Plankton Plankton PLANKTON Grundkurs - Ökologie SS 2005 Plankton Victor Hensen Viktor Hensen (1835-1924) prägte 1887 den Begriff „Plankton“. Gr. Plagktos = umherschweifend Alle Organismen, die im Freiwasser (Pelagial) leben und deren Eigenbewegungen im Vergleich zu den Bewegungen des Wasserkörpers unbedeutend sind. Passive Verfrachtung durch Strömungen Schweben im Wasserkörper. Eigenbewegungen - zum Erhalt des Schwebezustandes - zur Höhenregulierung im Wasser. Plankton Lebensräu me Pelagial: Lebensraum von Plankton (Algen, Daphnien, Rädertierchen) und Nekton (Fische) Benthal: Lebensraum des Benthos (z.B. Flohkrebse, Würmer) Plankton KompEbene Einteilung nach Lichtintensität Kompensationsebene Brutto-Photosyntheserate und Respiration gleichen sich aus. Größere Tiefen – weniger Lichtenergie für Pflanzen. Oberhalb der Kompensationsebene: Bilanz der Photosynthese positiv. Neue Biomasse wird aufgebaut. Unterhalb der Kompensationsebene: Verluste durch Veratmung größer als die Gewinne aus Photosynthese. Plankton Schichtun g Einteilung nach der Temperaturschichtung Schichtung des Wasserkörpers im Sommer Plankton Zusamme nsetzung Zusammensetzung des Planktons Unterschiedliche Organismengruppen. Einzeller (Protozoen) und Mehrzeller (Metazoen). pflanzliche, tierische und mikrobielle Organismen. Plankton Einteilung Einteilung der Planktonorganismen 1) Nach der Körpergröße: Femto- bis Megaplankton 2) Nach dem Lebenszyklus: Holoplankton und Meroplankton 3) Nach Funktion / Ernährungsweise: Destruenten: Bakterioplankton (Bakterien, Pilze) Produzenten: Phytoplankton (Algen) Konsumenten: Zooplankton (tierische Organismen) Plankton Größenkl assen 1 Plankton: Größenklassen Femtoplankton 0,2 µm Viren, Phagen Picoplankton 0,2 µm 2 µm Bakterien, kl. Phytopl., Protozoen Nanoplankton 2 20 µm Phytoplankter, Protozoen, gr. Bak. µm Plankton Größenkl assen 2 Plankton: Größenklassen Mikroplankton Mesoplankton 20 µm 200 µm 200 µm 2 mm große Phytoplankter u. Protozoen, kleine Metazoen (z.B. Rotatorien) größte Einzeller, Phytoplanktonkolonien, viele Metazoen Volvox spec. (200-2000 µm) Bosmina spec. (bis über 1000 µm) Plankton Größenkl assen 3 Plankton: Größenklassen Makroplankton 2 mm 2 cm Megaplankton über 2 cm Daphnia spec. (bis über 2000 µm) extrem große Phytoplanktonkol. gr. pelagische Crustaceen (Krill) größte Zooplankter (z.B. Quallen) Euphausia superba (über 6 cm) Plankton Holoplan kton 1 Plankton: Lebenszyklen - Holoplankton Alle Stadien des Lebenszyklus werden im Pelagial verbracht. Copepoda Adultus Ei CopepodidStadien NaupliusStadien Plankton Holoplan kton 3 Plankton: Lebenszyklen - Holoplankton Cladocera: Keine Larvenstadien. Schlupf aus Dauereiern während der ersten Planktonblüte. Parthenogenetische und sexuelle Fortflanzung (Heterogonie) Plankton Meroplan kton 1 Plankton: Lebenszyklen - Meroplankton Mindestens ein Lebenszyklusstadium nicht planktonisch Büschelmücke Chaoborus crystallinus Larven: 12 bis 17 mm. Zwei Generationen pro Jahr. Erste Generation ist im Juli/August ausgewachsen und legt sofort Eier ab. Larven der 2. Generation überwintern bei tieferen Temperaturen am Teichgrund Schlupf im folgenden April/Mai Plankton Meroplan kton 2a Plankton: Lebenszyklen - Meroplankton 2-4 cm große Süßwasser-Muschel (Flüsse und Seen). Oft massenhaft in großen Kolonien. Etwa 1830 von Südostnach Mitteleuropa eingewandert. Nach Nordamerika verschleppt. Wandermuschel (Dreissena polymorpha) „Wandermuschel“, weil sie mit ihrer freischwimmenden Larve schnell neue Lebensräume besiedeln können. Plankton Meroplan kton 2b Plankton: Lebenszyklen - Meroplankton Über 40 000 Eier werden ins Wasser abgegeben. 3-5 Tage nach der Befruchtung schlüpfen die Larven (Veliger) und verbleiben bis über einen Monat frei-schwimmend im Wasser. Austern-Veliger Plankton Bakteriop lankton Plankton: Funktion – Destruenten/Reduzenten Bakterioplankton Planktische Bakterien, können sowohl autotroph als auch heterotroph sein. Fluoreszenzmikroskopie Häufigste Plankter Plattenkeimzahl Coliforme Bakterien weisen auf fäkale Verunreinigungen hin. Große metabolische Vielfalt !!! Epifluoreszenz-Präparat gefärbt mit dem DNAFluoreszenzfarbstoff DAPI und angeregt mit UV-Licht. Plankton Mykoplan kton Plankton: Funktion – Destruenten/Reduzenten Mykoplankton Planktische Pilze sind heterotroph Ernähren sich saprophytisch (von abgestorbenem organischen Material) Viele parasitische Formen. Algenpilze (Oomycota) auf fädigen Grünalgen. Echte Pilze (Eumycota) häufig parasitisch. Schlauchpilze (Ascomycetes) sind durch Hefen vertreten. (besonders in Gewässern, die stark durch gelöste organische Substanzen belastet sind) Plankton Phytoplan kton Plankton: Phytoplankton - Produzenten Alle autotrophen Planktonorganismen, die Photosynthese betreiben. 6 CO2 +6 H2O Æ C6H12O6 + 6 O2 (- 2802 kJ) Hauptsächlich pflanzliche Organismen, wie z. B Blaualgen (Cyanobakteria), Kieselalgen (Diatomeen) Grünalgen (Chlorophyceen), andere Phytoflagellaten (z.B. Dinophyta, Euglenophyta) Die Produktion von Phytoplankton (Primärproduktion) ist die Lebensgrundlage für andere Organismen im und am Gewässer. Plankton Blaualgen Phytoplankton: Blaualgen (Cyanobakterien) Trotz prokaryotischer Zellorganisation fast alle Lebensformtypen des Phytoplanktons. Microcystis spec. Einzellig Synechococcus spec. Fädig Kolonien N-Fixierung ! Gasvakuolen Plankton Kieselalg en Phytoplankton: Kieselalgen (Diatomeen) Einlagerungen von Kieselsäure in den Zellwänden, stets einzellig 2 Ordnungen: Pennales u. Centrales Tabellaria spec. Asterionella formosa Vermehrung durch Zweiteilung Hypotheke wird neu gebildet Dadurch werden die Zellen immer kleiner. Bei einer kritischen minimalen Größe sexuelle Fortpflanzung. Plankton Grünalge n Phytoplankton: Grünalgen (Chlorophyta) Stammesgeschichtlicher Ausgangspunkt der höheren Pflanzen. Alle Organisationsstufen, 8000 Arten Volvox spec. Chlorococcum spec. Scenedesmus spec. Plankton Phytoflag ellaten Phytoflagellaten (Dinophyta, Euglenophyta) Eine Quer- und eine Längsfurche in denen je eine Geißel liegt. Gymnodinium paradoxum. Zellwände mit Cellulose Euglena viridis. Autotrophe, myxotrophe, und heterotrophe Formen Plankton Zooplankt on Zooplankton (Konsumenten) Betreiben keine Photosynthese Ernähren sich von anderen Organismen. Herbivore, onmivore und carnivore Zooplankter Assimilation organischer Substanz O2-Verbrauch N-Freisetzung Komplexe Fraßbeziehungen -> Nahrungsnetz Plankton Rädertierc hen Zooplankton: Rädertierchen (Rotatoria) Räderorgan erzeugt Wasserwirbel Ernährung Fortbewegung Kaumagen Lecane spec. ca. 200 µm Ostracoden Zooplankton: Ostracoda (Muschelkrebse) (0,5 – 3 mm) Zweiklappiger Carapax umschließt gesamten Körper. 2. Antennen dienen der Fortbewegung. Marin und limnisch, nur wenige pelgische Arten. Zooplankton: Cladocera (Wasserflöhe) Cladocera 1 (1 – 6 mm) Carapax zweiklappig Limnisch, nur wenige marine Arten Zooplankton: Cladocera (Wasserflöhe) Cladocera 2 Durchsichtig und farblos Langer Schwanzstiel Weibchen ohne Stachel Räuber von Cladoceren und Copepoden (1 – 6 mm) Bythotrephes spec. (bis 10 mm) Cyclopoidea Zooplankton: Copepoda (Cyclopoida) Macrocyclops albidus (um 2,5 mm) 1. Antennen dienen der Fortbewegung Weibchen mit Eiballen Plankton Ichtyopla nkton Ichtyoplankton (Fischeier und -larven) Dottersacklarven (10 - 30 mm) Temporäres Auftreten Räuber von Cladoceren und Copepoden Nahrungsspektrum verändert sich rasch mit der Zunahme der Körpergröße Trophische Interaktionen (Nahrungsnetze) Trophodynamik Körpergröße nimmt mit der Position in der Nahrungskette zu. Energie- und Stoffverluste begrenzen Länge von Nahrungsketten. Phytoplankton: Photosynthese Zooplankton: Herbivore (Pflanzenfresser) Carnivore (Fleischfresser) Omnivore (Allesfresser) Ernährungsweise: Greifer, Strudler, Filtrierer, Leimrutenfänger Plankton Nahrungs netz Endkonsumenten Raubfische Sekundärkonsumenten Carnivores Zooplankton Primärkonsumenten Herbivores Zooplankton Primärproduzenten Phytoplankton Destruenten Bakterien / Pilze Plankton Vertikalw anderung Vertikalwanderung Manche Zooplankter (Daphnien, Copepoden) Fraßvermeidung Metabolische Vorteile Im Meer: Nordischer Krill Flügelschnecken Plankton Cyclomor phose Cyclomorphose Jahreszeitliche Formveränderung einer Art (z.B. Daphnien) Ausbildung von Dornen, Buckeln oder Helmen Fraßvermeidung Daphnia cocculata Foto: C. Laforsch Plankton Jahresgan g Jahresgang Phytolankton Die saisonale Abfolge der Planktonentwicklung wird bedingt durch die Gegenläufigkeit von Lichtintensität und Nährstoffverteilung. Winter: Lichtmangel und niedrige Temperaturen verhindern Algenwachstum Frühjahr: Anstieg der Lichteinstrahlung führt zu Blüte und Nährstoffzehrung Sommer: Nährstoffminderung durch Umlagerung und Sedimentation Herbst: Nährstoff-Freisetzung nach vertikaler Durchmischung Plankton Frühjahrs blüte Frühjahrsblüte Algenwachstum wird von Nährstoffressourcen und Temperatur begrenzt. Kieselalgen dominieren zunächst Verdrängung durch andere Phytoplankter durch Silikat-Limitierung. Zooplankton folgt dem Phytoplankton mit Verzögerung. Zunächst kleine, dann größere Zooplankter. Plankton Sommerst agnation Sommerstagnation Frühjahrsmaximum wird durch Grazing und Sedimentation abgebaut. Nährstoffpool erlaubt nur geringes Phytoplankton-Wachstum. Überwiegend Pico- und Nanoplankter. Nährstoffquelle hauptsächlich durch Exkretion der Zooplankter. Plankton Herbstzir kulation Herbstzirkulation Die Herbstblüte findet statt, wenn bei noch genügender Lichteinstrahlung Nährstoffe aus dem Tiefenwasser nach oben befördert werden. Dichteunterschiede im Wasserkörper sind nicht mehr vorhanden Zirkulation durch Windeinfluss Plankton Wintersta gnation Winterstagnation Niedrige Temperaturen und geringe Lichteinstrahlung verhindern Wachstum. Mineralisierung von organischen Stoffen am Seegrund. Wasser wird mit Nährstoffen, Mineralien und CO2 angereichert. Plankton Klarwasse rstadium Eutrophe Systeme Klarwasserstadium: Intensive Frühjahrsblüte Schnelle Entfaltung des Zooplanktons Zusammenbruch des Phytoplanktons durch Grazing. Hungerbedingungen für Zooplankter Sommermaximum: Genügend Nährstoffe Kontinuierliches Algenwachstum Blaualgenblüte: Bei N-Limitierung Plankton Jungforsc her