Klima- und Wetteranalyse

Werbung
101
BMBF klimazwei Verbundprojekt KUNTIKUM
„Klimatrends und nachhaltige Tourismusentwicklung
in Küsten- und Mittelgebirgsregionen:
Produkt- und Infrastrukturinnovation durch
kooperative Gestaltungsprozesse und strategische Entscheidungsfindung“
Schlussbericht zum Teilvorhaben
„Klima- und Wetteranalyse“
Klimatrends in den Modellregionen Nordsee und Schwarzwald
aus einer tourismus-klimatischen Sichtweise Analyse hoch aufgelöster regionaler Klimasimulationen
Christina Endler und Andreas Matzarakis
Meteorologisches Institut, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Werthmannstr. 10, D-79085 Freiburg
e-mail: [email protected]
April 2010
102
Die Autoren danken dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Förderung dieses Forschungsvorhabens, die im Rahmen der Forschungsinitiative klimazwei
unter FKZ 01LS05019 erfolgte.
103
Inhaltsverzeichnis
Seite
Abbildungsverzeichnis
105
Tabellenverzeichnis
108
Zusammenfassung
109
1.
Einleitung
113
2.
Ziele des Projektes KUNTIKUM
115
3.
Stand der Wissenschaft
116
3.1.
Die Entwicklung der Tourismus-Klimatologie – ein kurzer Überblick
116
3.2.
Der neue Ansatz in der Tourismus-Klimatologie
122
4.
Methodik
125
4.1.
Regionale Klimamodelle
125
4.1.1. REMO
126
4.1.2. CLM
127
4.2.
128
Datenbearbeitung
4.2.1. Datenextraktion
128
4.2.2. Kalkulation von Häufigkeiten
134
4.2.3. Grafische Darstellung
135
5.
Ergebnisse
138
5.1.
Testläufe und Validierung von Modelldaten
138
5.1.1. Lufttemperatur und Physiologisch Äquivalente Temperatur
140
5.1.2. Niederschlag
141
5.1.3. Relative Luftfeuchtigkeit
142
5.1.4. Wind
142
5.1.5. Dampfdruck
142
5.2.
Klimaänderungen in der Nordseeregion basierend auf regionalen
Klimasimulationen (REMO und CLM)
143
5.2.1. Thermische Komponente der Tourismus-Klimatologie
143
5.2.2. Physikalische Komponente der Tourismus-Klimatologie
148
5.2.3. Ästhetische Komponente der Tourismus-Klimatologie
150
5.3.
Klimaänderungen in der Schwarzwaldregionen basierend
auf regionalen Klimasimulationen (REMO und CLM)
151
104
5.3.1. Thermische Komponente der Tourismus-Klimatologie
152
5.3.2. Physikalische Komponente der Tourismus-Klimatologie
157
5.3.3. Ästhetische Komponente der Tourismus-Klimatologie
162
6.
164
Schlussfolgerungen
Literatur
167
Anhang
171
Abbildungen
171
105
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1:
Abb. 2:
Abb. 3:
Abb. 4:
Abb. 5:
Abb. 6:
Abb. 7:
Abb. 8:
Abb. 9:
Abb. 10:
Abb. 11:
Abb. 12:
Abb. 13:
Abb. 14:
Abb. 15:
Die thermische Umgebung von Menschen. Weitere Komponenten sind:
A: atmosphärische Gegenstrahlung, D: diffuse Sonnenstrahlung, I:
direkte Sonnenstrahlung, R: reflektierte Sonnenstrahlung, E:
langwellige Emission der Umgebungsfläche, EKM: Infrarotstrahlung
von der Oberfläche des Menschen (nach Jendritzky et al. 1990) .........................120
Klima-Tourismus-Informations-Schema anhand der Station Feldberg
für den Zeitraum 1961-1990. Daten: Beobachtungsdaten des DWD ...................124
IPCC-Emissionsszenarien.....................................................................................125
Modellgebiet von REMO (dargestellt ist hierbei die Topgraphie in
Metern)..................................................................................................................127
Modellgebiet von CLM mit Ausschnitt von Deutschland (dargestellt ist
hierbei die Topographie in Metern) ......................................................................128
Hauptfenster vom ClimExtractor mit den einzelnen, möglichen zu
extrahierenden Parametern aus dem REMO- und CLMModelldatensatz
(Hintergrund)
und
„extended
properties“
(Vordergrund). Erklärung siehe Text....................................................................129
Untersuchungsgebiet Nordsee (links) und Schwarzwald (rechts) auf
Grundlage des REMO-Modells ............................................................................130
Hauptfenster des RayMan-Modells ......................................................................133
Hauptfenster von CDAP mit den Auswerte- und Analysemöglichkeiten.............134
Hauptfenster von CMT mit einem Beispiel der Topographie für das
REMO-Modellgebiet mit Fenster für die Farbfestlegung (Legende)
(oben) und Fenster für die Auswahl und Anpassung von
Kartenprojektionen (unten) ...................................................................................137
Kältestress für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................145
Thermische Eignung für die Nordseeregion basierend auf REMO
(links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................146
Feuchtwarme Bedingungen für die Nordseeregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................147
Anzahl der windigen Tage für die Nordseeregion basierend auf REMO
(links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................149
Kältestress für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................153
106
Abb. 16: Jährliche maximale Änderung der Kältestresstage in Abhängigkeit von
Höhenklassen für den Zeitraum 2021/2050 verglichen zu 1961/1990.
Modell: REMO. ....................................................................................................154
Abb. 17: Thermische Behaglichkeit für die Schwarzwaldregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................155
Abb. 18: Feuchtwarme Bedingungen für die Schwarzwaldregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................156
Abb. 19: Jährliche maximale Änderung der feuchtwarmen Bedingungen in
Abhängigkeit von Höhenklassen für den Zeitraum 2021/2050
verglichen zu 1961/1990. Modell: REMO............................................................157
Abb. 20: Mittlere Schneehöhen für drei Regionen im Südschwarzwald gemittelt
über die Monate November bis März. Die Zeitreihen sind von 19612000, außer für Titisee, die nur bis 1995 verfügbar ist. Datengrundlage:
Beobachtungsdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) .................................158
Abb. 21: Schnee- und Skifahrpotenzial für die Schwarzwaldregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................160
Abb. 22: Maximale, relative Änderung der Schneetage (in Prozent) in
Abhängigkeit von Höhenklassen für den Zeitraum 2021/2050
verglichen zu 1961/1990. Modell: REMO............................................................161
Abb. 23: Hitzestress für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................171
Abb. 24: Regentage für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................172
Abb. 25: Trockene Tage für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................173
Abb. 26: Anzahl der sonnigen Tage für die Nordseeregion basierend auf REMO
(links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................174
Abb. 27: Nebeltage für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................175
Abb. 28: Hitzestress für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
107
Abb. 29:
Abb. 30:
Abb. 31:
Abb. 32:
Abb. 33:
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................176
Regentage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................177
Trockene Tage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................178
Windige Tage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................179
Sonnige Tage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1......................................................................180
Nebeltage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1. ..................................................................................................181
108
Tabellenverzeichnis
Tab. 1:
Tab. 2:
Tab. 3:
Tab. 4:
Tab. 5:
Tab. 6:
Tab. 7:
Tab. 8:
Tab. 9:
Empfinden des Menschen skaliert nach Fanger (1972) ........................................119
Zuordnung von PET-Bereichen zu PMV-Bereichen bei gleichem
thermischen Empfinden und gleicher thermophysiologischer
Belastungsstufe von Menschen, bezogen auf eine metabolische Rate
von 80 W und einen Wärmedurchgangswiderstand der Bekleidung
(leichter Anzug) von 0.9 clo (nach Matzarakis und Mayer, 1996) .......................121
Klimafacetten, deren Signifikanz und Wirkung (de Freitas 2003,
Matzarakis 2006)...................................................................................................123
Tourismusrelevante Größen in Beziehung zu ihren Schwellenwerten
und Autoren...........................................................................................................131
Vergleich der verwendeten Modelldaten (REMO, CLM) mit Beobachtungsdaten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) basierend auf ausgewählte klimatische Größen für Freiburg. Periode: 1961-1990 .............................139
Vergleich der verwendeten Modelldaten (REMO, CLM) mit Beobachtungsdaten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) basierend auf ausgewählte klimatische Größen für Bremen. Periode: 1961-1990...............................140
Quantitative Zusammenfassung der untersuchten Kenngrößen für die
Nordseeregion basierend auf beiden Regionalmodelle REMO und
CLM ......................................................................................................................151
Monatliche Schneehöhen für drei Regionen im Südschwarzwald für die
Klimanormalperiode 1961-1990 und 1971-2000 basierend auf
gemessenen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD)...................................161
Quantitative Zusammenfassung der untersuchten Kenngrößen für den
Schwarzwald basierend auf beiden Regionalmodelle REMO und CLM .............163
109
Zusammenfassung
Der Tourismus ist für die heutige Industrie und Gesellschaft ein relevanter Faktor, welcher von den vorherrschenden klimatischen Bedingungen direkt und indirekt abhängt.
Wetter und Klima gelten als Auswahlkriterium in der Reiseentscheidung. Für das interdisziplinäre Verbundprojekt KUNTIKUM (Klimatrends und nachhaltige Tourismusentwicklung in Küsten- und Mittelgebirgsregionen), welches sich mit dem wetter- und
klimasensiblen Wirtschaftsektor Tourismus exemplarisch in zwei klimatisch sensitiven
Destinationen (Nordsee und Schwarzwald) beschäftigt, stellten sich folgende Forschungsfragen für das Teilprojekt Klima- und Wetter-Analyse:
1. Untersuchung der aktuellen klimatischen Situation in beiden Destinationen (Nordsee
und Schwarzwald) auf Grundlage von Beobachtungsdaten (Deutscher Wetterdienst),
2. Analyse von Klimasimulationen und Abschätzung von Klimatrends für den Tourismussektor auf Grundlage von regionalen Klimasimulationen (REMO und CLM). Da
für Tourismuszwecke nicht nur Lufttemperatur und Niederschlag von Bedeutung
sind, wird hier eine moderne Bewertungsmethodik eingeschlagen, die auf der Human-Biometeorologie und Tourismus-Klimatologie beruhen.
Auf der Grundlage der weitergehenden hier durchgeführten Analysen mittels humanbiometeorologischen und tourismusklimatischen Kriterien wurden für die im Tourismus
üblichen Planungshorizonte die möglichen Änderungen ermittelt und aufgezeigt.
Es ergeben sich folgende Ergebnisse:
1. Ist-Zustand: Im Großen und Ganzen können die Regionalmodelle das Klima der
untersuchten Destinationen gut wiedergeben. Jedoch kann die Topographie und das
Geländerelief nicht im Detail von REMO und CLM mit ihrer recht hohen räumlichen Auflösung (10 km und 18 km) aufgelöst werden. Es kommt zu Höhenunterschieden von mehr als 600 m. Die Temperatur wird hierbei leicht überschätzt, bei
REMO etwas stärker als bei CLM. Der Niederschlag ist eine sehr variable Größe
und stellt vor allem im stark strukturierten Gelände eine Herausforderung in der
Modellierung dar. An der Nordsee sowie in den tieferen Lagen des Schwarzwaldes
wird der Niederschlag überschätzt, während dieser in höheren Lagen unterschätzt
110
wird. Kenngrößen wie Wind, Bewölkung und relative Luftfeuchtigkeit stellen bei
der Modellierung ebenfalls große Unsicherheiten dar.
2. Zukünftige Klimatrends (für den Zeithorizont 2021-2050 verglichen zur Klimanormalperiode (1961-1990)):
a.
Nordsee: Steigende Lufttemperaturen (im Mittel +1 °C) begünstigen einerseits das
zukünftige Klima an der Nordsee (Zunahme thermisch komfortabler Bedingungen
um +5 bis +10 Tage, in Niedersachsen und im Hinterland etwas geringer). Andererseits wird sich die Nordseeregion mit einer Häufung feuchtwarmer Bedingungen konfrontiert sehen (+15 bis +25 Tage), die sich leicht negativ auf das Küstenimage auswirken kann. Kältestresstage werden deutlich zurückgehen (bis zu -24
Tage), da die Erwärmung vorwiegend in den Wintermonaten erwartet wird (+1.7
°C). Dabei ist die Abnahme in unmittelbarer Küstennähe stärker. Hingegen wird
Wärme- und Hitzebelastung jedoch keine besondere Rolle spielen. Der Niederschlag wird im Mittel leicht zunehmen (+15 %), jedoch wird sich dieser innerhalb
des Jahres umverteilen. Somit wird tendenziell eine Minimierung der Sommerniederschläge (mit Ausnahme von B1) erwartet, während die Niederschläge im Winter, Herbst und Frühjahr eine leichte Zunahme erwarten (im Winter bis zu +30 %).
Auch die Regentage werden leicht zunehmen (bis zu +6 Tagen), gebietsweise
kann es aber auch zu einer Abnahme kommen. Windige Tage werden je nach
Modell und Region sowohl eine Abnahme als auch Zunahme erfahren (-3 bis +8
Tage). Die Entwicklung von heiteren und nebligen Tagen ist nicht eindeutig.
b.
Schwarzwald: Auch in der Schwarzwaldregion wird mit einer durchschnittlichen
Erhöhung der Lufttemperatur von 1 °C gerechnet, die im Winter stärker ausgeprägt sein wird (+1.3 bis +1.8 °C). Die Physiologisch Äquivalente Temperatur
wird in der gleichen Größenordnung zunehmen. Dies wirkt sich ebenfalls auf
thermische Komfort- und Diskomfortbereiche aus. Kältestress wird um bis zu -19
Tagen abnehmen. Der Hauptrückgang ist vor allem im Winter zu erwarten. Höhere Lagen erfahren dabei eine geringere Abnahme. Thermisch komfortable Bedingungen nehmen in REMO um bis zu 6 Tage ab, während sie in CLM um +5 bis
+10 Tage zunehmen können. Die Häufung feuchtwarmer (+15 Tage) und Hitze
belastender Sommer (bis zu +6 Tage) kann vor allem in den tieferen Lagen zu Be-
111
einträchtigungen in Freizeit und Erholung führen. Dabei wird eine stärkere Zunahme im Nordschwarzwald verglichen zum Südschwarzwald erwartet. Die höheren Lagen und Gipfellagen jedoch werden weniger stark von Hitze und Schwüle
betroffen sein. Die Entwicklung der Niederschlagsverhältnisse ist ebenfalls vom
zu betrachtenden Klimaszenario abhängig. Die jährliche Niederschlagssumme
wird sich hierbei nur minimal erhöhen (+5 bis +10). Die Winter und Herbstmonate werden feuchter (+30 % bzw. +60 %), die Sommermonate weisen gebietsweise
kaum Veränderungen bis eine geringe Abnahme (-5 bis -10%) auf, was sich auch
in der Änderung der trockenen Tage widerspiegelt. Je nach Klimaszenario kann es
zu einer leichten Abnahme bzw. geringen Zunahme kommen. Schneetage sowie
die mittlere Schneehöhe werden sich ebenfalls reduzieren. Mit jedem Grad Erwärmung steigt die Grenze der natürlichen Schneesicherheit um 150 m. Derzeit
liegt diese bei 1500 m. Die Anzahl der schneesicheren Tage wird sich um bis zu
21 Tage verringern. Dabei sind die größten Änderungen unterhalb von 600 m zu
erwarten. Die Entwicklung von Nebeltagen und sonnigen Tagen ist nicht eindeutig. Windige Tage erfahren in beiden Modellen eine leichte Zunahme (bis zu +4
Tagen).
Im Großen und Ganzen zeigen beide Regionalmodelle gleiche Tendenzen in der klimatischen Entwicklung.
112
113
1.
Einleitung
Das Thema Klimawandel ist in den letzten Jahren in der wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Öffentlichkeit (Alltag) nicht mehr wegzudenken und vollzieht sich
in vielen unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen. Dessen
Ausmaß ist jedoch von Bereich zu Bereich, von Region zu Region und von Zeitpunkt zu
Zeitpunkt verschieden. Somit stellt er nicht nur für Meteorologen und Klimatologen
eine Herausforderung bezogen auf die Abschätzung der zu erwartenden Änderungen
dar, sondern auch für die einzelnen Bereiche, auf die sich der Klimawandel auswirkt.
Die Auswirkungen umfassen nicht nur die langsam abtauenden Gletscher oder der allmählich steigende Meeresspiegel, sondern auch extreme Hitzewellen, massive Regenfälle, über die Ufer tretende Flüsse und in der Luft auch bisher unbekannte allergene
Pollen. Anpassungen an die bereits eingetretenen und verstärkt zu erwartenden Folgen
des Klimawandels sind für Gesellschaften überlebenswichtig und eine vorausschauende
Anpassung an extreme Wetterverhältnisse und erwartende Änderung des Klimas ist ein
wichtiger Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung. Insbesondere für wetter- und klimasensible Wirtschaftsbereiche wie dem Tourismus hat der Klimawandel eine besondere
Bedeutung, da kaum in einem anderen Wirtschaftszweig Klima und Wetter eine so große Rolle spielen. Gegebene klimatische Bedingungen und aktuelles Wetter steuern, limitieren und begünstigen dabei Angebot und Nachfrage im Tourismus.
Beim Thema Urlaub und Erholung denken fast alle Menschen an sonnige Tage am
Strand oder Urlaub in den schneebedeckten Bergen. Relativ geringe Änderungen der
klimatischen Rahmenbedingungen können aber schon massive Ertragsausfälle in der
Tourismusbranche zur Folge haben. Somit ist auch die saisonale Variabilität von verschiedenen Wetterbedingungen eine limitierende Größe und kann entscheidend die Reisemotivation beeinflussen. Um sich zukünftig an den Klimawandel anpassen zu können,
um einerseits wettbewerbsfähig zu bleiben und andererseits die Bedürfnisse der immer
anspruchsvoller werdenden Bevölkerung zu erfüllen, ist es sinnvoll, nicht die nächsten
5-10 Jahre in Betracht zu ziehen, die in der Tourismusbranche den üblichen Planungshorizont darstellen, sondern die nächsten 30-50 Jahre.
114
Das Klima wandelt sich schon seit Milliarden von Jahren vergleichsweise mäßig zwischen Warm- und Eiszeiten. Diese Klimaänderungen sind zunächst erst einmal natürliche Prozesse. In diesen Warmzeiten waren die Pole immer noch mit Eis bedeckt. Deshalb herrschte auch dann ein eher gemäßigtes Klima. Seit ca. 10.000 Jahren befinden
wir uns in einer solchen Warmzeit. Jedoch hat in den vergangenen Jahrzehnten (seit der
Industrialisierung) die globale Lufttemperatur stetig und rasant zugenommen: Im letzten
Jahrhundert ist die globale Lufttemperatur um ca. 1 Grad Celsius gestiegen. In den
nächsten 50 Jahren wird eine nochmalige Erhöhung von bis zu 3.5 Grad Celsius erwartet. Dabei weist die Erwärmung der Erde regionale und saisonale Unterschiede auf. So
erwärmen sich die Kontinente schneller als die Ozeane. Besonders ausgeprägt ist die
Erwärmung im Winter und Frühling, die wiederum erhebliche Auswirkungen auf die
Schneebedeckung, Schneepotenzial und dem Wintertourismus vor allem in Mittelgebirgen hat (IPCC 2007). Satellitenbeobachtungsdaten von 1966 bis 2005 zeigten auf, dass
die monatliche Schneedeckenhöhe in der nördlichen Hemisphäre um 1,3 % pro Dekade
(UNEP 2007) zurückgegangen ist. Tiefebenen in Zentraleuropa weisen neuerdings eine
Abnahme in der jährlichen Schneedeckendauer von 1 Tag pro Jahr auf (Falarz 2002).
Schneegebiete oberhalb von 1500 m werden gegenwärtig als schneesicher erachtet (Beniston 2003). Zukünftig wird jedoch mit einer Zunahme von einem Grad Celsius eine
Erhöhung der Schneegrenze um 150 m erwartet. Somit ist der Wintertourismus im Kontext mit dem Klimawandel ein sehr aktuelles Thema.
Küstengebiete und flache Inseln sind vor allem aufgrund eines erhöhten Meeresspiegels
vom Klimawandel betroffen, der für den Wirtschaftsfaktor Tourismus entscheidend sein
kann. Laut dem vierten Sachstandbericht (IPCC 2007) wird die mittlere Anstiegsrate
während des 21. Jahrhunderts die mittlere Rate von 1961 bis 2003 (1.8 ± 0.5 mm pro
Jahr) überschreiten. Bis zum Ende des 21. Jahrhunderts kann ein Anstieg von 0.51 m
erwartet werden. Der Meeresspiegel unterliegt jedoch erheblichen geografischen
Schwankungen.
Als weitere Folge des globalen Klimawandels muss mit einer Häufung von Extremereignissen und damit einer Zunahme von Gefahren gerechnet werden. Bezogen auf
Sturmereignisse bedeutet dies keine Zunahme in der Häufigkeit des Auftretens, vielmehr wird sich die Intensität verstärken.
115
2.
Ziele des Projektes KUNTIKUM
Der Tourismus ist für die heutige Industrie ein relevanter Faktor, welcher von den vorherrschenden klimatischen Bedingungen abhängt. Sie gelten als Auswahlkriterium in
der Reiseentscheidung. Für das interdisziplinäre Verbundprojekt KUNTIKUM (Klimatrends und nachhaltige Tourismusentwicklung in Küsten- und Mittelgebirgsregionen),
welches sich mit dem wetter- und klimasensiblen Wirtschaftsektor Tourismus exemplarisch in zwei klimatisch sensitiven Destinationen (Nordsee und Schwarzwald) beschäftigt, stellen sich folgende Forschungsfragen für das Teilprojekt Klima- und WetterAnalyse:
1. Untersuchung der aktuellen klimatischen Situation in beiden Destinationen
(Nordsee und Schwarzwald) auf Grundlage von Beobachtungsdaten
2. Analyse von Klimasimulationen und Abschätzung von Klimatrends für den
Tourismussektor auf Grundlage von regionalen Klimasimulationen. Da für
Tourismuszwecke nicht nur Lufttemperatur und Niederschlag von Bedeutung sind, wird hier eine moderne Bewertungsmethodik eingeschlagen, die
auf der Human-Biometeorologie und Tourismus-Klimatologie beruhen
Der vorliegende Abschlussbericht gliedert sich wie folgt: Am anschließenden Kapitel
wird der Stand der Wissenschaft, insbesondere der der Tourismus-Klimatologie und
Human-Biometeorologie kurz dargestellt. In Kapitel 4 werden die verwendeten regionalen Klimamodelle REMO und CLM vorgestellt und die Bearbeitung der Modelldaten
auf Grundlage der Tourismus-Klimatologie (Methodik und Vorgehensweise) sowie die
verwendeten Softwaretools erläutert. In Kapitel 5 werden ausgewählte Ergebnisse für
die beiden Destinationen Nordsee und Schwarzwald aufgezeigt, die im anschließenden
Kapitel diskutiert werden. Eine abschließende Schlussbetrachtung mit Ausblick findet
sich im Kapitel 7. Im Anhang 1 sind die im Rahmen des Projektes entstandenen Veröffentlichungen aufgelistet sowie die zusätzlichen Abbildungen.
116
3.
Stand der Wissenschaft
3.1.
Die Entwicklung der Tourismus-Klimatologie - ein kurzer Überblick
Das Klima sowie das Wetter spielen im Tourismus eine grundlegende Rolle, zum Beispiel für die Reiseentscheidung oder Aktivitäten am Urlaubsort. In den letzten Jahrzehnten wurde auf diesem Sektor mehr und mehr geforscht, um die Bewertungsmethoden
des Klimas für den Tourismus zu verbessern. Anfang der 1970er Jahre untersuchten
Wissenschaftler der angewandten Meteorologie klimatische Schwellenwerte, die die
Saisonlänge für eine große Spannweite touristischer Aktivitäten definieren (Besancenot
et al. 1978, Yapp und McDonald 1978). In den 1980er studierten Biometeorologen, wie
Klimavariablen den thermischen Komfort von Touristen beeinflussen und entwickelten
Bewertungssysteme, um Klimate verschiedener Tourismusdestinationen zu evaluieren
und zu vergleichen (Mieczkowski 1985, Besancenot 1990, Harlfinger 1991). Einige
Tourismusarten setzen aber auch sehr spezifische Klimabedingungen voraus wie z.B.
der Badetourismus, Wintersport oder Erholungstourismus. Klimatische Bedingungen
und ihre touristische Eignung können auf der Mikroebene aber sehr unterschiedlich
sein. In der modernen Forschung beruht die Quantifizierung des Klimas für Tourismus
und Erholung (Tourismus-Klimatologie) und folglich auch des sich wandelnden Klimas
auf Grundlagen der Human-Biometeorologie und der angewandten Klimatologie. Dabei
steht das Empfinden bzw. die Wahrnehmung des Klimas für den Menschen im Vordergrund. Um das Klima und deren Wahrnehmung beschreiben zu können, reicht es nicht,
die tatsächliche Höhe der Lufttemperatur zu wissen, vielmehr wird die Wahrnehmung
durch zusätzliche Wetterfaktoren wie die Luftfeuchtigkeit oder die Windgeschwindigkeit beeinflusst. Dementsprechend wird das thermische Empfinden in der HumanBiometeorologie und Tourismus-Klimatologie durch thermische Indizes quantifiziert.
Es gibt über 100 einfache und teils komplexere thermische Indizes (Harlfinger 1985,
VDI 1998, Matzarakis und de Freitas 2001, Matzarakis 2006). Der Vorteil dieser thermischen Indizes ist, dass eben nicht nur die Lufttemperatur sondern auch andere Faktoren wie z. B. Windgeschwindigkeit, relative Luftfeuchtigkeit oder kurz- und langwellige
Strahlungsflüsse berücksichtigt werden, die in moderneren Indizes implementiert werden (z. B. Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET, Höppe 1994), Predicted Mean
Vote (PMV, Fanger 1972), Standard Effektive Temperatur (SET*, Gagge et al. 1986),
117
Gefühlte Temperatur (Jendritzky et al. 2000)). Dabei stellen die Strahlungsverhältnisse
eine entscheidende Einflussgröße für komplexe Bedingungen der Wärmeabgabe des
Menschen dar, die nicht nur die Solarstrahlung sondern auch die reflektierte, atmosphärische Gegenstrahlung und Strahlung der Umgebungsflächen beinhalten (VDI 1998).
Im letzten Jahrhundert der angewandten Klimatologie und der Human-Biometeorologie
wurden jedoch zumeist Zwei-Parameter-Indizes entwickelt, die die komplexen Bedingungen des Wärmeaustausches zwischen dem menschlichen Organismus und den thermischen Umweltbedingungen sehr vereinfachend beschreiben und somit nur eine mangelhafte Interpretation des bioklimatischen Einflusses auf den Menschen zulassen. Die
bis jetzt eingesetzten Methoden zur Beschreibung des Klimas für den Tourismus (Lecha
und Shakleford 1997, Shakleford und Olson 1995) beruhen jedoch auf einfache Ansätze, die meteorologische Parameter kombinieren, wie z. B. der Klima-Index von Davies
(1968), der sich aus Lufttemperatur, Sonnenscheindauer und Niederschlag zusammensetzt. Für warme Bedingungen bestehen meist die elementaren Indizes aus einer Kombination von Lufttemperatur und unterschiedlichen Feuchtemaßen; für kalte Bedingungen werden Lufttemperatur und Windgeschwindigkeit vereint (z. B. Windchill). Die
bereits existierenden Klima-Tourismus-Indizes haben jedoch den Nachteil, dass sie
nicht alle notwendigen Parameter wie Strahlungsflüsse oder Windgeschwindigkeit berücksichtigen und somit nur für bestimmte Klimaregionen und Tourismusarten (z. B.
Badetourismus, Wintersport) anwendbar sind. Sie können nur auf Jahres- oder Monatsbasis bestimmt werden und sind nicht anwendergerecht getestet worden (Matzarakis
2006). Außerdem fokussieren die Indizes entweder nur Sommer- oder Winterbedingungen.
Der bekannteste und bis heute noch oft angewendete Tourismus-Klima-Index (TCI) ist
von Miezckowski im Jahre 1985 entwickelt worden. Der TCI kombiniert sieben Parameter, die drei Einzelparameter und zwei bioklimatische Kombinationsgrößen umfassen:
118
TCI = 8Cld + 2Cla + 4 R + 4S + 2W
(1)
In Gleichung (1) beschreibt Cld den Komfort-Index während des Tages und Cla den
täglichen thermischen Komfort-Index. Beide Parameter beruhen auf der Lufttemperatur
und der relativen Luftfeuchtigkeit. R, S und W deklarieren den Niederschlag, die Sonnenscheindauer und die Windgeschwindigkeit. Im Gegensatz zu anderen Klima-Indizes
ist jeder beitragende Faktor klassifiziert und gewichtet. Folglich können Werte bis 100
erreicht werden. TCI-Werte ≥ 80 bedeuten exzellente Bedingungen, während Werte
zwischen 60 und 79 gute bis sehr gute Bedingungen beschreiben. Akzeptable Bedingungen werden durch den Wertebereich 40 bis 59 wiedergegeben und Werte < 40 implizieren schlechte bzw. schwierige Bedingungen für den Tourismus (Abegg 1996,
Mieczkowski 1985). Auch der TCI berücksichtigt nicht die aus der Sicht der Tourismus-Klimatologie und Human-Biometeorologie wichtigen kurz- und langwelligen
Strahlungsflüsse (Matzarakis und Mayer 1996, Matzarakis et al. 2007). Ein zusätzlicher
Nachteil des TCI ist die alleinige Berücksichtigung der Lufttemperatur und der relativen
Luftfeuchte. Daraus folgt, dass der TCI im Allgemeinen keine thermophysiologische
Relevanz aufweisen kann.
Eine vollständige Bewertung des thermischen Bioklimas kann nur mit dem Einsatz von
Energiebilanzmodellen des Menschen gewährleistet werden. Dabei stellt die mittlere
Strahlungstemperatur Tmrt den wichtigsten Parameter zur Bewertung der thermischen
Umgebung des Menschen (vor allem im Sommer) dar. Zur Simulation der kurz- und
langwelligen Strahlungsflüsse sowie der thermischen Indizes (z.B. PET, PMV SET*
sowie Gefühlte Temperatur) werden nur wenige meteorologische Größen und geografische Informationen der Umgebungen benötigt.
In den vergangenen 40-50 Jahren wurde die Forschung bezüglich der Modellierung des
thermischen Komforts aktiv vorangetrieben. Erste Ansätze gehen dabei auf die Komfortgleichung von Fanger (1972) mit dem daraus resultierenden thermischen Index
PMV zurück, der ursprünglich für Innenraumklimate konzipiert worden ist. PMV ist ein
skalierter Wert für das thermische Empfinden und gibt Auskunft lediglich über das Zusammenwirken der einzelnen Variablen den thermischen Komfort betreffend (Tab. 1).
Er gibt auf der Grundlage der siebenstufigen psycho-physischen ASHRAE-Skala (Ame-
119
rican Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers) an, welche
Einschätzung die thermischen Umgebungsluftbedingungen durch ein großes Kollektiv
von Menschen erfahren wird. Die Komfortgleichung ist jedoch nur gültig für stationäre
Bedingungen (d.h. meteorologische Bedingungen der Wärmeabgabe dürfen sich in der
Zeit nicht ändern).
Tab. 1:
Empfinden des Menschen skaliert nach Fanger (1972)
Skalenwert
-3
-2
-1
0
1
2
3
Empfinden
kalt
kühl
leicht kühl
neutral
leicht warm
warm
heiß
Die Koppelung der Komfortgleichung nach FANGER mit den kurz- und langwelligen
Strahlungsströmen im Freien, d.h. die Berechnung von PMV-Werten für Freilandbedingungen, ist unter dem Namen „Klima-Michel-Modell“ in zahlreichen Anwendungen
bekannt geworden (u.a. Jendritzky et al. 1990, Grätz et al. 1994). Bei der Anwendung
dieses Bewertungsverfahrens werden von den aufgeführten meteorologischen Parametern mit thermophysiologischer Relevanz die kurz- und langwelligen Strahlungsströme
über die mittlere Strahlungstemperatur Tmrt parametrisiert. Sie ist als einheitliche Temperatur einer schwarz strahlenden Umschließungsfläche definiert, die zum gleichen
Strahlungsenergiegewinn eines Menschen führt wie die aktuellen, unter Freilandbedingungen meist sehr uneinheitlichen Strahlungsströme (Jendritzky et al. 1990, Höppe
1994). Neben meteorologischen Faktoren hängt PMV noch von den personenbezogenen
Größen „Bekleidung“ (steuert den Wärmedurchgangswiderstand der Bekleidung) und
„Aktivität“ (steuert die metabolische Rate M und den Energieumsatz infolge mechanischer Leistung) ab.
Nur wenige Modelle bewerten jedoch die physiologische Komponente des Energieaustausches zwischen Mensch und seiner Umgebung in einer realistischen Weise (z.B. Blazejczyk 1994, de Freitas 1985, 1990, Höppe 1984, Jendritzky 1990). Erst in der zweiten
Hälfte des vergangenen Jahrhunderts fing man an diese Aussage in Form von Energie-
120
bilanz-Modellen des menschlichen Körpers umzusetzen und hielt diese Methoden in der
VDI-Richtlinie 3787 Blatt 2 Teil I (VDI, 1998) fest. Alle Modelle basieren auf der
menschlichen Energiebilanzgleichung (Höppe 1984, 1993), die auf den ersten Hauptsatz
der Wärmelehre beruht:
M + W + Rn + QH + QL + QSW + QRe = 0
(2)
mit M Gesamtenergieumsatz (metabolische Rate), W Energieumsatz infolge mechanischer Leistung, Rn Strahlungsbilanz, QH konvektiver Wärmestrom, QL Strom latenter
Wärme infolge von Wasserdampfdiffusion durch die Haut, QSw Strom latenter Wärme
infolge der Schweißverdunstung und QRe Energieumsatz infolge von Erwärmung und
Wasserdampfsättigung der Atemluft. Dabei gehen neben der Lufttemperatur auch die
Windgeschwindigkeit, die Luftfeuchtigkeit und die mittlere Strahlungstemperatur ein.
Zusätzlich werden thermophysiologischen Parameter wie Bekleidungsindex und Aktivität berücksichtigt. Dabei werden die Energieflüsse zur Körperoberfläche positiv und die
von der Körperoberfläche weg negativ bewertet (Höppe 1984).
Abb. 1:
Die thermische Umgebung von Menschen. Weitere Komponenten sind:
A: atmosphärische Gegenstrahlung, D: diffuse Sonnenstrahlung, I: direkte Sonnenstrahlung, R: reflektierte Sonnenstrahlung, E: langwellige
Emission der Umgebungsfläche, EKM: Infrarotstrahlung von der Oberfläche des Menschen (nach Jendritzky et al. 1990)
121
Alle für den menschlichen Energiehaushalt relevanten Parameter sind nochmals schematisch in Abb. 1 dargestellt.
Die Physiologisch Äquivalente Temperatur (PET) basiert ebenfalls auf der Energiebilanzgleichung (Gleichung 2), berücksichtigt alle auf den Menschen im natürlichen Umfeld wirkenden äußeren thermischen Einflüsse sowie seinen eigenen Energieumsatz,
setzt diese zueinander in Beziehung und ordnet sie einer "psycho-physischen" Empfindungsskala zu (siehe Tab. 2). PET hat wie die Lufttemperatur die Einheit °C und ist
somit für die Allgemeinheit verständlicher als der PMV-Index.
Tab. 2: Zuordnung von PET-Bereichen zu PMV-Bereichen bei gleichem thermischen
Empfinden und gleicher thermophysiologischer Belastungsstufe von Menschen, bezogen auf eine metabolische Rate von 80 W und einen Wärmedurchgangswiderstand der Bekleidung (leichter Anzug) von 0.9 clo (nach Matzarakis
und Mayer, 1996)
122
3.2.
Der neue Ansatz in der Tourismus-Klimatologie
Ein wesentliches Problem der Bewertung des Klimas für Tourismuszwecke betreffend
ist die Wahl meteorologischer und klimatologischer Kriterien. Zentrale Fragen sind zum
Beispiel welche Kriterien für ideale, geeignete, angenehme oder nicht angenehme Bedingungen gelten. Die Bewertung des Klimas kann aber nicht universell für alle Regionen der Welt erfolgen, da Menschen abhängig vom Herkunftsland das Klima unterschiedlich empfinden. Dies betrifft besonders die thermische Komponente. In dieser
Studie beziehen sich die Kriterien der thermischen Größen auf Mitteleuropäer. Viele
Untersuchungen über das thermische Empfinden in anderen Regionen der Welt wurden
bisher nicht durchgeführt.
Nur nachdem adäquate klimatologische Kriterien eindeutig identifiziert wurden, können
Schlüsselfragen, wie z.B. wann die beste Reisezeit ist, welche Kleidung, Ausstattung
benötigt wird oder wie wahrscheinlich Wetterextreme sind, beantwortet werden. Die
Auswirkung des Klimas auf den Tourismus ist stark beeinflusst von der Wahrnehmung
der Touristen. Thermischer Komfort spielt hierbei eine größere Rolle als mittlere Lufttemperaturen; während Häufigkeit und Länge eines Regenschauers bedeutender für die
Qualität und das touristische Erleben ist als der mittlere Niederschlag. Deswegen hängt
die Forschung bezüglich Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus von der
Durchführung regionaler und lokaler Klimaszenarien ab sowie von der Art der Parameter, die auf diesen Skalen modelliert werden kann (UNWTO 2007). Die hier eingeschlagene Methode verbindet meteorologische und tourismusbezogene Parameter, da Lufttemperatur und Niederschlag oftmals nicht ausreichen. Neben dem thermischen Wirkungskomplex, der einen Schwerpunkt in der tourismus-klimatischen Analyse bildet,
werden zwei weitere sog. Facetten betrachtet: die physikalische und ästhetische (de
Freitas 2003, siehe Tab. 3). Zum Beispiel kann Starkwind Diskomfort bei den Touristen
auslösen, grauer Himmel, geringe Sichtweite und Nebel können das ästhetische Erlebnis
in einer Destination negativ beeinflussen auch wenn die thermischen Bedingungen im
Komfortbereich liegen. Im wetter- und klimaabhängigen Tourismus ist die Reise direkt
von der Attraktivität und saisonaler klimatischer Bedingungen (z.B. Sonnenschein,
Schnee) beeinflusst (Smith 1993).
123
Tab. 3:
Klimafacetten, deren Signifikanz und Wirkung (de Freitas 2003, Matzarakis
2006)
Klimafacetten
Ästhetisch
Signifikanz
Sonnenscheindauer/Bewölkung Erlebnisqualität
Sichtweite
Erlebnisqualität
Tageslänge
Annehmlichkeit
Wirkung
Genuss, Attraktivität
Genuss, Attraktivität
Verfügbares Tageslicht
Physikalisch
Wind
Regen
Schnee
Eis
extremes Wetter
Luftqualität
UV-Strahlung
Gerüche
Lärm
Verwehte Sachen, Wind,
Staub,…
Nässe, reduzierte Sichtweite,
Belästigung, Reiz
Genuss
Winter
Teilnahme an Sportaktivitäten
Sport/Aktivitäten
Verletzungsgefahr
Belästigung, Gefahr Alles
Gesundheit, Wohlbefinden,
Belästigung, Gefahr Allergien
Gesundheit, Sonnenbräune
Gefahr/Unattraktivität und -brand
Belästigung
Attraktivität
Belästigung
Attraktivität
Belästigung
Thermisch
synerget. Wirkung von Lufttemperatur, Wind, kurz- und
langwelliger Strahlung,
Luftfeuchte
metabolische Rate
Bekleidung
Thermischer Komfort/
Belastung
Therapeutisch
Erholsam
Umweltstress
Physiologischer Stress
Hypothermie
Hyperthermie
Potenzial für Rehabilitation
Nun gilt es, die Klimainformationen auch adäquat und verständlich der Öffentlichkeit
zur Verfügung zu stellen. Eine Bioklimakartierung wie sie z.B. von Jendritzky et al.
(1979, 1990), Matzarakis und Mayer (1997) durchgeführt wurde, beschreibt hierbei nur
die thermische Komponente. In der Tourismus-Klimatologie fließen zusätzlich - wie
schon erwähnt - die physikalische und ästhetische Komponente in die Bewertung mit
ein. Dabei werden weniger mittlere Zustände (d.h. Mittelwerte) abgebildet, sondern
124
vielmehr Häufigkeiten (d.h. Anzahl der Tage), da sich Menschen viel besser etwas unter
letzteres vorstellen können.
Für gezielte Destinationen können nun die Häufigkeiten relevanter Kenngrößen prozentual und kompakt im so genannten Klima-Tourismus-Informations-Schema (CTIS, Abb.
2) dargestellt werden (Matzarakis 2007, Matzarakis et al. 2007b). Dabei besteht die
Möglichkeit, zwischen unterschiedlichen zeitlichen Auflösungen zu wählen (z.B. Monate oder Monatsdekaden).
Abb. 2:
Klima-Tourismus-Informations-Schema anhand der Station Feldberg für
den Zeitraum 1961-1990. Daten: Beobachtungsdaten des DWD
CTIS liefert somit einfach verständliche Ergebnisse für die touristische Praxis und kann
für eine bessere Planung von Urlaubern oder auch für die örtlichen Entscheidungsträger
und Planer eingesetzt werden. CTIS kann also als Informationsgrundlage für eine große
Palette von Klimagrößen und -faktoren dienen. Enthaltene Klimainformationen sowie
auch Extreme können für die unterschiedlichen räumlichen und zeitlichen Planungsebenen, z.B. Bau von neuen Kurorten oder Ressorts, integriert werden.
Für größere Destinationen wie z.B. der Nordsee oder des Schwarzwaldes eignet sich
diese Methode der Informationsdarstellung leider nicht. Hierfür greift man wieder auf
die bewährte Kartendarstellung zurück.
Die der Studie zugrunde liegenden Vorgehensweise wird im anschließenden Kapitel
ausführlich beschrieben.
125
4.
Methodik
4.1.
Regionale Klimamodelle
Um die Folgen besser abschätzen zu können, basieren die so genannten Impact Studies
weniger auf globale, sondern eher auf regionale Klimasimulationen. Um jedoch das
zukünftige Klima modellieren zu können, gehen neben der physikalischen Beschreibung des Klimasystems verschiedene Emissionsszenarien ein. Dabei werden verschiedene mögliche politische, demografische, technische und kulturelle Entwicklungen berücksichtigt, so dass aus insgesamt 40 möglichen Emissionsszenarien 4 Szenarienfamilien betrachtet werden: A1, A2, B1 und B2 (Abb. 3). Dabei sind die A-Familien ökonomisch geprägt, während die B-Familie umweltorientiert ist. Die Notation 1 und 2 beschreiben die globale bzw. regionale Ausprägung. Die Familie A1 wird hinsichtlich
ihrer technischen Ausrichtung differenzierter betrachtet: A1B (Balance), A1T (technologisch) und A1FI (fossil). Die projizierten Klimaänderungen hängen jedoch entscheidend von der Wahl der Emissionsszenarien ab. Für die Klimamodellierung sowie für die
Impact Studies werden nach neueren Erkenntnissen des vierten Sachstandsberichtes
(IPCC 2007) vorwiegend die Klimasimulationen A1B („mittleres“ Szenario), A2 („extremes Szenario) und B1 („moderates“ Szenario) verwendet. Die Emissionsszenarien
dienen lediglich als Basis für Simulationen der Zirkulationsmodelle, die die Wechselwirkungen der Parameter im System Erde berechnen und dabei zukünftige Entwicklungen (Klimatrends) abbilden.
Abb. 3:
IPCC-Emissionsszenarien
126
Im Rahmen des Projektes wurden für die Analysen der Klimatrends im Schwarzwald
und in der Nordseeregion die Szenarien A1B und B1 verwendet, da sie mit hoher Wahrscheinlichkeit das zukünftige Klima am realistischsten abbilden. Der Analysezeitraum
ist hierbei von 1961 bis 2050.
Um Auswirkungen globaler Klimaänderungen auf regionaler Ebene zu untersuchen,
werden regionale Klimamodelle in globale Klimamodelle eingebettet („genestet“), d. h.
der Modelloutput globaler Zirkulationsmodelle dient zur Berechnung der möglichen
Klimaentwicklung auf einer feiner aufgelösten räumlichen Skala. In dieser Studie werden zwei Regionalmodelle verwendet, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.
4.1.1. REMO
Das REgionalMOodell ist ein dreidimensionales, hydrostatisches, atmosphärisches Zirkulationsmodell, das die relevanten physikalischen Prozesse unter Berücksichtigung
nicht-linearer Zusammenhänge dynamisch berechnet. Subskalige Prozesse, d.h. nicht
vom Modell auflösbar (z.B. Konvektionsbildung, kleinräumige Windsysteme, Turbulenzen), werden durch so genannte physikalische Parametrisierungen berechnet (Jacob
et al. 2001, 2007). REMO, das aus dem Europamodell des Deutschen Wetterdienstes
entstand (Majewski 1991), wird durch das globale gekoppelte Atmosphäre-OzeanModell ECHAM5/MPI-OM angetrieben. Die horizontale Auflösung des Atmosphärenmodells ECHAM5 beträgt dabei 1.875° entsprechend einem Gitterabstand von etwa 200
km am Äquator, während die des Ozeanmodells (MPI-OM) 1.5° entsprechend etwa 160
km am Äquator beträgt.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes wurden regionale Klimasimulationen für Deutschland am Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg durchgeführt. Diese Simulationen sollen detailliertere Informationen über regionale Änderungen des Klimas liefern.
Sie liegen in einer horizontalen Auflösung von 0.088 ° (~ 10 km) vor. Die zeitliche Auflösung beträgt hierbei bis zu Stunden. Das Modellgebiet ist in Abb. 4 wiedergegeben.
127
Abb. 4:
Modellgebiet von REMO (dargestellt ist hierbei die Topgraphie in Metern)
4.1.2. CLM
CLM steht für Climate Version of the Local Model und ebenfalls ein dynamisches, regionales aber nicht-hydrostatisches Klimamodell. CLM ist auch aus dem Europamodell
des Deutschen Wetterdienstes hervorgegangen (später Lokalmodell) und wurde von
verschiedenen Institutionen und Forschungseinrichtungen weiterentwickelt (BTU Cottbus, MPI für Meteorologie, DWD, Forschungszentrum Karlsruhe, Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK), GKSS Forschungszentrum und der Universität Bonn).
CLM wird ebenfalls durch das gekoppelte Atmosphäre-Ozean-Modell (ECHAM5/MPIOM) angetrieben. Die horizontale Auflösung der CLM-Klimasimulationen beträgt hierbei 0.167 ° (≈ 18 km), die zeitliche bis zu Stunden. Das Modellgebiet umfasst Europa
und ist in Abb. 5 wiedergegeben.
128
Deutschland
Abb. 5:
Modellgebiet von CLM mit Ausschnitt von Deutschland (dargestellt ist
hierbei die Topographie in Metern)
4.2. Datenbearbeitung
4.2.1. Datenextraktion
Folgende Daten (Nr. 1 in Abb. 6) aus dem REMO und CLM-Datensatz wurden mit der
am Meteorologischen Institut der Universität Freiburg entwickelten Software
ClimExtractor extrahiert (Matzarakis et al. 2007):
–
Datum
–
Geographische Koordinaten (Breite, Länge, Höhe)
–
Lufttemperatur in 2 m Höhe
–
Windgeschwindigkeit in 10 m Höhe
–
Tagesmaximum der Windgeschwindigkeit
–
Dampfdruck
–
Bowen-Verhältnis (Fluss sensibler Wärme/ Fluss latenter Wärme)
–
Globalstrahlung (nur aus REMO-Modelldatensatz)
–
Anteil der diffusen Strahlung
–
Bewölkung
–
Albedo
–
Niederschlagssumme
–
Wasseräquivalent der Schneedecke
129
Dabei beziehen sich die Werte auf 14 MEZ (Mitteleuropäische Zeit) bei REMO und auf
eine Mittelung von 13 bis 15 MEZ bei CLM, da der Modelloutput zum Teil über eine
Stunde bzw. drei Stunden gemittelt erfolgt.
2
1
3
4
5
6
Abb. 6:
Hauptfenster vom ClimExtractor mit den einzelnen, möglichen zu extrahierenden Parametern aus dem REMO- und CLM-Modelldatensatz
(Hintergrund) und „extended properties“ (Vordergrund); Erklärung
siehe Text.
Die Extraktion kann dabei über einzelne Gitterpunkte, über 5 (CLM) bzw. 9 (REMO)
Gitterpunkte gemittelt oder über größere Regionen unter Angabe eines Koordinatenpaares, welches eine entsprechende Fläche aufspannt (Nr. 2, 5) erfolgen. Weiterhin kann
der zu analysierende Zeitraum und das gewünschte Szenario gewählt werden (Nr. 3, 4).
Für die Berechnung der Physiologisch Äquivalenten Temperatur mit dem RayMan-
130
Modell bedarf es einer auf die entsprechenden Parameter reduzierten Outputdatei, die
beim Anklicken zusätzlich erstellt wird. Ferner kann über die „extended properties“ eine
Analyse auf Monatsbasis erfolgen. Zusätzlich sind eine Höhenanpassung des Windes
und eine Limitierung des Ausgabewertebereiches des Bowen-Verhältnisses möglich
(Nr. 6).
Für die sich anschließende Klimaanalyse wurde aus dem REMO-Modelldatensatz die
beiden Untersuchungsgebiete Nordsee (Abb. 7, links) und Schwarzwald (Abb. 7, rechts)
extrahiert. Dabei spannt die Schwarzwaldregion eine Fläche von 49°17’N und 6°45’ E
bis 47°30’ N und 9°12’ E auf. Das Untersuchungsgebiet Nordsee wird im Ausschnitt
55°30‘ N und 6°00‘ E bzw. 53°00‘ N und 10°30‘ E wiedergegeben.
Abb. 7:
Untersuchungsgebiet Nordsee (unten) und Schwarzwald (oben) auf
Grundlage des REMO-Modells
131
Die Klimaanalyse und deren Quantifizierung für den Tourismussektor beruht weniger
auf mittlere Zustände meteorologischer Parameter (Mittelwerte), sondern vielmehr auf
deren Häufigkeiten. Dabei wird meist auf einen Zeitraum von 30 Jahren zurückgegriffen. Die World Meteorological Organization (WMO) sieht in der 30-Jahresperiode eine
sinnvolle Definition des Klimas. Somit werden statistische Daten der jeweils folgenden
30 Jahre 1901-1930, 1931-1960, 1961-1990 als Bezug dienen und als klimatologischer
Normalstandard genutzt, um einen weltweiten Vergleich der Klimaereignisse auf einer
einheitlichen Basis sicher zu stellen. Heutzutage werden aber diese Daten aufgrund des
sich schneller ändernden Klimas manchmal alle 10 Jahre für den Zeitraum der letzten
30 Jahre berechnet, z. B. 1961-1990, 1971-2000 usw. obwohl die nächste offizielle Periode erst 1991-2020 sein wird. Im Projekt wurde die Klimanormalperiode 1961-1990
gewählt.
Tab. 4:
Tourismusrelevante Größen in Beziehung zu ihren Schwellenwerten und
Autoren
Parameter
Schwellenwert
Autoren
Thermische Eignung
18 °C < *PET < 29 °C
Hitzestress
*PET > 35 °C
Kältestress
*PET < 0 °C
Matzarakis (2007)
Matzarakis und Mayer
(1996)
Matzarakis (2007)
sonnig
Bewölkung < 4/8
DWD
Nebel
Relative Feuchte > 93 %
Matzarakis (2007)
Feuchtwarm („schwül“)
Dampfdruck > 18 hPa
Scharlau (1943)
trockener Tag
Niederschlag ≤ 1 mm
Matzarakis (2007)
nasser Tag
Niederschlag > 5 mm
Matzarakis (2007)
windig
Windgeschwindigkeit > 8 m/s
Besancenot (1990),
Gómez Martín (2004)
Schneedecke > 10 cm
Schneepotenzial
Schneedecke > 30 cm
*PET = Physiologisch Äquivalente Temperatur
u.a. Beniston (1997),
Breiling und Charamza
(1999),
OECD (2007)
132
Für die Berechnung des klimatischen Tourismuspotenzials werden die Klimafacetten
(thermisch, physikalisch und ästhetisch) berücksichtigt, die im Folgenden kurz erläutert
werden. Dabei unterliegen die zu analysierenden Parameter verschiedenen Schwellenwerten, die in der Tab. 4 zusammengestellt sind.
Die Definitionen der tourismusrelevanten Schwellenwerte entsprechen dabei nicht
zwangsläufig den allgemein gültigen meteorologischen Schwellenwerten. Vielmehr
werden sie den Bedürfnissen des Tourismus angepasst und finden in der TourismusKlimatologie ihre Gültigkeit. Während zum Beispiel ein Sturmtag aus meteorologischer
Sicht bei einer Windstärke ab 8 Bft (> 17.2 m/s)1 deklariert wird, werden Windgeschwindigkeiten ab 8 m/s (5 Bft) in der Tourismus-Klimatologie schon als unangenehm
empfunden (vgl. Besancenot 1990, Gómez Martín 2004). Deswegen wird für Freizeit
und Erholung ein stürmischer Tag bereits ab einer Windgeschwindigkeit von 8 m/s
festgelegt.
Die Definition für schneesichere Skigebiete variierte in den letzten Jahrzehnten, die auf
unterschiedliche Terrainverhältnisse wie Hanglage, Höhe, Skisportart, künstliche Beschneiung etc. zurückzuführen sind. Laut OECD (2007) wird aus technischer Sicht das
Skifahrpotenzial mit einer Schneedeckenhöhe größer 30 cm definiert. Aus touristischer
Sicht ist die Definition einer Schneedecke von 10 cm für Mittelgebirge hinreichend und
zweckmäßig.
Zur Parametrisierung der thermischen Umgebung wird die Physiologisch Äquivalente
Temperatur PET verwendet (VDI 1998, Höppe 1999) und mit dem Strahlungs- und
Bioklimamodell RayMan berechnet (Matzarakis et al. 2007) berechnet, welches ebenfalls am Meteorologischen Institut der Universität Freiburg entwickelt wurde. In PET
fließen Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Windgeschwindigkeit sowie die kurz- und
langwellige Strahlung der Umgebung und physiologische Größen ein. Bei der Berechnung von PET wird weiterhin von einem „Standardmenschen“, 35 Jahre alt, 75 kg
schwer, 1.75 m groß und männlich mit einem Bekleidungsfaktor von 0.9 clo und einer
Aktivität von 80.0 W ausgegangen. Diese Größen sind variabel einstellbar, jedoch wer1
http://www.dwd.de/de/wir/Geschaeftsfelder/KlimaUmwelt/Leistungen/Schadensfall/Beaufortskala.htm.
133
den sie in dieser Arbeit nicht verändert. Weiterhin werden zusätzlich meteorologische
Größen festgesetzt. Die relative Feuchte wird beim Überschreiten eines Wertes von 93
% von RayMan als Nebel deklariert. Die Berechnung der mittleren Strahlungstemperatur sowie von PET wird folglich an die Nebelbedingungen angepasst (Abb. 8).
Abb. 8:
Hauptfenster des RayMan-Modells
Die sog. „Schwüle“, wird, obwohl sie in PET berücksichtigt ist, über einen Schwellenwert des Wasserdampfdruckes von 18 hPa in der Quantifizierung der thermischen Facette des Klimas für den Tourismus miterfasst.
Die ästhetische Facette umfasst die Faktoren wie Sonnenscheindauer und Bewölkung,
Nebel sowie Sichtweite und Tageslänge. Sie wird hier mittels der Anzahl der Tage mit
wenig oder keiner Bewölkung und der Anzahl der Tage mit Nebel in die Klimaanalyse
für die Nordsee- und Schwarzwaldregion integriert.
134
Die physikalische Facette, d.h. Wind, Regen, Schneebedingungen, Luftqualität und Extremwettersituationen, kommt in der vorliegenden Untersuchung durch die Faktoren
hohe Windgeschwindigkeit und Niederschlagsverhältnisse, aufbauend auf Tagen mit
wenig oder kein Niederschlag sowie lang anhaltender Niederschlagsereignisse, zum
Ausdruck (Matzarakis 2007). Zusätzlich wird für die Schwarzwaldregion der Parameter
Schnee betrachtet.
4.2.2. Kalkulation von Häufigkeiten
Da bei der Bewertung des Klimas für Tourismus und Erholung nicht Mittelwerte einzelner meteorologischer und klimatologischer Parameter von Bedeutung sind sondern
vielmehr deren Häufigkeiten, wurde für den Schwarzwald und die Nordseeregion die
Häufigkeiten der in Kapitel 4.2. vorgestellten tourismusrelevanten Größen ermittelt
(siehe auch Tab. 4). Dabei diente die Software CDAP - Climate Data Analysing Program - welches am Meteorologischen Institut der Universität Freiburg entwickelt wurde
(Abb. 9).
Abb. 9:
Hauptfenster von CDAP mit den Auswerte- und Analysemöglichkeiten
135
Dabei können direkt die durch den ClimExtractor oder das RayMan-Modell erzeugten
Output-Dateien eingelesen und analysiert werden. Für die Analyse der einzelnen Parameter stehen folgende Anwendungen zur Verfügung:
–
Berechnung von Mittelwerten, Summen, Maxima sowie Minima für verschiedene Zeitintervalle (Jahre oder Monate)
–
Berechnung von Häufigkeiten einzelner Parameter für verschiedene Zeitintervalle (Jahre oder Monate)
–
Berechnung von Häufigkeiten einzelner Parameter basierend auf bestimmten Intervallklassen
Die Ausgabe der Ergebnisse erfolgt im ASCII-Format und kann direkt in Tabellenkalkulationsprogrammen übergeben werden (Matzarakis et al. 2007, Neumcke 2008).
4.2.3. Grafische Darstellung
Für eine räumlich differenzierte Darstellung der Ergebnisse kann leider nicht das für
Tourismuszwecke geeignete Klima-Tourismus-Informations-Schema (CTIS; siehe Kapitel 3.2.) verwendet werden. Im Projekt KUNTIKUM wird auf die bewährte Kartendarstellung mittels des Climate Mapping Tool (CMT, Abb. 10) zurückgegriffen. Das
CMT, entwickelt am Meteorologischen Institut der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, hat den Vorteil, dass es anwenderfreundlich und leicht zu bedienen ist (Matarakis
et al. 2007). Dafür sind keine GIS-Kenntnisse erforderlich. Folgende Eigenschaften
weist CMT im Einzelnen auf:
–
Einlesen und Darstellen von ASCII (.csv, .txt); Vektordateien (z.B. shapefiles) sowie aller gängiger Rasterformate (z.B. GeoTiff, netCDF, Grib)
(Nr. 1 in Abb. 10)
–
Datendarstellung kann als Raster oder als Isolinien erfolgen
–
Legenden, Farbabstufungen und Überschriften sind veränderbar (Nr. 2, 3
in Abb. 10)
–
Pixelauflösung kann automatisch gewählt oder manuell angepasst werden
136
–
Auswahl und Anpassung gängiger geographischer Kartenprojektionen
(Nr. 4, 5 in Abb. 10)
–
Karten können in den üblichen Grafikformaten (,jpg und .png) abgespeichert werden oder direkt in Microsoft-Anwendungen übernommen werden
–
Zeitrafferkartenerstellung ist möglich
137
3
1
2
4
5
Abb. 10:
Hauptfenster von CMT mit einem Beispiel der Topographie für das REMO-Modellgebiet mit Fenster für die Farbfestlegung (Legende) (oben)
und Fenster für die Auswahl und Anpassung von Kartenprojektionen (unten)
138
5.
Ergebnisse
Die Klimatrendanalyse für Tourismus und Erholung beruht auf regionalen Klimasimulationen und berücksichtigt die Emissionsszenarien A1B und B1. Dabei wird der Zeitraum 2021-2050 als Zukunftshorizont gewählt und mit der Klimanormalperiode 19611990 verglichen. Somit werden lediglich relative Änderungen der einzelnen Kenngrößen wiedergegeben, da Modelle lediglich eine mögliche Entwicklung des zukünftigen
Klimas abbilden und mit Unsicherheiten behaftet sind.
5.1.
Testläufe und Validierung von Modelldaten
In einem ersten Schritt der Klimaanalyse wurden für ausgewählte Stationen in den untersuchten Gebieten Schwarzwald und Nordsee Testläufe der Methodik auf Grundlage
des A1B-Szenarios durchgeführt. Dabei wurden für die Nordseeregion sowohl Niedersachsen als auch Schleswig-Holstein abgedeckt. Weiterhin wurde bei der Selektion der
Nordseestationen berücksichtigt, ob sich die Stationen auf dem Festland (z.B. St. PeterOrding) oder auf Inseln (z. B. Norderney) befinden, um u. a. abzuschätzen, ob signifikante Unterschiede im klimatischen Tourismuspotenzial zwischen Festlandsküste und
Inseln auftreten (maritim/kontinentaler Charakter). Norderney ist vergleichsweise eine
relativ große Nordseeinsel und bietet somit eine gute Voraussetzung, durch das Modellgitter von REMO gut erfasst zu werden. Für die Schwarzwaldregion fiel die Wahl auf
Feldberg/Hinterzarten, Titisee und Freiburg, da für jene Stationen Vergleichsdaten
(1961-1990) aus Beobachtungen vom Deutschen Wetterdienst zur Verfügung stehen
(Endler und Matzarakis 2008).
Für die Validierung der CLM-Läufe wurden jeweils nur 2 Stationen aus dem Modelluntersuchungsgebiet gewählt, da zum einen die Methodik mit REMO getestet wurde und
zum anderen lediglich relative Änderungen aufgezeigt werden (siehe Tab. 5 und 6). Da
CLM eine niedrigere räumliche Auflösung aufweist (≈18 km), müssen bei der Analyse
einzelner Destinationen im stark strukturierten Gelände (hier z.B. Freiburg) und ihre
Vergleichbarkeit die Höhenunterschiede berücksichtigt werden (Tab. 5). Es entstehen
für den Schwarzwald Höhenunterschiede zwischen Beobachtungsstation und Modell
139
von mehr als 600 m. Feldberg mit seinen 1493 m wird somit im REMO-Modell mit
einer Höhe von 1076 m und im CLM-Modell nur mit 866 m wiedergegeben.
Tab. 5:
Vergleich der verwendeten Modelldaten (REMO, CLM) mit Beobachtungsdaten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) basierend auf ausgewählte klimatische Größen für Freiburg. Periode: 1961-1990
Parameter
DWD
REMO
CLM
Höhe
269 m
228 m
400 m
Jahresniederschlag
955 mm
1150 mm
1717 mm
Niederschlag > 1 mm
130 Tage
133 Tage
183 Tage
Relative Feuchte (RF)
72.4 %
62.3 %
81.3 %
Nebel (RF > 93 %)
24 Tage
7 Tage
93 Tage
Dampfdruck (VP)
9.9 hPa
10.9 hPa
11.3 hPa
„Schwüle“ (VP > 18 hPa)
11 Tage
10 Tage
33 Tage
Lufttemperatur
10.7 °C
14.6 °C
11.3 °C
140
Tab. 6:
Vergleich der verwendeten Modelldaten (REMO, CLM) mit Beobachtungsdaten vom Deutschen Wetterdienst (DWD) basierend auf ausgewählte klimatische Größen für Bremen. Periode: 1961-1990
Parameter
DWD
REMO
CLM
Höhe
12 m
4m
17 m
Jahresniederschlag
694 mm
949 mm
842 mm
Niederschlag > 1 mm
127 Tage
167 Tage
163 Tage
Relative Feuchte (RF)
80.4 %
75.5 %
79.7 %
Nebel (RF > 93 %)
37 Tage
65 Tage
62 Tage
Dampfdruck (VP)
9.8 hPa
11.1 hPa
10.7 hPa
„Schwüle“ (VP > 18 hPa)
7 Tage
25 Tage
17 Tage
Lufttemperatur
9.0 °C
12.2 °C
10.6 °C
5.1.1. Lufttemperatur und Physiologisch Äquivalente Temperatur
Die Validierung der Modelle mit Beobachtungsdaten hat Folgendes ergeben: REMO
überschätzt die Lufttemperatur im Schwarzwald (tiefer gelegenen Höhenlagen) oberhalb
19 °C leicht und unterschätzt diese leicht unterhalb 19 °C. Der Schwellenwert liegt bei
höheren Lagen bei 11 °C. Eine ausgeprägte Diskrepanz der Temperaturklassen zwischen Modell- und Beobachtungsdaten tritt bei 0 °C (deutliche Überschätzung) auf, die
auf die Berücksichtigung der modellierten Schmelz- und Gefrierprozesse im Boden zurückzuführen ist. Die Häufigkeitsverteilung der Lufttemperatur an der Nordsee weist
141
zwei lokale Maxima auf, die vom Modell gut wiedergegeben wird. Während Werte
kleiner 0 °C und größer 19 °C unterschätzt werden, werden sie in dem Temperaturbereich von 0 °C bis 19 °C leicht überschätzt.
Die Analyse der Häufigkeitsverteilung der Lufttemperatur basierend auf CLM weist
ebenfalls eine leichte Überschätzung der hohen Werte und eine Unterschätzung der tieferen Werte auf. Jedoch sind die Abweichungen verglichen zu REMO kleiner, d.h.
CLM modelliert das Klima generell etwas kühler. Die starke Abweichung bei 0 °C ist
bei CLM ebenfalls schwächer ausgeprägt.
Gleiche Aussagen können auch für die Physiologisch Äquivalente Temperatur getroffen
werden.
5.1.2. Niederschlag
Der Niederschlag stellt mit seiner hohen Variabilität eine Schwierigkeit in seiner Modellierung dar, besonders im stark strukturierten Gelände wie dem Schwarzwald. REMO spiegelt das Geländerelief im Modellgebiet recht gut wieder, wobei allerdings eine
systematische Verschiebung um 1 bis 2 Gitterboxen in der Hauptanströmrichtung erkannt wurde (vgl. Jacob et al. 2008). Niederschlag wird vom REMO-Modell in den tieferen Lagen des Schwarzwaldes um nahezu 20 % überschätzt, während er in höheren
Lagen um 15-20 % unterschätzt wird. Im Winter wird der Niederschlag um 20 % von
REMO überschätzt, während die anderen Jahreszeiten recht gut mit den Beobachtungen
übereinstimmen. Im Gegensatz überschätzt CLM sowohl den Winter- als auch den
Herbstniederschlag um 48 % bzw. 20 % (vgl. Feldmann et al. 2008). Die große Variation in REMO kann nicht nur auf die feinere Auflösung zurückgeführt werden, sondern
muss auch den Prozessen, wie sie in REMO formuliert werden, die die Umverteilung
des atmosphärischen Wassers zugeschrieben werden. Die Unterschiede zwischen beobachteten und simulierten Niederschlagsmustern entstehen durch einen Überschuss an
orografischen Hängen mit einer West-Nord-Ausrichtung sowie durch ein vergleichbares
Defizit bei einer Ost-Süd-Ausrichtung. Der Luv/Lee-Kontrast ist bei CLM nicht so stark
ausgeprägt (Feldmann et al. 2008). Hingegen wird die Anzahl der trockenen Tage von
142
REMO sehr gut wiedergegeben (vgl. Endler und Matzarakis 2008) während sie von
CLM unterschätzt wird.
An der Nordseeküste wird der Niederschlag von REMO im Durchschnitt um 30 % und
um 20 % von CLM überschätzt. Die Anzahl der trockenen Tage hingegen wird von
REMO und CLM leicht unterschätzt.
5.1.3. Relative Luftfeuchtigkeit
Kenngrößen wie Wind, Bewölkung und relative Luftfeuchtigkeit stellen bei der Modellierung ebenfalls größere Unsicherheiten dar.
Die relative Luftfeuchtigkeit wird von REMO deutlich unterschätzt und von CLM überschätzt. Die Häufigkeitsverteilung offenbart hierbei eine Überschätzung der Werte zwischen 50-60 % und eine Unterschätzung ab 80 %. CLM hingegen überschätzt die relative Feuchte deutlich im Bereich von 90-100 %. Die Nebelhäufigkeit basierend auf REMO wird in der Schwarzwaldregion unterschätzt, während sie an der Nordsee deutlich
überschätzt wird.
5.1.4. Wind
Die Windkomponente kann, besonders im stark strukturierten Gelände, lokal großen
Schwankungen unterliegen und ist u.a. von der Rauhigkeitslänge abhängig. Die montane Topographie kann jedoch nicht exakt und im Detail (Berücksichtigung lokaler Effekte, Hanglage, Neigung, Exposition etc.) vom Modell aufgelöst werden, so dass auch bei
der Windgeschwindigkeit große Unterschiede zwischen Beobachtung und Modell auftreten können. Zum Beispiel werden die mittlere Windgeschwindigkeit sowie stürmische Tage von REMO in Titisee überschätzt, während sie auf dem Feldberg deutlich
unterschätzt werden. An der Nordseeküste werden die Windgeschwindigkeit sowie die
stürmischen Tage zum Teil deutlich überschätzt (vgl. Endler und Matzarakis 2008).
5.1.5. Dampfdruck
Die Analyse der Häufigkeitsverteilung des Dampfdruckes weist bei beiden Modellen
eine Überschätzung vor allem der hohen Werte auf, so dass auch die Anzahl der feucht-
143
warmen Bedingungen (Dampfdruck größer 18 hPa) überschätzt wird (vgl. Tab. 5 und
6), wobei REMO für die Region Freiburg sehr gut mit den Beobachtungen übereinstimmt.
5.2. Klimaänderungen in der Nordseeregion basierend auf regionalen Klimasimulationen (REMO und CLM)
Im Folgenden werden die Parameter – eingeteilt nach der entsprechenden Klimafacette
(thermisch, physikalisch und ästhetisch) – mit den größten Veränderungen in Form von
Differenzenkarten (2021/2050-1961/1990) sowohl für A1B als auch B1 präsentiert sowie die Ist-Situation; die restlichen Karten finden sich dabei im Anhang wieder.
Die mittlere jährliche Lufttemperatur wird in der Nordseeregion um 1 °C (REMO) zunehmen, wobei die Erwärmung besonders stark im Winter ausgeprägt ist (+1.7 °C). Die
Physiologisch Äquivalente Temperatur wird ebenfalls bis 2050 um 1 °C im Durchschnitt zunehmen, mit einer über dem Jahresdurchschnitt liegenden Temperaturzunahme im Winter. Die Zunahme in der Temperatur wirkt sich ebenfalls auf die Anzahl der
Tage mit Kältestress, thermische Eignung sowie Hitzestress aus.
5.2.1. Thermische Komponente der Tourismus-Klimatologie
Anzahl der Tage mit Kältestress (PET < 0 °C)
Die Anzahl der Tage mit Kältestress liegt auf Grundlage der REMO- und CLMSimulationen durchschnittlich in Schleswig-Holstein bei 110 Tagen und in Niedersachsen bei 90 Tagen. In Küstennähe ist ein Rückgang der Kältestresstage um bis zu 24 Tagen zu verzeichnen, im Hinterland um bis zu 18 Tagen (A1B). In B1 ist der Rückgang
etwas schwächer, durchschnittlich um 10 Tage, an der Niedersächsischen Küste bis zu
14 Tagen. Die Änderungen auf CLM basierend liegen in der gleichen Größenordnung:
Ein Rückgang im A1B-Szenario von 20- 25 Tagen und um die 15 Tage in B1 (Abb. 11).
Thermische Eignung (18 °C < PET < 29 °C)
Thermisch komfortable Tage sind an der Nordseeküste an 40-50 Tagen, im Hinterland
um 20 Tage höher (REMO). Zukünftig wird mit einer leichten Zunahme von 6-10 Ta-
144
gen in Schleswig-Holstein und in Küstennähe gerechnet. Die Änderungen in Niedersachsen sowie im Hinterland liegen durchschnittlich bei einer Zunahme von 3-6 Tagen.
Auf Grundlage von CLM werden in Küstennähe 40 Tage mit thermischer Eignung simuliert; im Hinterland sind sie geringfügig höher. Änderungen bis 2050 sind in einer
Zunahme von 5-7 Tagen, wobei sie in Schleswig-Holstein sowie in B1 etwas geringer
sind (Abb. 12).
Hitzestress (PET > 35 °C)
Hitzestress ist im Allgemeinen derzeit kaum vertreten und wird auch in der Zukunft
kaum eine Rolle spielen (Abb. 23).
Feuchtwarme Bedingungen („Schwüle“, Dampfdruck > 18 hPa)
Feuchtwarme Bedingungen, in der breiten Öffentlichkeit auch unter dem Begriff der
Schwüle bekannt, wird für die Klimanormalperiode an 25 Tagen (REMO) und 15 Tagen
(CLM) modelliert. Dabei ist die unmittelbare Küstennähe weniger stark betroffen. Zukünftig werden die feuchtwarmen Tage durchschnittlich um 15 Tage (A1B) zunehmen,
in B1 um 10 Tage (REMO). Änderungen basierend auf CLM weisen ebenfalls eine Zunahme auf: 12-15 Tage im Hinterland, in unmittelbarer Küstennähe etwas geringer. Änderungen in B1 fallen generell etwas schwächer aus (maximal bis ca. 10 Tage, Abb. 13).
145
1961-1990
(REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
Tage
B1 (CLM)
Abb. 11:
Kältestress für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
146
1961-1990 (REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
B1 (REMO)
Tage
B1 (CLM)
Abb. 12:
Thermische Eignung für die Nordseeregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1.
147
1961-1990 (REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
B1 (REMO)
Tage
B1 (CLM)
Abb. 13:
Feuchtwarme Bedingungen für die Nordseeregion basierend auf REMO
(links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
148
5.2.2. Physikalische Komponente der Tourismus-Klimatologie
Niederschlag
Der Gesamtjahresniederschlag zeigt kaum eine Zunahme, sondern eher eine Umverteilung der Niederschlagsverhältnisse im Jahr, d.h. die Winter werden feuchter und die
Sommer trockener. Auf Grundlage der Modellergebnisse nimmt die mittlere jährliche
Niederschlagssumme im Durchschnitt um bis zu 15 % zu. Der Winterniederschlag erfährt dabei eine Zunahme um 30 %, der Sommerniederschlag um 15 % (nur im B1, in
A1B: Abnahme). Im Frühjahr wird im niedersächsischen Hinterland kaum eine Veränderung bis minimale Abnahme erwartet während Schleswig-Holstein und die unmittelbare Küstenzone eine leichte Zunahme des Niederschlags erfährt. Im Herbst muss mit
einer Zunahme des Niederschlags um 15 % gerechnet werden. Die Niederschlagsmuster
spiegeln sich auch in der Anzahl der trockenen bzw. feuchten Tage wider.
Regentage oder feuchte Tage sind in Küstennähe häufiger (80-90 Tage) als im Hinterland (60-70 Tage). REMO simuliert abhängig vom gewählten Szenario unterschiedliche
Änderungen. Während in B1 eine generelle Zunahme der Regentage (bis 6-9 Tage, in
unmittelbarer Küstennähe stärkere Zunahme) erwartet wird, offenbart A1B ein eher
differenzierteres Muster: Im Durchschnitt werden auch hier die Regentage zunehmen
(bis zu 6 Tagen), jedoch kann aber gebietsweise auch mit einer Abnahme gerechnet
werden. Die Modellergebnisse aus CLM zeigen sowohl für A1B als auch für B1 eine
Zunahme der Regentage um 4-8 Tage (Abb. 24). In Küstennähe treten derzeit im
Durchschnitt 190 trockene Tage auf, im Hinterland durchschnittlich 200-220 Tage.
CLM simuliert generell eine Abnahme, die im A1B stärker ausgeprägt (10 Tage) ist als
im B1 (bis zu 15 Tagen). REMO simuliert in B1 ebenfalls eine durchschnittliche Abnahme der trockenen Tage von 3 Tagen, wohingegen in A1B nur die unmittelbare Küstennähe eine Abnahme erfährt. Das Hinterland weist keine Veränderungen bzw. leichte
Zunahme der trockenen Tage auf (Abb. 25).
Windige Tage (Windgeschwindigkeit > 8 ms-1)
Die windigen Tage - aus rein tourismusklimatologischer Sicht definiert mit einer Windgeschwindigkeit größer 8 ms-1 - sind auf dem schleswig-holsteinischem Festland ca. an
149
40 Tagen präsent, in Niedersachen an 20-30 Tagen und in Küstennähe an 80-130 Tagen.
Die Änderungen basierend auf REMO weisen sowohl eine leichte Abnahme als auch
Zunahme der windigen Tage im Untersuchungsgebiet (+/- 3 Tage). CLM hingegen
weist in beiden Szenarien eine durchschnittliche Zunahme von 4-8 Tagen auf (Abb. 14).
1961-1990 (REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
B1 (REMO)
Tage
B1 (CLM)
Abb. 14:
Anzahl der windigen Tage für die Nordseeregion basierend auf REMO
(links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
150
5.2.3. Ästhetische Komponente der Tourismus-Klimatologie
Sonnige Tage (Bewölkung < 4 Achtel)
Sonnige Tage werden derzeit durchschnittlich von REMO an 120-130 Tagen simuliert,
während CLM durchschnittlich 70-90 Tage berechnet. CLM weist in beiden Szenarien
eine generelle Abnahme von bis zu 9 Tagen auf. REMO berechnet für B1 ebenfalls eine
Abnahme von 3-6 Tagen, wohingegen in A1B keine eindeutige Aussage über die Entwicklung der sonnigen Tage getroffen werden kann (gebietsweise Abnahme als auch
Zunahme, siehe Abb. 26).
Nebeltage (relative Luftfeuchtigkeit > 93 %)
Nebeltage sind durchschnittlich von 60-80 Tagen vertreten, mit leicht höheren Häufigkeiten in Schleswig-Holstein. Die Änderungen basierend auf CLM sind marginal, d.h.
keine Änderungen bzw. eine leichte Zunahme von bis zu 5 Tagen. Die Ergebnisse aus
dem REMO-Modell weisen für das A1B-Szenario vorwiegend in Niedersachsen eine
leichte Zunahme der Nebeltage (4 Tage) auf, während in Schleswig-Holstein keine eindeutige Aussage möglich ist (Abb. 27).
Abschließend gibt die folgende Tab. eine quantitative zusammenfassende Darstellung
über die Veränderungen der für den Tourismus relevanten Parameter basierend auf die
beiden im Projekt verwendeten Regionalmodelle REMO und CLM wieder.
Die Tab. 7 zeigt auf, dass abhängig vom Modell und somit von der implementierten
Modellphysik Unterschiede in den Klimasimulationen auftreten können. Es ist ersichtlich, dass der Trend in der thermischen Komponente (Thermischer Komfort, Kälte- und
Hitzestress) gleich gerichtet ist. In Bezug auf die nassen Tage weisen REMO und CLM
ebenfalls die gleiche positive Tendenz auf. Bei REMO ist die Entwicklung der Nebeltage, der heiteren (sonnigen), stürmischen (windigen) sowie der trockenen Tage heterogen
innerhalb der Szenarien A1B und B1, so dass für die Region Nordsee keine eindeutige
Tendenz der entsprechenden Parameter zugewiesen werden kann; gebietsweise sind
gegenläufige Trends in den einzelnen Abbildungen erkennbar.
151
Tab. 7:
Quantitative Zusammenfassung der untersuchten Kenngrößen für die
Nordseeregion basierend auf beiden Regionalmodellen REMO und CLM
Parameter
CLM
REMO
Thermischer Komfort
Kältestress
Hitzestress
Feuchtwarme Bedingungen („schwül“)
heitere Tage
trockene Tage
nasse Tage
Nebeltage
stürmische Tage
+
-0
+
-+
k. A.
+
+
-0
++
k. A.
k. A.
+
k. A.
k. A.
--/++
-/+
0
k. A.
mäßige Abnahme/Zunahme
geringe Abnahme/Zunahme
keine Veränderungen im Modell
keine Aussage aufgrund starker Variabilität zwischen den Szenarien A1B und B1
Die Tab. 7 zeigt auf, dass abhängig vom Modell und somit von der implementierten
Modellphysik Unterschiede in den Klimasimulationen auftreten können. Es ist ersichtlich, dass der Trend in der thermischen Komponente (Thermischer Komfort, Kälte- und
Hitzestress) gleich gerichtet ist. In Bezug auf die nassen Tage weisen REMO und CLM
ebenfalls die gleiche positive Tendenz auf. Bei REMO ist die Entwicklung der Nebeltage, der heiteren (sonnigen), stürmischen (windigen) sowie der trockenen Tage heterogen
innerhalb der Szenarien A1B und B1, so dass für die Region Nordsee keine eindeutige
Tendenz der entsprechenden Parameter zugewiesen werden kann; gebietsweise sind
gegenläufige Trends in den einzelnen Abbildungen erkennbar.
5.3.
Klimaänderungen in der Schwarzwaldregionen basierend auf regionalen
Klimasimulationen (REMO und CLM)
Auch in der Schwarzwaldregion wird mit einer durchschnittlichen Erhöhung der Lufttemperatur von 1 °C bis 2050 gerechnet. Die Erwärmung wird dabei im Winter stärker
ausgeprägt sein (+1.3 bis +1.8 °C), die wiederum großen Einfluss auf die Schneeentwicklung, Schneepotenzial und letztendlich auf den Wintertourismus haben wird. Die
Komponente Schnee wird somit gesondert analysiert.
152
5.3.1. Thermische Komponente der Tourismus-Klimatologie
Die Physiologisch Äquivalente Temperatur wird durchschnittlich um 1 °C bis 2050 zunehmen. Dabei werden die Wintermonate (bis zu 1.8 °C) stärker betroffen sein als die
Sommermonate (bis zu 1.6 °C). Die Erhöhung in PET hat natürlich auch Auswirkungen
auf die thermischen Komfort- und Diskomfortbereiche, die im Folgenden näher beschrieben werden:
Anzahl der Tage mit Kältestress (PET < 0 °C)
Kältestress ist in der Schwarzwaldregion im Durchschnitt an 80-100 Tagen präsent. Die
tiefen Lagen sowie die Tiefebenen weisen hingegen nur 60 Tage mit Kältestress auf,
höhere Lagen wie die Feldbergregion 120 Tage. Kältestress nimmt basierend auf REMO im Jahr um bis zu 19 Tage ab. Der Hauptrückgang ist vor allem im Winter spürbar.
Dabei erfahren die höheren Lagen (ab 900 m) eine geringere Abnahme im Vergleich zu
Höhen unterhalb von 900 m. Dies entspricht einer Reduzierung der Kältestresstage um
30 % (bis 900 m) und um 15-20 % für die höher gelegenen Regionen (ab 900 m). Im B1
sind die Änderungen deutlich geringer (Abb. 16). Auf Grundlage von CLM nimmt die
Anzahl der Tage mit Kältestress in der gleichen Größenordnung ab (15 Tage, siehe
Abb. 15).
Thermische Behaglichkeit (18 °C < PET < 29 °C)
Thermisch komfortable Bedingungen sind derzeit durchschnittlich an 80 Tagen, in höheren Lagen etwas geringer (70 Tage), im CLM fallen diese Werte etwas geringer aus
(50-60 Tage). Zukünftig wird sich die Anzahl der komfortablen Tage im Durchschnitt
um bis zu 6 Tagen reduzieren, wobei im A1B-Szenario die höchstgelegenen Regionen
geringfügig von thermisch komfortablen Bedingungen profitieren werden. Die CLMModellergebnisse hingegen weisen in beiden Szenarien eine Zunahme von 5 bis 10 Tagen auf (Abb. 17).
153
1961-1990
(REMO)
A1B (REMO)
B1 (REMO)
Abb. 15:
1961-1990
(CLM)
Tage
A1B (CLM)
Tage
B1 (CLM)
Tage
Kältestress für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
154
Jährliche, maximale Änderung im Kältestress im Schw arwald in
Abhängigkeit der Höhenlage,
Zeitraum: 2021/2050-1961/1990
Höhenklassen
0-300
301-600
601-900
901-1200
Anzahl der Tage
0
-5
-10
-15
A1B
B1
-20
Abb. 16:
Jährliche maximale Änderung der Kältestresstage in Abhängigkeit von
Höhenklassen für den Zeitraum 2021/2050 verglichen zu 1961/1990.
Modell: REMO.
Hitzestress (PET > 35 °C)
Tage mit Hitzestress kommen im Südwesten Deutschlands nur in tiefer gelegenen Gebieten des Schwarzwaldes vor, gewinnt aber bis 2050 mehr an Bedeutung, d.h. eine
Zunahme von 4 bis 6 Tagen im A1B-Szenario und maximal 2 Tage im B1 (auf Grundlage von REMO). Dabei erfährt der Nordschwarzwald kaum eine Veränderung. Die
Modellergebnisse aus CLM weisen ebenfalls eine Zunahme von bis zu 6 Tagen, wobei
die höheren Regionen nicht betroffen sein werden (Abb. 28).
Feuchtwarme Bedingungen („Schwüle“, Dampfdruck > 18 hPa)
Feuchtwarme Bedingungen oder im allgemeinen Sprachgebrauch Schwüle kommen in
der Schwarzwaldregion durchschnittlich an 10-20 Tagen vor, mit leicht höheren Werten
in tiefen Lagen. Die Anzahl feuchtwarmer Tage wird sich bis 2050 um bis zu 15 Tagen
erhöhen, mit einer stärkeren Zunahme in Nordschwarzwald verglichen zum Südschwarzwald (Abb. 18). Abb. 19 zeigt, dass in den Höhenlagen bis 600 m die größte
Zunahme erwartet wird. Aber auch höhere Lagen werden leicht von einer Zunahme
feuchtwarmer Bedingungen betroffen sein. Die Veränderungen liegen dabei im A1B
etwas höher als im B1.
155
1961-1990
(REMO)
1961-1990
(CLM)
A1B (REMO)
A1B (CLM)
Tage
Tage
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Tage
Abb. 17:
Thermische Behaglichkeit für die Schwarzwaldregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1.
156
1961-1990
(REMO)
1961-1990 (CLM)
Tage
A1B (REMO)
A1B (CLM)
Tage
B1 (CLM)
Tage
B1 (REMO)
Abb. 18:
Feuchtwarme Bedingungen für die Schwarzwaldregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1.
157
Jährliche, maximale Änderung der feuchtwarmen Bedingungen im
Schwarzwald in Abhängigkeit von der Höhenlage,
Zeitraum: 2021/2050-1961/1990
20
A1B
B1
Anzahl der Tage
15
10
5
0
0-300
301-600
601-900
901-1200
Höhenklassen
Abb. 19:
Jährliche maximale Änderung der feuchtwarmen Bedingungen in Abhängigkeit von Höhenklassen für den Zeitraum 2021/2050 verglichen zu
1961/1990. Modell: REMO.
5.3.2. Physikalische Komponente der Tourismus-Klimatologie
Niederschlag
Die Niederschlagsverhältnisse sind im orografisch stark strukturierten Gelände ziemlich
schwierig zu modellieren, wie in Kapitel 5.1. schon erwähnt wurde. Die jährliche Niederschlagssumme wird sich bis 2050 nur minimal erhöhen (5-10 %). Die Modellergebnisse weisen aber darauf hin, dass die Wintermonate feuchter werden (+30 %, B1). Die
Änderungen sind dabei in A1B etwas geringer (+10 %). Dieser Trend wird nicht von
REMO-A1B wiedergegeben: zwar erhöht sich der Niederschlag leicht im Südschwarzwald, im Nordschwarzwald jedoch wird eine Abnahme des winterlichen Niederschlags
berechnet. Die größte Änderung wird aber im Herbst erwartet mit einer Zunahme von
bis zu 60 % (A1B) bzw. 33 % (B1). Basierend auf CLM wird dieser in tieferen Lagen
um 15 % und in höheren Lagen um 20-25 % zunehmen. Der Niederschlag im Frühjahr
wird auf Grundlage von REMO ebenfalls zunehmen (+30 %) während in CLM-B1 eine
Abnahme von -10 % simuliert wird, die in höheren Lagen etwas geringer ist. Die Sommermonate hingegen weisen kaum Veränderungen bis eine geringe Abnahme (-5 bis 10 %) im Norden des Schwarzwaldes und Teilen des südlichen Schwarzwaldes. Nur in
REMO-B1 wird eine Zunahme des Sommerniederschlags berechnet.
158
Die Entwicklung der trockenen Tage hängt bei REMO von dem zu betrachtenden Szenario ab. Während in B1 die trockenen Tage um 9 bis 12 Tage abnehmen, wobei der
Nordschwarzwald eine stärkere Veränderung erfährt, wird in A1B im Durchschnitt
kaum eine Änderung bzw. eine geringfügige Zunahme trockener Tage berechnet.
Der Nordostschwarzwald hingegen erfährt eine leichte Abnahme. Basierend auf CLMErgebnisse wird (Abb. 30). Starkregen (Niederschlag > 20 mm) nimmt geringfügig zu.
Schnee (Wasseräquivalent > 5 cm, einer Schneehöhe von ca. 23 cm entsprechend)
Schnee wie auch Niederschlag ist eine variable und sehr sensible meteorologische Größe. Derzeit sind mehr als 100 Tage im Schwarzwald schneesicher (Datengrundlage
DWD). Schneehöhen erreichen dabei Werte zwischen 15 bis 110 cm, wobei die Monate
Januar, Februar und März die höchsten Schneemengen aufzeichnen (Tab. 8).
Mittlere Schneehöhe dreier Regionen im Südschwarzwald
(gemittelt über die Monate November bis März)
Feldberg (1493 m)
Hinterzarten (883 m)
Titisee (846 m)
140.0
Schneehöhe [cm]
120.0
100.0
80.0
60.0
40.0
20.0
0.0
1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000
Zeit [Jahr]
Abb. 20:
Mittlere Schneehöhen für drei Regionen im Südschwarzwald gemittelt
über die Monate November bis März. Die Zeitreihen sind von 19612000, außer für Titisee, die nur bis 1995 verfügbar ist. Datengrundlage:
Beobachtungsdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
159
Die Zeitreihen der mittleren Schneehöhe (Abb. 20) zeigen auf, dass in den letzten Jahren die Schneehöhen sehr variabel waren, d.h. es gab schneereiche sowie schneearme
Winter. Diese Variabilität wird sich jedoch bis 2050 verstärken. Basierend auf REMO
wird sich die Schneehöhe um 30-40 % und die Anzahl der schneesicheren Tage um bis
21 Tage verringern (Abb. 21). Dabei sind die größten Änderungen unterhalb von 600 m
zu erwarten (Abb. 22). Die Ergebnisse können nochmals ausführlich bei Endler und
Matzarakis (2010) nachgelesen werden.
160
1961-1990
(REMO)
A1B (REMO)
B1 (REMO)
Abb. 21:
Schnee- und Skifahrpotenzial für die Schwarzwaldregion basierend auf
REMO (links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die
Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B
und die untere die Änderung für B1.
161
M axim ale, relative Änderung der Schneetage in
Abhängigkeit der Höhenlage für die W interm onate
Novem ber bis M ärz,
Zeitraum : 2021/2050-1961/1990
Höhenklassen
0-300
301-600
601-900
901-1200
0
Prozent
-10
-20
-30
-40
A1B
B1
-50
Abb. 22:
Tab. 8:
Monat
Maximale, relative Änderung der Schneetage (in Prozent) in Abhängigkeit von Höhenklassen für den Zeitraum 2021/2050 verglichen zu
1961/1990. Modell: REMO.
Monatliche Schneehöhen für drei Regionen im Südschwarzwald für die
Klimanormalperiode 1961-1990 und 1971-2000 basierend auf gemessenen
Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD)
Feldberg (1493 m)
1961-1990 1971-2000
Hinterzarten (883 m)
1961-1990
1971-2000
Titisee (846 m)
1961-1990
November 14.5 cm
15.0 cm
4.7 cm
5.1 cm
3.2 cm
Dezember
45.5 cm
35.8 cm
18.8 cm
16.5 cm
15.6 cm
Januar
76.7 cm
53.1 cm
28.4 cm
23.3 cm
27.4 cm
Februar
105.6 cm
76.6 cm
35.8 cm
30.1 cm
32.2 cm
März
110.8 cm
83.7 cm
29.4 cm
22.2 cm
24.5 cm
April
79.3 cm
64.6 cm
7.2 cm
5.2 cm
4.1 cm
Windige Tage (Windgeschwindigkeit > 8 ms-1)
Windige Tage sind in den westlichen Teilen des Schwarzwaldes an 10-20 Tagen während sie in östlichen Gebieten vermehrt mit 40-50 Tagen auftreten. Bis 2050 ist kaum
eine Änderung in der Anzahl windiger Tage zu verzeichnen, tendenziell ist eine leichte
Zunahme (bis zu 4 Tagen) in REMO erkennbar. Die Entwicklung windiger Tage model-
162
liert mit CLM lässt ebenfalls eine geringe Zunahme von maximal 4 Tagen erkennen.
Die Änderung in B1 fällt hierbei noch geringer aus (Abb. 31).
5.3.3. Ästhetische Komponente der Tourismus-Klimatologie
Sonnige Tage (Bewölkung < 4 Achtel)
Sonnige Tage werden derzeit von REMO durchschnittlich mit einer Anzahl von bis 160
Tagen simuliert. Gebietsweise werden aber auch Werte von 180 bzw. 140 Tagen erreicht. In CLM werden hingegen im Durchschnitt 70-90 Tage simuliert. Bis 2050 werden kaum Änderungen bzw. eine geringfügige Zunahme auftreten. Gleiches gilt für die
REMO-Ergebnisse: leichte Zunahme von bis zu 4 Tagen in A1B, vor allem in weiten
Teilen des Südschwarzwaldes sowie in den östlichen Gebieten, wohingegen in B1 keine
eindeutige Aussage getroffen werden kann. Gebietsweise kommt es sowohl zu einer
Ab- als auch zu einer Zunahme der sonnigen Tage (Abb. 32).
Nebeltage (Relative Luftfeuchtigkeit > 93 %)
Die Nebeltage basierend auf REMO liegen im Durchschnitt bei 40-60 Tagen, wobei
vereinzelt auch Werte oberhalb (80 Tage) und unterhalb (20 Tage) des Durchschnitts
auftreten. Bei CLM liegt der Durchschnitt bei 90 Tagen. Bis 2050 sind kaum Änderungen in den Modellen zu verzeichnen: eine leichte Zunahme (+4-5 Tage), die in B1 etwas
stärker ausgeprägt ist. Vereinzelt ist in A1B (REMO) eine Abnahme der Nebeltage zu
erwarten (Abb. 33).
Die folgende Tabelle (Tab. 9) gibt für die Schwarzwaldregion eine quantitative zusammenfassende Darstellung über die Veränderungen der für den Tourismus relevanten
Parameter wieder.
163
Tab. 9:
--/++
-/+
0
k. A.
Quantitative Zusammenfassung der untersuchten Kenngrößen für den
Schwarzwald basierend auf beiden Regionalmodellen REMO und CLM
Parameter
CLM
REMO
Thermischer Komfort
Kältestress
Hitzestress
Feuchtwarme Bedingungen („schwül“)
heitere Tage
trockene Tage
nasse Tage
Nebeltage
stürmische Tage
Schneetage
+
-+
++
0
+
+
k. A.
--
-+
++
0
k. A.
+
+
0
--
mäßige Abnahme/Zunahme
geringe Abnahme/Zunahme
keine Veränderungen im Modell
keine Aussage aufgrund starker Variabilität zwischen den Szenarien A1B und B1
Dabei zeigt Tab. 9 auf, dass auch im orografisch stark strukturierten Gelände die Modellergebnisse untereinander stark differieren und teilweise gegenläufige Trends offen
legen. Auffallend hierbei ist, dass der thermische Komfort in CLM zunimmt, während
er in REMO eine abnehmende Tendenz aufweist. Für die Modellierung herausfordernde
Größen sind u.a. Niederschlag aufgrund seiner Heterogenität, besonders in Gebirgslandschaften, und Wind. Über diese Parameter können keine eindeutigen Trends angegeben
werden. Ebenfalls kann es hierbei gebietsweise zu größeren Abweichungen vom Mittel
kommen (siehe entsprechende Abbildungen).
164
6.
Schlussfolgerungen
In den Klimasimulationen werden viele der heute schon beobachteten Klimaänderungen
reproduziert und im 21. Jahrhundert weiter verstärkt. Dabei weist die Erwärmung der
Erde regionale und saisonale Unterschiede auf. So erwärmen sich die Kontinente
schneller als die Ozeane. Besonders ausgeprägt ist die Erwärmung im Winter und Frühling, die wiederum erhebliche Auswirkungen auf die Schneebedeckung, Schneepotenzial und dem Wintertourismus hat. Dabei stellt der Schwarzwald mit seiner maximalen
Höhe von nahezu 1500 m eine besondere Herausforderung dar.
Schon in den letzten Jahren konnte man eine Abnahme der Schneedecke und eine Zunahme der Variabilität bezüglich schneereicher Winter verzeichnen, die sich im Laufe
der kommenden Jahre weiterhin verstärken werden. Die Wintersportsaison wird sich
spürbar verkürzen. Auch wenn sich der Tourismus kurzfristig an gegebene klimatische
Winterbedingungen anpassen kann, so ist doch aus längerfristiger Sicht eine Anpassung
an veränderte Klimabedingungen notwendig.
Schon aufgrund dessen, dass die Minimallufttemperaturen verglichen mit den Maximallufttemperaturen stärker ansteigen, wird auch der Kältestress, der aber nicht nur die
Lufttemperatur beinhaltet, sowohl an der Nordsee als auch im Schwarzwald merklich
zurückgehen. Dies geht einher mit einer Zunahme der thermisch komfortablen Bedingungen, vor allem in den höheren Gebirgslagen sowie in den Küstenregionen.
Steigende Temperaturen begünstigen somit einerseits das zukünftige Klima an der
Nordsee. Anderseits wird sich die Nordseeregion mit einer Häufung feuchtwarmer Bedingungen konfrontiert sehen, die sich leicht negativ auf das Küstenimage auswirken
kann. Hingegen wird Wärme- und Hitzebelastung jedoch keine besondere Rolle spielen.
Neben der globalen Erwärmung wird auch der Wasserkreislauf stark beeinflusst. Der
Niederschlag wird sich jedoch in der Summe nicht signifikant verändern, allerdings
werden sich die Niederschläge im Jahr umverteilen. Somit sind tendenziell eine Minimierung der Sommerniederschläge mit Ausnahme des B1-Szenarios und eine leichte
Zunahme der Niederschläge im Frühjahr, Herbst und Winter zu erwarten. Jedoch können gebietsweise Abweichungen auftreten, die von dem zu betrachtenden Zukunftsszenario abhängen.
165
Im Schwarzwald ist die Entwicklung der Niederschlagsverhältnisse ebenfalls vom zu
betrachtenden Szenario abhängig. Die Häufung trockener, feuchtwarmer und Hitze belastender Sommer kann vor allem in den tieferen Lagen zu Beeinträchtigungen in Freizeit und Erholung führen. Die höheren Lagen und Gipfellagen werden jedoch weniger
stark von Hitze und Schwüle betroffen sein. Die Entwicklung von Nebeltagen und sonnigen Tagen ist nicht eindeutig.
Die Entwicklung von Sturmereignissen wurde im Rahmen von KUNTIKUM nur sekundär analysiert. Während über der Nordsee mit einer Zunahme von Sturmereignissen
gerechnet wird, erwartet man in Baden-Württemberg eher eine Abnahme.
Abhängig vom Klimamodell und somit von der implementierten Modellphysik können
Unterschiede in den Klimasimulationen auftreten, auch wenn diese mit dem gleichen
globalen Zirkulationsmodell angetrieben werden. Hierbei spielt die Parametrisierung in
den regionalen Modellen eine entscheidende Rolle, die mitunter zu größeren Unterschieden in der klimatischen Entwicklung führen können als die einzelnen Emissionsszenarien. Somit ist es von Vorteil, Analysen nicht nur auf ein Modell zu stützen, sondern verschiedene Modelle untereinander zu vergleichen, wie es in dieser Studie getan
wurde, oder auf Ensembles zurückgreifen, um Unsicherheiten in der klimatischen Entwicklung entsprechend zu begrenzen.
Im Großen und Ganzen zeigen beide Regionalmodelle gleiche Tendenzen in der klimatischen Entwicklung. Der Vorteil bei der Verwendung beider Modelle ist, dass eine
größere Analysebasis vorhanden ist und somit eine bessere Aschätzung gewährleistet
ist.
Da der Planungshorizont im Tourismussektor eher kurzfristig ist, d.h. die nächsten 5 bis
10 Jahre, ist für diesen Wirtschaftsbereich die klimatische Entwicklung bis 2100, die
vorwiegend in Klimawandel- und Klimafolgenstudien betrachtet wird, weniger von Bedeutung. Der Zeithorizont 2021-2050 scheint hierfür adäquater.
Die meteorologischen Größen Lufttemperatur und Niederschlag stellen in der Bewertung des Klimas für den Tourismussektor nur 2 elementare Größen dar, die für eine
vollständige Beschreibung jedoch nicht ausreichen. Die hier eingeschlagene Methode,
166
d.h. die Berücksichtigung zusätzlicher, für den Tourismus relevanter Größen wie zum
Beispiel thermischer Komfort, Hitze- sowie Kältestress, Schneepotenzial, sonnige und
neblige Tage hat sich bewährt und den Vorteil, dass sie je nach Region leicht angepasst
werden können.
Zu guter letzt sollte noch erwähnt werden, dass der Bereich Tourismus und die zu erwartenden Auswirkungen durch den Klimawandel einen starken Finanzsektor bilden,
der auch Faktoren wie Gesundheit, Erholung, Freizeit und räumliche Planungsebenen
beinhaltet.
167
Literatur
Abegg B (1996) Klimaänderung und Tourismus. Schlussbericht NFP 31. vdf Hochschulverlag AG an der ETH, Zürich.
Beniston M (1997) Variations of snow depth and duration in the Swiss Alps over the
last 50 years: links to changes in large-scale climatic forcing. Climatic Change 36,
281-300.
Beniston M (2003) Climatic change in mountain regions: a review of possible impacts.
Climatic Change 59:5-31.
Besancenot JP, Mounier J, Lavenne F.De (1978) Les conditions climatiques du tourisme littoral: un méthode de recherche compréhensive. Norois, XXV(9):357-382.
Besancenot JP (1990) Climat et tourisme. Masson édit. Collection géographie, Paris.
Blazejczyk K (1994) New climatological and physiological model of the human heat
balance outdoor (MENEX) and its applications in biometeorological studies in different scales. Zeszyty IGiPZ PAN 28:27-58.
Breiling M, Charamza P (1999) The impact of global warming on winter tourism and
skiing: a regionalised model for Austrian snow conditions. Reg. Environ. Change
1, 4-14.
de Freitas CR (1985) Assessment of human bioclimate based on thermal response. Int J
Biometeorol 29:97-119.
de Freitas CR (1990) Recreation climate assessment. Int J Climatol 10:89-103.
Davies NE (1968) An optimum summer weather index. Weather 23:305-317.
Endler C, Matzarakis A (2008) Climatic tourism potential in the North Sea and Black
Forest region - A comparison of REMO and DWD data. Ber. Meteorol. Inst. Univ.
Freiburg 17, 179-189.
Endler C, Matzarakis A (2010) Climatic potential and tourism in the Black Forest –
winter season. Int J Biometeorol DOI: 10.1007/s00484-010-0342-0.
Falarz M (2002) Long-term variability in reconstructed and observed snow cover over
the last 100 winter seasons in Cracow and Zakopane (southern Poland). Clim Res
19:247–256.
Fanger PO (1972) Thermal comfort. Analysis and applications in environmental engineering. McGraw Hill. New York, 244 pp.
Feldmann H, Früh B, Schädler G, Panitz H-J, Keuler K, Jacob D, Lorenz P (2008)
Evaluation of the precipitation for South-western Germany from high resolution
simulations with regional climate models. Met Z 17(4), 455-465.
Gagge AP, Fobelets AF, Berlund LG (1986) A standard predictive index of human response to the thermal environment. ASHRAE Transactions 92, 702-731.
Gómez Martín MB (2004) An evaluation of the tourist potential of the climate in Catalonia (Spain): A regional study. Geogr. Ann. 86 A (3), 249-264.
168
Grätz A, Jendritzky G, Schmidt J, Brass S (1994) Stadtökologie. Die Bauverwaltung
3/94, 122-126.
Harlfinger O (1985) Bioklimatischer Ratgeber für Urlaub und Erholung. Gustav Fischer
Verlag.
Harlfinger O (1991) Holiday Biometeorology: A Study of Palma de Majorca, Spain.
Geojournal 25, 377–381.
Höppe P (1984) Die Energiebilanz des Menschen. Wiss. Mittl. Meteorol. Inst. Uni
München, 49, 171pp.
Höppe PR (1993) Heat balance modelling. Experientia 49, 741-746.
Höppe P (1994) Die Wärmebilanzmodelle MEMI und IMEM zur Bewertung der thermischen Beanspruchung am Arbeitsplatz. Verh. Dtsch. Ges. Arbeitsmed. Umweltmed. 34, 153-158.
Höppe P (1999) The physiological equivalent temperature – a universal index for the
biometeorological assessment of the thermal environment. Int. J. Biometeorol. 43,
71-75.
IPCC (2007) Climate Change 2007: The Scientific Basis. Contribution of the Working
Group I to the Fourth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change (Solomon S, Qin D, et al., (eds)), Cambridge University press.
Jacob D, Van den Hurk BJJM, Andræ U, Elgered G, Fortelius C, Graham LP, Jackson
SD, Karstens U, Koepken Chr, Lindau R, Podzun R, Roeckel B, Rubel F, Sass
BH, Smith RNB, Yang X (2001) A comprehensive model intercomparison study
investigating the water budget during the BALTEX PIDCAP period, Meteorol.
Atmos. Phys. 77, 19-43.
Jacob D, Bäring L, Christensen OB, Christensen J H, De Castro M, Deque M, Giorgi F,
Hagemann S, Hirschi M, Jones R, Kjellström E, Lenderink G, Rockel B, Sanchez
E, Schär C, Seneviratne S, Somot S, Van Ulden A, Van Den Hurk B (2007) An inter-comparison of regional climate models for Europe: model performance in present-day climate. Climatic Change 81, 31–52.
Jacob D, Göttel H, Kotlarski S, Lorenz P, Sieck K (2008) Klimaauswirkungen und Anpassung in Deutschland. Phase 1: Erstellung regionaler Klimaszenarien für
Deutschland. Umweltbundesamt. Dessau-Roßlau.
Jendritzky G (1990) Bioklimatische Bewertungsgrundlage der Räume am Beispiel von
mesoskaligen Bioklimakarten. In: Jendritzky G, Menz G, Schmidt-Kessen W,
Schirmer H (eds.) Methodik zur räumlichen Bewertung der thermischen Komponente im Bioklima des Menschn. Fortgeschriebenes Klima-Michel-Modell. Akad.
Raumforschung u. Landesplanung, 114. Hannover: ARL.
Jendritzky G, Sönning W, Swantes HJ (1979) Ein objektives Bewertungsverfahren zur
Beschreibung des thermischen Milieus in der Stadt- und Landschaftsplanung
(Klima Michel-Modell). Beitr. Akad. Raumforsch. Landesplan. Nr. 28.
Jendritzky G, Menz G, Schirmer H, Schmidt-Kessen W (1990) Methodik zur räumlichen Bewertung der thermischen Komponente im Bioklima des Menschen (Fortgeschriebenes Klima-Michel-Modell). Beitr. Akad. Raumforsch. Landesplan. Nr.
114.
169
Jendritzky G, Staiger H, Bucher K, Grätz A, Laschewski G (2000) The perceived temperature: a method of Deutscher Wetterdienst for the assessment of cold stress and
heat load for the human body. Internet workshop on Windchill, 2000, Meteorological Service of Canada, Environment Canada.
Lecha L, Shakleford P (1997) Climate services for tourism and recreation. WMO Bulletin 46, 46-47.
Majewski D (1991) The Europa-Modell of the Deutscher Wetterdienst. Seminar Proceedings ECMWF 2, 147-191.
Matzarakis A (2006) Weather- and Climate-Related Information for Tourism - Tourism
and Hospitality Planning and Development 3, 99-115.
Matzarakis A (2007) Entwicklung einer Bewertungsmethodik zur Integration von Wetter- und Klimabedingungen im Tourismus. Ber. Meteorol. Inst. Univ. Freiburg Nr.
16, 2007, 73-79.
Matzarakis A, de Freitas CR (2001) Proceedings of the First International Workshop on
Climate, Tourism and Recreation. International Society of Biometeorology,
Commission on Climate Tourism and Recreation. December 2001.
http://www.mif.uni-freiburg.de/isb
Matzarakis A, Mayer H (1996) Another kind of environmental stress: Thermal stress.
WHO Newsletter No. 18, 7-10.
Matzarakis A, Mayer H (1997) Heat stress in Greece. Int. J. Biometeor. 41, 34-39.
Matzarakis A, Rutz F, Mayer H (2007a) Modelling Radiation fluxes in simple and complex environments – Application of the RayMan model. Int. J. Biometeorol. 51,
323-334.
Matzarakis A, Matuschek O, Neumcke R, Rutz F, Zalloom M (2007b) Climate change
scenarios and tourism - How to handle and operate with data. In: A. Matzarakis,
C. R. de Freitas, D. Scott (Eds.), Developments in Tourism Climatology, 240-245.
Mieczkowski Z (1985) The tourism climate index: A method for evaluating world climates for tourism. The Canadian Geographer 29, 220-233
Neumcke R (2008) Thermisches Bioklima in Österreich unter Klimawandelbedingungen - Quantifizierung und Validierung anhand der Klimanormalperiode 19611990, Mai 2008, Diplomarbeit in Geographie, Albert-Ludwigs-Universität
OECD (2007) Climate Change in the European Alps - Adapting Winter Tourism and
Natural Hazards Management
Scharlau K (1943) Die Schwüle als meßbare Größe. Bioklimat. Beibl.10, 19
Shakleford P, Olson LE (1995) Tourism, climate and weather. WMO Bulletin 44, 239242.
Smith K (1993) The influence of weather and climate on recreation and tourism.
Weather 48:398-404.
UNEP (2007) Global outlook for snow and ice. UNEP Arendal/Nairobi 2007
UNWTO (2007) Climate change and tourism - responding to global challenges. Summary. Joint UNWTO, UNEP,WMOpublication issued October 2007
170
VDI (1998) VDI 3787 Blatt 2, Umweltmeteorologie: Methoden zur humanbiometeorolo-gischen Bewertung von Klima und Lufthygiene für die Stadt- und
Regionalplanung. Teil I: Klima. Berlin, Beuth Verlag.
Yapp G, McDonald N (1978) A Recreation Climate Model. Journal of Environmental
Management, 7, 235–252.
171
Anhang
Abbildungen
Klimaänderungen in der Nordseeregion basierend auf regionalen Klimasimulationen (REMO und CLM
Hitzestress
1961-1990 (REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
B1 (REMO)
Tage
B1 (CLM)
Abb. 23:
Hitzestress für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
172
Regentage (Niederschlag > 5 mm)
1961-1990
(REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
Tage
A1B (REMO)
A1B (CLM)
Tage
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Abb. 24:
Regentage für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
173
Trockene Tage (Niederschlag ≤ 1 mm)
1961-1990
(REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
Tage
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Abb. 25:
Trockene Tage für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
174
Sonnenscheintage (Bewölkung < 4 Achtel)
Tage
1961-1990
(REMO)
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
Tage
A1B (CLM)
B1 (REMO)
Tage
B1 (CLM)
Abb. 26:
Anzahl der sonnigen Tage für die Nordseeregion basierend auf REMO
(links) und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
175
Nebel (relative Luftfeuchtigkeit > 93 %)
1961-1990
(REMO)
Tage
1961-1990 (CLM)
Tage
A1B (REMO)
A1B (CLM)
Tage
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Abb. 27:
Nebeltage für die Nordseeregion basierend auf REMO (links) und CLM
(rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (19611990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung
für B1.
176
Hitzestress (PET > 35 °C)
1961-1990
(REMO)
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
A1B (CLM)
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Abb. 28:
Tage
Tage
Tage
Hitzestress für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
177
Regentage (Niederschlag > 5 mm)
1961-1990
(REMO)
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
A1B (CLM)
B1 (REMO)
Abb. 29:
Tage
Tage
B1 (CLM)
Tage
Regentage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
178
Trockene Tage (Niederschlag ≤ 1 mm)
1961-1990
(REMO)
1961-1990
(CLM)
A1B (REMO)
B1 (REMO)
Abb. 30:
A1B (CLM)
B1 (CLM)
Tage
Tage
Tage
Trockene Tage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1.
179
Windige Tage (Windgeschwindigkeit > 8 ms-1)
1961-1990
(REMO)
1961-1990
(CLM)
Tage
A1B (REMO)
A1B (CLM)
Tage
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Tage
Abb. 31:
Windige Tage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1.
180
Sonnenscheintage (Bewölkung < 4 Achtel)
1961-1990
(REMO)
1961-1990 (CLM)
A1B (REMO)
A1B (CLM)
Tage
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Tage
Abb. 32:
Tage
Sonnige Tage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links)
und CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode (1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die
Änderung für B1.
181
Nebeltage (relative Luftfeuchtigkeit > 93 %)
1961-1990
(REMO)
1961-1990
(CLM)
A1B (REMO)
A1B (CLM)
B1 (REMO)
B1 (CLM)
Abb. 33:
Tage
Tage
Tage
Nebeltage für die Schwarzwaldregion basierend auf REMO (links) und
CLM (rechts). Die obere Grafik zeigt jeweils die Klimanormalperiode
(1961-1990), die mittlere die Änderung für A1B und die untere die Änderung für B1.
Herunterladen