebzeiten für alle Kasten zugänglich. Buddha
machte keine Unterschiede. Letztendlich stimmte er auch der Aufnahme von Frauen in die Gemeinschaft (den Sangha) zu – in einer Zeit, in der
religiöse Riten nur von Männern ausgeführt werden durften und auch der Gang in die Waldeinsamkeit, die Versenkungsübungen, nur den Männern vorbehalten war.
Götter - und Opfer an diese Götter - galten dem
Buddha nichts. Der vedische Opferkult ist für ihn
hinderlich, unheilsam. Rituale allgemein führen
nicht zur Befreiung von Gier und Hass, sind im
Gegenteil Bestandteil von Unwissen (Verblendung, Aberglaube), sind Hindernisse.
Spekulationen über die Entstehung der Welt, ihren Fortgang, über die Naturkräfte dieser Welt,
seien sie nun von Göttern gewirkt oder nicht, sind
für den Buddha nicht sinnvoll – allein die Frage
26
nach der Leidensentstehung und der Auflösung
der Leiden, dem Weg zur Auflösung der Leiden,
ist sinnvoll.
Bin ich Atman? Gibt es dieses Selbst, dass ich
bin? Und ist dieses „ich bin“ Teil von etwas
„Größerem“, kann es sich mit diesem vereinen?
Dazu schwieg der Buddha. War Buddha ein Atman-Verneiner? Für die meisten heute lebenden
Buddhisten ist es klar: Buddha lehrte, das es Atman – das ewige Selbstsein – nicht gibt, da alles
weltliche (samsarische) vergänglich ist, dem
Wandel unterworfen.
In seiner Aussage, dass weder der Körper, noch
die Empfindungen, Wahrnehmungen, Geistformationen (Samskaras) und das die Welt erkennende Bewusstsein - die Skandhas - Atman sind,
stimmt er mit Aussagen in den Upanishaden
überein. Die Upanishaden erklären den Atman
als transzendent. Für viele heutige Buddhisten
der Theravada-Tradition hat der Mensch keinen
Anteil am Transzendenten, da er sich nur aus den
fünf Skandhas konstituiert.
Was aber ist dann das Nirvana – das Ungeborene,
Todlose, Ewige?
Ist die Beantwortung der Frage: „Gibt es Atman
oder gibt es Atman nicht“ überhaupt wichtig für
den buddhistischen Dharma? Oder dient sie nur
der damaligen und heutigen Abgrenzung zum
Spekulativen in den Upanishaden?
Benötigen die Vier Edlen Wahrheiten mit dem
achtfältigen Pfad eine Aussage über den Atman,
das „ewige Selbst“, um „wahr“ zu sein? Ist der
achtfältige Pfad nicht mehr gangbar, wenn die
philosophische oder metaphysische Entscheidung „ja oder nein“ zum Atman getroffen wurde? Ist diese “Entscheidung” nicht nebensächlich? Eher etwas, was als „Zustand” einer
meditativen Versenkung - im „Erfahren“ des Nirvana, des Todlosen - Bestand oder nicht Bestand
haben wird?
Eine Schwierigkeit soll zum Schluß noch erwähnt werden – auch Indologen können irren
und Wahrscheinlichkeiten sind eben noch keine
Beweise. Gerade die zeitliche Einordnung von
überlieferten Texten gestaltet sich für den indischen Raum schwer – auch wegen der langen
Zeit mündlicher Überlieferung. Das gilt für
buddhistische Schriften genauso wie für die Veden, Upanishaden, den Samkhya, den Yoga und
andere Philosophie-Systeme
majjhima patipada 2 - 2010
Vor 10 Jahren:
Die Weltausstellung und die Weltreligionen
von Axel Rodeck
Ein Jubiläum – auch für Buddhisten
Am 1. Juni 2010 ist es 10 Jahre her, daß in Hannover die Weltausstellung „Expo 2000“ eröffnet
wurde unter dem Leitthema „Mensch - Natur –
Technik“. Viele Hannoveraner, die zunächst
sehr skeptisch dem Ereignis in ihrer Stadt gegenüberstanden, gewöhnten sich an die Schau
oder gewannen zu ihr gar ein herzliches Verhältnis. Kein Wunder daher, daß mancher Besucher
mit melancholischem Blick und wehmütigen
Erinnerungen den Abbau der Anlagen verfolgte,
als die Zeit um war und ein regnerischer November dem Treiben ein Ende machte.
Wir hatten im „Mittleren Weg“ ausführlich über
alle Veranstaltungen mit religiösem und
insbesondere buddhistischem Bezug berichtet,
die auf dem Messegelände und parallel dazu in
der vietnamesischen Pagode Vien Giac stattfanden. Uns war klar, daß eine derartige Ansammlung kultureller Ereignisse, dargebracht in den
bunten Gewändern vieler Völker, ein einmaliges Geschehen war, in welches wir als lokale
Buddhisten mit eingebunden waren. Spontan
erinnere ich mich an meinen ersten Einsatz auf
dem Expo-Gelände: Ein junger Mönch aus Bhutan, der noch nie aus seinem ruhigen Himalaja-Kloster herausgekommen war, sollte nun im
bhutanesischen Lhakang auf dem Messegelände
in einer Kammer schlafen, die direkt auf das
bayrische Bierzelt ausgerichtet war. Ich besorgte ihm eine Packung „Ohropax“, eine ihm bislang unbekannte Errungenschaft der westlichen
Kultur (gegen den ebenfalls unerwarteten Lärm
der westlichen Kultur), die er mit Erfolg verwendete.
Wir versprachen damals, nach 10 Jahren noch
einmal auf dieses großartige, einmalige Ereignis
in memoriam zurückzukommen und sind erstaunt, daß diese einst so fern erscheinende Zeit
nun schon gekommen ist. Lassen Sie uns daher
aus dem zeitlichen Abstand heraus noch einmal
in Erinnerung rufen, was im religiösen Bereich
anläßlich der Expo 2000 alles angeboten wurde.
Buddhistische Veranstaltungen in der Klosterpagode
Mit einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren
hatten der „Lebensgarten Steyerberg e.V.“ und
die vietnamesische Klosterpagode „Vien Giac“,
die durch eine geradezu unwahrscheinliche
Gunst des Schicksals/Zufalls nur wenige Hundert Meter vom Expo-Gelände entfernt liegt, ein
umfangreiches Programm organisiert. Es stand
unter der Überschrift „Buddha - Dharma - Expo
2000“ und erhoffte sich, mit Menschen aus aller
Welt eine riesige Gemeinschaft in Hannover zu
bilden. Wie es der Ehrwürdige Thich Nhu Dien,
der damalige Abt der Pagode Vien Giac, erwartungsvoll ausdrückte: „Wir wollen mit heiterer
Gelassenheit feiern, daß die Welt bei uns zu
Gast ist! Alle sind willkommen, die sich bei uns
erholen oder erfrischen wollen!“
Die Eröffnungszeremonie unter Anwesenheit
von Vertretern des öffentlichen Lebens und der
DBU war schon am 27. Mai 2000, und gleich am
majjhima patipada 2 - 2010
nächsten Tag wurde gemeinsam mit allen
hannoverschen buddhistischen Gruppen das Vesakfest (Vollmondtag mit Gedenken an Buddhas
Geburt, Erleuchtung und vollständiges Erlöschen) gefeiert. Es folgte über fünf Monate ein
Programm, wie es in seiner Vielfalt wohl kaum
noch einmal erreicht werden wird, und es werden viele so wie ich bedauern, daß sie nur einen
kleinen Teil der Veranstaltungen wahrnehmen
konnten oder wollten. Es würde den Rahmen
dieses Berichtes sprengen, auch nur annähernd
erschöpfend den Veranstaltungskalender wiederzugeben, deshalb sollen ohne jede Wertung
nur einige Programmpunkte erwähnt werden:
Thangka-Ausstellung, Vorstellung tibetischer
und anderer buddhistischer Gruppen, Vorträge
beispielsweise über das Herzsutra, Sitzmeditationen, Filmvorführungen, Erörterung des
Zwecks einer staatlichen Anerkennung des
27
EXPO 2000
oben: Der bhutanesische Lhakang
rechts: Buddha im Altarraum des Lhakang
unten: im Pavillon von Sri Lanka
28
majjhima patipada 2 - 2010
Buddhismus, Naikan-Methode, Frauen und
Buddhismus, Nichiren-Chor, Sitarkonzert, Bedeutung des Zen heute, Vietnamveteran und
Zenmönch Anshin Thomas, Vortrag des umstrittenen Lama Ole Nydal, diverse Aktivitäten des
hiesigen Zen-Dojos Shobogendo usw. usw. Zum
Abschluß dann der Kongreß „Buddhismus in
Wissenschaft und Praxis“ und letztlich als feierlicher Ausklang der Jahreskongreß 2000 der
Deutschen Buddhistischen Union. Eine sicherlich einmalige Fülle des Gebotenen in idealem
Umfeld, die schon fast verwirrend war. So etwa
auch für jenen braven Mann aus einem fernen
Theravada-Land, der mit ungläubiger Miene
eine in der Pagode ausliegende Postkarte scheu
betrachtete, die den Adibuddha Samantabhadra
in geschlechtlicher Vereinigung mit Samantabhadri zeigte.
Leider mußte aber die Erfahrung gemacht werden, daß das Publikum doch nicht auf seinem
Wege zur oder von der Expo zurück die Gelegenheit einer Beschäftigung mit dem Buddhismus so ergriff, wie sich alle erhofft hatten. Ein
ähnlicher Irrtum, wie ihm die hannoverschen
Kaufleute unterlagen: Der Expo-Besucher war
nach einem anstrengenden Tag auf dem Gelände
meist zu müde, sich noch anderen Aktivitäten zu
widmen, wenn er nicht sowieso gleich vom
Expo-Gelände direkt die Heimfahrt antrat. Oft
saß daher die mit dem jeweiligen Referenten angereiste kleine Buddhistenschar, verstärkt durch
einige wenige lokale Zuhörer, allein und recht
verlassen am Tagungsort. Vor den liebevoll an
die Klosterpagode angebauten überdachten
Ständen mit Büchern und Informationsmaterial
herrschte oft gähnende Leere.
Buddhistische Aktivitäten auf dem Expo-Gelände
Zu den Publikumslieblingen der Expo-Besucher
gehörten die Pavillons der Staaten Nepal und
Bhutan.
Nepal hatte eine buddhistische Stupa mit einem
hinduistischen Tempel zusammengefügt als
Sinnbild religiöser Toleranz auf dem Dach der
Welt, wo nach amtlichen Aussagen „Buddhismus und Hinduismus miteinander verschmelzen“. Eine erfreuliche Darstellung der nepalesischen Handwerkskunst boten die filigranen
Schnitzereien und die reich verzierten Holzsäulen, an denen 800 nepalesische Familien 2 Jahre
lang gearbeitet hatten. Der Wunsch des nepalesischen Architekten Amrit Ratna Shaky, die
Menschen sollten sich in der Anlage wohl fühlen, ging zweifellos in Erfüllung, wie man den
in hölzernen Liegestühlen die besondere Atmosphäre der Anlage genießenden Besuchern ansehen konnte. Neben exotischem Augenschmaus erfreute die Gäste das kleine
Restaurant „Mani Mandap“ mit wohlschmeckenden „Momos“, das sind mit Mett gefüllte
Maultaschen.
In den nach Art eines orientalischen Basars eingerichteten, jedoch ruhig und unaufdringlich
wirkenden Verkaufsständen waren Thangkas,
Buddhas, Götterbilder und sonstiges aus dem religiösen Empfinden der nepalesischen Menschen entstandenes Kunstwerk zu erstehen und
die Menschenmassen schoben sich neugierig
durch diese für sie ungewohnte bunte Welt. Was
majjhima patipada 2 - 2010
war aber neben exotischen Mitbringseln von einem
fernen
Kontinent
sonst
noch
mitzunehmen? Kam auf die meist unvorbereiteten europäischen Besucher etwas herüber, was
über den bloßen Reiz des Fremden hinausging?
Das kleine Land Bhutan war mit einem Lhakang
vertreten, dem traditionellen Tempel aus Lehm
und Holz. Auch hier schoben sich, zuletzt in
schon unangenehmer Drängelei, die Besucher
durch die enge Gasse der Ausstellungsräume,
stapften die Treppe zum Tempel hinauf, den sie
meist schweigend und staunend im Gänsemarsch durchquerten. Auch hier war die Distanz
zu der fremdartigen Kultur spürbar, es wurde
hauptsächlich fotografiert und nach den Preisen
der ausgestellten Sachen gefragt. Eine im Verkauf tätige Bhutanesin, die zum Kreis der von
mir gelegentlich betreuten Expo-Gäste gehörte,
fragte mich eines Tages, ob ich Engländer sei.
Denn von den Deutschen sei sie nur immer ein
kühl-distanziertes Verhalten ohne jede persönliche Note gewohnt. Es war wirklich erschütternd
zu sehen, wie zum Beispiel die Stempelsammler
sich ihre Pavillonstempel „verpassen“ ließen,
ohne die Person auf der anderen Seite des Tisches auch nur eines (freundlichen) Blickes zu
würdigen.
Zu erwähnen ist noch, dass die deutschen
Buddhisten neben dem Lhakang einen eigenen
Tisch mit Informationsmaterial aufstellten und
29
sich dort den Besuchern für ein Gespräch ohne
sprachliche Barriere anboten.
Die beeindruckenden Anlagen von Bhutan und
Nepal dürfen nicht vergessen lassen, dass auch
andere asiatische Länder ihre buddhistische
Kultur zeigten. Vor der Halle von Sri Lanka grüßte eine 6 m hohe Buddhafigur den Gast und innerhalb der Halle fand sich die Nachbildung eines prachtvollen kleinen Tempels mit einem aus
Glasfiber gefertigten goldenen Buddha (s. Bild
Seite 28). Malereien aus dem „Tempel des heiligen Zahns“ in Kandy und andere buddhistische
Darstellungen schmückten die Halle. Selbst die
Verkaufsstände mit ihren vielen Exponaten, darunter auch Großserien von Buddhafiguren, ließen die buddhistisch-religiöse Prägung des Volkes erahnen.
Erwähnenswert ist auch der Pavillon Thailands,
wo der Besucher schon beim Betreten der Halle
an einem riesigen Wandbild vorbeiging, welches die Versuchung Buddhas durch Mara, den
buddhistischen „Teufel“, zeigte. Indien hatte einen von Lotosblättern verzierten Eingang, der in
einen als Mandala konzipierten Innenraum führte. Ein Meditationsraum lud zur Ruhe ein. Sehr
liebevoll gestaltet war der Ausstellungsraum
von Indonesien. Hier war vor einem Foto des
Borobudur die Replik eines Buddhas dieser Anlage ausgestellt, eine beeindruckende Steinfigur, die sicherlich nach der Expo irgendwo in
Deutschland verblieben ist. (Für Buddhisten
wäre sie zum Freundschaftspreis von 4000 DM
zu kaufen gewesen!) Schließlich boten auch die
kleinen Länder in der Asienhalle manchen kul-
Buddhas Blicken bleibt nichts verborgen:
Der Pavillon von Nepal
turbezogenen Aspekt, so etwa Kambodscha mit
Fotos von Angkor Wat und Nachbildungen der
Weltschlange, an der gute und böse Dämonen
herumzerren.
Nichtbuddhistische Kulturen und Religionen
Es liegt auf der Hand, dass die Selbstdarstellungen buddhistisch geprägter Länder die hiesigen
deutschen Buddhisten besonders ansprachen.
Doch auch viele Länder mit nichtbuddhistischer
Kultur und Religion bekannten sich zu ihren
Wurzeln und verdienen es, erwähnt zu werden.
Leider kann hier aber nicht weiter darauf eingegangen werden und es sollen nur beispielhaft erwähnt werden die Tschechische Republik, welche die Kapelle des Heiligen Kreuzes auf der
Burg Karlstein naturgetreu nachgebildet hatte,
Israel mit seiner Betonung der Basis für die großen drei monotheistischen Weltreligionen und
Palästina, welches sich von der Geburtskirche
30
Christi und dem Felsendom bei der Gestaltung
seiner Ausstellung bestimmen ließ.
Eine lobenswerte Ausstellung, die in kosmopolitischer Weise über alle Grenzen hinweg ging
und eine Brücke zwischen Orient und Okzident
zu schlagen versuchte, bot auch die Türkei. Das
Hauptthema des Pavillons, nämlich die Begegnungen zwischen Menschen und Göttern, zwischen Kulturen und Zivilisationen, wurde in einer Weise behandelt, wie es sich für einen Staat
an der Schnittstelle zwischen West und Ost geziemt. Hier wurde nicht eine bestimmte Religion hervorgehoben, sondern allgemein das Streben des Menschen nach dem Göttlichen
festgehalten, symbolisiert durch Repliken von
majjhima patipada 2 - 2010
Reliefs, die sich auf dem Götterberg Nemrud befinden und das Zusammentreffen König
Antiochos’ I. mit den Göttern zeigen.
Von den großen monotheistischen Weltreligionen konnte natürlich keine religionsübergreifende neutrale Darstellung wie bei der Türkei
erwartet werden, ja, die Christen lehnten es im
Vorfeld der Expo sogar ab, mit den nichtchristlichen Religionen eine gemeinsame Schau zu veranstalten. So wurde den „Exoten“ demonstriert,
wer hier die „Platzhirsche“ sind. Da zeigte sich
zunächst auf 9 Stahlstützen ruhend und mit ei-
von CVJM und Evangelischer Allianz mit Erlebnisprogrammen, deren Lautstärke und auf
Jugendliche zugeschnittene schrille Buntheit jedoch manchen Besucher abschreckte. Diese Anlage gehört zu den wenigen auf dem Expo-Gelände, die nach wie vor genutzt werden, sei es
für Gottesdienst (mit Musik und Buffet) oder
private Feiern.
Während der Christus-Pavillon mitten im Gewühl der Expo lag, fand sich in ruhiger Randlage auf dem Westgelände in unmittelbarer Nachbarschaft der Anlagen von Indien, Bhutan und
Korea der Pavillon des Heiligen Stuhls. Der ringförmige Bau aus Holz und Glas
vermied katholischen Protz
und die behandelten Themen sollten daran erinnern,
daß in unserer Glitzerwelt
immer noch viele Menschen
auf der Schattenseite leben.
Neben anderen Kunstwerken aus den Vatikanischen
Sammlungen war hinter
Panzerglas erstmals außerhalb der päpstlichen Privatkapelle das „Mandylion“
ausgestellt, ein Tuchbild,
welches angeblich die älteste erhaltene Darstellung des
Alles ist vergänglich: Der Abriss des Lhakang nach der EXPO
Christusantlitzes sein soll.
nem 18 m hohen zentralen Sakralraum der
Nicht als freistehendes eigenes Gebäude, son„Christus-Pavillon“ der evangelischen und kadern innerhalb der Asienhalle war der Islam-Patholischen Kirche. Die enormen Baukosten wurvillon aufgebaut, ein prächtiges Gebilde mit 116
den je zur Hälfte von der EKD und von SponsoBögen und 2 Minaretten. Große Modelle und
ren aufgebracht. Ein Wassergraben vor dem
Fotos der Moscheen von Mekka und Medina
Eingang symbolisierte die Trennung vom Truwaren zu bestaunen und ein üppig geschmückter
bel auf dem Expo-Gelände. Christliche AusstelGebetsraum stand den Besuchern zur Verfülungsstücke waren in 9 kleineren Kammern zu
gung.
sehen, den Innenhof dominierte ein 27 m hohes
Kreuz.
Wer dabei war, wird die Veranstaltungen auf
In Form eines Walfisches gestaltet war der „Padem Expo-Gelände und in der Pagode Vin Giac
villon der Hoffnung“ als Gemeinschaftsobjekt
sicherlich in guter Erinnerung behalten.
Letzte Meldung: Der thailändische Tempel
hat sich in einer Lagerhalle wieder angefunden und wird von einer Arbeitsgruppe
liebevoll restauriert. Er war vor seinem
Expo-Auftritt eigens von buddhistischen
Mönchen geweiht worden.
majjhima patipada 2 - 2010
31
Glaube und Erfahrung
Die Rede an die Kalamer und die Ansichten eines Theologen
von Michael Schmidt
Auch das Jahr 2010 bietet die Möglichkeit, sich
großer und weniger großer Persönlichkeiten zu
erinnern. Vor 750 Jahren wurde der große deutsche Mystiker Meister Eckhart (1260-1328) geboren, der Reformator Philipp Melanchthon
(1497-1560) starb vor 450 Jahren.
Aber auch der weniger bekannte und aus
buddhistischer Sicht interessante ev. Theologe
und Philosoph Christoph Schrempf (1860-1944)
Schrempf als Privatdozent für Philosophie an
der Technischen Hochschule Stuttgart. Erfolgreich, im Sinne einer liberalen religiös-humanen
Erneuerung, war er mit den „Stuttgarter Sonntagsreden“: Entscheidend ist immer die im Sinne
Kierkegaards zu fordernde menschliche Eigenexistenz. Es gibt keine endgültigen Wahrheiten.
Selbständiges Denken löst nach Schrempf die
Kontrastellung von der Philosophie zur Theologie und zur Religion auf.
Was hat ein ev. Theologe in einer buddhistischen Zeitschrift verloren? Vielleicht gibt ein
Ausschnitt aus seiner Schrift „Die religiöse Aufgabe der Gegenwart (1896)“ eine Antwort:
hat in diesem Jahr ein Jubiläum. Er wurde vor
150 Jahren geboren. Auch in der christlichen
Theologie gibt es Vertreter, die sich um eine kritische Betrachtung ihrer Religion bemühen.
Christoph Schrempf war so einer.
Unter anderem wurde er stark von den Werken
Kierkegaards beeinflusst. Zu einem Konflikt
kam es, als er als Pfarrer in Lenzendorf das
Apostolikum (Glaubensbekenntnis) in der Taufe
nicht mehr anwenden wollte. In der Folge wurde
er wegen Verstoßes gegen die Dienstverpflichtung entlassen. 1906 habilitierte sich Christoph
32
„ Da nach dem Ausweis der Religionsgeschichte die Illusion in allen Religionen, das Christentum eingeschlossen, die allergrößte Rolle spielt
und ein richtiger Mensch nicht in und von Illusionen leben will, so ist es geradezu die Lebensfrage der Religionen, dass wir bei jeder religiösen Deutung der Wirklichkeit uns darüber klar
bewusst sind, welche Anhaltspunkte wir dafür in
der uns gegebenen Wirklichkeit haben. Der
wirklich religiöse Mensch will nicht in einem
reizenden Luftschloss leben, sondern in der rauen, nüchternen Wirklichkeit; soll sein Leben einen tieferen Sinn haben, so soll dieser nicht
durch Absehen von der Wirklichkeit gewonnen
werden, sondern durch genaue Betrachtung
derselben. Die Deutung der Welt kann nicht
selbständig neben der Erkenntnis der Welt hergehen, sondern muss sich auf dieser aufbauen.
Es gibt nicht eine religiöse und eine philosophische Wahrheit, sondern die wahre, aus der Wirklichkeit geschöpfte, der Wirklichkeit entsprechende „Weisheit“.
Auch könnte man noch die Ergebnisse der Wissenschaft mit einbeziehen. Wenn sie im krassen
Gegensatz zu einer wie auch immer gearteten
Lehre stehen, stimmt irgendwas mit der „Wahrheit“ nicht.
Es stellt sich natürlich auch die Frage, ob die
Menschen wirklich auf Illusionen verzichten
können und wollen. Richtig ist aber, dass Lehmajjhima patipada 2 - 2010
ren religiöser und philosophischer Art sich auch
im Einklang mit dem realen Leben und der eigenen Erfahrung befinden sollten. Allein nur mit
dem Glauben sind die Phänomene des Lebens
nicht zu begreifen. Also müssen philosophische
und religiöse Aussagen dem „realen“ Leben
(wenn auch subjektiv) und dem kritischen Verstand standhalten. Die wichtigste Quelle einer
intellektuell wahrhaftigen und existenziell redlichen religiösen Überzeugung ist für Schrempf
also die eigene Erfahrung.
Diese Aussage erinnert mich sehr an Buddhas
Rede an die Kalamer.
Die Rede an die Kalamer
„Geht, Kalamer, nicht nach Hörensagen, nicht
nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften,
nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien
und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem
Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der
Autorität eines Meisters!
Wenn ihr aber, Kalamer, selber erkennt: diese
Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von
den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen
und Wohl`, dann möget ihr sie euch zu Eigen
machen.“
Christoph Schrempf hat als überzeugter Christ
natürlich Gott nicht in Frage gestellt. So sagte
Schrempf auf die Frage, was Gottes Wille sei,
ihm jedenfalls habe Gott seinen Willen nicht
mitgeteilt. „Gott will offenbar nicht, dass ich
mich um seinen Willen kümmere. Sonst würde
er mir den unzweideutig offenbaren.“
„Ein klares und wahres Leben ohne Gott ist besser als der innigste Verkehr mit einem eingebildeten Gott“ (Schrempf 1919/1920).
Quellen:
Freies Christentum, 62. Jahrgang-Heft 1/Januar/Februar 2010
Biographisch-Bibliographisches
kon, Verlag Traugott Bautz
Kirchenlexi-
Bücherwissen trägt nur insofern zur Vertiefung bei, als es die Neigung
des Geistes zu spirituellen Dingen fördert. Der Glaube aus dem
Hörensagen ist nicht beständig, während die Erkenntnis aus eigener
Erfahrung endgültig ist. Hören ist zum intellektuellen Verstehen der
Wahrheit notwendig, Meditation vertieft dieses Verständnis, und die
Kontemplation führt die Verwirklichung der Wahrheit in der eigenen
Erfahrung herbei.
Ramana Maharshi
majjhima patipada 2 - 2010
33
Hätten Sie’s gewusst?
Fragen aus dem Buddhismus
2. Die mahayanische „Drei-Leiber-Lehre“ (trikaya) führt die Vorstellung vom überirdisch-transzendenten Buddha ein. Welcher Leib
gehört nicht zu diesem System?
A) Grobstofflicher Leib
B) Leib der Wonne
C) Leib der Wohlgenährtheit
D) Dharma-Leib (Leib der Wahrheit)
3. Der Buddha Gautama hat aus der brahmanischen Tradition etliche Elemente übernommen,
andere dagegen abgelehnt. Welche der folgend
genannten Lehren lehnte er entschieden ab?
A) Lehre von der Wiedergeburt
B) Lehre von Ursache und Wirkung
C) Lehre vom Vorhandensein einer (unsterblichen) Seele
D) Lehre vom Antrieb der Wiedergeburt durch
das Begehren
4. Kaiser Ashoka beauftragte seinen Sohn, die
Lehre des Buddha zur Insel Sri Lanka zu bringen, wo der Pali-Kanon niedergeschrieben wurde und damit erhalten blieb. Wie hieß der Sohn?
A) Mahinda
B) Upaka
C) Mogallana
D) Sariputta
5. Ein Vetter des Buddha Gautama war in den
Orden eingetreten und hatte dem Meister bis zu
34
dessen Lebensende hingebungsvoll
Wie war sein Name?
A) Assaji
B) Ananda
C) Tissa
D) Arittha
gedient.
6. Der Wildpark Sarnath bei Benares, wo der
Buddha mit seiner „Predigt von Benares“ das
Rad der Lehre in Bewegung setzte, wird durch
Tiere symbolisiert. Um welche handelt es sich?
A) Kühe
B) Ziegen
C) Gazellen
D) Elefanten
7. Die vom Philosophen Karl Jaspers als „Achsenzeit“ bezeichnete Periode wies eine Vielzahl
von Religionsstiftern, Philosophen und Denkern
auf. Wer lebte nicht in dieser Zeit?
A) Konfuzius
B) Jesus Christus
C) Buddha Gautama
D) Mahavira
8. Die dreifache Zufluchtnahme ist das “Glaubensbekenntnis” der Buddhisten. Welches
Objekt der Zuflucht gehört nicht dazu?
A) Zuflucht zum Buddha
B) Zuflucht zur Lehre
C) Zuflucht zur Gemeinde
D) Zuflucht zum Asketentum
Axel Rodeck
Natürlich haben Sie es gewusst …
Die richtige Lösung unserer Fragen lautet:
1D; 2C; 3C; 4A; 5B; 6C; 7B; 8D.
1. Die Gefährten Gautamas aus seiner Askesezeit hatten sich zunächst von ihm losgesagt, waren dann jedoch in Benares zu seiner Lehre
übergegangen. Wer von ihnen bat als erster den
Buddha, ihn als Jünger anzunehmen?
A) Vappa
B) Bhaddiya
C) Mahanama
D) Condanna
majjhima patipada 2 - 2010
Für Sie gelesen – Lesenswertes aus anderen Zeitschriften
Schon der (verstorbene) SPIEGEL-Herausgeber
Rudolf Augstein war, obwohl Atheist, an Religion sehr interessiert und ließ regelmäßig zu Ostern
und Weihnachten entsprechende Beiträge veröffentlichen. In diesem Sinne widmet sich Heft Nr.
52 vom 19.12.2009 dem Zwist zwischen Islam
und Christentum: „Wer hat den stärkeren Gott?“
Während die „sanften“ Religionen vor sich hin
dümpeln, wird von den beiden großen monotheistischen Religionen erbittert um die Vorherrschaft auf dem globalen Glaubensmarkt gekämpft. Für diesen Kampf werden von beiden
Seiten gigantische Summen ausgegeben. Den
größten Zuwachs findet der Islam in Ländern mit
junger Bevölkerung und hoher Reproduktionsrate. Und in Europa, so lesen wir in typischer SPIEGEL-Diktion, wird diskutiert, „wieviel Allah
dem einst christlichen, heute eher heidnischen
Erdteil zuträglich ist.“
Freilich: Mit den über 900 Bibelübersetzungen in
die verschiedensten Sprachen kann der Koran
nicht mithalten. Allah sprach Arabisch. Und jede
Übersetzung ist den Strenggläubigen suspekt, da
sie zwangsläufig ein Stück Interpretation enthalten muß.
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Der Buddhismus ist nur verständlich, wenn seine
wicklungen hingewiesen, z.B. dem TötungsverEntstehung aus der alt-indischen Kultur beachtet
bot (ahimsa) einerseits und der in der Bhagavadwird. Es ist daher erfreulich, daß die Hamburger
gita enthaltenen Pflicht zum kriegerischen Töten
andererseits.
BUDDHISTISCHEN MONATS-BLÄTTER
in Heft 1/2010 das Thema „Indien vor dem
Ferner: Die auch im „Mittleren Weg“ behandelte
Buddhismus“ aufgenommen haben. Wir erfahren
Kritik Jochen Maugs am (Theravada-) Buddhisvon den esoterischen „Veden“ (religiöse Schrifmus wird von Marianne Wachs mit großer Fachten) und den pompösen öffentlichen Ritualen mit
kenntnis analysiert. Das „anatta“-Kriterium alblutigen Tieropfern, die den Buddha später so anlein erscheint ihr für eine Bewertung zu dürftig
widern sollten. Die „Upanishaden“ weisen dann
und überhaupt stellt sie bei (dem Nichtfachmann)
schon im Kontrast zu den altvedischen LobesMaug viele fachliche Fehler fest. Aber immerhin:
hymnen eher pessimistische Züge auf und steuZu 80% stimmt sie den reformatorischen Gedanern auf die vom Buddha betonte Leidhaftigkeit
ken dieses engagierten Autodidakten zu. Mögen
des Daseins zu. Die klassische Yoga-Lehre wird
seine Ausführungen Denkanstöße für eine sachligeschildert und auf etliche widersprüchliche Entche Betrachtung des Buddhismus geben.
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die mutmachende Erkenntnis, ist eine Sache der
TIBET UND BUDDHISMUS befaßt sich in
Übung.
Heft 1/2010 zunächst mit der Nonnenordination:
Der Dalai Lama ist dafür, viele konservative BeVon den weniger glücklichen Zeitgenossen und
denkenträger sind jedoch dagegen.
der globalen Armut und ihrer Bekämpfung durch
Eigeninitiative berichten etliche Leserbriefe –
Für Männlein und Weiblein gleichermaßen interdas Thema „sozialer Buddhismus“ erhält zunehessant ist das Titelthema „Glück“, es ist aus
mend Bedeutung (s. auch in diesem Heft S. 6 ff).
buddhistischer Sicht die Folge der Beendigung
von Leid. Asiatische Autoren führen aus, daß das
Aufschlussreich der Bericht über den DurchGlück in uns selbst liegt und echtes Glück durch
bruch des Internets in Tibet, was zu spannenden
Meditation entsteht. O. Petersen geht auf die ErDiskussionen unter Intellektuellen mit oft herber
kenntnisse westlicher Psychologie und NeuroKritik am Dalai Lama („größtes Hindernis für
wissenschaft ein und stellt viele Übereineine Emanzipation der tibetischen Gesellschaft“)
stimmungen mit dem Buddhismus fest. Glück, so
führt.
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majjhima patipada 2 - 2010
35
BUDDHISMUS AKTUELL hat in seinem Heft
1/2010 den „sozial engagierten Buddhismus“
und „aktives(!) Mitgefühl“ zum Thema und stößt
damit wegen unseres eigenen Artikels hierüber
(s. in diesem Heft S. 6 ff) auf unser besonderes
Interesse. Wir wollen der diesbezüglichen Rezension daher etwas mehr Raum geben. Was sagen die bekannten Meinungsbildner und Vertreter des hiesigen Buddhismus?
- Der erste Beitrag ist von einer dem tibetischen
Buddhismus besonders nahe stehenden Autorin
und knüpft an die Aufforderung des Dalai Lama
an, bedingungsloses Mitgefühl für alle Lebewesen zu praktizieren. Dabei sollten wir aber zunächst bei uns selber anfangen und die Schwierigkeit des Übungsweges nicht unterschätzen. Es
gilt, meditativ die Trennung der Welt in „ich“ und
„andere“ zu überwinden, bis in uns das Mitgefühl
in verschiedensten Formen (z.B. soziales Engagement) entsteht.
- Die nächste Autorin, studierte Indologin, geht
vom Wort „Karuna“ aus und meint, es bezeichne
in theravadischer Sicht eine Emotion, die unsere
Hinwendung zur Außenwelt bestimmen soll. Im
Mahayana sei Karuna dann zur Grundlage der
Ethik eines Bodhisattvas geworden. Während die
deutschen Übersetzungen mit „Mitleid“ oder
„Mitgefühl“ lediglich ein Gefühl wiedergäben,
sei nach buddhistischem Verständnis ein aktives
Tun („heilende Hinwendung“) gemeint.
- In die quirlige Welt von New York führt uns ein
Interview mit Roshi Enkyo Pat O’Hara, der in einem Hochhaus in Manhattan „buddhistische Sozialarbeit“ verwirklicht. Er ermutigt seine Anhänger, z.B. an Schulen Meditation zu
unterrichten Haftentlassene zu betreuen oder Hospizarbeit zu leisten. Mitgefühl, so sagt er, sei die
natürliche Konsequenz aus der persönlichen Praxis.
- Ein als Abt in Japan lebender (deutscher)
Zen-Meister stellt fest, daß entgegen landläufiger Meinung die Asiaten eine eher passive Einstellung zum Mitgefühl haben, wenn sie auch
gern Amitabha oder Avalokiteshvara in eigener
Not anrufen. Das buddhistische Mitgefühl sei im
Unterschied zur christlichen Nächstenliebe auf
die Rettung aller Wesen (und natürlich von sich
selber) gerichtet, ohne daß zwischen Nächstenund Feindesliebe unterschieden wird. Im klösterlichen Leben, so der interessante Hinweis, sei
Mitgefühl keineswegs leichter kultivierbar, wohl
36
auch in Hinblick auf den in Klöstern offenbar anzutreffenden
höheren
Prozentsatz
an
Psychopathen.
- Mit wie immer sehr weisen Ausführungen zeigt
(der verstorbene) Geshe Thubten Ngawang, daß
wir unsere Lebensumstände in die Meditation integrieren sollen, um den Geist von der Selbstsucht zu trennen und ihn mit Mitgefühl anzureichern. Praktischer Rat: Im täglichen Leben
Merkverse aussprechen, die uns innerlich wohl tun.
- Für die Theravada-Tradition wird Ayya Khema
(verstorben 1997) ins buddhistische Feld geführt.
Sie weist im Schopenhauerschen Sinn auf die
Nutzlosigkeit von „Mitleid“ hin, denn mit ihm
leiden zu dem sowieso vom Leid Betroffenen unnötigerweise auch noch andere Wesen. Richtiger
ist es daher, von „Mitgefühl“ zu sprechen. Aber
erst wenn wir unsere eigene Leidhaftigkeit
(dukkha) erkannt und Mitgefühl zu uns selber
entwickelt haben, können wir auch anderen Menschen helfen. Mitgefühl erleichtert die zwischenmenschlichen Beziehungen, indem wir negative
Gefühle wie Ärger und Ablehnung mit Liebe zu
ersetzen versuchen. Dabei soll unser Mitgefühl
nicht nur den Opfern, sondern auch den Tätern
gelten, müssen diese doch nach dem Gesetz von
Ursache und Wirkung (irgendwann) die Folgen
ihrer Vergehen erleiden.
- Ebenfalls für den Theravada spricht Paul Köppler und stellt fest, daß Liebe und Mitgefühl zwar
Bestandteil der buddhistischen Ethik sind, der
Buddha hierüber aber zunächst gar nicht predigte. Erst im beliebtesten theravadischen Rezitationstext, dem „Sutta von der Güte“ (mettasutta,
Suttanipata 143-152) wird auf diese neben Achtsamkeits- und Konzentrationsübungen bestehende Meditationsmethode hingewiesen. Sie führt
dazu, den in uns waltenden negativen Kräften etwas Positives entgegen zu setzen. Freilich muß
davor gewarnt werden, die liebende Zuwendung
zu einer anhaftenden und damit erlösungshinderlichen Liebe werden zu lassen.
- Der (aus Amerika stammende) Mönch Bhikku
Bodhi fordert sehr deutlich soziales Engagement
der Buddhisten in aller Welt. Der Dharma soll
nicht nur Mittel zur inneren Erleuchtung sein,
sondern das Ziel sozialer und ökonomischer Gerechtigkeit verfolgen. Globale buddhistische Hilfe erfordere insbesondere der Kampf gegen den
Hunger.
Axel Rodeck
majjhima patipada 2 - 2010
Auch das noch
Nachrichten aus den Religionen und ihrem Umfeld
Hindu darf über offenem Feuer bestattet
werden
In Großbritannien hat ein 71-jähriger Mann vor
dem Obersten Gericht durchgesetzt, dass er nach
seinem Tod gemäß der Hindu-Tradition im Freien über offenem Feuer verbrannt werden darf.
Die obersten Richter gaben nach jahrelangem
Rechtsstreit am Mittwoch einem entsprechenden
Begehren von Davender Ghai statt. „Wenn ich
jetzt morgen sterbe, dann werde ich friedlich
scheiden“, sagte der 1958 aus Kenia eingewanderte Ghai nach der Entscheidung. „Denn ich
weiß jetzt, dass ich einen guten Abschied haben
werde.“ Jeder solle nach seiner Religion leben
und auch sterben dürfen, fügte der 71-Jährige
hinzu. Der Rentner hatte 2006 in Northumberland in Nordengland einen Antrag auf einen Platz
für eine traditionelle Hindu-Bestattung gestellt,
was aber von den Behörden abgelehnt wurde.
Diese Entscheidung wurde zunächst in mehreren
Instanzen bestätigt, nun aber gab das Oberste Gericht in London dem Kläger recht.
HAZ 11.02.10
Islam bereitet den Deutschen Sorgen
Der Islam macht mehr als drei Vierteln der
Deutschen Sorge. Nur 22 Prozent der Bundesbürger sehen kein Problem mit dem muslimischen Glauben und glauben auch nicht, dass er
sich zu stark in unserer Gesellschaft ausbreitet.
Das ist das Ergebnis einer am Freitag veröffentlichten dimap-Umfrage für das ARD-Morgenmagazin. Danach äußern 39 Prozent der Befragten ein wenig Sorge, 36 Prozent machen
sich große Sorgen um eine Expansion des Islam.
Ein Minarettverbot nach Schweizer Vorbild findet allerdings keine Mehrheit.
HAZ 12.12.2009
Der Islam - keine Religion für Europa?
Überall in Europa schüttelten die Menschen mit
dem Kopf, als sich am vergangenen Sonntag die
Mehrheit der Schweizer in einem Referendum
gegen den Bau neuer Minarette ausgesprochen
hat. Dabei ist die Ablehnung gegenüber Zuwanderern im Allgemeinen und Muslimen im Besonderen keine Schweizer Eigenart, sondern in
ganz Europa verbreitet. Eine internationale Vermajjhima patipada 2 - 2010
gleichsstudie zur Bielefelder Untersuchung
über „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
in Deutschland“ hat ergeben, dass fast 55 Prozent der Europäer im Islam eine Religion der Intoleranz sehen; zwischen den einzelnen Ländern
gibt es hier kaum Unterschiede.
Deutschland liegt im europaweiten Vergleich
der Vorurteile gegenüber Migranten und Muslimen mit 52,5 Prozent Zustimmung zu islamfeindlichen Einstellungen im Mittelfeld.
Besonders problematisch ist die Haltung gegenüber Muslimen in Polen und ausgerechnet bei
der Seefahrernation Portugal - dort zeigen 61,5
beziehungsweise 62,2 der Bevölkerung deutlich
antiislamische Einstellungen.
HAZ 5.12.2009
Geste an Muslime
Die US-Regierung wirbt verstärkt um Unterstützung bei den Muslimen in aller Welt.
US-Präsident Barack Obama gab am Sonnabend anlässlich der siebten Jahrestagung des
„US-Islamic World Forum“ bekannt; dass er seinen Berater Rashad Hussain zum neuen
US-Sonderbotschafter bei der Organisation der
Islamischen Konferenz (OIC) ernannt habe. Er
wolle die Partnerschaft mit der muslimischen
Welt vertiefen und weiterentwickeln, sagte Obama in seiner Videobotschaft zum Auftakt des Internationalen US-Islam-Forums in der katarischen Hauptstadt Doha.
HAZ 15.02.10
Papst verurteilt Attentat
Nach dem Attentat auf koptische Christen in
Ägypten hat Papst Benedikt XVI. religiös motivierte Gewalt verurteilt. Die Unterschiede zwischen den Religionen rechtfertigten ein solches
Handeln in keinem Fall, sagte der Papst am
Sonntag nach dem Angelusgebet. Im Namen
Gottes dürfe Gewalt nicht ausgeübt werden, hob
das Kirchenoberhaupt vor mehreren Tausend
Gläubigen auf dem Petersplatz hervor. Angehörige der vor wenigen Tagen in Ägypten getöteten Christen äußerten unterdessen die Vermutung, das Attentat habe politische Hintergründe.
HAZ 11.1.2010
37
Papst fordert Priester zu Internetnutzung
auf
Papst Benedikt XVI. hat die Priester aufgerufen,
moderne Kommunikationsmöglichkeiten wie
das Internet stärker zu nutzen. Die Neuen Medien ermöglichten eine „neue Epoche“ der
Glaubensverkündigung, schrieb der Papst in seiner Botschaft zum 44. Katholischen Welttag sozialer Kommunikationsmittel am Sonntag. Die
„rasende umfassende Verbreitung“ und der Einfluss der neuen Kommunikationswege erlaubten es, Christi Wort engagiert zu verkünden. Der
Welttag stand unter dem Motto „Der Priester
und die Seelsorge in der digitalen Welt - die
Neuen Medien im Dienst des Wortes“.
„Durch die modernen Kommunikationsmittel
kann der Priester das Leben der Kirche bekannt
machen und den Menschen von heute helfen,
das Gesicht Christi zu entdecken“, schreibt der
Papst. Priester müssten auch Blogs und Onlinevideos zu Evangelisierung nutzen. Der Einsatz
des Internets sollte Teil der Priesterausbildung
werden.
HAZ 25.01.10
Tibeter verzichten auf Fest
Wenige Tage vor seinem Besuch bei US-Präsident Barack Obama hat der Dalai Lama die Tibeter aufgerufen, das Neujahrsfest Losar nicht
zu feiern. Da die zweiwöchigen Feierlichkeiten
offenbar in Tibet nicht begangen würden, sollten sich auch Exiltibeter so verhalten, sagte das
geistliche Oberhaupt am Sonntag im indischen
Dharamsala. Mit dem Verzicht wollen die Tibeter auf die problematische Lage in ihrem von
China besetzten Heimatland aufmerksam machen. Äußerungen zu China oder zum bevorstehenden Besuch in Washington vermied der Dalai-Lama.
HAZ 15.02.10
Russlands Kirche kappt Kontakte -Orthodoxe akzeptieren Margot Käßmann nicht
Die Russische Orthodoxe Kirche will ihre Kontakte zur Evangelischen Kirche in Deutschland
(EKD) kappen. Hintergrund sei die Wahl Margot Käßmanns zur Ratsvorsitzenden der EKD,
berichteten mehrere russische Medien am Donnerstag. Die hannoversche Landesbischöfin war
Ende Oktober zur Repräsentantin der rund 25
Millionen Protestanten in Deutschland gewählt
worden. „Eine Frau als Bischöfin - das widerspricht den evangelischen Prinzipien“, sagte der
Sprecher des Außenamtes des Moskauer Patriarchats, der orthodoxe Geistliche Georgi Sawerschinski, laut der russischen Agentur „Ria Novosti“.
Deshalb
könne
es
keine
Kirchenbeziehungen zwischen den Orthodoxen
und den deutschen Protestanten geben.
HAZ 13.11.2009
Die Redaktion dankt der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” für die freundliche Erlaubnis zur Übernahme der Pressemitteilungen.
--------------------------nen entspannende wie auch belastende
Schaumburger Zeitung, 16. Jan. 2010:
Aufgaben. Dabei maßen die Forscher die
Yoga schützt Körper vor Entzündungen
IL-6-Werte im Blut. Die Konzentration des ProRegelmäßiges Yoga schützt Körper vor Entzünteins lag bei den Novizinnen durchschnittlich
dungsprozessen. Eine Studie zeigt, dass solche
um 41 Prozent höher als bei den Yoga-erfahreÜbungen die Konzentration entzündungsförnen Frauen, wie die Forscher in der Zeitschrift
dernder Proteine im Blut senken. Die Zytokine
„Psychosomatic Medicine“ schreiben.
vom Typ Interleukin-6 (IL-6) sind an etlichen
Erkrankungen beteiligt, darunter Herzleiden,
Schlaganfall, Diabetes 2 oder GelenkbeschwerFalls Sie durch diesen Artikel neugierig auf
den. Den Effekt von Yoga prüfen die Mediziner
Yoga geworden sind, ein kleiner Hinweis. Jeden
der Ohio State Universität an 50 erwachsenen
Donnerstag von 18.45 – ca. 21.15 Uhr findet im
Frauen. Ein Teil von ihnen praktizierte die aus
BBH „Meditation und Yoga“ statt. An jedem 1.
Indien stammenden Körperübungen schon seit
Donnerstag gibt Uwe Kickstein eine Einführung
mindestens zwei Jahren, die anderen hatten ge(bitte vorher anmelden Tel.: 0511/1316224)
rade erst damit angefangen. Alle Teilnehmerinnen absolvierten an drei verschiedenen TermiMichael Schmidt
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majjhima patipada 2 - 2010
16.-18.07. Lojong - Dem Leben mehr Sinn geben
Fr 19 Uhr bis Vortrag (Fr) und Wochenendkurs (Sa und So) mit Bhikshu Tenzin Peljor
So 13 Uhr Geistesübung und Herzensschulung.
Veranstalter: Buddh. Gemeinschaft Chöling e.V. – Ort: Vietn.-Buddh. Kloster Vien Giac,
Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover – Information: www.choeling.de – Organisation: Christian Jacob
0531 3624501 - Teilnahmegebühr: Dana-Spende (Vorschlag: Euro 40,--) erbeten
25.07.
So 16 Uhr
Teenachmittag (wie am 30.05.)
31.07.
15.00 Uhr
Samstag
Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis
Video und Gespräche mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten)
Thema: Dalai Lama - Botschafter der Toleranz
06.08.
8 - 18 Uhr
Freitag
Hiroshima-Gedenktag - Gedenkfeier, Stille, Gebete und Meditationen unter Beteiligung verschiedener
07.08.
Samstag
17 Uhr
Wenn wir uns nicht ändern, werden wir geändert
Vortrag von Manfred Folkers, Diplompädagoge, Taiji-, Quigong- und Dharmalehrer
Die Lehre des Buddha ist das Fundament eines achtsamen und ethisch integeren Handelns, das von Liebe
Mitgefühl, Freude und Gleichmut geprägt ist. Hinsichtlich unserer gegenwärtigen Lebensweise kritisiert diese Lehre vor allem die Antriebskräfte - Mehrungsstreben, Konkurrenz, Verdrängung der Folgewirkungen.
Veranstalter und Ort: Haus der Weltreligionen, Erlebnispark “Steinzeichen Steinbergen” bei Rinteln.
Weltreligionen anläßlich des 64. Jahrestages der Atombombenabwürfe in Japan.
Ort: In der Ruine der St. Aegidienkirche (Nähe Aegidientorplatz)
20.-22.08. Ullambana-Fest
Fr - So
Ulambana ist das Fest, für das der Buddha sämtlichen Jüngern auftrug, ihren Eltern, vor allem
den Müttern, Dank zu bezeugen. So wurde es zu einem Familienfest im vietnamesischen Buddhismus.
Ort: Buddh. Kloster Vien Giac, Karlsruher Str. 6, 30519 Hannover, Informationen: Tel. 0511/879630
21.08.
Samstag
14-18 Uhr
28.08.
15.00 Uhr
Samstag
29.08.
So 16 Uhr
Die Geschichte des Buddhismus in Indien
- Von Siddharta Gautama bis zur Auswanderung des Dharma nach Tibet Seminartag mit Franz-Johannes Litsch, Berlin
Der Referent, Jahrgang 1945, Architekt und Vorstandsmitglied der Buddh. Akademie Berlin, ist seit
1962 mit der Lehre und Praxis Buddhas in verschiedenen Traditionen und durch zahlreiche Reisen nach
Asien vertraut. - Seminar-Beitrag : 20,- € (Ermäßigung möglich), bitte rechtzeitig anmelden
Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis
Video und Gespräche mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten)
Thema: Umgang mit Emotionen
Teenachmittag (wie am 30.05.)
Soweit nicht anders angegeben finden alle Veranstaltungen im Buddhistischen Zentrum, Drostestr. 8,
statt. Zur Kostendeckung wird um einen Spendenbeitrag gebeten. Gäste sind stets willkommen.
Außerdem wird dort auf andere Veranstaltungen hingewiesen, die unser Interesse verdienen.
Haftungsausschluß: Der Verein übernimmt keine Haftung für eventuell auftretende psychische und/oder physische
Schädigungen, die bei der Teilnahme an den Veranstaltungen auftreten könnten.
Das Zentrum ist in der Regel nur während der Veranstaltungen besetzt.
Außerdem: Sprechzeit jeden Freitag von 17 - 18.30 Uhr !
majjhima patipada 2 - 2010
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Weitere regelmäßige Veranstaltungstermine: (Drostestr. 8)
Gesprächskreis Buddha-Lehre
jeden Dienstag ab 19.15 h - ca. 22.00 Uhr
Offener Kreis, auch für Interessierte ohne Vorkenntnisse
Meditation (19.25 - 20.00 Uhr), anschließend, ab 20.00 Uhr: Lesung buddhistischer Texte; Gespräche
und Diskussion zur buddhistischen Praxis; Buddhismus in der Gegenwart; Einführung in die Meditation
nach vorheriger Absprache. Abschließend: Satipatthana-Meditation (Anapanasati – Atembetrachtung)
Zen Dôjô Shôbôgendô
Spirituelle Leitung: Zen-Meisterin Dagmar Dôkô Waskönig
Zazen Montag: 20.00 Uhr
Mittwoch: 20.00 Uhr – Jeden 1. Mittwoch im Monat, 19.00 Uhr: Einführung für Neue
Freitag: 19.00 Uhr (unregelmäßig nach Absprache)
Vipassana Meditation
regelmäßiger Meditationstermin, zur Zeit jeden Donnerstag 18.00 bis ca. 20.00 Uhr.
Sitzen in Stille, Atembetrachtung, Gehmeditation, Erfahrungsaustausch.
Anfänger/innen sind willkommen, eine Einführung ist möglich.
In diesem Fall bitte vorher anmelden unter (0511) 348 07 76 (Franz Friczewski).
Meditation und Yoga
jeden Donnerstag 18.45 - ca. 21.15 Uhr.
Hatha-Yoga; Asanas, Atmung, entspannte Sammlung, Stille und Haltung des Yoga, Singen von Liedern
als Vorbereitung für die Meditation. Bitte entsprechende Kleidung und Übungsdecke mitbringen.
(Einführung jeden 1. Do. des Monats nach Absprache - Tel. 131 62 24, Uwe Kickstein)
Tibetisch - Buddhistischer Gesprächskreis
jeden letzten Samstag im Monat - ab 15.00 Uhr
Video und Gespräche über die Vier Edlen Wahrheiten des Buddha,
debattieren mit Bernd Weber (Karma Gelek Samten)
Puja
Buddhistische Andacht, einmal im Monat, Sonntag - 9.30 Uhr - nach vorheriger tel. Nachfrage.
Eine zeremonielle Vertiefung buddhistischer Lehrinhalte unter Leitung von Bernd Rink,
offene Veranstaltung, ohne Vorkenntnisse - Tel.-Info: 05130/4569
Tee-Nachmittage mit Bücherausleihe und -rückgabe
jeden letzten Sonntag im Monat - ab 16.00 Uhr - Zusätzliche Treffen nach Vereinbarung (bitte anfragen).
AnsprechpartnerInnen:
Axel Rodeck
Uwe Kickstein
Dagmar Dôkô Waskönig (Zen-Buddhismus)
Bernd Weber (Tibetisch-Buddhistische Tradition)
Michael Schmidt
Dieter Stöhr
Rother Baumert
40
Tel. 0511/67 37 48
Tel. 0511/131 62 24
Tel. 0511/86 48 71 / Email [email protected]
Tel. 0511/47 14 09 / Email [email protected]
Tel. 05722/8 17 25 / Email [email protected]
Tel. 05532/1692 / Email [email protected]
Tel. 0511/40 66 88 / Email [email protected]
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