Synaptische Transmission

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Peter Walla
Synaptische Transmission
Wie lösen APe, die an den Endknöpfchen der Axone ankommen, die
Freisetzung von Neurotransmittern in den synaptischen Spalt aus
(chemische Signalübertragung)?
5 wichtige Aspekte:
1) Struktur der Synapsen
2) Synthese, Verpackung und Transport von Neurotransmittern
3) Freisetzung von Neurotransmittern
4) Aktivierung von Rezeptoren
5) Wiederaufnahme der Neurotransmitter
Ad 1) Struktur der Synapsen:
-Axodendritische Synapsen
(meist an dendritischen Dornen!)
- Axosomatische Synapsen
- Dendrodendritische Synapsen
- Axoaxonale Synapsen
(wichtig für präsynaptische Hemmung!)
Peter Walla
Synaptische Transmission
Axodendritische Synapse
Peter Walla
Synaptische Transmission
Es gibt weiters so genannte direkte Synapsen und indirekte Synapsen:
bei indirekten Synapen liegt der Ort der Neurotransmitterfreisetzung
in einiger Entfernung vom Rezeptorort! (Neurotransmitter werden aus
Varikositäten entlang des Axons und seiner Äste freigesetzt; diese werden
dann weit auf umgebende Ziele verteilt!)
bei direkten Synapsen liegt
der Ort der Neurotransmitterfreistzung und
der postsynaptische Rezeptorort nahe
beieinander!
Peter Walla
Synaptische Transmission
Ad 2) Synthese, Verpackung und Transport der Neurotransmitter
Es gibt grundsätzlich verschiedene Typen kleiner Neurotransmitter und
grosse Neurotransmitter, die immer Peptide sind!
Die kleinen Neurotransmitter werden in den Endknöpfchen
synthetisiert und in synaptische Vesikel verpackt (Funktion des GolgiApparats)
Die Peptide allerdings (die grossen Neurotransmitter!) werden im
Zellkörper von Ribosomen zusammengesetzt (Vergleich mit Genexpression!)!
Der Golgi-Apparat im Zellkörper verpackt die Peptide dann ebenso in Vesikel!
Die Vesikel werden dann über Mikrotubuli zu den Endknöpfchen gebracht!
(ca. 40cm/Tag!)
Die grösseren Vesikel mit Peptiden lagern sich nicht so nahe an der
präsynaptischen Membran an wie die kleinen Vesikel!
Manche Neuronen synthetisieren beide Neurotransmitter-Typen
(Koexistenz!)
Peter Walla
Synaptische Transmission
Ad 3) Freisetzung der Neurotransmitter (Exocytose):
Im Ruhezustand sammeln sich mit Neurotransmittern gefüllte Vesikel an der
präsynaptischen Membran!
An der präsynaptischen Membran gibt es viele spannungsgesteuerte
Calciumkanäle!
Bei Eintreffen eines APs in einem Endknöpfchen einer axonalen Endigung,
öffnen sich diese Calciumkanäle und Ca2+ -Ionen strömen ins Innere des
Endknöpfchens!
Dieser Ca2+ -Ionen-Einstrom lässt die gefüllten Vesikel mit der Membran
verschmelzen und ihren Inhalt in den synaptischen Spalt freisetzen!
Es gibt einen wichtigen Unterschied zwischen der Freisetzung kleiner
Neurotransmitter und der Freisetzung grosser Neuropeptide:
Kleine Neurotransmitter werden impulsartig im Zusammenhang mit dem
Eintreffen der APe freigesetzt, während Neuropeptide allmählich freigesetzt
werden!
Peter Walla
Synaptische Transmission
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Synaptische Transmission
Ad 4) Rezeptoraktivierung:
PSPe (EPSPs und IPSPs!) werden durch die Bindung von Neurotransmittern
an Rezeptoren der postsynaptischen Membran erzeugt!
Ein Rezeptor besteht aus einem Protein mit Bindungsstellen für nur bestimmte
Neurotransmitter!
Ein Neurotransmitter braucht immer
einen spezifischen Rezeptor, um Wirkung
zu zeigen!
Meist kann ein Neurotransmitter aber
an mehrere verschiedene Rezeptoren
binden!
(Subtypen des spezifischen Rezeptors!)
2 Typen von Rezeptoren:
Die Bindung an einen so genannten
ionotropen Rezeptor öffnet sofort den
daran gekoppelten Ionenkanal, sodass
unmittelbar ein PSP induziert wird!
Peter Walla
Synaptische Transmission
Die Bindung an einen so genannten metatropen Rezeptor, welcher immer an
der Außenseite eines Signalproteins angekoppelt ist, veranlasst die
Abspaltung einer Untereinheit eines innen angekoppelten G-Proteins.
Die abgespaltete Unterheit
kann dann innen entlang der
Membran an nahe gelegene
Ionenkanäle binden, oder sie
kann die Synthese eines
sekundären Botenstoffs auslösen!
Der sekundäre Botenstoff diffundiert
dann durch das Zytoplasma und kann
beispielsweise in den Zellkern
eindringen und Genexpression
beeinflussen!
Peter Walla
Synaptische Transmission
Weiters gibt es auch so genannte Autorezeptoren!
Autorezeptoren sind metatrop und gehen eine
Bindung mit Neurotransmittern des eigenen
Neurons ein (präsynaptisch!).
Sie können die Freisetzung der Neurotransmitter
in den synaptischen Spalt reduzieren oder verstärken!
Wichtige Hinweise:
Kleine (niedermolekulare) Neurotransmitter
werden eher an direkten Synapsen ausgeschüttet
und aktivieren eher ionotrope Rezeptoren, oder direkt
auf Ionenkanäle wirkende metatrope Rezeptoren!
Sie sind in schnelle Sigalübertragung eingebunden!
Neuropeptide werden eher diffus freigesetzt (indirekte Synapsen) und binden
an metatrope Rezeptoren, die über sekundäre Botenstoffe wirken!
Sie sind in langsame und lang anhaltende Signalübertragung eingebunden!
Peter Walla
Synaptische Transmission
Ad 5) Wiederaufnahme, Abbau und Recycling der Neurotransmitter
Damit ein Neurotransmitter nicht unaufhörlich
aktiv bleibt gibt es eine so genannte
Wiederaufnahme (oft) und einen
Enzymatischen Abbau (selten) von
Neurotransmittern!
Die Wiederaufnahme der Neurotransmitter
in die präsynaptischen Endknöpfchen findet
sofort nach ihrer Freisetzung statt!
Im Zuge eines enzymatischen Abbaus
werden die Neurotransmitter in der
Synapse aufgespalten und ihre
Abbauprodukte wieder in die Endknöpfchen
aufgenommen!
Peter Walla
Synaptische Transmission
Was machen Gliazellen, von denen es ja 10 mal mehr gibt als Neuronen?
Astrocyten setzen auch chemische Botenstoffe frei, haben auch
Rezeptoren für Neurotransmitter, leiten Signale weiter und sind an der
Wiederaufnahme von Neurotransmittern beteiligt!
Astrocyten sind mit Neuronen über so genannte
Gap junctions verbunden
Gap junctions sind enge Räume zwischen Zellen,
die über röhrenförmige und mit Cytoplasma gefüllte
Kanäle verbunden sind!
Elektrische Synapsen!
Zusätzliche Information:
Elektrische Synapsen sind im Nervensystem wirbelloser Tiere weit verbreitet!
Peter Walla
Neurotransmitter
Was für Neurotransmitter gibt es?
Es gibt 4 Klassen kleiner (niedermolekularer) Neurotransmitter:
- Aminosäuren
- Monoamine
- Lösliche Gase
- Acetylcholin
Es gibt auch die bereits erwähnten hochmolekularen Neuropeptide!
1) Aminosäuren:
Die meisten schnell reagierenden, direkten Synapsen basieren auf
Aminosäuren (Proteinbausteine!) als Neurotransmitter!
Die bekanntesten 4 sind:
Glutamat, Aspartat, Glycin und Gamma-Amino-Buttersäure (GABA)
Peter Walla
Neurotransmitter
Glutamat ist der am weitesten verbreitete exzitatorische Neurotransmitter
im ZNS der Säugetiere!
GABA ist der am weitesten verbreitete inhibitorische Neurotransmitter im
ZNS der Säugetiere!
2) Monoamine:
Jedes Monoamin wird aus einer bestimmten Aminosäure synthetisiert!
Monoamine kommen in kleinen Neuronengruppen, deren Zellkörper sich
hauptsächlich im Hirnstamm befinden, vor!
Es gibt 4 Monoamine-Neurotransmitter:
Dopamin, Adrenalin (od. Epinephrin), Noradrenalin (od. Norepinephrin
und Serotonin!
Peter Walla
Neurotransmitter
Die Monoamine lassen sich strukturell in 2 Gruppen einteilen:
Catecholamine
Indolamine
Dopamin
Noradrenalin
Adrenalin
Serotonin
Die Catecholamine
werden alle aus der
Aminosäure
Tyrosin
synthetisiert!
Erinnerung: Parkinson!
Serotonin wird aus der
Aminosäure
Tryptophan
synthetisiert!
Peter Walla
Neurotransmitter
3) Lösliche Gase:
Stickstoffmonoxid
(NO)
Kohlenmonoxid
(CO)
Beide löslichen Gase werden im Cytoplasma entsprechender Neuronen
produziert und diffundieren direkt durch die Zellmembran in benachbarte
Zellen!
Sie lösen die Produktion eines sekundären Botenstoffes aus und werden
rasch deaktiviert (wenige Sekunden!), indem sie in andere Moleküle
umgewandelt werden!
Sie sind an der so genannten retrograden Transmission beteiligt:
Das heisst, sie regulieren postsynaptisch die Aktivität präsynaptischer
Neuronen, indem sie „Feedbacksignale“ abgeben!
Peter Walla
Neurotransmitter
4) Acetylcholin (Ach):
Acetylcholin ist der Neurotransmitter neuromuskulärer Synapsen, vieler
Synapsen des autonomen (PNS) und auch des zentralen Nervensystems!
Neuropeptide:
Es gibt an die 100 verschiedene
Neuropeptide!
Ein Beispiel sind die so genannten
Endorphine (endogene Opiate!)
Endorphine aktivieren neuronale
Systeme, die an der
Schmerzunterdrückung beteiligt
Sind (Analgesie!) und auch solche,
die das Erleben von Freude
vermitteln!
Peter Walla
Pharmaka und Drogen
Pharmakologie synaptischer Übertragung:
Durch die neurowissenschaftliche Erkenntnis über die prinzipiellen
Mechanismen synaptischer Übertragung ergaben sich viele Möglichkeiten,
Substanzen zu entwickeln, die diese modifizieren!
Die Untersuchung von Pharmaka, die synaptische Übertragung verändern
und so auf psychologische Prozesse einwirken, ist weit verbreitet!
Pharmakologische Substanzen wirken immer entweder erleichternd (Agonist)
oder hemmend (Antagonist) auf eine synaptische Übertragung!
Bevor wir 5 Beispiele psychoaktiver Substanzen besprechen, schauen wir
zuerst noch einmal auf einzelne Schritte, die alle Neurotransmitter betreffen
und für ein Verständnis einer pharmakologischen Wirkung von Bedeutung
sind!
Peter Walla
Pharmaka und Drogen
Peter Walla
Pharmaka und Drogen
5 Beispiele psychoaktiver Substanzen:
(Empfehlung: „Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“, von Christian Rätsch)
Kokain, Benzodiazepine, Atropin, Curare und Botulinustoxin (Botox)
1) Kokain (ein Agonist):
Kokain erhöht die Aktivität von Dopamin und Noradrenalin, indem es die
Wiederaufnahme dieser Neurotransmitter aus dem synaptischen Spalt in die
präsynaptischen Endknöpfchen hemmt!
Als Konsequenz ist die Wirkung von Dopamin und Noradrenalin an den
postsynaptischen Rezeptoren länger anhaltend!
Psychische Effekte
Euphorie, Appetitverlust und Schlaflosigkeit!
Peter Walla
Pharmaka und Drogen
2) Benzodiazepine (Agonisten):
Benzodiazepine binden an den
ionotropen GABAA-Rezeptor an
einer anderen Stelle als die normalen
GABA-Moleküle und verstärken so
den inhibitorischen Effekt
(als zusätzliche Rezeptorwirkung;
fördern den Einstrom von Cl- -Ionen
und helfen so bei der
Hyperpolarisation)!
Peter Walla
Pharmaka und Drogen
3) Atropin (ein Antagonist!):
Atropin ist der pharmakologisch aktive Bestandteil der Tollkirsche (Atropa
belladonna)!
Atropin bindet an den muskarinergen Rezeptor (ein Subtyp des
Acetylcholinrezeptors) und wirkt so als Rezeptorblocker für Acetylcholin!
Da es viele cholinerge Gedächtnisprozesse gibt, lösen hohe Dosen von Atropin
Gedächtnisbeeinträchtigungen hervor!
4) Curare (ein Antagonist):
Curare bindet an den nikotinergen Rezeptor (ein weiterer Subtyp des
Acetylcholinrezeptors) und blockiert so die Übertragung an neuromuskulären
Synapsen!
Curare führt zu Lähmungen und kann über die Hemmung der Atmung zum Tod
führen!
5) Botulinustoxin (Botox, ein Antagonist):
Botulinustoxin ist genauso wie Curare ein nikotinerger Antagonist!
Es blockiert auch die Übertragung an der neuromuskulären Synapse und führt zu
Lähmungserscheinungen!
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