01•2012 ISSN 1869-5892 | 4,- € www.wtz-essen.de journal Journal des Westdeutschen Tumorzentrums WTZ Essen 4 Immunkonjugate gegen akute Leukämien und maligne Lymphome 8 Gastrointestinale Tumoren Bericht vom ASCO-GI 2012 11 „Die Endokrinologie ist ein extrem logisches und spannendes Querschnittsfach“ Interview mit Professorin Dr. Dr. Dagmar Führer-Sakel 14 Neues Gebäude für onkologische Patienten Westdeutsches Tumorzentrum – Stationen Adelm idrol in neu er Rez eptur . apo theken exklus iv . Pro Therapie. Pro Life. . Haut- und Schleimhautschutz mit Adelmidrol® bei Strahlenbelastung, Hormon-, Immun- und Chemotherapie . Regulierung des Endocannabinoid-Systems . Modulation der Mastzellenaktivität www.bendalis.com ® editorial Liebe Leserin, lieber Leser, kontinuierliche Fortbildung, interdisziplinäre Zusammenarbeit, Kollegialität 4 und Kooperationsbereitschaft, Teamgeist und ganzheitliches Denken, Netzwerk- und Zentrenbildung: Die Liste der Anforderungen, die an Institutionen und ihre Mitarbeiter gestellt werden, die sich gleichzeitig der medizinischen 3 Schwerpunkt Immunkonjugate gegen akute Leukämien und maligne Lymphome Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Hüttmann Der in den vergangenen Jahren mehr als verhaltene Enthusiasmus bezüglich der Therapie mit Immunkonjugaten erscheint angesichts der bei der 53. ASH-Jahrestagung präsentierten Daten nicht mehr gerechtfertigt. Forschung und der klinischen Patientenversorgung verschrieben haben, ist gleichermaßen beeindruckend wie anspruchsvoll. Es wäre vermessen zu behaupten, das WTZ arbeite in allen Bereichen schon heute nach diesen Vorgaben; aber in den letzten Monaten sind 7 Behandlungsprogramme Alle Behandlungsprogramme im Überblick 8 Gastrointestinale Tumoren Bericht vom ASCO-GI 2012 wir unseren Zielen sicher ein wenig näher gekommen. Äußerlich ist das sichtbar geworden am neuen Bettenhaus des WTZ, das am 11. Januar dieses Jahres bezogen worden ist. Mit der Fertigstellung des Gebäudes hat das WTZ als eigenes Zentrum im wahrsten Sinne des Wortes Gestalt angenommen, wie Sie dem Bericht auf Seite 14 entnehmen können. Was ist wichtig für die Klinik? Dr. Stefan Kasper präsentiert eine Auswahl von Ergebnissen des Gastrointestinal Cancer Symposiums der ASCO. Dass ohne interdisziplinäre Teams in einem Querschnittsfach wie der Endokrinologie gar nichts geht, belegt Dagmar Führer-Sakel, die neue Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, in ihrem Interview. Sie will den Standort Essen zum deutschen Referenzzentrum für endo- 11 krine Tumoren machen, wie Sie ab Seite 11 nachlesen können. Und auch die medizinische Fortbildung kommt in dieser Ausgabe nicht zu Interview „Die Endokrinologie ist ein extrem logisches und spannendes Querschnittsfach“ Im Gespräch mit Professorin Dr. Dr. Dagmar Führer-Sakel, einzige Frau unter den bundesweit elf Ordinarien für Innere Medizin und Endokrinologie. kurz. Von der Jahrestagung der US-amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) berichten wir ebenso wie vom Gastrointestinal Cancer Symposium der US-amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO). Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre. 14 WTZ intern Neues Gebäude für onkologische Patienten 15 Panorama Sport in der Krebsnachsorge Ihre Angelika Eggert Andreas Hüttmann Geschäftsführende Direktorin des WTZ Redaktionsleiter des WTZ-Journals Spendenaktion für die modernste Kinderklinik Europas Ehrenamtlicher Besuchsdienst der Klinikseelsorge 15 Impressum s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Immunkonjugate gegen akute Leukämien und maligne Lymphome Bericht von der ASH Jahrestagung 2011 PD Dr. med. Andreas Hüttmann, Klinik für Hämatologie Mitte Dezember des vergangenen Jahres trafen sich Hämatologen aus aller Welt im US-amerikanischen San Diego zur Jahrestagung der American Society of Hematology (ASH). Immunkonjugate – also an monoklonale Antikörper gekoppelte Toxine – werden derzeit für die Therapie akuter Leukämien und auch bei der Behandlung von T-Zell-Lymphomen geprüft. Der in den vergangenen Jahren mehr als verhaltene Enthusiasmus bezüglich der Therapie mit Immunkonjugaten erscheint angesichts der bei der 53. ASHJahrestagung präsentierten Daten nicht mehr gerechtfertigt. Fortschritte betreffen die sorgfältige Auswahl einer Zielstruktur, eine optimierte Klonselektion bei der Antikörperherstellung und eine clevere Toxinchemie. Zum Einsatz kommen Konjugate mit kompletten oder fragmentierten Antikörpern (Abb. 1). Akute myeloische Leukämie: AntiCD33-Strategie plus Chemotherapie Die Therapie der akuten myeloischen Leukämie (AML) umfasst seit Mitte der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine Induktionstherapie mit Anthrazyklinen, kombiniert mit einer Cytarabin-Dauerinfusion. Wird nach der Induktionstherapie eine zytologisch komplette Remission erreicht, geht es um die Konsolidierung dieses Behandlungserfolgs. Diese erfolgt auf Grundlage einer 1994 veröffentlichen Therapiestudie der Cancer and Leukemia Group B (CALGB) mit hochdosierten Cytarabin-Blöcken (1). Dieses 18 Jahre alte Behandlungsschema ist immer noch aktuell, weil es trotz des mittlerweile enorm gewachsenen Verständnisses der genetischen Grundlagen akuter Leukämien und trotz aller Bemühungen der translationalen und klinisch angewandten Forschung bislang nicht gelungen ist, eine Strategie zu entwickeln, die das Gesamtüberleben von AML-Patienten verbessert. s c h w e r p u n k t Ein diesbezüglich mit vielen Hoffnungen verknüpftes, gezieltes therapeutisches Prinzip war schon vor mehr als zehn Jahren der Einsatz von Immunkonjugaten. Bereits im Jahr 2000 erlaubte die US-amerikanische Zulassungsbehörde FDA den Einsatz eines Immunkonjugats gegen die AML. Es handelte sich um den gegen das myeloische Differenzierungsantigen CD33 gerichteten Antikörper Gemtuzumab, an den das Toxin Ozogamicin gekoppelt war. Der Hersteller von Mylotarg®, so der Handelsname des Konjugats, nahm das Präparat aufgrund mangelnden klinischen Nutzens jedoch im Jahr 2010 wieder vom Markt. Gemtuzumab/Ozogamicin: Dreigeteilte Dosis macht Nebenwirkungen erträglich Eine französische Arbeitsgruppe untersuchte Gemtuzumab/Ozogamicin (GO) nun im Rahmen einer prospektiven, offenen, randomisierten Phase-III-Studie und präsentierte die Daten bei der ASHJahrestagung (2). 278 Patienten zwischen 50 und 70 Jahren erhielten Daunorubicin und Cytarabin; die Hälfte der Patienten zusätzlich GO in fraktionierten Gaben. Die übliche GO-Dosierung von 9 Milligramm pro Qudratmeter Körperoberfläche, die in der Vergangen- heit häufig mit einer nicht akzeptablen Toxizität verknüpft war und eine Kombination mit Chemotherapeutika nicht zuließ, wurde auf drei über eine Woche verteilte Gaben von jeweils 3 Milligramm pro Quadratmeter Körperoberfläche aufgeteilt. Die früher so gefürchteten Nebenwirkungen blieben mit diesem Schema akzeptabel: 19 Patienten erlitten eine protrahierte Thrombozytopenie; darüber hinaus wurden drei Episoden einer vaso-okklusiven Erkrankung beobachtet. Das ereignisfreie Überleben im GOArm verbesserte sich nach zwei Jahren um beachtliche 25 % (HR: 0,57; 95% CI: 0,42-0.77; p=0,00018), der primäre Studienendpunkt war damit erreicht (Abb. 2). Der Überlebensvorteil blieb in dieser Studie allerdings auf Patienten mit günstigem oder intermediärem zytogenetischen Untersuchungsbefund beschränkt (HR: 0,49), während Patienten mit ungünstiger Zytogenetik nicht profitierten (HR: 1,07), allerdings auch keinen zusätzlichen Schaden erlitten. Interessant wird sein, wie Hersteller und Aufsichtsbehörden in Europa und den USA reagieren werden. Ein Präzedenzfall IgG Antigenbindung VH Akute lymphatische Leukämie: Anti-CD22-Strategie Für die Behandlung reifzelliger B-ZellNeoplasien erweist sich das Antigen CD22 als vielversprechende Zielstruktur. CD22 ist ein transmembranäres Protein, das die Aktivität des B-Zell-Rezeptorkomplexes moduliert. Es findet sich intracytoplasmatisch ab dem frühen B-Zell-Entwicklungsstadium und wird im Zuge der B-Zell-Reifung dann auf der Zelloberfläche aller reifen B-Zellen, mit Ausnahme der Plasmazellen, ausgebildet. Dies macht CD22 – ähnlich wie das von Rituximab erkannte CD20 – zu einer interessanten Zielstruktur in der Behandlung reifzelliger B-Zell-Neoplasien. Während Rituximab allein nach Bindung an CD20 die üblichen Effektormechanismen aktiviert, reicht die Bindung eines „nackten“, sprich nicht mit einem Toxin konjugierten Antikörpers an CD22 allein allerdings nicht aus. CD22 wird nach Ligandenbindung ‰ Fab-Fragment: „Arme“ des Antikörpers mit den antigenbindenden Bereichen; CL CH1 für die Situation, dass eine ArzneimittelZulassung erst zurückgegeben und später wieder erteilt wurde, liegt bisher nicht vor. Aus klinischer Sicht möchte man diese hochinteressanten Daten unbedingt reproduziert und weiter verfolgt sehen. Fv: variabler Teil eines Antikörpers, der für dessen Spezifität verantwortlich ist; VL VH 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Abb. 1: Schematische Darstellung eines Immunglobulins G und davon abgeleiteten Fragmenten. Fab-Fragmente hypervariable Regionen Fv VL w t z - j o u r n a l ss ss Fab VH: variable Domäne der schweren Kette; CL CH1 VL: variable Domäne der leichten Kette; Fc: schwere Ketten, die die Komplenentaktivierung und Makrophagenbindung bewirken; s-s ss CH1-3, CL: konstante Domänen; Komplementaktivierung scFv-Fragment CH2 Fc Makrophagenbindung VL VH dsFv-Fragment VL VH s-s CH3 linker S-S: Disulfidbrücke; scFv: durch eine Peptidverbindung stabilisiertes Fv-Fragment; linker: Peptidverbindung zwischen VH und VL; dsFv: durch eine Disulfidbrücke stabilisiertes Fv-Fragment. 5 s c h w e r p u n k t w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g 6 Ereignisfreies Überleben 100 80 Daunorubicin und Cytarabin + Gemtuzumab-Ozogamicin 60 40 Daunorubicin und Cytarabin 20 0 0 6 12 18 24 30 Monate Abb. 2: Ereignisfreies Überleben nach Behandlung mit Daunorubicin und Cytarabin mit oder ohne Gabe von Gemtuzumab-Ozogamicin. Nach (2). jedoch rasch internalisiert, ein Umstand, der sich therapeutisch nutzen lässt, wenn man ein intrazellulär aktivierbares Antikörper-Toxin-Konjugat verwendet. Inotuzumab-Ozogamycin (IO) ist ein solches Konjugat, dessen möglicher Einsatz gegen die akute lymphatische B-Zell-Leukämie (B-ALL) bei der ASH-Jahrestagung präsentiert wurde. Diese Erkrankung ist ein geeigneter Kandidat für CD22-vermittelte Therapien, weil das CD22-Molekül kräftig und für das zelluläre Entwicklungsstadium „zu früh“ auf der Zelloberfläche exprimiert wird. IO als Monotherapie bei rezidivierter B-ALL Susan O’Brien et al. untersuchten an 49 Patienten, ob IO als Monotherapie bei refraktärerer oder rezidivierter Tab. 1: Ansprechraten nach Behandlung mit Inotuzumab-Ozogamycin. CR: Komplette Remission; CRp: Komplette Remission mit Thrombozyten<100.000/μl, CRi: Komplette Remission im Knochenmark ohne vollständige Erholung der Neutrophilen oder Thrombozyten. Nach (3). Zyklen CR n CRp n CRi Ansprechrate n(%) Alle Zyklen 9 14 5 28 (57) Zyklus 1 8 8 0 16 (33) Zyklus 2 1 6 4 11 (22) Zyklus 3 0 0 1 1 (2) B-ALL effektiv ist (3). 33 % der Patienten erreichten eine CR bereits nach einem einzigen Behandlungszyklus, insgesamt lag die Ansprechrate bei 57 Prozent, wenn man die Patienten mit unvollständiger CR mit einschloss (Tab. 1). Darüber hinaus konnte bei 63 % der Patienten mit zytologischem Ansprechen in der Diagnostik der minimal residual disease (MRD) kein Signal mehr detektiert werden. Die Verträglichkeit war generell gut. Neben den bei der Erstgabe monoklonaler Antikörper häufig beobachteten Reaktionen wie Fieber und Hypotension, wurden nach IOBehandlung milde und vorübergehende Transaminasenerhöhungen beobachtet. Nebenwirkungen wie Wirkungen korrelierten mit den im Plasma gemessenen Inotuzumab-Spiegeln. Phase-I-Studie mit MP bei Kindern mit B-ALL Ein anderes Immunkonjugat, bestehend aus dem Fv-Fragment des Antikörpers Moxetumombab und dem daran gekoppelten Pseudomonas-Exotoxin-A, ist möglicherweise in der Behandlung von Kindern mit B-ALL vielversprechend (4). In einer Phase-I-Studie wurden insgesamt 21 Patienten untersucht, von denen 17 (81%) refraktär auf die vorausgehene Behandlung gewesen waren. Im Median hatte dieses prognostisch äußerst ungünstige Kollektiv in der Vorgeschichte bereits vier Therapielinien erhalten. Für eine Phase-I-Studie, in der die Mehrzahl der Patienten unterdosiert behandelt wird, waren die Ansprechraten erstaunlich hoch. Vier Patienten (24%) erreichten eine zytologisch komplette Remission, ein Patient eine partielle Remission, sieben Patienten (41%) zeigten ein hämatologisches Ansprechen mit Verbesserung der Blutbildparameter und fünf Patienten (29%) waren stabil oder progredient. Die dosislimitierende Toxizität war ein capillary leak syndrome. Hodgkin-Lymphome und T-Zell-NHL: Anti-CD30-Strategie Hodgkin-Lymphome und auch das anaplastische großzellige T-Zell-Lymphom zeichnen sich durch eine ausgeprägte CD30-Positivität aus. Allerdings sind monoklonale, gegen CD30 gerichtete Antikörper allein ähnlich uneffektiv wie Antikörper gegen CD22. Erst die Konjugation des Antikörpers Brentuximab (B) mit dem Antimitotikum Monomethyl Auristatin E (Vedotin) führt zu einer dramatischen Wirkungssteigerung. Beide genannten Entitäten waren bereits im Jahr 2010 Gegenstand einer Phase-I-Studie mit B/Vedotin. Die überraschend gute Wirksamkeit des Immunkonjugates führte dazu, dass das New England Journal of Medicine schon diese Phase-I-Studie zur Publikation annahm (5). Bei der 53. ASH-Jahrestagung stellten Ranjana Advani et al. die Phase-IIStudienergebnisse einer B/VedotinMonotherapie bei Patienten mit refraktären und rezidivierten anaplastischen T-Zell-Lymphomen vor (6). 58 Patienten, von denen 72 % ALK-negativ und somit prognostisch ungünstig waren, wurden behandelt. 62 % der Patienten waren refraktär auf die Erstlinienbehandlung, und 22 % hatten auf keine der vorangegangenen Therapien angesprochen. s c h w e r p u n k t Brentuximab-Vedotin-Monotherapie Gesamt-Ansprechrate (95% CI: 75-94) Mediane Ansprechdauer (95% CI: 5,7 - nicht erreicht) Komplette Remission (95% CI: 45-71) Mediane Dauer der Komplettremission (95% CI: 13-nicht erreicht) w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Tab. 2: Ergebnisse der BrentuximabVedotin-Monotherapie (n=58). Nach (6). 86 % 13,2 Monate 59 % nicht erreicht Die Gesamt-Ansprechrate betrug 86 %, wobei die Rate an kompletten Remissionen nach Meinung der Autoren mit 59% unerwartet niedrig lag (Tab. 2). Das mediane progressionsfreie Überleben wurde mit 14,5 Monaten angegeben und war damit um 8,5 Monate länger als die Zeit bis zur Progression unter der vorausgegangenen Chemotherapie. Bei einem Einjahres-Gesamtüberleben von 70 % war der Median noch nicht erreicht. Fazit Die beim 53. ASH gezeigten Daten zur Behandlung akuter Leukämien mit Immunkonjugaten dokumentieren die in in diesem Bereich erzielten Fortschritte. Neben den erstaunlich hohen Ansprechraten der Anti-CD22-Konjugate scheint deren Nebenwirkungsprofil vertretbar zu sein. Gleiches gilt für das Anti-CD33Konjugat GO, sofern die Dosisdichte und Dosisintensität reduziert werden. Literatur (1) Mayer RJ et al.: Intensive Postremission Chemotherapy in Adults with Acute Myeloid Leukemia. N Engl J Med 1994; 331:896-903 (2) Castaigne S et al.: ALFA-0701Studie, Abstract 6 (3) O’Brien S et al.: InotuzumabOzogamycin, Abstract 875 (4) Wayne AS et al.: A Novel Anti-CD22, Abstract 248 (5) Younes A et al.: Brentuximab Vedotin (SGN-35) for Relapsed CD30-Positive Lymphomas. N Engl J Med 2010; 363:1812-1821 (6) Advani R et al.: Brentuximab Vedotin (SGN-35), Abstract 443 Alle Behandlungsprogramme im Überblick Programm 1: Tumorerkrankungen des Magen-DarmTraktes (Westdeutsches Magen-DarmZentrum) Kontakt: Dr. St. Kasper Innere Klinik (Tumorforschung) Telefon: 0201-723-2039 Mail: [email protected] Programm 2: Tumorerkrankungen der Lunge und der Thoraxorgane (Lungenkrebszentrum am Westdeutschen Tumorzentrum) Kontakt: Dr. W. Eberhardt Innere Klinik (Tumorforschung) Telefon: 0201-723-3131 Mail: [email protected] Programm 3: Hämatologische Onkologie (Leukämien, Lymphome und Myelome) Kontakt: Prof. Dr. U. Dührsen Klinik für Hämatologie Telefon: 0201-723-2417 Mail: [email protected] Programm 4: Gynäkologische Tumoren Kontakt: Prof. Dr. R. Kimmig, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Telefon: 0201-723-2441 Mail: [email protected] Programm 5: Neuroonkologie Kontakt: Prof. Dr. U. Sure Klinik für Neurochirurgie Telefon: 0201-723-2804 Mail: [email protected] Programm 6: Urologische Tumoren Kontakt: Prof. Dr. Dr. h. c. H. Rübben Klinik für Urologie Telefon: 0201-723-3211 Mail: [email protected] Programm 7: Pädiatrische Hämatologie/Onkologie Kontakt: Prof. Dr. A. Eggert Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Klinik für Kinderheilkunde III Telefon: 0201-723-3784 Mail: [email protected] Programm 8: Hauttumoren Kontakt: Prof. Dr. D. Schadendorf Klinik für Dermatologie Telefon: 0201-723-2430 Mail: [email protected] Programm 9: Endokrine Tumoren Kontakt: Prof. Dr. Dr. D. Führer-Sakel Klinik für Endokrinologie und Zentrallabor, Bereich Forschung und Lehre Telefon: 0201-723-2821 Mail: [email protected] Programm 10: Kopf-/Hals-Tumoren Kontakt: Prof. Dr. S. Lang Klinik für HNO-Heilkunde Telefon: 0201-723-2481 Mail: [email protected] Programm 11: Augentumoren Kontakt: Prof. Dr. N. Bornfeld Zentrum für Augenheilkunde, Erkrankungen des hinteren Augenabschnitts Telefon: 0201-723-3569 Mail: [email protected] Programm 12: Knochen- und Weichteiltumoren Kontakt: Prof. Dr. G. Taeger Klinik für Unfallchirurgie Telefon: 0201-723-1312 Mail: [email protected] [email protected] Programm 13: Knochenmarktransplantation Kontakt: Prof. Dr. D. W. Beelen Klinik für Knochenmarktransplantation Telefon: 0201-723-3136 Mail: [email protected] Programm 14: Tumorerkrankungen des älteren Patienten, Geriatrische Onkologie Kontakt: Dr. W. Eberhardt Innere Klinik (Tumorforschung) Telefon: 0201-723-3131 Mail: [email protected] Programm 15: Primäre Tumoren der Leber (Lebertumor-Centrum am WTZ) Kontakt: Prof. Dr. Jörg Schlaak Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie Telefon: 0201-723-3615 Mail: [email protected] 7 A S C O - G I 2 0 1 2 w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Gastrointestinale Tumoren – Bericht vom ASCO-GI 2012 8 Was ist wichtig für die Klinik? Magenkarzinome: AVAGAST-Analyse Die Ergebnisse einer Subgruppenanalyse der randomisierten PhaseIII-Studie mit Capecitabin/Cisplatin in Kombination mit Bevacizumab Mit etwa 3.000 Teilnehmern zählt das jährlich im Januar stattfindende Gastrointestinal Cancer Symposium der US-amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO) zu einem der weltweit größten Treffen für gastrointestinale Tumoren. An drei Tagen wurden in der letzten Januarwoche 2012 die neuesten Ergebnisse aus der klinischen und experimentellen Forschung diskutiert. Für das WTZJournal berichtet Dr. Stefan Kasper von der Inneren Klinik (Tumorforschung). oder Placebo beim fortgeschrittenen Magenkarzinom (AVAGAST) zeigten erneut, dass es sich beim Magenkarzinom um eine heterogene Erkrankung handelt (1). Patienten mit Karzinomen des diffusen Typs (Typ II) hatten ein signifikant schlechteres Gesamtüberleben als Patienten mit Karzinomen des intestinalen Typs, die entweder proximal (Typ I) oder distal gelegen waren (Typ III). Das mediane Gesamtüberleben betrug 10,3 versus 11,7 Monate. Zudem zeigte sich, dass Patienten aus den USA oder Europa eine deutlich schlechtere Prognose haben als Patienten aus dem asiatischen Raum (median 8,0 versus 11,1 Monate). Allerdings profitierten nicht-asiatische Patienten mit Magenkarzinomen des Typs II und III eindeutig von einer Addition des VEGF-Antikörpers Bevacizumab. Intraperitoneale Chemotherapie bei lokal fortgeschrittenen Adenokarzinomen Eine intraperitoneale Chemotherapie mit frühem Start einer adjuvanten Chemotherapie erhöht bei lokal fortgeschrittenem Adenokarzinom des Magens sowohl das rezidivfreie als auch das Gesamtüberleben (2). Dies zeigte das Update der AMC-0101-Studie. Patienten mit Magenkarzinomen im Stadium II und III erhielten entweder eine intraperitoneale Chemotherapie mit Cisplatin, gefolgt von einer adjuvanten Chemotherapie mit Mitomycin C direkt postoperativ, gefolgt von einer Therapie mit Doxifluridin und Cisplatin über 12 beziehungsweise 6 Monate, die 4 Wochen nach der Operation gestartet wurde (iceMFP), oder sie erhielten nur eine adjuvante Chemotherapie mit Mitomycin C und Doxifluridine für 3 Monate, welche 3 bis 6 Wochen postoperativ begonnen wurde (Mf). Patienten in der ersten Gruppe zeigten ein deutlich erhöhtes rezidivfreies (HR 0,73; 95% CI. 0,57-0,93) und Gesamtüberleben (HR 0,77; 95% CI. 0,60-0,98). Enttäuschend dagegen waren die Ergebnisse der Phase-III-Studie GRANITE-1, in der best supportive care gegen den mTOR-Inhibitor Everolimus getestet wurde, und zwar bei Patienten mit fortgeschrittenem Magenkarzinom nach Versagen einer Chemotherapie (3). Der primäre Endpunkt Verlängerung des Gesamtüberlebens wurde verfehlt (5,39 versus 4,34 Monate) bei einem zwar signifikant, jedoch nur marginal verlängerten progressionsfreien Überleben (1,68 versus 1,41 Monate). 2 0 1 2 GIST-Tumoren Die Auswertung einer großen Registerstudie (4) mit mehr als 2.800 Teilnehmern zeigte, dass Patienten, deren GIST-Tumoren außerhalb des Gastrointestinaltraktes liegen – das waren in dieser Studie 11,5 % aller Tumoren, eine im Vergleich deutlich schlechtere Prognose haben. In der Gruppe mit extraintestinalen Manifestationen lebten nach fünf Jahren noch 62 % aller Patienten, in der Gruppe mit intestinalen Manifestationen dagegen noch 70 %. Extraintestinale GIST werden häufiger erst im fortgeschrittenen Stadium mit Lymphknotenbefall und Fernmetastasen diagnostiziert. Pankreaskarzinome und neuroendokrine Tumoren Pankreaskarzinome werden meist erst in einem fortgeschrittenen und somit inoperablen Stadium erkannt. Mit Hilfe eines neuen, serumbasierten Testverfahrens zum Nachweis des PAM4Antigens gelang es jedoch – in Seren von mehr als 600 Patienten mit gutartigen und bösartigen Erkrankungen des Pankreas –, Pankreaskarzinome mit einer hohen Sensitivität bereits im frühen Stadium zu detektieren. Die Sensitivität ließ sich durch die zusätzliche Bestimmung des CA19-9 Antigens weiter steigern (5). Aufgrund von Ungleichgewichten in der Randomisierung wurde die RADIANT-2-Studie einer Re-Analyse unterzogen (6). Bei Patienten mit fortgeschrittenen neuroendokrinen Tumoren (NET) ließ sich das Progressionsrisiko um 38 % reduzieren, wenn zusätzlich zu Octreotid auch Everolimus zum Einsatz kam. Die Hazard Ratio für die Kombinationsbehandlung im Vergleich zur Octreotid allein betrug 0,62 (95% CI. 0,51-0,87; p=0,003). Kolorektale Karzinome: ColoPrint zur Bestimmung des Rezidivrisikos Zwischen 25 und 35 % der Patienten mit kolorektalen Karzinomen (KRK) im Stadium II erleiden ein Rezidiv ihrer Er- w t z - j o u r n a l krankung und würden daher von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren. Die entsprechende Selektion der Patienten für eine Chemotherapie erfolgte bisher anhand klinischer Parameter. Der ColoPrint-Test dagegen nutzt eine 18-Gensignatur, um das Rezidivrisiko zu bestimmen. Tatsächlich gelingt es mit diesem Test mittlerweile, eine Hoch- und eine Niedrigrisikogruppe zu identifizieren (7). Damit steht eine weitere Entscheidungshilfe in Bezug auf die Durchführung einer Chemotherapie für KRK-Stadium-II-Patienten zur Verfügung. Verbesserungen für Patienten mit metastasiertem KRK Fortschritte gibt es auch für Patienten im KRK-Stadium III: Die Langzeitergebnisse der randomisierten PhaseIII-Studie NO16968 zeigen, dass Capecitabin/Oxaliplatin (XELOX) der Kombination 5-FU/Folinsäure in der adjuvanten Therapie überlegen ist: Die Verbesserung des erkrankungsfreien Überlebens nach 4,75 Jahren hat nach sieben Jahren auch zu einem signifikant verbesserten Gesamtüberleben geführt (8). Zusammen mit den Daten der MOSAIC- und der NSABP-C-07Studie unterstützen die Ergebnisse den Regorafenib verbessert Gesamtüberleben 100 Regorafenib (n = 505) 75 Gesamtüberleben (%) A S C O - G I 50 25 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Einsatz von Oxaliplatin in der adjuvanten Therapie des KRK im Stadium III. Die Addition der EGFR-Antikörpers Panitumumab zum FOLFIRI-Chemotherapieprotokoll in der zweiten Linie erhöht signifikant das progressionsfreie Überleben in Patienten mit metastasiertem KRK und Wildtyp-KRAS (6,7 versus 4,9 Monate). Dies zeigten die Ergebnisse der randomisierten Phase-III-Studie 181 mit 1.186 Patienten (9). In Bezug auf das Gesamtüberleben zeichnete sich ebenfalls ein positiver Trend ab (14,5 versus 12,5 Monate), der aber die statistische Signifikanz verfehlte. Die Autoren der Studie vermuten, dass der Unterschied im Gesamtüberleben sozusagen verwischt wurde, weil sehr viele Patienten aus dem Placeboarm nach der Progression ihrer Erkrankung ebenfalls mit einem EGFRAntikörper behandelt wurden. Erneut bestätigte sich, dass insbesondere Patienten, die eine höhergradige Hauttoxizität entwickeln, besonders von der Addition des Antikörpers profitieren. Regorafenib-Studie rekrutiert auch am WTZ Die Phase-III-CORRECT-Studie mit KRKPatienten, deren Tumoren unter allen Standardchemotherapien progredient waren, belegte die Wirksamkeit des oralen Multikinase-Inhibitors Regorafenib (10): Das Gesamtüberleben konnte mit Regorafenib versus best supportive care und Placebo um 29 %, genauer: von 5,0 Monaten auf 6,4 Monate verlängert werden (Abb. 1). In Kürze wird das Medikament in wenigen Zentren, unter anderem am WTZ in Essen, im Rahmen einer klinischen Phase-IIIbStudie weiter geprüft. Placebo (n = 255) 0 0 50 100 200 300 400 Tage nach Randomisierung Abb. 1: Gesamtüberleben in der CORRECTStudie. Unter Regorafenib verbessert sich das Gesamtüberleben von 5,0 auf 6,4 Monate. (1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) Manish A Shah et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 5) Yoon-Koo Kang et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 4) Eric van Cutsem et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr LBA3) Mary Lydon Guye et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 2) David V Gold et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 164) James C Yao et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 157) Josep Tabernero et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 384) Hans-Joachim Schmoll et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 388) Alberto F Sobrero et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr 387) Axel Grothey et al., J Clin Oncol 30 2012 (suppl 4; abstr LBA385) 9 Col oquium Onko ogie Die Buchreihe erscheint in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) Col oquium Onko ogie 12 Update Hämatologie / Onkologie 2011 Alle wichtigen hämato-onkologischen Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate Aus dem Inhalt: Mammakarzinome – Gynäkologische Tumoren – Gastrointestinale Tumoren – Lungenkarzinome – Urologische Tumoren – Kopf-Hals-Tumoren – Sarkome – ZNS-Tumoren – Leukämien und Knochenmarktransplantationen – Maligne Lymphome – Supportivtherapie – Schmerztherapie – Palliativmedizin Herausgeber: Stephan Petrasch und Gerhard Ehninger 600 Seiten · 132 Abbildungen und 99 Tabellen · ISBN 978-3-933012-19-7 · 39,50 € Erhältlich in medizinischen Fachbuchhandlungen oder direkt beim Verlag (ohne Berechnung von Versandkosten). LUKON Verlagsgesellschaft GmbH Landsberger Straße 480 a · 81241 München Fon: 089-820 737-0 [email protected] · www.Lukon.de i n t e r v i e w w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g „Die Endokrinologie ist ein extrem logisches und spannendes Querschnittsfach“ Professorin Dr. Dr. Dagmar Führer-Sakel Seit dem 1. Juni 2011 ist sie Direktorin der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen des Universitätsklinikums Essen. Sie ist die einzige Frau unter den bundesweit elf Ordinarien für Innere Medizin und Endokrinologie, und sie lebt ihre Überzeugung, dass Vertreter ihres Faches geradezu zwangsläufig Kooperationsbereitschaft, Teamgeist und ganzheitliches Denken mitbringen. Grund genug also, sich mit Dagmar Führer-Sakel ausführlicher zu unterhalten. Seit wann war für Sie klar, dass die Endokrinologie Ihr Schwerpunkt werden würde? Spätestens seitdem ich Gelegenheit hatte, bei Michael Besser in London einen Abschnitt meines praktischen Jahres zu absolvieren. Bei ihm habe ich gelernt, dass Endokrinologie extrem logisch ist. Damals bedeutete das, dass man die Beschwerden des Patienten mit den Ergebnissen der Hormonanalytik in Bezug setzte. Anschließend brachte man das stoffwechselphysiologisch entgleiste System wieder in den Normalzustand, sei es durch OP, Bestrahlung oder Medikamente; und damit war die Erkrankung praktisch geheilt. Das ist etwas, was es sonst in der Inneren Medizin eigentlich nicht gibt. Das klingt nach Erfolg und großer Klarheit. Stimmt. Und das hat sich dann in meiner weiteren Ausbildung fortgesetzt. Nach dem PJ hatte ich das Glück, in Leipzig eine Stelle als Ärztin im Praktikum zu finden, bei der von vornherein klar war, dass ich auch nach dem AiP weiter in der Forschung würde arbeiten können. Das war 1995, der Lehrstuhl in Leipzig war neu besetzt, neue Arbeitsgruppen wurden aufgebaut, die neuen Bundesländer waren spannend, und ich hatte einfach das Gefühl: Da bewegt sich was. Womit haben Sie sich damals in der Forschung beschäftigt? Zu der Zeit war der TSH-Rezeptor als Steuerorgan der Schilddrüse erstmals kloniert worden, man hatte gerade die ersten Mutationen entdeckt, und ich hatte Gelegenheit, mit diesen Fragestellungen beim Aufbau des Labors zu helfen. Leipzig sind Sie dann ja lange Zeit treu geblieben. Nun, zunächst habe ich meine Arbeiten als Post Doc im walisischen Cardiff fortgesetzt, bin dann aber 2000 nach Leipzig zurückgekehrt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hatte gerade das EmmyNoether-Programm aufgelegt, und damit ergab sich für mich die Gelegenheit, eine eigene Arbeitsgruppe aufzubauen. Mit welchem Schwerpunkt? Ich war in der Endokrinologie ja sozusagen klassisch gestartet, mit Schilddrüsenerkrankungen, genauer: mit heißen Knoten, die molekularbiologisch vergleichsweise gut zu untersuchen und in den meisten Fällen auch gut zu behan- 11 i n t e r v i e w 12 deln sind. Zurück in Leipzig habe ich gemerkt, dass diese Erkrankung für Patienten – eben weil sie vergleichsweise gut behandelbar ist – nicht das drängendste Problem darstellt. Die meisten wollen aber wissen: Warum gibt es kalte und heiße Knoten, was treibt ihr Wachstum an? Oder auch: Warum gibt es bei Schilddrüsenkarzinomen schwerere Verläufe, die eben nicht so einfach zu behandeln sind? Gibt es vielleicht Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf schon bei der Diagnose zu prognostizieren? Ich habe die Basis meiner Forschungsarbeiten sozusagen verbreitert, weil ich gesehen habe, dass Patienten davon profitieren können. Es gibt Millionen von Patienten, die täglich Schilddrüsenhormone substituieren müssen. Wie kann eigentlich eine solch vergleichsweise uniforme Substitution die endogen normalerweise angepasste Ausschüttung ersetzen? Das funktioniert in der Tat wohl nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Und es gibt ja auch genug Patienten, die damit nicht wirklich klar kommen. Viele klagen über Gewichtszunahme und andere Beschwerden. Wir wissen heute, dass es außer T4 und T3 noch andere Schilddrüsenhormone gibt, zum Beispiel die Thyronamine; die wirken anders und schneller als T4 und T3, und sie haben auch antagonistische Effekte. Außerdem wissen wir heute viel mehr über die Transportproteine an den Zielzellen und die intrazellulären Deiodasen, die in jedem Gewebe unterschiedlich arbeiten. Wir wissen auch, dass diesbezüglich viele genetische Polymorphismen existieren – und all das zusammen genommen bietet Ansatzpunkte für eine Erklärung, warum Substitutionen mal besser und mal schlechter funktionieren. Um aber eine Substitutionstherapie zu entwickeln, die den physiologischen Verhältnissen möglichst genau entspricht, müssen wir viel mehr über die zugrundeliegenden Mechanismen wissen. Die Frage lautet ganz schlicht: Wie wirken Schilddrüsenhormone? w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Damit sind wir bei einem neuen Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Genau. Thyroid Trans Act ist ein deutschlandweites Schwerpunktprogramm. Zusammen mit zwei Kolleginnen habe ich es noch von Leipzig aus initiiert und wir sind stolz darauf, denn es ist das erste seiner Art zum Thema Schilddrüse. Wir stehen jetzt kurz vor der Auswahl der Projekte für die erste Förderphase und hoffen natürlich, dass es im Sommer, wenn der Umzug des Labors von Leipzig in das neue Essener Forschungsgebäude abgeschlossen ist, richtig losgehen kann. lassen oder Nebenwirkungen einer Intervention – wie beispielsweise die Osteoporose nach einer Transplantation – besser verstehen lassen. In der klinischen Versorgung schließlich soll die Diabetologie einen gewichtigeren Stellenwert erhalten, um eine bessere Behandlung von Patienten mit kardiovaskulärem Risiko zu gewährleisten oder bei bereits vorliegenden Komplikationen beziehungsweise nach Transplantation eine optimale Stoffwechseleinstellung zu sichern. Wie genau sind Sie in das Westdeutsche Tumorzentrum einbezogen? „Wir wollen besser verstehen, wie Tumoren der Hormondrüsen, insbesondere der Schilddrüse und neuroendokrine Tumoren entstehen.“ Was wollen Sie in Essen bewegen und vorantreiben? Essen soll das deutsche Referenzzentrum für endokrine Tumoren werden. Wir wollen besser verstehen, wie Tumoren der Hormondrüsen, also endokrine Tumoren, insbesondere der Schilddrüse und neuroendokrine Tumoren entstehen. Denn nur wenn die molekularen Mechanismen bekannt sind, lassen sich auch neue individualisierte Therapiekonzepte entwickeln. Dazu gibt es sehr gute Voraussetzungen, vor allem auch durch die enge Kooperation mit der hiesigen Pathologie und den behandelnden Einrichtungen im WTZ. Darüber hinaus gibt es für die Endokrinologie in Essen viele Anknüpfungspunkte in der Herz-Kreislauf-Medizin, der Transplantationsmedizin und in der Onkologie. Da geht es meistens um hormonelle Marker, mit denen sich die Erfolgsaussichten einer Behandlung prognostizieren Die interdisziplinäre Aufarbeitung onkologischer Fragestellungen ist ein ganz besonderer Schwerpunkt unserer Arbeit. Im Westdeutschen Tumorzentrum existiert ja von Beginn an das Behandlungsprogramm „Endokrine Tumoren“, in dem Nuklearmediziner, Chirurgen, Pathologenn, Radiologen und bei Bedarf auch internistische Onkologen und Strahlentherapeuten regelmäßig mit Endokrinologen zusammenarbeiten. Das hat aus Sicht der Endokrinologie schon eine besondere Qualität. Regelmäßige Tumorboards, in denen tatsächlich auf den einzelnen Patienten bezogene verbindliche Protokolle entstehen, mögen für Mammakarzinome oder kolorektale Tumoren selbstverständlich sein, aber für die Endokrinologie ist das noch nicht überall so. Und deshalb freut mich diese wirklich beispielhafte Kooperation hier besonders. i n t e r v i e w Welche endokrinen Tumoren außer Schilddrüsenkarzinomen besprechen Sie im Board? Vor allem endokrine Tumoren des Gastrointestinaltrakts, die manchmal besonders schwierig zu entdecken sind, weil sie sich der Bildgebung nahezu vollständig entziehen und sich manchmal schon durch Lebermetastasen bemerkbar machen, bevor der Primärtumor überhaupt gefunden wird. Theoretisch könnte man an bioptisch gewonnenem Metastasengewebe versuchen herauszufinden, zu welcher Primärläsion die Metastasen gehören. Ich bin davon überzeugt, dass die Entwicklung beziehungsweise Identifikation derartiger molekularer Marker in der Endokrinologie von besonderer Bedeutung ist. Wo genau im Gastrointestinaltrakt kommen endokrine Tumoren vor? Im gesamten GI-Trakt, vom Magen bis zum Rektum. Sie sind allerdings vergleichsweise selten, haben ganz unterschiedliche Verläufe und sind wie gesagt nicht immer leicht zu finden. Deshalb ist es wichtig, Patienten an großen Zentren zu behandeln. Denn nur in großen Zentren mit entsprechenden Patientenzahlen besteht die Möglichkeit, Teams unterschiedlicher Disziplinen zu bilden, die sich nicht mit allen, sondern mit speziellen Fragestellungen beschäftigen, weil eben heute nicht mehr jeder alles können kann. Und nur in solchen Zentren findet man zusätzlich zur Endokrinologie auch die notwendigen Experten aus Pathologie, Nuklearmedizin, Chirurgie und Onkologie, die man für komplizierte Erkrankungen braucht. Wie macht sich diese Spezialisierung für Ihre Patienten bemerkbar? Wir haben eine sehr enge Bindung an unsere Patienten, die Ansprechpartner sind immer dieselben. Wer bei uns um einen Termin bittet, wird nicht aufgefordert, seinen möglichen Ansprechpartner selbst anzurufen. Wir betreuen unsere Patienten im Sinne eines Case Managements. Darüber hinaus haben wir Spezialsprechstunden eingeführt. Zu w t z - j o u r n a l festgelegten Zeiten sind eben ausschließlich Patienten mit Hypophysenerkrankungen, Patienten mit Osteoporose oder Patienten mit einem Diabetes in der Sprechstunde. Das vereinfacht die Abläufe für die Patienten und die beteiligten Teams sehr. Patienten mit angeborenen Stoffwechselerkrankungen betreuen wir oft sozusagen in Nachfolge der Kinderendokrinologie, mit der wir gemeinsam eine Transitionssprechstunde durchführen. Bei Erreichen des Erwachsenenalters werden Patienten übergangsweise gemeinsam vom Kinder- und Erwachsenenendokrinologen betreut. Das sichert bei oftmals sehr komplizierten Fällen wie einem PraderWilli-Syndrom oder einem adrenogenitalen Syndrom die Behandlungspfade, sorgt für eine deutlich verbesserte Patientenversorgung und ist auch für das ärztliche Team extrem bereichernd. Interdisziplinäre Teams spielen in Ihrem Fachgebiet offenbar eine große Rolle. Ja natürlich, denn die Endokrinologie reicht in viele internistische Teildisziplinen hinein, ist ein echtes Querschnittsfach. Schließlich spielen Hormone nahezu überall eine Rolle, bei jedem Stressvorgang, jeder Entzündung, jedem Stoffwechselvorgang oder auch bei Krebs. Und was wichtig ist: Endokrine Veränderungen muss man nicht nur messen, sondern auch richtig interpretieren können. Eine manifeste Hyperthyreose beispielsweise kann mit kardialen Beschwerden bis hin zur Angina pectoris imponieren, die – lässt man die Endokrinologie außer Acht – ausschließlich kardial untersucht wird. Hinter der akuten Zustandsverschlechterung, die einen Schlaganfall vortäuscht, kann eine Hypo-Natriämie oder ein Diabetes mellitus stecken. Auf der anderen Seite kann die Endokrinologie auch prognostisch anhand von Hormonen oder Biomarkern eine Menge leisten, zum Beispiel bei Intensivpatienten in der Erholungsphase, kurzum: Die Endokrinologie ist ein super spannendes Fach, in viele Bereiche hineinspielend und intellektuell herausfor- 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g dernd, aber in unserem Medizinbetrieb lässt sie sich betriebswirtschaftlich leider nur schwer abbilden. Das heißt, sie wird zu schlecht honoriert? Das meine ich damit. Wir sollen uns ja auch über die Krankenversorgung finanzieren. Allerdings wird vielerorts argumentiert, Patienten mit endokrinen Erkrankungen müsse man gar nicht stationär behandeln; die ambulante Versorgung wird aber in der Klinik nicht adäquat vergütet. Betriebswirtschaftlich betrachtet entspricht ein kardiologischer Patient vier, manchmal auch acht endokrinologischen Patienten. Seit es die DRGs gibt, hat unser Fach da richtig zu kämpfen. Das bedeutet auf längere Sicht eine Gefährdung der endokrinologischen Ausbildung, und was viel schlimmer ist, eine Gefährdung für die Versorgung der Allgemeinbevölkerung. Denn die großen Volkskrankheiten Diabetes, Adipositas, Schilddrüsenprobleme und Osteporose sind nun einmal endokrinologische Erkrankungen. Stichwort kämpfen: Sie sind die einzige weibliche von republikweit elf Lehrstuhlinhabern für Endokrinologie. Ist es schwierig, in einer solchen Männerdomäne zu bestehen? Das ist mehr Klischee als Wirklichkeit, außerdem bin ich beileibe nicht die einzige Frau in diesem Geschäft. Denken Sie an Annette Grüters, Kinderendokrinologin und Dekanin an der Charité in Berlin. Außerdem wird sich das Bild in den nächsten Jahren sicherlich ändern; es rücken sehr viele qualifizierte Frauen nach. Natürlich ist es in diesem Zusammenhang wichtig, Arbeitsbedingungen speziell für Frauen so zu gestalten, dass Beruf und Familie einander nicht ausschließen. In Leipzig und auch hier in Essen gibt es beispielsweise gute Betriebskindergärten, die auch für meine Familie, sprich für unsere beiden mittlerweile drei und ein Jahr alten Söhne wichtig sind. Frau Professorin Führer-Sakel, haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch. 13 w t z i n t e r n w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Aufenthalt sraum für Patienten und Ange hörige Neues Gebäude für onkologische Patienten WTZ-Stationen 14 Am 11. Januar 2012 hat für stationär betreute Patienten im Westdeutschen Tumorzentrum „eine neue Zeitrechnung“ begonnen, so würdigte Professor Eckhard Nagel, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen, den Bezug des neuen WTZ-Stationen-Gebäudes. Eine Woche später wurde der in weniger als zwei Jahren errichtete Neubau in Anwesenheit von NRW-Forschungsministerin Svenja Schulze und Dr. Fritz Pleitgen, Präsident der Deutschen Krebshilfe, eingeweiht. HEPA-Filtrierung schützt Infektionsgefährdete Nach mittlerweile drei Monaten hat das neue Gebäude auch den Praxistest bestanden. Die vier Stationen (WTZ I bis WTZ IV) werden von der Klinik für Hämatologie und der Inneren Klinik (Tumorforschung) belegt. Auf der WTZ I versorgt Professor Ulrich Dührsen mit seinem Team in erster Linie prolongiert aplastische Patienten. Durch einen leichten Luftüberdruck auf dieser Station und die HEPA-Filtrierung der zugeführten Luft sind infektionsgefährdete Patienten auf der WTZ I besonders gut geschützt. Auf der Station WTZ II befindet sich neben weiteren Betten der hämatologischen Klinik die sogenannte Phase-I-Unit der Inneren Klinik (Tumorforschung), wo Studien zur Arzneimittelforschung koordiniert und durchgeführt werden. Die Innere Klinik (Tumorforschung) unter Leitung von Professor Martin Schuler ist auch zuständig für die Stationen WTZ III und IV. Die klinische Versorgung von Tumorpatienten findet auf WTZ III statt, eine Etage darüber ist erstmals am Universitätsklinikum Essen eine Palliativstation eingerichtet. In den Einzelzimmern der Palliativstation können nahe Angehörige der Patienten auf Raum für Maltherapie Wunsch mit übernachten, eine großzügige Dachterrasse lädt zum Verweilen ein. Ein entsprechend ausgestatteter Aufenthaltsraum bietet Patienten und Angehörigen die Möglichkeit selbst zu kochen, und auch für die Kunst- und Maltherapie finden sich passende Räume. Ein eigens eingerichteter „Raum der Stille“ schließlich bietet Gelegenheit zu Besinnung und Rückzug. Kurze Wege im Westdeutschen Tumorzentrum Mit der Eröffnung des neuen Gebäudes sind die baulichen Erneuerungen im Bereich des Westdeutschen Tumorzentrums nahezu abgeschlossen, und die Wege zwischen den einzelnen Einrichtungen haben sich sehr verkürzt. In nächster Umgebung zum Stationen-Neubau finden sich die WTZ-Ambulanz, das Forschungsgebäude des Westdeutschen Tumorzentrums, die Klinik für Strahlentherapie, die Klinik für Nuklearmedizin und die Station III der Knochenmarktransplantation (KMT III), in der unter anderem Patienten nach allogener Stammzelltransplantation versorgt werden. Anzeige Colloquium Senologie 2011 Michael Un tch Christoph Thomssen Serban-D an Costa Herausgegeben von Michael Untch, Christoph Thomssen und Serban-Dan Costa Ein Mammakarzinom-Kompendium auf dem Stand des ASCO 2011 olloquium Senologie 2011 Selektieren, beschreiben und einordnen: Das sind die drei Prinzipien, von denen sich die Macher dieses neuen Buches haben leiten lassen. In 16 Kapiteln beschreiben erfahrene Autoren das, was Ärzte wissen sollten, die Patientinnen mit Mammakarzinom behandeln. Histopathologie, Immunhistochemie und Intrinsic Typing gehören genauso dazu wie prädiktive und prognostische Faktoren bei der Therapieentscheidung. Selbstverständlich sind alle Therapieverfahren von Chirurgie über Strahlentherapie und medikamentöser Therapie in der (neo)adjuvanten und in der metastasierten Situation enthalten. Der Stand der Information zu all diesen Themen ist die ASCO-Jahrestagung 2011 in Chicago. ca. 290 Seiten · durchgängig vierfarbig ISBN 978-3-939415-10-7 · Buchhandelspreis: 29,50 € Agileum Verlags GmbH, München Bestellung per Fax: 089-720 737 28 Bestellung per E-Mail: [email protected] Colloquium 2011 p a n o r a m a Sport in der Krebsnachsorge Dass ein gesunder Lebensstil mit ausreichender Bewegung vor Krebs schützt, ist schon seit längerer Zeit unbestritten. Und seit einigen Jahren mehren sich die Belege dafür, dass ein individuell angepasstes Sportprogramm auch in der Behandlung von Krebserkrankungen zu empfehlen ist. Krebspatienten, die sich körperlich betätigen, sind leistungsfähiger, leiden weniger unter Fatigue und haben eine insgesamt bessere Lebensqualität. Der Onkologische Klinikverbund Essen e. V. lädt am Mittwoch, den 25. April 2012, ein zu einer Informationsveranstaltung „Sport und Krebs“. Von 15.30 bis 17.00 Uhr diskutieren Sport- und Medizinexperten im Kurhaus im Grugapark Essen. Anmeldungen per Fax an 0201-230961 oder per E-Mail an [email protected]. Weitere Infos unter www.vgsu.de/vgsu_aktuelles.php. Infoveranstaltung „Sport und Krebs“ 25. April 2012 Der Verein für Gesundheitssport und Sporttherapie an der Universität DuisburgEssen e.V. (VGSU) bietet in seinem Krebsnachsorgeprogramm funktionelle Gymnastik, moderates Ausdauertraining sowie Bewegungsspiele und Entspannung an. Brustkrebspatientinnen treffen sich unter professioneller Anleitung jeweils montags von 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr in der Frauenklinik des Universitätsklinikums (Physiotherapie, 2. Etage). Krebsnachsorge: Gymnastik, Ausdauertraining, Bewegung Für Prostatakrebspatienten gibt es ein ähnliches Angebot im Gymnastikraum der Sportstätte an der ehemaligen Pädagogischen Hochschule, Henri-Dunant-Straße 65, 45131 Essen, und zwar donnerstags von 16 bis 17 Uhr. Die Teilnahme ist jeweils kostenlos, Neueinsteiger sind jederzeit willkommen. Für ProstatakrebsPatienten in Rellinghausen w t z - j o u r n a l 1 · 2 0 1 2 · 4 . J g Spendenaktion für die modernste Kinderklinik Europas Die Kindermedizin des Universitätsklinikums Essen genießt einen erstklassigen Ruf, sie bietet Hochleistungsmedizin und Spitzenforschung. Ihre integrierten Forschungsgruppen gehören national wie international zu den größten und produktivsten Laboren ihrer Art. Ein Großteil der Bausubstanz ist allerdings mehr als 80 Jahre alt. Dringend benötigt wird ein Neubau, der das ambitionierte Ziel verfolgt, die Disziplinen der kindermedizinischen Versorgung unter einem Dach zusammenzuführen. Gleichzeitig sollen die Räume mehr auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmt und, wo immer möglich, Eltern mehr in die Behandlung einbezogen werden. Weitere Informationen zu dem Projekt findet man unter www.kinderklinik-metro-poleruhr.de Spendenkonto 188 77 77 bei der National-Bank AG, BLZ: 360 200 30, Stichwort „Zentrum für Kinderheilkunde“. Ehrenamtlicher Besuchsdienst der Klinikseelsorge Schwerkranke Patienten benötigen mehr als die rein medizinische Versorgung. Neben den praktischen Fragen, die sich im Verlauf der Therapie ergeben – wie sieht meine und die soziale Absicherung meiner Familie aus? Wie geht es weiter, wenn ich aus dem Krankenhaus komme? –, verspüren Patienten ein Bedürfnis nach Spiritualität, „auch wenn das im Alltag manchmal etwas verschüttet ist“, so Hans-Jörg Stets, evangelischer Pfarrer und Seelsorger am Universitätsklinikum Essen. Um möglichst alle Patienten versorgen zu können, die eine solche Betreuung wünschen, bildet die Klinikseelsorge in den kommenden Monaten ehrenamtliche seelsorgerische Betreuer aus. Interessierte können sich unter der Telefonnummer 0201-723-1670 oder per E-Mail [email protected] an Herrn Stets wenden. Impressum 15 WTZ-Journal ISSN: 1869-5892 © 2012 by Westdeutsches Tumorzentrum Essen und LUKON-Verlagsgesellschaft mbH, München Redaktion PD Dr. med. Andreas Hüttmann (Redaktionsleitung, verantwortlich); Prof. Dr. med. Angelika Eggert; Günter Löffelmann, Tina Schreck (CvD), Ludger Wahlers (089-820 737-0; [email protected]), Anschrift wie Verlag Anzeigen Manfred Just (089-820 737-0; M. [email protected]), Anschrift wie Verlag Herausgeber Direktorium Westdeutsches Tumorzentrum Essen WTZ, vertreten durch Prof. Dr. med. Angelika Eggert Hufelandstraße 55, 45122 Essen, www.wtz-essen.de Verlag LUKON Verlagsgesellschaft mbH Landsberger Straße 480 a, 81241 München Fon: 089-820 737-0 Fax: 089-820 737-17 E-Mail: [email protected], www.lukon-verlag.de Abonnement Das WTZ-Journal erscheint viermal jährlich zum Einzelpreis von 4,00 €. Der Preis für ein Jahresabonnement beträgt 15,00 €. Die genannten Preise verstehen sich zuzüglich Versandkosten: Inland 3,00 €; Ausland: 12,00 €. Die Bezugsdauer beträgt ein Jahr. Der Bezug verlängert sich automatisch um ein weiteres Jahr, wenn das Abonnement nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf des Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird. Für Mitglieder des Westdeutschen Tumorzentrums (WTZ) ist der Bezug des WTZ-Journals im Mitgliedsbeitrag bereits enthalten. Layout, Gestaltungskonzept und Illustration Charlotte Schmitz, 42781 Haan Bildnachweis Alle Grafiken und Illustrationen: Charlotte Schmitz, Haan; Titel, Seite 4, 11, 12, 14: André Zelck, Essen; Seite 8: The Moscone Center, San Francisco CA Seite 15: Robert Kneschke · fotolia.de Druck flyeralarm, Würzburg Printed in Germany Urheber- und Verlagsrecht Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskripts gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das jederzeit widerrufliche Einverständnis, die zugesandten Beiträge beziehungsweise Informationen in Datenbanken einzustellen, die vom Verlag oder Dritten geführt werden. Auflage 2.500 Exemplare BEI MULTIPLEM MYELOM SPRUNG IN EINE HÖHERE DIMENSION DER EFFIZIENZ Verlangen Sie mehr. Mit VELCADE® plus Melphalan-Prednison erreichten 30% der Patienten eine komplette Remission, verglichen mit 4% unter Melphalan-Prednison (p<0,001).1,2 Zudem zeigte sich unter VELCADE® plus Melphalan-Prednison ein signifikant längeres Gesamtüberleben um 13,3 Monate (56,4 Monate mit VMP vs. 43,1 Monate mit MP; p=0,0004).3 GO FOR LIFE 1. San Miguel J et al., New Engl J Med 2008;359:906–917. 2. Aktuelle VELCADE®-Fachinformation. 3. San Miguel J et al., ASH 2011, San Diego;Abstract #476. VELCADE® 1 mg/3,5 mg Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. Wirkstoff: Bortezomib. Zusammensetz.: Jede Durchstechfl. enth. 1 mg bzw. 3,5 mg Bortezomib (als ein Mannitol-Borsäureester). Sonst. Bestandt.: Mannitol (E421), Stickstoff. Anw. geb.: In Kombin. m. Melphalan u. Prednison für d. Bhdlg. v. Pat. m. bisher unbehand. multiplem Myelom, die für e. Hochdosis-Chemotherapie m. Knochenmarktranspl. nicht geeign. sind. Als Monotherapie für d. Bhdlg. v. progressivem, multiplem Myelom b. Pat., die mind. 1 vorangeh. Therapie durchlaufen haben u. die sich bereits einer Knochenmarktranspl. unterzogen haben od. die für eine Knochenmarktranspl. nicht geeign. sind. Gegenanz.: Überempfindl. gg. Bortezomib, Bor od. einen d. sonst. Bestandt.; akute diffus infiltrat. pulmon. u. perikard. Erkr.; Schwangerschaft u. Stillzeit; Kdr. u. Jugendl. unter 18 J.; gleichz. Gabe v. hochdos. Cytarabin (2 g/m2 pro Tag) als Dauerinfusion üb. 24 h mit Daunorubicin. Gleichz. Anw. mit starken CYP3A4-Indukt. nicht empf. Vorsicht bei: Obstipation; Thrombozytopenie; Neutropenie; Anämie; Blutungsrisiko; Bhdlg. unterbr., wenn d. Thrombozytenzahl < 25.000/μl od. b. Komb. m. Melphalan u. Prednison ≤ 30.000/μl u. mit reduz. Dosis wieder aufnehmen, wenn d. tox. Reakt. abgeklungen sind; sorgf. Nutzen-Risiko-Abwäg., bes. in Fällen moderater bis schwerer Thrombozytopenie u. Blutungsrisiken (engm. Blutbildkontr., einschl. Thrombozytenzähl. währ. ges. Bhdlg.); Flüssigkeitsretention; Herzinsuff. (engm. Überw. b. Risikopat. f. Herzerkr. od. besteh. Herzerkr.); Lungenerkr., Lungeninfiltration (Röntgenthorax vor Bhdlgs.beg. empf., um festzust., ob weit. diagn. Maßn. notw. sind u. als Ausgangsbef. f. mögl. pulmon. Veränd.; b. neu auftret. od. sich verschlecht. pulmon. Sympt. muss e. sofortige diagn. Abklärung sowie e. adäq. Bhdlg. d. Pat. erfolgen; vor Fortsetz. d. VELCADE®-Ther. Nutzen-Risiko-Verhältn. abwägen); Nierenfunkt.störg.; Pat. m. e. mäßigen od. schweren Leberfunkt.störg. (Dosis reduzieren u. engmaschig auf Tox. überwachen; Risikopat. f. Krampfanfälle u. Tumor-Lyse-Syndr.; Pat., d. Bortezomib in Kombin. m. potenten CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Ketoconazol, Ritonavir) erh.; Kombin. v. Bortezomib m. CYP3A4- od. CYP2C19-Substraten; eine normale Leberfunkt. soll gesichert sein; Gabe v. oralen Antidiabetika; Bhdlgs. abbruch b. schweren mögl. Immunkomplex-vermitt. Reakt. (z.B. Serumkrankh. od. Serumtypreakt., gelegentl. Polyarthr. m. Ausschl. u. proliferat Glomerulonephr.); Pat. sorgfält. auf Anz. autonom. od. periph. Neuropathie überw. Im Zus.hang m. d. Bhdlg. m. VELCADE® tritt häufig e. orthostat. posturale Hypotonie auf, daher bes. Vorsicht, wenn Pat. m. Synkopen in d. Anamn. m. Arzneim. bhdlt. werden, d. zu Hypotonie führen können, als auch b. Pat., d. aufgr. rezidiv. Diarrh. od. Erbr. dehydriert sind. Männer in zeugungsfäh. Alter u. Frauen in gebärfäh. Alter müssen währ. u. 3 Monate n. d. Bhdlg. e. zuverlässige Verhütungsmeth. anw. Nebenwirk.: (*Meldungen nach Markteinf.). Sehr häufig: Herpes zoster (einschl. disseminiertem), Thrombozytopenie, Anämie, Neutropenie, Neuropathie (periph., periph. sensor. autonome), Kopfschm., Parästhesie, Dyspnoe, Übelk., Diarrh., Erbr., Obstipat., Ausschlag, Myalgie, Müdigk., Fieber, vermind. Appetit. Häufig: Leukopenie, Lymphopenie, Schwindel (außer Vertigo), Störg. d. Geschmacksempfind., periph. Neuropathie verschlimmert, Polyneuropathie, Dysästhesie, Hypästhesie, Tremor, Pneumonie, Bronchitis, Sinusitis, Nasopharyngitis, Herpes simplex, Dehydratat., Hyperglyk., Hypokali., Schlaflosigk., Angstzust., Verwirrth., Depression, verschwomm. Sehen, Augenschmerz, Vertigo, Hypotonie [inkl. orthostat. u. postural], Phlebitis, Hämatom, Hypertonie, Epistaxis, Belast.-Dyspnoe, Husten, Rhinorrh., Bauchschm., Dyspepsie, weicher Stuhl, Oberbauchschm., Blähg., gebläht. Abdomen, Singult., orale Ulzerat., Halsschm., Stomatit., Mundtrockenh., Pruritus, Erythem, periorbitales Ödem, Urtikaria, Pruritus-art. Hautausschl., vermehrt. Schwitzen, trockene Haut, Ekzem, Schmerz i. d. Gliedmaßen, Muskelkrämpfe, Arthralgie, Knochenschm., periph. Schwellung, Muskelschwäche, Rückenschmerz, muskuloskelet. Schmerz, Nierenfunkt.störg., Dysurie, Schwäche, Rigor, allg. Unwohlsein, gripp. Infekte, (periph.) Ödem, Schmerz, Lethargie, Brustschm., Asthenie, Gewichtsabn., erhöhte Lactatdehydrogenase. Gelegentl.: Candida-Infekt., Gastroenterit., Infekt. d. oberen u. unt. Respirationstrakts, Infekt., Influenza, Pilzinfekt., sept. Schock*, Sepsis, Herpes-Meningoenzephalitis*, Harnwegsinfekt., Katheter-beding. Infekt., Hämophilusinfekt., Pneumokokkenpneum., Postzoster-Neuralg., Bakteriämie, Blepharitis, Bronchopneum., Cytomegalievirusinfekt., infekt. Mononukleose, Varizellen, orale Candidose, Pleurainfekt., Tumor-Lyse-Syndr., Lymphadenopathie, febrile Neutropenie, Panzytopenie, hämolyt. Anämie, thrombozytopen. Purpura, Angioödem*, Hypersensitivität, Immunkompl-vermitt. Hypersensitivität, Immunkompl.-vermitt. Reakt. wie in d. Art d. Serumkrankh., Polyarthrit. m. Ausschl. u. prolif. Glom.-Nephritis, Hyperkalz., Hyperkali., Hypernatr., Hyperurikämie, Hyponatr., Hypocalz., Hypomagnes., Hypophosphat., Hypoglyk., vermehrt. Appetit, Kachexie, Vit.-B12-Mangel, inadäquate ADH-Sekret., Agitat., Delir, Unruhe, Stimmungsschwank., Veränd. d. psych. Zust., Schlafstörg., Erregbark., Halluzin., anormale Traumzust., Krampfanf., Synkope, Konzentrat.störg., verstärk. Aktivität, Geschmacksverlust, Somnolenz, Migräne, periph. motor. Neuropathie, unwillkürl. Zuckungen, Lageschwindel, Ischiasbeschw., Wahrnehmungsstörg., Mononeuropathie, Parese, Syndr. d. unruh. Beine, Sprachstörg., Enzephalopathie*, revers. posteriores Leukoenzephalopathie-Syndr.*, intrakran. Blutg., Paraplegie, subarachn. Blutg., trock. Auge, Konjunktivit., Augenausfl., abnorm. Sehen, Augenblutg., Photophobie, Augenreizung, gesteig. Tränenfluss, gerötete Augenbindehaut, geschwoll. Auge, Tinnitus, Taubheit, Schwerhörigk., beeinträcht. Hörvermögen, Entwickl. od. Exazerbat. e. dekompens. Herzinsuff., Herzinsuff., ventrik. Hypokinesie, (akutes) Lungenödem, Herzbeuteltamponade*, kardiopulmonaler Stillst.*, Herzstillst., kardiog. Schock, Tachyk., Sinus-Tachyk., supraventr. Tachyk., Arrhyth., Vorhofflimmern, Palpitat., Sinusknotenarrest, kompl. AV-Block, (instab.) Angina pect., Myokardinfarkt, Gesichtsrötg., Petechien, Hitzewall., kleinfläch. Hautblutg., Purpura, zerebr. Blutg., Vaskulit., venenbeding. Hautverfärbg., Venenerweit., Blutg. aus Wunden, pulmon. Hypertonie, zerebrovask. Ereign., verstopfte Nase, pfeif. Atmen, Pleuraerguss, Heiserk., Thoraxschmerz, Hypoxie, pulmon. Insuff., Rhinitis, Asthma, Hyperventil., Orthopnoe, Sinusschmerz, Rachenenge, prod. Husten, respirat. Alkalose, respirat. Versagen*, Pneumonitis*, Lungenembolie*, pulmon. Hypertension*, interstit. Pneumonie*, akute diffus infiltrat. Lungenerkr.*, pulmon. alveoläre Hämorrh.*, Atemstillst., Tachypnoe, paralyt. Ileus, abdomin. Unwohlsein, Aufstoßen, gastrointest. Motilitätsstörg., Mundschm., Brechreiz, Antibiotika-assoz. Kolitis, Veränd. d. Stuhlgang-Gewohnh., hämorrhag. Diarrh., gastrointest. Blutg., Milzschmerz., Kolitis, Dysphagie, Ösophagit., Gastritis, gastroösoph. Refluxkrankh., gastrointest. Schmerz, Blutg. u. Schmerzen d. Mundschleimhaut, Hämatemesis, Hiatushernie, Reizdarmsyndr., orale Schleimhaut-Petech., rekt. Blutg., vermehrt. Speichelfluss, belegte Zunge, verfärbte Zunge, Enteritis, Fäkalstauung, ischäm. Kolitis*, akute Pankreatitis, Hyperbilirubinämie, Hepatitis, hepat. Hämorrhagie, Hypoproteinämie, Nachtschweiß, Stevens-Johnson-Syndr.*, Tox. epiderm. Nekrolyse*, erythemat. Hautausschlag, Haarausfall, Quetschung, generalis. Pruritus, fleck. u. papul. Hautausschl., Hautnoduli, generalis. Hautausschlag, (atopische) Dermatitis, Augenlidödem, Nagelveränd., Photosensitivit.reakt., Hautverfärb., anorm. Haarbeschaffenh., Miliara rubra, Psoriasis, vaskulit. Hautausschlag, Gesichtsödem, Dekubitalgeschwür, Ichthyosis, Gelenksteife, Schmerz i. Gesäß, Gelenkschwell., Muskelspasmen, Muskelzuck. od. Schweregefühl, Muskelsteifheit, Schwellung, Kieferschmerz, akutes Nierenversag., Nierenkolik, Hämaturie, Proteinurie, veränd. Miktionsfrequ., Schwierigk. b. Wasserlassen, Niereninsuff., Oligurie, Harnverhalt, Lendenschmerzen, Harninkont., verstärk. Harndrang, Sturz, Schleimhautentz., Kältegef., Gefühl v. Druck i. Brustkorb, Phlebitis a. d. Injekt.stelle, Schleimhautblutg., Druckempfindlichk., Erythem a. d. Injekt.stelle, Neuralgie, Leistenschmerz, Brustenge, Extravasatentz., Unwohlsein i. Brustber., Alaninaminotransferase, Aspartaminotransferase, alk. Phosph., Kreatininspiegel, Harnstoff i. Blut, Gammaglutamyltransferase, Amylase i. Blut, Bilirubin i. Blut erhöht; vermind. Phosphat i. Blut, auffäll. Leberfunkt.test, vermind. Erythrozytenzahl, Gewichtszun., vermind. weiße Blutkörperchenzahl, Bikarbonatspiegel vermind., unregelmäß. Herzrhythmus, erhöh. C-reakt. Protein, Katheter-bez. Komplikat., Schmerzen n. Applikat., Blutg. n. Applikat., Brennen, Hodenschmerz, erekt. Dysfunkt. Selten: auton. Neuropathie*, Herpes zoster ophthalmicus*, neu auftret. Abnahme d. linksventr. Ejektionsfraktion, Perikardit.*, ventr. Arrhyth.*, ventr. Tachyk.*, Akutes Respiratory Distress Syndr. (ARDS)*, periph. Embolie*, Leberversagen*, akute febrile neutroph. Dermatose (Sweet-Syndr.)*, vaskulit. Hautausschlag (einschl. leukozytoklast. Vaskulitis)*, vereinzelt in klin. Stud. QT-Verläng., Leberversagen. Herpes-zoster-Reaktivierung. Zytotoxisch: Nicht verwendetes Arzneimittel od. Abfallmaterial ist gem. d. nat. Anforderungen zu entsorgen. Stand d. Inform.: 06/2011. Verschreibungspflichtig. JANSSEN-CILAG GmbH, 41457 Neuss.