Virale Zoonosen 2 für INTRANET - uk

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Flaviviridae (+)-RNA-Viren
Systemische
• Flavivirus:
Gelbfiebervirus (flavus = gelb)
Dengue-Viren 1-4
Frühsommer-MeningoenzephalitisVirus (FSME)
Japanische Enzephalitis-Virus
West-Nil-Virus
• Pestivirus:
tierpathogene Viren
• Hepacivirus:
Hepatitis-C-Virus
Flavi-, Toga-, und Hantavirus-Infektionen,
verbunden mit Virämie
Sabine Awerkiew
Pathogenese der Flavivirus-Infektion
Flaviviren: Allgemeines
•
Reservoir: Säugetiere, durch Stich gelangt das Virus in Arthropoden
•
Dort kann das Virus „überwintern“ und sich auch vermehren
•
Transovarielle Übertragung in den Vektoren möglich
! Unabhängigkeit vom Vertebratenreservoir
•
Daneben auch durch Fledermäuse und Nagetiere übertragene Viren
•
Weite Verbreitung in den Tropen (endemisch), sporadisch in Europa
•
Alle Flaviviren sind immunologisch verwandt u. serologisch
kreuzreaktiv (Gelbfieberimpfung!)
-> spez. Unterscheidung via Neutralisationstest/RT-PCR
•
Klinik: biphasisch, Virämie u. Organmanifestation (ZNS)
Ausbreitung von der Eintrittsstelle zu
den Zielgeweben
Replikation an der Eintrittsstelle und
in regionalen Lymphknoten
-> Zugang zu Lymphbahnen u. dem
Blutstrom (prim. Virämie, niedrigtitrig,
Virusverbreitung)
-> Infektion weiterer Organe
-> erneute Vermehrung (sek. Virämie)
Gelbfieber
Gelbfieber (II)
IKZ 3 - 6 d
Klinik: biphasisch
asymptomatisch/mild (bes. Kinder)
Schw. Verlauf.:
virämische Phase, ~3d
abrupt Fieber (39-40°C), st. Kopfschmerzen,
Myalgien, Erbrechen, Nasenbluten, Bradykardie
für 3-4 d
bei 15%: toxische Phase innerhalb von 24 h
erneut Fieber, Bradykardie, abdominale Schmerzen
Bluterbrechen, blutige Durchfälle, Blutung aus
allen Körperöffnungen, in Organe u. Haut
Ikterus, Nierenfunktionsstörung, Enzephalopathie
•
Immunologie:
nach Infektion lebenslange Immunität
•
Prävention:
Mückenbekämpfung
•
Vakzination: 17 D – Lebendimpfstoff
verabreicht von autorisierten Gelbfieberimpfstellen
nach einmaliger subkutaner Injektion (20% grippeähnl. Symptome)
Immunität für 10 Jahre anerkannt
nicht für Kinder <6 Monate!
Letalität: 50% derer mit toxischer Phase (7-10d)
Dengue-Fieber
Dengue-Virus, 4 Serotypen
Vektor:
Aedes aegypti (Gelbfiebermücke)
Aedes albopticus (Asiatische Tigermücke)
50-100 mio Infizierte ww / a
500.000 hämorrhagische Verläufe (meist Kinder); 25.000 Tote/a
Dengue nimmt weltweit zu (rückläufige Vektoren-Bekämpfung)
Deutschland: jährlich 100 - 200 eingeschleppte Fälle
(häufigste virale zoonotische Erkrankung der Tropenrückkehrer
mit Fieber (7%) )
Kein Impfstoff (in Erprobung: >6 tetravalente Lebendimpfstoffe)
Nur Expositionsprophylaxe: hautbedeckende Kleidung, Repellentien
(auch tagsüber), Moskitonetze
Bei 90% symptomlos o. wie grippaler Infekt
Klassisches Dengue Fieber (DF):
IKZ 2 - 10 d
in 10%, selbstlimitierend:
hohes Fieber (40°C), Kopfschmerz, niedriger Puls,
schwere Myalgien und Arthralgien
makuläres/makulopapulöses Exanthem
Dengue hämorrhagisches Fieber (DHF):
initial ähnlich DF, aber schnelle Verschlechterung,
hohes Fieber, vergrößerte Leber, Ascites
stark erhöhte vaskuläre Permeabilität
Leukopenie, Thrombozytopenie, relative
Lymphozytose
gute Prognose, oft protrahierte Rekonvaleszenz
lebenslange serotypspez. Immunität,
Kreuzprotektion nur wenige Monate!
Hämorrhagisches Denguefieber mit
Dengueschock-Syndrom (DHF/DSS)
Diagnose
- ähnlich zu DHF, aber niedriger Blutdruck, Kreislaufversagen
•
Die klinische Diagnosestellung ist wegen der Vielzahl der möglichen
Erreger für Infektionskrankheiten schwierig.
- Charakterisiert durch:
•
Antikörpernachweis erst nach dem vierten Krankheitstag möglich.
•
Direkter Nachweis mit RT-PCR zwischen dem vierten und siebten
Krankheitstag sichert die Diagnose.
•
Eine klinisch ähnliche Erkrankung ist das Chikungunya-Fieber. Nach
Empfehlungen der WHO sollte das Blut eines Patienten mit Verdacht
auf Dengue-Fieber immer dann auf Antikörper gegen das
Chikungunya-Virus untersucht werden, wenn eine Infektion mit
Dengue-Viren nicht nachgewiesen werden kann und der Patient sich
in einem Gebiet aufgehalten hat, in dem das Chikungunya-Fieber
vorkommt.
zumeist hohe Virämie
hohe T-Zellaktivierung
hohe T-Zellzytokinspiegel (insbes. vasoaktive Mediatoren wie TNF-!)
- dominant bei Sekundärinf. mit heterologem Serotyp (bes. bei Kindern)
- durch den Antibody-enhancing effect vermittelt
- Letalität 1- 50%
FSME (Frühsommermeningoenzephalitis)
Labordiagnostik
IKZ 8d, (3 - 14 d); oft symptomlos (~70%), nicht ansteckend
•
Biphasischer Verlauf
1. Phase (Virämie): 5d (2-10); wie grippaler Infekt (Fieber, Müdigkeit,
Unwohlsein, Kopf- u. Körperschmerzen), Leukopenie, Thrombozytopenie,
leicht erhöhte Transaminasen
dann symptomfreies Intervall, ca. 1 Woche (1-21d)
2. Phase: in ~10-30%
schweres Krankheitsgefühl mit hohem Fieber (40°C) u. ZNS-Befall
(Meningitis, Meningoenzephalitis ~10% d. Inf., Meningoenzephalomyelitis);
Neurologische Symptome: Bewusstseinsveränderungen (30%), Ataxie
(30%), Parase (10%)…
Letalität: 0,5-2%; i. fernen Osten 20-30% d. hospitalisierten Fälle
neurologische Residualzustände bei 10-20% langzeitig bis permanent
simultaer Nachweis von IgM u. IgG (i.d.R. nachweisbar bei
Kranksheitsbeginn, ZNS-Symptome)
Cave! Kreuzreaktivität mit anderen Flaviviren möglich; Impfung!
•
oder signifikanter Anstieg der Antikörperkonzentration zwischen zwei
Proben im zeitlichen Abstand von 2-4 Wochen
•
In der 1. Phase Nachweis via RT-PCR aus dem Serum, selten (zum
Anfang der 2. Phase) im Liquor
•
Intrathekale FSME-AK (erhöhter Liquor-Serum-Index) später als im
Serum und zu 100% um Tag 10
Therapie: symptomatisch, eine spezifische antivirale Therapie ist nicht
verfügbar
Charakteristika der Hantaviren
Flaviviren - Zusammenfassung
Familie:
•
Wichtige Krankheitserreger auf allen Kontinenten
•
Keine spezifische antivirale Therapie
•
Wirksame Impfstoffe für GF, FSME, JE
•
Letalität bei GF 20-50%, sonst eher gering (1-2%)
aber: durch die große Zahl an Infizierten weltweit ein großes
gesundheitspolitisches Problem in subtropischen und tropischen
Gebieten.
•
Bunyaviridae
Viruspartikel:
sphärisch, 80-120 nm
Strukturproteine:
Glykoproteine G1, G2;
Nukleokapsidprotein N
Genom:
minus-SS-RNA,
Bei Fieber nach Tropenaufenthalt an Dengue
denken
drei Segmente
Hantavirus-Pathogenese
Humanpathogene Hantavirus-Serotypen
Serotyp
Klin. Manifestation
Vorkommen
Hantaan
Koreanisches Hämorrhagisches Fieber (KHF)
Südostasien, Rußland
Puumala
Nephropathia epidemica
(NE)
Europa
Seoul
Hämorhagisches Fieber mit weltweit
renalem Syndrom (HFRS)
KHF-ähnlich, milder
Dobrava
HFRS, KHF-ähnlich
Sin nombre Hantavirales pulmunales
1993
Syndrom (HPS)
Südeuropa
Amerika
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Aufnahme des Virus über die Lunge (Aerosole von Nagerausscheidungen)
IKZ: 14 d (- 35 d)
überwiegend subklinisch oder abortiv "Sommergrippe„ (Europa, Puumala)
bei 5-10% der Infektionen milde bis schwere Verlaufsformen des
hämorhagischen Fiebers mit renalem Syndrom
abrupt hohes Fieber und grippeartige Symptome wie Myalgien und
Kopfschmerzen
nach Abklingen der grippalen Symptome am 3.-4. Krankheitstag starke, oft
kolikartigen Flankenschmerzen, interstitielle Nephritis, Kreatinin-Retention,
u.U. Dialyse nötig
Nephritis oder auch Pneumonie
Endothelbefall >> Blutungen
Letalität:
Kor. Hämorrhagisches Fieber 4-6%
Nephropathia epidemica <1%
Sin Nombre - 50%
Labordiagnostik
•
Nachweis von IgM und/oder IgG (IC/IFT)
Kreuzreaktivität mit anderen Serotypen möglich!
•
Bei negativem Befund und kl. V. a. Infektion Kontrolleinsendung nach
3-5 d
Hantavirus-Endemiegebiete
in Deutschland
(Gebiete mit gehäuft
auftretenden
HFRS-Fällen)
2007 1687 Fälle
Münsterland
nördl. Eifel
Nordbaden
Schwäbische Alb
Westnil-Virus
• Erstmals 1937 bei fiebriger Erkrankung in der Westnil-Provinz Ugandas
nachgewiesen.
• Nennenswerte Epidemien 1951/52/57 in Israel und 1974/83/84 in
Südafrika. Seroprävalenz belegt weite Verbreitung in Afrika und im
nahen und mittleren Osten bis Pakistan und Indien.
• Mitte der 90er Jahre änderte das Virus seine Virulenz. Seitdem beinahe
jährlich größere Ausbrüche mit schweren - auch tödlich verlaufenden
Enzephalitiden bei Vögeln, Pferden und Menschen.
• breites Vektorenspektrum
• 1999 plötzliches Auftreten in New York und rasante Ausbreitung über
Nordamerika – Genotyp mit erhöhter Virulenz
1999 bis 2001
149 Infektionen mit 18 Todesfällen
2002
4156 Infektionen und 284 Tote
2003
9858 Infektionen und 262 Tote
2006
3752 Infektionen
600-1200
Infektionen/a
Würzburg
Unterfranken
, Spessart
Reutlingen
Ulm
Westnil-Virus
• in vielen Fällen asymptomatisch, bei 20-30% nach 2-6 Tagen
grippeähnliche Erkrankung, Exantheme
• <1% der Infektionen Enzephalitis und Meningoenzephalitis,
tödlich bei 4-14% der Hospitaleinweisungen
• Risikofaktoren: hohes Lebensalter und Immunschwäche
• Spezifische antivirale Therapie nicht verfügbar.
• Erprobung therapeutischer IgG-Gaben für Risikopatienten
• Prävention und Kontrolle:
Insektenrepellents, Beseitigung von Mückenbrutplätzen,
Früherkennung von Ausbrüchen durch regelmäßige Testung von
Mücken und toten Vögeln.
Togaviridae
Zwei Gattungen:
Genus Alphavirus
Moskitos als Vektoren
Konsequenzen einer Infektion reichen von asymptomatischer
Serokonversion bis zu hoch letalen Krankheitsbildern:
>akute Arthropathien
>Fieber, hämorrhagisches Fieber
>Enzephalitis
Alphaviren
Chikungunya:
IKZ 2-3d, schwere Polyarthralgie (typische Haltung des Pat.),
Myalgie, Exanthem
- 6 Fälle von diaplazentarer Übertragung dokumentiert
- neuer hochpathogener Stamm (CHIKV 06.21) entstanden durch
eine Punktmutation (Austausch einer Aminosäure); ~ doppelt so
hohe Viruslast in der Tigermücke wie nicht mutierte Stämme und
dadurch bessere Überlebenschancen im Verdauungssystem der
Mücke
Genus Rubivirus (monotypisch)
Das Rötelnvirus wird nicht durch Arthropoden übertragen
Alphaviren-Prävention
•
•
•
Ökologische Intervention
z.B. Trockenlegung von Sümpfen, Verbesserung der
Trinkwasserversorgung, cave! Wasserpfützen in weggeworfenen
Plastikgefäßen oder alten Autoreifen
Impfstoffe
experimentelle Impfstoffe: Totvakzine gegen RRV, attenuierte
Impfstoffe gegen Chik
Therapie
Versuche mit Ribavirin und Interferon, geringe Effekte
Ross River Virus: im tropischen und subtropischen Australien (500600 Fälle/a), IKZ 7-11d, Polyathralgien, mäßige Temp., Myalgie,
Exanthem
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